Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, January 31, 1867, Image 1

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    1.,
Dle
PesYlvuischeTtaatS-Zeitn>
Herausgegeben von
loh. Georg Stipper,
scheint jeden Donnerstag, und kostet BB.BV
er labe, zahlbar innerhald desJahre, nd
OE.IV nach Verfluß de Jahrgan,.
Einzelne (demplaren, jss Gents per Stück.
Niemand Blatt bis all?Ms?
Biud, bezahlt sin. .
eigen erden zu de gewöhnlichen Prei
sn, tnserirt.
Office: in der „Patriot und Union"
Druckerei, Dritten Straße, Harrisbara, un
in der „Zntelligemer" Druckerei, am Eealre
Banare, Laneaster.
Anzeigen.
W. H. Rille. I. E. MAllarncp.
Miller St M'Allarney,
Rechtsanwälte,
Harrisburg, Pa.
Offit: — Schoemakcr's Gebäude, Zwe
ite Straße, zwischen er Marli- und Watnut-
Btraße, gegenüber dem Bolton Hau.
Okt. 25. tviiti.
Stelle gesucht.
Ein angehender Schriftsetzer wünsch sogleich
tue Stelle. Man drcssire:
H. G, aa> vi -Ivb lllrirb,
vilton's Hotch
(früher Blihler Haus,)
Harrisburg Pa.
Geo. I. Bolton,
Nov. 8, '66. Eigenthümer.
Rcuer Grocerie
d Deutsche Früchte - Laden.
Theo. George,
benachriibiigi achtungsvoll seine Freunde und
Grorerie und deutsche Früchte-
Laden,
Ecke ber Strawberry und Dew
berry Alle?,
(zwischen der Dritte und licii Straße,)
eröffnet ha, wo er stets eine große Auswalii
Vroctritl, deotsche Früchten,
Deutsch Zwetschen,
Französische Pflaumen, Birnen,
Aepsel, Rosine, Coriandcr, Linsen,
Erbsen, Bohnen, G rste, Grütze,
K u> n T G
Schweizer- und Limburger Käse,
Spielkarten, ic., rc.
z erkaufen an Hand hält.
Zum freundiichrmßesuch ladet ergeben!) ein
Theo. George
Harrisburg, Juni 28, lBt!ii. '
Specereien!
de neuen MarkthauS, ei allgemeines Associe
eut on
Gperereieu nnd Csnfekt,
eiche zu den billigsten Baargeld-Preiscn ver
laust werbe.
A. I. Baab.
Hareisburg, November 8, 18iiti.
für die deutschen Wo
chenschriften:
Sllustrirt Welt,
Ueber Land und Mccr,
Jllustrirter VolkSkalrnder,
Leipziger Gartenlaube,
Bazar (für grauen nd Mädchen),
Zickel's Almanach, :c., :c.> >c.
Unmeldungc neuer Abonnenten werde je I
derzeit entgegengenommen und die Zeitschriften
pünktlich besorg durch
Auguste Maurer,
Ecke der Eherrp und Raspderry Alle.
Hareisburg, Dez. 15.—l mo
Neue
Herbst- nd Winterstoffe!
Wiihtim Gllsirock,
Herren - Kleidermaeher,
Eck der Vierten nd Walnut Straße,
acht hiermit seinen geebrirn Gönner die erge
heue Anzeige, daß er cie reichhaltige Sendung
Neuen Waaren
Hr Herbst und Winter erhalten bat,
fassend alle Sorten
Ach,
Französische Casimirs,
Westenzeufte
alle Art, sowie alle sonstigein sein gack ein
schlagende Artikel, so daß seine werthen Kunden
sich vollständig und modern cquippire können.
In dankbarer Anerkennung der ibm bisher zu
theil gewordenen Kundschaft bittet er um ge
neigte fortgesetzten Zuspruch unter Zusicherung
prompter Bebirnung und billiger Preise.
Harrisbura, Okt. 25, iBt>t>,
Reue
Firma! Neue Waaren!
Mad. E. Areocher ä- Sohn
Ecke der Markt und Zweiten Straße,
Harrisburg, Pa.,
Hoben soeben eine große Auswahl von
EktAwaaren nd Äurzenwaaren
halten, eiche sie zu den billigsten Preisen an
ihr geehrten Kunden verkaufen.
Unser Waarenlager umfaßt ein vollständiges
Assortemeut schwarzer nnd dunter
Heide, Merino,
ganz wollene de Lalaines
Hlhaca, Coburg, PoMns.
f.., sowie eine hübsche Auswahl von
Marseille und Honig-Kamm
Wolldecken,
rischdecktn.
Umschlagetücher,
Wollene gestrickte Scha l,
Poplin Plaid,
menmiintel, Kapuzen
kl et—Alle nach der neuesten Mode.
Gefoadere Sorgfalt wird dem
Ptz- und Verzierung - Departement
t <brea Stocke geschenkt. Ebenso wird da
Sticken und AuSnähen
X Uuterkleitern auf Bestellung besorgt.
E. Breneizer Sd Gohn.
Oneeisbnrg, Po, 1 186i!<—9 .
Weste.
Da t s ß te Hllns
O selig Hau. reichdeglückte Leben,
Das wie, ein Kranz, die Gvttesfuecht umsticht z
E-> strömen sein Wellen sanft und eben.
Bei Tturmesdunkel, wie ei Svnaeuticht;
Den vir dem stillen Zauber, er iß igen,
Muß selbst der Sturm, tende, bald schürt
e.
Kann je ein Her, sich rech, zweite finden,
W nicht zamal an Bette Herz st ruh'n?
ver Geiste Bater muß die Geiftee binden.
Sei sich vermählen Denken. Wellen, Thu.
Zwei Knespen ja sich nur herzinnig küsse.
