Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, March 14, 1867, Image 1

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zrgaa 1.,
Die
PesylvanischeStaats-Zeitnng
Herausgegeben von
Job. Georg Ripper,
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Theo. George.
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D e sch?n"d' Englisch
Juli S. '66;
Poesie.
Der vergnügte Farmer.
Arm >md klein ist meine Hütte,
Aber Ruh und Einigkeit,
Wohnt bei un; auf jedem Schritte,
Folget die Zufriedenheit;
Laß die Liebe bei uns wohnen,
Die nS Rosenkränze flicht.
Dann beneid ich Gold und Throne,
Auch den größten Fürsten nicht.
Wenn mein Weibchen mlr am Herzen,
Reihend wie ein Engel lieg,
Und mit Singen, nd mit Scherzen,
Sich in meinen Armen legt;
Wenn die Silberquelle rauschet,
Vor der kleinen Hütten Thür,
Nnd der Mond uns dann belausche,
Gott I afli Gott! wie tank ich dir.
Gleich beim ersten Sonnenstrahlt,
Weckt sie mich mit einem Kuß,
Sitzt mit mir beim Morgenmahlt,
Freuet sich der Sonne Gruß ;
Eile dann mit heitern Sinnen,
Fördert froh der Kinder Tand,
Und beginnet Flachs zu spinnen,
Der gepflanzt mit eigner Hand.
Gott! wie ist sie frisch und fröhlich,
Wenn sie Morgens früh aufsteht.
Gott! wie ist der Mensch so selig,
Welcher nicht um Reichthum fleht.
Arm und klein ist meine Hütte,
Doch der Sitz der Frömmigkeit,
Gott! erfülle was ich bitte,
Gib mir nur Genügsamkeit!
-feniltetoli.
Aus der Eroberung von
Dresden RBv.
0
Humoristische Skizze
E. Reinhardt in Dresden.
An einem Sonnabend —es war der 10.
Juni des Jahres 1806 verließ der
Calculator Knickig in Dresden seine
Erpedition in einer so niedergeschlagenen
Stimmung, so haltlos, daß er wie ein
nasser Papicrbvgcn zusammengesunken
wäre, ehe er die Treppe hinab kam, hätte
er sich nicht an seinem Regenschirm, dem
alten langjährigen treuen Freund und
Begleiter, aufrecht erhalten. Der alte
Freund bewährte sich trefflich und trug
die Last des CalculatorS ohne zu biegen
oder zu knacken. Er war auch keiner
jener neumodischen Hungerleider, denen
ein dünner schwarzer Rock um die dürren
eisernen Glieder schlottert, während das
Nückgrad kaum diese Glieder zu tragen
vermag. Wenn einer von beiden
Freunden mager war, so war es der Cal
culator, und es sah rhcr aus, als ging
das gute alte grünbaumwollene Para
plue mit einem neumodischen Regen
schirm, mit dem Calculator Knickig, spa
zieren, als umgekehrt.
Der Calculator kam sehr schwach auf
der Straße an und wäre von einem
Schwarme Schuljungen umgerissen wor
den, wenn ihn der Schirm nicht nochmals
gerettet hätte. Es war auch Ungeheu
erliches passlrt— UcbermcnschltcheS, den
Berechnungen und Voraussagungen
der gewiegtesten Politiker bet Helbig dt
rect Entgegenlaufendes: die Brücke
bei Riesa war abgebrannt und die bei
Meißen in die Luft gesprengt worden.
Die sächsische Armee war plötzlich ver
schwunden und kam plötzlich eben so
schnell wieder zum Vorschein, um wieder
spurlos zu verschwinden. Die Haupt
wachen standen leer und erlassen, wenn
man muthwtllige Jungen abrechnete,
die darin über Tisch und Bänke spran
gen und Uebcrmuth mit den Schilder
Häusern trieben. Es war ein Zustand
der Anarchie und die Schilderhäuser oh
ne Posten fast der Tod alter pensionirter
Militärs, welche überzeugt waren, daß
das Sonnensystem ohne Schtldwachen
in spätestens dreimal vtcrundzwanztg
Stunden zusammenbrechen müsse.
Standen aber alle Schilderhäuser
Entsetzen erregend leer, so stand hinwie
der da grüne Gewölbt nicht leer
die Bildergallerte hing voll der erste
Beste konnte sich die Madonna holen
oder ins grüne Gewölbe einbrechen, oh
ne daß sich nur Jemand danach umsah I
Das ging nicht an ; eine Stadt und
noch gar ine Residenz ohne Schildwa
chen ist ein Ding, das gegen alles Herkom
men läuft. Die alten penstonirten
Militärs beschlossen, sich für' Vater
land und die leeren Schilderhäuser zu
opfern. Die alte Garde stand wieder
auf und die Penstonirten suchten alte
Säbel und Flinten zusammen, banden
weiße Binden um den Arm, erschienen
in Ehrfurcht und Heiterkeit gebietender
Phalanx, und die Schilderhäuser wa
ren gerettet.
