Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, February 14, 1867, Image 1

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    Hoursglbmischt Släckk-tiinny
Jahrgang I-,
D i e
PennfylvanischeZtaals-Ztitung
Jot,. Georg Ripper,
erschein! jeden Donntrstaq. iinv kostet Ä.VO
per Jahr, zahlbar innerhalb deslahre, und
Ol.Sfi nach Vcrfluß des Jahrgangs.
Einzelne Eremplaien, g EcntS per Stück.
Keine Subskriptionen werde für weniger
als secks Monaten angenommen: auch kann
Niemand das Blatt abbestellen, bis alle Rück
stände bezahl! sind.
Anzeigen werden zu den gewöhnlichen Peel
sen inserirt.
Officen - in der „(Patriot und Union"
Druckerei, Dritte Straße, Harrisdarg, und
ln der „Intelligenter" Druckerei, am Ccnire
Square, Lancaster.
Än^eigcn.
Xcnel Groceric
nd Teutsche Früchte - Laden.!
Theo. George,
benachrichtigt achtungsvoll seine Freunde und:
das Publikum überhaupt, daß er einen neuen
Grorcrir und dentsihr Früchte- !
Lade,
Ecke der Strnwberrp und Dew !
bcrry Allev,
(zwischen der Dritten nd lic Straße,) !
eröffnet hat, wo er stets eine große Auswahl
Gropkrieii, deutsrhe Früchten,
Deutsche Zwelsche,
Französische Pflaumen, Birnen,
Aepfcl, Rosinen, Coriandcr, Linsen,
Erbsen, Bohnen, G.rste, Grütze, z
Ä i> m n ,i, L si löl,
Schweizer- und Limburgcr Käse,
Spielkarten, :c., ic.
zu verkaufen a Hand hält.
Zum freundiicheinVcsuch ladet ergebenst ein >
Theo. George.
Harrisburg, Juni 28, >866.
Restauration und Oyster
snlon,
Ecke dee Zweiten äe Vine Straße,!
arrishlirg,^Pa^
Oystcr-Salon und Restauration
eröffnet hat. Es wird sein Bestreben sein, stets
die besten
Delikatessen sowie gute Getränke
freundlichen r. esiichc ein.
Carl Bau mann.
HarrPhurg, Oktober 18. >866.
Boltou's Hotel,
(früher Viibler Hau,)
Harriöburg, Pa.
G e o. I. Bvltoii,
Nov. 8, '66. Eigenthümer. !
Hutehison s Hotel, !
(früher Brad Haus,)
Ecke der State nd Dritte Straße,
dem Eapitol grgenübrr,
Harritzburg, Prnn
D. H. Hutckiso.
Jan. ZI.
Georg Doehne's
Ale- K Porter-Brauerei,
Ecke von Blackberrv und Dewberrv Alley,
(nahe EheSnut Straße,)
jlqi'i'lsbilics. Lq.
Ale und Porter
AililM Etiles.
Ost-CbrSnut Straße, nahe dem Depot.
Lancastrr, Pa.
Adam Schuft, Eigembümer.
einvffeölt dem
Getränke und reelle Bedienung. Bier, dem
scher und französischer Wein, und reine Geträn
ke stet auf Hand. Zum freundlichen Besuch
A dam Sch u h.
Lancaster. Sept..', I8l!6.
State Caiitol Restauration,
Ehesniit Strafie,
zwiscke der Zweite und Dritten,
Zssti'i'lsstifl'cz,
Der Unterzeichnete l>at i seinem Hause den
obigen eleganten Salon auf's Beste eingerichtet,
und wird sich jederzeit öemüben, alle Wünsche
seiner werthen Gäste Rechnung zu tragen.
Austern, Geflügel, Suppen,
sowie überhaupt alle Delikatessen der
Saison werden in feinster Zubereitung servir.
Ale, dcntscke Weine,
Cigarren, >e., ,c.
Um recht zahlreichen Zuspruch bittet
Georg Schultheis.
Harrisburg, August lii, 1866.
Liquors
Rro. 48 Rord-Vierte Straße
zwischen Walnut und Marktstraße
SeinWaarenvoriaih umfaßt verschiedene Sor
en ausländischer nd inländischer Getränke, als
Rrattdll.wemW,.Misky
Reinen Old Nye, (kupftrdeftillirl,)
und Monongahela;
ferner, srhr alte nd guten
Rye Whisky.
Ganz auSgrzeichurtcn
Scotch Nlhisky, Champagarr,
Klare, Seberrn und Port Wein,
Bitters, Ginger - Brandy, Brom
beeren - Brandy, ic.
Personen, welche Einkaufe zu inachen geson
nen sinr, ersuche ich crqebcnsMci mir vorzuspre
chen, indem ich ihnen vollständige Zufriedensicl
lung binsichtlich de Preises iid der Qualität
zusicher-,
James B. Stewart.
Nro. lh Nord - Viert Straße,
zwischen Walnut und Marktstraße.
Harrisburg, Jan. 24.
Poesie.
Die Muttersprache.
Von
Theodore 8011.
ES ruft im tiefste Herzen
Der Muttersprache Klang,
Und tönet sanft im Obre.
Wie Saiten und Gesang.
AiS wir per Heimaib Auen
Verließen thräncnvoll.
Von Bergen, Hügeln, Thälern.
Ihr süßer Klang erscholl.
