Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, November 08, 1866, Image 2

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    Die Staats-Zeitung.
Zoh. Cicorz Nipper,
Herausgeber und Eigenthümer.
LancaSter, Pa.
Donnerstag, Nov. 8, 1866.
Was in aller Welt machen un
sere werthen Correspondenten? Sind
A. Z., O. F. R., I. R., L. A. W. ,c..
in den „Winterschlaf" verfallen ? he?
Danksagungstag.— Gov. Curtin hat
Donnerstag den 29sten November (den
selben, welchen Präsident Johnson anbe
raumte) als einen DanksagungStag fest
gesetzt. (Unser vevil meint, das sei ein
trauriger Tag sür die TurkyS!)
Nächsten Samstag wird ein Maschi
nenschop und Foundry in Bern Town
schip, Berks Co., Pa. verkauft. Kauf
lustigen ist hier eine gute Gelegenheit
geboten, ein werthvolleö Eigenthum zu
erlangen. Man lese die betreffende An
zeige in einer andern Spalte.
„Die Katze aus dem Sack"!
Nach dreiwöchentlichem schweren Lei
den und vielem „doktern," ist end
lich der „große Held von neun und
neunzig ungeschlagenen Schlachten" —
General Geary durch die „officielle"
Ankündigung des Staats - Sekretärs
Slifer siegreich au dem Kampfe hervor
gegangen, zur großen Freude der "veaä
Duck" und radikalen Brüderschaft.
Laut einem Bericht des Sekretärs
Slifer vom 36. Oktober, war das Re
sultat der letzten Gouverneurswahl wie
folgt :
Geary erhielt 367,274
Clymer, „ 266,666
Geary'S Mehrheit, 17,178
Im Ganzen wurden 567,376 Stim
men abgegeben.
Somit wäre nun „die Katze aS dem
Sack," und Geary als Gouverneur von
Pennsylvanien erwählt. Wie dieses
zugegangen, davon schweigt der Herr
Saats-Sekretarius.
„Gleicht Brüder, gleiche Kappen,
gleiche Lumpen, gleiche Lappen."
Obiges historische Sprüchwort läßt
sich nirgends treffender anwenden, als bei
den Radikalen in ihrer Vertheidigung der
Negerrechte. Als Folge ihrer verrückten
Ideen ersehen wir nun, daß die Neger
in Boston entschlossen sind, sich das Recht
zu stimmen und Aemter zu bekleiden
nicht nur allein zu verschaffen, sondern
dasselbe auch zu behaupten zu suchen.
In der3ten Ward jener Stadt haben sie
nämlich einen ihrer „Brüder," —einen
pechschwarzen Samb o—als Kandidat
für den Stadtrath aufgestellt; und um
das Maß vollends voll zu machen, ha
ben die Radikalen in der sechsten Ward
einen ihrer ..Brüder" NamenSCHar
les L. Mitchell, einen „ungebleichten
amerikanischen Bürger" als Candidat
sür die Gesetzgebung ernannt!
So ist's ganz recht. „Gleiche Brü
der, gleicht Kappen." Wir können nicht
einsehen, warum ein Neger nicht diesel
ben Rechte genießen sollte, wie ein Bo
stoner Jankee. Ist er ja doch auch ein
Mensch wie sie?! und warum
ihn zurücksetzen? Wir wissen schon lan
ge, daß es viele recht ordentliche Neger
gibt, allein wir wußten nie, daß es
Weiße gibt, die da glauben, sie seien
gerade so gut wie ein Nigger
(und umgekehrt)! Was nächst?
Ja, Bauer, das ist ga; was
anders.
Vor mehreren Jahren wurde der
französische Minister Teste zu sieben
jährigerZuchthauSstrase verurtheilt.weil
sein Neffe in einem Eisenbahn-Contrakt
verwickelt war, wobei der Staat um 66
tausend Franken zu kurz kam. 96,666
Franken sind 18,666 Dollars, und deß
wegen wurde der früher hochgeachtete
Teste, dessen Schuld sogar nur zweifel
haft erwiesen war, zu einer entehrenden
Freiheitsstrafe verurtheilt.
Wir haben neulich mitgetheilt, daß
Hr. Harlan, gewesener Sekretär des
Innern, (gleich wie obiger Teste es war,)
vor drei Jahren mit einem Vermögen
von 5666 tn'S Amt getreten, und vor
einigen Wochen mit einem Vermögen
von einer halben Million Dollars aus
dem Amte getreten sei, aber noch vor
seinem Austritt aus demselben die Che
rokee Indianer um 866,666 Acker Land
beschwindelte.
Diese Länder nämlich, welche Harlan
an eine Jankee-Compagnie um 81.66
den Acker verkaufte, liegen in Kansas,
und wurden vor 31 Jahren von den In
dianern um eine halbe Million
i Gld gekauft, die aber jetzt wenig,
steus vier Millionen in Papier
geld werth sind; Hr. Harlan giebt sie
an eine Compagnie für 866,666 in
Papier, also um weniger als diesel
ben vor 31 Jahren verkauft wurden !
Ist eS nicht eine Schande für einen
hochstehenden Beamten der Ver. Staa-
wie Hr. Harlan zur Zeit war, diese
nwissenden Indianer so schmählich zu
betrügen? Wird dieser radikale Staat-
Dteb wohl bestrgft werden? O et!
Denn warum sollte man dann bei ihm
anfange, während der Löffeldieb But
ler und Consorten frei herumlaufen und
die Monumente verstorbener Soldaten
beschmutzen?
Ja, Bauer, das ist ganz was anders;
dieses sind loyale Spitzbube, de
nen wir Copperheads nichts Schlechtes
nachschwatzen dürfen, und wenn sie das
blinde Volk auch um Tausende beschwin
deln, so sind eS doch „smarte AankccS."
Indessen hat der General - Anwalt,
Hr. Stansbury, die Sache unter seine
Finger genommen und erklärt, daß der
Schwindel ungültig und nichtig sei!
Da hat das Land wenigstens die Satis
faktion, daß eine Neu-England Eom
pagntet welche das Land beschwindeln
wollte, selbst betrogen worden ist!
denn man kann es als sicher annehme,
daß dieser Harlan sich von der Compag
nie seinen Judaslohn bezahlen ließ. —
(Demnach hat ein Dieb den andern be
schwindelt ! Ist das nicht ergötzlich?)