Wir müssen hier bekennen, daß wir
von militärischen Sachen gar nichts
verstehen, daß wir niemals begreift
konnten, weshalb überhaupt an verschie
dene Punkten Schtldwachen stehen,
an Punkten, wo S weder was zu stehlen
och zu ruinire gibt, ja sogar an Punk
ten, wo uns etwas gestohlen werden
könnte. Wir begreifen eben so we
nig weshalb man Eisenbahnen rutnirt,
auf denen ein Feind doch nicht zu fah
ren wagt, und wenn sie im besten Stand
wären, weshalb man Brücken abbrennt,
die in zwei Stunden wieder gangbar
gemacht sind. Wir glaubten immer, es
gehöre das zu den kleinen militärischen
Amüsements, die den Dienst erheitern,
denn Spaß muß sein.
So dachte auch die Schuljugend, in
deren Strom der Calculator gerieth,
und der gleich darauf einen Grenadier
der alten Garde umfluthete, der den Po
sten vor der Thür am Landhaus einge
nommen hatte.
Der würdige Veteran stand ernst und
felsenfest. Weshalb er eigentlich da vor
dem leeren Hause stand, im dem zur Zeit
auch keine Maus ein Krümchen finden
konnte, das wußte er freilich nicht.
Wäre der Landtag versammelt gewesen,
so gab es so viele Abgeordnete im Hause,
daß es keinem Menschen einfallen konnte,
mit ihnen anzubinden. Da bei Abge
ordneten bekanntlich nichts zu holen ist,
so wäre es auch schwerlich einem Spitz
buben in den Sinn gekommen hier zu
stehlen. Da aber kein Landtag war, so
konnte man ganz einfach die Thür zu
schließen, und die Sache war abgemacht.
Es stand aber ein Schilderhaus vor der
Thür erxo mußte auch eine Schild
wache dastehen.
Der gute Veteran war sich seiner Sa
che bewußtund hatte zur Feier des Tages
nicht bloß eine weiße Arm-, sondern
auch eine weiße Halsbinde angelegt, um
dadurch zu verstehen zu geben, daß er
der aristokratischen Richtung angehöre.
Das war sein Unglück. Nicht die
Halsbinde, sondern vielmehr seine rothe
Nase. Die der Schule entlaufene Brut
entdeckte nicht so bald dies Phänomen,
als sie auch schon ihre AngriffScolonnen
formirte und gegen den Veteranen vor
rücke. Der Würdige sah sich umringt
und angestaunt.
Das war ihm im ersten Augenblick
schmeichelhaft; die Jugend ehrte den
Helden, der eö gewagt, einen verlassenen
Posten im Angesicht des sich daherwäl
zenden Feindesheeres einzunehmen.
Da aber erhob eine Range die Stim
me. „Herr Chcses seht e mal —da
steht eenc Nase mit euer Flinte ! —Nee
die Nase!!"
„Nee die Nase !!" schrie der Chor.
Der Veteran fiel aus den Wolken.
Er sah sich entrüstet um und winkte dann
mit der Hand, ein Wink, der die Brut
in alle zweiunddreißig Weltgegenden
zerstreuen sollte. Die Brut zerstreute
sich aber nicht, sondern ward noch durch
einige Maschinenbau-Lehrlinge verstärkt,
welche junge Herren stets geneigt sind,
das Räderwerk alles Unheils einzu
schmieren.
„Nee die Nase!!" begann
der Chor auf's Neue.
Ein künftiger Borsig fragte sehr höf
lich, ob die Schildwache vielleicht gera
de aus der Schmiede käme, wo die Nase
frisch gepanzert worden, und ob sie ge
gen gezogene Kanonen fest sei. Der
Andere fragte, ob es Kupfer oder heißer
Stahl sei.
Dem Grenadier riß die Geduld: Er
zog die Flinte von der Achsel und ließ
sie martialisch in die linke Hand fallen,
das Bajonet auf die Jungen gerichtet.
Er erwartete eine allgemeine Retirade,
denn er kannte die heutige Brut noch
nicht. Vor vierzig Jahren war aller
dings ein Stadtsoldat im Stande, un
serer Hundert zu jagen. Wir erinnen
uns sehr deutlich, wie wir einmal den
Posten am Thomaspförtchen in Leipzig
dermaßen „ulkten" daß er endlich erklär
te: „Na Ihr Ludersch! Nu is Eich
aver Eier letztes Brot gebacken!" und
.... Das Schwert von der Hüfte
sich reißend,
Rannt auf uns er hinan wie voller
Begier zu ermorden!
