Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, August 30, 1866, Image 1

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    PemsDmnscht StMts-ZntunL
Jahrgang 1.
Die
Pennfyldanische Staats-Zeitung
Joh. Georg Ripper,
erscheint jeden Donnerstag, nnd kostet G2.VV
der Jabr, zahlbar innerhalb desJabres, und
GZ.SV nach Verfinß des Jahrgangs.
Einzelne Exemplaren, S GentS per Stück.
Niemand das Blatt abbestellen, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeigen werden zu de gewöhnlichen Prei
sen inserirt.
Offiren: in der „Patriot und Union"
Druckerei, Dritten Straße, Harrisbarg, und
in der „Intelligenter" Druckerei, am Eentre
Poesie.
Zum SSsten Juli 18.
von
Udo Brachvogel.
Welch' eine Zeit, da in entfesselt wilden
Gemetzeln auf Der Elbe Blachgfildcn
Der Aar von Preuße Oestreichs Herzblut trank,
Und hingestreckt in Staub und, Pulverdampfe
Von mitleidloser Rosse Hufgestampfc
Im Antlitz Wiens nach letztem Todeskampfe
In Nacht die alte Sonne Habsburg sank;
Da starr der Athem beider Hemisphäre
An diesem weiterschütternden Gebühren
Deutschlands, der große Völkcrmuttcr, hing !
Und dennoch ward in diesen selben Tagen
Ein zweiter Kampf, ei großrer och geschlagen,
Ein Riesenkampf, von dem man noch wird sagen,
Wenn jener längst im Mpthuö unterging !
Welch' Schlachtfeld war es Ha! und welche
Kämpfer,
Di der Ppgmäe Mensch auf flücht'gcm
Dämpfer
Zu KnechteSfrolm in seine Fessel schlug !
Ob die Dämonen jener blauen Tiefen
Entschrcckt dem Schlaf, den sie Aeoncn schliefe
Alle Entsetzen auch zur Hülfe riefe,—
Er schmiedete in Ketten ihre Bug !
Und jener Blitz, den sich zum Mordgcnossen
Das Meer gesellt, wenn es auf schaumgen
Rossen
Den SturmeSrrigen der Vernichtung schling.
Ihn riß derselbe Mensch vom Himmel nieder ,
Und bannte ihn in jener Kette Glieder,
Auf daß er durch der Nereiden bieder
Sein Herrscherwort der anderen Erde bringt
Der Wtrke stolzestes, c ist gelungen, I
Und trunken stimmen Millionen Zungen '
Noch nie vernommnen SirgSgesangeS Schall; -
Doch nicht wie ob zerstampfter Ernte Halme
Ihn Söldner stimmen, die von Blut noch
qualme,
Nein, wie der Athem Gottes rauscht durch
Palmen,
Rauscht dieser JrirdenSpäan durch das All. i
O Winde tragt ihn fort auf weichen Lüften -
Hin, wo vor einer von Sevillas Grüften
Sich auch die lorbeervollste Stirne neigt!
ColumbuS der erlag des Undanks Wunden,
O ruft ihm zu die wundervollen Kunden: <
„ES sei zum zweiten Mal der Weg gefunden, l
Den er als Erster einst der Welt gezeigt. ,
„Und jene Fluth, die widcrspänstig grollte, !
Als er die neue Welt ertrotzen wollte,
Sie ächzt geschlagen jetzt in zwiefach Erz, '
Flotten, die unter goldnen Lasten schwanken, >
Trägt sie jetzt Hundert mit geduld'gc Flanken, j
Und mehr als das, der menschliche Gedanken >
Zuckt flammend jetzt durch ihr erzitternd Herz/ ,
Ja! Auf den Nacken setzt dem Elemente
Der Mensch den Fuß; das einst die Welten
trennte, l
Jetzt eint e beide im Geschwisterknß. I
Nur eine Welt och giebt fortan, im Leiden, s
Wie im Triumph hinfort nicht mehr zu scheiden, ,
Hell jeder! Aber doppelt Heil den Beiden,
Denn Frieden, Frieden hieß ihr erster
Gruß.
<feuitleto . !
Die Dose des Commandanten. -
Erzählung '
Julius Rodenberg.
!
Blondchrn. l
„Also der Lieutenant Fritz Falkcnstein l
tvtrd auch eingeladen?" fragte Christine,
indem sie über ein langes Blatt Hinblick- !
te, welches ein Verzeichniß der Namen >
enthielt. 1
Christine war die Tochter des Com-
Mandanten, ein hübsches, kleines Däm
chen von neunzehn oder zwanzig Jahren,
mit großen, braunen, freundlichen Au
gen und ganz krausen, aschblonden Haa
ren. Christine von Nöderau war eine
von den bevorzugtesten Damen in der
kleinen Residenz, in welcher diese wahre
Geschichte spielt. Sie tanzte vorzüglich
sie hatte die zierlichsten Füße von der
Welt. Sie wußte allerliebst Toilette zu
machen. Immer hatte sie ein Band oder
eine Schleife in ihrem krausen, aschblon
den Haare, entweder Scharlach, Carmoi
sin oder Violett. Immer hatte sie eine
lange Schleppe an ihrem Kleide. Das ,
liebt sie. Sie war ein munteres, her
ziges Wesen, welches lachen zu hören,
ganz erquickend war. Sie lachte auch
oft genug, weil es ihr Bedürfniß war,
zu lachen, und weil sie schöne Zähne
hatte, wie die Perlen. Zuweilen weinte
sie auch, aber nur wenn ihr Papa ihr
irgend einen Wunsch versagen wollte.
