Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemcincr Nead i N g, Mnn Gedruckt uud herausgegeben von ArnoldPn w e ll e, in der Snd Kren Straße, zwischen der'Franklin- »ud Cbesnnr - Straße, Jahrq. 8, stanze Rum. edinaunaen Der A.il,crnlr Itcob.irllter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mir schönen Vettern gedruckt. Der - Preis ist Ein Thal er des Jahrs, welcher in halbjährlicher «orausbeiahluna erbeten wird Wer im Vaufe des Lahres nicht bezahlt, de», werden Hl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als «Monate wird lein Unterschreibe? angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Mon.it vor Ablauf des Lubseriptions-Tcriiiins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. 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Die ganze elegan e Welt trieb sich unter den geschmückten Puppen umher, und ergötzte sich, theils >ie frohe Kinder - Zeit zurückwünschend, in den hübschen Zuckerbäumen u. s. w., 'Heils an der fröhlich versammelten Men ge, welche im bunten Gewühle ?vogte, je des sein Interesse suchend. „DieserJuno-Gestalt müssen wir nach" sagte Guido, und zog Eugen, welcher eben bemüht war, einer Dame in blauem Pel ze in das Gesicht zu sehen, einer hohen schlanken Frau nach, die in Gesellschaft von mehrern ältern Damen, wie es schien, in eine der Buden trat, um etwas zu kaufen. Die beiden Freunde traten eben falls, zum Scheine unter den aufgehange nen Putzsachen wählend, hinzu. Aber nicht, weder das ungeduldige Klirren mit den Spornen Guido'S noch dessen über triebenes Lob einiger linker Hand hängen den Galanteriewaaren, konnten die Dame vermögen, ihr Gesicht gegen ihn zu keh ren ; bis endlich ein Zufall seinen Wün schen begegnete. Die Fremde zog näm lich, um einige Parfümerien zu bezahlen, ihren Geldbeutel aus der Tasche, wo ihr der hierzu abgezogene Handschuh zur Er de fiel. Guido hob ihn schnell auf, und drängte sich, um ihr bei Uebergabe dessel ben in das Gesicht sehen zu können, zum Lichte. „Alle Hagel!" rief er nach Erreichung seines Wunsches überrascht, daß es die Dame hören mußte, und sprang drei Schritte, Eugen am Arme nachziehend, durch den Schnee. „Was hast Du denn?" sagte dieser, die schnelle Flucht Guido's nicht begrei fend. ~O, ich war, zu frappirt!" entgegnete derselbe, „bei einer so schönen Figur das häßlichste Meerkatzengesicht, das jemals aus einem Blondenhut gekuckt hat, vor mir zu sehen." Nun erst wurde über das Abenteuer gelacht und gewitzelt, indem Guido, um seinem Freunde einen Begriff von dem Aussehen dieser Dame beizubrin gen, die Eule im „Freischütz," das Unge heuer in „Zemire und Azor," und den feuerspeienden Drachen im „Fauste ge gen dieselbe, als Modell zu einen Guidi schen Wenus, dienlich fand. „Sieh! dort an der Bude rechter Hand, steht der blaue Pelz wieder, „unterbrach Eugen die muthwillige Unterhaltung; ich wette, diese belohnt unsre Mühe besser. Wen meineEinbildungskraft wahr spricht, so ist es ein blondes Engelköpfchen. „Ich stimme für eine schwarze Locken nacht," meinte Guido. „Nun, wer es errathen hat, dem soll sie gehören," schloß Eugen, als sie bereits hinter der Kleinen im blauen Pelze standen. „Ach, liebe Mutter !" sagte das Mäd chen, zu einer noch ziemlich jugendlich schei nenden Dame, „das mußt Du unserm Carl kaufen!" indem sie aus einer Men ge Spielsachen einen Hirsch mit stattli chem Geweihe ausgesucht hatte, und ihn mit einer beinahe kindischen Freude einem etwas bejahrten Manne, welcher ihr zur Seite stand, vor das Gesicht hielt. „Der Hirsch ist wirklich ganz excellent, mein Fräulein!" sing Guido, der nun zwischen der Kleinen und ihrer Mutter stand, an. „Nicht wahr ?" sagte sie indem sie sich gegen