MeaÄ i N g, VtNN. Gedruckt und herausgegeben vou Arnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnut - Straße. Jahrg. I«, ganze N»m. 472. Bedingungen , —Der Niberalc Lcolmcktcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen «uperial - Bogen mit schonen Vettern gedruckt. Der SubscriptionS. Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden PI 5» angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unterfchreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Tcrmins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein» gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterfchreiber. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden. Der Sohn der Nacht. Eine milde Sternennacht hatte sich ü er das geräuschvolle Paris ausgebreitet. Die ungeheure Weltstadt hat aber auch hre stillen, friedlichen Plätze, die bei Nacht och friedlicher werden, wo man den schritt deö einsamenWanderers vernimmt, vo kein Wagenrasseln den Schlummer tört und die Lichter früh gelöscht werden. sie Champs-Elysees haben stille grünen e Winkel, wo anmuthige Häuschen ste hen, zu deren schattigen Obdach kein Laut ringt. Wir stehen jetzt vor einem solchen ; ein ierliches Haus aus rothen Backsteinen, iit weißen Verzierungen, halb im hollän ischen Geschmack und die Wohlhabenheit er Bewohner verkündend, liegt vor uns, mgeben von einem schönen Rasenplatze, nit Blumen umhegt. Die Fenster des Unterstocks sind geöff »et, und wir blicken in ein Zimmer, Wet hes von einem Halbdunkel beherrscht wird, >as der grüne Schein einer Lampe ver leitet. Ruhe und Stille rings umher. Tine junge Frau sucht in einer geöffneten Schublade Häubchen und Linnenzeug von einem Battist, mit Spitzen verbrämt, zur ftachtkleidung eines Kindes. Ihre Hal ung war anmuthig und zierlich, und im Ain - und Hergehen entfalteten sich un villkürlich die Reize eines schönen Wuch es. Jetzt nahm sie ein kleines Mädchen n Ihre Arme, ein Miniaturbildchen, das !aum ein Jahr haben mochte, und das so eicht war, um ihren graziösen Bewegun gen nicht im mindesten Zwang aufzulegen. Oie schöne Mutter schien sich damit schmük 'en zu wollen, und trug daS Kind als ei ,e zarte Blume an ihrem Busen. Sie setzte sich, das Äind auf demZchoo je, und entkleidete eS, um es in's Bett zu egen ; allein das Kleine machte noch eini ge Umstände, wie solche junge Geschöpfe mmer thun, die erst seit Kurzem sich des Tageslichts erfreuen, und daher gar nicht Lust haben, wieder zum Schlummer zu rückzukehren. So auch hier. Sobald die Mutrer dem lieblichsten Wesen das Nachthäubchen aufgesetzt hatte, so riß es Vasselbe mit beiden Händchen herunter und warf es in die Luft um eS mit seinen Fuß' chen wieder aufzufangen, von einem Lä cheln begleitet, das keine Feder zu beschrei ben im Stande wäre. So müssen die Engel im Himmel lächeln ; so denkt man sich's ; wer aber hat es gesehen? Umsonst war die Mutter bemüht, mit der Kleinen zu Ende zu kommen, und selbst da ver mochte sie's nicht, als sich ein kleiner Schleier von Ernst über die Glück ver kündende Heiterkeit senkte, die in allen Zü gen ihres schönen Gesichtes spielte. Dies war der Moment, als sie im Vor zimmer ein leises Schreiten auf dem kni sternden Parket vernahm. Ueberrasch wandte sie den Kopf. „Bist Du's, Caroline?" fragte sie, weil sie glaubte, ihr Kammermädchen, das eine» späten Ausgang hatte, sei zurückge kehrt. Keine Antwort. Jetzt fiel es der jungen Frau ein, daß sie allein war; es wurde ihr mit einem Mal so unheimlich im Zimmer, und sie fühlte ein ängstliches Pressen auf der Brust. „Aber so antworte doch, Caroline," sagte sie wieder mit einer zitternden Un geduld. „Warum bleibst Du so lange aus?" Dasselbe Stillschweigen ; sie fühlte sich überrieselt; ihr Athem stockte und Schweiß trat auf ihre Stirn. So saß sie noch ei nen Augenblick, das Auge auf die Thür