Wenn sie an Eine Stengel ei' entsprleßea.
gürwahr, da Hans muß stiller gited zieren.
Darin Gin Wille ganz allein geben,
Hit, bi Befehle selbst, dvrt da Vvlfüheen,
Und n dem Allen anch die Kraft veeleih l
Da sieht man in der Erde Reglvne
Schva jetzt, wie Eng! ei einanber wvhneu l
Die Arbeit läßt sich svnber Geam ziehen,
E füllt bi Gab Hotte hch ba Hau z
Ist's nicht, als , in Theil er saner Mühen
Die Engel führten als Gehülfen nu p
Der Fluch, vrch be er Arbeit Schweiß gekea
en.
Wie ist anf einmal er hiaweggenvmmea!
O selig Hau, eeichbeglückte Leben,
Da, wie ein Kranz, ie Gtefnrcht umsticht
Laßt un zueest de Herr da Her, ergebe,
Eh' r an Menschen sich in Liehe schmiegt;
Und stund in an der Quell der Siebe stille,
T liebt mau flch au Seiner Liebe Fülle!
Feuilleton.
Das PfeiferhännSlein.
Eine Beschichte au den Zeiten be Bauer
kriege.
-o
(Fortsetzung.)
a.
I stillen Schvvß bee Berg
Da sammelt sich der Quell >
So silberrein und h!ell.
Er hüpfet hin durch Blume,
Stürzt sich in da Gestein;
Erst war in stille Bachlein >
Jetzt wir' ein Bach schon sein !
Der Bach wächs t an zu Fluss;
Bald schwilli zu Strom er au,
Wen au Himmeltgenstern
Die Fluth hernieder.
Schon sah man im Osten e lichte
werden, und einzelne Streiflichter, wie
ein schamhafte Eeröthen über keusche
Wangen steigt, rötheten leicht de Him
mel, da suhr Hann au seinem schweren
Traum ans. Wie Einer, der nicht
weiß, o er ist, so sah er um sich z aber
al seiur voll Erinnerung zurückgekrhrt
war, sprang er auf uud lief ia der Rich
tung weiter, in welcher Rtrlahausen
liegen mußte. E war bereit hell und
jeder Gegenstand genau zu unterschei
den, als er aus der Kant de Gebtrg
erschien.
Hier stand schon der Wald entblättert,
wie in den Tagen de Winter, die
schreckliche Folge eines heftigen Hagel
schlagS. Ader wie war drr Anblick uu
ten im Thale, wo Niclathausen stand?
Alles war zerschlagen, wirklich einer
Tenne gleich die Sohl des schönen
Thals. Ein Geschiede von Felsen lag
auf den Wiesen, daß man kein grünes
Hainichen mehr erblickte. Noch jetzt
war der Bach ie ein kleiner Fluß. Am
schmerzlichsten war der Anblick de Dor
fes. Da waren die Hüttrn dr untern
Theiles weggerissen von dem Strom;
alle'u auch die höher stehende hatte die
Fluth mitgenommen, die von de Ber
gen herabströmte. Es war kaum mög
lich, daß Hanns fich zurecht fand, rtl
der völlig veränderte Zustand kaum tu
Bild des Gewesenen gestattete.
Der Jüngling eilt den Berg hinab;
allein jetzt war er seiarm Ziele uoch fer
ner. Die Brücke war weggerissen, kein
Kahn war vorhanden. Und doch bräun
te es in ihm. Er mußte hinüber. Oh
ne Weitere stürzte er fich i die dunkle,
rothe Fluth, theilte fie lt mächtige
Arm und erreichte da jenseitige Ufer.
Blutenden Herzen betrat erbte Stät
te des Jammer. Ueberall stürzte ih
die Armen entgegen, die Alle verloren
hatten und eist um theure Glieder ih
rer Familie trauerten. Mühsam rang
er sich los uud erreichte dt Hütt uater
dem schirmenden Baume. Sie stand
noch da, und da Wasser schte hier
nicht solche Zerstörung augerlchtrt zu
haben.
Leise öffnete er dt Thtr uud trat ta
den Raum, der auch Stabe <zr, den
ein Flur war nicht tu dr Hätte. Ans
einem Bett voa Mos lag die Ratter
und schlief ruhig. Marteche, da lieb
liche Wesen, hatte gewacht, wie e schien.
Sie saß auf einem Schemel vor dem
Bette. Die Arme waren übereinander
geschlagen und da Köpfche war herab
gesunken, daß da schöne in auf de,
Brust ruhte, welche der the leise
hob.
Hann durfte nicht ecke. Ach, wie
mochte die Angst sie gequält habea, the
sie etnschliekf Er horchte aaf da Ath
me der Matter. E war ruhig. E
war der Schlaf der enesang.
Marie träumt. „Ach, Hann l"
flüsterte sie leise, „komm', helf , wir
ertrinken l"
Er setz, sich aaf et Ader Gch-
El or ste und betrachtete da schöne We
sen, und endlich, kaum seiner Mrister,
drückt er tue Kuß auf die frische Lip
ps.
„Bist du da ?" rief sie erwachend,
und schlang dann weiutnd ihre Arme
um seinen Hal. Und auch selne Thrä
nen flössen dem treuen Herzen, da tn
der kalten Fluth zu schlagen aufgehört
halte.
Jetzt erzählte sie ihm, was sie erlebt,
wie fie ln der Angst ihre Mutter durch
da fluthende Wasser hinaufgetragen
auf den Kirchhof, und wie sie dann habe
Zeuge sein müssen, daß das Wasser de
Labvranten Hütte weggerissen, daß nichts
mehr zu erkennen, al die Stätte.
Während ste noch so sprach, trat
Gscheidt Hereta. „Du bist hier?" sagte
er. „Ach, du weißt schon, was gesche
he ! Aber komm mit mir, daß wir uns
bereden über dein Fortkommen."
