Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, December 20, 1866, Image 1

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    HtMszltmntsche ItMlsZntllW
Zhrzaa
Di
Pesylvanische StaatS-Zeitung
Herausgegeben von
Job. Georg Ripper,
erschein jeden Donnerstag, nd kostet 2.V
per Jabr. zahldar innerHaid desJahres, und
2.SV nach Verstoß des Jahrgangs.
Einzelne Eremplaren, S Cent per Siück.
Aeint Sudscriptionen erden für weniger
al sech Monaien angenommen; auch kann
Niemand da Blatt abbestellen, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeigen werden zu den gewöhnlichen Prei
sen inserir.
Office: in der „Patriot und Union"
Druckerei, Dritten Straße, Harrisdarg, und
in der „Jntelligeneer" Druckerei, am Eentre
Square, Lamaster.
Poesie.
Weihnachtszeit.
-0-
Weihnachwzeit o schöne Zeit!
Gleich wie matter Sternenschimmer
Glänzt' au der Vergangenheit
Noch herüber; aber nimmer
Komm zurück die schöne Zeit!
Orgelton und Shorgesang:
„Friede sei fortan auf Erden !"
Durch die heil gen Hallen drang.
Aber wann wird Friede werden,
Wahrheit sein der Ehorgesang ?
WeihnachlSlag, du Freudeutag!
Manchem warst du aufgegangen,
Ehe noch de Schicksal Schlag
All' sein Hoffen und Verlangen,
Ihm gerandt o Freudenlag !
Jugendzeit erschwund'ne Zeit! /
Jetzt erscheinst du wie im Traume,
Tage der Vergangenheit
Leuchten auf am WeihnachtS-Baume.
v br fei gen Jugendzeit!
Kinderwelt o frohe Welt!
Nur die Kinderwelt hat Friede,
Nur i h r Himmel ist bellt.
Und i h r Leben oller Blüthe,
Freude mir der Kinderwelt.
Schmückt drum frisch denWeihnachlSdaum! '
Daß am heimathlichen Herde I
Wenigsten der KindeStraum >
Lauter Licht und Leben werde, ,
Schmücket frisch den WrihnachtSdaum!
Aber laßt sie alle ein,
All', die hoffnungsoollcn Kleinen, ,
Daß beim hellen Lichterschein ,
Auch verstummt da bange Weinen
Armer Waisen laßt sie ein! ,
Robert Clemen.
Feuilleton.
Der Dorfeaplan.
Gezählung au Oberbaiern nach einer wahren
Begebenheit.
Bon Herman Schmid.
(Fortsetzung.)
Sie taumelte hinan; erst die frische
Lust draußen weckte sie zu einiger Be
sinnung. „Jetzt ist e au", murmelte
sie vor sich hin, „jetzt mag unser lieber
Herrgott mir erzeth'n, r giebt kein an
der Mittel ehr. .. " Wie erfolgt
nv gehetzt rannte sie zwischen den
Haullgärten dahin, unbekümmert um
de dort noch tiefer liegenden Schnee,
dr ihre Schritte zu hemmen suchte, und
hielt aufschreckend erst inne, als sie mit
ine Male an der Rückseite de Moo
chatuer-Gehöfte stand. . . Da Herz
droht thr stille zu stehen, denn durch
die Lücken de Zaungebüschr erblickte
ß Isidor, der, um frische Lust zu schöp
ft, einen Morgengang durch den win
terlichen Garten machte. Sie kauerte
ander Umzäunung nieder, um besser
Han und Hof übersehen zu können.
„B'hütdich Gott, du lieb'S, lieb'S Hau!,,
flüsterte fle innig, „ich dank dir tausend
pd tanftndmal für all da Gute, da
ich genösse hab in dir! B'hüt Dich
Gott, Isidor ... ich seh' Euch nit
teder, aber ich will Euch zeigen, daß ich
lt rgrssen hab', wa ich Euch verdank
, . Hastig riß ste da Bündelchen
Ans, da sie neben sich t den Schnee
gelegt, und nahm da verdorrte Kränz >
fttN, da fle am Primiztage getragen
hatt, heraus, sie streifte den Silberring,
tzx einzige Andenken ihrer Mutter, von
der Hand und drückte Beidr inbrünstig
an den Mnnd, dann erhob sie sich, zu
vaschen Flucht bereit, und warf die bei
de Kleinodr, in ein Tüchelchrn gewick
elt, tn den Garten, daß da Päckchen
fern dr dort Wandelnden z Boden
Eh Isidor sich besinnen und nach ihr
sehen tonnte, war sie entflohen.
Verwundert nahm und öffnete er da
Päckchen und erbebte in tödtlichem
Schrecken, als er den Inhalt erblickte,
e war offenbar ein Zeichen, da ihm
Frauzt geben wollte, ein Zeichen de Ab
schted für immer, denn sonst hätte sie
sich i von diesen Dingen getrennt, die
thnu' ganzen Reichthum aumach
ten... Wie kam sie hierher ? Wa hat
te st vor? von trüben Ahnungen ge
triebn eilte er durch da Hau an da
Hafthur, vielleicht von da die glie
heüdeg ereilen.
Dort rat ihm ei anderer Anblick
vor die Augen und in den Weg.
lriumphirend hatt da Pfarrfräu
leiu die Schmiede verlassen und war
de Pfarrhoft zugeeilt, al vom Wirth
häuft herkommend ine Schaar Männer
thr begegnete; e waren die Bauern und
Einwohnrr de Ort, die leben elfte stür
mische BerathUitg gehalten weg" C
Entrichtung deKlein-u. Blut Zehent
und wegen der andern kirchlichen Ange-
> legenheiten dt Dorf, denn die Tugend
> bündler und die gehet Anhänger de
Tiroler Frater begannen einander immer
schroffer, immer erhitzter gegenüber zu
treten. Hatte auch die gemäßigte Mehr
zahl einen Beschluß gefaßt, der auf Un
terhandlung und gütlichen Vergleich
abzielt, so waren doch der Stürmische
genug, welche zu einem raschen entschei
denden Schritte drängten und öffentlich
erklären wollten, sie hätten vor, eine alt
christliche Gemeinde zu sein, nnd bedürf
ten also keinen Pfarrer, dem st den
Zehnten geben müßten. Der Schnei
der, der Wagner und der Bader de
Ort waren unter den Schreiern die
lautesten, und da Begegnen de Fräu
lein warben Meisten in der allgemei
nen Erregung de Augenblick tn will
kommener Anlaß, dem verhaltenen
Grolle Luft zu machen.
