Pennsylvanische Staats zeitung. (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, July 05, 1866, Image 4

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Gemeinnütziges für Land
nd Hans.
Berechne Deine Ausgaben.
Wenn wir um un schauen, so begegnen wir
vielen Menschen, die fleißig find, immer Geld
Woran liegt da ? Meisten daran, daß sie
ihre Ausgaben nicht controUiren, namentlich
nicht sorgsam über die „kleinen" Ausgaben
machen und nicht erwägen, daß die kleinen,
immer wiederkehrenden Ausgaben, die Tag und
Woche, Monate und da Jahr hindurch au Ge
wohnheit gemacht werden, ohne nothwendig zu
sei, jährlich eine bedeutende Summe aus
machen. Die Ursache dieser Übeln Gewohnheit
dieschon so Manchen um Haus und Hof, um Zu
sriedeuhqit und LedenSglück gebracht hat, ist
aber wiederum da Nichtanschreiben der kleine
Ausgaben. Die meisten Menschen, welche
sonst regelmäßig Buch und Rechnung führen
schreiben doch diese kleinen Ausgaben nicht an
wenigstens nicht einzeln an, weil sie da für zu
umständlich halten, und darin liegt ebcn der
Summe, aber nicht da Wofük, und dadurch
eben entziehe sie sich selbst die Controlle; da
Geld ist ausgegeben und damit ist'S abgemacht,
und morgen geht'S wieder so fort und über
morgen wieder, und so immer writcr.
Der große Nutzen des Anschreiben der ein
zelnen kleineu Ausgabe liegt darin, daß wen
man diese Notizen Abends oder am Schluß der
Woche überlies't und das muß man thun
man sich selbst sagt: dieß oder jenes hast Du un
nütz ausgegeben, vielleicht gar schädlich vcrwen-
Jahre, in 10, 20, 30 40 50 Jahren ausmachen.
Tägliche Ausgaben 1 I. 10 I. 20 I. 30 I. 4 I. 5) I.'
2j Cents 310 3130 336 3790 31,540 32,902
5j „ 20 260 720 1,580 3,080 5,8t>0
8j „ 30 330 1.08 2,370 4,620 8,700
1t „ 40 520 1,41 3,160' 5,160 11,600
13i „ 50 650 1,860 4,950 7,700 14,500
27j „ 100 1,300 3,600 7,900 15.401 29.000
55 „ 200 2,600 7,200 15.800 30,800 58,000
82 „ 300 3,900 10000 23,800 46.200 87.000
31.1 t „ tili) 5.20 14,400 31,600 51.600 116,000
31.37 .. 500 6,500 18,000 39,500 77,000 145,000
AuS dieser Tabelle gebt hervor, daß wen
Jemand eine tägliche unnöthige Ausgabe von
nur 2j Cent, von der Zeit seiner Mündigkeit
bis zu seinem fiebrnzigsten Jahre macht dies mit
den verlornen Zinsen >29i)o beträgt, ud daß
eine tägliche Ausgabe von 27j Cents während
jener Zeit zu der bedeutende Summe vo
>29,000 anschwillt. Seck'S Cents täglich gespart,
giebt eine Fond von beinahe 37000, welcher
zum Ankauf einer Farm hinreichend ifi. Es
giebt wohl nur sehr Wenige, dle nicht durch
Unterlassung kleiner, täglich wiederkehrender,
aber unnützer, und oft sogar schädlicher Ausgaben
zwei bis drei Mal sechs Cents täglich erspare
könnten. Derjenige aber, der täglich einen
Dollar bei Seitelegen kann, wird ungefähr in
demselben Zeitraum 3116,000 ersparen und
dann zn der Sorte vo Leuten gehöre, die
man reich nennt. Nur Wenige verstehen de
Nutzen des Sparens zu würdige; nur Wenige
bedenken, eine wie bedeutende Summe die Er
sparung kleiner täglicher unnützer Ausgabe für
die eigene Person oder den Hauskalt, in nur
einem einzigen Jahre ausmacht.
Durch das Anschreiben eben der kleinen Aus
gaben aber lern man unnütze Ausgaben er
meiden, lernt man sparen. Lieber Leser, willst
Du nicht von jetzt an Deine kleinen Ausgaben
anschreiben, und au Schluß jeder Woche zu
sammenrechnen, was Dn u n n ü p ausgegeben
hast?
Behandlung des Sonnenstichs.
Das Wesen des Sonnenstichs war den Aerz
en selbst lange unbekannt und sie glaubten es
thun zu haben, den man m Aderlasten befesti
gen müsse. Leider gieb es hier und da noch
Aerzte, die von der veraltete und gefährlichen
Aqflcht nicht ablassen wollen. Allerdings findet
ein Blutandrang nach dem Kopfe statt, allein
dieser Blutandrang ist nicht die Krankheit, son
dern nur die Folge einer bcginnrndende Er
lahmung des Gehirns und des Nervensystems
überhaupt. Diesen Blutandrang mit Aderlas
sen beseitigtn zu wollen, hieße geradezu, den
Kranken dem Grabe einen Schritt näher brin
gen. Das Aderlässen ist absolut
schädlich, ja höchst gefährlich.
Die rationell Behandlung besteht st, der
Anwendung von Reizmitteln in Verbindung
mit Adkühlungsmitteln. Ein Laie verfährt mit
einem an Sonnenstich Leidenden ganz einfach
auf folgende Weise; 1) Er bringt den Kranken
an einen kühlen schattigen Ort; 2) giebt ihm
ine mehr horizontale Lage; 3) entkleidet ihn
fast vollständig und legt Stücke Eis auf und an
den Kopf der reibt den Kopf beständig mit ei
nem großen Stück Eis- 4) gießt Eiswasser an
hastend in kleinen Strömen über den ganzen
Körper ; 5) giebt dem Kranke innerhalb alle
5 bis 10 Minuten 5 bis 1V Tropfen Schwefel
äther in einem Eßlöffel voll Wasser, so lange
bis Besserung eintritt, und gieß ebenfalls
Schwefeläther anhaltend tropfenweise über den
ganzen Kopf, in dem Falle nämlich wenn kein
Ei zu kommen ist; 6) im Falle in Schwe
selätherzur Hand ist, gibt man dem Kranken
all 5 bi 10 Minuten einen tüchtigen Schluck
Brandy oder Whiskey.
Wird diese Behandlung aufmerksam und de
harrlich fortgesetzt, so ist mit Sicherheit anzu
nehmen, daß neun Zehntel von allen Sonnen
ßiche gefahrlos voriiber gehen. Zum Schlus.
s milchte ich noch einmal darauf aufmerk,
sam machen, daß man sich einem Aderlässe mit
aller Kraft entgegensetzen muß.