gerichtet; sie wollte um Hülfe rufen, a ber ihre Stimme war erstickt, und ihr Körper keiner Bewegung mächtig. Ein verlarvter Mann trat ein. Da drückte sie ihr Kind an die Brust, allein nicht möglich war es ihr zu fliehen ; sie konnte nur den Schrecklichen anstau nen, erstarrt und lautlos. Der Mensch war ganz gewöhnlich ge kleidet ; ein Ueberrock bis an den Hals zu- Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. geknöpft, dazu ein runder Hut; seine gan ze Gestalt zeigte durchaus uichts Fremdar tiges, als die Larve, unter welcher er sein Gesicht verbarg. „In jenem Schreibtische/' sprach er mit dumpfer Stimme, „liegen hunderttausend Franken in Bankbillets, die gestern em pfangen wurden, um morgen in den öf fentlichen Schatz getragen zu werden. Die will ich haben." Der Schrecken der jungen Dame wuchs nach diesen Worten, die das Vorhaben des Fremden sogleich in das klarste Licht setzten ; dennoch aber kam ihr die Sprache wieder, sie hörte ja eine menschliche Stim me, sie stand nicht mehr dem Unbekann ten, dem Räthselhaften gegenüber. Es war ein Dieb, kein Phantom, kein Spuk. Die erste Bewegung, der sie sich wieder ü berlassen konnte, war natürlich die,aus dem Zimmer zu entfliehen. Allein der Frem de vertrat ihr den Weg, und der matte Schein der Lampe ließ sie bei einer Wen dung die Mündung einer Pistole gewah ren. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück und sank von neuem erstarrt in ih ren Sessel. ' „Den Schlüssel zum Schreibtische her !" sprach der Fremde fest und dringend, in dem er die Hand ausstreckend, auf jenes Möbel deutete. Sie verneinte mit dem Kopfe. Er suchte überall umher, in den Kry stall- und Bronze-Gefäßen, die auf dem Kamin, auf den Tischen umherstanden, oh ne auf die kleinen Gegenstände von Werth zu achten, die er darin fand, und die er alle verächtlich auf den Boden warf. Hier auf stellte er sich wieder vor die Dame hin und sagte mit bestimmtem Ausdruck, den Blick auf einen bunten Foulard geheftet, den sie als Schürze trug : „Der Schlüssel befindet sich in der Ta sche Eurer Schürze." Sie kreuzte entsetzt beide kleine Hände über das Täschchen. „Gebt mir den Schlüssel freiwillig oder ihr zwingt mich Euch zu durchsuchen, sprach der Entsetzliche. Es zog mit Eiseskälte durch ihre Adern ; tiefer Abscheu ergriff sie, und sie zog den Schlüssel hervor und warf ihn auf das Parket. Der Mensch hob ihn auf, öff nete damit den Schreibtisch und ergriff die Brieftasche mit den hunderttausend Franken, indem er sich damit aus dem Staube machen wollte. In diesem Au genblicke jedoch wer könnte sich solche Fügung erklären! bleibt er auf der Schwelle stehen, und sein Blick haftet ei ne Minute lang auf dem verzweiflungs vollen Weibe, das sich, kaum im Stande zu athmen, auf die Rücklehne ihrcs Ses sels stützt. Ihr Kopf neigte sich auf ih re Schulter und die langen Locken ihres braunen Haares umwallten ihr Gesicht, daS eine Marmorweiße zeigte. Das klei ne Kind hatte beim ersten Erscheinen der verlarvten Gestalt ein wenig geschrien, jetzt aber von der anscheinenden Ruhe des Vorgangs beschwichtigt, war es am Bu sen seiner Mutter eingeschlafen und sein aufwärts gekehrtes mildes Gesichtchen zeig te sich rosig und lächelnd. Eine Minute betrachtete der Fremde diese Gruppe, dann war er fort. Der Mensch, den wir hier auf so kecke, bestimmte Weise sein verbrecherischesHand werk üben sahen, war der Sohn einer be rüchtigten Diebsfamilie. Die Eltern, ein finsteres, verstocktes Gesindel, hatten die sonderbare Laune, ihr Kind zu behalten, statt, wie es solches Volk gewöhnlich zu thun pflegt, es auszusetzen und so einem bessern Loose zuzuführen. Richard, wie sie den Sohn des Verbrechens nannten, wuchs auf unter dem Schutze seiner El tern und ihrer würdigen Gefährten. Er war seit seiner frühesten Kindheit mit ge stohlenem Brod ernährt