Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, January 17, 1867, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    DkMlsAbmnscht MMs-Zn? n
Jahrgang 1.,
Die
Pennfylvanische Ttaats-Zeitung
Herausgegeben von
Joh. Georg Ripper,
erscheint jeden Donnerstag, und kostet IjiZ.VO
perd'vr, zaklbar innerhalb desladreS, und
OS.'SV nach Versluß des Jahrgangs.
Einzelne Eremplaren, S (scntS per Stück.
Keine Subscriptivncn werden für weuiger
al sechs Monaten angenommen; auch kann
Niemand da Blatt abbestellen, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeigen werden zu den gewöhnlichen Prei
sen inserir.
Officen: in der „Patriot und Union"
Druckerei, Dritten Straße, Harrisdarg, und
in der „InteUigcneer" Druckerei, am Eentre
Square, Lancaster.
Poesie.
(Aus tu "Wesiboten".)
Die erloschenen Wrihiiochtsterzrn.
Von Robert EI m en. *
I.
Nacht ist'S! Alle Lebe schweiget,
Freudenton und lubelklang
Ach! der Stern bat sich geneige,
gerner tönet Grabgesang.
Von de Schlummer Arm gehalten
Siebt die müde Kinderwelt.
Noch vom Weihnachtslichr erhellt.
Bei dem bellen Lichterglanze
Ward auch meiner Seele Licht,
Bei der Kinder Freudentanze
Schmerzten selbst die Wunde nicht.
Welche Frendc, welche Wonne!
Bei der Kerze Hellem Glanz
Blüht, wie in der FrühlingSsonne,
Neu der welke Lebenskranz!
Ach, erloschen sind die Kerzen
Und begraben Freud' und Lust!
Neu erwachen nur die Schmerze
In der tiefbewegte Brust!
Täuschung war'S, nur Truggedanken,
Bei der Lichter Hellem Schein ; i
D nn de Leben Steinen sanken, ,
Und es blieb ei Leichenstei.
II
Ob an stiller FriedhofSgrenze
Auch der Morgenstern erschien,
Die verwelkten Todtengränze
Schimmerten im FrühlingSgrün 'S j
Ob der Jubel und die Freude
Auch hinabdrang in da Grab,
Und dem blasse Todtenkleide
Frische Lebensfarben gab ?
Kalter Schnee bedeckt die Grüfte
Wie ein große Grabgewand, l
sind statt milder FrühlingSlüfte
Weht der rauhe Nord im Land.
Nacht ist'S alle Licht verschwunden.
Da den Weihnachtsbaum geschmückt,
Und in sei igfrohen Stunden,
Bei der Lichter Hellem Schein ;
Und e blieb ein Leichenstein!
Stille! WaS der Friedensbote
Lebenden so laut verspricht.
Wird zur Wahrheit erst im Tode
Darum stille! Weine nicht!
Feuilleton.
Das PfeiferhännSlein.
Eine Geschichte aus den Zelten de Bauern
smgeS. !
(Fortsetzung.)
2.
Ach Gott, wie ist da Herz so schwer,
Wie ist so trüb' mein Sinn!
Ich hab' kein Herz auf Erden mehr i
Seit ich eine Waise bin. >
Die mich geliebt, sind kalt und todt,
Und ließen mich allein ; >
Ich armer Kuab', in meiner Noth .
Will Keiner mir Helfer sein.
So will ich mir graben ein tiefes Grab, !
Und still mich legen hinein ;
Der Wind webt Blätter und Blüthen ab,
Die sollen mein Grabtuch sein. -
„Ausder Burg folgte noch immer ein
Gelag dem ander, und der Burgherr
wurde nicht mehr nüchtern. In der
Burg ging'S ein und aus, wie in einem
Bienenstock, und war Saus und Brau
alle Tage.
„Wir zitterten vor Frost und Angst, l
Al nun die Schafe alle im Burghofe
sparen sagt' ich'S dem Vogt, wie' gegan
gen. Der ging hinauf, und bald pol
terte der Ritter fluchend die Treppe her
ab. Die Schafe waren schon in dem
Stall und mein zitterndes Mütterlein
stand bei mir am Thor der Burg. Ihr
wisset ja wohl, wie hoch sie auf den
pfitzigen Felsen liegt, und wie die gräu
liche Tiefe gähnet zu beiden Seiten der
hölzernen Zugbrücke.
„Als er uns sah, fuhr ein Heer von
Flüchen au seinem Mund auf uns her
ab. Uns, unsere Faulheit maaß er sei
nen Schaden bei. Er schäumte vor
Wuth, und je mehr er schinipfte, desto
mehr gerteth er in Grimm und Zorn.
„Laßt die Hunde auf sie lo, daß sie
da Gesindel zerreißen! schrie er end
lich, und die halb trunkenen Knechte, roh
und ohne Erbarmen, wie ihr Herr, eilten,
seinen Befehl zu erfüllen. Wir flohen
in der Angst der Zugbrücke zu. O du
heilige Jungfrau ! Ehe wir'S uns ver
sahen, waren die blutgierigen Wolfs-
Hundt hinter uns. Mir blieb keine
Flucht möglich; ich körte das Thier
schon hinter mir brüllen und mein Müt
terlein entsetzlich schreien. Schnell
wandt' ich mich, und mit dem eisenbe
schlagenen Schäferstabe führte ich einen
so gewaltigen Hieb, daß da wüthende
Thier niederstürzte, sich streckte und ver
endte. Ehe ich aber meinem armen
Mütterlein zu Hülse kommen konnte,
rang sie mit dem fle zerfleischenden Thiere,
bäumte sich über das Geländer der Zug
brücke und stürzte mit ihm in die boden
lose Tiefe, in die zackigen Felsen hin
ein.
„Ach, da Alle geschah in viel kür
zerer Frist, al ich Euch hier zu erzählen
vermag.
„Anfangs hatten fle in wildem Ge
lächter die Hetze angesehen. Als aber
der Hund todt da lag, der andere mit
meinem armen Mütterlein in die Tiefe
gestürzt war,da hörte ich den Ruf - Holt
Bogen und Pfeile, daß wir den Buben
erlegen!