Arbeiter, welche im Freien arbeiten, sollten
im Sommer immer ein Flaschchen Schwefel-
Sther bei stch führen, um eS sofort zur Hand zu
haben; doch ist habet große Bc.stcht auzurathe,
da Schwefeläther äußerst flüchtig ist, uud sich
>chon bei Annäherung einer Flamme leicht ent
zündet nnd erplobirt.
Die Vorboten der Krankheit sind starker An
drang de Blutes nach dem Kopf, drückender
Kopfschmerz, Neigung zum Schlaf und Er
mattung. Die Augen werden trocken und ge
röthet. Die Krankhell nimmt st inen sehr
schnellen Verlauf und envet mit einem Schlag
fluß oder einer Gehirnenlzimdung. Um die
Krankheil zu verhüten, vermeide Jeder, so weit
es mbglich ist, während der heißeskn Tageszeit,
also zwischen 11 und 3 Uhr, im Freien zu ar
beite. Personen, die stehend oder sitzend den
Sonnenstrahlen ausgesetzt sind, werden
leichter vom Sonnenstich befallen, als solche, die
sich mäßige Bewegung machen. Niemand soll
te ohne Kopfbedeckung ausgehen (worauf Neu
angekommene Einwanderer besonders zu achten
haben), sondern einen leichten Hut oder Mütze
von hellen Farben tragen. Der übermäßige
Genuß von spirittiösen Getränken und von
Fleisch macht für die Krankheit sehr empfänglich.
Eine säuerliche Pflanzenkost ist die zweckmäßig
ste Nahrung.
Vorzubeugen, daß Fliegen keine
Gemälde, Gläser ic. beschmutzen.—
Koche drei oder vier Zwiebein in einer Pinte
hinsttzc. Dieses kann ohne alle Besorguiß ge
iha werden, indem es nicht im Geringsten die
Rabnicn ic. beschädigt.
Frucht sorgsam, erschafft eine gleich große
Menge sein gestoßenen Hutzucker, und bringt
die Frucht und den Zucker in abwechselnden
Schichten in eine verwahrte Pfanne. Man
läßt eS ungefähr zehn Minuten lang sieden,
oder man kau cö eben so lang in vorläufig ge-
DieErten. DaS Aussehen der Win
lichcs, obschon deren Zustand sick seit Eröffnung
des Frühlings verbessert hat. Sie wird weniger
als eine DurchschnittSernte abgeben. Das GraS
Politisches.
Dir Radikalen und Reger-Stimm
recht.
Vorige Woche wiirde eine Bill im Congreß
passirt, welche das Grundgesetz der Territorien
Nebraska, Colorado, Dakotas, Montana, Wa-
Mcriko ändert. Der Sie Abschnitt der Bill
keinem Bürger der Vereinigten Staaten daS
Stimmrecht wegen seiner Race
oder Farbe verweigert werde, und
alle Personen sollen gleich sein vor dem Ge
setze. Atte Gesetze oder Theile von Gesetzen,
sowohl des CongresseS wir der AssemblieS ge
nannter Territorien, unvereinbar mit den Be-
Hr. Le Blond, Demokrat von Ohio, beantrag
te, diesen Abschnitt auszustreichen; sein Antrag
wiirde aber durch eine strikte Partei Stimme
abgelehnt jeder Demokrat stimmte dafür,
und jeder Radikale dagegen. Somit ist den
Bewohnern jener Territorien Neger Stimm
recht aufgedrungen, obsckio" S bekannt ist, daß
die große Mehrheit derselben nichts davon wis
sen will. So wenig sich die Radikalen aber um
Danßiec vor dcmßecoustruktionS-
Comniittee.
Dieser berühmte CircuS Mann, der kürzlich
mit seiner Gesellschaft eine Reise durch den Sü
den machte und vielleicht mehr Gelegenste t halte,
die Gesinnungen des Volkes zu studircn, ,ls ir
gend sonst Jemand, soll folgenden humoristischen
Bericht ?em Reronstruktions-Committee zu
Washington mitgetheilt haben:
Frage: Sie haben einen Maulesel in Ihrem
CircuS, der wegen seiner Halsstarrigkeit zum
besondere Liebling de Publikums geworden;
nicht wahr?
Fr. Welche weitere Eigenscbasien besitzt diese
Vieh?
Ant. Er „kickt ach noten."
Fr. ES ist höchst gefährlich dieses Thi er zu rei
Ant Es ist; gewöhnlich offerire ich Demjeni
gen 325 Belohnung der es unternimmt, ihn
zweimal im Kreise herumzureiten.
Fr. Bei Ihrem kürzlichen Besuche lmSüdenl
haben Sie da Jemanden gefunden, den Maulese
Ant. Ich habe.
Fr. Erzählen Sic, waö sich bei dieser Affai
re zugetragen hat.
Ant. In Richmand unternahm S in aus
gedienter conföderirter Soldat, ihn zu reite,
wurde aber augenblicklich zu Boden geworfen.
Fr. Was sagte der conföderirte Soldat
dazu?
Ant. Er sagte, der Maulesel sei ein ver
dammter Alankee-Hund.
Fr. Hat och sonst Jemand einen Versuch ge
mach ?
Ant. Einer von Lee'S Veteranen probirte ihn
zu reite, dem es auch vollständig gelaug.
Fr. Was sagte dieser?
Ant. Er sagte, nachdem er abgestiegen war,
daß wenn er ein Regiment solcher Cavallerie
gehab, er den Kilpatrickzu Brei zerhauen hätte,
und daß er gesonnen sei, bei nächsten Kriege mit
den Zänker' eine ganze Brigade solcher Cavalle
,rie zu organisiren.
Thad. Stevens nahm jetzt da Wort und
fragte: „Ist dieser Maulesel männlichen der
weiblichen Geschlechts?"
Ant. Männlichen.
Fr. Sie haben auch Affen in ihrem „Show",
haben Sie nicht ?
Ant. Ich habe.
Fr. Haben Sie jemals unlovalc Redensarten
sagen hören in deren Beisein?
Ant. Ein Paar junge Damen standen ine
Tages vor dem Käfig, und ich hörte eine von
ihnen sagen, indem sie auf die Affen hindeutete
diese Sippschaft da drinnen hätte sehr viel
Aehnlichktit mit dem„FrecdMtn'S'Vreau".
Fr. Wie wurde dieses von den Leuten aufge-
Ant. ES erregte allgemeine Heiterkeit.
Fr. Wurden persönliche Andeutungen hin
sichtlich der Affen gemacht ?
Ant. Einer aus der Menge sagte, indem er
aufdenOrang - Outang hinzeigte, „das ist
Sumner."
Fr. Hat dieses dem Publikum gefalle ?
Ant. Ungemein.
Fr. Haben Sie jemals Entdeckungen gemacht,
htnsichtlich der Bären ?
Ant. Ich hörte etumal Jemand sage,inb mi
er von jde 1 äugigeu Bären sprach, daß diese
Vieh dem Le. Butler schr ähnlich fthe.
