Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, January 10, 1867, Image 1

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    Jahrgang 1..
Die
PenusylvanischeStaats-Zeitung
Io>. Georg Nipper,
erscheint jeden Donnerstag, und kostet 2.0
per Jahr, zahlbar innerhalb dcslahicS, uud
W2.ZN nach Perfluß des Jahrgangs.
Einzelne Exemplaren, 5 EentS per Stück.
Keine Subseriptionen werden für weniger
al sechs Monaten angcnommcn; auch kann
Niemand da Blatt abbestellen, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeigen werden zu de gewöhnlichen Prei
sen inscrirt.
Office: in der „Patriot und Union"
Druckerei, Tritten Straße, Harrisbarg. und
in der „Intrlligcnccr" Druckeret, am Eenire
Square, Lancastcr.
Poesie.
(Aus dem LouiSviller Anzeiger.)
Zum Wechsel des Jahres.
Wa schallst Du so späte, Du friedlich Geläute,
vom Thurme hernieder, was kündest Du an ?
Was ruf'st Du zusammen uns Alle auch heute,
Aufdaß wir in Andacht dem Gotteshaus nah'n 7
O frage nicht, Seele, D kennst ja die Stunde,
Di heute um Mitternacht feierlich schlägt;
Du hör'st ja der Glocken erzählenden Kunde,
Du fühlst ja, was in Dir so mächtig sich regt!
Ein Jahr ist verschwunden, so töntcS un Allen
So dringt eS uns heute gewaltsam in'S Ohr;
Wir hören der Mitternacht Schläge verhallen,
Sie schwingen sich scheidend zum Himmel em
por.
Wir strh'n an der Grenze vom 'Alten zum Neuen,
Da Ziel unserer Reise ist och nicht erreicht.
Ob wir noch lange des Leben uns freuen,
vor dem steht das fragende Wörtlein „viel
leicht" 7
Frieden
Wir nehmen mit Schrecke und Wehmuth eS
wahr.
Doch Du bist'S, o Hoffnung, durch die wir'
ertragen,
Durch die wir de Kampf mit den Schmerzen
htsteh'n,
Nur Du still'st der Weinenden bittere Klagen,
Dereinsten : o seliges Wiedcrseh'n.
Ja, drüben im Lande der himmlischer Freuden,
O laßt unS dicWllrde als Menschen recht schä
tzen,
AI Menschen der herrlichen Aussicht uns freu'n,
Erst dort ist der Ort, den Verlust zu ersetzen,
Dort, wo der Freuden kein Ende wird sein.
Die schnelle Vergangenheit hinter uns schau'n,
Aufs Neue als Brüder die Hände uns drücken.
Dann darf vor der Zukunft un sicher nicht
gran'n,
Berhängnißvoll zwar tritt sie uns entgegen,
Mit dem heil'ge Schleier der Vorsicht um
büllt!
gm, ,
Ist Alles für lis zum Besten erfüllt.
Durch Mühe und Arbeit zieh' sich uns're Wege, l
Doch winkt uns am Ziele ein ruhiges Land ,
Bald straft uns das Schicksal durch mächt'ge
Schlägt,
Bald reicht uns ein freundlicher Netter die Hand.
Der Steuermann, der uns bis hierher geführet, l
O laßt uns Ibm wieder auf's Neue vertrau'n.
Auf Ihn laßt stets fester die Hoffnung uns
bau'n,
So stoßen wir wieder auf's Neue vom Lande,
Mit Freuden hinaus in das wogende Meer,
Fällt Manchem in Zukunft die Reise zu schwer.
Er sehnt sich nach Nuhe, wo kann er sie finden 7
Wo kann er sich wiege im wonnigen Traum 7
Ich weiß es doch muß er den Kampf überwin
den,
Erwache dann selig befreit von den Sorge,
Mit deinen Geliebten auf ewig vereint.
G. B.
/euillel o7
Das Pfeiferhännslein.
Eine Geschichte ans de Zeiten de Nauern
knege.
I.
Kannst Du' rathen, was I Räthsel
In verschloss' Brust sich reget 7
Kannst Tu's deuten, was als Ahnung
Mächtig deinen Geist beweget 7
Was du räumst mit off'nem Auge,
Oder in dem Schlafe denkest,
Angeweiht vom Geisterhaucht?
In der Menschcnseele wohnet
Ein Geheimniß. Und die Frage
Findet erst die rechte Antwort
Wenn verstummt der Erde Klage!
(Fortsetzung.)
Da Mädchen brach einen Tannen
jweig ab und jagte die Fliege, fächelte
aber auch zugleich die Wangen des mü
den Schläfers ; allein in ihr Anschauen
versunken, ersah sie es einmal und be
rührte mit der stechenden Spitze der Na-1
deln die Nase.
Rasch aufspringend, stand er vor dem
schönen, erröthenden und unendlich ver
legenen Mädchen und sah sie verwundert
mit den großen, sinnigen Augen an.
Sie glüthe von Scham und Mtßmuth
Aber ihre Unvorsichtigkeit, und wa st
besonder unangenehm berührte, war
der Umstand, daß sie fürchten mußte, er
meine, sie habe ihn necken wollen oder
-ihm den süßen Schlaf nicht gegönnt.
„Verzeih stotterte sie endlich, von
Gluth bedeckt, „ich Hab'S nicht gerne ge
than ; ich tch wollte dir eine ab
schcultge Fliege wegjagen und berührte
dich mit dem Zweige. ES ist gewiß nicht
absichtlich geschehen!"
„Glaub'S gerne", erwiederte er läch
elnd, „glaub's gerne, und ich danke dir
für kein Wecken. Es ist Zeit, denn die
Sonne ist schvn weit hinter den Bergen,
und das Abendglöcklein läutert drunten.