Das half ihr immer, denn der Papa
konnte sie nicht weinen sehen. Sie war
g sein etnziches Töchtergen, sein einziges
Kind, und sie glich der Mutter sehr, wel
che einst auch sehr hübsch und so munter
z und so liebenswürdig gewesen. Aber
t die war nun schon lange todt und der
Commandant von Nöderau hatte Nichts
' mehr auf Erde, was er so liebte, als
s sein Tvchtcrchcn. UebrigcnS nannte er
sie nur höchst selten, bei feierlichen Gele
genheiten, mit ihrem vollen Namen Chri
stine, meistens Tine oder Tincle, oder
, Bloudchen —je nach seiner Stimmung.
„Tinele," sagte er heut, und das war
ein gutes Zeichen für seine Laune!
„Tinele, wen ich nur wüßte, was in
aller Welt Dich dieser Fritz Falkcnstein
interesstrt! Haft Du mir nicht selber
gesagt, daß er miserabel tanzt?"
„Das ist cS zuerst, weswegen ich mich
für ihn intcressirc, Papachen," rief die
Kleine. „Hübsch tanzen ist eine bübsche
Sache, v ja; aber schlecht tanzen ist doch
kein Grund, um einen Menschen zu ver
achten. Und weil dieser Mensch schlecht
tanzt, deswegen bekam er immer Körbe
von den Damen, oder wenn sie mit ihm
getanzt hatte, dann lachten sie über ihn
und spottete ihn uisscr sich aus. Das
war'S, was mich verdroß. Ich gab ihm
niemals einen Korb, wenn er mich auf
forderte, und im Cotillon, wenn die Tour
an den Damen ist, ging ich immer zu ihm
und brachte ihm den Orden oder das
Bouquet. Und dann ist er arm und von
geringer Herkunft, und seine Kameraden
lassen ihn das täglich fühlen und setzen
ihn bei jeder Gelegenheit zurück, als ob
es seine Schuld sei, daß sein Vater nicht
mehr gewesen als ein Zollbeamter nnd
ein Verbrechen, datz er seine kärgliche
Gage noch mit seiner Mutter theilen
muß, um sie zu ernähren. Deshalb bat
ich Dich, lieber Papa, ihn einzuladen,
und ich danke Dir, daß Du meinen
Wunsch erfüllt hast. Denn ich denke
nicht, daß cS recht sei, eine Menschen
zurückzusetzen, weil er schlecht tanz, arm
ist und keinen Adel hat."
„Blondchen," sagte der Commandant,
nnd das war das beste Zeichen seiner
Laune —„Du sprichst, wie ein gutes und
vernünstigkS Mädchen. Hier sitzt es," —
und dabei legte er die Hand auf das
Herz „was den Mann und den Sol
daten macht. Das giebt den Ausschlag.
Titel, Orden, einen Namen nnd eine
Stellung, das läßt sich Alles gewinnen,
wenn das Glück es will. Aber das hier
muß gegeben sein, das ist von Gottes
Gnaden."
Der Commandant sprach aus eigener
Erfahrung. Er war auch in jungen
Jahren nicht viel mehr gewesen, als was
Fritz Falkenstein jetzt war, ein armer
Offizier. Er hatte auch in jener Zeit
die Hintansetzung von den Kameraden
ertragen, unq war von den Damen über
die Schulter angesehen worden. Dann >
aber kam die glorreiche Erhebung des ;
deutschen Volkes und der Krieg mit den >
Franzosen. Das war eine Gelegenheit i
für den Soldaten. Vor dem Feind und
in der Schlacht erwarb sich der tapfere >
junge Mann all' jene Auszeichnungen,
die ihm der Zufall, die Geburt, die Fa
mitie versagt hatte. Rang und Namen
waren sein, als er aus dem Feldzuge
heimkehrte. Er ward Flügeladjutant des
Erbprinzen, in dessen Corps er gedient,
und dem er in einem Scharmützel das
Leben gerettet. Er bekam Orden. Er .
ward in den Adelstand erhoben, als der
Erbprinz nach dem Hintritt seines fürst
lichen Vaters den Thron bestieg. Er
ward Commandant der kleinen Residenz,
mit dem Prädikat „Excellenz", nnd nahm
den ersten Rang in der ausgewählten ,
Gcsellschaftderselbcn ein. Erst spät, als
er im Besitz aller Güter war, hatte er sich
verheirathct, nach Neigung und freier
Wahl des Herzens, mit einer jungen
Dame, welche nicht reich, aber sehr fein '
gebildet, sehr hübsch nnd aus einer der
besten Familien des Landes war. Das
Glück war nur von kurzer Dauer. Sein
geliebtes Weih ward ihm bald entrissen,
ihm Nichts hinterlassend, als die Toch
ter, ihr treues Ebenbild. Der Comman
dant hatte schon graue Haare, als Tinele
nicht älter als siebzehn oder achtzehn
Jahr war. Aber er hatte noch helle,
lebendige Augen und einen klaren leben
digen Geist. Cr war ein kleiner, aber
ein so rüstiger, so thätiger, so merkwür
diger Mann für seine Jahre. Zu Pferd
und zu Fuß, im Feld und bei der Tafel
nahm er es mit den Jüngsten auf und
übertraf sie noch. Mit ächt jugendlicher
Freudigkeit liebte er die Freude dieser
Welt. Aber Eins ging ihm über Alles -
der echte Manneswcrth, die Treue, die
Wahrheit. So war der Commandant.
Er schellte. Ein Diener trat ein.