Fr. Haben Sie auch „NetenshowS" bei Jh-
A at. Ich habe.
Fr. Erzählen Sie ob Sie je uniovale
Redensarten in Betreff dieser gehört haben.
Ant. Ich glaube derartiges gehör zu haben,
vou wegen Daniel in der Löwengrube.
Fr. Erzählen Sie, was es war.
An. Eine Dame fragte mich, welches
Daniel und welche der Löwe wäre.
Fr. Was gaben Sie zur Antwort.
Ant. Ich sagte ihr,eS sei sehr leicht, den Da
niel von dem Löwen zu erkennen, indem Ersterer
einen langen Schwalbenschwanz trage und einem
baumwollenen Regenschirm unterm Arm.
Fr. Wa sagte sie?
Ant. Nachdem sie eineZeit lang in den Käfig
hineingeschaut, sagte sie, Daniel sehe aus wie
ein miserabler Aankee, und sie wünsche ber Löwe
thäte ihn anfressen.
Verschiedenes.
Beim Erscheinen des Vagerbiers
18.
Motto: „Himmlisch war'S, wenn ich bezwang.
Meine Lust zu Lagerbier;
Aber wenn mir' nicht lang,
Hatt' ich doch ein groß' Pläsir."
M e >.: „Wer niemals einen Raiisch gehabt/,
Herbei ihr Trinker allzumal,
Kommt an von fern und nah !
Es schalle über Berg und Thal:
Das Lagerbier ist da!
Es blinkt so lustig in dem Glas
Und macbt die trocknen Kehlen naß.
Und wo er schäumt nd glänzt so bell,
Der braune Gerstensaft,
Trinkt mancher luftige Gesell
Sich frischen Muth und Kraft;
Ein Trunk macht froh, er macbt nnö reich:
Die Fröhlichen sind alle gleick.
Ihr Temperenzler, nicht geschen't,
Kommt, seht das Ding euch an,
Wie sich in Freud' und Einigkeit
Hier labt der fr.e i e Mann ;
Und bleibt ihr doch beim Wasserkrng
Fürwahr dann seid ihr dumm genug.
Das Wassertrinken kömmt uns vor
Wie lauter Heuchelei ;
Das lassen wir dem Mnckeräioi
Und ihrer Klerisei;
Laut schallend aber bringen wir
Drei Hurrahs für daö Lagerbier!
Hurrah! Hurrab! Hurrab! -
(leine Bettler-Hochzeit.
gen durch Pari habe ich die maunigfachsteu und
seltsamsten Bekanntschaften gemacht: nament
lich zähle ich unter den verschiedenen Straßen
lkünstlern aller Art, an denen Paris so uuglaub
ich reich ist, eine große Menge von Zreundru u.
Anhängern. Ich habe für diese armen Teufel
stets eine gewisse zärtlich Schwäche gehegt; je
demüthiger und bescheidener sie sind, desto mehr
erwecken sie meine Theilnahme, je zerlumpter
und erhungerter sie aussehen, desto weniger
gvrie war ein noch junger Mann mit blos einem
Arme, dessen Geschäft darin bestand, dem Pud
likuni einen dressirten Hasen vorzuführen.
aber hatte er sich prächtig herausgeputzt lind
strahlte vor Vergnügen. Seine neue, frisch
lackirte Sonntagsmütze glänzte aus seinem
Haupte; sein Kinn versteckte sich zwischen zwei
ungeheuren blendend weißen Vatermördern; ein
unerhörterLuruS, den ich noch nie bei ihm wahr
genommen hatte, ine hochrothe Cravatte mit
einer Riesenschleife schlang sich kokett um seinen
Hals, und eine ganz neue, weiße und sehr fal
tenreiche Blouse trug zur Vollendung de gan
en Anzugs vortheilhaft bei. Als er meiner
ansichtig wurde, zwinkerle er mir zutraulich mit
den Augen zu, und sobald er seine Hascnproduc
tion beendet kalte, winkte er mich zu sich heran
und flüsterte mir ins Ohr: „Sic sind immer
gut und theilnehmend für mich gewesen und ich
habe schon längst gewünsch,lhnen)nelneErkent .
lichkeit bethätigen zu können ; heut bietet sich
ine Gelegenheit, ich will Ihnen Etwas zeige,
was Sie vermuthlich in Ihrem Leben uocki nicht
gesehen haben und gewiß auch so bald nicht wie
triumphirend. „Der Bettler von St. Sulpice
ist einer meiner Bekannten; ich kann eigentlich
diese häßliche Rare von Müßiggängern durchaus
nicht leide, aber man darf es nicht mit ihnen
verderben. Heute heirathet der Glückspilz uud
hat mich zu seiner Pochzeit eingeladen; wenn
Sie wollen, können Sic mich begleiten, ich führe
Sie ein und erspreche Ihnen, daß Sie beson
dere Dinge sehrn und hören werden."
Schlag zwei Uhr fand ich mich am Hauptein
gange der Kirche von St. Sulpice ein, wo Mon
sieur Aristide,—so heißt Freund Hasenbändiger—
zuverlässig und pünktlich wie immer, mich bereits
erwartete. Paris ist eine sehr große Stadt, das
weiß die ganze Welt. Wie in allen großen
Städten, fehl e denn auch hier nicht an Bett
lern aller Art und aller Gestallt, die auf jede
erdenkliche nnd mögliche Weise Theilnahme,
Mitleiden und Almosen zu erhaschen suchen.
Um jedoch der Wahrheit die Ehre zu geben, muß
ich sagen, daß man in Paris verhältnißmäßig
nur wenig von diesen widerwärtigen, mllßiggän
gerischen Parasiten belästigt wird; die Polizei
hält sie gewaltig im Zaume und überwacht sie
streng. Die Kirchenthllren aber, wie überhaupt
alle Zugänge zu den Gotteshäusern und nament
lich auch die Kirchhofseingänge, sind in der Regel
von zahlreichen Bettlern belagert, und man fin
det unter diesen ahrhaft abschreckende Gestal
ten ; indessen sind e fast immer dieselbe wider
lichen Erscheinungen: zerlumpte Weiber, die
elende kränkliche Kinder in ihren fleischlosen Ae
men'hallen, und verstümmelte Männer, die un'
beweglich wie die Fakire dasitzen und nur mit den
Lippen wackeln, um den ewig gleichen Beitel
spruch zu stammeln. Das sind die Bevorzugten,
die Privilegirten dcrßettlerkaste; sie werden ge
duldet, die Stellen, wo sie betteln dürfen, werden
ihnen angewiesen, sie sind patentirte Bettler-
Diese vettelstellen, dle, namentlich wenn sie an
besuchten Orte gelegen sind, eine ganz erkleck
liche Einnahme ermöglichen, sind natürlich sehr
gesucht, und die Herren Bettler setzen Himmel
und Erde in Bewegung, um dazu zn gelangen;
sie erben meist in den Familien fort der werden
von ihren gliicklicheu Besitzern, wenn diese sich
genug erbettelt haben und sich zur Ruhe sehen
ollen, gegen runde Summen in klingender
Münze verkauft.