„Die Todesangst gibt Flügel. Mit
Hülfe meine Schäferstabe schwang ich
mich in die Felsen hinauf. Wie ein
Wiesel sprang ich vvn Stein zu Stein,
setzte über Klüfte weg und sah nicht rück
wärts. Hmtcr mir hörte ich den gellen
den Ruf der Verfolger; aber bei der
Eile, die ich anwandte, hatte ich einen
weiten Vorsprung ; bei der Kunst, in
den Felsen zu klettern, die ich oft geübt,
konnten sie mir nicht folgen. Die Pfci
! le schwirrten um mich herum ; die Arm
brustholzen fuhren zischend in die Stäm
me der Bäume mich traf keiner, und
als ich den Hochwald erreicht hatte, kroch
ich wie ein Eichhorn in einen hohlen
Baum, denn mir fehlte der Athem. Ich
konnte nicht mehr weiter, und in meinem
Verstecke vergingen mir die Sinne.
„Wie lange da gewährt, weiß ich
nicht; da aber vermuthe ich, daß e
eben nicht so lange war; denn als ich
wieder zu mir kam, hörte ich zwei Burg
knechte mit einander reden, die sich, müde
von meiner Verfolgung, an den Baum
gesetzt hatten, dessen hohle Herz mir zun
schützenden Schlupfwinkel diente. Sie
verwünschten den Ritter und seine Grau-!
samkeit. Ich hielt mich mäuschenstille,
obwohl lch wußte, daß mich keiner fin >
den würde."
„Woher wußtest du da, arme
Kind?"
„Acb," sagte der Knabe, „gerade in
der Betäubung, au der ick eben erwacht
war, sah ich'mein Mütterlein vor mir
stehen. Sie war ein Engel geworden
und tröstetp mich; Keiner würde mich
finden ; sie würde mich schütze. Und
seitdem erscheint mir mein Engel so oft,
al irgend Etwa eintritt, wa mir wich
tig ist. Ja, die heilige Jungfrau selbst
ist mir schon erschiene. Doch hört
weiter! Die Knechte gingen, als sie aus
geruht, von dannen und d e kam. Au
meinem Verstecke hätte ich mich nicht
herausgewagt, wär' mir der Engel nicht
abermals erschienen und hätte mir gebo
ten, hinabzusteigen tu die Felsen, wo
meines armen Mütterchen Leichnam
lag."
„In diese Felsen kletterest du in der
Nacht ?" fragte der Laborant mit einem
Tone, der es deutlich genug gab, wie die
Erzählung de Knaben ihn erschüttert
hatte.
„Warum nicht?" fragte dieser. —
„Ich sehe in der Nacht so scharf wie am
Tage. Da ist eine der absonderlichen
Gaben die mir l eider verliehen sind."
Er seufzte tief aus; dann fuhr er
fort- „Es mochte Mitternacht sein, da
kroch ich au meinerHöhle Hera, rutschte
den hohen Stamm herab, und trat ver
mittelst meines Schäferstabe, meine
Wanderung an. Es war wohl ein
bitterer Gang. Ach, ich ging ja, den
Leichnam der Einzigen zu suchen, der ich
in dieser Weit angehört hatte. Miz
blutendem Herzen stieg ich immer hinah
in die Felsen. Es war ein gefährlicher
Weg, aber ich wußte ja, daß ich zurecht
kommen würde!
„Endlich fand ich sie ! Ach, e war
ein Anblick, den ich nie wieder vergesse!
Zerschmettert lag oder viebmehr hing sie
in den spitzen, zackigen Felsen. Ihr
theure Blut bedeckte das Gestein ring
um, und der Hund hing todt an ihrem
Arme, in den er sich in einem solchen
Grade verbissen hatte, daß ich nur mit
der größten Mühe ihn von ihr trennen
konnte. Ich nahm nun den zerschmet
terten Leichnam und bettete ihn in eine
tiefe Spalte der Felsen, trug Moos zu
sammen, so viel ich uuter dem tiefen
Schnee herausfinden konnte, und deckte
ihn dann mit Schnee zu, bis ein mil
dere Wetter mir gestatten würde, sie
besser zu begraben.
„Daraus floh ich au der Gegend in
eine weite Ferne, wo mich der Arm de
Unmenschen nicht erreichen konnte.
Und als ich später, da er in seinem wü
sten Leben gestorben war, heimkehrte, um
für die Bestattung de Mütterlein in
geweihter Erde zu sorgen, da hörte ich,
daß der Burgkaplan, ein frommer, guter
Herr, schon dafür gesorgt hatte."
Der Knabe hatte den letzten Theil
seiner Erzählung vpr Schluchzen kaum
vollenden können.
Auf den Laboranten aber hatte sie ei
nen ungeheuren Eindruck gemacht.
Der alte Grimm gegen die Gewaltigen
erwachte in seiner Seele wieder. Die
vergangenen Tage, an die der Knabe
ihn heute erinnerte, gingen wieder an
seiner Seele vorüber mit all' ihren
Gräueln und ihrem Jammer.
In ver wilden Erregung feinet In
nern reckte er die geballte Zaust hinan
in die Nacht und, vergessend, daß der
Knabe an seiner Seite lag, rief er au :
„Kommt denn nicht bald die Stunde der
Vergeltung für solche Frevel ? Wird
dann nicht bald das arme, zertretene
Volk Rache nehmen an seinen unmensch
lichen Peinigern und Würgern?"
In diesem Augenblicke richtete sich
der Knabe neben ihm auf. Alles Ge
fühl seiner Seele lös'te sich in da auf.
welche des Laboranten Worte erzeugt
und in ihm wieder hervorriefen.