Auf Blumenwirsen, tändelnd,
Der Himmel schien uns blauer.
Die Blumen blinden schön.
Der Muttersprache Laule
Erklang'n von BeegeShöd'n,
Vom Felde tönte leise.
Wie ferner OrgeZklang,
Ein Lied in Heimalhssprache
Der Himmel gaö als Erdtheil
Sie uns am fernen Strand.
Beim frohen Rundgesange
Der Muttersprach' sich frrn'n.
.fl'llissl'lon.
Das Pfeiserhännslein.
6
(Fortsetzung.)
s.
Ach. iollt' ich dir nicht mehr traue 7
Dich nicht mehr halten für wahr ?
Darauf sein Glück es gcöaut 7
Erst nachdem Mariecken das Tbier
befriedigt und sorgfältig die Spuren ih
rer Thränen vertilgt hatte, trat sie zur
Mutter, um das Feuer des Heerdes zu
schüren, daran das Süvpiei für die Alte
kochte.
Ein Blick der Alten fuhr über da
da Antlitz des Mädchens, und, er reich
te hin, ihr die Spuren der Thränen zu
verrathen,die Mariecken umsonst zu ver
bergen sich bemüht hatte.
„Gewißlich hat er dir wieder von sei
nen Träumen und Erscheinungen vor
gesabelt?" fragte die Alte.
Marie schwieg und senkte tiefer da
schöne Haupt.
„Nun," fragte die Mutter, „ist's
nicht so 7"
„Ach, liebe Mutter," sagte sie bittend,
„er träumtja nickt. Die heilige Jung
frau —"
„Siehst du, da ist wieder sein Hoch
muth, der sich für die Erwählten hält
nd oben hinaus will. Nur mit den
reichen Leuten, dem Pfarrer und dem
Ritter pflegt er Umgang. Ist es ein
Wunder, daß eS ihm hier nickt mehr,
nicht mclir bei dir gefällt 7
„Hoch hinauf, gebt tief hinab. Mäd
ckeu, bedenk' daß er dick nickt mitreißt
in seinen Fall! Die heilige Jungfrau
sei ihm erschienen 7 Ja, ihm dem Kuh
hirten, erscheint die heilige Jungfrau,
als ob's keine Nonnen, keine heiligen
Himmelsbräute, keine frommen Brüder
nd Geistliche, Bischöfe und Erzbischöfe
mehr gäbe 7 Einem Narren soll er's
weiß machen, mir nicht! Da sagt ?r,
die heilige Jungfrau habe tbm gesagt,
er solle predigen, daß sich das Volk be
waffne und aufstehc gegen den Bischof,
der das Volk scheerc und mit der Wolle
sich weich bette. Glaubst du, daß sich
die heilige Jungfrau in Weltbändel
mische und die heiligen Bischöfe hänselt
und zu Blutvergießen rätb7 Es ist
meiner Lebtage nicht wahr!"
„Er lügt nicht, Mutter!" sagte mit
bitteren Thränen da arme Mädcken.
„Glaub'S auck, Kind," erwiederte die
Alte; „aber er ist verrückt und meint,
was er träume, sei wahr. Wovon das
Herz voll ist, träumt die Seele, und die
reichen Leute, die Freibauern, Ritter und
selbst unser Pfarrer gebrauchen ihn, daß
er für sie die Kastanien an dem Feuer
hole; er verbrennt flck die Finger und
sie essen sie!"
„Ack, Mutter, Mutier! scheltet ibn
keinen Narren, er redet so klug ; er pre
diget besser, als der Pfarrer —" rief
das Mädcken.
„Glaub'S wohl," entgegnete die Mut
ter. „Das sind Gaben, die hat er;
aber hast du den tollen Andres nicht ge
kannt, der auch in dem Gewässer umge
kommen ist ? Sprach der nicht auch klug ?
aber wenn er daranf zu reden kam, er
sei der Pabst, so war er ein Narr, wie
Einer. ES gibt ja Narren, die nur
Ein Steckenpferd reiten, sonst ganz ge
schetdte Leute sind! Es ist vielleicht noch
Zeit. Warne, warne ihn !"
„Ach, lieb Mutter, ich that's ja
aber —"
„Aber? Gelt! Da Hat'S gehapert?
Da ist er wieder in die Gerstenflur ge
rathen, wenn du in Kornfeld wolltest?
Es sitzt zu fest bei ihm. Ich bleib' bet
meinem Grundsatz : Einer Geis gehört
kein langer Schwanz, sonst hätt' ihr un
ser lieber Herr Gott schon einen ge
macht."
„'Ach, Mütlerlein, seid nicht so hart!"
! flehte Marie. „Er ist nickt stolz. ES
> ist kein Hochmuth. Wenn da gesckc
ben ist, wozu ihn die heilige Jungfrau
berufe hat, so nimmt er wieder den
Ringcistock, Pfeife und Handpauke nd
beiratket mich." Sie erröthcte bei
diesen Worten und sah unter sich.
„Wenn und Aber!" rief die Mutter.
„Das sind die Halsbrechcr In dieser Welt.
Brauchst nicht roth zu werden, arme
Kind; das ist Gottes Wille und Ord
nung so, und ist so gewesen seit Anno I.
Das gefällt mir nicht, daß er sich hinter
die vermaledeiten Wenn und Aber
verkrieche, wie ein Hamster in seine
Höhle. Immer und ewig kommt er
wieder auf sein altes Lied von seinem
heiligen Berufe. Da Ende wird sein,
daß er erhöbet wird wie der Haman,
von dem der Bruder EapistranuS
erzäblte."