So weit sind wir in den radikalen
Schwindeleien gekommen, und wenn dem
Volke nicht bald die Augen aufgeben, so
wird eS noch um „Haus und Hof" be
schwindelt.
Weiteres über die Unruhen in
Baltimore.
Das Resultat des ZeugenverbörS be
züglich der groben Wahlbctrügereien in
Baltimore, wovon wir in unserer letzten
Nummer meldeten, hatte, wie vorauszu
sehen war, die Absetzung der betrügen
schen Polizei-Commissäre (Hinds und
Wood) durch den Gouverneur, und die
Ernennung von zwei andern (Wm. T.
Vallient und I. Joung) an deren Stelle
zur Folge. Sie wurden letzten Samstag
von Richter Martin in ihr Amt einge
schworen. Tie alten Polizei-Conimis
säre weigerten sich jedoch, die Bücher ic.
abzugeben, bis sie von der Court dazu
aufgefordert werden würde.
Die Entscheidung des Gov. Swann
in der Sache ist auf unwiderlegliche
Thatsachen gestützt. Unter ander sagt
er!
„Die Stadt Baltimore enthält einc Einwoh
nerzahl von bedeutend ickr als einer viertel
Million (gegen 1t>6,1>66 Seelenl. Untcr dem
Registrirung.Gesetz, ach welchem bloS
Solche die sich nicht an der Re
belli n belheiligi haben, regi
-21,8M Personen registriri! Wären alle
so würde ch Zahl" a^f
erhielten!!"
Demnach habe also aus 2l,<M>
stimmberechtigten Bürgern blos 7,663
gestimmt! Ties kam einfach daher, (wie
bei dem Zcugcnvcrhor klar bewiesen
wurde,) daß man den Demokraten und
conservativenNepublikancr dasStiinm
recht verweigerte. Tie sogenannten
"lUuxs," 'Llocxlx Dups," "lUpraps,"
unterstützt vom Mayor, den Polizei-
Commissäre und deren radikalen Hel
fershelfern, hatten alles in ihren Hän
den, und handelten ganz nach Willkühr.
Der Gouverneur bemerkt am Schlüsse
seiner Entscheidung, daß er entschlösse
sei, die Gesetze aufrecht zu erhalten, und
Jedem das Stimmrecht zu gewähren,
der gesetzmäßig dazu berechtigt sei, koste
eS was eS wolle. Die Sache wird im
mer dr. hender. Sollte es zu einem
Conflikt kommen, wozu alle Aussichten
da find, dann wehe de radikalen Heu
lern, die denselben anzettelten.
Um jedoch unsern Lesern zu zeigen,
welche saubere Burschen von den radi
kalen Polizei-Commissären als Wahl
richtern (Tmlxos) angestellt wurden, ge
ben wir nachstehendes Zeugniß des Hrn.
Wm. J.Smith, zur Zeit einer der Con
stabler der zweiten Ward. Im Verhör
vor Gov. Swann, legte Hr. Smith fol
gendes eidliche Zeugniß ab:
„Ich wohne in Nro. 162 Süd-Ann
straße, und kenne Wm. Divers, den Rich
ter des 4. Bezirks, er wohnt bei seiner
Mutter im „Causeway", die dort ein
Bordell hält; kenne Wm. Lynch, einen
anderen Nichter; er wurde einstmals
wegen Mordes prozessirt; kenne Joseph
Bush, einen dritten der Richter, er ver
ließ während des Krieges die Stadt,
weil er Soldaten die Uniform abgenom
men und ihnen bürgerliche Kleidüng an
gelegt hatte, um sie als Substituten an
zubringen ; kenne Geo. W. Brady, Rick
ter des 2. Bezirks der 3. Ward; verhaf
tete ihn vor einiger Zeit wegen Ermor
dung des Hugh Morgan in Lvwer Ean
ton; Wm. Richards wurde in der 3.
Ward ernannt; er stand wegen Mordes
vor dem Criminalgerichte und tödtete
unlängst Benj. Jones, hat aber die Ge
legenheit bekommen, (die CoronerS-Jurv
ließ ihn entschlüpfen,) um aus der Stadt
zu entfliehen; kenne James Manly, ei
nen der Spezial-Polizisten; er wohnt
im „Causeway", wo seine Frau ein
Bordell hat; er befand sich wegen Mor
dangriffs auf König im Zuchthause; W.
Snyder, ein Anderer, wurde wegen Gar
rottirung eines Mannes in der Bond
straße prozessirt; Lemuel Gray, ein drit
ter, wurde vor einigen Jakren wegen
Ermordung seiner Frau in Annarundel
County arretirt; Tom Hyer, ein vierter,
wurde wegen Entkleidung von Solda
ten, nm sie als Substituten zu verkau
fen, in Woolley's Jail gesteckt; Gus
May gehört zu derselben Sorte von
Leuten; F. Diver wcbnt bei einem
schlechten Weibe; alle Richter der 2tcn
Ward waren Radikale, weiß nicht, ob
auch alle Clerks dieses waren; kenne
mehrere Nichter von derselben Sorte;
weiß von keinem konservativen Wahl
richter." —Von Sterling auf Seiten der
Vertheidigung befragt: „Lemuel Gray
erzählte mir einstmals, daß er einen
Mann im Zimmer seiner Frau gefunden
und ihr den Schädel eingeschlagen habe;
JameS Mauly war Soldat; weiß nicht,
ob seine Frau den verwundeten Massa
chusetts-Soldaten in 1861 beigesprun
gen; hörte niemals davon; die 2te
Ward ist grade kein „heimliches Platz
chen." Durch den Gvuverneur be
fragt - „Gray ist ein schrecklicher
Mensch ; als er Constabler war und ei
nen Pfändungsbefehl ausführte, stand
er nicht an, den Topf einer armen Witt
we vom Feuer zu nehmen und ihn zu
verkaufen ; betrachte die Polizisten ziem
lich allgemein als Radikale; hörte meh
rere sagen, daß sie unter allen Umstän
den siegen wollten; Polizist Harrison
sagte, er werde keinen Conservativen
stimmen lassen." — Pon Sterling be
fragt: „Hörte den Polizisten Sparklin
sagen daß ein Mann, der nicht zu den
Radikalen gehöre, ein Rebell sei; Poli
zist Lambdin sagte daß er lieber einen
Neger als einen Rebellen stimwen lassen
würde, und möchte eS gern sehen, wenn
die Neger Alle niederschössen, welche
Waffen gegen die Regierung getragen.