Die patentirten Bettler kennen sich uatürlich
alle sehr genau, schließen untereinander Offensiv-
und Defensiv - Bündnisse und stiften Vereine
ren Ehebündnissen in der Regel zu Grunde lie
gen. Die HeiraihSansprüche eines patentirten
Bettlers müsst sich ach seiner größeren der
geringeren körperlichen Verunstaliung richten;
je entstellter und verstümmelter rr ist, desto be
reitwilliger und freundlicher werdr ihm seine
Versammlung, in der ich auch sofort verschiedene
bekaniile Gesichter enldtckle. deren abstoßender
nd widerlicher Anblick mich schon öfter zur
Verzweiflung gebracht hatte, und ich muß ge-
Braut vorstellen!" Ich ließ mich also in Aot
ein Faun beneiden habe würde, und machte mir
eine sehr zierliche Verbeugung, die ich ach be
sten Kräkten erwiderte. „Nun zum Bränti
da bemerkte ich, daß er cin ganz erwachsener
und auf die unglaublichste Weise
Zwerg war. Ter Anblick dieses sonderbaren
Linie foriwährcnd die besten BcttclsteUeu der
Hauptstadt innc gehabt hätten.
Zur Frier birscr bedeutungsvollen und wichti
gen politischen Hciratd war der gestimmte Hcer
die ganze Hochzeit - Gesellschaft sehr elegante
Miethwagen, die in großer Anzahl vor der Kir
che bereit standen, und man begab sich nach den
Höhen des Montinarlre, wo in einem gut re
iiommirtcn Restaurant dieses StadtthcüeS, dem
sogenannte Elysee - Montmartre, ein stattliches
HvchzcitSinabl hergerichtet war. Sofort wurde
de auch Platz genommen und während der
ersten Gänge erhielt stch die Gesellschaft ziem
lich ruhig und anständig; es wurde schr wenig
gesprochen, dagegen desto mehr gegessen, uud ich
hatte Gelegenheit zu bemerken, daß alle diese
Herrschaften, wenig vertraut mit den Gebräu
chen unserer modernen Civilisation, für Messer
und Gabel eine ganz verschiedene Verachtung
an den Tag Icgten und sich, ach orientalischer
Sitte, ibrer Finger häusiger bediente, als die
nach unsere Anschauungen und Begriffen an
gemessen erscheint.
Sehr bald aber artete da HochzeitSmahl in
cin wüstes Gelage au. Man schrie und tobte,
schlug mit de Messer auf dcn Tisch, zertrüm
merte Gläser, vergoß Saure, brüllte nach fri
schem Wein, erzählte obscöne Geschichten. End
lich wurde die Kehle gestimmt und es erschall
trn in möglichst falschen Tonarten möglichst un
anständige Lieder; zum Schluß, nachdem der
Nachtisch aiifgeiragen war, sprang der Gesichter
schneider, de die glückliche CoUekic, die er in
der Kirche iiniernommeii, tn die beste Laune
ersetzt hatte, aus eine Bank und kündigte eine
Gralisvorstelliing an. Dieses Anerbiete wurde
von sämmtlichen Anwesenden mit Jubel aufge
nommen und der Grimassier gab seine Fratzen
zum Besten. Hierauf begann der Ball. DaS
Orchester war eigenthümlich zusammengestellt:
ein blinder Leierkastenmann, eine lahme Flöte
und ein verkrüppelter Geiger hallen sich erboien,
ihren Genossen zum Tanze aufzuspielen. Welch
eine Musik! Welche Tänzer! Die Buckligten,
die Krüppel, sogar die Lahmen hotte sich ihre
Tänzerinneu und sprangen wie die Tollen im
che worden wären; man sah nur och verzerrle
griinassirende Gestalte, Arme, die in dcu Lüf
ten fochten, und Beine, die sich in den verwe
genste, unglaiibijchften Entre-ChatS versuchten.
Ich hatte genug Mb flüchtete mich, so schnell ich
konnte, au diesen: wirre, chaotischen Durch
einander, da immer bedenklichere Dimensionen
ebenfalls mit mir zurück.
AIS ich an: nächstfolgenden Tage in den Nach
mittagsstunden zufällig an der Kirche von St.
Sulpice vorüber ging, gewahrte ich das junge
Ehepaar auf dem gewohnten Bettelplatze sitzend
und eifrig beschäftigt, mit anerkennenswerhter
Philosophie und sichtbar gutem Appetit die erste
gemeinschaftliche Bettelsilppe zu erzehren.
Asnbert Er Stamen nicht k
Das Amerikanistren (der Englischen) deut
scher Namen ist bekanntlich eine schwache Seite
vieler unserer Landsleute, die den vaterländi
schen Klang des angestammten Familiennamen
hei der bald nach der Ankunft aus dieser Seile
des Oceans ein für allemal durch Uebersetzung
desselben in' Englische von sich bannen. Da
wird aus dem Herrn Weber ber Mr. Wcaver,
au Herrn Löwe ein Mr. Lvon; wer drüben
Schneider hieß, nennt sich hier Tavior, Neu
mann verwandelt sich in Newnian, der Herr
Stein wird znm Mr. Stone und der deutsche
„Maurer" erkriegt sich und der englische „Ma
son" tritt an seine Stelle ; die Familie Koch
heißt plötzlich Cook; der Herr Kreuz wird Mr.
Sroß, Herr Weiß Mr. White und Hr. Schwarz
Mr. Black: der deutsche Mlidrl metamorphostrt
zum Mr. Mitchell und sofort bis in'ö Un
endliche.