„Laßt mich hier," sagte er. „Ich muß
helfen, daß Maria nicht verderbe.'
Der Mann schüttelte leise den Kopf
nnd ging wieder von danne. Aber
die Frage; wa beginnen? lag wshl
schwer auf dem Herzen de Jüngling.
„Weißt du a ?" sagte die Mutter,
welche erwacht war und sich wieder völ
lig wohl fühlte, „der Hlrtenseppel ist er
trunken. Nimm en Hirtenlohn an."
Hann besann sich nicht lange. Noch
an diesem Morgen ging er zu Gscheidt,
der de Orte Schöffe war, und schon
am Abend nahm er Besitz von dem Hir
hännsletn, da nicht ferne von Marie
chen'S Hütte stand.
Täglich trieb er un die Herrde hin
aus, hütete ste und sammelte Pflanzen u.
Wurzeln, daß er auf den Winter wieder
Hriltränke bereite. Sein kleine Amt
nährte ihn kümmerlich; aber er litt, wie
Alle, Alle, ie er. Umsonst flehten die
Armen den Bischof um eine Unterstütz
ung au den reichen Zehntenspeichern
an. Umsonst flehten sie um Erlaß der
Frohnden, da doch ibr eigene Land von
de Steinen müsse befreit erden.
Alle blieb fruchtlos. Nur der Ritter
on Thunfeld hatte Erbarme. Er
ließ Brod den Armen reichen, uud wo
ihnen da Bleh ertrunken wa, half er
thue wieder, daß sie sich andere kaufe
konnten. Die Armen segneten ihn, und
den Bischef traf ihr Fluch.
Da sein Zu, mächtlg erschüttern
de Eretgniß brachte den Jüngliug wie
der tu jenen Zustand, der in seiner Ju
gend ihm eigen gewesen und zeitweise
aufgehört hatte. Er versank wieder in
seine Entzückungen, wenn er draußen
allet bet seiner Heerde saß. Auch Fäl
le de Nachtwandeln, de Hlnausbltk
ken tn ei, ferne Zukunft, da Erschei
ne seine Engel kamen wieder vor.
Nor war jetzt die Richtung eine mehr
religiöse. Er predigte oft Buße dem
versammelten Bolke, und e strömte au
der Nähe herzu, ihn zu hören.
Der Pfarrer on Niclashausen, eln
Mann voa niedriger Gesinnung, on
Habsucht beseelt, hemmte da nicht, ja
er gestaltete selbst, daß da Volk fich in
der Kirche um Hann schaarte; denn
die Opfer kamen ja zu gut.
Allmählich aber kamen auch wieder
jene Vorstellungen zu Tage, die ihn in
frühere Ze ten beseelt, und da Volk
hörte staunend, daß die Jungfrau Ma
ria ihm geboten habe, zu predigen, e sei
unrecht, daß dyr Bischof da arme Bolk
mit Frohnden und Lasten, mit Abgaben
und Zinse drücke; e sei himmelschrei
end, daß lelbetgeu sei dem Bischöfe.
Gott olle sei Volk frei wissen, frei,
wie der Vogel in den Lüften, und frei
wie die Luft, die e athm, sei sein Land;
der Wald mit seinem Wild Aller Gut,
der Bach mit seinen Fisch-n aller Eigen
thum. Reiche nd Arme müßten zwar
unter einander sein, aber nicht also, daß
der Ein Alle habe, der Andere im Hun
ger verderbe ; nicht als dürfe e sein
daß e nur Herren gäbe und letbelgtne
Knechte, denn Gotte sei der Mensch, und
nicht de Mensche.
Immer gewalttger wurde der Zu
lauf zu ihm. Wett hinauf tn das Laad
und elt hinab bi an die Ufer de
Maine eng flch da Gerüchte vom
Pfetferhännsletn, und was ihm die heili
ge Zungfrau geoffenbaret, und da Vslk
kamt Schaaken, den begeisterten Jüng
liug zu hörea.der Alle hturiß, bezauber
t mit der Macht seine Worte und
dem Hsutg seiner Rede.
Als der Schnee auf de Bergen
schmolz uud die Lerche ihr Lied wieder
trillernd säug; als im eiche Flaume
die Melde ihre Blüthe enthüllte und
dir Kuospen schwollen au den Bäu
me, und da junge Grün aufsproßte
au de Bergen, ad mit ihm die neue
LebeaShoffnuug der armen Ntclashäu
ftr, die tu Jahr de Elende durchlebt,
da, kehrte da PfeiferhännSlein wieder
zu setuer Heerde zurück, und sei Horn
rief ste zur aihreudeu Weid.
Wo er gewesen —er hatte die kein
Hehl; a er getrieb da sagte r
Jedem. UmherwarergezogentmLand, I
ua hatte uf Befehl der hetltgea Jung
frau, war bethenert, da Welk zur
HarriSburgl Ha, Donnerstag, Januar I, RBV7.
Rache gemahnt an seinen geistlichen
und weltlichen Drängern.
Kaum erschien Hann wieder, so ström
te ta nsch retcherrm Maaße das Volk
zusammen, selne Predigt zu hören.
Wa aber Allen da Auffallendste war,
jetzt sah man ihn, Cich, Pflasterer und
Gscheidt, dle anerkannten Führer des
Volke, tn stetem Verkehre mit dem Pfar
rer und dem Ritter von Thunfeld.
Beide besuchten dle Versammlungen
de PfeiferhännSlein', dle jetzt, wo dle
Masse de Volke das Hundertfache der
früheren Zahl betrug, unter dem freien
Himmel gehalten und nicht mehr tn das
Geheimniß gehüllt wurden. Die Reden
derßauern klangen wieder von dem, was
das Pfelferhännsletn gesagt, und Nie
mand scheute sich seine Herzens Mei
nung unverholen auszusprechen.