Lambdin wurde aus dem Dienste ent
lassen, weil er den Namen des MayorS
unter der Lizense einer Wittwe gefälscht
batte; die Polizisten sind meistens Ra
dikale."
Sind das nicht musterhafte Loyale ?
—Diebe, Mörder, u. dgl. m. —Und sol
che elende Subjekte stellt man uoch als
Beamten an, und will sie jetzt verthei
digen, nachdem sie die gröbsten Wahl
betrügereien verübt battcn? Schmach
und Schande der Partei, die solchen
Auswurf in ihrem Busen hegt.
Ucbrigens verweisen wir den Leser
af die höchst interessanten telegraphi
schen Nachrichten tn einer anderen Stel
te der heutigen Nummer.
Noch ist zu bemerken, daß Gouverneur
Swann voriges Jahr von den Radika
lcn selbst erwählt wurde, allein, wie es
scheint, besitzt er zu viel Gerechtigkeitsge
fühl, um sich zum Werkzeug des politi
schen PartbeihasseS machen zu lassen. —
Ehre dem braven Manne!
Tie Wuth der Radikalen.
Jetzt, wo die Wahlen vorüber sind,
werfen die Radikalen ihre Maske ab,
und kommen mit der nackten Farbe her
aus, indem sie die Nebellion offen pre
digen und drohen, Präsident Johnson
nicht iir abzusetzen, sondern ihn auch
unter das Beil zu bringen, und die Con
stitution zu stürzen. Wenn nicht Alles,
was diese radikalen Wühler und VolkS
vcrführcr sagen, in einen eitlen Dunst
und Rauch aufgehen soll, dann muß das
gegenwärtige Treiben der Fvrney'S, Ste
vens, Butler, Brownlow, Hamilton und
der übrige radikalen Führer unfehlbar
zu einem neuen blutigen Bürgerkriege
führe, der in seinem Verlaufe und in
seinen Folgen de kaum beendigten noch
in den Schatten stellen wird.
Diese Drohungen und Wühlereien
beschränken sich aber nicht auf den Kreis
der obengenannten Kläffer allein, son
dern sie werden mehr allgemein auf der
radikalen Seite. Hört man nämlich die
vom Volke letzthin erwählten Congreß
niitglieder wie Wilson, Boutwcll, Wade,
Bingham nnd ScheUaberger, so findet
man unter diesen radikalen Hitzköpfen
keinen Unterschied. Sie sind, ohne Aus
nahme, alle daraus aus, eine neue Re
volution zu ziehen und ein neues Blut
bad anzurichten.
Hören wir, was Tchellaberger neulich
in einer Rede in Tisfin, Ohio, sagte:
„Mögen Alle, die eS angeht, wohl verstehen,
daß dir Bedeutung der letzte Wahlen die ist,
daß, während diese Nation den Fehltritt am
auf gefaßt sein muß, daß d^ie Nation
ein Beil für ihn hat. Und gestatte
man mir darum, dem Präsidenten in aller Ruhe
und Milde zu sagen, daß die am letzten Diens
tag staitgefundenen Wahlen die Bedeutung ha
welcher darauf abzielt, den Congreß zu ianori
rcn, dann dieses Beil rasch und unnachsichllich
sein offizielles Haupt treffen wird!"
So sprechen die Radikalen heutigen
TageS. Entweder wird diesen Wahn
witzigen bei Zeiten der Mund gestopft,
oder wir gehen einer noch furchtbareren
Catastropbc entgegen, wie die glücklich
passirte. Entweder erinnern sich diese
Radikalen, daß ein Präsident der Ver.
Staaten nicht ihr Geschöpf, sondern das
der Verfassung ist, oder wir werden ei
nen blutigen Conflikt früher haben, als
Jemand denkt, und als eS den Anstif
ter desselben lieb sein dürfte, denn soll
te eS zu einem Bruch kommen, wofür
uns Gott bewahren wolle, so werden die
Demvkraten sich nicht in's Bockshorn ja
ge lassen, sondern sich wie ein Mann um
die Fahne der Union und Constitution
sammeln, und dcn radikalen Umstürzlern
muthig die Spitze bieten ! Die Zeiten
des HumbugS und der Verblendcrei sind
vorbei. Jetzt heißt's kurzweg, „Zahn
um Zahn, und Aug' um Aug'!" Da
wollen sich die Radikalen merken.
Gen. Grant dringt auf die Ab
setzung Stantou's!
Es heißt, daß ver General Grant
dringend wünscht, daß Gen. Sherman
das Portefeuille des KriegS-SekretariuS
Stanton übernehme, damit zwischen dem
Kriegsdcpartement und ihm keine Mei
nungsverschiedenheit über die Reorgani
sation der Armee herrsche. Sollte je
doch Gen. Sherman die Stelle nicht an
nehmen, so wünsche Gen. Grant, daß
Gen. Steadman zum KriegS-
Sekretär ernannt werden möchte.
" Am Montag hatte das New Jorker Tam
many Hall Comite bei dem Präsidenten eine Au
dienz, welches den Mr. Johnson um seine Ver
wendung für die in Toronto, W- C., zum Tode
verurtheilten genier bitlcn sollte. Der Präsi
dent versprach, Alles für die verurtheilten Fenirr
thun z wollen, Iva in seinen Kräften stünde.
" Man hört I New-Orlrans, daß General
Sheridan den Befehl erhalten hat, sich in Wa
shington zu rapportiren.
" Am Sonntag attackirte ein Polizist in LoulS
illr, Ky., ten Richter Craig von der City-Court,
und brachte ihm schwere Verletzungen bei.
Telegraphisches.
Die Unruhen in Baltimore!
Der Sheriff und die nieuen Pslizei
kommiffäre arretirt!
Ankunft des Gen. Grant!
Das Militär besetzt die Stadt !
Gen. Canby im Kommando!
Tod des Senators Wright!
Vier Reger Hingerichtet!
Wichtige Nachrichten aus Mexico !
Schlimme Zustände des Kai
sers Maximilian!