Die gesetzliche Berechtigung und Gültigkeit
dieser Namensübersetzungcn ist vor Kurzem in
New Aork vor Gericht zur Sprache und Ent
scheidung gekommen. Der Scheidungsprozeß
eine Ehepaares Namens Adler gab Veranlas
sung zur Entscheidung der Frage, ob es legal sei,
den eigenen Namen in' Englische zu übersetzen,
sich z. B. gor statt Fuchs, Lvon statt Löwe, der
—wie eS in oben angeführtem Prozesse der Fall
war—Eagle statt Adler zu nennen. Die Schei
düng war nämlich vou Seite des Mannes er
wirkt; die Frau suchte Uinstoßniig des Urtheils
zu erwirken, indem sie nachwies, daß Hr. Eagle
eigendlich Herr Adler heiße. Das Gericht wies
diesen Grund als unhaltbar zurück.—Nun könnte
es also auf legaler Basis losgehen mit dem Ber
läugnen deutscher Name und man dürfte sich
nicht wundern in der nächsten Zukunft Tausende
von Smith's aus Schmidt, Backer aus Becker,
Fisher aus Fischer erstehen und mindestens eben
so viele Müller das deutsche „i" an dessen Stelle
sich einimpfen zusehen; der Legionen vonShoc
makerS, Taylors, Snydcrö, Goodinan's u. s. w.
dcrtEure Namen nicht!! Wer einen ehrlichen
Namen hat, der behalte ihn; da seid Ihr En
rem Vaterlande, das seid Ihr Euren Eltern
schuldig, ganz abgesehen von de Schwicrigkci
ien und den großen Nachtheilen die einmal
vielleicht irgend einer Erbberechtigiing halber
nachzuweisen hätten, daß sie die rechten Leute
sind.
kömmt, in, seinen Namen z übersetze oder
einem Engländer der sich iiiDeittschiaiid nieder
läßt? Sicher nicht Nci, nur Deutsch:
Schulde und Bevölkerung in
(Europa.
Nach Gladstone'S Aeußerungen siebe die
europäischen Staatsschulden ungcfabr folgender
maßen: Preußen schulde 125 Millionen Dol
larS; Holland 425; Rußland 1345 ; Oesterreich
1580; Frankreich 2t>oo ; Italien 760; Por
18j ; Holland 3 ; Rußland 59) ; Oestreich
35 ; Frankreich 63 ; Italien 2lj ; Portugal
fast 12 Dollars, in Holland 121, in Rußland
iii Italien ungefähr 34, i Portugal fast 40 und
n der Türkei ll Dollars auf dcn Kopf.
In England falle 3l2sauf de einzelnen
32.00 wen sie über 3100 werth sind. Gvlde-
Berichtcn sollen sich in ganz Illinois blos vier
goldene Uhren befinden (!) und alle vier sind
weniger werth als-AlOO. Vier Uhren auf
2,500,000 Mensche (!). Diese Leute können
lügen, da ist kein Zweifel. I Michigan eri
stirt blos Eine Uhr, welche Steuer bezahlt.
Im Ganzen gib eS in dcn Ver. Staaten blos
7,B96Uhren, die Steuern bezahle. I meh
reren Staaten, nämlich lowa, Wisconsin,
Minnesota, Kansas, Nevada, Montana uud
Colorada —da gibt es gar keine Übren. Dir
An zwei bekannte Abgeordnete erging kürzlich
von einem arme Webcrmeiper der Pallisaden
straße, der mit zahlreicher Familie gesegnet, ein
dringendes Bittgesuch um eine Unterstützung.
Diese wurde denn auch gewährt und die Frau
des Einen begab sich mit Geld und Kleidungs
stücken an Ort und Stelle, um vom Thatbestand
sich persönlich zu überzeuge. Tie Noth war
in der That groß und die Frau des Abgeordne
ten bedauerte, nicht auch gleichzeitig für die
nächst fällige Miethe sorge zu könne. Da
wurde ihr die naive Antwort : Miethe es ich!
Wir wohnen hier Alle nmsoust. So wie die
Miethe fällig ist, quittirt gleich am ersten Tage
der Wirth, der weiter nichts beabsichtig, als
sein Haus zu verkaufen. Dem Käufer wird
nun das Einnahmebuch vorgelegt, das Hauö
bring so und so viel pünktlich eingehende Mie
then, und alsbald wird der Kauf abgeschlossen.
Das nächste Ouartal öffnet dem Käufer die
Auge, der, will er wieder zu seinem Gelde
kommen, es dann gerade so mach, wie sein
Theorie und PrariS. In der
Theorie ist die „Fi. ?). Tribune", ei Schutz
zoll-Organ erster blasse in der PrariS jedoch
kauft sie, wo sie am billigsten kaufen kann. Für
die Inland-Papierfabrikanten muß es in der
That ein amüsanter Anblick gewesen sein, als
dieser Tage vor dem Tribune - Gebäude eine
große Partie im Auslande fabrizirtcn Papiers
abgeladen wurde. Die ganze darauf verwe.
ganze Profit wird nach Europa wander.
Nächste Woche aber werden wir in der „Tribu
ne" wahrscheinlich ein halbes Dutzend Leitartikel
über „Home Industrie", gedruckt auf
ausländischem Papier, zu lesen bekom
men, darinnen uns die Vortheile und Segnun
gen hoher Schutzzölle angepriesen werden.
So sind diese großmäuligen Kameraden alle!
Bekanntlich ist die „New-Aorker Tribune" ein
Republikanischer Wisch, und unterstützt
den elenden Rumpf-Coiigreß!
Eine reiche Kirche— In
Boston ist eine Kirche, die auf 543ü,000
werth Grundeigenthum Tax bezahlen
muß.
Aus dem Becffcht der Commis
ston, welche im Austrage der Bierbrauer-
Convention der Ver. Staaten Europa besuch
ten, um über die Besteuerung von Malzgeträn
ien :c. Information einzuzieben, entnehmen
wir die folgenden interessanten Angaben. Die
Eommission, bestehend aus den Herren Friedr.
Lauer von Rcading, F. Colli von Philadelphia
und Maldcw P. Read von New-Aork besuchte
zuerst die großen Brauereien in England und
Irland.
Bon dem Geschäftsbetriebe der Letzter kau
man sich einen Begriff machen wenn man hört,
daß die Brauerei Guinncs, Sohn u. Co. in
Dublin täglich 3040 Bushel, Barclay, Perkins
u. Co. in London täglich 5600 Bushel Malz
(mit Ausnahme der Sommerzeit) und Baß,
Ratcliffe, Gralton und Co. in Burtonlon-Trent
jährlich 1,280,0i>0 Bushel Malz gebrauchen.
ES giebt noch t Brauereien in London, deren
Geschäftsbetrieb fast ebenso groß ist.
Unter den deutschen Brauern sind nach die
sem Berichte die folgenden die größten: Die
Dreher'sche Brauerei zu Schwechat bei Wien
mit 250,000 Barrel; die Brauerei von Gab
riel Sedlemegcr nnd die Löwen - Brauerei in
Münch, jede mit 170,000 bis 230,000 Bar
rel, und die Tivoli - Brauerei zu Berlin mit
175,000 Barrel jährlich.
Die ganze Bier Produktion von Pbiladclpbia
wird auf 275,Gl Barrel Lagerbier ud 250,
000 Barrel Ale und Porter angegeben.
Tie höchste Tare auf Bier wird in Oestreich
bezahlt, nämlich 31.12) auf das hiesige Barrel
von 3l Gallonen, und dann kommt England
mit 94 Cents. In dcn meisten Staaten vari
irt die Steuer zwischen 25 und 50 Cents ; i
Würtemberg und Preußen ist sie 26 Cents, in
Darmstadt 32j Cents, in Nassau 26 Cents und
in Sachsen 34 Cents.