So hörte man von ferne da dumpfe
Grollen eines nahenden Wetters; so
sah man da Wetterleuchten schon durch
dt dunklen Wolken hindurch. Niclas
hausen war der Heerd der aufrühreri
schen Bewegungen. Von hier aus gin
gen die feingesponneuen Fäden weithin
über Berg und Thal. Das Bewußt
sein, daß bald das Recht eine freie Gasse
gewinnen solle, gab dem Volk eine
männliche Haltung und eine Freudigkeit,
die um so auffallrnder war, als früher
ein dumpfer Mißmuthes beherrscht hal
te.
Ueberall sah man Vorbereitungen
treffen. Die Essen der Schmiede glüh
ten, und Lanzenspitzen und Morgen
sterne wurden gefertigt. Jeder rüstete
flch, so gut er'S konnte; Jeder suchte
eine alte Wehr, die er von den Vätern
ererbt hatte, hervor. Jeder kannte die
Führer, Jeder die Sammelplätze.
Neues Leben glühte in Allen. Es galt
ja, da Rech der Vergeltung zu üben
für langerduldete Unbill und Schmach.
Der Ritter von Thunfeld wollte der
Heerführer sein. Seine Seele war voll
Lust. Die Stunde der Rache am Bi
schof war gekommen. Der PfarrAn-r
von NiclaShause ermahnte zum Streit
und theilte Waffen aus, die er schmieden
ließ. Ueberall war Leben und Beweg
ung, und tausendfach Hörle man da
Wort: „Hätt's doch der Kräutermann
noch erlebt!"
Nur in Würzburg war man blinv
und taub! Es fehlte nicht an Anzeigen,
nicht an Warnungen'
„Lasset sie kommen !" riefder Biscbos
lachend. „Sie werden fliehen vor uns
wie vor dem Tod, und nur härter soll
ihr Joch, nur schwerer sollen ihre Lasten
erde !"
Erst da, al fish die Haufen an den
Sammelplätzen rotteten und ihre näch
sten Befehlshaber wählten, zog der Bi
schof dle Getreusten seiner Vasallen an
sich und ließ die Zugbrücken de Schlaf
es abendlich aufziehen.
Nächst dem Ritter von Thnnfeld
war da PfclferhännSlein die Seele des
Unternehmen. Wo er sich zeigte, da
entblößte da Volk sein Haupt, wie or
einemHeillgen; was er sprach, das war
ihm Offenbarung von oben. Sein
ganzes Wesen war schwärmerischer ge
wor en. Sein Auge leuchtete tn höh
rem Lichte, seine Worte waren glühend;
er empfing täglich täglich himmlische
Erscheinungen und verkündete den glän
zenden Steg de Volkes, eine neue Zeit
des Segen, der Freiheit und des Ueber
fiusses. Es gab Momente in seinem
Leben und Thun, die ihn wie einen Ra
senden erscheinen ließen, und dann wa
ren seine Worte zischende, zündende,
zerschmetternde Blitze!
Jetzt sah man häufig die Drei bei ihm,
Gscheidt, Pflasterer und Jost Eich. Er
bildete den Mittelpunkt eines Rathes,
der überall ihm seine Gesandten schickte,
und als der Winter kam, da zog er
selbst hinaus in da Land, und überall
zündete sein Wort. Man sah ihn in
Ntclashausen vor Osten nicht wieder.
Diese Regungen tonnten in Würz
burg nicht unbekannt bleiben. Der
Pfarrer on NiclaShause wurde dort
hin brruft, daß rr vor dem General
vikar Kunde gebe, wir e stehe um die
Predigte des PfeiferhännSlein's und
um die Versammlungen des Volkes.
Auch der strafbarste Verbrecher konnte
in jenen lagen de tiefen sittlichen und
religiösen Verfalls sicher sein, wenn er
einen goldenen Wall nm sich baute.
Drr Pfarrherr von NiclaShause
war einer der schlauen Menschen, die
den Bode gehörig prüfen, auf den sie
htatreten. Er wußte e, daß e nur
der Neid seiner nahen College war,
der ihn angeklagt hatte, er begünstige
ein sekttrerische, schwärmerische Trei
ben und helfe da Volk aufregen gegen
sein Gebieter und rechtmäßigen Herren.
Diese Anklagt hielt ihm der General-
Vikar vor.
Gerne erklärte er sich darauf bereit,
einen Theil der Opfer der Beichtenden
an da Generalvikariat zu zahlen
und von der Anklage war keine Rede
wehr.
Doch der Bischof, der nähere Kunde
haben mußte, forderte ihn vor, und er,
der gern Ander zurechtwies, damit sie
es nlcht wagten, seine eigenen Laster zu
züchtigen, er fuhr thu hart an und ver
bot jene Zusammenkünfte mtt dem au
drückltchen Zusätze: er werde sonst dem
Pfarrbrrrn dlePfründe nehmen, die ihn
so köstlich nährte.
Voll Zorne kam der Pfarrer zurück
vom bischöflichen Hof. Er war Zeuge
eine Leben gewesen, da Nicht an
sich trug, was bischöflich gewesen wäre.
Er war ein ehrgeiziger Mann, und die
ser herbe Verweis hatte ihn verwundet
bis ins Herz hinein. Mit dem Schwü
re, Rache an dem Bischöfe zu nehmen,
verließ er die schöne Stadt am Maine,
wo in Lüsten des Weitlebens der Bischof
seinen Hof hielt.
Bis jetzt hatte der Geistliche, wenn auf
Thunfeld der Haß gegen den Bischof
losbrach, dessen Stangen gehalten ; aber
jetzt, wo er, kaum zurückgekehrt, dorthin
eilte, brach der Strom de Zorne hinaus
über alle Schranken.