Wir wollen ein Ave Maria beten l"
Beide knieten nieder. Der Knabe zog
seine Gugelmütze vom Kopf und faltete
seine Hände und betete laut.
Man konnte nichts Schönere sehen,
al die beiden lieblichen, jugendlichen
Beter in tiefer Andacht hingegossen.
Als sie ihr Gebet beendet, sagte da
Mädchen wieder: „Gelt, du bist mir
nicht bös 7"
„Worüber denn?" fragte der Knabe
nicht ohne Erstaunen.
„Weil ich dich geweckt!" versetzte
st-.
„Da ist mir sogar lieb, und ich dan
ke dir, daß du so gut warst, mir die glie
ge zu scheuen. Siehst du, da ist sie wie
der. Sie ist halt lüstern nach meinem
Blute."
„Wo bist du denn her? fragte er
sie.
„Nu Niclashausen, da unten!"
„Wo warst du denn?"
„Holzlesen; aber wo kommst du den
her?"
„Weit, weit, au Schwaben!"
„Und wohin willst du 7"
„Nach Niclashausen!"
„Nach Niclashausen! Ei du heilige
Jungfrau! Wen suchst du denn da 7
Du bist ja doch ganz fremd !
„Den Laboranten; weißt du de
Kräutermann?"
„Kennst du Den? Ich kenne ihn gut.
Er ist gar gut und brav."
„Ja und nein, wie du willst!" Sie
überhörte das Wort und sagte, die Hän
de zusammenschlagend:
„Ach, du Armer; da magst du wohl
müde sein? Und ich wecke dich! Gelt,
du zürnst mir doch ? —"
„Thut nicht! Ich bin auch recht
müde gewesen; aber nun ist Alle vor
bei nur nicht "
„Was denn 7"
„Der Hunger!"
Sie suchte schnell tn ihrer Tasche und
zog ein Stück trockene Gerstenbrod her
vor. „Willst du da essen k" fragte
st-.
„Ach ja, wenn du e nicht esse
willst."
„Ich habe Beeren gegessen und bin
satt." Sie reichte e ihm hin, und er
nahm e dankbar. Seit mehreren Ta
gen hatte er kein Brod gesehen. Gie
rig verschlang er e. Sie sah ihm mit
großer Freude zu.
„Ach, das hat geschmeckt?" rief er
aus. „Nun kann ich e hier aushal
ten."
„Hter k" fragte da Mädchen. „Wa
rum willst du hier bleiben k Komm' doch
mit in' Dorf! Die Nach ist kühl und
der Taubernebel ungesund."
„Ich muß hier auf den Laboranten
warten."
„Weist du denn, daß er kommt ?"
..I-!"
„Du kennst ihn ja kaum?"
„Ich kenne ihn."
„Warst du denn schon hier k"
„Nein!"
„Bist du vielleicht ein Gesreundter
von ihm?"
„Nein!"
„Aber wer sagte dir denn von ihm,
und daß er hier vorbeikommen müsse k"
„Mein Engel
Halb spöttisch lachend, halb verwun
dert schlug sie die Hände zusammen und
rief: „Was der sotoll redet! EinEngel
hab' es ihm gesagt! ES kommen ja keine
Engel mehr zu den Menschen."
„Wer sagte dir das, Mädchen 7 —"
„Die Mutter; weil sie mir aber nicht
sagen konnte, warum keine Engel mehr
zu un kämen, fragte ich den geistlichen
Herrn, den Pater Ambro —"
„Was sagte der ?"
„Nun, er sagte, seit die heilige Jung
frau Maria im Himmel wäre, sei's nicht
mehr nöthig."
Der Knabe richtete inen flammenden
Blick auf das Mädchen und sagte:
„Kind, sie wissen' nicht! Nicht nur
Engel, auch die heilige Jungfrau er
scheint mir, und sagt mir, was ich thun
soll. Seit mein Mütterlein todt ist, ge
schieht da oft und immer im Traum z
aber wa sie mir sagen, das wird wahr.
So erschien mir in Schwaben der Engel
und wie mir den Weg hierher zu dem
Laboranten, nannte mir ihn und sagte:
er werde mich als Kind aufnehmen.
Wie hätt' ich sonst von ihm gewußt oder
den Weg gefunden ?"
„Wie heißt er denn?" fragte das
Mädchen prüfend. „Sag' mir' ein
mal, s will ich dir glauben."
„Arnold Plieninger!"
Jetzt stand das Mädchen bleichwe
dend vor dem Knaben und sah ihn mit
innerem Schauer an. Ihre Hände wa
ren gefaltet.
„Bist du denn", fragte sie nach einer
Pause — „ein Frobnsonntagskind?"
„Ich versiebe dich nicht!"
„Siehst du", sagte sie, „die Frohn
sonntagskinder sehen Geister, erkennen
die Heren, Währwölse und Blutsauger,
und wenn sie Eins mit dem bösen Auge
ansieht, so thut's ihnen nicht. Weißt
du denn das nicht?"
Das Erstaunen war jetzt an dem
Knaben. Davon hatte er noch nicht
gehört.
Er schüttelte den Kopf. „Al da
Mütterlein am Abend vor ihrem Tode
so traurig war, sagte eS: HännSlei,
wenn ich auch sterbe, so bist d nicht ver
lassen. Der Engel wird dich leiten, und
so ist es auch geblieben, gerade wie bei
dem frommen Tobias; aber mit Heren
und Währwölfe bab' ich nicht zu
thun."
„Ach, du heilige Jungfrau, wie ist
denn da 7" rief das Mädchen und kau
erte nieder. „Geh', setz' dich doch und
erzähl' mir davon."