In Frankreich ist die Steuer 66 CcittS ; in
Rußland 38 Cents, und in Norwegen 50 Cr
In Baier, Dänemark und Norwegen ist die
Steuer ganz aufgehoben.
Ei schlauer Briefmarder. —
Aus London wird berichtet: Sinnreichere Brief
dicbe als in London kann es kaum irgend wo
in Europa gebe. Der Londoner Dieb hängt
eine elastische, mit einer Feder z schließen
de und zu öffnenden Beutel durch den Schlitz
in den Briefkasten. Wenn eine Anzahl Briefe
in das Netz gefalle ist, zieht er es heraus, ud
der später kommende Briefträger, der die neueste
Sammlung abholen will, findet eine lccre
Kasten. Durch dcn Umstand daß einem sol
chcn geheimen Bciilel die Feder brach, so daß er
iiichl von außen herausgefischt werde konnte
und im Kaste dlieb, ist der neueste Kunstgriff
der laiigsingerigc Brüderschaft au'S Licht ge-
Der Hmmrist.
N witncrlickcr Brief.
Kvezbelmiger Mister Printer. Wie
ich die leischt Wocii mit ineiin schwarz
braune Schiininelsiichs s der Kälwer-
Handel gcritte bin, do hab ich nct weit
dum Herebcr.z e Brief gesinnte, den
chner just vorher verlöre hawe niufi.
Er wor et ziigeschinicrt, nn der Wun
sitz Hot mich arg geplo.zt, for auSzufinne,
wvs drin stch möcht, u ich will bidainmt
sei, wann's nct ehns vun die wunner
barlichste Brief is, daß ich all sei Dag
un des Leewes in meine Hand gchatt,
for seil schick ich dir ihn, weil ich wehst
daß du ab schun emol i soner fir warst
un ah ganz gut verstehst, waö der Bries
nie hat. Nau magst dn ihn sor der be
ließt vun annere junge Mäd un Buwc
publische. Toiser:
„Ferchterlich geglichener und gebobbel
ter schiiiierkaö Pitt Hanjork! —Du
webst wo unser Bärge war, sunst hätt
ich's net mit dir gcduh, du wehst wos ich
mehn ; woö du mir verspreche host,wcrst
dn ah wisse. Nan däht ich gleiche dafi
du bis der nächst Samstag Owet knmmst
for seile Bisneß zu settle, wo du so dum
me fträch davon gemacht Host, un wu
mir allzweh so arg gut drüwcr gefühlt
hcn. Hanjörk, ich will dir sage, mir
mache besser en End davon bekabs ici
neuer scheckiger seidiger Frack, den ich
erst vor 9 Woche kriegt hab, fit net meh
bei zwch Fuß nächst, nn warum werft du
ah wisse. Ich will net hoffe, daß du
ehner vun dcnne bist, die auökliere,
wann's druf un dran kumint. Ich
hab gemchnt es wär das Beste, daß wir
noch Ouäkertaun geh dähte, der Pitt
Spanntdclah Hot mir gesagt, es wäe en
welscher Parrer un Mädpetzer dort, wn
ihn just en Dahler un en Vertel ge
tschärtscht hät for zu hcire, un dernoh
hätt ihm der Parre och sei Dinner in
der Bärge gewe. Es is net verwerth
daß mir zu große Erpenses gehe, bekahs
der gröscht Gespaß is auihau doch vor
bei. Ich hab keh Zeit for ichner zu
schreiwe, bekahs mei Mäm watscht mich
gar merkwerdig klvhs, wie en Käß en
Maus, u ich mehn alsemol sie hätt die
Latwerk schun geschmackt. Nau kumm
forschuhr, oder du wehst woö es gebt.
Nancy Ufschweller.
Anstefi hr t.
, Ein wohlhabender, höchst solider nnd
frommer Kaufinan in Minneapoliö sitzt
am heiligen Osterabend nachher Abend
kirche im Kreise scineFamilie am glimmen
den Kaminfeuer imParlor. TrauteStil
le herrscht im tosigen Gemacht. Da klingt
der Thürglockenzust. Man öffnet und
findet einen Korb auf der Thür
schwelle, sonst aber Nichts. Im Parlor
bei Licht besehen, findet man auf einer
am Henkel des Korbes befestigten Eti
quette denselben nebst Inhalt in feiner
Damcnhandschrift an den Hansheren
addressirt. Man hebt den Deckel und
findet—Kleidchen, Hemdchc und Häub
chen für ein Kind zarten Alters. Was
ist das ? ruft der Hausherr verlegen.
Mann, Man ! ruft die Hausfrau
mißtrauisch. O iny! die Töchter.
Als aber eine der letzteren die Kleidchen
aus dem Korbe ntmuitund sorgsam ein
gehüllt in feine Tücher, ein Etwas ent
deckt, das nur ein Baby sein kann, da
erstarrt der Papa zur Salzsäule, die
Töchter beretten stch vor in Ohnmacht
,u fallt und die Mama fällt wirklich
hinein. Wie lange die Familie in
diesem Zustande verhart haben würde,
ist nicht zu sagen, hätte nicht das jüngste
Söhnlein das „Baby" aus dem Korbe
genommen nnd eS laut jubelnd dem
Papa auf den Schoß gelegt. Wie von
einer Tarandel gestochen, springt dieser
auf,—und auf den Boden fällt eine
dicke —Runkelrübe.
Auch nicht übel.
Ein ehrlicher Schwabe, der indessen
nicht in die Klasse der „Blitzdummen"
stehörte, reisttc vom Schwarzwald nach
Frankfurt, wo sein Bruder Mickrl Knt
sckier bei einem Gesandten war. In
Frankfurt angekommen, begab er fick
vorerst in ein Wirthshaus, wo er seiner
knurrenden Magen gehörig befriedigte,
um nicht gleich seinem Bruder beschwer
lick fallen zu müsse. Während er
sein ihm vorgestelltes Sauerkraut und
Blutwurst zum Munde gabelte, kam ein
feines Herrchen mit gedrillter Nase aus
einem Nebenzimmer nd nachdem dieser
gewahr wrd, daß der wackere Esser ein
Schwabe sei, gedachte er sich einen klei
nen "Zur" zu mochen.
Ist es wahr, begann er, daß die
Schwaben nenn Tage lang ach der
Geburt nicht sehe ?
10, Jo, erwiederte der Schwabe
was wohr ischt, kamer net iäugnen,
neun Tag sind bei auns d' Kinder blind;
aber wenn i'.i a mol d' Auge uf geant,
do sean se so en Esel, wia do oaner
voar mer stvht, dur und dur.
Der "Bebrillte" verschwand.
Woher kommen die Esel.