Marie erbebte und brach sck'icr zusam
men.
Erst jetzt merkte die Mutter, wie sie
ibr armes Kind gefoltert hatte, und
das weiche Multerherz musitc bereuen,
was sie gesagt.
„Ihr könntet so glücklich sein," sagte
die Mutter. "Das Hirtenlohn reichte
bin, Euch zu ernähren, und im Winter
verdiente er schweres Geiv durch Pfeife
nd Hadva,c. Da PfeiserbänSlein
bat einen guten Ruf im Lande weit und
breit, nd ist gerne gesehen. Klein und
rein, bauet da Häusclein."
„Möchte er doch da einmal von Euch
hören!" sagte bittend das arme Mäd
chen.
Sag' das ihm, Kind ! Dir steht's zu,
und dich hört er au. Wenn ich anfan
ge, gebt er durch."
„Ich kann nicht!" war Mariens
tbränenbegleitete Antwort.
„Was 7 kann nickt 7" rief die Mut
ter, die nun alsbald wieder in ihre alte
ssiolle fiel. „Du meinst in deiner Ein
falt er sei ei Heiliger, am End' ein
Herrgott 7 Guckst au ibm hinaus, als
stünd' er über dir 7 Da hab' ich'S iil
meiem Peter (Gott bah' ihn selig!)
anders gehalten. Wenn der einen
Bocksprung macheu wollie, da hab' ick
ihm den Kopf gewaschen, und gleich
war er wieder im allen Gleise. Was
soll'S mit Eurer Ehe werden, wenn das
so geht ? So zimperlich, als sei er ein
Gras! Der backt dir och das Muß
auf dem Kopfe. Nein, wenn du eine
Lehre von der alten Mutter annchmen
willst so ziehe dir ihn bei Zeiten. Die
Mäuner müssen gehorchen, sonst ist der
Teufel los im Hause. Sie müssen ge
horchen; aber merken dürfen sie das
nicht. Sie müssen nach der Pfeift der
Frau tanzen, ohne daß sie es klingen
hören. Mein guter Peter (Gott hab'
ibn selig), dein guter Vater, war auch
ein Mann, groß wie der Hanns, aber
er borte auf's Wort, und ich halte alle
Tage Recht.
„Stelle dich zornig und bös. Marie
chen. Weine einmal ein Stück. Hilft
das nickt, so bitte und flehe; geht'S so
nicht, so zanke ; bleibt auch das ohne
Frucht, so thue, als habest du ihn nicht
mehr lieb und scherze mit einem andern
Bursche. Das hilft gewiß, und so ge
lingt es dir, ihn abzubltngen von sei
nem tollen, unglückseligen Wege, dessen
Ende nur Verderben sein kann. Folge
meinem Worte, du wirst es nicht zu be
reuen haben."
Gesenkten Hauvtö und schweren Her
zens verließ das Mädchen die Mutter.
Ihre Liebe war ihr Leid, und doch konn
te sie nicht von ihm lassen, nicht tbu,
was die Mutter rieth. Er war so gut,
so liebevoll beute wieder gewesen. Nein,
erlog nickt! Was ihn bewegte, war
höhere Eingebung. Die Mutter begriff
und fasste es nicht.
<.
Das Volk steht auf. Der Sturm
WaS legst du die Hände feig in den
Schooß?
Pfui, über dich Buben hinter dem
Ofen!
Theodor Körner.
Die Burg Tbunseld lag stolz und
troßig auf einem steilen Kalkfelsen, des
sen flackabsallende Seiten, aller Vege
tation ledig, nr glatte Wände wiesen.
Sie geborte einem eben so alten als tap
fern Geschleckt, und nie war die Burg
erstiegen worden, als durch den kampflu
stigen Gebsattel. So war das freie
Geschlecht rasch und entschieden zum
Vasallenthume gekommen. Das gobr
in tiefer Seele, und das Ergebniß war
bitterer Haß. Darum ließ sich der Rit
ter mit den Bauern ei, daß er Rache
nähme an dem Bischöfe, wenn auch
statt seines Feindes von Gebsattel jetzt
Rudolph von Scherenberg des Btsthu
meS Gewalt übte.
Kunz von Tbunseld statte flck längst
Harrisburg; Pa., Donnerstag, Februar I8i7.
das Pfeiserhännslein als seinen Man
ersehen, denn er vermocht unendlich viel
über da Volk. Wie auch Marie und
ihre Mutter entgegenwirkten, seine
Schwärmerei wuchs mit jedem Tag,
und er war der Hebel in Ihunfeld's
Hand.
Seit den „Mitkasten" de Jahre
1476 halten die Predigten de Hirten
von Niclashausen wahre Wunder ge
wirkt. Auf einer umgekehrten Bütte
stehend, predigte er die volle Freiheit
dem Volke als Befehl der heiligen
frau. Kein Kaiser, kein König kein
Fürst, kein Papst, überhaupt keine welt
liche und keine geistliche Obrigkeit solle
und dürfe mchrchein, da war Grund
tert seiner Predigt. Ein Jeder sei des
Andern Bruder, Keiner des Andern
Herr. Ein Reick der Freiheit und Liebe
der Gerechtigkeit und Heiligkeit soll er
baut werden, und Christus werde wie-
verkommen, Alle zu belligen.