„Ja," sprach er mit vollem, festen Tone
seiner Stimme, „ja, ich sehe im Geiste,
daß sie kommt Ich sehe die Burgen
gebrochen, die Klöster und Stifter ver
wüstet; ich ehe ein Heer ohne Ritter
und Kappen, das seine Dränger straft,
die Zaulbänche in den Klöstern züchtigt,
und der goldne Morgen der Freiheit
bricht an; aber sein Morgenroth ist
blutig uno über Leichname und Schutt-
Hansen schreitet die Freiheit daher.
Mich bat die heiligt Jungfrau berufen,
daß ich der Freiheit Fabnc schwingt,
wenn mein Arm ichi erstarkt sein wird."
Noch lange redete der Knabe so in
nngeschwächter Begeisterung fort, bis
allniälicb seiner Rede Fluß langsamer
schwerfälliger wurde, nnd endlich das
Wort in seinem Mnnde erstarb. Ein
tiefere Athmen kündigte bald darauf
dem Laboranten an, daß der Schlaf ihn
übermannt babe.
Er aber schlief nicht. Da wunder
same Wesen dieses Knaben beschäftigte
ihn sebr. Er hatte wohl von dem Psei
ferhännSlein gekört, und un war ihm
das räthsclhaftc Wesen so nahe, ja e
lag nur an ibm, daß c ihm ganz ange
höre. Er faßte den festen Entschluß,
ihm Vater zu sein, da so stchtbarlich eine
höhere Hand, ein höhere Wille ihm den
Knabe zugeführt hatte; aber auch wei
ter hniaus über die nächsten Schranken
flog sei Geist. Da Schicksal de Vol
kes bewegte seine Seele, angeregt durch
die schrecklichen Ereignisse des eigenen
Lebens und schauderhaften Schicksale,
die der Knabe erlebt.
Wa war im Laufe der Zeit an dem
einst freien deutschen Volke geworden ?
Im Besitze seincrpcrsönlichen Freiheit
hatte sich einst der Deutsche glücklich ge
fühlt, und mit Eisersucht hatte er da
Gut bewacht. Sein freie Eigenthum
bearbeitete er mit Fleiß und Treue. In
seinem Hause, wo sc! Weib die fromme
Zucht bewahrte, die heilige Sitte siegte,
war seine Welt; Weib, Kinder, Waffen,
seine theuersten Güter, umschloß sie,
und Niemand durfte sie ohne seinen
Willen betreten. Die Thiere de Wal
des durfte er jagen ; die Fische der Tiefe
durfte er locken und fangen; zum
Schwerdte griff er freiwillig, wenn da
Vaterland in Gefahr war. Die Wei
destriche boten seinen Haustkieren hl
ungeschmälerte Nahrung; des Ackers
Ertrag war sein Eigen. Keiner genoß
eines Vorrechtes vor dem Richter, den
da Volk sich selbst erwählt unter den
Alten, Erfahrenen und Weisen. Sitte
und Herkommen, da unbestochene Ur
theil des klaren und schlichten Verstän
de waren die Grundlage de Urtheile.
Keine Frohndt, kein Dienst, keine Beet,
kein Zins, ke'N Zehnter lag ans ihip al
niederbeugende Last, und die Wtnkelzüge
eine erklügelten fremden Rechte kannte
der Deutsche nicht. So stand e um
da edle Volk der Deutschen, und da
! Andenken an diese glücklichen Zustände
eine freien Volkes war noch nicht er
loschen. Die Alten hatten' ihren Söh
nen, diese es auf die Enkel übergetragen,
und so war eS im Bewußtsein de Vol
ke selbst in jenen Tagen geblieben, wo
nichts von diesen Gütern mehr übrig ge
blieben war.
Das Paradies liegt ewig hinter un,
und das Sebncn nach verlorenem Glüke
ruht in jeder Menschenbrust ; aber es
erwacht in dem Maße stärker, je drücken
der, je schwerer die Gegenwart ist.
Was war des Volke LooS zu jener Zeit
wo die Seele des Laboranten eS erwog ?
Ein dieser Güter nach dem andern
hatte Adel Geistlichkeit geraubt. Schritt
vor Schritt war man endlich zum Ziele
gelangt, wohin man wollte, daß es nur
mächtige Herren und Leibeigene
gab.
Hier war e der Heerbann und des
Grafen erlistete Macht, des Adels wilde
Gewalt, Rohheit und Raublust, welche
den zermalmenden Fuß auf de „armen
Mannes" Nacken setzte und ein Recht
nach dem andern ihm entzog oder gera
zu nahm, und den Murrenden zertrat;
dort war es die Macht der Geistlichkeit
in Klöstern und auf Bischofsstühlen,
welche Frohnden, Beete, Rauchhühner,
Zehnten von Frucht, Weinberg und
Thieren forderte, und ertrotzt durch den
Harrisburg, Pa., Donnerstag, Januar 17, IBV7.
Mißbrauch einer Macht, hie nur da
Heilige zu fordern bestimmt ist. Im
mer tiefer in Noth und Elend hinabge
drück,, gab sich der arme, rechtlose Mensch,
um nur da ackte Leben zu fristen, zu
setzt zu Leibeigenen hin, und seine un
glücklichen linder, in der Leibeigenschaft
geboren, waren' und blieben', ohne
alle Hoffnung, e sei denn, daß der Herr
selber sie gefreiet hätte. So nahmen fle
ihm de Walde Freiheit, de Wasser
Recht und Lust; der Weide Nutzung ;
brachten Gilden,Zinse, Frohnden, Zehn
ten, und die Sprache jener Zeiten ist
reich an Namen für die einzelnen La
sten, die den Armen zu Boden drückten,
und jede Freude, jede Lebenlust im
Herzen erstickten. Wa half die Klage ?