Der Knabe scbien dazu keine Lust zu
fühlen. Er sah sich vielmehr um. „Es
dunkelt", sagte er. „Linn muß er kom
men."
Sie sprang auf. „Du haft Recht",
sagte sie. „Ich muß auch fort, denn
die Mutter will mit dem Holz unser
Abcndsüpplein kochen. Ade!" rief sie
und eilte fort, jedoch nach wenigen
Schritten kehrte sie wieder um und frag
te : „Bist du vielleicht da „Pfeifer
hännslein", vvn dem die Leute so viel
und so Wunderbares sagen?"
„Ich bin'", sagte der Knabe.
„Ach Gott!" rief das Mädchen ans,
„und du bleibst in nnserem Dorfe?"
Sie llacschic die Hände zusammen vor
Verwunderung."
„Ja.
„Bei dem Laboranten Arnold?"
„O, dann seb' ich dich oft; ich wohne
nicht weit davon. Unser Hau steht
nahe bet der Kirche unter dem hohlen
Birnbaum. Ich heiße Marie. Ade!"
„Ade, Marieche !" sagie der Knabe
und sah der lieblichen Gestalt nach, die
nun schnell ihm enteilte.
Al sie an die Stelle kam, wo der
Fußpfad sich aus dem Walde heraus
wand, trat der Laborant ihr entgegen.
Sprachlos vor Erstaunen stand sie vor
dem hohen, ernsten Manne, der mit
Kräutern beladen war, die er im Schat
ten des Waldes gepflückt.
„Was ist dir, Mädchen?" fragte er
mit mildem Wesen.
„'Ach, so hat er doch Recht!" stieß da
Mädchen hervor.
„Wer denn 7" fragte der Laborant.
„Das Pfeiferhännslein."
„Bist du toll geworden, Kind 7"
„O nein, o nein ! Seht, dort steht
er und wartet auf Euch !" Sie wie
nach der Tanne, wo der Knabe stand.
„O, gehl doch zu ihm !" bat da
Mädchen.
Der Laborant schüttelte den Kops über
das seltsame Gerede. Er blickte dabin,
wohin des Mädchens Hand deutete, und
sah den Knaben, der ihm beide Arme
entgegenbreitete. Ohne zu säumen,
wandte er sich dahin, während da
Mädchen, seinen Gedanken nachhän
gend, seine Holzlast auflud und flüchti
gen, aber sichern Trittes den sich steil
absenkenden Pfad htnabschritt.
2.
Ach Gott, wie ist das Herz so schwer.
Wie ist so trüb' mein Sinn!
Zch hab' kein Herz auf Erden mehr
Seit ich eine Waise bin.
Die mich geliebt, sind kalt und todt,
Und ließe mich allein ;
Der Wind Blätter und Blüthen ab,
Die sollen mein Grabtuch sein.
Mit festem Schritte nahte der Labo
rant der Stelle, wo der Knabe stand.
Was da Mädchen gesagt, erfüllte
seine Seele mit Erstaunen. Den Na
men des Pfeiferhännslein' hatte er
wohl schon gehört, denn die Mähr von
seinem wundersamen Wesen war weit
hinweg von dem Schauplatze gedrun
geu, wo sich der Knabe bisher herumge
trieben. Wa er aber mit ihm wollte,
da war ihm räthselhaft. Jedenfall
wünschte er Gewißheit darüber zu er
halten.
Nicht ohne beifällige Verwunderung
betrachtete er. näher tretend, den schönen
Knaben mit dem ausdrucksvollen Ge
sichte.
„Ja, Ihr seid'", rief jetzt, freudig er
regt, der Knabe aus, und eilte dem La
boranten entgegen, seine Hände fassend
und drückend, wie wenn er einen liehen
Verwandten gefunden hätte.
Der Laborant Arnold Plientnger war
ein gar guter, frendlicher Mann, kr
stand allein in der Welt da mit seinem
liebenden Herzen, und Wohlthun war
seine Freude, sein Beruf. Seine Her
zensgute, die Jeder pries, der ihm ir
gend einmal im Leben nahe gekommen
war, verleugnete er auch jetzt nicht.
Harrisburg, Pa., Donnerstag, Januar I, I 87.
„Gelobt sei Jesu Christus!" sagte
er mit freundlichem Ton und Antlitz,
und der Knabe sprach erwiedernd: „In
Ewigkeit l Amen."
Nun setzte der Laborant den grünen
Kasten ab, den er auf dem Rücken trug,
darinnen er seine Kräuter, Pflaster und
Tränklein sonst zu tragen pflegte, der
aber heute nur mit gesammelten Kräu
kern und Wurzeln augefüllt war, und
setzte sich darauf, um mit dem freundlt
chen Knaben die Rede zu pflegen, die ihm
da Gehetmnißvolle seiner Erscheinung
aufklären sollte, und da Pfetserhänn
lein setzte sich, stillt seine Worte ge
wärtig, zu ihm.
„Wa willst du von mir, mein .Kind 7"
fragte der Laborant, den schönen Kna
ben beifällig betrachtend.
„Ich habe lange aus Euch hier ge
wartet", sagte der Knabe, „den —"
„Wußtest du denn, daß tch hierher
kommen würde?" fiel ihm Arnold in
die Rede.
„Freilich", sagte tn völlig entschiede
ner Weise der Knabe, „denn ich wußte
e ja schon lange und kenne Euch ja!"
„Woher kennst du mich 7"
„Ich sah Euch tm Geist, Euch und
dieses Thal, dieses Dorf, diese Land
schaft ; ich sah Euch, wie Ihr mit den
Männern tagtet im dunkeln Walde, wo
der Waldbach braust."