„Seht!" rief der Wagner, da ste et
wa beklommen sich an die Seite dräng
te, „da geht fle, die Hetzert, die Unruh
stifterin, der Geizteufel, der un all den
Verdruß und die Zwistigkeit macht."
„Seht, fle will un weichen!"
schrie der Schneider. „Seht, stegetraut
> sich nicht, un tn die Augen zu schau'n,
da Tugendmuster hat ein schlechte Ge
' wissen !... Man sollt' ihr einen Denk
zettel geben. . ."
„Da soll man!" schrie ein Dritter,
dessen Weib auch zu den Zurückgewiese-
nen gehörte. „Ich hätte Lust, ste zu
! fragen, warum sie ehrliche Weiber
schlechtmachen will ..
Dem Fräulein entging die drohende
Stimmung nicht; fle verlor ihre sonstige
Zuversicht und fing an zu lanfen, um
auf einem Umwege zur Pfarrei zu gelan
gen. Da war da Signal zur allge
meinen Verfolgung. Vergeben warn
ten und mahnten einige der Ruhigen;
die Mehrzahl stürmte hinter der Flieh
enden her und suchte ste zu erhaschen.
„Ho!" schrie e wüst durcheinander,
„warum so eilig? Halt, Du Tugend
spiegel, halt! Wir möchten Dich in der
Näh' anschau'n. .. Laus nit so. Du
sollst Deinen richtigen Denkzettel ha
ben. .."
Der Schrecken raubte dem Fräulein
fast die Sinne; nicht wissend, wa fle
that, rannte sie, die tobende Schaar hin
ter sich, durch mehrere Gäßchen, sprang
dann blindlings in da nächste offensteh
ende Gehöfte und stand vor dem ebeu
von innen heraneilenden Isidor.
Sie vermochte keinen Laut hervorzu
bringen und drohte umzusinken; Isidor
aber übersah mit einem Blicke die gan
ze Lage.. . „Hier hinein !" flüsterte er
und riß die Thür einer dunklen Kam
mer neben dem Backofen auf. „Bei
mir sucht Ste Niemand..."
Dann trat er ruhig den Heranstür
menden entgegen.
„Dort hin!" schrie der Schneider.
„Dornst sie hinüber!"
„Nein!" rief der Wagner, „hier muß
sie sein, ich hab' deutlich geftheu, wie sie
hier Herrin gewischt ist..."
„Du kannst Deine Augen auch ver
schenken, wann Du nur willst !" lacht
der Schneider entgegen. „So dumm ist
ste nicht, daß ste in den Mooräsftrhof
geht, wenn ste sich verstecken will." Al
le lachte und der Schneider fuhr fort,
unter Entschuldigungen über dt Stör
nng den Borfall zu erzählen. „Reh
men Sie' nicht übel, Herr ikaplan,"
sagte er. Sie geht ja Nicht an, Ste
sind nicht gemeint dstneib aber tr
wollen ine altchrtstltche Gemetnde ftin,
tr wollen keine Geistlichen, keinen
Pfarrer mehr haben die Gnade kann
über einen Jeden komme!"
„Da kann sie!" rtes Ifidor seterltch.
„Möge sie Jedem von UN zu Theil
werden darum bitt ich, Mög st Ze
der würdig werde, daß sie f hl h,-
absinkt... der HtmrftelSstrom fangt
nach einem Gefäß, ttitt Ah ddi
Krystall! Da bedenkt, mein Freunde,
und darnach handelt l" -
Verlege nud betroffen schaute die
Bauern zu Boden; die Hitze war merk
lich abgekühlt.
Isidor gab sich de Schein, al ob er
e nicht bemerke; arglo fnhr r gege
den Schneider fort „Ihr ftid
Meister? Euer Gesicht ist erschwoll
und Ihr tragt in Binde u Vit Ba
ck. ' '
„Ach leider Sott." jiMinttte der
Man, ..ich hab' ine Fluß t Kopf
und et hohler Zahn macht mir Schmer.
,e. daß ich' manchmal tan afthal
ten kann.,
..Ihr dauert mich," war Isidor'
Antwort, „kommt mir herein ich
will Tuch de Zahn ausziehen ..
„Na." rtes der Hchneider tt tzsitfsi
ge Lachen, ..da th ich it i Wenn
ich ich ja, rathen versieh
gehe ich ju metuein Stvätter, dt Velde,,
da nebe mir
muß t HO'belstd hskM..;
„Meint Ihr erwiheltte Isidor mit
j erhobener Stimme, den Blt< fest in die
Menge gerichtet. „In körperlichen
Leide, eine armseligem Zahnes wegen
seid Ihr also so Nug. daß Ihr um Hüt
ft nur zu dem Manne kommt, der e
ersteht, well er die Heilmittel de Kör
per gelernt... wo e Eurer unsterb
liche Seele gilt, seid Ihr minder be
drnftich und wollt Euch selber helfen 7
wollt dem nächsten Besten vertrauen,
der Euch sagt, er verstehe zu helfen?
O meine Freunde..."
Die Bauer standen noch beschämter
al zuvor und nahmen die Hüte ab, als
ob sie in der Kirche vor der Kanzel
versammelt wäre.
Da ertönte von fern anhaltende
Ruft, Kathrin, die Magd, kam wei
nend und jammernd vom Thale herge
laufen. „Helft", rief ste schon von
Wette, „um Gottewille helft. .."
und wie sie keuchend herankam und Isi
dor erblickte, knickte fle ver ihm mit dem
Ruft zusammen: „Ach, da Unglück,
hochwürdiger Herr! Ach, da arme,
Sent!"
„Ein Unglück?" riefen die Bauern
durcheinander. „Wen meinst Du ?"