Wie rannten wir vor dem alten
krummbeinigen Müller, und als einer
fiel und, sich schon gespießt glaubend,
furchtbar brüllte, welchen Satz machte
da der Stadtsoldat vor Schreck über
den Gestürzten hinweg! Jetzt ist es
anders; e gehört ein Linienregiment
mit hundertzwanzig Schritt in der
Minute dazu, um eine solche Brut in
die Flucht zu jagen.
Der Grenadier stand also bereit, ir
gend Jemand aufzuspießen. Die Ma
schinenrangtn standen in höchster See
lenruhe und besahen sich die Flinte wie
eine ganz neue Maschine. „Heern Se,"
sprach einer, „verlieren Se Ihren Hahn
ich; er is wacklich !"
Ein ungeheure Gelächter entstand.
Die Nase de Grenadier sprühte Feuer.
Er sah sich rund um. „Paßt auf,"
„paßtauf! Jetzt werd ich die Range
an die Wand spießen !"
„Des geht ich ; sets von Sandstein,
und da würde sich' Bajonet umbiegen,"
erkärte der Junge.
„Scheeret Euch augenblicklich zum
Deisel, oder ich gebe Feier!" schrie jetzt
der empörte Grenadier.
„Ach Herr Chefts, die Nase will Fei
er geben und hat kee Zündhütchen uf
der Flinte!"
„Da krieg' doch Eener gleich die Ver-
Harrisburg, Pa., Donnerstag, März I, 18S7.
recke l" sprach der Grenadier ganz ent
muthtgt, indem er die Flinte bet Fuß
nahm. Hierbei sah er fich Hülftsuchend
um und erblickte den Calculator!
„Ach, mei lieber Herr Calkelator !
Sind Se doch so gut, und hauen Se
emal die Rangen hinter die Ohren,"
hat er diesen.
Herr Kntckig war schon lange ergrimmt
über die Jungen. Er zog seinen Regen
schirm, schwang ihn drohend und rief:
„Marsch Ihr RangenS ! Auseinander!
oder . . .
„Reißt aus!" lachten die Jungen.
„Er hat' gezogenen Regenschirm.
En Vicrundzwanztg Pfünder!" setzte
Einer hinzu.
„Sind Se vielleicht dcr Vater von
der Schildwachc ? Alter Vatermörder ?"
fragte Einer, auf die etwas riesigen Va
termörder Knickig'S blickend.
Dieser ließ den Schirm sinken und
sah rathlos umher. Plötzlich winkte er
in die Ferne und rief: „Polizei l He!
Polizei! He! Arretiren!"
Er hatte gut rufen. Die Polizei war
heute nicht geneigt, sich in kleine Skan
dale zu menschen oder Jemand zu arre
tiren. Es mußteschoncin kleincrßaub
mord, Straßenraub oder Einbruch vor
kommen, wenn sie einschreiten sollte; sie
war froh, daß sie lebte nnd nicht selbst
arrctirt wurde.
ES erestirtc vollständige, höchst ge'
müthliche Anarchie in Dresden, eine
Anarchie, wie sie nur auf Helgoland zu
finden ist. Kein einziger Soldat in der
ganzen Stadt; keine Polizei zu sehen,
oder natürlich höflich. Ein Zustand,
der bis ans Ende aller Tage wünschens
werth wäre.
Daß der alte Grenadier auf seinem
Posten von den Rangen verhöhnt wur
de, war seine eigene Schuld; wer hieß
ihn sich dort hinstelle. Die Brut
verlief sich indeß bald, denn sie fühlte
Hunger. Dcr Calculator aber hielt
mit der Wache eine Jeremiade über den
Zcitlauf. Er war einer von Denen,
welche glaubten, daß Preußen für ewige
Zeiten auf dem Schimmel von Bron
zell innerhalb seiner Grenze herum
galoppiren werde, und nun war dieser
Schimmel dennoch über die Grenze ge
sprungen. DaS Ende aller Dinge war
nahe.
Trotzdem verließ weder den Calcla
tor noch den Grenadier die Lust eine
SonntagSpartei zu machen. Das ist
eine Leidenschaft, welche den Dresdnern
angeboren ist, die drei, vier Stunde
weit laufen oder „machen," wie sie sa
gen.
Dcr jüngere Nachwuchs hat zwar
durch die Eisenbahnen das Laufen ver
lernt und kommt höchstens bis zum Fel
senkellcr oder nach Lvschwitz, wozu das
verweichlichte Geschlecht auch och die
Eisenbahn und das Dampfschiff braucht,
während ihre Bäter per peäes aposto
loruw, beschwert mit Kinderwagen, Fa
milie, Bierflaschen und Butterbemmen
beim Morgengrauen tapfer ausrückten,
ins Paradies oder zu den heiligen Hal
len, wenn die „Boombluth" vorbei war.