„Hier, Jakob," sagte er zu seinem ak
ten Diener, einem ehemaligen Soldaten,
der ihn schon seit den Kriegen nicht mehr
verlassen; „hier ist die Liste derjenigen
Herren, welche Du zum Diner in die
Kommandantur invitiren wirst, auf mor
gen Nachmittag präcise fünf Uhr."
„Excellenz, zu Befehl!" sagte der Alte,
indem er das ihm dargereichte Blatt vor
sichtig zusammenfaltete und sich damit
entfernte.
11.
Das Diner.
Die Commandautur war für gute
Diners bekannt. So leicht sagte Nie
mand von denen ab, die eine Einladung
dazu bekommen. Auch heute war die
Zahl der erbetenen Gäste fast vollstän
dig eingetroffen. Es war an einem
schöne, sonnigen Nachmittag, mitten im
Mai. Die meisten Herren kamen zu Fuß,
denn die linde Frühlingsluft fächelte so
angenehm, und dann sind auch die Ent
fcrnungen in solch einer kleinen Residenz
kaum eines Wagens werth. Da kamen
die Herren von Civil, wohlbeleibte Her
ren, mit schwarzen Fracks und weißen
Halsbinden und goldenen Brillen, mit
einem Bändchen im Knopfloch oder mit
einem Krcuzchcn an der Brust, der Ober-
Präsident, der Tribunalörath, der Medi
cinalratb, der Hofrath, der Kricgsrath
der Geheime Rath und der Wirkliche Ge
heime Rath. Da kamen die Herren vom
Militär in ihren schönen Uniforme, mit
ihrem ganzen Vorrath von Sternen und
ihrem ganze Vorrath von guter Laune
der General, der Obrist, der Obrist-Licu
tcnant, der Major, der Hauptmann, der
Premier- und Secvnde-Lieutenant. Alle
Chargen von allen Waffengattungen wa
ren vertrete, untcr den lctztern —ach,
unter den letzten in der That! —befand
sich Fritz Falkcnstei, Sccondc - Lieute
nant in Seiner fürstlichen Durchlaucht
zwoitcn Jäger-Bataillon.
„Seien Sic mir willkommen, lieber
Lieutenant," sagte der Evmmandant, in
dem er mit herzlicher Begrüßung ihm
entgegenkam, sobald Fritz Falkcnstei,
Helm und Fedcrbiisch untcr dem Arm,
über die Schwelle des Empfangszimmers
getreten war. Degen und Schärpe ward
draußen abgelegt, in der Garderobe.
„Excellenz," sagte der junge Offizier,
crröthcnd über die Ebre, die ihm durch
die Einladung des Commandanten zn
Theil geworden, „ich schätze mich glück
lich, der Gast meines hochgeehrten Chefs
zu sein."
Es war ein schöner und geräumiger
Gartensalon, in welchem die Herren sich
versammelten. Eine bohe Glasthür,
welche wegen des milden Maiwcttcrs of
fen stand, führte in den Garten hinaus,
welcher das Commandanturgebäudc um
schloß. ES war ein großer, herrlicher
Garte, ein Park mit vielen alten Bäu
men darin, mit breiten Rasenplätzen,
mit BoSquetS, mit Springbrunnen, mit
pausbäckigen Saudsteingöttern, mit sorg
sam gehegten Blumenbeeten, umweht
von dem süßen Geruch des erwachenden
Frühlings.
Eine andere hohe Thür, noch geschlos
sen, führte in de Speisesaal, der gleich
falls zu ebener Erde lag.
Fünf Minuten vor fünf war der letzte
Gast eingetroffen. Denn die Herren
wußten, daß in der Commandautur prä
cise Stunde gehalten wurden. Mit
dem Glockcnschlag fünf öffnete sich die
bisher verschlossene Flügelthür des Spei
sesaales und der alte Jakob, in voller
Livree, erschien darin, um den Herrschaf
ten zu melden, daß die Suppe servirt
werde.
Tie wobl beleibten Herren vom Civil
und die schön nisormirtcn Herren vom
Militair reichten sich, wie eö eben kam,
die Arme und führten sich gegenseitig mit
jener gehobenen Stimmung, welche der
Gewißheit eines guten Diners voraus
geht, in den Speisesaal.
Das war ein Anblick! Die Tafel
schimmernd von frischerLcincwand, Gold
und Silber und Crystqll und Blumen
und Früchten, mit rotbcn, grünen und
weißen Gläser, izt reichverzierten Auf
sätzen, mit hohen Baumkuchen, jenen
köstlichen Ziele einer langen und ge
nußvollen Pilgeischast!
Der Obcrpräsidcnt ahm den Ehren
platz ei, oben an der Tafel. Den ver
diente er auch. Denn abgesehen von
seiner Stellung, seinem Bauch und sei
nem Gesichte, welche diese Auszeichnung
allein schon verdient hätten, galt er in
der tlcin:n Residenz für den feinsten Kri
tiker der Tasclfrcuden. Er besaß, ähn
lich dem Witze Fallstaff's nicht blos sel
ber stets den besten Appetit, sondern er
machte anch den Andern Appetit, die ihn
essen sahen. Deswegen erhielt er alle
mal den Ehrenplatz der Tafeln, obenan.
Dieser Platz gehörte ihm, wie der Prä
sidentenstuhl im Cabinette deö Fürsten.
Die übrigen Plätze vertheilten sich will
kührlich, mit leiser Berücksichtigung des
Ranges vielleicht, aber doch zwanglos.
Ganz unten an der Tafel saß Fritz Fal
kenstcin, dicht an dem großen Fenster
welches den Blick auf den Park hatte'
ans die grünen Fliedersträuche, an welche
sich schon die Blüthcnbüschel zeigten, ans
die hohen Pappeln, deren oberste Zweige
golden in der Abendsonne glühten, auf
einen duftigen Lindcngang, der schon
schattig war.