„Was sagst du?" fragte erbleichend
der Kräutermann.
„Damals sah ich Euch" sagte der
Knabe fortfahrend, „als Ihr Euch zu
schwuret, die Ketten zu brechen, die da
arme Volk drücken von Ritterschaft und
Pfaffen."
„Schweig!" rief der Laborant mit
Erdbeben. „Hast du uns belauscht 7
„Ach nein", sagte der Knabe, ihn
harmlos und zutraulich ansehend. „Ich
bin ja niemals tn diesem Lande gewesen,
der Engel sagte e mir, als er mich zu
Euch wie und zu mir sagte: Er wird
dein Vater sein."
Der Kräutermann wußte uicht, was
er sagen sollte. Vou jener Zusammen
kunft wußte Niemand. Hier lag ein
Gcheimnlß. Uud ein Engel sollte es
dem Knaben gesagt haben 7 Da über
stieg den Kreis seine Erkenn und
BegreifenS.
Der Knabe sah feine Zweifel.
„Soll ich Euch mehr sagen?" fragte
er. „So höret, wa mir der Engel
wie. Ich stand auf tiner Höhe, und
drunten floß im grünen Tbale der Ne
ckar, eng gepreßt von den Bergen. Da
stand etn hohes, schöne Schloß, darin
nen der wilde Hutten wohnte, und cS ist
lange her, daß e geschah, ehe ich gebo
ren war, daher sah ich' im Geist, lind
nicht weit von dem Schlosse, drüben auf
dem andern User, da stand am Waldes
säume, beschattet von einer Linde, ein
Häuslein, und um das Häuslein lag
Hof, Garten und Wiese, und Ihr wohn
tet drinnen mit Magdalena, Eurem
jungen Wetbe. Sie war so schön und
Euer Glück, und Ihr wäret ein Freisas
se, und e war Hau und Gut Euer
Eigen. Und wie Euer Vater Kräuter
sammelte und Tränklein und Heilküg
lein machte daran, so thatet auch Ihr.
Da brachten sie einmal zur Herbstzeit
den Hutten zu Eurem Häuslein, da thu
der Zahn ine Eber schwer getroffen,
und er mußte liegen bleiben bet Euch,
bt er gehrilet war. Der Unhold aber
entbrannte für Euer schöne Weib, und
al er sein Absicht nicht erreichen moch
te, und ihr keuscher Sinn widerstrebte,
da raubte er sie Euch, al Ihr auf dem
Kräutersuchen wart. Sie aber entwand
dem Unhold seinen Dolch und stieß sich
ihn selber in die treue Brust, daß sie
starb, unentweihet und rein. Und von
allen Teufeln verfolgt, floh der Unhold
hinter seine Mauern, und Ihr fandet
Euer liebe Weib todt. Ich sah Euch,
wie Ihr drei Tage und drei Nächte ohne
Speise bet ihr saßet, und sie dann be
grübet unter der Ltnde, und zündetet
Euer Häulein an, daß e niederbrann
te sammt der Linde.
„Darauf umschlichet Ihr mit Rache
gedanken die Burg, bt Ihr die Gele
genheit wahrnähmet, ihn allein zu tref
fen, da schösset Ihr mit der Armbrust
den Pfeil in seine Seite, den Ihr in da
Gift getauchet, da Ihr selbst bereitet
hattet, und er starb elendiglich unter
Euren Augen ; Ihr aber flöhet tn das
Land, wo die Donau fließet, und dientet
als Laienbruder im Kloster, da hoch
auf den Felsen stehet, deren Fuß dle Do
nau beschäumet. Aber es ließ Euch nicht
ruhen. Darauf zöget Ihr tn einen
dunkeln Wald und wurdet Einsiedler,
und verbrachtet an schwerer Buße lange
Jahre. Und al wieder Frieden in
Eure Brust kam, da bautet Ihr Euch
dort unten in Niclashausen die Hütte
und wurdet wieder ein Laborant und
etn Doktor. So ist'S ! So sagte mir,
- so ließ mich' der Engel schauen, daß ich
> e Euch sag-, Arnold Plteninger, auf daß
- Ihr mir glaubtet, der Engel habe mich
, zu Euch gesandt."
Der Knabe schwlrg.
t Alle Weh der Vergangenheit, Alle,
a sein Lebe vergällt nd erpestrt,
hatte des Knaben Ncde wieder aufge
frischt. De Laboranten Angesicht ruh
te tn den bohlen Flächen seiner Hände,
und ein Strom von Thränen rann in
da Moos zu seinen Füßen. Sein
ganze innere Leben war in einer wil
den Aufregung; aber er vermochte kein
Wort zu reden.
Der Knabe schwieg; auch in seine,
Auge glänzte eine Tbrane der Theil
nahme an dem tiese Schmerze des
Manne, dem er alle Wunde der Seele
aufrettzen mußte, daß sie blutete, als
wären sie heute frisch geschlagen.
Nach einer langen Pansc faßte der
Knabe de Laboranten Hand. „Verge
bet mir", sagte er weich, „daß ich Euch
habe wehe thun müssen ; aber der Engel
hat e mir besohle, daß ich Euch das
Alles sage, damit Ihr mir glaubet."
Jetzt sah ihn der Laborant mit
schmerziichemßlick an u. sagte: „Woher
du das weißt, was nur Gott wissen
konnte, begreife ich nicht, aber verschlie
ße c in deine Brust als ei ewige Gr
heimniß. Sprich nicbt wieder davon
und du sollst mein Sob sei, wie ich
dein Vater sein will. Zch glaube dir,
wunderbare Kind! Doch komm', denn
der Abend sinket jetzt schnell herab, und
unser Weg ist steil."