Der Burgherr staunte, bis er klar in
das Verhältniß hlnelnsah, dessen Her
bigkeit den geistlichen Herrn so gegen
seinen Obern empört hatte.
Der Grund seines Hasse war äl>
ter. !
Wie die Meisten seine Standes, war
der Ritter von Thunfeld eln Wegela
gerer und Räuber gewesen, und beson
ders war er es, der des Bischofes Zehn
ten raubte, seine Klöster brandschatzte,
seine Weine wegnahm, wenn sie die
Straße nach Würzburg gezogen, kom
mend aus dem gesegnetenGaue, wo reb
reiche Berge der Rheinstrom küßt.
Da war der Zorn des vorigen Bi
schofes entbrannt, und der alte kriegeri
sche Geist derer von Gehsattel wurde in
ihm lebendig. Er schwang sich in die
Bügel und zog mit HeereSmacht, statt
des segnenden Kreuze da Schwerdt
führend, vor die Buig Thunfeld.
Die Belagerung währte lange. Des
Ritters Land und Leute waren ausge
saugt. Der Bischof schwelgte im Lager,
während die Belagerten das Leder ihrer
Kollar erweichten und aßen, um nicht
Hungers zn sterben. Endlich siel den
noch die Burg in de Bischöfe Gewalt,
und als Lehen der Kirche mußte Ihun
feld nehmen aus de Bischöfe Hand,
was freies Erbe seiner Väter von je ge
wesen war, und die Burg war für ewige
Zeiten des Bischofes „offene Hau",
wie es die Urkunde ausdrückte.
Da lag der tiefe Grund de Hasse
gegen da Bisthum. Jetzt waren Bei
de, der Pfarrer und der Ritter, Bundes
genossen ; jetzt fiel der Vorhang, der
das Innere verhüllt hatte, und der erste
Abend des Wiedersehens war Zeuge ei
nes Schwüre, den im Volke Niemand
ahnete, de Schwüre, wenn e zum
Ausbruche de Aufruhre komme, mit
dem Volke gemeinsame Sache zu machen,
ja mehr noch, den Vvlkshaß zu nähren,
zu reizen, zu spornen, bi er in hellen
Flammen aufschlage, deren Loh hinan
reiche an die hohen Giebel de Schlosses
zu Würzburg, wo der verhaßte Bischof
saß und praßte mit den Reichthümern,
die cr unter tausend Namen vom Volke
erpreßt.
(Fortsetzung folgt.)
Wie schreibt und vir spricht der
Deutsche?
Der rühmlichst bekannte Sprachen-
und Literaturkenner, Dr. Alexander
Büchner, bekanntlich seit einer Reihe von
lahren in Frankreich ansäßig, hielt wäh
rend seines Ausenthalte in Deutschland
einen Vortrag über die Eigenthümlichkei
ten der deutschen Sprache, au welchem
wir die nachfolgende Stelle, die für Leh
rer, sowie für alle Diejenigen, welche an
der fortschreitenden Ausbildung unserer
herrlichen deutschen Muttersprache leb
haften Antheil nehmen, besondere In
teresse haben möchte, da sie einen bisher
eigentlich noch wenig berührten,doch aber
gewiß hochwichtigen Punkt behandelt.
„So weit die deutsche Zunge klingt,
klingt sie nicht minder verschieden, al
der Klang der Thaler und Gulden, al
das Wort der Gesetze und der Klang der
BundeStrompeten, und selbst daZüng
lein der Wage redet verschiedene Dia>
lekte.
Die folgende Regel: „Rede wie Du
schreibt, schreibe wie Du redest", hat nur
eine sehr bedingte Geltung, und wenn
der Berliner mit dem Pfälzer von den
gemeinschaftlichen vaterländischen Inter
essen spricht, beleidigt den Ersteren die
Vernachlässigung der Endsylbe durch
den Süddeutschen, und dieser wirst je
nem vor, daß ihm der Unterschied zwt
schen mir und mich in ein mythologisches
Dunkel gehüllt sei.
Daß dieser Stand der Dinge gute
historische Ursachen hat, wissen wir alle
recht wohl; dagegen ist es eine andere
Frage, ob er heut zu Tage noch nützlich
und angenehm ist. Haben wir doch ei
ne Schriftsprache, welche von Eonstanz
bis KönigSburg dieselbe ist, und von Je
dermann verstanden wird. Und warum
sollte sich nicht jeder Gebildete, und da
nicht allein bei feierlichen Gelegenheiten
sondern auch im alltäglichen Verkehr
. derselben bedienen, statt da und dort in
die Volksmundart setner Heimath zu
räckzufallen k Der Deutsche schreibt viel
und richtig; er redet auch vtel, aber oft
unrichtig, vergleichen wlr mtt ihm ei
nen Mann on derselben gesellschaftll
chen Stufe au einer andern Nation, z.
B. einen Franzosen, so hat der Letztere
fast immer ine korrektt Redefertigkeit
voraus, ohne darum im Grunde besser
begabt oder besser unterrichtet zu sein.
Letztere hat seinen Grund in einem
Unterschied der pädagogischen Methode,
bei welchem nicht aller Bortheil auf un
serer Seite sein möchte. Ich vergesse
nicht, daß unseren gegenwärtlgen Schul
männer zum größten Theil von dem
Mißbrauch einer Vernachlässigung der
Muttersprache zurückgekommen sind ; al
lein dle Vernachlässigung hat vor nlcht
allzulanger Zelt eristirt, und sie eristirt
zum Theil noch.