Dann wurde die Suppe hereingetra
gen. Der alte Jakob, dem dieses Offi
zium immer oblag, so oft die Comman
dantur durch die Anwesenheit des Ober
präsidentcn beehrt ward, trat hinter den
Stuhl des Letzteren. Dieser, der Ober-
Präsident, streckte beide Arme in die Höhe,
und der alte Jakob, von hinten, streifte
Laneaster, Pa., Donnerstag, August , 18.
ihm beide Frackärmcl bis über das Hand
gelenk zurück. „Man muß freie Hand
haben," sagte der Obcrpräsidcnt; „icb
liebe die freie Hand." Dann nahm der
alte Jakob die Serviette von dem Schooße
des Herrn und band sie ihm um de
Hals, mit einem großmächtigcn Knoten,
aus dem die beiden Zipfel wie zwei Esels
ohren herauSstandcn. Aber da sie sich
hinter dem Rücken des Würdigen be
fanden, so schadete das Nichts. „So/-
sagte er, „jetzt kann's losgehen," Dann
machte er sich über die Suppe her und
versank in tiefes Schweigen, bis der Tel
ler leer war und der Malaga umherge
reicht wurde.
„Jakob," sagte er leise, „woher nehmt
Ihr diese Krebse?"
„Ich glaube Excellenz," denn der
Oberpräsidcnt war natürlich auch Excel
lenz—„ich glaube, daß wir sie von Ber
lin bekommen haben."
„So, so," sagte der Obcrpräsidcnt
„Die Krebse sind gut. Gieb mir noch
einen Teller Suppe, Jakob."
Jakoh hatte ein schweres Amt, de
Oberpräsidcntc zu bedienen. Denn
wenn ihm die Gerichte schmeckten, so aß
er zweimal davon, weil sie ihm schmeckten,
und wenn sie ihm nicht schmeckten, so aß
er dreimal davon, um die verborgene
Tugend derselben zu entdecken.
„Jakob," sagte der Oberpräsidcnt,
nachdem die Teller gewechselt und die
Pastetchen herumgereicht worden waren.
„Welchen Wein sollen wir trinke ?"
„Excellenz ziehen den Rothwcin vor,"
erwiderte der Diener. „Das letzte Mal
war Macvn ach Ihrem Geschmack."
„Macon ist schwer, Jakob. Ein guter
Wein sonst, aber schwer, Jakob. Man
inusi sich eine Brücke zum Burgunder
offen halten. Gieb mir einen mittlern
Bordeaux, Jakob."
„Excellenz, zn Befehl," sagte Jakob,
indem er eine Flasche Cantenac ans dem
silbernen Untersatz hob, den silberbcschla
gencn Kork herauszog und dem Obcr
präsidcntcn ein großes Glas davon voll
goß.
Dann kam das Roastbeef in Burgun
der mit kleinen Kartoffeln garnirt. Das
war eine LieblingSschüssel des Oberprä
sidentcn. Aber der Oberpräsident war
ein vorsichtiger Mann. Man muß der
Zukunft eine Chance lassen, war seine
Meinung.
„Jakob," sagte er, nachdem er ein gu
tes Stück Roastbeef gegessen und ein
gutes Glas Rothwcin dazu getrunken.
„Jakob.... aber leise, was sind die
hauptsächlichsten Gänge, welche noch er
scheinen werden?"
„Zu Bcsehl, Excellenz," erwiederte der
Alte flüsternd, „da wird noch ein Hum
mcr in Sauce kommen ..."
„Hummer, hm, hm," sagte der Ober-
Präsident nachdenklich, „ein bischen spät
für die Saison."
„Aber vorzüglich, Excellenz, der Com
mandant, Excellenz, hat sie frisch ans
Hamburg. Dann kommt Gänseleber."
„Gänsclcber ist gut; Gänsclcber ge
braten oder Gänsclcber in Pasteten ?"
„Gebraten, Ercellcnz."
„Gebraten ist gut, Jakob. —Wir wer
de heut kein Roastbeef mebr essen, Ja
kob, aber wir werden ein Glas Macon
trinken."
So machten die Schüsseln nnd die
Wcinsvrten ihre Stunde und alle Gäste
waren davon in hohem Grade erbaut.
Auch unser Freund Fritz Falkenstein hatte
mit gutem Appetite gegessen und getrun
ken, bis die Gänsclcber kam, gebraten;
dieselbe, aufweiche Sr. Excellenz, an der
Spitze der Tafel, sich so aufrichtig gefreut
hatte. Nicht, als ob die Gänsclcber Et
was zu wünschen übrig gelassen hätte.
Sic war vortrefflich.
„Jakob," flüsterte der Oberpräsidcnt
seinem Factotum zu; „Jakob, sieh, daß
wir noch von der Leber ein Stückchen er
wischen ..."
Aber doch wollte dem armen Fritz
Nichts mehr über die Lippen. Denn in
dem Augenblicke, wo einer der Lakaien
ihm die Schussel präsentipt hatte, in dem
selben Augenblick sah er durch dasGar
tcnfenster eine Mädchcngestalt vorübcr
schweben, dem Schattengang zueilen und
langsam darin verschwinden. Es war
Blondchcn gewesen; Christine von Nö
derau, in einem Gartenhut, mit einem
Rechen in der Hand. Dort hinter der
Allee hatte sie ein kleines Beet, welches
sie selbst bestellte. Als Kind hatte sie
NamenSzüge in Kresse darauf gesäet.