Sic standen auf nnd gingen schwei
gend den Berg hinab, und als sie in die
Tiefe de Tbale kamen, lag die Nacht
finster über den Hütten des Dorfes.
Hann folgte seinem Führer durch eine
der engen Gassen des Dorfe, und bald
erreichten sie eine Hütte, die am Berge
leimte.
Während der Laborant sich bemühte,
da hölzerne, kunstreiche Schloß der
Thüre zu öffne, flüsterte eine süße
Stimme i des Knaben Obr - „Du bist
lange geblieben! Gute Nacht!" lind
in Gefühl erfüllte seine Brust mit stil
ler Lust; denn er hatte Jemanden, der
Antheil an ihm nahm, und das that sei
nem Herzen wohl.
Mit sehr verschiedenen Empfindungen
traten Beide in das Innere der Hütte,
welche innen geräumiger war, als man
es hätte glaube sollen.
Es war ein viereckiger Raum. Drei
Seiten bestanden an Fachwerk und eine
aus Mauer. An dieser befand sich der
Herd und der hohe, weite Busen de
Schornsteins. Rings an den Wänden
liefen Dielen hin, auf denen allerlei selt
sam geformte Gefäße von gebrannter
Erde standen. Bündel getrockneter
Kräuter lagen daneben und allerlei Ge
rächt, dessen Bestimmung dem Knaben
unbekannt war. Hier nd da war ein
mächtige Hirschgeweihe angenagelt, da
ran auch noch Dinge bingen, welche in
de Laboranten Gewerbe cinschliige.
Gegen dem Heerde über befand sich de
Laboranten breite Bett. Moos bilde
te sein Lager. Hirschhäute lagen darü
der und das Fell eine mächtiges Thie
re diente als Decke.
HännSlein schaute sich recht um;
denn e war so Viele überall zu sehe,
wa seine Neugierde weckte und beschäf
tigte. Schweigend hatte der Kräuter
mann seinen Kasten abgesetzt und die
Anstalten getroffen, ein Mab! zu berei
ten. Bald prasselte ein Feuer in lichter
Lohe und ein Stück frisches Rehflcisch
steckte an einem hölzernen Bratspieße,
den Hann freudig zu drehen übernahm.
Als c gebraten war, erquickten sich Bei
de, und dann erst sagte der Laborant:
„Wir wollen uns niederlegen und das
Feuer löschen z alsdann magst du mir
erzählen von deinen Geschicken."
Draußen hatte sich das Wetter schnell
geändert. Ein Gewitter war ach dem
heißen Tage heraufgezogen ; der Sturm
aber jagte es über die Berge weg, und
nur ein milder Rege erquickte die
Flur.
„Wie heißest du denn 7" fragte jetzt
Laborant seinen wunderlich gewon
nenen Hausgenossen.
„Hanns Böheim oder auch das Pfei
ferhännslein", sagte der Knabe, „weil
ich die Pfeife spiele und die Handpaukc
schlage, wie es mein Vater auch gethan.
Wo ich gebore bin, weiß ich nicht. Wir
wanderten immer im Lande herum und
hatten halt nirgends eine bleibende
Stätte. Daß weiß ich aber noch recht
gut, daß einmal eine recht arge Hun
gernoth in Land kam. Viele Leute
starben jählings hin, und auch wir wür
den also umgekommen sei, hätte nicht
mein Vater bei dem Ritter von Hut
ten —"
„Verfluchter Name!" rief der Labo
rant. „Nenn' ihn nicht wieder, ich
bitte dich, Kind!"
„Nun, wie Ihr wollt", fuhr der Kna
be fort, „hätte nicht nein Vater dort die
Hut einer großen, dem Burgherrn ge
hörenden Schafheerde übernommen und
dafür einen kärglichen Unterhalt em
pfangen. Wir blieben da mehrere
Jahre. Endlich kam der vorletzte Win
ter mit seiner endlosen Kälte. Vom
November bis in den Februar lag ein
halb mannshoher Schnee auf den Ber
gen und in den Thälern, und es war
ein Kälte, daß die Eichen knallend in
den Wäldern borsten. Das arme Vieh
fand keine Nahrung mehr, aber der gei
zige Burgherr wollte nicht gestatten, daß
wir die Heerde etnheimselen. Da ka
nie dann ganze Schaaren gieriger
Wilse und stellten der Heerde nach. Tag
und Nacht hielt mein armer Vater
Feuer rings um die Hürden tn Brand
nd klapperte mit einer Eharsreitags
klapper um die Hürden herum, selber in
Gefahr, von den wilden Thieren zerris
se zu werde, deren Gebenl un eben
so sehr ängstete, wie die Sckase. Ver
geblich w r meine Vater Bitten in
eine Hetzjagd. Der Ritter feierte sei
HochzettSfcst mit einer zweiten Frau.
Derweilen mochte er nicht von dem
Jagender Wöfe wissen.
„AU' das viele Wachen warf meinen
Vater auf's Krankenbett, und er genas
nicht wieder. Nun mußte mein arme
Mütterlein und ich Wache halten, wie
er gethan. Einmal hat uns der Schlaf
übermannt. Die Wölfe brachen ein
unv richteten ein gräulich Blutbad in
der Heerde an. Wurden sie nun nicht
gejagt, so war die ganze Heerde verlo
ren, denn iinsern treuen Hund hatten sie
auck' zerrissen, und nun war die Heerde
säst schutzlos.
„Ach, wie war unsere Angst so groß
vor dem Herr, denn er kannte kein
Mitleid, und Barmherzigkeit war ihm
fremd; aber es blieb uns Nichts übrig,
als die Heerde zur Burg zu treiben.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
Eine Bestie i Menschengestalt.