Betrachten wir den französischen Un
terricht, so sehen wlr, daß neun Zehntel
seiner Bemühungen nur darauf hinaus
laufen, dem Zögling die Fähigkeit zu ge
ben, eln gute Französisch mlt Leichtlg-
keit zn reden. Selbst da Erlernen der
klassischen wle der modernen Sprachen
hat größtenthetl nur den erwähnten
Zweck, und wenn dle Franzosen, die alten
wle die neuen, schlecht übersetzen, so liegt
der Grund dafür meist in dem Bestreben
de Uebersetzer, vor allem ein elegan
te Französisch zu produclren. Will ich
hiermit die daran erwachsenen Miß
bräuche und namentlich da übertriebe
ne Nationalgefühl, welche flch auf man
gelhaste Kenntniß de Auslande be
gründet,, vertheidigen 1 Gewiß nicht!
Aber die große Gewandheit der Franzo
sen im freien Ausdruck ist doch sicherlich
ein bedeutener Bortheil. Wir dürfen
ihm denselben schon neiden. Wer von
un hat e nicht schon z. B. erlebt, daß
in deutschen Schul- und Fachprüfungen
junge Leute durchgefallen sind oder
schlecht bestanden haben—nicht well ste
unwissend waren, nein, weil ihnen dle
Fähigkeit des mündlichen Ausdruck ab
ging, well ste nicht gewohnt waren, dem
richtigen Gedanken da richtige Wort
zu finden, weil ihre Blödigkeit ste ver.
wirrte und ste Unsinn reden ließ, statt
der richtigen Antwort, die ste tm Kopf,
aber nlcht auf der Zunge hatten ? Was
ist hler der Beruf de deutschen Unter
richt? E ist, nicht da Fremde dem
Einhetintschen zu lleb zu vernachlässigen,
aber auch dem letzteren sein volle Recht
zu lassen. Mir ist der Deutsche lleb, der
Griechisch und Latetnisch, Englisch und
Französisch ersteht, vorausgesetzt, daß
er deutfch zu reden weiß mtt fließendem
und klarem Ausdruck. Muß ich aber
wählen zwischen dem Einen oder dem
anderen, so stimme tch, letder mancher
positiven Thatsache gegenüber, für mei
ne Sprache und gegen alle Klassiker der
alten und neuen Welt. Aber deutscher
Fleiß und deutsche Intelligenz sind stark
genug, um da Elne wie da Andere zu
bewältigen. Auch wetß Jeder, wa ge
genwärttg dle deutsche Schule wtll und
thut. Sle begnügt sich nicht mehr damit,
daß der Zögling elnGedicht herplappert,
oder in etnem Prosastück lesend herum
stolpert; neln, fie gewöhnt ihn auch an
da rednerische Element der Sprache, ste
glbt ihm die Fähigkeit, da Gesagte
oder Gelesene tn anderer Form zu wie
derholen nnd zu erklären, mlt etnem
Wort ste lehrt ihn frei und richtig da
allgemeine Gut einer einzigen deutschen
Sprache zu verwerthen.
Allerdings erhehlen wlr un nicht,
daß diese richtige Schriftsprache tn et
nem gewissen Sinn ihre eigene größte
Fetndtn ist. Ste ist umständlich. Ver
gleichen wir zum Beispiel nur die so
häusig wiederkehrenden Worte der Ver
neinung und der Verbindung mit den
betreffenden Ausdrücken de Franzosen.
Wie leicht schlüpft dieser über seln
von, oo pa, rieu, st, on, mm u. s. w.
hinan, während wir den Mund voll
nehmen müssen, um eln neln, nicht,
nicht, und, oder, aber her
auzuarbetle. Wie sehr genirt un
die Weitläufigkeit unsere unbestimmten
Artikel, wie sehr die Monotonie der im
mer wiederkehrenden Endsilbe en. Wir
könne e dem Volk nicht übel nehmen,
wenn sich, gestützt auf die Borgänge
unserer früheren Schriftsprache, dieser
Weitläufigkeitenentschlägt und die Wor
te verdirbt durch Kürzzungen und Aus
lassungen; aber de Gebildeten sollte
die Hinderniß nicht maßgebend sein.
Ein Gleiche kann von unserer Ar
muth an einfach verbalformen gel
ten. To synthetisch unsere Sprache in
vielen anderen Beziehungen ist, so an
alytisch ist ste im Zeitworte. Wo der
Grieche, der Lateiner, der Slave und oft
seldst der Franzose mtt einem etnztgrn
Wort autzkommen, da haben wir meist
mehrere nöthig; wlr greifen in unserem
auf Dürftigkeit hiuaulauftndea Reich
thum nach drei Hülfszeitwörtern, und z.
B. unser Bildung der passiven Futura,
wie: ich werde grlletzt worden seln, ist
geradezu widrig. Auch hier lasse man
dem Volk selne selbstgeschaffenrn Au
kunstmtttel. Könnte man dieselben
aber bi zur Schrift- nd mttlerra Re-
bespräche veredeln, so wär da tn gro
ßer Gewinn. Unsrer deutsche Sprach
ist unter allen lebenden die bildungs
fähigste ; man sollte daher nie müde
werden an lhrer Vervollkommung zu ar
beiten.
Ich komme zum Schluß auf meinen
Ausgangspunkt zurück, auf den Box ug
nämlich, den eine allgemeine Sprach
richtigkeit für die Einheit des Vaterlan
des an sich hat. So lange wir un
einander schlecht verstehen, veestehen wir
uns überhaupt nicht. Wir möchten alle
Köpfe unter einen Hut bringen brin
gen wir daher auch alle Zungen zu ei
nem gleichmäßigen deutschen Klang!
Erst dann wlrd der Dichter Recht haben
wenn cr diesen Klang deutscher Zunge
als die natürliche Grenze unseres Vater
landes bezeichnet.
Der erste Bohrversuch uf Oel in
Pennshlvanien.
Mitgetheilt von Dr. Adolf Ott.