Baltimore, November 1.
Am Samstag dcn 3. November Vormittags
um l l Uhr, erschienen die neuen PollzeiCom
missäre in dem Bureau des SladtinarschallS.
An der Thüre kam ihnen der Clerk drr alten
Polizei-Commissäre entgegen, an dcn sie ihre
Forderung stellten, und den sie ersuchten, sie zu
den Mitgliedern des alten Polizei-Boards zu
führen. Der Elerk schlug ihnen dies ab, wo
ruf sie sich sogleich entfernten. Von einigen
Freunden der alten Polizei wurden sie beim
Sheriffs, dessen Hülfe sie verlangten.
Große Volkshaufen ballen sich in der Nähe
der Polizei, des GerichtShauseS nnd ter Sta
wachsenen Menge wurde.
Die ntuti, Polizei-Commissäre wurden wie
drr innerhalb der Umzäunung eingelassen und
vomClerk drr alte Polizei empfangen, der das
Document der neue Commissere annahm und
ihnen sagte, daß die im Hanse befindliche
Commissäre die Sache berathen und ibre Ant
wort schriftlich geben würden.
Die Herren Valia! und Joung bestiegen
dann unter Aeußerungen des Mißfallens von
Seiten der Menge ihren Wage nd begaben
sich nach dem Hauptquarl>ceder Eonservativen,
langen ihnen die Stationshäuscr das Mar
schalls-Bureau, den Feuer-Telegraphe und
die Polizei-Mannschaft zu übergeben.
Unterdessen hatte der radikale Richter Bond
einen Befehl zur Verhaftung drr neuen Polizei-
Commissäre Joung und Valiant erlassen. Auch
kommen und fragte ihn, b eS wahr sei, daß er
eine Mannschaft berufe. Er sage: „Ja, er
thue eS auf Befehl der neuen Commissäre."
Der Richter ermahnte ihn davon abzustehen,
und sagte, daß er ihn, wenn er nicht gehorche,
unverzüglich verhasten lassen würde.
Einigt wenige Offiziere waren von der neuen
Polizei eingeschworen worden.
Auf denVtfthl jeneSCrimminalrichtersßond
hin, wurden nicht nur die neuen Commissärc,
sondern auch drr Sheriff verhaftet nd die Po
lizei ergriff Besch von seinem Bureau. ES er
eigneten sich dabei folgende Scenen : Ilm halb
zwei Uhr erschienen einige reguläre Polizeimän
nee in der Vorhalle des Gerichtshauses und
warfen die Mannschaft des Sheriffs hinaus,
die sich auf der Treppe zu, Locale des Sheriffs
drängte. ES erfolgte ein Handgemenge, und
eine Zeitlang herrschte große Verwirrung. Dann
kamen die neuen Commissäre, und sie waren
kaum i das Gebäude getreten als Marschall
Carmichael an der Spchc einer starken Polizei-
Mannschaft von der Crntralpolizeistation kam
dem Gebäude trieb. Kurz darauf schien der
Sheriff mit den Herren Valiant und Joung in
seiner Haft. Der Richter sagte ihnen, daß sie
Gelegenheit habe würden sich einen Anwalt
zu erschaffen. Unmittelbar nachher erschienen
ihre Anwälte Schley und Satoloe und fragten
nach demAfjfidavit auf das hin die Verhaftung
gemach worden war. Der Staatsanwalt wie
derholte in Kurzem die Zeugenaussagen auf
welche hin der Haftbefehl erlassen worden war.
Die Anwälte der neuen Commissäre glissen
die Rechtmäßigkeit des Haftbefehls an, da sie
nur von ihrer gesetzmäßigen Autorität als Po
lizei-Commissäre Gebrauch gemacht hätten, wo
rauf Richter Bond seine Entscheidung gab, der
zufolge die Verhafteten je 25,666 Bürgschaf,
zu stellen haben, daß sie gegen den Polizeiboard
der Stadt Baltimore sich friedlich verhalten.
Auch Sheriff Thompson mußte dieselbe Summe
Bürgschaft geben.
Da die verhasteten Commissäre wie der She
riff sich weigerten Bürgschaft zu geben, so wur
den sie ins Gefängniß geschickt. General Canb,
proclamiren erde, schickte nach Mapor Ehap
man und den Polizei Commissärcn und hatte
eine freundliche Unterredung mit ihnen. Er
sagte, er wolle von ihnen einfach vom Zustand
der Dinge in Kenntniß gesetzt werden und ab
sie fähig seien die Ruhe der Stadt zu erhalten.
DieCommissäre HindS und Woods unter
richtete den General, daß sie eine Ertra-gorce
im Dienst hätten, daß sie alle Wirthshäuser ge
schlössen hätten und alle unordentliche Personen
verhaften und, daß eS ihnen soweit gelungen
sei, einen Ausbruch zu verhüten, und daß sie
glaubten, daß sie es auch fürderhin im Stande
sen würden.
Der General schien durch diese Erklärung
befriedigt, und Mayor uns Eominissäre kehrten
in ihre Lokale zurück.
Die Beschuldigung, auf die Sheriff Thomp
son erhastet wurde war, Verachtung des Ge
richtS weil er den Befehl des Richters, der ihm
verboten, Mannschaft einzuschwören und die
Ansprüche der neuen Eominissäre zu unter
stützen, unbeachtet gelassen.
Die Commissäre wurden auf die Anklage
verhaftet, daß sich auf gewaltsamem Wege in
Besitz der ihnen vom Gouverneur zugewiese
nen Aemter setzen wollten.
Die Anwälte der neuen Commissäre haben
von Richter Bartol, einem der Räthe des Ap
pellation- Gerichts von Maryland, einen Ha
beaS-TorpuS-Befehl erlangt. Herr Vartol ist
einConservativer, und er hat angedeutet, daß
die Sache am Montag früh um 9 Uhr anzuhö
ren genrig sei. DaS war die Lage der Dingk
um Mitternacht. Die neuen Commissäre be
fanden sich noch im Gefängniß.
General Canby hatte Abends um 5 Uhr eine
Unterredung mit Gouverneur Swann in dessen
Wohnung. Der General war von Oberst Tay
lor, einem seiner Stabs-Offiziere, begleitet.
Die Unterredung dauerte beinahe eine Stunde.