Jetzt hatte sie Blumen hincingepflanzt
von welchen einige um diese Zeit schon
blühten. Das war's, was unserm gu
ten Secondelicutenant den ganzen Ge
schmack der Gänseleber verdarb. Tenn
das Herz und der Magen sind schlechte
Kameraden. Die Liebe hat kein Erbar
men mit dem Appetit.
Die Liebe ?. :. Ja, ja, wenn es anch
ein tiefes, ein „fürchterliches" Geheimniß
war, so haben wir doch keine Verpflich
tung, für unsere Leser eines daraus zu
machen, daß Fritz Falkenstein die hübsche,
blonde TochterdcS Commandanten liebte.
Hoffnungslos freilich. War es nicht Ver
mcssenheit, daß er, ohne Rang, ohne Fa
milie, ohne Namen, ohne Aussichten, er,
der Sohn einer armen Wittwe, das Au
ge erheben sollte zn der vornehmsten Da
me der Residenz? Aber so ist die Liebe.
Sie bat etwas vom Heroismus in sich.
Man sagt, die Liebe ist blind. Sie ist
es auch wobl in der Bedeutung, daß sie,
dem tapferen Soldaten gleich, die Ge
fahren nicht scheut, sobald sie im Feuer
ist. Ihr ist die Wahrscheinlichkeit Nichts,
die Möglichkeit Alles. Sie hofft noch
in der Hoffnungslosigkeit.
Was waren daher für Fritz Falken
stein die Genüsse der Tafel, nachdem er
sie hatte vorüberschwebcn sehen, die der
Traum seines Herzens war? Nachdem
er wußte, daß nur jenes Flicderbosquct
sie seinen Augen verbarg, sie, um die alte
Phrase zu gebrauche, „ihm so nah nnd
doch so weit?" Was waren ihm nun
Trüffeln und Capaunen und Creme und
Eis und Nüdeshcimcr und Veuve-Clic
quot iid Chartreuse? Das Alles kam
und ging zum großen Bedauern des
Obcrpräsidcntk, welcher die Vergäng
lichkeit aller Dinge täglich auf diese
Weise studircn sollte.
Dann kam Licht. Die Vorhänge des
Gartcnsenstcrs wurden herabgelassen.
Die Br ncc - Girandolen an den Wän
den und die silberne Armleuchter auf
der Tafel wurden angezündet, und dann
wurden die Cigarren herumgereicht
schönes Vorrecht jener Diners, wo kein
Rauschen seidener Roben, kein ungedul
diges Rücken der Stühle den Herren
plötzlich das Zeichen gibt, die Flasche zu
verlassen, die noch halb gesüllt ist, die
Anekdote zu unterbreche, der noch die
Pointe fehlt. Im Gegentheil, die gute
Anekdoten, die der Obcrpräsidcnt zu er
zählen wußte, versammelten hier die
Herren, nachdem die Cigarren brannten,
och dichter um ihn. Einzelne von den
jenigen, die zu entfernt saßen, um sie an
ihren Plätzen zu verstehen, standen auf,
um sich an das obere Ende der Tafel zu
begeben. Auch Fritz Falkcnstein hatte
seinen Platz verlassen.
(Schluß folgt.)
Der atlantische Telegraph.
Es sind nun über vier volle Wochen,
seitdem das untcrozcanischc Tclcgraphen
tau an der Ostküste von Neufundland
gelandet wurde und unter einem Schwall
von Sclbstglückwünschcn sein glückliches
Debüt mit der überraschenden Nachricht
vom Abschluß des Friedens in Europa
machte; vier volle Wochen sind seitdem ver
strichen, ohne daß der Verbinder der
Wcltthcile sich bemüßigt gesehen, seine
kurze vage Nachricht zu detailliren und
zn bestätigen oder zu modisizircn nnd zu
beschränken; alles, was wir sonst noch
durch ihn erfuhren, bestand in einer kur
zen Notiz über ein Reformbankett in
London und über den dem Frieden vor
angegangenen WaffenstillstandSabschluß,
in einigen offiziellen Glückwünschen und
einigen dürftigen Börsenberichten, de
ren Zuverlässigkeit überdies angezweifelt
wird. Man versichert uns täglich, daß
der Telegraph in bester Ordnung sei, daß
er af das Deutlichste spreche, daß er an
einem einzigen Tage nickt weniger als
viertausend Worte übermittelte, ja daß
er in der Minute zwölf Worte nnd dar
über befördere, aber trotz alledem muß
er irgendwo einen Haken haben, der dem
Publikum verheimlicht wird. Da die
Compagnie das anscheinend gerechte, in
der That aber die Presse, d. h. das Pub
likum hintcnansctzende Prinzip ange
nommen, die Telegramme in der Reihe,
wie sie einlaufen, zu befördern, so würde
allerdings eine anfängliche Ueberhäu
sung der unterseeischen elektrischen Post
mit Privatdcpeschen die Verspätung je
ner der associirten Presse einigermaßen
erkläre, aber eben nur ihre Verspätung,
keineswegs aber ihre Dürftigkeit. Eine
Ausklärung dieses Räthsels seitens der
Leiter des Unternehmens möchte deshalb
sehr wünschenswerth sei, und densel
ben jedenfalls mehr zum Credit gereichen,
als das in endlosen Melodien und man
nigfachste Variationen gesungene Ei
genlob.
Siebcnzchn Tausend Dollars Meilcngcld
kostel es ein Congrcßmitglied von 'Ealiforni'cn
zu den Sitzungen nach Washington zu schaffen.