Ihre Dränger waren ihre Richter. Der
Schrei der Noth drang nicht bi zum
Ohre de Kaiser, und wenn er zu ihm
gedrungen wäre er hätte selbst nicht
Helsen können. So erstickte er zuletzt in
der Brust, die ihn geboren, und zum
Elende bestimmt, trug hülste, wenn
auch oft mit heiligem Zorn im Herzen,
der „arme Mann", wie sich das Volk
nannte, sein entsetzliches Loo. Wie c
schlimmer wurde tu jenen Tagen, wo
de Kaisers Ansehen tief gesunken, der
Kronvasall ein eigener Herr geworden
war; wie Raub, Mord und Brand, zur
Lust getrieben, mit zur Ehre de Ritter
tbum gehörte, wie kein Wanderer mehr
sicher auf dem Wege war; wie selbst
Klöster beraubt worden, wir die Zügel
lostgkeit keine Sitte, keine Scham, kein
Heiligthum mehr kannte, keine Zucht
mehr achtete. O, da ist ein gräulich
Blatt in der Geschichte aller Länder Eu
ropa'S in dieser Zeit und Deutschland's
insbesondere, und die Chroniken jener
Tage wissen Entsetzliche zu erzählen von
der Rohhcit und Grausamkeit de Adels,
dessen Namen seine sprachliche Abstam
mung höhnte; aber e klingt ein ent
setzlicher Ton herüber au dieser Zeit,
der die Geistlichkeit, vom Bischöfe bis
zum Mönche, die Ritter alle nur eine
fortlaufende Reihe von Blutsaugern
nennt. Ihr Streben war, Macht zu
erlangen, im Wohlleben zu schwelgen,
Reichthümer zusammen zu häufen. Um
dem Adel und seinen Klauen zu entge
hen, gaben viele Habe und Freiheit dem
Bischof oder der Abtei hin. Nun be
saß er freilich niigesiört das Seine, aber
es war nur noch ein Lehen d?r Kirche,
die es ihm nach Belieben nehmen könn
le. Starb er, so waren stine Kinder
Bettler oder wurden Leibeigene. Wel
che Gewebe schrecklicher Ränke, himmel
schreienden Unrecht wurden gesponnen,
um die Ziel zu erreichen?
Alle diese Scenen hatte mau täglich
vor Augen, und das nutzbare Thier
stand höher al der Mensch. Ein Men
schenleben galt nicht.
Ueber diese Zustände blickte der Labo
rant jetzt hin. Sie gingen an seinem
Geiste vorüber und er weinte Thränen
de Grimme, daß Niemand dcn Muth
hatte, solche Kelten mit kraft zu
brechen.
Ist es ein Wunder, daß kein Schlaf
in sein Auge kam? Ist e ein Wunder,
daß seine Seele nach Rache lechzte in
einer Zeit, die aller Gräuel Zeuge war?
Ist e zu verwundern, daß sich im Vol
ke ein anderer Sinn auszusprechen be
gann, al in den früheren Tagen?
Wird die Last zu schwer, so erliegt der
Träger oder er schleudert sie weg mit al
lem Grimme, den die Ungebühr weckt.
E wareine Zeit de Unmuths. Ueber
all halte der Druck sich entsetzlich ge
häuft, die Rohheit alles Maaß über
schritten. Die Schonungslosigkeit der
Ritterschaft, die Habsucht de E leru, bei
der sittliche Entartung flößte Grimm,
Abscheu und Eckel dem Volke ein. E
lernte e fühlen, daß nur vereinte Kraft
eine Widerstände fähig sei, wo die
beiden Gegner, wenn auch ihre Inte
ressen getheilt erschienen und sie flch mit
unter selbst befehdeten, dennoch ihre
ganze Macht vereinigten, wenu e galt,
des Volkes Versuche zum Widerstande
zu unterdrücken, und die Bewußtsein
rief den Trib hervor, sich an ein
ander zu schließen. Verwandte suchte
sich auf, und so war es denn aller
dings an dem, daß der Laborant viel
fachen Verkehr mit gleichgeflnntenMän
nern aus der Ferne hatte. SetneWan
derungen mit dem Arzneikasten, seine
Erfahrungen kamen diesen Verbindun
gen zu Hilfe. Burgen und Klöster und
Bischofssitze standen auf einem Vulkane,
der in der Tiefe arbeitete, ohne baß man
an der Oberfläche hätte sein Dasein er
rathen können, der aber Kräfte in der
Stille sammelte, dir Fähigkeit genug ent
wickeln konnten, jene zu zertrümmern.
Der Laborant war ein schlauer Kopf.
Er erkannte schnell welch einen Schatz
er an dem Knaben gewonnen habe, der
wie eine mpsterlöse Person schon in dem
Munde de Volke lebte, der durch die
wundersame Eigenthümlichkeit seiner
Natur grwissrrmaßru einen Heiligen
schein um seine jugendlichen Locken ge
zogen hatte.
Wie er ihn zu seinen Zwecken benutzen
wollt, wae th och nicht klar, daß er
aber das herrlichste Werkzeug sei, lag
außer allem Zweifel.
Aber wa ist denn ein Laborant?
hör' ich manchen Leser fragen, und so
wohl ans diese Frage, als aus die über
die Person des Laboranten thut eine
Antwort noth.
Die Kunst, die Krankkeiten zu heilen,
wuchs mitdemHeerederKraiikhetlen,wenn
nicht das umgekehrte Verhältniß gilt.
Sei dem, wie ihm wolle, in jenen Tagen
stand der Mensch der Natur noch aber;
die erkünstelten Genüsse waren ihm
fremd ; wa Indien lieferte, war noch
nicht in die mittleren, zu geschweige in
die unteren Schichten des Volkes ge
drungen, und die Produkte Amerika's
lagen noch, wie es selbst, im Dunkel
So war da Volk einfach, weil es die
verderlichen Genüsse, welche die Produk
te des Auslande bereiten, nicht kannte,
und zu arm war, sie sich zu erringen.
Der Wein war für Ritter, Mönche, 'Bi
schöfe, Fürsten, und in Summa für die
Gewaltigen. Den Branntwein kannte
man noch nicht als Getränke. Einfach
heit erhielt die Kraft und die Gesnnd
heit. Tausende der Krankheiten, weiche
jetzt die Medicin bis in ihre geheimsten
Tücken verfolgt, bis in ihre feinsten
Symptome zerlegt, ahnet man nicht.