Aus Paris wird unterm 8. Dezember Fol
gendes geschrieben: Die Verhaftung eines
svncn mach: hier noch mehr von sich rede, als
der Lamirandc'sche Fall. Au der Anklage-
Akte erhell!, daß im Jahr 1855 der Schwager
des Gefangenen, Namens Piere Reau, 52 Jah
re alt, eines fürchterlichen Todes gefiordeu war.
Er halte einen Tag lang auf den Feldern
Martüi's gejagt und dann ein Mahl in dem
Hause desselben zu sich genommen. Auf das
Felo zurückgekehrt, um die Jagd sorlzusetztcn,
suhlte er bald einen brennende, heftigen
Schmerz in Brust uud Kehle uu am 2. Fedr.
erfolgte sei Tod.
Martin Reau beerbte ihn. Zwischen de Bri
de war es über Geidangklegenheilrn häufig
zum Wortwechsel gekommen.
Virrihalb Jahre nach dem Hinscheiden Pier
re'S, starb dessen Schwester, Martin'S gra,
nach einer kurzen Krankheit, deren Symptome
mit denjenigen der Krankheit Pierre'S auffal
lende Achnlichkeit hatten. Die Frau halte in
einem Testament ihren Mann für den alleini
ge Erben erklärt.
Am 27. April 1858 heirathete Martin Reau
eine junge hübsche Frau Namens Julie Bon
tcmps. Er mißhandelte sie bald und gab ihr
Getränke ei, die verhindern sollten, daß sie
Kinder gebar. Die Folge der brutalen Be
handlung war, daß sie zu kränkeln begann.
Einmal legte er über eine dunkle, steile Treppe,
auf welcher seine Frau hinabsteigen mußte,
Holzdlöcke. Die Arme fiel die Treppe hinab
und erlitt einen Armbruch. Im September
186) gebar sie ein Söhnchen, da einer armen
grau zur Pflege übergeben wurde.
Im April 1865 starb Julie. Die von den
Aerzten erordneten hatte Reau weg
geschüttet und der Kranken andere Getränke ge
geben. Die Spmptome waren die schon er
wähnn. Julien'S Kind starb im Januar '66
im Haust des Vaters, der auch seüic zweite
Frau deerdl hatte ud dadurch ein Vermögen
vou etwa 8606 Pfund Sterling besaß.
Odschon der Verdacht der Nachbarn rege war,
trug Martin den größten Leichtsinn zur Schau.
Er sagte lachend, der einzige Weg, ein reicher
Mann zu wcrden, sei, mehrere Male zu Heim
chen. Man machte endlich die Behörde auf
Martin'S Verhältnisse und Betragen aufmerk
sam. Die Leichen der Irr Opfer wurdcn aus
gegraben. Die Lcichenreste, die Särge und so
gar die Erde der Gräber war mit starken Quan
titäten QuccksilbersublimatS gefüllt. Er pfleg
te solche in große Vorräthe im Hause z ha
ben, da er cS für Pferdekuren benöthigte. Na
türlich wurde er erhaftet. Vom Gefängnisse
aus machte er einen erfvlglosen Versuch, Paul
BontcmpS, seinen Schwiegervater, und Paul
Bichon durch falsches Zeugniß als die Urheber
des Ablebens Julien und ihre Kindes crschei
neu zu lassen, allein der Zeuge, den er bestechen
Ein Mann begeht Selbstmord,
vor. Der Name des unglücklichen Mannes ist
noch nicht ausfindig gemacht worden; über de
Beweggrund zu seinem Selbstmorde abergab
ein nach seinem Tode im linken Stiefel gefun
dener Zettel folgende Auskunft:
„Ich heiratketc eine Wittwe, welche eine be
reit erwachsene Tochter hatte. Mein Vater be
suchte uns häufig, verliebte sich in meine Stief
tochtrr u. heirathete diese. AufdieseWeise wurde
er mein Schwiegersohn und meine Stieftochter
meine Mutter, weil sie meine Vater Weib
war. Einige Zeit darauf gebar meine Frau ei
nen Sohn—der war meine Vater Schwager
und mein eigener Onkel, denn er war zugleich
ein Bruder meiner Stieftochter. Meine Va
ters grau, das ist meine Stieftochter, bekam
ebenfall einen Sohn; der war natürlich mein
Bruder uu zugleich mein Enkel, denn er war
der Sohu meiner Tochter. Meine eigene grau
war meine Großmutter, weil sie meiner Stief
mutter Mutter war. Ich selbst war meine
Weibe Gatte und Enkel zu gleicher Zeit. Und
da der Gatte von Jemanden Großmutter doch
auch sein Großvater sein muß, so wurde ich
auch zugleich mein eigener Großvater, und die
ist mehr al ich zu tragen im Stande war.
Zolin H. Surratt
John H. Surratt ist unvrrheiralhct, 28
Jahre all, schlanl gebaut, 5 Fuß zehn Zoll groß
und von intelligentem Aeußercr. Er hat eine
sehr prominente Stirn, eine lange Nase, tief
liegende Augen. lange blondes Haar und trägt
einen Kinnbart- Seine Erziehung erhielt er in
der Hochschule von Pbiladclohia nd dem St-
Charles Eollegium in dem gleichnamigen Cou
ty von Maryland.