„Ewiger Gott!" rief Isidor und zog
die Knieende empor, „errath' ich, wen
Du meinst? Wo ist Franzi... Wa
ist mit ihr geschehen?"
„Ich weiß nit", ftieß die noch immer
Athemlose tn Adsätzen hervor, „aber e
ist mir so 'was vorgegangen im Geist,
drum hab' ich fle nit au den Augen ge
lassen, und wie fle fvrt ist au der
Schmieden, bin ich ihr nach, hinterm
Dorf herum, am MvoSrainerhos vorbei
~. hinunter gegen den Inn."
„O, Du heilige Mutter !" rief hän
deringend die Bäuerin, welche mit dem
Alte au dem Hause herbeikam; die
Bauern standen entsetzt, Isidor dunkelte
e vor den Auge.
„Rede", drängte er mit gepreßter
Stimme, „rede weiter.. ."
„Ich flog thr nach, wie der Wind",
fuhr Kathrin fort, „ich hab' geschrieen,
aber sie hat nit gehört oder nit hören
wolle, auf einmal ist fle mir hinterm
Gebüsch verschwunden, und wie ich hin
'kommen bin, da ist nichts zu sehn ge
eseu, weit und breit, al der Schnee
und da wilde Wasser. . . und daneben,
am Gestad, da ist da Tüchel da gelegen
und der Hut... O, Du armer, armer
Wurm", fuhr sie, in Thränen ausbrech.
end, fort, „hat e ein solche End' neh
men müssen mit Dir.. . Jetzt versteh'
ich Dich wohl ... jetzt hast Du freilich
den Leuten die Mäuler gestopft!"
„Ich verstehe", murmelte Isidor uud
schlang die Arme um den Nacken de
Vater, sich an dem starken Stamme fest
zu halten im Sturm seiner Seele, „sie
ist au der Welt gegangen um mei
netwillen ... für mich hat sie sich geopf
ert ! Ich hatte recht geahnt, r war ihr
Abschied für immer, al sie mir den Ring
zuwarf und da Kräuzlein."
„Einen Ring ?" fragten neugierig die
Umstehenden. „Wa ist es mit dem?"
„Da einzige Andenken an ihre Mut
ter", sagte der alte GtooSrainer, wäh
rend die Leute das hingereichte Kleinod
betrachteten. „Eine schöne alte Arbeil
Arbeit," sagte der Bader gewichtig, „in
wendig stehn et paar Buchstaben, die
wie ertratzt ausehn ... aber daneben
sind drei Stern' eingegraben. . ."
„Drei Stern?" fragte der Alte.
„Die hab' ich ja noch nie gesehn ...
Wahrhaftig! Drei Stern' neben dem
Namen..."
Au der Backofenstube, dem Berstecke
de Fräulein, tönt in Schrei, Nie
mand beachtete ihn, den Isidor raffte
sich au setner schmerzlichen Verlorenheit
auf. „Fort!" rief er, „wir verlieren
die kostbar Zeit... vielleicht ist dt
Unglücklich och zu rette !"
„Netu, ein l" sagte Kathrin schluch
zend, „bamit ist' vorbei... da Was
ser ist viel zu wild und kalt... Dir
gute, gut Franzi hat' überstanden...
Gott geb' thr die ewige Ruh'. .."
Dennoch stürmt Alle Isidor ach,
dem Strome zu ; trauernd, trostlo kehr
ten fle nach einer Stunde zurück.
Al Isidor da Gehöft wieder betrat,
gedachte er erst seiner Gefangenen und
öffnet dir Backstube.
Sie war leer ein rückwärt in'
Freie führende Fenster stand weit
- -
. E konut nicht fehlen ; die Vorgänge
im Dorfe machten Aufsehen, da Ge
rüch trug sich vergrößert bi in die
Hauptstadt, wo man sie wichtig genug
fand, inen eigenen Eommissär zur Un
tersuchnag abzusenden, und bei der gün
! stige Stimmung der Einwohner ar
t vollkommen erklärlich, eun die Ver
höre zu Nachtheile für die Pfarrhof
bewohner aufielen nud Isidor im be
sten Lichte erscheinen ließen. Al be
sondere Verdienst ward ihm angerech
net, dß er gewesen, der den Aus
bruch de drohenden Tumult mit we
uigeu Worten verhütet hatte, und da
her Aufklärung geneigte Regiment jener
Aetdüuh davon Anlaß, auch dir Ais.
chenbehörd zu etuer mildern Auffassung
zu bestimmen. So ward e möglich, die
Vorfälle mit einem Bescheide abzuschlie-
LancaSter, V, Donnerstag, Dezember s, 8.
' Ben, der nach allen Gelte hl befrie
° dtgte, um so leichter, al der Pfarrer.
' dem drr Ort verleidet war, sein Stell
' freiwillig niederlegt und sich auf ine
' einträgliche Pfründe im nächsten Städt
chen zurückzog.
Er reiste eine Morgen unerwartkt
ab und reiste allein vo dem Fräu
lein war nichts mehr zuhören nnd zu
sehen : von dem Augenblicke ihrer Flucht
an ar fle spurlo verschwunden.
Auch Franzi' Schicksal blieb unge
wiß bi da Frühjahr zu Ende ging und
die Wasser anfingen, sich zu verlauft,
da ward draußen, weit im ebenen Lan
de, eine weibliche Leiche gefunden, zwar
entstellt und. unkenntlich, aber bäurisch
gekleidet fortan zweifelte Niemand
mehr, daß da Mädchen den Tod im
Strome gesucht und gefunden.
Isidor ward al Verweser der Pfar
rei berufen und bezog den Pfarrhvf,
Vater und Mutter mit sich nehmend,
denn es war erwünschte Gelegenheit ge
kommen, da erbloft Besitzthnm günstig
zu veräußern. Die große, mit der
Stelle verb nndene Landwirthschaft gab
Isidor tn Pacht und erklärte, auch al
ihm nach einiger Zeit angetragen wurde,
wirklich Pfarrer zu werden, daß er da
nicht annehme, sondern Eaplan bleiben
wolle. „Ihr habt e so gewünscht",
sagte er lächelnd zu der ihn drängenden
Gemeinde. „Ihr wolltet keinen Pfar
rer mehr haben und ich will Euch den
Willen thun!" Dabei b/ieb er auch
standhaft Jahre hindurch und be
schränkte sich auf einen kleinen Theil der
Einkünfte, den übrigen weit grüßern
überließ und verwendete er zu öffentli
chen Zwecken. Vor Allem lag ihm die
Schule am Herzen ; der alte, ungefüge
Lehrer mußte einem tüchtigen, gebilde
ten Manne weichen, der im Sinne Isi
dor' Herz und Hand mit ihm arbeitete.