Auch dcr Calculator und der Grena
dier hielten noch fest an jenem guten
Brauch, und Beide beschlossen, sich mor
gen nach Tisch beim Gevatter Zabitsch
zu treffen, wenn bis dahin nichts Außer
ordentliches passlrt sei.
„Un passen Se uf, Herr Calkulator
'S wird nischt! 'S ts Alles nur eine Thee
monstrahzion!" sprach der Grenadier
beim Abschied prophetisch, worauf ihm
der Calculator eine Prise bot, und et
was vom Schimmel von Bronzell mur
melnd verschwand.
Es wurde aber doch was. Die Po
lttiker bei Helbig, besonders die am gro
ßen runden Sammettische, der, von
glänzend gerutschten Ledersesseln umge
ben, für den gewöhnlichen Dresdener
oder gar Fremden unnahbar, die politi
schen Neuigkeiten aus erster Ouelle er
hielt, diese sicheren, allwissenden, diplo
matischen Stammgäste waren schon am
Sonnabend Abend schwankend nnd auf
geregt. Einige Sitze blieben leer, wie
der Banko'S; daß die Geister dieser
Plätze etwa erscheinen würden, war nicht
zu füsschten; es war ja nicht möglich!
Ein Fremder, der sich dort zufällig nie
derließ, wurde nur mit stummen Miß
trauen aufgenommen, während sich sonst
in solchem Fall ein entrüstetes Erstau
nen kundgab.
Die Bankos kamen nach und nach an
und brachten ungeheuerliche Nachrichten
mit. „Sie" sollten schon in Meißen
sein. Leipzig besetzt die Raths
herren gefangen, sollten zehn Milli
on Contribntion zahlen.—BekamenHä
ringe zu essen und nichts zu trinken,
ganz wie nnter dem alten Fritzen!
Dann kamen unbestimmte Gerüchte
von gesehenen Feinden von Schüssen,
von Kanonendonner und Spionen.
Endlich gegen 11 Uhr langte der letzte
Stammgast, der Calculator, an und er
zählte schreckenbleich, daß man ihn bei
nahe für einen preußischen Spion gehal
ten und an das Wachtfeuer der Garde
reiter im Gehege geschleppt habe, wo er
fich hinter eine Linde gestellt, um das
Treiben der Soldaten unbemerkt mit
anzusehen.
„Ich wär' Sie, res Gott, beinahe
von unseren eigenen Leuten fgehenlt
worden—ufgehenkt! sage ich Sie, wenn
nich noch seine kenigliche Hoheit der
Kronprinz mich eigenhändig gelebens
rettet hätte. De kenigliche Hoheit hat
aber die Gnad, mich höchst eigenhän
dig zu kennen, und meente, ich wäre e
treier Sachse und viel eher e sächsischer
als e preischer Spion."
Hier bemerkte der Calculator den
Fremden am Tisch und brach erschrocken
ab. Man konnt nicht wissen. Er
warf einen scheuen Blick auf den Gast,
trank das Bier aus und wankte an der
Seite seines Regenschirme nach Haus,
um zu träumen, daß er unter dem Schutz
dieses JnventarstückS als sächsischer
Spion die preußstche Armee umschleiche,
während der Schimmel von Bronzell
seinen Schri ten wie ein Bluthund fol
ge.
Der Calculator war Jnnggescll und
lebte mit seinem Regenschirme ganz al
lein. Bei Tagesanbruch erwackte er
aus seinem bösen Traum. Er sah et
was verstört um sich und fühlte nach
seinem Hals. Dann goß er Spiritus
unter die Kaffee-Maschine und zündete
ihn an, worauf er in die blaue Flamme
blickend murmelte:
„Das kann recht hübsch werden! Bei
Gott! Wer steht einem denn dafür, daß
man nicht als Spion gepackt und auf
gehängt wird? Die Soldaten fragen
den Teufel danach. Nee, nee, man kann
sich nicht hinauswagen; man könnte
irgend einem StreiscorpS in die Hände
fallen, was einen im Walde aushängte
und weiter ginge. Nee, da bleiben wer
lieber in dcr Stadt."
Hier ward er vom Brausen des Was
sers unterbrochen, welches zu kochen be
gann. Er kehrte die Maschine um und
wiederholte : ,',Nee, da bleiben mir lie
ber in der Stadt."
ES war eine so festgestellte Sache wie
die der Mondphasen, daß sich der Cal
culator das Halstuch umband, während
der Kaffee durchlief, worauf erst ringe
schenkt wurde. Er faßte deshalb nach
dem Halstuch den Stiel der Maschine
und goß ein, aber keinen dunkelbraunen
Kaffee, sondern Helles klares Wasser.