Das waren Worte, die zauberhast
wirkten. Alle Volk rannte herzu, an
den grünen Usern der Tauber den neuen
l Propheten zn hören, an dessen Seile
zwei Ritter und eln geweihter Priester
als Bürge der Wahrheit seiner Worle
standen. Selbst vom Rhein, ans
Schwaben und Bavcrn zogen die Wall j
sahrer herzu. „Bruder" und „Tck'we
ster" war ibr Gruß, alle guter theilten
sie sich williglich mit. Alles opferte man
willig. Sein Bestes gab Jeder. Ge
schiiiuck, Geld, selbst ihr Haar gaben
Frauen und Mädcken bin, wenn Anderes
nickt in ihrem Besitze war. Eö war
ein wundersam Wetteifern in der Hin
gabt.
Es konnte wunderbar klingen, aber
eS ist eine verbürgte Wahrheit, daß die
Versammlungen oft die Zahl von vier
zig tausend Männern und Frauen er
reichten. Tag und Nacht lag das Volk
lni Freien. Köche kochten und Schen
ken verzapften Bier und Wein. Hun
derte von Buden und Zelten waren cr
errichtet, wo Kaufleute ihre Waare
priesen ; aber die besten Geschäfte lach
ten Waffenschmiede; denn das Volk rü-,
stete sich zum Kampfe gegen die verhaßte
Gewalt, die das Pseiferhäniislcin als
vom Teufel gestiftet erwies.
Hanns war in stetem Taumel; denn
das Volk bog die Kniee vor ihm, und
uannie ihn seinen Propheten, seinen
Retter, den Mann GcktteS vom Himmel
gesendet. Seine Pauke und Pfeift Hai
te er öffentlich verbrannt, und ein brei-
(te Schwerdt um seine Lenden gegürtet,
j Täglich hatte er neue Erscheinungen
! und Offenbarungen. Um Irdisches
kümmerte sich nicht mehr seine Seele.
Maricche, obwohl stets gewarnt von
der Mnttcr, hing ihm mit Begeisterung
an ; denn die Verehrung des Volles riß
auch in sieden Taumel hin. Sie iiiieete
zunächst neben der Tonn aus der er pre
digend stand. Zu ihm schlug sie das
gläubige Auge i innerlicher Liebe auf.
'Als seine Schwester folgte sie ihm, wie
sein Schatten. Und ein Blick der Liede
machte sie unendlich glücklich. Selbst
die Mutter begann sie zu meiden. Sie
war Gläubige, und jetzt war sie es so
stark, wie sie früher wohl die Zweifler!
durch ihre Mutter gewesen war.
So stand es, als am Samstage, vor
dem Sonntage, weicher dem Festtage
Sanct Kilian' vorher ging, die Häup
ter des Volke, und unter ihnen Jost
Eich, Pflasterer, Gscheidt und Pfarrer
von Niclashausen, den Berg hinaus
stiegen, welcher zur Burg Thunseld
sübrte. Seit längerer Zeit weilte da
Pfeiserhännslein auf der Burg, weil
der Ritter fürchtete, daß gedungene Mör
der ibm nach dem Leben stehen möchten.
ES sollte KricgSrath oben gehalten
werden, denn die Stunde deö Aufstan
des war da.
Ritter Kunz von Tbunseld und sein
Sohn harrten der Männer mit Sehn
sucht. Ihre hörigen Leute war schon
gerüstet; daß es auch da Volk schnell
seyn würde, wenn Hanns es geböte,
stand außer Zweifel.
Jetzt nahten sie sich dem Burgthore,
die Zugbrücke rollte herab und sie traten
ein.
Es waren kräftigt, einsacke Männer
gestalien in dem groben Kleide des Sand
mannes jener Tage aus Beiderwolle,
braun und weiß gemischt von Farbe.
Ein Wamms bis über die halben Schen
kel reichend und weile, aber blos bis
zum Knöchel reichende, unten enge,
oben weite Hosen. Um den Fuß waren
Schaffelle gewickelt, und der grobe Bund
schuh umschloß ihn. Manche trugen
Hüte au einem dicken groben Filz;
Andere Gugelmühen, wie das Pfeifer
hännSlcin eine zu tragen pflegte. Der
Pfarrer allein war nicht bewaffnet.
Armbrüste, aber mehr ock stachlige
Morgensterne und Streitkolben, mit
Eisen schwer beschlagen, bildeten diese
Bewaffnung.
In des Schlosses großer Halle legten
sie diese Waffen ab und gingen nun
stille die Treppen hinauf zu dem Allen
bekannten Saale.
Al die Männer hier nur die beiden
Ritter fanden, saben sie flck verwundert
> und fragend überall um. „Wo ist das j
! Pfeiserhännslein ?" fragte Jost Eich
, nicht ohne einige Bangigkeil.
„Er liegt im Gebete vor der heiligen
l Jungfrau," sagte der Ritler. „Schon
! seit Mitternacht ringt er, und es war
! vergebens, daß ick?, ibn anredete. Er
hörte und sah nicht."
Hockst befriedigend' war diese Kunde
für Alle. Sie setzte sich aus des Rit
ter Gcbeiß, und die Knappen kredenz
ten den Wittkommtriinrteii meist sebr er
müdettn Wanderern.
„Wie siebt es 7" fragte der Ritter
Hanns Gscheidt.