Da Schulhau ward vergrößert, die
Einkünfte de Lehrer vermehrt nnd der
Besuch auch den Aermsten möglich ge
macht ; mit liebevollem Ernste hielt er
daran fest, daß Alle die Schule besuch
ten, und hafte bald die Venngthuung,
daß Kinder und Eltern, war es auch
nur ihm zu Gefallen, darin wetteiferten.
Er nahm an Allem Theil was in den
Familien und Hänftrn seiner Pfarrkin
der vorging; ohne je sich aufzudrängen,
war er immer nahe und bald war er
überall der vertraute Freund und Be
rather, an dessen Thür man zuerst poch
te in der Trübsal und der nicht fehlen
durfte, wenn es galt, einen Tag häusli
cher Freude zu begehen. Auch von den
öffentlichen Vergnügungen schloß er sich
nicht au; er hielt r für seine Pflicht,
solche Anlässe durch sei Erscheinen un
merklich zu regeln und zu zügeln, war
der Ansicht, nur der kenne den Menschen,
wer ihn tn der Freude gesehen, nd nur
wer ihn vollständig kenne, vermöge auf
ihn zn wirken.
Seine wenige übrige Zeit widmete
Isidor den vielfachsten Studien; er
wollte in allen Dingen, die dem Land
mann und dem Kleinbürger nöthig oder
nützlich sind, die vollste Kenntniß haben,
um tn Wirklichkrit da anzustreben, wa
zu ftta er für seine Aufgabe hielt, der
Tröster, der Berather, der Freund Aller.
Er selber war still geworden, noch
mehr in sich gekehrt al früher, aber
er genoß jener heitern, ianerlichrn Freu
digkeit, ohn welch dem Menschen
ichts gedeiht und gelingt. Sein red
liche Ringen nach Frieden hatte sich ge
lohnt ; der Sturm hatte dle Wurzeln
seiner Entschlüsse brftsttgt, der Schmerz
seiner Seele geläutert —er stand wie
in einer Landschaft, über welche ein
furchtbares Gewitter vernichtend und
doch Segen bringend htuweggrzogen;
in dem Gewölk verborgen war die
Sonne der Leidenschaft hinuntrrgegan-
gen, aber da schmerzwehmüthig An
denken an die hold unglückliche Ge
fährtin feiner Jugend stand in der Höhe,
wie tn dem dämmrtgen, Wied gereinig
ten Himmel der lnsam schimmernde
Abendstern. E war eine Sühne, dir
er für die eigene Schuld sich auflegte;
kein Tag verging, wo er nicht in from
mem Gebet drr treuen Verstorbenen ge
dachte, die um seinetwillen sich geopfert,
um ihn zu retten, sich vor den Thron
de ewigen Richter gedrängt, eh' dieftr
sie gerufen.
Jahre zogen gleichmäßig so dahin.
Da traf eine Tage im Pfarrhaus
ein Brief au der Hiiuptstadt in, von
unbekannter Hand und ohne Unterschrift;
er enthielt die Aufforderung an den
Saplan, schleunigst an einen ihm be
zeichneten Ort in der Hauptstadt zu
kommen ; bei seinem Eifer für da See
lenheil der Seinen ward er beschworen,
nicht zu Sgern und nicht zu zweifeln und
sich einer Sterbende zu erbarmen, deren
belastete Seele sich von deck siechen Kör
per nicht zu trennen vermöge, bt sie
ihr ganze Schuld in seinen Busen aus
geleert ... Isidor besann sich nicht lan
ge ; war ihm auch Schrift und Siegel
Sllig fremd, lag auch die Möglichkeit
tiner Täuschung nah er wollte lie
ber getäuscht sein, ak sich sage hu müs
sen, er sei einem Rufe nicht gefolgt, der
in so ernst mahnender Weise an ibn er
gangen.
Der näckste Tag fand ihn an dem be
zeichneten Orte, einem einsacken in Gär
ten gelegenen Häuschen, an dessen
Schwelle eine Magd stand und ihn z
erwarten schien. Sie geleitete ibn eine
schwach beleuchtete Tieppc hinan, deren
Stufen wie die Hausflur so dicht mit
Teppiche belegt war, dasi der Fusi
lautlos darüber glitt. Kaum war er i
daihm bezeichnete Zimmer getreten, das
gleich dem ganzen Hause etwas Nonnen-
Haftes und Klösterliches an sick trug,
als eine Tbür gegeniiber ausging und
eine Frauengestalt ganz in Schwarz ge
kleidet an der Schwelle stand; das Ant
litz war ernst and sorgenvoll, unter dem
duuklen Schleier schimmerte weißes
Haar.
Es war Amelie, das Psarrsräulci.
„Sie sind es, mein Fräulein?" rief
Isidor und trat einen Schritt zurück.
„Ste wagen es, noch einmal meine We
ge zu kreuzen un" durch eine neue Lüge
mich hierher zu locke ? Es ist eine Ster
bende, zu der ich gerufen bin!"
„Ste sind nicht getäuscht, mein Herr",
entgegnete das Fräulein unterwürfig,
„leider sind Sie e nicht; Sie werden
an ein Sterbebett treten müssen. .. aber
erst hören Sie, was ich Ihnen zu sagen
habe.. ."
Isidor ließ sich unruhig auf den an
gebotenen Sitz nieder; ein Gefühl un
säglicher Bangigkeit kam über in.
(Schluß folgt.)
Verschiedenes.
Gin Tag auf dem Monde.
Ein Mondtag umfließt eine Periode
von achtundzwanzig Tagen wie die ns
rigen.