Wir verdanken den ersten Bohrver
such der zu dem Zweck, Petroleum zu ge-
Winnen, gemacht wurde, dem Colone!
Drake au Hartfort tn Connecticut.
Es wurde zwar zuvor schon Oel ge
woilnen, aber auch in ganz eigenthüm
licher Weise. Man sammelte dasselbe
nämlich mit Hülfe von Leintüchern von
der Oberfläche von Bachen und Flüssen,
wo es sich nicht selten findet. Jedoch
wurde es nur zu mediclnischen Zwecken
benutzt, da dessen Leuchtqualität noch
nicht bekannt war. Col. Drake ist der
erste, dem die Ehre zukommt, die Idee
gefaßt zu haben, daß das Petroleum in
Resorvoir's unter der Erdoberfläche ver
borgen sein müsse und der sich entschloß,
diese durch Bohren zugänzlich zu machen.
' E war im Frühjahre IBäB, als derselbe
nachdem er zuvor einige Kapitalisten ge
wonnen hatte, die ersten Erperimente
begann.
Das erste, was er that, war die Salz
quelle am Allegheny zu besuchen und
dort die Art und Weise, wie Bohrlöcher
getrieben werden, tn Augenschein zu
nehmen. Dann suchte er sich einen
Platz unterhalb der „Wilson' FlatS"
bet TituSville auf, welche damals elne
Population von ungefähr 125 Seelen
zählte und 2 Hotels, keine Kirche und
nur 2 Store besaß, allein er wurde
verhindert, vor dem Frühjahre 185 S et
wa zu thun, da ebensowenig ein zuver
lässiger Bohrte chniker wie die nöthigen
Werkzeuge zu bekommen waren. Drake
glaubte, daß er wenigstens bis zu einer
Tiefe von 1000 Fuß zu gehen hätte.
Man brauchte die nämlichen Werkzeu
ge wie heute, der betreffende Mann je
doch verlangte einen und einen halben
Dollar per Fuß Bohrung. Wie kaum
anders zu erwarten, hatte der kühne Pi
onier eine Menge von Widerwärtigkei
ten zu bestehen, bevor er halbwegs zu
einem Resultate gelangte. Nicht genug,
daß man sich über ihn lustig machte, ihn
einen Bistonär und Monomanen schalt,
nein dle Contracte, welche er mit einer
Anzahl von Leuten, Sachverständigen
wie sie sich nannten, betreffend der Trie
be eines Bohrloches gemacht hatte, wur
den sämmtlich nach einander gebrochen,
well sich Niemand „blamiren" wollte.
Drake war dann schließlich gezwungen,
zu sagen, daß er nur auf Salz ausgehe.
Dieß Alles verzögerte die Operationen
bis zum Juni 1359.
Drake' Gehilfe schlug vor, auf den
Felsen zu gehen und ln diesen hinetnzu
bohren, was damals allgemein der
Brauch war, allein der hartnäckige Ban
ker entschied sich für das Eintreiben ei
ner eisernen Röhre bls zum Felsen —und
dabei bleib eS, trotz aller Gegenreden.
Ein entschiedener Erfolg krönte das Werk
und hätte Drake auf dle Methode des
RöhrenlegenS, wie sie jetzt allgemein an
gewandt wird, eln Patent genommen, so
würde er sich ein kolossales Vermögen er
erworben haben.
Man erhielt von diesem ersten Brun
nen 25 Fässer Petroleum per Tag., die
selbe Ouantltät wie heute noch. Aber
Mr. Drake war damals, wle dle Ameri
kaner sagen, in der Lage de Mannes,
welcher den Elephanten beim Rüssel ge
faßt hatte, dann aber nicht wußte wa
er mit ihm anfangen sollte. Petroleum
war nämlich so viel wle Nichts werth, da
weder elne fremdeNachsrage bestand, noch
Raffinerienextstirten. Seine Leuchtkraft,
wegen der es heute so geschätzt ist, muß
te tn der That erst noch entdeckt werden.
Es wurde ln Jahre 1859 bekanntlich
viel Photogen destillirt und das Petro
leum hätte in den Apparaten, worin
man Steinkohlcnthcer (da Rohprodukt,
woraus man Photogen oder Kerosin ge
winnt, der Deflation unterwarf, raffl
nirt werden können, allein man wollte
anfangs nicht zugeben, daß diese die
nämlichen Leuchtqualitäten hätte, wie
jenes. Doch wurde endlich in Pittsburg
ein Anfang gemacht und dieser fiel gut
aus.
Von diese'- Zeit an kam das Petrole
um mit außerordentlicher Schnelligkeit
in den Handel. Wenige sind im Stande
die Schwierigkeiten, die mit seiner Ent
deckung verbunden waren, zu würdigen.
E war nöthig, für Alles was Werk-
rs.
zeuge anbetraf ach rte ad öfter nach
PtttSbueg zu gätziich ba nüb Stqlgt mtt
AgrtkulturgerSthschaften handelndeGto
re tn der Gegend waren. Bet eluer
Gelegenheit wollte D. eine Plcke. zwei
Schaufeln, eln Kette und einen Walz
zapfen haben. Da er dirft Gegenstänbe
nicht in Tltusvllle bekomm konnte, so
flch an ChärlesHyde (nun eln
Oelmlllionär) und kaufte von ihm elne
Plcke, den Walzzapftn kaufte er sich von
etnem andern Stvrkreper, Samuel
Brown (ein anderer Oelmlllionär) und
dle Kett erschaffte er sich von Davld
Mitchell in Enterprise (in dritter Oel
mlllionär), aber silr die 2 Ketten war er
genöthigt, 50 Meilen weit, nämlich nach
Erle zu schicken. Drake sollte jedoch dle
Früchte seiner eisernen Beharrlichkeit
nicht genießen, er wurde krauk und de
halb genöthigt, dle Gegend zu erlassen
noch bevor da neue Produkt jene Re
vslutlon erzeugt hatte, welche e nun zu
einer der fruchtbarsten Ourllen indivi
duellen uud nationalen Wohlstandes P
macht.