Um 8 Uhr fuhr der Gouverneur per Babnzug
nach Washington ab, um dem Präsidenten Be
richt zu erstatten.
nommen, es kann daher in Sachen der neuen
Commissäre auf legale Weise vor Montag nichts
erfügt werden.
ES tritt eine sonderbare Thatsache bei dieser
Gelegenheit an den Tag. Im ganzen Staa,
Maryland befindet sich nicht ein einzige Miliz-
Compagnie. Alle Miliz-Organisationen, welche
im Staat eristire, werden von Offizieren com
vorgtfallenen Raufereien verdienen kaum er
wähnt zu werden. Die New Jorker Taschen
diebe haben sich in Schaar in Baltimore ein
gefunden.
Das Einschreiten gegen den Sheriff ist durch
den Staatsanwalt veranlaßt worden. Er brachte
dem Gericht zur Anzeige, daß Sheriff Thomp
son in der Sheriffs-Osflce eine Hülfsmannschaft
geschehen. Es wird darin gefordert werden,
daß demselben augenblickliche Folge geleistet
werde. Die Freunde der neuen Commissäre
behaupten, cS werde der Gefängnißbcamte an
gehalten werden, dem Befehl sofortige Folge zu
Listen.
ES gebt das Gerücht, daß morgen früh die
neuenPolizei-Commissäre eine Schaar euer
Wahlrichter ankündigen werden. Die Registra
toren der Wahlstimmgeber sollen, dem Ver
nehmen ach, beschlossen haben, ihre Wahllisten
nur den von Gouverneur Swann ernannten
Commissäre einzusenden. Wenn dem so ist,
dann tauchen neue Verwickelungen auf. Da
rüder herrscht kein Zweifel, daß die alten Polizei-
Commissäre alle Personen arretiren werden die
sich beigchen lassen, irgend eine amtliche Funk
tion, die ihnen von den neuen Commissäre
übertragen worden ist, auszuüben.
Gen. Grantist angekommen, nd die Poli
zei-Commissäre und deren Anwälte halten jetzt
Unterredungen mit ihm.
Ein Comuiitte das die conserative Partei re
präsentirt, und die Polizei-Commissäre hielten
eine Sonfercnz. Da Committe kam zusam
men, nm Wahlrichter und Schreiber zu omini-
Nach dem mit General Grant getroffenen
Uebcreinkommen gab das Comniiltee die ganze
Sache auf und entfernte sich ohne eine Nomina
tion gemacht zu habe. Anfänglich hatte es das
Recht in Anspruch genommen, das ganze Wahl
register zu revidire, und gegen jede Mann
Einwand zu erheben, der nicht einen Eigen
thumswerth von 516,666 besitzt.
DaS wurdevon de Commissäre verworfen
und endlich wurde beschlossen, daß sie einen Rich
ter und einen Clerk sür jeden Wahl-Prccinrt
ernenne wollen, wobei sie dem Coinmitiee bis
es jede weitere Action in der Sache ablehnt.
Sohin bleibt die Liste der Wahlrichter und Ac
tuare gerade so, wie sie zur Zeit der MavorS
wahl war.
Die Militär-Behörden in Baltimore haben zu
einem Compromiß angerathcn und der Vor
schlag wird günstig beurtheilt. Die Aufregung
in de Straßen von Baliimorc nimmt zu, doch
befürchtet man keinen ernstlichen Ausbruch. —
Gen. Grant meint, der beste Weg sci, die Ge -
richte entscheiden zu lasten. Er ist wieder ach
Waschingion zurückgekehrt.
General-Anwalt Nandall hat über das Ne
giflrirungS-Gcsey sein Gutachten abgegeben und
Bestimmungen der Constitution vom Wahlrecht
ausgeschlossen sind.
Balt i m vre. Nachm. 2 Uhr. Der Poli
zeimarschall hatte erfahren, daß man in Bcnnet'
AuctionSlokal in Charles Street an gewisse Leu
te Waffen vertheilt, und er begab sich mit einer
Abtheilung Polizeimannschaft dorthin, und fand
in einem oberen Zimmer eine Anzahl Leute da
mit beschäftigt, Pistolen und sonstige Schießge
wehre zu laden. Dieselben leistete Widerstand
und ein Bürger wurde geschossen. Die Polizei
bemächtigte sich des Etablissements. Sie er
haftete die Leute und nahm 156 Kisten Feuer
waffen nd Munition weg.
Nachträgliche Bierchte sagen, daß, als Mar
schall Carmichael sich den Eintritt in jenes Zim
mer erzwungen hatte, er fünfzehn Mann darin
antraf, welche mit dem Laden von belgischen
Muskete, die man in Minniebüchsen umgewan
delt hatte, beschäftigt waren. Ein Mann stürzte
ihm mit gefälltem Bajonct entgegen und ver
suchte, den Marschall zu erschießen. Der Mar
schall aber schlug die Mündung des Gewehrs
in die Höhe und schlug den Mann nieder und
führte sie nach dem StationShauS. Die Was
fcn und die Munition, bestehend aus Musketen,
einem Faß Pulver, Büchsenkugeln, Pistolcnku
geln:c., wurden nach dem StationShauS ge
schafft.
Abends um 5 Uhr ist die obschwebendc Ange
legenheit des Tages in eln neiieS Stadium ge
treten. Gouverncnr Swann erlangt, daß alle
Wahlrichter Grundeigenthümer sein müssen,
deren Realitäten-Besiß wenigstens 816,616 per
Man werth sein muß.
Das Späteste.
Baltimore, Nov. 5., Ali.ndS V
Uhr. Der Sheriff und die neuen Po
lizei-Commissäre sind noch immer in
Haft. Der Gouverneur hat beschlos
sen, heute Abend zwei andere Polizei-
Commissäre zu ernennen.
B al ti in o r e, Nov. ö.—Die Wahl
geht ruhig von statten, denn so viel man
weiß, sind bis jetzt noch keine Unruhen
vorgekommen.
Newark, N.-1., 2. Nov. Der Achtb.
Wm. Wright, Ver. St. Senator, starb gestern
Morgen um acht Uhr im Alter von 72 Jahren.
Er bekleidete viele öffentliche Vertrauens-und
Ehrenämter und wurde zweimal zum BundtS
senator gewählt. Friede seiner Asche! -
—6—
Baltimore, 2. November. Wm. Pia
er, Thomas Davis, Henry Luckett und Wm.