In einer Kinderlehre, da gerade die
Geschichte von Bilcams Esel zur Sprache
kam, fragte der Pfarrer einen
Knaben : Hörr, kannst du mir nicht
sage, woher die Esel kommen ? Ein
anderer Knabe bläst ihm ein : aus
der Tartarei. Aus der Pfarrerei! ruft
der Knabe.
(sine beselicidcne Antwort.
Ein Arzt fragte einen Geistlichen: „Sahen
Sie je eine Seele?" Nein! „Hörten Sie je
eine Seele?" Nein! „Rochen Sie je eine
Seele?" Nein! „Schmeckten Sie je eine
Seele?" Nein ! „Fühlten Sie je eine Seele ?
O ja ! „Nun gut, sagte der Arzt, dann sind
immer vier Sinne gegen den einen durch
welchen Sie zum Glauben an die Eristenz einer
Seele veranlaßt werdcn. Darauf fragte
der Geistliche dcn Arzt: „Sahen Sie je einen
Schmerz ?" Nein ! „Hörten Sie je einen
Sckimerz ?" Nein! „Rochen Sie je einen
Schmerz ?" Nein! „Schmeckten Sie je einen
Schmerz?" Nein! „Fühlten Sie je einen
Schmerz?" Ja!
Nun denn, sagte der Geistliche, so gut wie Sie
an den Schmerz, darf ich dann auch an die Eri
stenz der Seele glauben.
Anzeigen
Pennsylvania Eisenbahn.
Acht Züge (täglich) nach und von Pili
ladelphia und PittSburg, und zwei
Züge täglich nach und von Erie,
ausgenommen Sonntags.
An und nach
Sonntag, Mai 20, 1800.
Die Passagier-Züge der Pennsylvania
Eisenbahn Compagnie verlassen HarriSburg und
kommen in Philadelphia und PlctSburg an wie
folg -
Oestlich.
Philadelphia Erpreßzug erläßt Harrisburg
täglich um 2.45 Vorm. und kommt in West-
Philadelphia an um 7.00 Vorm.
Schnellzug verläßt Harrisburg täglich (aus
genommen Montag) um 8.50 Vorm. und er
reicht West-Philadelphia um 1.00 Nachmittags.
Passagiere frühstücken zu Harrisburg.
Ene Erpreßzug östlich von Erie kommt in Har
riSburg täglich an (ausgenommen Montag >
und macht Connection mit dem HarrlSburg um
8.50 Born, erlassenden Schnellzug.
Tag Erpreß verläßt Harrisburg täglich (aus
genommen Sonntag) um 1.40 Nachm. und
erreicht Westphiladelphia um 5.40 Nachm.
Eincinnati Erpreßzug verläßt Harrisburg äg
lich(ausgenommen Sonntags) um 8.30 Abends
und erreicht Westphiladelphia um 12.30 Morg.
Supper zu Harrisburg.
Harrisburg AcrommodationSzug erläßt Har
risburg täglich (ausgenommen Sonntag) um
4.10 Nachm. und erreicht Westphiladelphia 9.40
Nachm. Dieser Zug hat keine Verbindung mit
dem Westen.
Lancasterzug, über Columbia, verläßt Harris
burg täglich (ausgenommen Sonntag) um 7.00
Vorm., und erreicht Westphiladelphia um 12.30
Nachmittags.
Dillerville AccommodationS-Zug, über Mt.
Joy, erlaßt Harrisburg täglich (ausgenommen
Sonntag) um 6.30 Vorm., und erreicht Lan
caster um 9.10 Vorm., Connection machend mit
dem östlich gehenden Lancaster Zug.
Weg Passagicrzug verläß, Altona täglich (aus
genommen Sonntags) um 6.00 Vorm. und er
rricht HarriSburg um 12.40 Nachm.
Lokal-AccommodationS - Zug verläßt Altona
täglich (ausgenommen Sonntag) um 9.55
Vorm., uud erreicht HarriSburg um 6.30 Nach
mittag.
Westlich:
Erie Postzug westlich, für Erie, venäßt Har
risburg täglich (ausgenommen Sonntag) um
2.05 Vorm. und erreicht Erie um 0.55 Nachm.
Erie Erpreßzug westlich für Erie, erläßt
Harrisburg täglich (ausgenommen Sonntags
um 4.10 Uhr Nachm, und reicht Erie um 9.30
Vormittags.
Baltimore Erpreßzug verläßt HarriSburg täg
lich lausgenommen SonnlagS) um 2.00 Vorm.
Altona, wo gefrühstückt wird, um 7.2 i) und er
reicht PittSburg um 1.10 Nachm.
Philadelphia Erpreßzug verläßt Harrisburg
täglich um 3.20 Vorm., Altona, wo gefrühstückt
wird, um 8.20 Vorm. und erreicht PittSburg
um 1.40 Nachmittags.
Tag Erpreßzug westlich verläßt Harrisburg
um 2.ooNachm. täglich (ausgenommen Sonn
tags), erreicht Altona um V.50 Nachm., nimmt
Supper und erreicht PittSburg um (2 Uhr
Nachts.
New-Nork Erpreßzug verläßt Harrisburg tag
lich um 4.00 Vorm., erreicht Altona, wo man
frühstück, um 8.5, und erreicht PittSburg 2.00
Nachmittags.
Schnellzug verläßt Harrisburg täglich (aus
genommen Sonntags) um 4.05 Nachm., Al
toona, wo soupirt, um 8.50 Nachm. und er
reicht PittSburg um 2.20 Vorm.
Postzug verläßt Harrisburg täglich (ausge
nommen Sonntags) um 2.40 Nachm., Altoona,
wo supir wird, um 8.30 Nachm. und erreicht
PittSburg um 2.20 Vorm.
Emigrantenzug (westlich), welchem in Passa
gierwagen erster Klasse für die Bequemlichkeit
vou Reisenden nach Zwischenstationen angehängt
ist verläßt HarriSburg täglich (ausgenommen
Montags) um 7 Uhr Vormittags, Altoona, wo
Dinner genommen wird, um 3.00 Nachm., und
erreicht PittSburg um 11 Uhr AbeudS.
Dillerville AccommodationS - Zug, westlich,
erläßt Lancaster täglich (auSgnommen Sonn-
I Mount Zo 5.30
mittags" ' H"iSburg um 3Loach-
Samuel A. Black,
up't Mittel Di. Penn'a R. R.
HarriSburg, Juni 28, 1866.
18. Die SSV.
Pittsburg, Fort Wayne und Chicago
lkisrnbah,
Elevclaiid nd Pittsburg Eisenbahn.
Sommer Fahrplan.
Am und nach dem 20. Mai, 1866
laufen die Züge wie folgt;
Bcrläßt Verlaß,
PittSburg für Chicago, für Clevcl'd, für Wbcel'a
Erpreß 12.01 v.m.