Er hatte den gemahlenen Kaffee hinein
zuthun vergessen und mußte unter Ach
Gott und Herr CheseS nochmals von
vorn anfangen.
Der Krieg begann schon seine verderb
lichen Wirkungen zu äußern ; er brachte
den Calculator um einen Drcier für
Spiritus.
Herrn Knickig'S Neigung für BiSmark
ward dadurch nicht gehoben. Er zog
sich an, um zu Gevatter Zabitsch zu ge
hen und zu hören, was dieser zum gegen
wärtigen Standpunkt der Weltgeschichte
sage.
Der Gevatter Zabitsch war ein
Schneidermeister und der langjährige
Wandercumpan des CalculatorS auf
den sonntäglichen Spaziergängen. Er
zählte zu den größten Preußenfeinden
und konnte besonders die Berliner nicht
leiden, erstens weil die Berliner Klei
derhändler das Geschäft herunterbrach
ten, und zweitens, weil ihm speciell ein
mal ein Berliner mit ein paar Beinklei
dern durchgegangen war. Er mußte
sich recht mit des Lebenssorgen herum
balgen und arbeitete bei den schechten
Zritläufen ganz allein. Eben so mager
und schmal wie'ftin Freund Knickig, be
saß er jedoch einen rapiaden Geist, war
voll ungeheuerlicher tollkühner Entwürfe
und konnte unglaublich weit laufen, oh
ne einzukehren.
Der Calculator fand den Meister in ei
ner wahren Berftrkrrwuth über den Ab
zug der sächsische Armee. Aergerte sich
Zabitsch über die Berliner im Allgemei
nen, so war der Kladeradatsch im Be
sonderen ein Nagel zu seinem Sarge,
vorzüglich wenn ein Artikel darinstand,
der mit Et Herr ChcftS anfing oder wenn
gar Herr von Beust darin abgemalt war.
Als das Bild erschien, wo die sächsische
Armee beim Erblicken der ersten Pickel
haube über die bömische Grenze ausrückt,
hatte der Meister nur seiner mageren
LeibeSconstitution das Ausbleiben ei
nes Schlaganfalles zu danken, und nun
mußte er erleben, daß die Sache in
Wirkungen genauso kam. E wa?
fast gefährlich, ihm nahe zu kommen,
denn er schnappte mit seiner Wuth in
einer so rücksichtslosen Weift mit der
Scheere umher, daß die Gliedmaßen
von Frau und Tochter auf dem Spiele
standen.
Die Tochter besonders, die Gustel,
ein so liebes und schönes schwarzhaariges
Mädchen, wie nur jemals in Sachsen
eins gewachsen, mußte den Grimm de
Vaters tragen, weil sie ihr Herz einem
Preußen schenkte, als sie eine Zeit lang
in Berlin bei Verwandten zubrachte.
Wilhelm, der Erwählte, war ein wohlha
bender junger Mann aus Köln, der ein
kaufmännisches Geschäft in Berlin grün
den wollte, um dann die Gustel zu holen.
Seit dem politischen Sturm hatte er je
doch nicht wieder geschrieben,
s (Fortsetzung folgt.)
Die Cnrrntztio i den rie>hn
hiftn.
Interessante Enthüll n
g e n.
Wie Eontraktoren reich wurde
nd die Ration in Schulden
erieth.
Daß während des Bürgerkrieg hunderte von
Contractoren und im Dienst der Bundes regit
rung stehende Personen fich auf Kosten der Na
loualkaffe bereichert haben, weiß jedes Kind.
Die Corrnption erstreckte sich von de Vertreter
eines Staate im Senate dl zu dem einfachen
Angestellten in der Navy-Zsard hiaad. Beson
ders systematisch wurde der Betrug in dem Ma
nnedepartemen betrieben, und die Mißvrrwal
tung desselbeu trat endlich so offen zu Tage, daß
Untersuchung beauftragt wurde.
Zum Chef dieser UntersuchungSeommission
ernannte der Mariuejeketär den Oberste
Olcott. Einige der Resultate dieser Uuter-
Die Bücher in den „Dock-AardS" befanden
sich in einem schauderhasten Zustande; von n-
Büchern vor, aber sie standen nicht in ordent
licht Zusammenhange mit einander. Sie
schienen blos dazu zu enstircu, um die corruvtea
„Tricks" Derjenigen, welche Cootrole über sie
besaßen, zu verdecken. Viele davon waren nie.
serlich, unentzifferbar. Dle durch die Commis
sion veranlaßten Enthüllungen riefen damals
Seite geschafft. Letztere bauten sich aus de ge
stohlenen Material Häuser. Der letzte Arbeiter
wurde von der Eorruption angesteckt und eigue
oder leicht verwerthen konnte. Leute, die vor vier
Jahren einen Tagelohn von 52 der 52.50Ct5.
erhielten und dich unter dem Dache wohnten
als sie in den „Navv ZsardS" angestellt wurden,
sind jetzt Hauseigenlhümer und haben Gelder
Frauen , kostbare Shawls gedüllt, einher
andeln. Die Clerks tranken trotz einem lah
reSgehatt von nur 51200 fast nicht Anderes
als Champagner und theilte meist ihren Raub
mit Repräsentantinnen des ultraliberalen Thei
les drs schönen Geschlecht.