Ein Mitglied dieses CvngresscS jedoch hat, da
mit och nicht zufrieden, sein Gut haben so stark
überzogen, daß wenn er die nächste Session des
Kongresses nicht überleben sollte, die Vorstreckrr
H7OOO verlieren würden. Sie haben daher
sein Leben versichert.
Schamgefühl in der Na se
Der französische Gelehrte Lamanchier
stellt ln einer soeben herausgegebenen physiolo
gischen Schrift die Behauptung auf, das
Schamgefühle - Organ des Menschen liege in
der Nase, und führt allen Ernstes als eine
hinzukommenden Beleg dafür an, daß dieselbe
so häufig roth werde. Wir können diese An
sicht uichtganz theilen; den wen das Scham
gefühlS-Organ in der Nase säße, so dürfte sich
nicht so oft manche Nase in Dinge stecken, wrl
che dieselbe nichts angehen, während ein
guter Hausvater vor seiner
eigenen Thür kehrt.
* Ein weiterer Betrug gegen die Regierung
ist soeben in Memphis, Tenn., an'S Tageslicht
gekommen. Parkman, Brooks und Co. habe
nicht weniger, als POOO,OOO unterschlagen.
Selbstverständlich waren die Letztere streng loyale
Leute.
Dle
Soldaten für die Union!
A n frnf
an die
Soldaten und Matrosen,
welche während der Rebellion
in der Armee und Navy der Vcr. St. dienten,
und die
Neconstrnktionspolitik des Prä
sidenten Johnson billigen.
Gin Schnupfcr für die Radikalen!
Zufolge Beschlusses einer Versamm
lung v n Soldaten der Union - Armee,
oder welche rüher dazu gehörten, abge
halten dahicr am gestrigen Abend, laden
wir die unter euch, welche die Restaura
tionspolitik des Präsidenten und die von
der National - Convention zu Philadel
phia aufgestellten Prinzipien indossiren,
ein, sich
am I7ten September zu Gleveland
(nicht Cbicago, wie früher angegeben,)
zu versammeln, um sich über die wichti
gen Fragen zu berathen, welche jetzt un
ser Vaterland in Bewegung setzen. Wir
brauchen euch die Wichtigkett derselben
nicht ausführlich auseinanderzusetzen,
och eure Pflicht, Theil an der Lösung
zu nehme. Nach fünf Jahren eines
grimmigen und verheerenden Kriegs, in
welchem unsere Waffen glorreich trium
phirten, ist die Union für die wir strit
ten, in drr WirkWikcik noch nicht wieder
hergestellt. Wietommt das ?
Wir kämpften, um die gesetzliche Ober
hoheit der Bundesregierung aufrecht zu
halten, Alle welche mit den Waffen sich
dagegen erhoben, zu besiegen, und jeden
rebellischen Bürger zum Gehorsam zu
zwingen. Wir waren während dcSKrie
gcs des Ansicht, daß die Union unauf
löslich ist, und daß ihre Gewalten wie
sie die Gerichtshöfe erläuterten, souverän
sind; daß sich kein Staat zufolge eige
nen Beschlusses zurückziehen oder auf
den Willen seiner Schwesterstaaten aus
geschlossen werden kann, und daß die
Pflicht jedes Staates die Union aufrecht
zu halten und ihr Recht, Theil an der
Regierung zu nehmen, gleich absolut ist.
Jedes KricgSziel, das die Armee und
Flotte kannte oder anerkannte, ist erreicht
worden. Das Volk des Südens, dezi
mirt, verarmt und unterworfen, hat seit
länger als einem Jahre die Rebellion
aufgegeben, und fordert jetzt nur, daß
die Union, für welche wir fochten, als
cristircnd betrachtet werden möge, und
daß man eö nach den Vorschriften der
Constitution und der Gesetze behandle.
In seinem Wunsch, die Union wieder
herzustellen und seinen RathSversamm
lungcn die Harmonie zu bringen, sind
sie sogar weiter gegangen, als daß sie
eine blos stillschweigende Unterwürfigkeit
unter deren Ge etzc gezeigt hätten.
Sie entsagten durch ihre Delegaten
in der National Union-Convention fei
erlich den Lehren der Nullifikation nnd
Sezession, woraus der Krieg entstand:
rcpudiirtcn die Rebellen-Schuld und er
klärten die National - Schuld für eine
heilige Verpflichtung; proklamirte, daß
der gute Name der Nation für Fortzah
lang der BvuntieS und Pensionen an
loyale Soldaten und Matrosen nnd an
ihre Familien verpfändet sei; erklärten
die Sklaverei für abgeschafft und die
Freigelassenen zu gleichem Rechtsschutz
an Person nnd Eigenthum mit ihren
vorigen Herren für berechtigt. Ihre
Plattform ist nicht allein ein feierlicher
Beweis der Loyalität, sondern außerdem
in höchst liberalem Geist bezüglich der
großen aus dem Krieg hervorgehenden
Fragen abgefaßt.