ihn wandte. Aber der Hirsch ent sank ihrer Hand, und unfähig sich zu fas sen, sah sie in die blauen Augen Guido's, betrachtete den schlankenHusaren-Ofsizicr, der sich gegen ihren Begleiter wie die Hy azinthe zum Gänseblümchen verhielt. Auch Guido, dessen kleinster Fehler über triebene Schüchternheit war, überließ sich ganz unverkennbar den angenehmen Ge fühlen, welche seines Herzens sich bemäch tigten, da bei weniger Selbstkenntniß, als 'er wirklich besaß, er den Eindruck sehen mußte, den sein Erscheinen in ihr hervor- brachte. Sie war ganz, wie Guido sie > sich gedacht hatte. Schwarze Locken, schwarze Augen, griechische Nase und Zäh ' ne wie Perlen. Der Hirsch mußte als Faden des Gespräches dienen, und das klei ne Lockenköpfchen wußte so unendlich viel zu plaudern, bis ihrem Begleiter die Ge duld entzwei riß, und er den Damen den ! Arm bot, sie, ohne den ihn so sehr anemp fohlenen Hirsch zn kaufen, fortführte. Guido wollte sogleich nach, aber Eugen ! hielt ihn zurück, indem er ihn versicherte, daß diese Mühe aus doppelten Gründen zu ersparen sei. „Und die sind?" „Erstens kann ich Dir die Wohnung der Feäulein Helene sagen; zweitens ist sie Braut. „Und ist der blonde Kackerlat, welcher sie fühlte, der Bräutigam „Der ist es," sagte Eugen. ,O, da hab ich schon gewonnenes Spiels „Du wilst doch nicht der Paris sein wollen, und dem Menelaus seine Helene entführen ?" „Warum nicht? Sie ist ganz des Na mens würdig, und wenn sie mich nur für ihren Paris erkennen will, so bin ich es für die ganze Welt." „Du willst sie Heirathen?" ~Wer sagt das ? Wenn ich alle schönen Mädchen, denen ich schon die Eour mach te, geHeirathet hätte, so müßte ich mehr Weiber, als der Kaiser zu Konstantinopel haben. Sie gefällt mir, ich gebe mir al le Mühe, ihr wieder zu gefallen, und sie zu sehen ; das Uebrige überlasse ich dann dem lieben Schicksal. Kömmt es zu ei ner Heirath, nun dann ist immer noch Zeit, über den Ehestand mit allen seinen Freuden und Leiden nachzudenken." Die Freunde eilten nun nachdem Kaf feehause wo Eugen hinter einer großen Schüssel Punsch Guido, welcher erst seit einigen Monaten in dieser Garnisonstadt sich befand, die Verhältnisse Helenen's mittheilten. „Sie ist," sing dieser an, „das Aelte ste von fünf Kindern des Hofraths Men den. Ihre Mutter, welche ein adeliges Fräulein v. Golsingen war, glaubte, daS höchste Ziel von Glückseligkeit zu errei chen, wenn sie ihre einzige Tochter (da die andern vier Knaben waren) an den Ba ron von Salmen verheirathet sieht, der wohl schwerlich jemals eine so hübsche Frau bekommen würde, wäre ihm die Thorheit einer eingebildeten Mutter nicht hierzu behülflich." „Und Helene?" sagte Guido, dessen von Punsch und Liebe erhitzte Phantasie schon tausend Rettungspläne entwarf. „Helene," fuhr Eugen fort, „ist wahr scheinlich noch zu unerfahren, um zu wis sen, was es heißt, ohne Liebe an das Ehe standsjoch geschmiedet zu sein. Sie macht sich tausenderlei Spaß mit ihm, und sucht ihn, wo sie nur kann, über seine große Eßlust aufzuziehen, und spielt ihm in ih rem kindischen Muthwillen manchen spaß haften Streich, der dem verliebten Gim pel—diese List noch in unbewußter Kind lichkeit, wohl nach reifen, Erfahrungen im Größern ausgeübt keine ruhige Ta ge in seiner Ehe hoffen ließe, wenn et nicht schwach genug wäre, sich diese Zu kunft zu verläugnen." Guido wurde immer aufmerksamer im Zuhören der unerschöpflichen Lobeserhe bungen Eugens, der eine Menge Anekdo ten aus der Muthwillen Fabrik der klei nen Helene zu erzählen wußte, daß es lange Mitternacht vorüber war, als die Freunde sich trennten. Guido konnte nicht schlafen, denn der in der lebhaften Unterhaltung häusig gettunkene Punsch "Vvillig