„Gut," cntgegnte dieser, „denn eS!
ziehen sckon ganze Schaaken herbe: für
den morgende Tag, und schwerlich wird !
es geschehen, daß Rani für Alle im .
Thalgrnnd an der Tauber ist. Sckon
steht eine kleine Stadt von Gezeiten da,
und die Köche und Wirthe sieden und
braten, und schroten ihre Fässer ab von
den Wage, die sie gebracht haben."
„Ich glaube," sagte Pflasteret, „dir
Schwaben ziehen in bellen Hansen bei
an und werten vor Sanet Kiliaslag
nickt mellr beimkebren sondern sick aus
halten hier im Lande."
„Haben sie denn Waffen ?" fragte >
der Junker.
„Seit die Waffenschmiede am leisten
verkauft haben, sind Juden da mit gan i
zcn Wagen voll altem Wehrwesen, das
sie zusammengesucht," sagte Jost Eick.!
„Da soll'S wobl nickt fehle, wenn'
nicht am Gelde."—
.... i
„Meine Scheuer ist voll von Waffen,"
sagte der Pfarrer von Niclashausen,
„die geb' ich preis. Für Pech zu Pech -
kränzchcn bat der Gscheidt gcsvrgt. Ich
bin selber ge Mainz gefahren und hab'
gelaust, und Bertram der Köhler, hat
den Auslauf sciucS Meilers bewährt
der brennt wie purer Schwefel; bat
auch Kränze gemacht auch (Stroh und
Werg, und sie eingetaucht" sagte der
Gscheidt.
„Es fehlt nun nichts, als daß es heistt:
Voran, gen Würzburg ! Denn der muß
zuerst dran, dann ziehen wir weiter,
j In diesem Augenblicke ging die Thür
auf und das Pfeifcrhännslein erschien
ans der Schwelle. Er trug die Kleidung
wie die übrigen Bauern. Das bräun
lichweiße Gewebe de Volke gab de
Stoff. Das lange Wamms mit einer
Ncsteireihe bildete da Oberlieck, und
die weiten kurzen Hosen bedeckten seine
Beine bis zum Knie, wo sie, rund abgc
! schnitten, endete und dem Beine leich
ten freien Tritt gewährten. Tiefer
! binab war das Bein bloß und der Fuß
stand unbedeckt in dem Bnndschub.
Auf dem reick den Kops unwallenden
hellblonden Haare saß keine hemmende
Kopfbedeckung. Es siel fesscllos um den
Kops. Seine Hüften umgürtete ein
Wehrgebänge, das ihm der Ritter ge
schenkt, mit einem ziemlich langen zwei
schneidigen und spitzigen Dolche. In
seiner Hand hielt er einen Schäserstab.
Waren auch seine Wangen bleich vom
Fasten, Wachen und Beten, so glühte
dock sein Auge in dnnkelm Feuer.
Als er die Männer sah, die schnell
ausstanden, ihn ehrfurchtsvollst zu be
grüßen, blickte er scharfe über sie bin,
und als er Keinen vermißte, rief er
freudig: Willkommen !
Alle standen und harrten seine
Wort.
(Fortsetzung folgt.)
Zweimal mit einer Frau verhelrathet
Man hat sich in der letzten Zeit sebr
viel mit dem nordamerikaniscken Ebc
sckeidungsgcsetz beschäftigt, vorzugsweise
aber mit der Leichtigkeit mit welcher Ebe
schtiduugcu im Staate Indiana vor sich
gehen. Indiana ist in der That das
gesegnete Land der Gatte, die einander
müde geworden sind. Secks Monate
Aufenthalt in diesem glücklichen Staate
genügen, um geschieden zu werden, wenn
auch die betreffenden Personen einen an
dern Theil der Republik bewohnen. In
Bezug hierauf erzählt die Chronik von
Washington eine Anekdote, deren Held
der Senator 8., eine der hervorragend
sten Persönlichkeiten des CongresscS ist.
Zur Zeit der Wirren in Kansas begab
sich B. auf diese Territorium und ließ
seine Fraiz allein in der Hauptstadt von
Indiana zurück. Auf seinen Wander
ungen beschäftigte sich B. sehr viel mit
Politik. Es handelte sich darum, für
Kansas die Ausnahme als Staat in die
Union zu erlangen. Frau B. schrieb
ihrem Gatten, er möge rasch zurückkeh
ren. „Ich langweile mich ohn! Sie,"
schrieb sie tbm. ..Geduld, theure
Freundin," antwortete der ehrgeizige
Politiker, „ich arbeite an unserem
Glücke." So war ein Jahr vergangen.
Endlich eines schönen Morgens köpft B.
an die Tbüre seines Hauses in Indiana.