Der Charakter der Männer, welche
die südlichen Staaten in jener Conven
tion repräsentirten, schließt jede Annah.
mc aus, daß diese Prinzipien-Erklärung
nicht aufrichtig sei. Sie schickten ihre
bedeutendsten Staatsmänner —Männer,
die wie Rives, Graham, Orr, ParsonS,
Sharkey, Hauston, Brockenbrough, Hunt,
Manning und Stephens vor dem Krieg
im ganzen Lande als Männer vom edel
sten Charakter und vom größten Ein
flüsse bekannt waren. Unter den 500
Delegaten aus dem Süden gab es keine
Stimme, kein Votum, das nicht mit den
Beschlüssen der Convention überein
stimmte. Wenn den Besten des südli
chen Volkes jemals Glauben zu schenken
ist, müssen wir diese feierlichen Erklärun
gen als aufrichtig annehmen. Wir em
pfangen sie als Beweis, daß eine große
Mehrheit des südlichen Volkes, des Krie
ges und der Anarchie müde und voll
Sehnsucht nach der Wiederherstellung
einer freien Regierung, bereit ist, der
Constitution und den Gesetzen der
Union treugehorsam zu sein. Wir
sehen daher mit Unwillen das süd
liche Volk noch länger in Vasallcnschaft
gehalten. Sie sind unsere Landsleute,
Bürger der Verein. Staaten, welche sich
Strafen zuzogen, die jedoch auch Rechte
haben. Die, welche freiwillig an der
Rebellion Theil nahmen und kein Par-
Don erhielten, sind den Strafen für Ver
rath unterworfen.
Aber obgleich einzelne prozesflrt, ver
urtheilt und gestraft werden können,
StaatSgcmeinschaften können Das nicht,
noch kann den Staaten und ihrem Volk,
obne offenbare Verfassungsvcrlctzung,
das Recht der Repräsentation durch
Männer, die persönlich zu den RathS
vcrsammlungen der Nation qualifizirt
sind, vorenthalten werden. Die Absicht
des Cvngrrsses scheint zu sein, sie gerade
so lange der Repräsentation zu berau
ben, als Dies zu den Zwecken der radi
kalen Partei paßt. Viele versichern, daß
sie das Recht zugestehen werden, sobald
das Constitutions - Amendment ange
nommen ist und jeder proscribirte Staat
es ratificirt haben wird. Aber es ist
sicher, daß das Amendment nicht von Z
der Staaten ratificirt und daß es deß
halb nicht angenommen werde wird.
Einige, vielleicht viele der nördlichen
Staaten werden cS verwerfen, und wir
können dessen gesetzliche Ratification
durch die früheren Rebellen-Staaten
nicht erwarten.
Wenn keiu anderer Grund vorläge zu
seiner Verwerfung in den südlichen
Staajen, so genügt, daß es vorschlägt,
fast allen Männern im Süden das
Wahlrecht zu nehmen, welche Einfluß
auf die Massen des Volkes haben. Ver
löre selbst Niemand wie die Offiziere
der Rebellen-Armee das Wahlrecht, so
könnten wir doch nicht erwarten,daß der
Süden es annehmen würde; denn eine
große Mehrheit der Männer diente frei
willig oder gezwungen in der früheren
Rebellen-Armee in allen aufständigen
Staaten, und ihre Abstimmung allein
würde es mit großer Majorität ableh
nen. Würden UnionS-Soldaten poli
tischer Privilegien halber ihren Führern,
die sie lieben nnd ihres Heroismus we
gen verehren, das Wahlrecht nehmen?
Wie kann man erwarten, daß südliche
Soldaten ihren alten Commandeuren
das Wahlrecht nehmen und sie degradi
ert werden?
Da es nicht wahrscheinlich ist, daß das
Amendment von Z der Staaten ange
nommen wird, so ist der RestaurationS-
Plan, welchen der Congreß fest bestimmt
hat, mindestens unpraktisch. Der vom
Präsidenten vorgeschlagene und von der
National-Convention gebilligte ist durch
zusetzen und wie wir glauben sicher. Wir
fürchten nicht, daß der Süden jemals die
Bundesregierung stürzen oder nur deren
glorreiche und erhabene Laufbahn stören
kann. Sie werden die allerletzten Staa
ten sein, die rebelliren, und wenn sie
abermals eine Insurrektion beginnen
sollten, kann und wird sie das loyale
Volk unterwerfen und, wenn cS nöthig
sein sollte, vernichten. Die Regierung
hat ihre Macht zur Selbstcrhaltung er
wiesen, . die Verheerungen der südlichen
Staaten proklamiren wenigstens noch
für diese Generation das Verbrechen ünd
die schrecklichen Strafen des Vcrraths.
Wenn wir ihre Leiden sehen, und unsere
Stärke und ihre Schwäche vergleichen
könnten wir wohl das Vertrauen und
den Muth der Hochherzigkeit zeigen.
Wir könnten wohl unsern besiegten
Gegnern verstatten sich zu erheben und
wie JameS Fitzjames und Coclantoyle
Fort ihre Wunden heilen und ihren Ver
rath vergeben. Aber man fordert keine
Großmuth von uns, sondern nur Con
sequenz und Gerechtigkeit. Diese können
wir nicht verweigern ohne eine Verletzung
unserer Constitution und ohne das Risiko
dieselbe vollständig vernichtet zn sehen.
Wir suchen keine Verbindung für politi
sche Zwecke mit Leuten aus dem Norden
oder aus dem Süden, und werden keine
mit Solchen eingehen, welche nicht ein
gestandenermaßen und nach unserer An
sichtaufrichtig den consiitutionellen Prin
zipien treu sind, für welche wir fochten.
Wenn aber Männer, welche Verrath
lehrten oder trieben, jetzt öffentlich ihren
Irrthum eingestehen und mit uns die
wahren Grundsätze unserer Regierung
ausrecht erhalten, so werden wir ihre
Mitwirkung nicht zurückweisen, wenn die
Wiederherstellung der Union und die Er
haltung nnsererßegierungöform in Fra
ge stehen.