Daher war die ärztliche Praris leicht
und einfach. Mönche, Priester und ein
zelne Leute hier und da zogen au be
kannten Heilpflanzen die Kräfte, um
Tränklcin, Heilküglein, Latwerge und
Pflaster zu bereiten, nnd zogen damit
umher. Meist waren e Mittel für
Hieb und Stich, wie man zu sagen
pflegt; Universalniittci für alle erdenk
lichen Gepreste de Leibes, die sie ver
verkauften, und der Glaube that da
Seine, wie heutzutage auch! Diese
Leute, weil sie laborirten, arbeitete,
um die Pflanzenstoffe auszuziehen, hie
ßen Laboranten. Es waren Apotheker
und Aerzte zugleich, wie noch heute in
England der Arzt ein Apotheker nnd
der Apotheker ein Arzt ist.
Bei diesen sichtbaren Mitteln, die man
desto wirksamer erachtete, je abscheulicher
der Geschmack war (daher den das
Sprüchwort aus jene Tagen zir uns
herüber klingt: „Schlimm muß Schlimm
vertreiben"), lebte och eine andere
Praxi für medicinische Behandlung im
Volke, die sich geheimnißvoll fortpflanz
te, also, daß sie der Mann nicht dem
Manne, sondern nur dem Weibe mit
theilen oder lehren konnte, und umge
kehrt. ES war das Versprechen, das
Verfahren, vermittelst des Wsrtes das
Uebel zu bauen, da magische Hcilver
fahren, welche sich noch heute im Volke
erhalten hat, und das wir mit dem Na
men Sympathie bezeichnen. Der Aerz
te'gab eS wenige und - die Gottes
äcker waren unendiich klein.
D r Laborant Arnold Plientngcr war
ein solcher apothckernder Doktor. Er
war, wie wir au des Pseiferhänns
lein' Munde wissen, durch entsetzliche
Geschickt aus seinem Vaterlande vertrie
ben worden. Zu dem mönchischen Le
ben, wohin ihn Jammer, Verzweiflung,
vielleicht auch Neue getrieben, hatte er
keinen Beruf. Der Menschheit, dem
armen, ihm theuern Volke, dessen Noth
er kannte, nützlich zu sein, griff er wie
der zum alten Gewerbe und war nun
weithin der Abgott de Volke, weil er
sein Freund, sein Helfer, seine Stütze,
sein Trost für Leib und Seele war.
Und nie kam eine Bitte an ihn, die er
nicht mit Liebe zu erfüllen versucht hat
te, so weit er' vermochte.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
Der vrand des TampfreS Fashion.
Die Einzelnheiten über den Verlust
de Dampfers „Fashion" sind hier ein
getroffen. Der Unfall ereignete sich als,
der Dampfer etwa sieben Meilen vonßa
ton Rouge entfernt war. Das Feuer
wurde durch Funken, die aus dem Ka
mine kamen, verursacht. Dasselbe griff
mit so rasender Schnelligkeit in sich, daß
alle Versuche es zu löschen, fehlschlugen
und das Boot und die Passagiere muß
ten ihrem Schicksal überlassen werden.
Der Dampfer hatte 2700 Ballen
Baumwolle an Board, welche zur Wuth
des Feuer beitrugen. Die Baumwolle
brannte noch, als da Fahrzeug bereit
auf eine Sandbank anfgerannt worden
war, bald darauf aber wieder flott wur
de und bis zum Wasserspiegel verbrann
te. Es waren über 100 Cajüten-Passa
giere an Bord, deren Namen nicht be
kannt sind, da die Schiffsltste und die
Papiere ebenfalls mit verbrannten.
Die Deckpassagiere waren meistens
Neger. Sie sprangen ohne Ueberlegung
in'S Wasser, und gingen wahrscheinlich
alle zu Grunde. Die unglücklichen Pas
sagiere liefen von einem Theile de Schis
fes zum andern, um den überall gegen
sie heranzüngcluden Flammen auszu
weichen, bis sie sich endlich in die Enge
getrieben sahen, über Bord sprangen
und in den Wellen ihren Tod fanden.
Der Lootse Thomas Montagre ver
blieb auf seinem Posten, bis er von den
! Flammen weggetrieben wurde, worauf
j er nach dem Hinterthetl de Schiffe ging
und verschwand.. Herr Fairchtld, der
Ingenieur, blieb bei seiner Maschine,
bis es zum entkommen zu spät war, nnd
kam in den Flammen um. Der Stew
ard und der zweite Steuermann fanden
ebenfalls ihren Tod durch die Flammen.
Eapt. Pratt retete mehrere Damem,
indem er mit denselben durch den Fluß
wadeie, sie in ein kleine Böot brachte
und dasselbe mit einem Fensterladen als
Nuder nach dem User steuerte. Die Da
inen waren von Mississippi. Eapt.
Pratt war halbtodt, als er endlich Ba
! to Rouge erreichte. Herr HastingS,
der erste Steuermann, rettete durch
! Schwimmen sein Leben, ine Dame
l warf ihre drei Kinder in den Fluß und
sprang ihnen dann nach. Sie selbst
nnd ein Kind wnrden später gerettet die
beiden ander gingen wahrscheinlich un-
I ter.
Ter panische Schrecken am Schiffe
soll furchtbar gewesen sein und der
Steuermann sagt, er hätte nvch niemal
solche Schreckenssccnen mit angesehen,
obgleich er schvn achtzehn Jahre aus
Danipfbovten fahre. Er war einer der
letzten, die das brennende Schiff verlie
ßen.
Zwei elegant gekleidete Damen, die
in Bapou Sara an Bord kamen, bcstn
den sich unter den Verunglückten.
Enttäuscht.
Der LouiSvillc Anzeiger vom letzten
Donnerstag erzählt folgende Beschicht
chenVor einigen Tage trat eine
eleganntc Dame in einen unserer groß
artigen Manusaturwaaren-Läden an
der Sien Straße und erkundigte sich nach
dem Preise eines hübschen ShawlS von
Kamcelhaar. Der Clerk nannte 81500
al den Preis, für welchen da kostbare
Gardcrobcstück verkauft werden könne;
die Dame glaubte jedoch nur 81000 für
den Sckawl bieten zu können und suchte
den Clerk zu überreden, ihr den Sbawl
um diesen Preis zu lassen.