Harvey Jones, vier Neger, die überführt wur
den, daß sie im vorigen Juli den Herrn Wm.
Lole von Prince George County, ermordet ha
ben, sind heute zu Marlborough hingerichtet
worden.
Von Mexico.
Aus Merico liegen neuere Berichte vor: sie
reichen bis zum 26, October.
Der Kaiser Marimilian hat die Nachricht
von dem Unglück da seine Gattin betroffen ein
lebt seitdem ganz zurückgezogen im Schlosse von
Ehapultepec, zeigt sich gar nicht im Publikum
und soll sich sowohl köperlich wie geistig leidend
ncr Politik für durchaus ergebt geHallen hatte,
hatte sich empört die österreichischen Offiziere
niedergemetzelt und dann den liberalen Streit
kräften sich angeschlossen. Es scheint in der
That in allen Dingen die Auflösung eingetreten
zu sein; die kaiserliche Autorität zeigt sich voll
kommen erschüttert.
in ganz Sonora Frieden und Ruhe herrscht. I
Der Indianer-Häuptling Tanori, drr von Gua
pamas entwischt war, ist von den Liberalen auf
einem Schiffe gefangen genommen worden das
nach Mazatlan bestimmt war, nd auf dem sich
noch '26 seiner Genossen befanden. Sie alle
wurden nach Guayamas zurückgebracht und
erschossen. Tanori war ein Jaqui-Indianer
und Marimilian hatte ihn mit dem Kreuz
der Ehrenlegion dccorirt, in Anerkennung der
kaiserlichen Sache in Sonora geleisteten Dienste
Unter den Erschossenen befinde sich Dr. Pier
son, ein Neffe Guardaras, dann nachdenannte
kaiserliche Generäle: Terra p Barrias und
I. M. Almada. Die Liberalen hatten ver
sprochen, deren Leben zu schonen wenn sie sich
gutwillig ergeben, hielten aber da gegebene
Wort nicht, sondern erschossen die Gefangenen.
Mazatlan ist unter das KrirgS-Gesetz gestellt
worden.
Briefe aus Mazatlan vom 23.October sagen,
daß Corona bald die Stadt angreifen werde,
stimmen darin übcrein, daß rr drn Franzosen
noch ein Gefecht tiefern will ehe sie Mazatlan
räumen.
Man erwartet täglich die Ankunft der Trans
portschiffe Rhone und Talisman, um die Pferde
und Maulthicre und die Munition an Bord zu
genommen und die Fort geschleift worden.
In Bezug auf die Gefangennahme Tanori und
srincr Gefährte theilen die Briefe mit, daß
hat.
Nachrichte aus Havana und Mexico.
Hava a, 36. Oktober, Nachrichten aus
Merico, von deucii die aus der Hauptstadt bis
reichen, sind hier eingetroffen ; sie schildern dcn
Zustand der kaiserliche Regierung als täglich
sich verschlimmernd. Sie hat kürzlich Guav
andcrc Plätze von geringerer Wichtigkeit ver
loren.
Die „Ere Nouvelle" kündigt an, daß am 6.
Oktober im Palast von Chapultepcc eine wichti
ge Conferenz über die wirksamsten Mittel,
Geldmittel für den Staatsschatz zu erlangen
stattgefunden habe. Da einzige Resultat der
Berathungen sei jedoch gewesen, daß ein Aus
schuß ernannt worden sei, um einen Bericht ab
zufassen.
Die .Estafette' theilt mit, daß am 6. Oktober
ein Ministercoiiseil, in dem Marimilian den
Vorsitz geführt, abgehalten worden sci. Fragen
von der größten Wichtigkeit seien dem Conseil
Ein Convoi mit Contanten im Betrag von 3
Millionen Dollars war am achten Oktober nach
Vera Cruz abgegangen.
Briefe aus Tampico behaupten, daß die Li
beralen förmlich Besitz von den Ländereien von
Manuel Oriofne ParedcS ergriffen haben und
da Vieh zu P 2 da Stück und das Joch Och
sen zu H 5 verkaufen, daß sie das Land zu ent
sprechenden Preisen verkaufe und zu diesem
Zwecke Agenten nach de Ver. Staaten gesandt
habe, um Käufer zu gewinnen.
dert Flinten entdeckt; er hatte 266 Mann uuS
gehoben und eguipirt.
Die belgischen Offiziere, deren Dienzeit ab
gelaufen ist, haben ihre Abreise nach Europa
angetreten.
Am t 2. Oktober warrn etwa neunhundert
Soldaten von verschiedene französchen Armee
corps in Vera Cruz angekommen. DaS lte
Corps ward gleichfalls aS drin Innern erwar
tet. Diese Corps sollte zuerst nach Frankreich
zurückkehren.
In Corooba, wo sich die amerikanische Nie
derlassung befindet, wüthete das gelbe Fieber
und der Typhus und hatten einen solchen Panic
erregt, daß viele Personen fortgezogen warenr
In Jucatan herrschte ein Krieg zwischen
Weißen und Indianern ; bis jetzt scheinen die
Letzteren im Vortheil gewesen zu sein.
Bei der Einnahme von Urcs durch die Libe
getödtet.
ES helßt i Havana, daß die Regierung von
Euba von den Ver. Staaten zwei Monitors zu
dem Preis von 2 Millionen Dollars gekauft
Hai und da die Regierung augenblicklich keine
Kaufleute Bürgschaft für sie geleistet.
Der Gtiieralcapitän hat vor Kurzein die Bar
racken und Btfestungen von Havana persönlich
inspicirt. Er hat sich nach Matamoras begeben
und eine Einladung nach CardenaS angenom
men. Sein Nachfolger, Gen. Manzano, wird
zum 28. Oktober erwartet und Lcrsundi wird
wahrscheinlich am 26sten seine Abreise antreten.
Vor einiger Zeit wann drei Personen, die
zehn Jahre lang einer berüchtigten Räüberban-
„PrietoS" bekannt war. angehörten, nach Hon
duras entwichen. Die Regierung verhaftete sie
dort auf Verdacht hin und willigte schließlich in
ihre Auslieferung an die cubanischc Regierung.