Un ist da erhabene Schauspiel des
Sonnenaufgangs auf der Erde bekannt;
jene wunderbare Umgestaltung, bei wel
cher die Herrlichkeit der Nacht in die de
Tage übergebt; wenn die wachenden
Sterne ihre heiligen Augen schlie
ßen so bald die schüchterne Morgen
röthe den östlichen Horizont entstammt;
wenn die Lichtfluth hereinbricht, um da
Himmelsgewölbe zn erfüllen, und wenn
alt Gipfelpunkt der wechselnden Scene
die herrliche Sonne die Thore de Mor
gen sprengt, und als Herrscherin de
Tage hervortritt.
Wie furchtbar ander aber ist da
Schauspiel eine Sonnenaufgang auf
dem Monde!
Kein sanfter Uebergang von derDun
kelhcit zu dem Licht, kein unbemerkbar
e Schmelzen der Nacht in Tag.
An einem Horizonte, so dnnkel wie
mondlose Mitternacht, steigt die Sonne
langsam empor eine grellleuchtende
Kugel, weit blendender als ein irdische
Auge es sich vorstellen kam, indem ste die
Gipfel der hohen Berge vergoldet und
diese plötzlich hervortreten läßt, wie
Lichtinseln tn einem Meere von Finster
niß, während ihr Fuß und die sie umge
benden Thäler noch in undurchdringlich,
r Dunkel gehüllt sind.
Langsam ergießt sich die silberne Licht
fluth über die Abhänge der Berge und
die noch immer pechschwarzen Schatten
erden langsam kürzer, während die
Sonne, nach Verlauf von hundertnnd
fiebztg Stunden, ihre höchste Höhe er
reicht.
Wenn wir hinauf an den Mondhim
mel blicken so sehen wir die Sterne, ob
gleich zn Mittagszeit, mit stetem Glanz
ohne die Wirkung de Flimmern ;
denn diese Erscheinungen haben ihren,
Grund in den verschiedenen Strömun
gen einer Atmosphäre, welche der Mond
Nicht besitzt.
Vierzehn Tage lang sendet die Sonne
ihre heißen Strahlen auf einen dürren
Boden, der nie durch einrn angenehmen
Regenschauer erfrischt wird, bis dieser
Boden sich zu einer Temperatur erhitzt,
die der de siedenden Wasser gleicht.
Allmählich verlängern sich die Schat
ten nd die Sonne neigt sich. Aber
kfi pnrpurrother Abendschleier um
schließt die Mondlandschaft, und wenn
die letzten Strahlen der untergehenden
Sonne sich unter dem Horizonte verto
nn haben, tritt keine Abenddämmerung
ein, sondern da Leichentuch furchtbarer
Finsterniß breitet sich mit einem Schla
ge über die Scene.
Und dann folgt eine lange und schau
erliche Nacht, von dreihundert und acht
undzwanzig Stunden Dauer, und eine
Kälte, welche die eben erst ausgedörrte
Oberfläche auf eine Temperatur von
wahrscheinlich dreihundert Grad unter
dem Gefrierpunkt zurückführt.
Der russisch - amerikanische Tele
graph.
Die russischen Zeitungen geben ge
naue Einzelnheiten über die Reisen de
russischen Ober-Jngenieur M. Abaza,
und der drei amerikanischen Jngencure
Eapt. Mayhood, Lieut. Busch u. Lieut.
Kennan, welche den Auftrag hatten, die
Gegenden zu untersuchen, durch welche
dr russisch-amerikanische Telegraph
consiruirt werden soll. Sie reisten am
8. August im vorigen Jahre vom Hasen
Petropciulovsk ab und bestimmten unter
vielen Schwierigkeiten genau die Linie
für den zukünftigen Telegraphen.
Die Messungen wurde on AnadvSk
bis nach dem Amur aus eine Strecke
von 0000 WerstS vollendet nd die Li
nie bestimmt. Dies geschah während ei
nes furchtbaren Winters nd auf einer
Reise durch gänzlich unbewohnte Einö
den, welche Haid af Schlüte, die von
Hunden gezogen wurden, Haid auf
Schneeschuhen durchforscht werde muß
ten. Schneestürme nnd bitterer Frost
mußten ertragen werde.
Sobald die See vonOchotSk vom Eise
frei sei würde, erwartete man damals,
also imSvinmer nächstes Jahres die A
nkunft von Schiffen von Amerika zu
Guigiga mit den nöihigen Materialien,
um das große Werk sofort zu beginnen.
Zugleich wird eine 'Anzahl vo Arbei
tern von Aakoute entgegenkomme, die
bereits engagirt sind.
Das Werk wird aisdann vom Amur
Flusse nach der BekringSstraße mit gro
sirr ciner.zie in Angriff genommen wer
ten.' Zwischen Okchvtsk . AnodyrSk
ist bereits verAnsang gemacht worden,
mit Hülse der Eingebornen des Landes,
welche in Dienst genommen sind, um
Häuser zu errichten und Bäume zu be
bauen, die als Tciegraphenstangen die
nen sollen. Man hofft, daß zufolge
dieser cnergischrn Thätigkeit das große
Werk binnen drei Jahren vollendet sei
wird.
Die Rechte von Eltern.
Ein enlicher Fall, welcher auf dirsen Gegen-
Sache falle. Brown, dcSßurschen Vater, ver
klagte hierauf Hill und Andre, um Schadener
satz für boSbafie Velangung zu seinen Gunsten.