Hierauf erwiderte jedoch der Ladendie
ncr.daß vor ungefähr einer Stunde der
Ehemann der kauflustigen Dame dasselbe
Gebot gemacht habe, ohne daß man e
acceptirle; die Frau schien jetzt plötzlich
von einem guten Einsalle beseelt zu sein,
denn sie zahlte sofort 8500 auf den
Shawl und ersuchte den Clerk, nunmehr
ihrem Manne den Gegenstand seines
sehnsüchtigen Verlangens zu überlassen.
Madame ging darauf mit der frohen
Erwartung nach Hause, bald, sehr bald
im Besitze eine so prachtvollen Shawls
zu sein.
Schöner Gedankt, aber untreue Ehe
männer haben ihre eigenen Wege.
Es wurde Abend, der gehofft Shawl
kam nicht, es wurde wieder Mittag, der
Shawl war immer nvch nicht da ; jetzt
aber hielt e die auf eine so harte Ge
duldsprobe gestellte hübsche Frau nicht
mehr au, sie ging nach dem fraglichen
Laden, um sich bei dem Clerk zu erkundt
gen, ob ihr Mann den Shawl noch nicht
abgeholt habe; hier hörte aber die Frau
zu ihrem Schrecken, daß der Shawl von
ihrem Manne gekauft und mitgenom
men worden sei!
Dies war mehr, als die gute Fran
verstehen konnte, doch wurde ihr die
Aufklärung sofort zu Theil; nicht wett
von dem Postgebäude begegnete sie einer
zwar hübschen aber nicht tugendhaften
Dame, welche mit dem Shawl zum er
stenmale in der t. Straße Parade mach
te und eben dem daherkommenden Ehe
mann der so bitter Getäuschten einen
schtlmisch-lächelnden Blick zuwarf.
Was Madame ihrem Manne in dem
Augenblicke des Zusammentreffens sagte
haben wir freilich nicht gehört, daß aber
der gegen andere Damen so freigebige
Ehemann das Bad wird kühlen müssen
bezweifeln wir nicht im Geringsten.
Die Pariser Ausstellung.
Die auszustellenden Gegenstände für
die Pariser Weltausstellung welche am
1. April des Jahres eröffnet
wcrdensoll fangen bereits an inPari ein
zutreffen. Im vergangenen Monat
kamen an einem Tage 160 Pakete aus
St. Petersburg an. An der Zusam
menstellung des maurischen Katalogs
wird jetzt gearbeitet. Unter den Arti
keln, die aus Marocco eingesandt wer
den sollen, befindet sich eine vollständige
Sammlung von Möbeln und aus jedem
mögltchenMaterialangcfertlgtenKüchcn
geräthcn, sowie auch die Kostüme, welche
die Kadis (dlt Richter), die Muftis und
UlewaS (die Geistlichen) tragen nebst ei
ner Sammlung vom mit Jnwellen ver
zierten Schmuckgcgenständen, Musikin
strumenten u. Töpferwaaren. Maurische
Speisen und Getränke werden in Küchen
die nach der Weise der maroccanischen
eingerichtet worden, gekocht und verkauft
werden.
Mattenweber, Maler auf Kupfer und
Sticker auf Leder undSammet werden in
offenen, von ihnen selbst errichteten Häu
sern ihr Gewerbe ausüben. Das StaatS
zelt des Sultans von Morocco wird
einen Raum 300 Ouadratellen be
decken und wird mit den prächtigsten
Gegen ständen de orientalischen Lurns
ausgestattet sein. Es wird von arabi
schen Kioks umgebe sein. Spring
brunnen, deren Wasserstrahl unter Gruv
pen von Palmcnbäumen erglänzen wird
sollen au nngehenrtn mit Cchlinggc
wächsen verzierten Vasen emporsprtngc
In den maurischen Park werden Strasse
in vollkommener Freikeit hcrumstreifrn,
und eine von Ställen für arabische Pfer
de umgebene Caravonserei wird noch ei
nen wetteren int.r.-ssanten Zug de orien
talischen Charakter des maurischen
Departements bilden.
Die Anzeigen in dem Katalog werden
kein gerade billiges Mittel sei.die öffent
liche Aufmerksamkeit aufsich hinzulenken.
Der Preis für eine einzige Zeile beträgt
fünfzehn Francs. Dreißig Zeilen wer
den daher hundert Dollars kosten.
DaS zehnte allgemeine Sängerfest
in Philadelphia.
Die „Philadelphier Presse" bringt darüber
folgende Mittheilungen: „Da Programm für
das in Philadelphia im Juli diese Jahres
abzuhaltende allgemeine Sängerfest ist durch die
Telegatenversammlung der hiesigen Gesang
vereine, die seit längerer Zeit monatlich und
seit dem letzten Sommer alle k l Tage Sitzung
hielt, jetzt festgestellt, und wird, wie wir er
nehmen, folgende Festlichkeiten in sich begreifen :
Samstag den (3. Juli. Empfang der au
wältigen Sänger von Ncw-?>ork, Baltimore,
Washington, Nickmond, Boston und vielen an-
Die auswärtigen Sänger, deren sich bis setzt
mehr als 2,700 angcmcldrt haben, werden von
de hiesigen Gesangvereinen im Independencc
Square degrüßt und dann vvn den zu diesen,
Zweck ernannten Committees in die für sie de
stimmten Quartiere geleitet werden.
Der Sonntag, it. Juli, ist für Privaterem
sionen u. s. w. bestimmt. Ein Eonzert findet
an diesem Tage nicht statt.
Am Mvntag, 15. Juli, soll entweder in der
Academp of Music oder in der (wahrscheinlich
bi zu dieser Zeit vollendeten) Halle der Agri
cultmgesellschafl das Hauptconzert stattfinden.