Es gab in den meisten Navy-PardS soge
nannte „DummieS", d. h. Clerks, die blos ans
der Zahlungslifte, nicht aber in Wirklichkeit,
eristirte. In einem KrieqSdauhafe bezogen 3
Clerks Monate laug außer ihrem eigenen Ge
halt noch das Salair von 20 in Wirklichkeit
nicht eristirendeu Clerks!!
Viele der Angestellten entschuldigten spezielle
Freunden gegenüber ihre corruple Handlungs
weise damit, daß sie von ihre reguläre Sa
lair 16—20 Prozent an die höhere Beamte
für politische Zwecke abliefern müßten, mithin
gezwungen seien, sich durch Veruntreuung
schadlos zu halten.
Ein glaubwürdiger Zeuge ersichert, daß er
einen „Naval Storekeeper" drei Rechnungen
für 16M0 Gallonen Oel als correc unterzeich,
neu sah, bschon der genannte Beamte gewußt
habe, daß die betr. Fässer zusammen blos
000 Gallonen enthielten. Die Fälle, in eiche
Beamte durch Cooperiren mit Lieferanten die
Regierung um große Summen betrogen, find
sehr zahlreich—kurz, die Gaunerei wurde so ft
ftcmatisch und mit einer so ekelhaften Frechheit
betrieben, daß hervorragende New-Zorker Kauf
leute erklärten, ohne auf die Selbstachtung zu
verzichten, könne man nicht in Verbindung mit
dem Mariaedepartement treten, von Seite
dieser Kaufleute sind nun auch Schritte gethan
worden, um über die Quelle der Corrnption
und entsprechende Abhülfe nd Reformen eine
Untersuchung zu veranlassen. Die von der Re
gierung angeordnete Inspektion ist och augel
hast, denn den professionellen Eontraktore wird
durch dieselbe keineswegs das Handwek gelegt.
Eine gründliche Reorganisation de Verwalt
ungSftstemS in den Kriegsbaubäfen—da ist es
was Noth thut und was jetzt von Kaufleuten
Boston s, New-Zlork und Philadelphia'S ange
stellt wird.
Die Koauertirnt - Whl :r.
Am l. Montag im April findet die StaatS-
Wahl in Tonnecticut statt. Dieselbe Gou
vernörs-Eandidaten, die sich in 1866 gegenüber
standen, find diesmal wieder im Felde —James
E. Englift auf demokratischer und Joseph Zt.
Ha wie auf der radikalen Seite. I letzten
Jahre gewann Hawlep de Sieg mit nur 52V
Stimmen Mehrheit unter Umständen, die fich
seitdem wesentlich geändert habe. Damals
gab Hawlep vor, zur Versöhnung bereit,zwischu
Idem Tongreß nd dem Präsidenten zu stehen;
jetzt erklärt er fich in seine Blatt Harfford
Preß enffchleden für die Umsturz-Politik der
StevenS-Butler Clique. Damals benutzte an
das Eonftitution - Amendement zur Beschöni
gung der waren Absichten und Ansichten der
Radikalen ; jetzt ist Einführung eine Militär-
DespotiSmuS offen ihr Wahlruf. Damals
waren das "Impsackmmu" de Präsidenten
und die Antastung dcr konstitutionellen Stell
ung der Supreme Sourt noch ich zur offenen
Parteifrage geworden. Damals war da Ne
gerstimmrecht dem Distrikt Columbia noch nicht
aufgezwungen ordra. Jetzt kann über alle
diese Punkte kein Zweifel mehr herrschen: Und
deshalb schaarte sich anch dt Demokraten
aller Schatttrungen bei der neuliche Staats-
Convention enger zusammen als je zuvor, nd
sogar das conservatlve Element war so stark bei
uug des Bolkes auf ihren Wahlzettel gestellt
andereu zu eckdienlichen Mitteln gehörig ein
ölen.
Was aber soll man von einem demokratisch
sei wollenden Bialte wie die „New rk
ker Staat S-Z eitung" denken, daß ge-
Partei."
wird sie auch mitßezug aus die Connccticut
wabl dasselbe thun. R. Adler.
DaS Stimmrecht im Süden.
der den Stand der Dinge im Süden:
„Von „Invasion" oder „Rebellion" im Sll
den oder von einem Widerstand gegen die
Bundesregierung ist nirgends Etwas zu sehen.