Sein Vater hatte da Dorf SurratlSviUe in
Birgiuien, iMeilen vcn Washington, gegiün
dct, wo seine Mutter zur Zeil de Krieges ein
Hotel besaß. Dasselbe Halle sie jedoch vrrmie
ihet, während sie mit ihrem Sol'ne in Wash
ington, Nr. s>l - A.-Slraße, ein Kosthaus hielt-
Ihr Sohn wohnte bei ibr, wen er ich, auf
seinen Reisen zwischen der Hauptstadt nnd Ca-
Wie der Deutsche Louis I. Weich,., be
zeugt, welcher bei der Surratt wohnte und mit
ihrem Sohne in einem Vettc schlief und dessen
Aussagen bei dem Meuchelmords.Prozesse von
höchster Wichtigkeit waren, kam im Marz de
Jahre 1865 der Mörder Lewis Payne im
Hause der Surratt an, in der Maske eine
BapiistenpredigcrS uud wurde sofort von Job
H. Surratt. Vovth und Atzerodt sehr sreuud
schaftlich aufgenommen.—
Booth und Surralt hatten auch in Boolh'S
Zimmer im „National-Hotcl" eine vertrauliche
Eonfercnz mit Dr. Mudd aus St. Charles Ea.
in Maryland, welche später öfter im Hause der
Surratt mit ihrem Sohne fortgesetzt wurde.
Am 17. März reis'te John H. Surratt mit
einer Schmugglerin oder DepescheiNrägerin,
der conföderirten Regierung, Namens Slatcr,
nach Richmond, von wo er nach angeblichen
Unterredungen mit Benjamin und Jeff. Davis
am 5. April zurückkehrte. Noch a demselben
Tage verschwand er, angeblich um sich ach
Montreal zu begebe. Borher war jevock fol
gciidc Depesche eingetroffen: „Ncw Aork, 25.
März 1861. —Hrn. Weich:.,, Nr. st>,
H.- Strasse. Sage Sie John, solle mir
sofort die Hausnummer ud de Name der
Straße lclegraphiren. I. W. Booth,"
Als Weichmann von Surratt wissen wollte,
wa die Depesche bedeute, erhielt er die 'Antwort
nicht so verd neugierig zu sei.
Am Freitag den t l. April, de, Mordtagc,
hatte Booth mit dcrSurrall zwei llnterhaudlun
gen, die eine am Nachmittag, worauf sie mit
Weichmann ach SurrattSvillc fuhr ud sich
über die Stellung der Militärpostcn erkundigte,
die ander, um !> Uhr AbculS, woraus sie sehr
nervös uud unruhig wurde. Sanford Evno
ver, welcher jetzt i Washington gefangen sitzt,
sagte über Surratt aus, daß er ih in Mon
treal m 6. oder 7. April 1865> gesehen habe,
wo er dem Rebclleu-Emmissär Thompson De
peschen aus Richmond vou Jeff. Davis und
Benjamin überbrachte. Thompson legte seine
Hand auf die Depesche uud sagte, jetzt sei
die Sache iu Reine, wa die Ermordung von
Lincoln, Johnson, Stanton, Ehase nd Gen.
Graut aubelrcssr. Couover behauptet, Sur
rat sei eine der Hauptwcrkzeuge gewesen welche
man bei der Verschwörung benutzte. Ein
höchst wichtiger Belastungszeuge ist auch der
Gastwirth John M. Lloyd, welcher da? Hotel in
SurrattSvillc gemiethet hatte. Er sagt aus, daß
fünf oder sechs Wochen vor der Ermordung Lin
coln, Surratt iu Gesellschaft von D. C. Ha
rold und 'Atzerodt zu ihm kam und bei ibm zwei
Earabiuer, ein langes Seil und ei Bolzen
eise versteckte. Am Tage des Morde gab
Frau Surratt ihm ein Feldtelcskop und bat ihn
bis zum Abend die „Schießeisen," das Teleskop
und zwei Flaschen Whiskey zur Ablieferung bc
rrit zu halten, denn in der Nacht würden sie
geholt werden. Gegen Mitternacht kamen dann
auch Harold und Booth, nabmcn einen Eara
biner mit und sagten ihm, daß sie den Ministe,
Seward ermordet hätte. Ter Earabiuer war
ein Kammcrladungsgewchr mit sechszehn Pa
tronen und wurde nachher in Garcett'S Scheu
ne dcm getödteten Mörder Booth abgenommen.
Surralt schützte immer vor, daß er i Baum
! sein Name würde in der Nachwelt stet fort
leben.
Ein Brief Victor-Hugo über den
Kampf auf der Insel Kreta.
Kreta geschrieben:
„Ein Hülfernferreicht mich von Athen. Von
der Stadt de PhidiaS und AcschyluS ergeht
ei Ausruf an mich mein Name wird ge
siegt. Der Protest, einer sterbenden Kämpfer
ist ein Macht. Er ist ein Ruf zu Gott, der
Könige zerschmettert! Jene Mächtigen, die jetzt
ten Tprannien zeichne sich durch merkwürdige
Geschicklichkeiten aus, das Schiff auf den
Strand zu führe. Die Tiara steht auf dem
hintern Theil de Schiffes, der Turban auf der
andern, das alte monarchische Schiff hat eine
Leck. E ist in diesem Augenblick am Scheitern
in Mexiko, in Oestreich, in Spanien, in Hano
verein Sachsen, in Rom und audir Orte
Haltet au ! Ihr besiegt 7 Unmöglich ! Eine
nnterdrückte Insurrektion ist kein zerstörte? Prin
zip. ES gibt keine vollendeten Thatsachen mehr
Vernunft. Warum auf Kreta ein Pascha herr
schen sollte, ist unbegreiflich. Was wahr ist
von Italien ist ach wahr in Bezug auf Grie
chenland.
Venedig kann nicht an Italien zurückfallen,
ohne daß Kreta wieder zu Griechenland gehöre.