Da Gesetz, welche die Grenzen zwischen
väterlicher Zucht nd der Auloriiäl de Staate
bestimme, sowie auch der Punkt, bis zu weichem
ein Vater seine Autorität in Branssichtigung
drr „religiösen Erziehung" seiner Kinder geltend
mache kann, wurden der Zurp in dem Falle er
klärt. Richter machte Letztere darauf ausmerk
sam, daß nicht jede Züchtigung Seitens eines
Vaters grwaitthälige Mißhandlung ist. Ein
Vaier hat da Recht, seine Sohn zu züchtigen
und diese Recht ist ihm von dem Naturgesetz
eingeräumt. Er darf nicht von Jedem iiberdunden
wrrdtn, der sich unberufen einmischt, u. dem es in
ten Sinn kommen mag, Parthei für den Sohn
zunehmen, und Solche, weiche sich gesetzlich
einmischen, unterwerfen sich einer Rechtsklage
wegen dvShafter gerichtlicher Verfolgung, e sei
den, sie wären im Stand für die Schritten
welche sie thun mögen, eine wahrscheinliche Ur
sache anzugeben. Der Richter ging weiter und
sagte, ein Vater dürft sein Kind mit oder ohne
Ursache züchtigen, und da Gesetz forscht nicht
nach der Ursache väterlicher Handlung in dieser
Beziehung ; er ist keiner irdischen Macht ver-
Strase hängt einzig und allein on dem Ermes
sen der lurp ab. DaS Gesetz ertheilt drin
Vater ein unzweifelhaftes Recht, den Sohn
wegen de Besuch religiöser Versammlungen
oder wegen irgend einer andern Handlung de
Ungehorsams zu züchtige, vorausgesetzt, aß die
Züchtigung keine übertrieben strengt war. Die
se Gewalt ist zum BeaufsichtigungSrechte der
religiösen Erziehung seiner Kinder nothwendig,
und da Gesetz unterstützt ihn in der Ausübung
seiner Eonlrole. Da Achtung für Autoriiät
ein nothwendiger Bestandtheil in dem Charakter
aller guten Bürger ist, so ist es on Wichtigkeit,
daß die Jugend über diesen Punkt gehörig de
lehrt wrrde. Wird ätrrliche Auioritäi unter
graben, so wird da grsammte RegicrungSspstem
die Erschütterung fühle, und deshalb ist e
wichtig, daß unsere Gerichtshöfe die Rechte von
Eltern über ihre Kinder klar und dcuttich er
klären.
Li?,"
Da in London erschein deutsche Wochen
blatt „Hermann" macht über die Fährt de in
der Ueberschrift genannten kleinen Schiff über
den Orea folgende Mittheilungen :
„Vor wenige Jahre unternahmen zwei
waghalsige Amerikaner eine Segelfahrt von
New gort nach England in einem kaum 20
Fuß langen Boote. Sie kamen leider nie a
das Ziel ihrer Reise und e ist außer Zweifel,
daß die berghohen Wellen de atlantischen Oce
an sie verschlangen. Heute dagegen ist ein
Schiffchen im.Kirvstallpalast ausgestellt, da die
eirunderer de Waghalsigen, wie e die mei
stenEitgländer sind, auf da Lebhafteste anzieht.
Am 0. Juli erließ ein John M. Hudson, al
ilapitän, mit Frank L. Fitch und einem Hund,
al Mannschaf, den Hafen von New Hock, in
einem Schiffchen, dessen Länge Vi Fuß u. die
reite 5 Fuß i Zoll betrug.
Gebaut wie ein Rettungsboot, mit wasserdich
ten Vorschlägen an den Enden, und einem Ver
deck ist da Schiff regelrecht wie eine große
Brigg ausgerüstet. Die Vorräthe, die zwei
Männer an Bord de „Red White and Blue."
wie daSSchiff getaust wurde, nahmen, destan
den in.—t 2 Kanne Wasser von je i 2 Gal
lonen, 20V Pfund Brod, 5 Pfund Kasse, 2 Pfd.
Thee, lv Pfund Butter, 4 Kisten geräüchcrte
Häringe, t 2 Kannen Milch, 24 Pfund geräuch
erlenSleische, i 7 Pfund Käse, 5 Flaschen Pickel
Brand, l Flasche Whiskrp und tFlaschen Bie
ters sowie rie zahl Flaschen eingemachter
Friichtr und Delikatessen. In New Ziork galt
taSllnteriiekme als ein verlorenes. Die Män
machie Huhson die unangenehme Entdeckung,
daß das Deck des Schiffes leckte, und die natür
liche Folge war, daß sie bald 4 Zoll Wasser im
Schiffe hatte, wodurch ihre Klrioer nd Provi
sionen durchnäßt wurden. Außerdem verloren
sie ihre Signallampe.
Die Wacht ersahen sie abwechselnd wa
re aber einmal die Segel einzuziehen, so wnr
de die „gaiizeMannschaft" auf Deck gepfiffen.
Das Schiff rollte nd tanzte so sehr af den
rollenden Wellen, daß die Arme während der
ganzen Reise nur sritril ei Feuer unirrbailen
und etwas WarmrS genieße konnten, wabernd
rrise übrr trank und starb beim Eingang in die
Themse a Enikiäftnug. Am ersten Tnge seg
eiicn sie >2 Meilen, am zweiten Tage 40 Mei
le, am li. Juli jedoch 120 Meilen. Sie ver
loren de Gebrauch einer Uhr, die durchnäßt
wurde, wrsbalb sie dieTageSzeit nur nach Son
ne Ans- u. llnlrrgang und Meridian brrechnrn
konnte.
Am 15,. Juli satien sie in der Entfernung von
zwei Meilen ein Schiff, da sich jedvch,unbarm
herzig genug, bald von ihnen entfernte. Am
10 August endlich errrichten sie nach stürmische.
Fahrt und machru Drangsalen Margaie, von
wo sie am 18. wieder weg die Themse hinauf
ach Gravrsend fuhren. Von birr au wurde
last gebrach, m im nächsten Jahre auf der
Weltausstellung zu Pari Zeugniß von der
Waghalsigkcit der amrrikanischrn Rare abzule
gen. Die Reise danerte von New Zjork ach
dem Canal 2i, nach Margate 28, nach Graves
end 1,0 Tage. Wie gefahrvoll die Reise ar
geht an dem Entschluffe er beiden Seeleente
hervor, zum Zwecke der Rückreise sich nicht wie
der dem „Red, White and Blue" anzuvrrirau
en.
Eine romantische HeirathSge
schichte.