worden, lernte frühzeitig die Sitten der Spitzbuben, und war also seit seiner Geburt eingeweiht in diesen schändlichen Nachdruck der Gesell schaft. Kein frischer Hauch von außen war in "N?illig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag de» IS. September, RBÄB. diesen erstickenden Dunstkreis gedrungen, als er aber später die wirkliche Welt ken nen lernte, so war sie ihm wie ein Feind erschienen, den man durch List bezwingen müsse; er halte sie von keinem andern Gesichtspunkte auö kennen gelernt. Die Außendinge hatten seinen Sinn berührt, allein die Seele des Ganzen konnte er nicht erfassen. Er hatte die Welt geschaut, a ber nicht verstanden. Seine Eltern waren sorgfältig bemüht gewesen ihn für sein Handwerk zu erzie hen und man mußte gestehen, daß seine Eltern gewandte Leute waren; denn seit zwanzig lahren lebten sie schon von Dieb stahl und Raub und hatten noch keine ein zige Verurtheilung erfahren. Als Ri chard noch ein ganz kleiner Junge war, mußte er, schön wie ein Engel, die Rolle des Amors bei der Procession des Fast nachtochsen spielen, der jedesmal die gro ße Treppe der Tuilerien hinaufsteigt, um das Geschenk aus den Händen des Königs zu erhalten. Als er größer geworden, gab man ihn bei einem Kaminfeger in die Lehre, weil dies die einzige Hantieruug ist, die in die Gemächer der Reichen und Vor nehmen dringen darf. Als diese Lehr zeit vorüber war, wurde Richard zu einem Maler gegeben, der die Schilder der Kauf leute malt, der in das Innere der Maga zine geführt wird, und dort sein Atelier aufschlägt, um alle Gegenstände des Ver kaufs mit sprechender Aehnlichkeit wieder geben zu können. (Fortsetzung folgt.) Die nächtliche Inspektion. Eine wahre Geschichte aus dein Milltärischcn. Der Major von D. . . hatte zum Loh ne für seine langen und treuen Dienste den bequemen und lukrativen Posten des Commandanten eines befestigten Schlosses an der Rheingrenze erhalten. Er hatte gute und brave Offiziere, welche den Com Mandanten aller Geschäfte, wobei nicht seine eigenhändige Unterschrift erforderlich war, mit der größten Bereitwilligkeit ü berhoben, genug, Herr von D. konnte im wahren Sinne des Wortes auf seinen Lorbeeren ruhen. Allein ein beständig ungestörtes ruhiges Glück macht doch zu letzt nur Ueberdruß und lange Weile. So ging es auch dem alten Major, die Rolle eines Ehren-Commandanten fing an, ihn entsetzlich zu langweilen, und er beschloß, auch einmal als wirklicher Commandant aufzutreten, und sich mit seinen eigenen Augen zu überzeugen, ob Alles in Ord nung sei.—Es war ein kakter stürmischer Dezemberabend. Der Commandant ent ließ die Offiziere, welche bei ihm gespeist hatten, früher als gewöhnlich, und erklär te, er werde sich schlafen legen, sobald er den Abendrapport gelesen. Noch eine Weile sann er über seinen Plan nach und faßte endlich den Entschluß, sich um halb ein Uhr in der Nacht wecken zu lassen, und dann ganz im Stillen die Runde zu ma chen. Um der Verbreitung seines Vor habens vorzubeugen, sagte er zu seinem Bedienten, er habe sehr wichtige Papiere zu studiren, wozu er einen Theil der Nacht anwenden müsse. —Nach einigen Stunden der Ruhe wurde der Commandant zur be stimmten Zeit geweckt. Der alte Kriegs held zog zum Schutz gegen den kalten Nordwind seinen dickwattirten Schlafrock über die Uniform, drückte seinen Federhut tief in die Augen, forderte von dem ver wunderten Bedienten den Schlüssel seiner Wohnung, und befahl ihm, unter keinem Vorwande das Zimmer zu verlassen. Während der Bediente sich über das völlig beispiellose Verschwinden des Commandan ten den Kopf zerbrach, und ein galantes Abenteuer dahinter witterte, umging der alte Krieger leise die in einem Winkel des spärlich beleuchteten Hofes befindliche Hauptwache und verschwand in einem al ten Thurme, dessen Wendeltreppe auf ei nen Wall führte. Durch eine Rabensin sterniß gelangte er endlich auf eine Platt form, wo er zuweilen einen Nachmittags spaziergang zu machen pflegte. Zu die- ser Zeit gehörte indessen ein Spaziergang auf der Plattform nicht gerade zu den Annehmlichkeiten desCommandentenlebens denn der Thermometer würde wenigstens zehn Grade unter Null gezeigt haben, u. ein starker Nordostwind, welcher einen fei nen Schnee mit sich führte, war so schnei dend. daß er in einer Viertelstunde den wärmsten Mantel einerSchildwache durch drungen haben würde.