TS ward ein Kriegsschiff nach Trurillo gesandt,
um sie zur Bestrafung hierher zu bringen ; als
sie jedoch von seiner Ankunft ernahmen, begin
gen sie Selbstmord.
Wichtige Nachrichten aus
Brasilien und Paraguay.
Ein heftiger Kampf zwischen den Brasi
lianer und Paraguapaner!
Große Verluste aus beiden
Seiten!
Tieg der Brasilianer!'
Es waren in England neuere Nachrichte aus
Brasilien eingetroffen. Am lt>. September war
die Sitzung der brasilianischen Kammer ge
schlossen wordeu. Der Kaiser hielt dabei
eine Rede, in der er den patriotischen Meist
des Volkes aufrief, und auf die energischste Ver
folgung des Krieges mit Paraguay drang.
Die Nachrichten vom Kriegsschauplatz bestä
tigen den Untergang des Kriegsschiffes „Rio de
Janeiro"; der Befehlshader und El von der
Mannschaft kamen dabei um.
Die Brasilianer halten ein Fort, welches die
Paraguyanern inne hielte, erfolgreich gestürmt
und dabei neun Kanone, drei flaggen und
eine große Anzahl Waffen und Munition ge
wonnen. Der Verlust der Brasilianer in die
sem Sturm-Angriff wird auf Ml Todte und
866 Verwundete angegeben, der Verlust der
Paraguapanern als viel größer, da über 71>6
ihrer Todten von den Brasilianern begraben
Tagesnenigkeiten.
* Bei der großen Peabodp Procession inßal
timorc, waren auch die deutschen Schulen durch
die treffliche Lehranstalten der Herren F.Knapp
und P> Wacker vertreten. Der Schule des Letz
tere voraus zog das sich mit jedem Tage durch
fleißiges Studium mehr verbessernde Knaben-
MusicorpS, das als das einzige im Zuge
allseitige Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Hr.
P. Wacker holte mit seinen Zöglingen die Schü
ler des Knapp'schcn Institutes ab und hie beiden
deutschenSchulen bildeten den Schluß des langen
gaben dem Zuge ein piktoreskeSAuSsehen und der
Name „Peabodp" glänzte als Inschrift auf
manchem Miniaturbanner, die von rüstigen
Knaben und rothwangigen Mädchen getragen
wurden.
* In Baiern bestehen jetzt 5477 katholische.
2626 evang. und 186 jüdische Schulen, zusam
men 8277, mit 8!I2t1 Lehrern und 6666,1' il
Vo>kS- und 236,832 FeiertagSschülern. Die
Schulzahl ist in 16 lahren um 1164 gewachst.
Die meisten Schulen ha die Pfalz, 25auf t 666
selbe Zahl besitzt, und sich dort in den letzten >6
ben.
"Diereichen Israeliten von New-OrleanS
beabsichtigen eine höhere Lehranstalt für Kinder
ten.
" Das Vermögen Geo. Peabodp', der durch
seine Freigebigkeit für edle Zwecke weltberühmt
geworden ist, beträgt 856,666,666.
nern nd iE Demokraten bestehen.
" Zu LeedS, in England, erklärte in Mann,
der unier der Anklage des VagabundirenS vor
Gericht stand, daß er seit zehn Jahre in keinem
Bette geschlafen habe.
* Die Gebeine von Frau-is I. Key, des Dich-
H. Pendlelon, von Baltimore nach dem Begräb
nißplatz von Mt. Olivet in Indiana gebrach'
* Die Lorillard Firma, Taback-Fabrikanten
von New Jork, haben in elf Monaten an die
Regierung 8785,616 für innere Revenuen be
zahlt.
"Fünfzehn Meilen von Ehattanooga stieß
man beim Bohren eines Brunnens auf eine
fließende Oelguelle.
* In Fulton Eouutp, Ind., wurde eine MrS.
Lear und ihre drei Töchter vergiftet, indem sie
sibirische Krappäpfel aßen, die in einem Kupfer
gefäß gekocht waren. Die eine der Töchter starb
der Zustand einer andern ist hoffnungslos.
" In New Jork fehlt S augenblicklich sehr an
Häusern. Man berechnet, daß 26,666 Häuser
gebaut werden müssen, um der WohnungSnolh
abzuhelfen.
"Im Ohio Zuchthaus zu EolumbuS sind
gegenwärtig 887 Gefangene verwahrt.
" Die Supreme Court von Indiana hat den
Artikel in der Constitution von Indiana, elcher
den Negern die Einwanderung in diesen Staat
erbietet, für null und nichtig erklärt.
" Der Colone! Roberts hat einen Ausruf an
die genier erlassen, worin er seine Bundesbrüder
auffordert, sich in militärische Compagnien zu
organisiren, damit sie im Nothfalle sofort zum
Ausmarsche bereit seien. Die NeutralitätSgesetze
und der britische Einfluß würden ihnen nicht mehr
länger im Wege sein.
" Sanford Canover alias ChaS.A. Dunhain
dessen Zeugniß den Jeff. Davis und andere Re
bellen in die Ermordung Lincolns verwickelte,
ist auf die Anklage des Meineids verhaftet wor
" Eine Bande Marandeure, unter Anführung
des Capital Joung, früheren Späher des Ge
neral Sherman, wurde in TeraS von den Far
mern gefangen genommen. Der Anführer ist
gelyncht.
" Gestern erplodirte am Werft in New Or
leans der Kessel eines Dampfers, wodurch drei
Männer böse verwundet wurden.
" In Macon, Ga., ist am Dienstag ein star
ker Frost gefallen, welcher großen Schaden ange
richtet ha.
"Am Dienstag wurde ein ganzes Häuserge
viert in Leavenworth, Kansas, ein Raub der
Flammen. Der Verlust übersteigt 816,666.
Zwei Männer wurden durch den Einsturz von
Mauern schwer verletzt.
"Am Montag wird die Air Line Road
von Norfolk, Va., nach Philadelphia eröffnet wer
den.
" Im vergangenen Monat haben 1551 Sol
daten-Wittwen und 3858 invalide Soldaten
Pensionen zugesprochen erhalten.
" Das canadische Parlament ist weiter bis
zum kl Dec. prorogirt worden.
" Die Quarantaine-Bestimmungen sollen
vom 1. Nov. an in gortreß Monroe außer
Kraft treten.