Näke einer tleinrn Pariser Kirche in einem
größieniheilS von Arbeitern bewohnten Viertel
eine lange Reihe on Equipagen sehen, die eine
große Menge Reugieriger umstand. Inder
Kirche fand eine Trauung statt und die Neu
gierige erwarteten das Brautpaar. Ein hei
fälligesGeinurmel entstand, als die jung reiz
ende Braut, mit dem Mprtbenkranze und dem
Spitzenschleier geschmückt, erschien und in den
ersten Wagen einstieg, der junge Ehemann, der
sie führte, lud im Moment des Einsteigen viele
der Umsiehenden, deren Kleidung ihren Stand
als Arbeiter verrieth, ein, in die bereitstehenden
Wagen zu steigen und sich deinHochzeiiSzuge an
zuschließen. Als Alle eingestiegen ar, knall
ten die Peitsche, die Wagen flogen dahin, und
alle Anwesenden klatschen freudig in die Hände.
Auf Befrage erhielt an über die Auffehen
erregende Hochzeit folgende Auskunft: Eine
hübscheNähterin, Emma Z., ein Mädchen on
>8 Jahren, lebt bescheiden von den Erträgnis
se ihrer Arbeit; sie war in Muster on Ehr
barkeit und in der ganzen Nachbarschaft wegen
ihres Benehmens und ihrer tadellosen Aufführ
ung so beliebt, daß man fle allgemein die „Lilie
des Dachstübchens" nannte. Eines Tage erschien
ein junger Versucher, ein reicher Amerikaner, in
der Wohnung der Lilie und bot ihr, da mehrere
seiner Briefe unbeantwortet geblieben waren,
51000 per Mona an, wenn sie eine reich möblirt
Wohnung auf dem Boulevard beziehe und dem
Amerikaner erlauben wollte, sie zuweilen zu se
hen. Emma lächelte und statt aller Antwort
stampfte sie mit ihrem kleinen Fuß auf den Bo
den. Wenige Augenblicke später trat ein junger
Arbeiter ein und frug: „Wa wünschen Sie,
Nachbarin?" „Mein lieber Karl," erwiderte
meine Hand und quälen mich um eine entschei
dende Antwort, die ich immer erschieben zu müs
sen glaubte. Heute ist dieser Herr bei mir erschie
nen und dot mir sein ganze Vermögen unter de
Bedingung an, daß ich aufhöre, ein ehrliche
ich werde Schande und Geld annehmen; ich ziehe
die Ehre und Arbeit vor. Hier ist meine Hand
Herr Karl; Sie können un aufbitten lassen und
gleichzeitig den Herrn die Stiege hinabgeleiten."
—Gesagt, gethan; der Arbeiter führt den Ame
rikaner in nicht ganz sanfter Weise hinab, da
Aufgebot erfolge und die Hochzeit ward in der
kleinen Kirche de Viertel gefeiert. Am Abend
vor der Hochzeit hielt r der künftige Gemählde
hnbschtnEmma furseinePflichl, ihr mitzutheilen,
daß er eigenlich kein Tapezireegeselle sei, wie alle
Weit glaudte, sondern Karl D ... heiße und ei
ne/ der reichsten Grundbesitzer in einem östlich
gelegene Departement sei. Er ar zu seinem
Vergnügen nach Pari gekommen, hatte Emma
auf der Straße getroffen, sich in st verlieb und
über sie Erkundigungen eingezogen. Einige Tage
später bezog er ein kleine Stübchen in demselben
Hause und gab sich für inen Tapezirergesellen
aus. In der That arbeitete er auch kurze Zeit
bei einem befreundeten Tapeziere, und die Leben
lang bewachte erEmma, überzeugte sich on ih
rem tadellosen Leben und faßte bald den Ent
schluß, siezu heirathen. Emma nahm diese Ent
hüllung nicht ungnädig auf und reiste am Tage
nach der Hochzeil mit ihrem Mann ach Hertlap
ab. in deffen Nähe der junge Ehemann ein
prachtvolle Gut besitzt.
Möchten sich doch alle unsere junge Mädchen
das musterhafte und ehrliche Betragen
der „Lilie des Dachstübchens" al nachah
mnngswürdiges Beispiel nehmen! „
Ein Guerilla eingefange.
Vor einige Tagen wurde ein Man Na
men Pudde Digg, elcher im letzten Januar
einen Mord in Henrv Eountp, Tennessee, be
gangen hatte, eingtfangen, und befindet sich der
selbe jetzt im Gefängniß zu Aachville um im
ersten Monat de nächsten Jahre prozesflrt zu
werden. Ueber diesen Guerilla, welcher während
de Kriege ganz West-Tennessee in Schrecken
setzte, erfahren wir Folgende ;
Dieser Desperado ist erst 24 Jahre alt.—
Seine Famile wohnt in Pari, Henry Eountp
und sind seine Verwandle al ehrliche und ar
beitsame Menschen bekannt. Sein Vater war
Rro. s.
einig Zeit Geistlicher und sein ollstLndiger
Name ist W. F. Digg. Derselbe trat zwölf
Mat nach dem Ausbruch der Rebellion in
die conföderitte Armee und erhielt nach der
Schlacht am Stone River wegen seiner Tapfer
teil ein Medaille. Kurz nach der Schlacht von
Murfteeodvr, erließ Digg sein Regimen
und wurde Mitglied einer Guenllabande, wel
che unter de Eommand eine gewissen Phil
lip stand. BvndieserZtt an wurde der tapfere
Soldat in einen Räuber und Mörder mge
wandelt. Im September !BKS machlr DiggS
mit noch mehreren seiner Kameraden in Jvhn
sonvilie srib vundesidaten zu Gefangenen,
viesrlben urdrii kurz darauf in der Näh von
Pari von diesrn Schurken mit kaltem Blute
erschossen un geraubt. Ungefähr um diesrlbr
Zrii bttbeiiigte sich Digg auch an Gewaltthä
tigkeiten, die in Earroll Eouittp begangen wur
den. Ein alter Mann Namen Edward Ge
winn wurde von de Buschkleppern ans die grau
samste Weise behandelt, eil sie glaubten, daß
er diel Geld besitze und ihnen den Ort nicht
angeben wollte, wo er e erborge hätte. Sie
verbrannten ihm Füße und Ohren mit einem
1500, welche sie nach längerem Suchen in sei
ner Wohnung fanden. Ein anderer Man
Namen Frank Thvma, wnrde ebenfalls von
diesen Schurken heimgesucht und ihm FZOO ge
nommen. Mehrere dieser Guerilla wurden
bald darauf theil „n coufLdettrte Soldat,
theil von Bundessvldaten gefangen nd ge
hängt, aber Digg entging ihnen stet durch
sein Schlauheit.