Herr Musikdirektor Engelke wird dasselbe
dirigiren unv achthundert auSerlrsene Sänger
aus allen theilnehmende Vereinen werden mit
Lrchcstcrbegleituiig drei große Ehöre, die Har
monie von Tschirsch, die Göttin des Gesang
von Krebs, und das Hallelnjah ans Handels
Messias vortragen. Außerdem werden die
New ?lorker Vereine zwei, die Baltimore.- und
die Philadelphia Vereine je ein Lied singen wäh
rend die Zwischenräume durch Orchesterpiecen
unter der Leitung de Direktor Engclke auSgc-
Dienstag, der kii. Juli, ist zum Preiswert
singen bestimmt. Tie Reihenfolge der daran
theilnehmende Vereine wird durch da Loo
bestimmt. Mindesten fünf competente und un
parteiische Musiker, die von der Delcgatenver
sammlung gewählt werden, und deren Namen
vorher öffentlich bekannt geinacht werden sollen,
werden über die Vertheilung der Preise ent
scheide. Die Philadelphia Gesangvereine
werden selbstverständlich an dieser Eoncurrenz
nicht theilnehmen.
Das große Pic Nic der Sänger findet am
Mittwoch, den t 7. Juli, statt. lieber den
Platz, auf dem es geHallen werden soll, ist noch
keine definitive Entscheidung getroffen. Wahr
scheinlich wird entweder Engel oder Wolf'S
Farm oder ein dem Schuplkill Fall Park ge
genüberlicgender Platz gewählt werden. Auf
dem Festplatz wird eine große Tribüne errichtet
werden, auf welcher sämmtliche theilnehmende
Sänger einige allgemeine Ehöre vortragen
werden, worauf unter entsprechenden Ceremo
nien die Verlheilung der Preise an die siegen
den Vereine erfolgen wird.
Donnerstag, 16. Juli, Abschied im Haupt
Die Partituren für die allgemeinen Gesänge,
welche den verschiedenen Vereinen zugesendet
werden sollen, sind gegenwärtig im Druck be
griffen und spätestens vier Wochen vor dem
allgemeinen Sängerfest wird der Festdirigen.
Herr Sngelke eine Rundreise zu den verschiede
nen heilnehmenden Vereinen mache, um mit
denselben Proben der allgemeinen Ehöre abzu
halten.
Eine Stimme de Auslandes über
die Zustände in den Nor. Staaten.
In den vereinigte ober vielmehr veruneinig
ten Staaten Nordamerika'S, die noch aus allen
Wunden eine der furchtbarsten und gewaltig
sten, je dagewesenen Bürgerkriege blute, geht
c d'runter und d'rüber. Weit entfernt davon,
durch den Abschluß de militärischen Frieden
in eine wirkliche Friedensepoche eingetreten zu
sein scheinen alle bis nun verborgen gehaltenen
Leidenschaften, von Paneihaß und gegenseitigen
schonungslosen Zungenangriffen entflammt,
nachdem sie während der Kämpfe und Züge der
beiderteitigen Armeen von den allgemeinen
Kampfpunkten absorbir gewesen waren, nun
erst recht mit Macht hervorzubrechen und die
große Republik de Westen einer zweite, viel
leicht noch furchtbareren und in ihren Folgen,
weittragenderen Krisis ntgegenzusühren.
Man merkt, e fehlt der selbst bei seinen politi
schen Feinden geachtet gewesene Abraham Lin
coli,; sein Nachfolger Johnson hat e nun ein
mal mit seinen früheren warmen Anhängern
entschieden verdorbcn. In allen kleineren und
größere Ortschaften haben sich Parteien von
allen möglichen Graden . Bczeichungcn gebil
det, kühn Redner durchziehen die Gegenden,
um Anhänger für ihre Partei zu gewinnen, und
oft endigen solche züggellose Reden mir Revol
verschlissen n. Messerstichen Seiten der bcidrn
Nur Probe eines herrischen Meisterstückes
der erwähnten Art diene folgender Auszug aus
einerAnsprache des Gen. Butler: „Wenn Ihr
glaubt, mich einzusüchtern, da irrt Ihr Such
gewaltig. Ich habe bessere Leute, als Ihr seid,
auftuüpfen lasse, und wenn Ihr Euch nicht gut
auffuhrt, werde ich noch einmal Gelegenheit ha
den. Euch denselben Liebesdienst zu erweisen.
Denkt Ihr, daß ich mich vor Zwiebelfressern
furchte ? Wer einmal Pulver gerochen hat,
weicht vor Nichts zurück. Ihr glaub, daß die
Neger Eures Gleichen seien ? O ein! sie sind
Euch um so viel überlegen, als der Himmel der
Hölle, wohin Ihr geHort. Ich erachte Euch
und bewerbe mich nicht um Eure Achtung.
Nro. 3.
Ihr Diebe und Banditen, ich erkläre hiermit im
Namen der Nation, daß Ihr nicht würdig seid,
das Stimmrecht auszuüben, und daß die Euch
auf keine bessere Art angekündigt werden
konnte."
Die Goiutrrneiire einzelner Provinzrn neh
me eine Stellung an. die sich beinahe in Nicht
von offener Rebellion unterscheidet. Dazu
kommen noch die äußeren Wirren, worunter die
mcrikaniiche Geschichte obenan stehen kurz,
die Zustande in den Ver. Staaten Nordame
rcka'S sind der Art, daß e unmöglich mehr lan
ge so anhalten kann. Gebe Gott, daß diese
Krigs einen guten Verlauf habe! (B. D. Z.)
Hat seine Frau verhandelt.
Daß man sein Weibchen nach so und so lan
ger Zeit, enlweder bald oder erst nach einer Rei
de von lahren mit einer neuen Lebensgefährtin
oder Liebchen vertauscht, ist in Amerika nicht
Neues und kommt leider zu häufig vor. Daß
man aber die Frau förmlich verkauft oder ver
handelt, ist zum Glück eine wirkliche Seltenheit.