„Ich bin es, schöne Angebetete!" „Wer
sind Sie?" „Ihr Gatte." „Ich llabe
keinen Gatte mehr." —„Wie? Da
ich sah, daß Sie nicht zurückkehren woll
ten, verlangte ich eine ScheidungSbtll u.
erhielt sie auch." „Aber —" „Ziehen
Sie sick zurück, mein Herr; eS schickt sich
! nickt, daß ein Fremder sich um diese
' Siunde bei einer anständigen Dame
zeige." „Undankbare " „Keine Vor
würfe '" „Mir die, der ich Ihnen den
Tilei eines Senator von Kansas zu
'Füßen legen wollie ?" „Senator oder
nitzdt, geben Sie weg; ick will nicht com
vromittirl werden." Wüthend entfern
te sick Herr B. und begab sick nack
Wasbtngion, wo er mit Glanz seinen
Sitz im Eongreß wäbrend der Session
, behauptete, die der Ermordung Lin
eoln's folgte. Vor Kurzem hes.ind sick
i der berühmte Senator bei dem Minister
Seward. „Ick begreife nickt," sagte
! der Letztere zu ibm, „daß ein Mann in
! Jbrer Stellung nickt daran denkt, sich
!zu verbeiratben." „Ich kenne in
Wasbtngion kein Weib, das mir zusagen
' würde." „'Aber in Indiana, in Ibrem
GeburtSlande7" „In der That, Sie
haben Reckt; ich werde morgen abrei
sen." B. reiste ab ; nack sechs Wochen
lehrte er, eine Frau am 'Arme, nach der
BnndeShaiiptstadt zurück. „Ah!" —
sagte Seward, der ibn traf, z ihm,
„Sie ballen sick dock entscklosien, zu
, tzeirallle !" „Waren Sie Wittwer
! „Nein !" „Dann begreife ick nickt —"
—„Zck habe mich—mit meiner Frau
wieder verbeiratbet, die eine SckcidungS
llill gegen tick erhielt nd welcher .ck
wieder den Hos machen muß.c, wie wenn
! srüller iiickts zwischen uns vorgegangen
l wäre." „Zweimal verbeiratbet—mit
! derselben Frau!" sagte Seward mit La
chen ; „Sic sind unverbesserlich, mein
> lieber Senator!"
Eine Warnung. '
linier dieser Ucbersckrist finde wir i
der letzten Nummer de in Eincinnati
erscheinenden Wochenblattes „Deborah"
den folgenden Artikel:
Seit letzter Zeit kommen wieder sehr
viele junge Leute aus Deutschland her
über, die aus Stellen als Lehrer, Vor
betcr, Buchlialtsr, Commiö tc., Ansprü
che machen und deren Bildung sie anch
sehr häufig dazu berechtigt; aber sie sind
mit der englische Sprache nicht bekannt,
und stehen des,halb ganz fremd und oh
ne 'Aussicht hier. In solchen Fällen
müssen sie natürlich zu der ersten besten
Beschäftigung greifen, wozu sie oft we
der Neigung och Anlagen haben. So
ist es nickt selten, hier einen Lehrer als
Bauerntnecht, einen Vorbcter als Hau
sircr, einen Buchhalter als Taglöhner
zu finden. Das Schlimmste bei der
Sache ist, daß die Leute, wenn sie nickt
eine bedeutende Energie besitzen, verbau
ern und versauern, ehe sie sich aus dem
Zustande aufraffcu. Man bat bier
überall Gelegenheit, Hunderte solckep
junger und befähigter Männer unter
der Last des Hausirers oder der ge
wöhnten schweren Arbeit geistig und
körperlich uutergehen zu sehen, trotz der
großen Leistungen der Wohlthätigkeits-
GescUschaftcn.
Dem ist aber nur dadurch abzuhelfen,
daß kein gebildeter junger Mann es sich
einfallen lasse, nach den Ver. Staaten
zu kommen, ohne sich eine genaue Kennt
niß von der englischen Sprache verschafft
zu haben. Jeder, der Verwandte oder
Freunde in Europa bat, sollte dieses
Blatt mit dieser Warnung hinüberschi
ckeu und versuchen, dieselbe durch europä
ische Organe zu verbreiten. Jeder ge
bildete, der englischen Sprache unkun
dige Mensch ist unglücklich in Amerika,
es wäre denn, er hätte Freunde genug
bier, die ihn kräftig unterstützen.
Es ist gar nicht gut denkbar, daß ei
! Mrnsch in einem Lande, dessen Sitten
und Sprache ihm fremd ist, sich behaglich
finden sollte. Eine Ausnahme von die
ser Negel können nur jene finden, die
aus reiner Liebe zur Freiheit hieber
kommen, die sie natürlich mit offenen
Armen empfängt und dcS Herzen Seh
ne stillt. Jene aber, die auch materi
elles Interesse stieher führt, sind elend,
wenn sie nickt entweder an körperliche
Arbeit gewohnt, oder der englischen
Sprache mächtig sind.
Ueberhaupt sollte es allen Eltern
Deutschlands,Polens,Ungarns und Ita
lien begreiflich gemacht werden, daß ih
re Kinder zuerst englisch lernen sollten,
ehe sie irgend eine fremde Sprache trci
br. Sie eröffnen ihnen dadurch die
Möglichkeit, nach den Ver. Staaten
auszuwandern und hier leicht sich zu
recht zu finden. Die Uebervölkerung
aus der einen, und die politischen Bewe
gungen, die och oft zurückkehren werden,
auf der andern Seite, werden das Aus
wandern immer begünstigen. Die Ju
denhetzen und Nassenkrawalle sind in
Europa noch nicht vorüber und die Frei
heit ist jedem redlichen Menschen gesi
chert ; hieber also werden noch lange sich
die Gebeugten flüchten. Darum sollte
die englische vor allen andern Sprachen
in Europa getrieben werden. NeberdtcS
wächst der Handel zwischen uns und
Deutschland mit jedem Jahre, mit dem
Handel wächst der Verkehr und da Be
dürfniß Englisch zu verstehen.