Was dort Auferstehung ist, kann hier nicht
Grabmal sein. Aber mittlerweile wird Blut
vergossen und Europa erlaubt es. Europa
gewöhnt sich daran. Heute ist es am Sultan.
Stro. 2tt.
eine Naiionalität zu vernichten. Gibt es In
uölllnbre Recht der Türken, wa die Christen
als göttliche Reibt anerkennen 7 Mord, Raub,
Grwaltthat wüihrn in diesem Augenblicke auf
' Kandia, wie sie vor sechs Monaten über
Teutschland zogen. Was man einem Schin-
haben uud doch ruhig diese Mordihateu ansehen
l da nennt man Staatoklugheit. E scheint,
als ob die Religion dabei intrressiet wäre, wenn
der jetzigen Mörder nicht durchschauen können.
Doch, gemach, die kretaische Frag ist nvn klar.
Sie wird gelöst werde nd zwar gelöst werden
einen, Rom an der Spitze des andern—da ist
eS, was wir Frankreich unseren Brüdern
schulden. ES ist eine Schuld, die Frankreich
bezahlen, eine Pflicht, die Frankreich erfüllen
wird. Wann 7 Hattet au.
Victor Hug.
Hantcville House, Dez. 2. 1t66.
Sah den Elephanten.
wir James T. Morris nenen wolle, kam vor
einige Tagen in unsere Stadt, um Waaren
für eine Groceric, derenEhef er ist, einzukanfe.
'Am letzten Samstag Abend halte er seine Ge
schäfic beendigt und war bereit, mit dem ersten
Zg ach Bowling Green abzureisen. Da er
aber ausfand, daß er noch hundert nd zwei
nndfnnfjig Dollars in der Tasche hatte, beschloß
er, sich och einige vergnügte Stunden zu ma
chen. Nachdem er im United State Hotel ei
gute Supper z sich genommen hatte, trank er
Lafayettestraße zu bringen. Dort angekommen,
begab er sich in ein Hau, in welchem die Göt
tin der Tugend ihren Sitz nicht anfgcschlagen
gehen. Es möge gniigen, zu daß,
als die Morgcnrötbe In ihrem Strahlenglanz
am östlichen Himmel emporstieg, Morri sich
nichts von dein abhanden gekommenen Geld
wissen. Er durchstöberte das ganze Zimmer,
in welche er die Nacht zugebracht, und durch
abcr die Grcendacks kamen nicht mehr zum Vor
schein. Den nächsten Morgen reiste er nach
seiner Heimath ab und wird wahrscheinlich den
Elephanten tcht mehr sehen wollen.
(LouiSviller Anz.)
Ein Mann neun Monate ohne Be
wußtsein und Bewegung.
Ein EanadischeS Blatt berichtete kürzlich fol
gende Fall„Eines Abends fand die Polizei
in Toronto inen Mann auf der Straße liegen
Erarrsucht oder Schlafsucht. Er ward nach der
Polizei-Station der Eitp Hall gebracht und zum
Erstaunen des Sergeanten und der Polizisten
blieb er ruhig in jener Lage liegen, so unbe
quem sie sein mochte. Sie kniffen und drückten
ihn, sie legten ihm seine Hände auf de Kopf,
i llein er machte nicht das geringste Zeichen von
Gefübl. Wer ihn anredete, de belohnt er mit
einem starren, gedankenlosen Blick u. war nicht
im Stande, nur eine artikulirte Splbe zu spre
che. Am folgenden Morgen ward er auf da
Polizei-Gericht gebracht, allein auch hier trat
kein Wechsel in seinem Erscheinen ei und der
Richter befahl, ihn in -mem Fuhrwerk nach dem
Hospital ,>> trai.Sportire.: Neun Monate
braä'le er un in diesem Institut zu und die
Aerzte wandten alle ihre Geschicklichkeit an, um
den Starrsüchligen aus seinem Zustande zu de
freien. Monate vergingen, ohne die geringste
Veränderung bei ihm wahrzunehmen und sein
Leben wurde nur durch Einflößen flüssiger Nah
rungsmittel gefristet. Der Fall rief in der med
zinischen Welt da größte Interesse hervor und
sie Annahme war allgemein daß der Unbekannte
niemal wieder seinßewußtsein erlangen werde.
Man ließ indessen nicht unversucht, man de
handelte ihn mit der sorgfältigsten Aufmerksam
kcit nd endlich erhielt er wieder die Sprache u.
die Bewegung seiner Glieder, sowohl zum Er
staunen Aller, al seiner selbst. Er soll zuerst
ganz erschrocken gewesen sein, al er seine eigene
Stimme vernommen. Sein Leben war wäh
rend der vrrflossciMl neun Monate ein odten
ähnlichcr Schlaf gewesen. Sr berichtete dann,
daß er lugham heiße, und nach seine letzten
Besinnen in Quebec gewohnt, aber durchan
nicht wisse, wie er nach Toronto gekommen.
UebrigenS ist diese Krankheitserscheinung in
der medizini,chen Welt nicht neu. In Nerven
krankheilen kommen solche Zustände in Verdin
oung mir andern krampfhaften Zuständen vor.
Die Katolepsie ist erwandt mit Epilepsie, Tr
ame, St. Bei tStanz u. s. w.
Am 4 Dez. wurde der Mörder Pe
ter Vota zu Williamsport hingerichtet.
In Pntnam, 0., verbrannten zwei
kieine Mädchen, indem sie mit Feuer
spielten und ihreKleidcr sich entzündeten.
—ln Heudersvn, Texas, wüthete ein
furchtbarer Orkan, durch welchen 16 Per
! souen getödtet und 36 verwundet wur-