—Sich fest in den Schlafrock hüllend, näherte sich der Com mandant leise dem ersten Schilderhause, um eine unachtsame, vielleicht gar schlafen de Schildwache zu überraschen. Wer ver mag sein Erstaunen, vielleicht gar seine Freude zu schildern, als er den auf dem Posten stehenden Soldaten in einem Win kel des Schilderhauses angelehnt und fest schlafend fand! —Aha! das wußte ich wohl, sagte der Commandant, innerlich frohlockend so wird auf den Dienst ge achtet !—Er war schon im Begriff seinem Zorn in Schmähreden Luft zu machen, allein er hielt an sich ; er bedachte, daß er durch den Lärm die übrigen aufwecken, nnd daher den Zweck seiner Erpedition verfehlen würde. Er merkte sich daher genau den Schläfer, und setzte seine Wan derung auf dem Walle mit noch größerer Vorsicht fort. Die zweite Schildwache schlief nicht; sie ging ganz ordonanzmä ßig in den Grenzen auf und ab, und such te sich durch die Bewegung etwas zu er wärmen. —Wer da ? rief der Soldat, als im Finstern ein kegelförmiger Gegenstand mit einem Federhute sich näherte. —Com- mandant—der da schläft wenigstens nicht. —Wer da ? Parole! wiederholte der Sol dat das Bajonet fällend Kerl, ich lasse Dich füseliren! rief der Commandant; ich sage dir noch einmal, ich bin der Schloß- Commandant. Halt! die Parole! Keinen Schritt weiter! ich werde dann schon sehen was ich zu thun habe. Die Parole? Wozu brauche ich die Parole? Ich bin ja der Commandant. Ich habe die Parole vergessen; ich weiß noch; sie fing mit einem V an ; aber der Teufel soll mich holen, wenn ich die übrigen Buch staben noch weiß !—Zurück oder ich feure! rief der Soldat, den Hahn spannend. Der Commandant, durch diesen Empfang etwas außer Fassnng gebracht, erklärte, er wolle sich zurückziehen. Es blieb ihm nichts übrig, als sich wieder zum ersten Schilderhause zu weuden. Hier aber ge stalteten sich die Sachen ganz anders. Der Wortwechsel mit der zweiten Schild wache hatte den Schläfer aufgeweckt. Er stand zwischen seinem Schilderhause und der Brustwehr; und als er die sonderba re Gestalt erblickte, welche sein Camerad nicht hatte durchlassen wollen,donnerte ihm ein neues ~Werda" entgegen. Ein dem vorigen gleicher Dialog folgte, mit der Weisung, nicht vom Fleck zu gehen bis zur Ablösung der Schildwachen. Der Commandant befand sich nun in einer höchst precären Lage; er stand zwischen zwei Schildwachen, welche Feuer auf ihn zu geben drohten, sobald er sich nach der einen oder andern Seite wenden würde. Seine wiederholten Versicherungen, daß er der Commandant sei, und daß er die beiden Soldaten füseliren lassen wolle, blie ben völlig unbeachtet. Eine Viertelstun de, die er in Wind und Wetter, vor Käl te schlotternd, auf der luftigen Bastei zu bringen mußte schien ihm ein Vierteljahr hundert. Er war kaum noch im Stan de sich aufrecht zu erhalten, als der Un teroffizier kam, um die Schildwache abzu lösen. Die räthselhafte Erscheinung mit dem Federhute wurde festgenommen und auf die Wache geführt, wo sie endlich für den leibhaftigen Commandanten erkannt wurde. Herr v. D. war kaum im Stan de, in seine Wohnung zurückzugehen, und das einzige Ergebniß seiner nächtlichen Inspektion war ein Schnupfenfieber, welches ihn vier Wochen an's Bett fesselte. Sklavenhandel mit Weißen. Der merkwürdigste Verkehr der be rühmten Stadt