So erstaunlich es aber auch klingen mag, so
hat sich dennoch ein solch ungeheuerlicher Fall
vor ganz Kurzen nahe bei Mound Eitp, Jll.,
ereignet:
Ein gewisser Thom. Pope von da, heirathete
mämlich vor ungefähr sechs Wochen eine junge
Dame und richtete sich mit ihr, so gut e ihre
beschränkten Vermögensverhältnisse erlaubten,
häuslich ein. Aber schon nach zehn Tagen
brannte sein junge Täubchen durch und warf
sich einem früheren Geliebten in die Arme.
Aber e scheint, daß ihr die Wahl doch ehe
that, denn nach einer Woche kam st wieder zu
Herrn Pope zurück, und ersprach ihm, wen er
ihr vergeben wollte, für immer sein treue Gat
tin sei z wolle.
„Doch ach, wie trügerisch sind Weiber
herzen,
Mögen sie lachen, mögen sie scherzen.
Alle ist Falschheit, Alle ist Trug."
Kaum waren wieder drei weitere Tage er
strichen, so war sie wieder entflohen. Jetzt nun,
konnte sich der betrogene Ehemann erst recht
trösten. Wa denkt Ihr nun, daß weiter ge
schah?
Nach einigen Tagen kam der zweite Mann
zu Hrn. Pope mit seiner Dulcinea. Man sollte
nun glauben, es hätte wenigsten ein Duell, ei
ne Schießerei abgesetzt, doch ein, von alledem
nicht. Mit der größten Kaltblütigkeit machte
Hrn. Pope dem neuen Paar den Vorschlag, ih
nen seine Möbel zu verkaufen. Nach ruhiger
Besprechung willigte Herr Pope ein, und ver
kaufte seine sieben Sachen um PIS, (?) ein
schließlich der Frau.
Wir gratttliren dem neuen Besitzer der letz
teren und wünschen ihm nur, daß nicht sobald
der Wunsch in ihm rege werden möchte, lieber
och seine „fünfzehn Dollar zu habcn."
Versuchter Selbstmord eines un
glücklichen Mädchen.
Bor einigen Wochen besuchte ein junger
Mann von 22 Jahren das Innere von Kentucky
und gab vor, daß er eine Farm zu kaufen beab
lang ihm, Aufnahme in dem Hause eine reiche
garnier in Garrard Eountp, Kp„ zu finden,
und die Gunst de Letztern, dem er viel vom
Kaufen dieses und jene Grundstücke vor
schwatzte, z pewinnen.
Der junge sehr höfliche Man von einneh
menden Aeustern gewann auch in kurzer Zeit
da"Herz der Tochter de Farmer, machte ei
nen HeiralhSantrag, welcher nicht nur von dem
jungen Mädchen, oder Gänschen, sondern auch
von den Eltern desselben angenommen wurde,
und Braut und Bräutigam kamen nach Tm
cianati, um Einkäufe für khren Haushalt zu
machen, zu welchem Zwecke da Mächchen von
seinem Vater erwa Pl2oo erhalten hatte.
Bald ach ihrer Antunst in jener Stadt ließ
sich da Mädchen üderreden, das Geld zur bes
seren Sicherheit ihrem Bräutigam z überge
ben, der eS in inerßank deponiren wollte, und
seinen Bitten nachgebend, opferte e ihm Alles,
wa ein Mädchen nur opfern kann. Der
Wollüstling aber entfernte sich mit dem Gelde
und kam nicht wieder zurück.
Da unglückliche Mädchen welche fremd in
Eincinnati war, ohne einen Ernt in der großen
Stadt allein und verlassen zuruckblieb, und sei
ne thörichten Schritte sich schämte, suchte un
fand ein Unterkommen in einem dortigen Pro
ftiiutionShause, wo e letzten Montag Abend
mittelst Ehloroform seinem Leben ein Ende zu
machen ersuchte; e wurde jedoch daran durch
einen Mann verhindert, und gester in die
Heimath zu seinen Eltern zurückgeschickt.
Moral Mädchen, trauet den sehr seinen
Gentlemen mit zarten Gesichtchen nicht!
D.r unrechte Finger verbunden.
Eine Zeitung von Milwaukcc erzählt folgen
de gute LiebcSgeschichte!
Emilie und Karl liebten einander leiden
schaftlich ; aber der gestrenge Vater der Gelieb
ten wollte es nicht leiden und erklärte, daß s
ein armer Teufel seine Tochter nicht haben solle.
Dem Liebhaber wurde da Haus verboten und
das Mädchen scharf bewacht. Die Mutter je
doch dachte an die Zeit, da sie auch einmal jung
gewesen war, und suchte dem Liebespaar zu
helfen. Einmal war der gestrenge Vater in
Geschäften sofort erhielt der
Liebhaber Notiz davon und schlüpfte zu seiner
Angebeteten in'S Zimmer. Plötzlich komm
ein schwerer Tritt durch dem HauSgang „der
Vater kommt!" schreit Emilie und schieb den
Geliebten in ein Versteck—in den Kleiderschrank
oder unteiS Bet;' Als der Herr Papa herein
kam, merkte er an der Verlegenheit seiner Toch
ter, daß sie etwas angestellt habe; er redete ihr
in'S Gewissen und sie gestand, daß Karl da ge
wc'en, aber bereit wieder fort sei. So sollst
tu auch die ganze Nacht eingeschlossen bleiben,
hirß rz _ morgrn früb wollen wir dann weiter
sehe, was zu thun ist. um dich vom Ungehor
sam zu kurirrn.—Am nächsten Morgen, alSder
Papa da Zimmer öffnete, sah er auch etwa,
mehr al ihm lieb war. Eine halbe Stunde
lang donnerte und blitzte e gewaltig und Thrä
nenbäche flössen; aber endlich legte sich der
Sturm und am Abend trat ein unvermäh
Paar seine Hochzeitsreise an.
* Die Untersuchungen des Comites,
welches über den New Orleans Auf
stand berichten sollte, sind beendet und
die Acten geschlossen—Das aufgenom
mene Zeugniß bedeckt über 2000 Seiten.