Es sollte sich's Jeder angelegen sein
lassen, diese Warnung hinüber zu schi
cken und unter seinen Landsleuten zu
verbreiten.
Aus drr Beto-Vatschaft gegen die
„Colorado-Vtll".
Aus der Veto Botschaft, welche der Präsident
dem Senate übersandte, erlaube wie uns Fol-
mit Veto belegt; ungeachtet dieses Velo'S wur
de die Bill zum Geiep erbeben ud zählt zu
een im Territorium in Kraft brfindlichen G
stgen.
und MuliUlrn mit den Weißen in Bezug auf
das Siimmrrchi np anvrrc Rechte gleichgestellt
sein sollen. Dieser Widerspruch drr Verfit
ömi.z des Territoriums, zusammengenommen
mit dtni von Eolorado selbst eingelaufenen
Protest gegen die Aufnahmt als Staat, lassen
ist 127,666 Seelen.
Nachweise nicht einmal die Zahl lu.iXXI e
„Es läßt sich au der Geschichte ganz klar
nachweisen, daß jeder einzelne der seit 1815
aufgenommenen Staaten, nämlich lowa,
rung für zwei Repräsentanten halten."
(Hier schaltet der Präsident eine Liste der seit
Annahme der Bundesverfassung zugelassenen
und der RcpräsentantendasiS in, nämlich:)
Staaten. Eingetreten. Repräsenta- Bevöl
tionSdasi, kerung,
Vermont 1761 33,606 63,326
Kentuckp 1762 33,660 65,638
Tennessee 1766 33,666 73,864
Ohio 1862 35,666 85,413
Louisiana 1812 35,666 75,212
Indiana 1816 35,(XX1 68,116
Mississippi 181? 35,666 53,677
Illinois 1818 35,(XX1 46,274
Alabama 1816 35,666 111,156
Maine 1826 35,666 268,335
Missouri 1821 35,666 66,256
Arkansas 1826 47.766 65.176
Michigan 1837 47,766 158,673
Floriva 1815 76,686 57.651
Tera 1845 76,i86 181,327
lowa IBi6 76,686 132,572
Wisconsin 1848 76,686 256,467
Ealifornia 1856 76,686 62,567
Oregon 1858 63,162 44.536
Mii.nesvta 1858 63,462 138.6,
Kansas 1861 63,462 167,266
WestVirginialB62 63,462 346,628
Nevada 1862 127,(XX Unbekannt.
Staate ausgenommen zu werden wünschen,
ohne jede Rücksicht auf die Zahl ihrer resp.
Einwohner sofort cbenfalls in die Union aufge
nommen werden.
„Es würden damit t oder 1(1 neue Senato
ren und 1 bis 5 neue Mitglieder de Repräsen
tantenhauses in den Eongreß zugelassen werden,
um eine Bevölkerung zu repräsentiren, die in
den älteren Staaten kaum auf ein einziges
Mitglied im Repräsentanten!' Anspruch
verleiht, während—wa die Senatoren betrifft
—gegenwärtig zwei dersclben durchschnittlich ei
ne Bevölkerung von einer Million vertreten.
SS wäre gewiß in Unrecht gegen andere Zhei
le der Union, wen man sich bei der Zulassung
von Staate plöhlich auf eine Politik einlassen
wollte, durch welche neue Staaten so gewaltige
und maßlose Vortheile über die älteren erhalten
der Eongreß bei Annahme der Bill außer Acht
gelassen und schließt in folgender Weise:)
„—Die Aufnahme eines neuen Staates ist
in der Geschichte unsere Lande stets al eine
Nro. S
neue Epoche betrachtet roorden; ich habe mtch
aber trotz der sorgfältigsten und bereit
willigsten Prüfung de Gegenstände nicht
überzeugt können, baß bie beabsichtigte Maß
regel mlt den Grundsätzen in Uebereinstim
mung ftebi, welche seit der Gründung un
serer Regierung bei der Aufnahme neuer
Staaten in bie Union maßgebend waren. Ich
schicke daber die Bill ohne meine Unterschrift an
den Senat zurück.
(gz.) A.Johnson.
Wasbingthn. 28. Jan. 1867.
<sstrrme Politiker.
Nicht zu oft kann da Volk vor allen Extre
men gewarnt torrden. Nicht zu oft kann e daran
eriinnert werden, daß e die ertremen Politiker
waren, die da Unglück des letzten Bürgerkrie
ges über das Land brachten. Politikern, bi,
sich in Ertremen bewegen, ist schon deshalb nicht
zu trauen, weil sie auf unsichern, gefährlichrn
Wegen wandeln und niemals einen festen Bo
den unier den Füßen haben. Kein Wunder
daher, daß sie oft plötzlich von einem Erltem
zum andern binüberspringen, wie wir eS erst
neulich an der Ehicag Time erledt, die wäh
rend de Kriege die extremste, südlichste demo
kratische Richtung erfolgte und nun plötzlich
die Fahne de Neger Stimmrechts aufgepflanzt
hat. Solchen Ertremen Ist es rein unmöglich,
die golden Mitieistraße zu finden, die einzig
und allein festen Boden gewahrt z sie schwanken
herüber und binüder wie Betrunkene und sind
folglich höchst unsichere Führer, deren Leitung
sich da Volk nicht anvertraut sollte.