So sehr wir es anch bedauern theure
politische Verbindungen zu lösen und mit
unsern früheren Feinden zusammen zu
wirken, so müssen wir eö doch vorziehen
mit Denen zu gehen, welche im Unrecht
waren und jetzt im Recht sind, als mit
Denen, welche im Recht waren und jetzt
im Unrecht sind. Im Glauben, daß un
sere Regierung abermals in Gefahr ist,
rufen wir euch auf, die ihr fochtet um sie
zu retten, und die ihr sie höher und hei
liger haltet als alle Partei-Banden, her
beizukommen zu ihrer Rettung. Die
Soldaten und Matrosen die mit uns
übereinstimmen, und die nicht persönlich
erscheinen können, mögen Delegaten ih
rer Gesellschaften oder Orts-Conventio- >
nen schicken.
Laßt uns um 17tcn September, dem
Jahrestag, an welchem die Constitution
von unseren Vorvätern proklamtrt wnr
de, in Force zu Cleveland zusammenkom
men und helfen die Union wieder herzu-
Nr, l.
> stellen, welche fie schuf und die Freihei
ten, welche sie sichern sollte.
G A Güster, Gen.-Major, Ber. St. A.
. D. McGoo. Gen.-Maj.
L H Rousseau, Gen.-Maj.
Geo Erook, Gen.-Maj.
S. Meredith, reve-Gen..Maj.
Tho. Swing, jr., Brevet-Gen.-Maj.
Adreß.Eouimittee.
Washington, D. C., 11. August 1866.
Wir billigen von Herzen den Aufruf
für die Convention und empfehlen die
Abhaltung von Lokal-Conventionen, um
für die Bewegung mitzuwirken.
Unterzeichnet:
General-Major John B. Dir,
„ Jame B. Steadman,
„ F. P. Blair,
„ H. W. Slocum,
„ Daniel E. SickleS,
„ John A. McTlernand,
„ D. N. Couch,
W. W. Averill,
„ H. E. Davis, jr.,
„ Orlando B. Wilcor,
„ A. S. Williams,
„ Gersoam Mott,
„ Hugh Ervlng,
„ Theo. Runyon,
„ Thoma Kelly Smith,
„ A. M. B. Franklin,
„ Thoma L. Crittenden,
M. R. Patrick.
„ Alvain C. Gillem,
I. G. Bartlett,
„ G. Ä. Warren,
„ Jeff. C. Davis,
„ Joseph F. Knlpe.
A. H. Markland, Superintendt Ver. St. Post.
Brevet-Gen. Major Martin S. McMahan,
„ H. H. Heath,
„ John M. Oliver,
A. M. G. Ward,
Brigade - General George P. Este,
„ G. C. Maxwell,
„ Anson G. McCook,
„ G. Spalding,
„ I. . Sweiher,
„ W. W. H. Davis,
„ W. E. Whittacker,
„ John L. Erurton,
„ Wm. McEandleß,
„ A. B. McCalmont,
„ Samuel Baach,
„ Wm. Harhhorn,
„ I. S. Fullerton,
„ G. Winters,
„ E. B. Brown,
„ O. G. Parkhurst,
„ Geo. H. Hall,
„ R. A. Vaughn,
„ JameS Craig,
„ Morgan L. Smith,
„ JameS E. Mcgerren,
„ Joseph W. Frizell,
„ Ferdinand Van Derveer,
„ Thoma Curley,
„ Edward S. Bragg.
Brevet vrig. General Charles G. Halpipe,
„ Henry S. Commager,
„ H. C. Hodart,
„ H. S. Dunlap,
„ E. O. LooiniS,
„ Cassiu Fairchlld,
„ Henry Bertrand,
„ Eha. W. Blair,
„ JameS K. Mills,
„ Eha. Black,
„ Durbln Ward,
„ John Lawrence Solcull,
„ Quin Morton,
„ David Murphy,
„ John M. Richards,
„ Marcus Boyd,
„ JameS O. Broadhead,
„ Wm. B. Rogers,
„ Jame Peckham,
„ T. T- Crittenden,
„ Samuel R. Mott,
H. F. Baker,
P. H. Alback,
„ James Munn,
„ Henry Barne,
„ Richard McAllister.
Dr- D. W. 811ß, (Wund
arzt der Ver.St.VolontärS),
Dr. I. Atkinson, (Wund
arzt der Ver.Sl.BolontÄrS),
„ M. Ar Fitch,
„ W.H.D. Lewis,
„ O. F. Merre,
„ Levi A. Harris,
„ George Gray,
„ W.H. Eni,
„ John H. Lenton,
„ JameS George,
„ JohnHeacock,
„ John Howard,
„ Wm. R. McTreefy,
„ H. M. Bulkley,
„ C. D. Pennypacker,
„ John T. McKibben,
John F. Phillips,
„ MileS K. Green,
„ John W. Mover,
„ John E. Phelps,
„ M. Flesh,
„ J.Byrne und SV andere
Offiziere.
Die Verlegung der Convention von
Chicago nach Cleveland war auf den
Wunsch der Herren von den Seeküsten-
Staaten beschlossen worden, welche letz
teren Platz für centraler gelegen halten.
* Die Cholera - Berichte von gestern melden l 2
Erkrankungen und 3 Todesfälle in Philadelphia,
und ZTodeSfäll in New Jork,l6
Fälle in Brooklyn, lt in Cincinnati, ti)7 Er
krankungen u. 48 Todesfälle in St. Loui, 26
Fälle in New Orleans und 7 in Richmond Va.
* Gestern langte der Dampfer Bavaria in
New Zsork von Hamburg mit 270 Passagieren
mit Eholera an Bord an. Wahrend der Reise
sind 6 Personen der Seuche erlegen und noch 4
Patienten befanden sich auf dem Schiff.
* Am Freitag starb der Oberst John Ruther
ford, der längere Jahre Lientenant-Gouverneur
von Virginien war, in Richmond, Va.