Die Autorität der Ver. Staaten wird in allen
Staate respektirt; die Bundesgerichte üben
ihre Funktionen ungestört aus und ihre Rich
ersprüche erden überall in Ausführung ge
bracht und mit dem nöthigen Gehorsam als
unumstößlich respeklirt. Die Erklärung des
Kriegszustandes unter dem Vorwande der
Auftechlerhaltung der „allgemeinen Sicher
heit" ist daher nicht blos ohne jede Begrün
dung, soweit die bestehenden Verhältnisse im
Süden in Bewacht kommen, sondern sie ist
auch eine flagrante Verletzung der Constitu
tion.
zu befürchten sei, ist ein so verächtlicher Vor
wand für eine derartige Maßregel, daß der
Norden sich desselben schämen sollte. Die Po
litiker de Nordens, welche sich zur Förderung
Der Richmond „Whig" erklärt sich gegen
alle bisher in Vorschlag gebrachten Reconstruk
tionsprojekte, fordert aber den Süden zur „Ge
duld" auf; er sog:
„Armuth und Hülflosigkeit sind gewöhnlich
nicht geeignet, Achtung einzuflößen. Aber die
südlichen Staaten haben, wenn sie auch verarmt
sein mögen, denaoch Anspruch auf Achtung.
Ihre schweigende Würde, ihre männliche, mit
keiner Wehklage verbundene Unterwerfung,
ihre prompte, peremtorische und einmüthige
Weigerung, ihre Wiederaufnahme in den Eon
greß um den Preis ihrer Ehre zu erkaufen und
der Ernst, mit dem sie sich der Arbeit und ihren
Geschäften widmen, haben ihnen die allgemeine
Achtung gesichert. Der Süden hat gezeigt, daß
er sich selbst achte, und einem solchen Gegner
kann die Welt ihre Achtung nicht erjagen. Ne
benbei hat der Süden auch auf Sympathien
Anspruch—auf die Sympathien Derer, welchen
er in einem unseligen Bürgerkriege unterliegen
mußte. Bis jetzt kann sich aber der Süden der
wirtlichen Svmpathien des Nordens nicht rüh
men. Er befitzt auch im Augenblicke nicht die
Macht, selbstständig seine Forderungen geltend
zu machen, sondern repräsentirt blos eine pas-
Dasselbe Blatt sagt, daß eS eine wohlthätige
Wirkung auf da Volk de Süden ausüben
müsse, wenn es genöthigt sei, seiner Industrie,
Rrs. s
Land seinen Geschäfte eh Aufmerksamkeit
zu schenken al er Politik, während früher da
Gegentheil der Fall gewesen. E sagt:
„Es lst ei elgenkhümllche Zusammentref
fea, daß—während wir im Süden n nicht
mehr viel um Politik kümmern nd nützlicheren
Geschäften nachgehen, der Norden sein frühere
Interesse für die materielle Wohlfahrt und die
Entwickelung der Refturcr es Lande verlo
ren zu haben scheint, und Politik und nicht al
Politik treibt. Der Norden fühlt, daß er zum
ersten Mal die Zügel der Regierung in seinen
Händen hält nd er scheint estSndtg z fürch
en, die letzteren möchten ihm teder entfallen
wenn er in seiner Aufmerksamkeit auf die poli
tische Situation auch nur einen Moment nach
lassen sollte. Im Norde hat fich gegeuwättig
jede Krau, ja jedes Kind aus Politik nd
StzialSklughti geworfen, und heschäftigt sich
mit der „politischen Philosophie". Lassen wir
dem Norden seine Arendt an seinem neuen
Spielzeug; laß un arbeiten, während das
Volk des Norden mit Politik tändelt. Wer
wir die Pflichten, dienn jetzt zukommen, ge
wissenhaft erfülle, so können wir in zeh Jah
ren nicht blos allem omßürgerftieg yerursachlen
Schaden wieder gut machen, sondern anch in
materieller Hinficht riefige Fortschritte aufwei
sen. Der gegenwärtige Generation de Sü
den ist es vorbehalte, allen künftige Genera
tionen zu beweisen, daß, wenn der Süden seine
Resourcen erst entwickelt, es Ihm beschleden ist,
sich einst größeren Wohlstände und einer grö
ßeren Mach zu rühmen, als er jemals vorher
besaß."
Di Lynchchburg (Va.) „NewS," elche sich
in der Reeonftruklionsftage auf demselden
Standpunkt stellt, sagt:
„Wenn die RekonstruktionSprojckte sich mit
unserer Ehre ertragen, so können wir sie an
können wir dieselben verwerfe, nd dadurch
zeigen, daß wir nicht aufgehört habe, >NS
selbst zu achte.