Alle Partheien haken ihre ertremen Aus
wüchse ; sie würden nicht gefährlichisein, wenn
sie die bescheidene Rolle von bloßen Parthei
Anhängern spielen wollten. Aber das liegt
nicht in ihrer Natur; sie müssen entweder „herr
schen der ruiniren," eine Mittelrolle giebt gar
nicht für sie. Ihr ganzes Wesen treibt sie an,
sich vorzudrängen, und sich wo möglich an die
Spitze zu stellen und ihre ertremen Ansichten,
ihren Eigenwillen zum Gesetze für die Parthei
zu erheben. Können sie ihren Will nicht
durchsetzen, dürfen sie nicht die erste Violine
spielen, so liegt ihnen wenig daran, ob die Par
thei siegt oder unterliegt.
Pariheien, die sich der Führung von ertremen
Männern überlassen, können nur bei außer
orntlichen Gelegenheiten an die Oberfläch kom
men, können sich aber in gewöhnlichen Zeiten
niemals auf die Dauer halten. Da Bleige
wicht ihrer ertremen Führer muß sie hlnunte
ziehen und da ist immer ein Glück, denn unter
der Herrschaft von ertremen Leitern kann da
Land niemal zur Sicherheit, zur Stabilität
gelangen, weil Niemand wissen kann, welche
erlreme Schrulle ihnen morgen einfallen mag
und weil ihre ganze Richtung unsicher und
schwaiikend ist und keinen festen Boden zur
Unterlage Hai.
Wir haben jetzt e in traurige Beispiel davon
Die republikanische Parthei, wie sehr sie auch
mit ihrer Macht prahlen mag, befindet sich
gänzlich in den Händen ertremer Führer, on
bände geleitet wird. WaS hilft, daß Tausende
von ehrlichen und einsichtsvollen Republikanern
gegen hie erlreme Richtung eine Steven, ei
nes Wade und Eonsorten protestiren? Sie
werden mitgezogen und müssen sich mitziehen
lasse, bis das Gängelband zerreißt. Und daß
es zerreißen wird, zerreißen muß, darin liegt
der einzige Trost. Dir republikanische Parthei
wird ihrem 'Verhängnisse nicht entgehen können,
sie wird an drin Wahnwitze ihrer ertremen giih
rer und ter Eorruption ihrer Schmeißfliegen zu
Grunde grhcn.
Die demokratischc Parihei, wenn sie wieder
zur Macht kommen will, muß au diesem Bei
spiele die weise Lehre ziehen, sich vor allen Er
tremen und vor allen ertremen Politi
kern zu hüten. Tie muß die Wahrheit be
herzigen, daß der einzige sichere Weg über die
goldene Mitlelstraße führt und daß sie auk die
sem Wege allein hossen kann, die alten echten
und volkSthümlichen demokratischen Grundsätze
wieder zur Geltung zu bringen.
Ein unwürdiger Offizier.
Die telegrephischen Nachrichten melden, daß
die Pflichivernachläsflgitng de Generals Ear
rington an der Ermordung von beinahe hunder
Offizieren und Soldaten durch die Indianer in
der Nähr on gort Kearnep schuld ist.
Also da taucht dieser Mensch wieder auf, des
sen militärische Sarriere wir längst beendigt
glaubten.
AIS der Krieg ausbrach, war Earrington
Oderst de 14. regulären Infantrrie-RegimentS;
er war aber so erlaß beiden Offizieren und
Soldaten, daß die ersteren nicht unter ihm die
nen wollten und den letzteren vertraute er sei
Leben nicht an.
Er, der Oberst de Regiment, blieb deßhalb
zu Hause nd ersah friedliche RekrutirungS
dienste iu Indianapolis.
Da inzigmal, da er in dieser friedliche Be
schäfligung gestört wurde, war, al Job Mor
gan seinen wabnsinnigcn Einfall in Ohio und
Indiana machte.
Da „nahm Earrington das Feld," wie wir
manchmal während des Kriege in eutschen
Zeitungen lesen mußten, d. b. er verließ mit
seinem Stabe Indianvpoli, begab sich nach
Hamilton. Butler Sounty, wo er dem Kriegs
schauplatz etwa näher war, und besoff sich so
schweintinäßig, daß er wie leblos in einem Ei
senbahnwagen lag und in 24 Stunden nicht er
weckt werden konnte.
Für diese Heldenthat wurde er zum General
gemacht, sehte aber sein friedliches Geschäft fort
Al die Veteranen Indianas nach Beendigung
des Kriege heimkamen, wurde der Herr Gene -
ral von ihnen beschuldigt, sie um die Kleinig.
keil von etwa H 36.666 beschwindelt zu haben
und in gerichtliche Verfahren gegen ihn ringe
leitet.
Wir konnten niemals erfahren, welches Ende
diese schmachvolle Geschichte nahm und sehen
min mit gerechtem Staunen, daß dieser Elende
och immer im Dienst ist und daß seine Unfä
higkeit so viele blutige Opfer gekostet ha.
Hoffentlich aber wird ein Kriegsgericht der
Infamie ein Ende machen, einen Earringtonr
noch langer auf der Armerliste zu führen.
* Um ibren guten Ruf zu be
haupten, bearbeitete eine „Lady" vor
einigen Tagen einen Clerk in einem
Store in Springficld mit einer „Cow
hide." Der Jüngling soll etwas gesagt
haben, das ibrem guten Rufe Abbruch
tboc.