Locale Neuigkeiten.
LancaSter, Pa.
Donnerstag, November 8.1866.
Die Einführung der deutschen
> Sprache in den Schulen i
Laukaster.
Bekanntlich cirkulirte vor einiger Zeit
eine Bittschrift unter den Bürgern unse
rer Stadt, die sehr zahlreich unterschrie
ben, nnd worin um die Einführung der
deutschen Sprache in den öffentlichen
Schulen der Stadt nachgesucht wurde.
Erwähnte Bittschrift wurde seiner Zeit
der Schulbchörde zur Begutachtung vsr
gelegt.
Dieselbe stattete bei ihrer letzten Sitz
ung durch ihren Vorsitzer, Dr. Atlee, ei
nen verneinende Bericht ab!
Wir gestehen offen, wir hatten Besse
res von der Schul - Behörde erwartet.
Die lahme Entschuldigung, die sie in ih
rem Bericht vorschützt, ist nicht stichhal
tig. Die Schulbehördt sagt nämlich:
„Die englische Sprache ist die Landessprache,
werden."
Das geben wir gerne zu; allein sollte
uns das hindern, unsern Kindern die
Sprache einzuprägen, welche als die
Grundlage der Englischen betrachtet
wird? Ferner sagt die Behörde:
weichenden Schüttru^jegt^erlaudt
einer großen Mehrzahl der übri
gen Schüler."
Aus Obigem sieht man, daß der
KnownothingiSmuö noch nicht ganz er
loschen ist, und das in einem County,
wo ein großer Theil der Einwohner noch
nicht einmal englisch versteht, noch viel
weniger richtig spricht! Die Schul
behörde wollte eigentlich sagen, daß,
wenn man die deutsche Sprache in den
Schulen einführen würde, so könnte es
Verdruß erregen. Da liegt der Fuchs
begraben.
Doch, um die Deutschen nicht ganz
' zu verstoßen, fährt die Schulbehörde
' weiter fort:
„Unsere deutschen Mitbürger können stolz ans
lbre Muttersprache sein, de sie ist die
Sprache der Künste und Wissenschaf
ten, und ist in mancher Hinsicht vor
alleil andern die Bevorzugteste."
Gut gebrüllt, Löwe! Also, die deut
sche Sprache ist die Sprache der „Kün
j stc und Wissenschaften," nd doch will
man dieselbe nicht in unsere Schulen
" einführen. DaS lautet schön!
Schließlich bemerkt die Behörde noch:
„Man hat anderswo Versuche gemacht, die
l deutsche Sprache in unsere Schule einzufüh
, ren ; allein der Versuch wurde später aus An
trieb der ursprünglichen Freunde derselbe auf
' gegeben."
Ob diese Versuche von Erfolg gewesen
wären, falls man den Plan ausgeführt
hätte, darüber läßt uns die Schulbehö
rde im Dunkeln. Wir können jedoch die
> selbe versichern, daß man in Harrisburg
ebenfalls Versuche gemacht hat, um die
deutsche Sprache iu den Schulen cinzu
. führen, nnd diese Versuche sind auf's
' eklatai..estc gelungen. „Worin Wil-
le ist, da ist auch ein Weg" ; das soll
ten die Herren der Behörde wissen.
Die deiltsche Schule in Horrisburg i st
, eine der Besten der Stadt.
, Dieses Zeugniß gibt die würdige Schul
> behörde von Harrisburg selbst ihren
thätigen deutschen Lehrern; und um sich
> von der Wahrheit des hierin Gesagten
zu überzeugen, würden wir der Lankaster
Schulbehörde anrathen, der deutschen
Schule tn Harrisburg einmal einen
Besuch abzustatten.
Wir wollen jedoch die Schulbehörde
nicht zu harsch beurtheilen. Wir zwei
feln nicht, daß sie mit bester Ucberlegung
handelte. Gibt eS ja doch selbst nur
zu viele Deutsche, die ihre Mutter
spräche verachten und dieselbe hinter die
Ofenbank werfe, wenn sie nur einmal
Ves oder blu plappern können; und
kann man es da den Amerikanern
aufnehmen, wenn sie die deutsche
Sprache hintenansetzen ? Wir glauben
kaum.
Scheune niedergebrannt. Letzten
Mittwoch brannte die Scheune des Hrn. Sam.
Heß, letzthin County Schatzmeister, an Gräff'S
Landing, an der Conestoga, nieder, und wurde
mit dem gcsammten Inhalt ein Raub der Flam
me. Man vermuthet Brandstiftung.
Trauriges Unglück. Nahe der
stag mehre Arbeiter an der Columbia und Port
Deposit Eisenbahn mit dem Abgraben eine
Hügel beschäftigt, als auf einmal eine Masse
Erde herabstürzte, und einen Mann, Namen
Oelschlägcr, (vermuthlich ein Deutscher) fast
augenblicklich tödtete. Ei anderer Arbeiter
entkam mit knapper Noth.
DaS Lagerbier und der Band
wurm. Was i aller Welt hat denn das
Lagerbier mit dem Bandwurm zuthun? wird
wohl Mancher fragen. Nn'i wir wollen'S sa
gen : In Bern County, Calisornien, ist ein
Mann, der scbon seit einigen Jahren kränkelte,
ohne den Grund srincr Krankheit zu wissen,
bis neulich, als er zu dem Glauben kam, daß
eS „Würmern" seien, die ihm so viel Schmer
zen verursachten. Um die Sache auf die Probe
zu stelle, aß er für drei Tage gar Nicht, son
dern trank blos Lagerbier. Nach Verlauf der
drei Tagen warf er wirklich einen Bandwurm
von sich, der mehr al dreißig Fuß lang war.
Wirklich ein probates Mittel. Wer S nicht
glaubt, der mache selbst den Versuch.
Wichtig für gediente Soldaten.
Der zweite Coinptroller de Schatzamtes
hat entschieden, daß Bruch oder ein Beinbruch,
nach dem Gesetze vom 28. Juli 1866, in das
Register der Wunden gehöre, wenn sie wäh
rend der Erfüllung einer militärischen Dienst
pflicht erhalten wurden nd als genügende Ur
sache zur Entlassung de Soldaten aus dem
i Dienste diente; hingegen kann Erschütterung
de Gehirns nicht als Verwundung detrachtet
erden.