„Der Süden sollte sich unter keiner Bedin
gung vcm Norden den Fuß auf den Nacken setz
en lassen: wollte er sich die gefallen lassen, so
würde er die Möglichkeit, endlich wkder seine
verfassungsmäßigen Rechte zu erlangen, nur
Die Richmond (Va.) „Dispatch" sagt, es
sei vergeblich, mit dem Norden sich auf Argu
mente einzulassen; die RelonstruktionSpläne
Ruder befindliche Partei:
dcu oder Ucberredung gegenüber „solcheu M ir
schcn" (wie die Radikalen und die republika
nische Partei im Allgemeinen sind) betrifft, so
könnte man ebenso gut den Versuch machen.
Vernunftgründe und Ueberredung wirken zu
ollen. Di Radikale haben —nm bildlich
zu spreche, den Zügel zwischen ihren Zäh-
Kampf eines Adler mit einem
Bullenbeißer.
Der Milwaukee „Seebote" ist für folgende
Geschichte verantwortlich: Hr. Thomas Couly
von Marquette, Green Lake Eounty Wisconsin,
hat einen sehr großen Hund, der ein Mittelding
zwischen dem Neufundländer und Bullenbrißer
is. Derselbe hatte unlängst mit einem großen
grauen Adler, der von der einen Flügelspitze zur
andern seine l 2 Fuß maß, eine heißen Kampf
zu bestehen, bei Hellem Tage, an de schönen
Usern drs ForfluffeS. Der Adler scheu, bei
gutem Appetit gewesen zu sein und hatte sich
diesen Hund al leckere Dinner auSersehen.
Pfeilschnell schoß der König der Vögel aus den
unermeßlichen Regionen seines HerschergebieteS
auf den wachehaltenden Hund herab und nun
entstand zwischen beiden in wüthender Kampf.
Der Hund, der schon einen großen Bären in
die Flucht geschlagech der mit ähnlichen Absich
ten, wie der Adler, ihm zu Leibe gerückt war,
wollte sich seinen Ruhm nicht streitig machen
lassen. Er dlieb auch in diesem Kampft Sieger;
doch erst nach einer ollen Stunde gelaug e ihm,
den Adler kampfunfähig zu machen. So furcht
bar wurde ihm vom königlichen Vogel zugesetzt.
Und wer weiß, oh dieser sich nicht noch zu einer
zweiten Schlacht aufgerafft haben würde, wäre
Hrn. Conley'S Sohn nicht mit einer Mistgabel
herbeigeeilt, um dem Hund Beistaad zu bringen
Kaum gewahrt die der Adler, als er den Hund
losließ, m sich gegen dessenAlltirte zu eaden.
Endlich mußte er doch der Uebermacht weichen
und wurde zum Gefangene gemacht.
Sonberbar. Ein junger Deutscher in
Milwaukee, WiSc., Namen Wilver, behaup.
Icte neulich, baß er mit seiner Faust da Tasel
werk einer starken Thür durchschlage könne.—
Er that S auch wirklich, und e schien, als ob
für ihm weiter keine nachtheilige Folgen daraus
entstehen würden, al daß seine Fingerknochel
wund geworden waren. Seine Hand wurde
verbunden, und es erschien Alle inOrdnung.—
Aber bald darauf schrumpfte die Hand zusammen
und wurde wie todt. Sie hat jetzt nur noch die
Hälfte ihrer früheren Größe und ist völlig un
brauchbar. Die Aerzte wissen nicht, wa zu thun
da ihnen noch kein Fall dieser Art rgekommen
ist- .
Sehr fromme Seelen. —Die Zsoung
Men s Christian Association in Milwaukie hat
ein Programm veröffentlicht, laut welchem sie
jede Woche an vier Abenden für je eine der fol
genden,nach ihrer Ansicht höchst bedauernswerthen
Menschenklassen betet: t) für die Heiden, 2) für
die Juden, 3) für die Katholiken und 4) für
die Könige und sonstige Machthaber. Sin derar
tiger hirnverbrannter Unsinn kann doch, bloß
nur von den heuchlerischen und gleißnerischen
Aankec'S aufs Tapet gebracht werden. ,
Auch nicht Übel. —ln einer Tem
perenz-Loge wurde sehr eifrig darüber debattirt,
ob es zulässig sei Eider zu trinken. Endlich er
hob sich eine jungt Dame zum zweite Male,
gab eine herrliche Schilderung da, was der
Eider für ein gutes Getränk sei, nd schloß mit
den Worten: Eider ist eine Nothwendigkeit
für mich und ich muß welchen haben. Niemand
soll mir s verwehren und wenn ihr beschließt,
daß es unrecht sei, Tiber zu trinken, so eß ich
Aepfel und kriegt mir einen hübschen jungen
Mann, um mich zu „pressen," denn ohne den
köstlichen Repfelsaft kann ich nun und nimmer
sein."