Erpreß 2.10 v.m. 2.10. i. 1.55 n.m
Erpreß 2.10.m. 1.55 n.m. 4.35.M
Postzug 6.45. m. 6.1 v.m. 6.10.m
Für New Castle und Erie, - - 5.40v.m
Ankunft in PittSburg.
P. Ft. W. und E. R. W. 2.20 . m.; 3.10
u.M.; 6.10, i.m.; 9.10 Abends.
Erie Erpreß, 6.35. Abends.
C. u. P. R. R., I 1.05 v. m.; 3.40 n. in.;
9.R) Abeurs. . . m.,
A c c o m i o d a t i o n S z ü g e
verlassen Alleghen für
New Brighto 9.00 v. m.; 11.50. in.; 4.50
. in.; 6.0 Abends.
Rochefter, 2.25 n. m.
New Castle, 3.30 n. i.
Wellsville, 3.30 n. in.
Ankunft in Allegbenv":
P. Ft. W. und C. R. W. 7.15 v. m.; 5.15
v. in.; 9.45 v. in.; 2.20 . m.; 4.30 n. m.;
12.20. i.
C. und P. R. R. 9.00 v. m.
Geo. Parkin, Ticket-Agent,
Union Passagier Depot, Pittsburg, Pa.
F. R. MycrS, Gen. Ticket Agent.
Lebanvn Valley Brauch
der
Philadelphia Sc Neading Eisenbahn.
S t u n d c n iv c ch s e l.
Vier Züge täglich für New-Aork.
An und nach Montag, Mai 21, 1866, laufen
Abfahrt von Harrisburg.
No. 1 Erpreß nm 3.00 Vormittags, erreicht
New-Plork um 10.00 Vormittags.
No. 3 Schnellzug, im 9.05 Vorm., erreicht
New-Zlort um 3.40 Nachm.
No. 5 B.lO Vorm., erreicht Rea-
No. 7 Postzug, um 2.10 Nachm., erreicht New
Aork um 10.35 Nachm.
Rcading AcrommodationSzug um 4.4oNachm.,
ball auf allen Stationen an zwischen HarriS
burg und Rcading.
No. 9. Eincinnati Erpreß, um 9.15 Nachm.,
erreicht Ncw-Zork um 5.40 Vorm.
Die obige Züge machen genaue Verbindung
mit ähnlichen Züge der Pennsylvania Eisen
bahn! von Pittsburg und dem Westen. N. 1
und 9 haben Durch-Schlafkarren.
Für Philadelphia und PottSville.
Der 3'oo Vormittags Erpreßzug macht zu
Neading Connection mit dem Reading Accoino
dationS-Zug und erreicht Philadelphia um 5.35
Vormittags. NS. 5 um 8.10 Vorm., und 7
mache Eounectio zu Reading für Pottllle,
Tamaqua, Allentown, Philadelphia ic., ankom-,
mend a letzterem Punkt um 1.00 und 7.05
Nachmittags.
Weg-Züge für Zwischen-Stationen.
No. 5 Postzug um 8.10 Vorm., hält an allen
Punkten und macht die nämlichen Connectionen
zu Reading wie No. 7.
9, HarriSburg Accomodation, um 9.15
diug um 11.30 Nachmittags.
Rückkehrende Züge gehen ab wie folgt
New Aork—No. 2 Schnellzug um 9.ooBor
mittags, No. 4 Erpreßzug um 8.00 Nachm. u.
No. 6 Postzuq m 12.00 Mittag.
Philadelphia—um B.i>oVormittag und 3ZO
Pottsvitle—6.4s 8.30 Vormittag und 2.45
Readi/—No. 4 Erpreß um 1.00 Nachts,
No! 8 Postzug um 10,4,> vormittag. St. 2
Schnellzug um 1.48 Nachm., No. 6 Postzug
um 6.05 Nachmittag.
Um 7.30 Vorm. AccommondationSzug, hält
auf allen Stationen an.
Verlassen da Reading Eisenbahn Depot zu
HarriSburg für PottSville, über die Auburn u.
Schualkill und Susquehanna Eisenbahn, um
4 Nachm. und kehren von PottSville auf dersel
ben Bahn zurück um 6.45 Vormittag.
Gepäck mit Checks ersehen. Für Ticket oder
andere Auskunft wende man sich an
I. I- Slyde.
General Agent, HarriSburg.
HarriSburg, Juni2l, 1866.
Northern Central Eisenbahn.
Sommmerzeit Tabelle.
Durch- und direkte Route nach Washing
ton, Baltimore, Elmira, Erie
und Buffalo.
Pier Züge täglich
nach und von
Baltimore und Washington City.
Drei Züge täglich
nach der Nord- und Westzweig SuSque
hanna, dem nördlichen und westlichen
Pennsylvanien, und New-Aork.
A n und nachMontag, Mai2t> 1860,
werden die Züge auf der Northern Central Ei
senbahn wie folgt laufen:
Südlich.
Postzug verläßt Elmira 4 45 v m
verläßt Harrisburg 135 n m
erreicht Baltimore 5 30 nm
Elmira Erpreß verläßt Elmira 5 30 n m
erläßt Harrisburg 250 m
erreicht Baltimore 700 m
Schnellzug verläßt Harrisburg I 45m
erreicht Baltimore 12 30 n m
Harriöb. Acco. verläßt Harrisburg 505 n m
erreicht Baltimore 937 n m
Erie Erpreß verläßt Erie 445 n m
erreicht Harrisburg 833 m
Nördlich.
Postzug erläßt Baltimore 9 15m
verläßt Harrisburg 205 n m
erreicht Elmira 10 45 n m
Elmira Erpreß verläßt Baltimore 945 n m
verläßt Harrisburg 205 m
erreicht Elmira 11 35 vm
Schnellzug erläßt Baltimore 12 10 nm
erreicht Harrisburg 350 nm
Erie Post verläßt Baltimore 7 20nm
verläßt Harrisburg 12 00 m
erreicht Erie 6 55 v m
Erie Erpreß verläßt Harrisburg 4 10nm
erreicht Erie 9 30 nm
HarriSb. Acco.erläßt pjork
Der Erl- Erpreßzug nördlich und der Harris
burg AcrommodationSzug südlich laufen täglich,
ausgenommen Sonntags. Der Elmira Erpreß
zug nach Norden und dem Süden laufen täglich.
Der Schnellzug nach Norden und HarriStarg
AcrommodationSzug nach Norden kommen täg
lich an, ausgenommen Sonntags. Der Elmira
Erpreßzug nach Norden komm und der südlich
gehende chuellzug geht täglich ab. Der Post
zug nördlich und südlich lauft täglich, ausgenom
men Sonntags.
Erie Erpreß nach Süden kommt täglich an.
Um eitere Auskunft wende man sich an hiv
Office im Pennsylvania Eisenbahn Depot.
I. N. Dußarry, M
Ben. Superintendent. -
Harrisburg, Juni 21, 1866,