Verschiedenes.
Grvße Jäger. Der Kurfürst von
Sachsen, Johann Georg 1., hetzte, sing und
schoß während seiner 45jähetgen Regierung von
161 bis 1656 in Allem 113.461 Stück Wild
pret, nemlich 17L00 Hirsche, 30,266 Schmal
ihiere, 22,000 Wildschwein, 12,000 Hasen,
l2,oooZüchse, 203 Bären (eln 1624 gefangener
wog 6 tlentner), 3443 Wölfe, 900 Dachse, 300
Luchse . s.w. Sein Nachfolger, Johann
Georg 11., übertraf ihn och. von 1655 bis
1680, als in einem Zeiträume von 24 Jahren,
hetzt und erlegt e 27,000 Stück Wild ver
schiedener Art. Anter diesen befanden sich 4
Löwen,, 4 Löwinnen und 2 Tiger, welche zum
Jagdvergnüge des Fürsten gezogen worden
waren.
Port für Zeitungen. Da Ver.
Staaten Veneral-Postam macht bekannt, daß
für Zeitungen, welche por l'-u-viau ol „ t
ttail über Deutschland hinaus ersandt werden,
folgende Raten zu zahlen habe :
Rußland, einschließlich Finnland und Po-
Ie g eni
Schwede 10 „
Rorwegea 13 „
Dänrmark 9 „
Schleswig-Holstein 8 „
Schwei, 9 „
Italien vi Schwei, II „
Kirchenstaat ot Schweiz 12 „
Türkei vi Jerusalem 14 „
Türkei vi Trieft II „
Grichenland rl Trieft 14 „
Aegypten rl Brit. Ostindien
und Ehina ol Trieft 1Z „
Hinter-Indle, Holland, fran
zösisch Eelonten, vi Trieft 15 „
Ein hübscher stund. JnrlnerauS
gewaschene Schlucht am Mississippi unterhalb
Tair entdeckte letzte Woche ei Missouier Jäger
ei kleine gäßchen au dr Erde hervorschau
end, welche er zuerst für eln Puloerfäßche an
sah. Er ersuchte dasselbe herauszuheben, fand
e jedoch zu schwer für ihn, weshalb er den
Deckel deSfelbeo einschlug uud nicht wenig er
staun war, al ihm ein Haufen Gold entgegen
winkte. Da gäßchen war gefüllt mit Bold
nd Silber etwa über 031,000 in hartem
Gelde. Nicht war an dem gäßchen zu ytch
decke, er der Eigenthümer desselben sei dage
gen sah man, daß/ schon mehrere Jahr in der
Erde gesteckt hatt. Der Jäger hatte einen guten
gang gemacht.
u alte Tage. —lm 1810, w
die letzten feindlichen Zusammenstöße zwischen
Indianern und Weißen im südlichen Indiana
orkamen, waren in Spenzer Eounty nur etwa
20 waffenfähige Männer aufzubringen. Jetzt
könnt da Eounty nöthtgenfalle 4000 Mann
stellen. Die einzige MahlmShle, welche e zu
jener Zeit in der südwestlichen Spitze von In
diana gab, war Regley's Mühl an der Pigeon
Ereek. Im Uebrigen behalf man sich mit klei
en Handmühlen, auf welchen zwei Männern
mit ungebeurer Anstrengung höchsten ein Bu
sche Korn ta der Stunde erarbeiten konnten.
Von Poftverbtudungen, Zeitung nnb ander
derartigen Annehmlichkeiten unsere orgezchrit
euen Zeitalter hatt mau natürlich damal
hier noch keine Idee.
Beollterungt-Dichtlgkelt in Pen
Ber. Staaten.—Die Einwohnerzahl der
Dereinigten Staaten belief sich im Jahre 1860
auf 31,443,321, wovon 31,158,016 den Staa
ten, ie übrigen den Territorir angehöre.
E kommen demnach in den Staaten durch
schnittlich 17 Einwohne auf die Quadratmeile,
während in den Territorien ier Quadraimei
len auf je inen Einwohner kämmen. In
Massachusetts kamen auf die Quadrat! 172,
in Rhode Island 138, in Rem Bjork 82 und in
Pennsploanien 62 Einwohner. Wäre die Le
otkerungS-Dichliikelt de ganz Unionsgebie
,e die on Massachusetts, so würde da eine
Vesammtdevilkernng on 72 Millionen erge
ben. Bei da veoölkenmgS-Dichtigkeit on
Frankreich EM tr Uni, 527 Millionen
Seele, bei dermm Eroßdriwmie 82 Million
nen und bei jener o Belgien gnr t t 95 Mit
lionen, d. h. mehr, al derzeit anf der ganzen
Erd leben, enthalten.
Ra hat i Euglaa mit de an Hrn.
Neumeyer in Taucha dei Leipzig erfundenen
Puloer Versuche angestellt. Jene Puloer
erbiennt nur, aber rrplodirt nicht, wenn e so
bald die Luft zu ihm Zugang ha, angezün
det wird; in einem Eewehrr, iure Kanone oder
Mine hermetisch erschlossen, erplodirte es da
gegen wie grwichnllcheS Pulv-r. Wegen der
Einfachheit seiner vereitung ist es dilliger,
al da gewöhnliche, und S ist mit seiner An
fertigung keine Gefahr erknüpft. Die Eng
länder sind mit dem Resultat er angestellten
Experimente sehr zufrieden; da Pulver hat
sich eben so wirksam für Schieß-, wie für
Sprengzweck erwiesen.
Ja Ma cn, Va., Wardt in Rege gen
inbnich gehängt.