Trapezunt am schwarzen Laufende Rummer st. Meere in Klein-Men ist der weiße Skla venhandel. Die Kriegsgefangenen der barbarischen Völkerschaften am Kaukasus, und bisweilen Kinder, welche von ihren Eltern verkauft worden sind, werden von Anapa aus, oder entlang der Küste von Trapezunt auf den Markt gesandt. Man nennt sie da Geor g i e r Ter mit wei ßen Sklaven getriebene Verkehr unterschei det sich aber von dem Negerhandel wesent lich dadurch, daß die meisten Sklaven mit ihrem Loose zufrieden sind. Bekanntlich können sich nur die reichen Türken Skla ven verschaffen; diese werden dann aber eher wie Kinder vom Hause, als wie Die ner behandelt: indem man die gemeinen Arbeiten den Tagelöhnern überläßt, und jene, wohlgekleidet, und mit schönen Was. fen versehen, blos ihren Herrn zu beglei ten, und ihm die Dienste zu leisten haben, welche ein Sohn für den Vater zu verrich ten pflegt. Das Loos der jungen Mäd chen wird jedoch mehr oder minder glän zend, nachdem sie schön oder verständig sind. „Auf der Reise durch das Binnenland von Asien," erzählt Fontanier, "schlössen sich einige Türken von Achal unserer Ka ravane an. Sie hatten vier Sklaven bei sich, zwei Mädchen und zwei Knaben, die sie an den Meistbietenden verkaufen woll ten. Die Mädchen sagten zu mir, sie wären aus einem Dorfe der Landschaft Guriel gebürtig, des Nachts daraus ent wendet worden, und befänden sich seit frü hester Jugend in dem Haufe ihres Eigen thümers, den sie als ihren Vater betrach teten. Sie waren gar nicht betrübt über ihr Schicksal und es machte ihnen keine Sorge, an wen sie etwa verkauft werden würden. Das eine Mädchen war sehr schön, und ließ sich gleich einer Fürstin von den Führern aufwarten, wie wenn sie ih re Diener wären. Die andere war nicht so aufgeräumt; ihre Eitelkeit war verwun det, weil man sie nur auf vier Beutel schätzte, während für ihre Gefährtin vier undzwanzig verlangt wurden. Die Kna ben waren zwölf bis fünfzehn Jahr alt, und man wollte für jeden zwölf Beutel haben (ein Beutel beträgt etwa 44 Tha ler). Die Eigenthümer wurden nicht mü de, die Schönheit und die guten Anlagen ihrer Sklaven anzupreisen. „Ich sehe," sagte der älteste der Türken, „diese Mäd chen für meine Töchter an. Wir hatten uns einst bei Nacht in ihr Dorf geschli chen ; ich tödtete mit dieser meiner Hand ihre Eltern, und steckte das Haus inßrand. Allah weiß, mit welcher Zärtlichkeit ich die Kinder auferzogen habe. Nun der Him mel sei Dank sie sind Moslim gewor den, und ich kann versichern, gegen ihre Tugend ist nichts einzuwenden. Wie könnte ich auch sonst wagen, sie irgend ei nem großen Herrn anzubieten, welcher al lein im Stande ist, sie nach Gebühr zu bezahlen?" —Er trug in der That auch die größte Sorgfalt für die Mädchen, gab viel für ihren Schmuck aus, und wenn sie böse wurden, und ihm sogar die ärgsten Grobheiten ins Gesicht sagten, wagte er kaum ein Wort zu erwiedern. Es begab sich nun, daß ein persischer Kaufmann zu uns ins Zelt trat, welcher gern zeigen wollte, daß er reich sei. Er äußerte, die schönste der Sklavinnen kau fen, und wenn sie ihm nicht anstehe, sie wieder in Konstantinopel an den Mann bringen zu wollen. Der Türke bestimm te einen Tag zum Verkauf, und man er laubte mir gegenwärtig zu sein. Zur be stimmten Zeit begann die Unterhandlung. Ich weiß nicht, wer wüthender darob war, ob Herr, oder Skavin als der Käufer für die letztere nur vier Beutel zu biete» wagte; aber Beide warfen sich über den selben, prügelten ihn durch, und verbaten sich in Zukunft solche Anträge. Die Da me erklärte, sie würde sich nie an einen Mann verkaufen lassen, der ihre Reize sa schlecht zu schätzen verstehe, und wenn er auch den doppelten Preis bieten sollte. Später erfuhr ich, daß die Sklaven al le zusammen an einen reichen Herrn in
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