Nach Beendigung de Kriege wurden große
Anstrengungen gemach, um diesen jungen
Desperado einzusaugen, und Depuip Sheriff
Fredrrick Jrvi vn Henrp Cvuntp wurde al er
auf ihn fahndete, vvn ihm erschossen. Nach
dleser That begab sich Digg ach Tennessee zu
rück und trirb sich in de Gegend von Shelbp
ville herum, wo er sich zuletzt nicht mehr rech
sicher fühlte und daher beschloß, unter dem Na
men von I. H. Harb nach.Nashville überzu
siedeln. Der Eitp Marschall vn Nashville
wurde Digg Ankunft i dieser Sab in
Kenntniß gesetzt un gelang e ihm denselben
am letzten Vonnnerstag in der Adam Erprrß
Ofle zu erhasten.
(Au Pastor Brobft' Zeitschriften.)
Da Deutsch i Gennsylvanien.
Wir leben in einer Zeit, wo englische Kinder,
groß und klein, sich nicht schämen, ihrer deutschen
Vorväter in ihren Gräbern noch zu schelten und
ihnen tittere Vorwürfe zu machen, eil sie
deutsch waren und ihre Muttersprache liebten.
Wir kennen manche denlsche Gemeinde, wo die
Jugend kein Deutsch lernt und müssen offen
gestehen, so st wir in eine solche Gemeinde
blicken, kommt un da Weinen an. Kommt
man da in die Kirche, so fitzen da ein paar alt
Großmütter mit ihren Brillen vor dr deutschen
Gesangbücheru und fingen mit zitternder Stim
me die schönen deutschen Choräle, während die
Jugend, welche nicht „deutsch" lesen kann,
stumm und dumm dabei fitzt und umhergaffi.
Von der Predigt erstehen sie da Meiste
nicht, weil nicht „plain" genug ist, und fängt
der Prediger endlich den Jungen zu Gefallen
an, englisch zu predigen, s wird seine Zeit, die
ohnehin spärlich zugemessen ist, noch mehr zer
splittert, und wird dann gewöhniich da Deut
schewieda Englisch verhunzt und erstüm
pert.
Kommt man zum Eonfirmandennnterricht,
lernen einige den deutschen, andere den engli
schen Aatechismu! da wird denn mit den zwei
Sprachen herumgehintt, der Prediger kann kei
ne recht Auslegung geben und ist am Ende
froh, wenn nur der Katechimu auswendig ge.
lernt ist; ob rr nun auch erstanden wird, davon
wagt er gar nicht zu sprechen.
Dennoch darf man nicht meinen, als wenn
da Deutsch sich nicht mehr lange halten er
de. Sine Sprach, wie die deutsche, stlrd nicht
so schnell, al sich mancher einbildet. Auch wer
den dte.Speachen nicht gerade in den Schulen
gelehrt. Di Menschen erstanden bekanntlich
schon zu spreche, ehe sich noch irgend ein Schul
lehrerdie Mühe genommen hatte, die Regeln
ihrer Sprache zu leruen. Die allemanischen
Stammgenoffea der deutschen Pennspivanier
im Elsaß befinden sich schon übn 200 lahe un
ter französischer Herrschaft und die Unterrichts
sprache in de dortigen Schulen ist seit langer
Zeit die französische, und doch fällt e diesen
Elsäßem nicht ein, da Wälsche zu iheer Volk-
und Umgangssprache zu machen.
Roch ei besser ist da Deutsch in Deutsch
pennsplvanlen gestellt. Dasselbe ist ein so guter
und reiner allemanischer Dialekt wie da Elsaß-
Ische und Schwäbische immnhin, und daKau
derwälsch wir nicht hin. sondern gerade in den
großen Städten uattr de Neueingewanderien
gesprochen.
Di Deutschpennftlvanier haben nicht mehr
englisch Motte in ihrer Sprache aufgenommen
alda Bedürfniß on Grenzbewohnern, die
unter tnglischen Gesetzen leben, erheischte, und
die Verhunzung er Sprache deruht bei ihnen
wenigsten nicht auf ffection oder üdlen Gewohn
heiten.— De deutschen Pennsylvanien fäll es
nicht et „SeS" statt „Ja" zu sage. Und neben
hre Dialekt erstehe sie da Hochdeutsche so
gut, daß sie ohn Uedersetzuug in ganze Halde
Dutzend hochdeutsche Zeitungen lesen.
E erscheinen in Pennsplvanlen gegenwärtig
etwa Sit deutsche Zeitungen, deren Leserzahl wohl
auf beinahe SOO.OOO angegeben erden kann.
E erden jetzt meh deutsche Zeitungen in
Pennsplvauiea gedruckt al vor zehn Jahren,
uud die meisten haden auch mehr Leser al da
mal.
Die glücklichen Nigger. - Mo,-
gomery, die Hauptstadt de Staate Alabama,
zählt gegenwältig t 6,000 Einwohner. Di
Hälfte derselben besteht au Reg. Wovon
diese letzteren eigentlich leben, da ist den dorti
gen Blättern ein Räthsel. Diese Nigger ar
decken nämlich nicht, sie säen nicht, auch erndten
sie nicht, und ihr Himmel... der ielmedr
sida Fredma-Bureau, diese radikale Reger
Versrgung-Anstal, ollen wir sagen füt
tert sie doch. E find glückliche Kerl, diese
Nigger. Di Weißen müssen für sie arbeiten
und zahlen und sollen sich nun auch noch dazu
herablassen, ihnen sofort da Stimmrecht ,a
geben und ke über die eingewanderten Deut
scheu zu erheben. Wa doch diese Nigger für
glückliche Menschen sind! - 0 selig, ° selig, ein
Nigger p, sein!
Da schon und geräumige Theater zu
Nrw Orlean, wurde am 7 Dezemder durch
Feuer zrrstörl.