zu loben und obne Furcht zu tadeln." Dienstag den IS. Juli, verwandelte die kalte Decembernacht in eine neapolitanische Sommerhitze, wozu sich noch daö Bild der schonen Helene ge sellte, nnd so allen Schlummer von seinen Augen verscheuchte. Und erst, als er drei Viertelstunden am offnen Fenster gelegen hatte, sank er in tiefen Schlaf, auS wel chem er erst zur Zeit der Rapportstunde von seinem Bedienten geweckt wurde. Sein erster Blick siel auf ein Gemälde, das zu den Fußen seines Bettes hing, die spartanische Helene vorstellend, und alle Bilder, welche die Nacht hindurch seine Sinne umgauckelt hatten, lebten mit glän zenden Fraben in seiner Erinnerung ans. „Helene!" rief er im zärtlichsten Tone, seine Arme aus dem Bette dem Bilde ent gegenstreckend, ~du sollst die Frau des phlegmatischen Salmen »Verden, der viel leicht einem Gerichte seiner Namensbrüder den Vorrang vor deinen süßen Küssen gibt; der von deinen runden Armen um schlungen, mit lüsterner Begierde an Fa sanen und Rebhühner denkt! Du! das schönste Mädchen, welches mir je vor Au gen kam! Nein! solch ein Streich soll dem Schicksal nicht gelingen, so lange es noch einen hübschen Husaren-Offizier gibt, des sen Herz für die zauberhaften Gefühle der Liebe empfänglich ist!" —Guido ließ sich sogleich ankleiden, und sobald seine Dienst-Geschäfte beendigt waren, mußte der Schecke vor seine Thür geführt wer den, welchen er bestieg, und mit seinen 3 Tiegerhunden hinterher, dem Hau>e He lenenS zusprengte. Vor dem Hause Helenens angelangt mußte der Schecke in kurzen Sätzen bäumend—seine Manövers machen; die Hunde gleichsam als erriethen sie dieWün sche ihres Herrn, bellten zu den längst ge wöhnten (Kapriolen des Thieres. Guido überschaute die ganze Fensterreihe, ob kein freundlicher Blick Helenens für seine Be mühungen, ihr bemerkbar zu werden, ihn belohnen würde. Schon mißmuthig über die vereitelte Hoffnung —sie zu sehen, ließ er mit einigen Hieben dem armen Pferde sein böses Geschick entgelten ; als plötzlich Helene, um in die Kirche zu gehen, auS der Thür der Hauses trat. Ein freudiger Strahl eines erfüllten Wunsches schien aus ihren schwarzen Au gen zu leuchten, als sie Guido erblickte; und mit einem leisen Lächeln, welches um ihre Lippen schwebte, dankte sie seinem Gruße. Guido verwünschte sein Pferd, welches ihn hinderte, ihr zu folgen ; als gerade sein Bedienter von ohngefähr ihm entgegen kam; dem er Pferd und Hnnde übergab, und der Kirche, wohin Helene ihren Weg genommen hatte, mit einem heiligen Eifer zueilte, wie er sich dessen wenig in seinem Leben zu erinnern ge wußt hätte, wenn anders einem andern Gedanken als dem : die heidnische Helene in ihrem Tempel anzubeten —Raum ge blieben wäre. ~Wohin rief Eugen, an welchem er vorbei gerannt war, ohne ihn zu bemerken. „In die Kirche, sie ist dort —halte mich nicht auf!" „Gerade deswegen sollst Du wegblei ben sagte Eugen—„denn wahrschein lich wird sich ihr Salmen auch dort ein finden, und dann könntest Du nur, wenn Du Verdacht in seiner Frosch-Seele er wecktest, auf heute Abend es verderben; da die Bedienten des Presidenten Glaten schon den ganzen Morgen Einladungs karten zur Gesellschaft herumtragen. Helene wird ganz gewiß dort erscheinen : bist Du nun, wie ich hoffe, auch unter der Zahl der geladenen Gäste, so steht Dir ein freies Feld offen, den Krieg gegen Deinen Nebenbuhler anzufangen; und seinen —in Helenens Herzen schlecht befe stigten Thron zu erschüttern.^ Guido war außer sich vor Freude schon heute eine Gelegenheit: sie wieder spre chen zu können —gefunden zu haben und erdrückte beinahe im Gefühl der Dank barkeit Eugen für seine frohe Botschaft. Bei seiner Nachhausekunft fand er wirk lich die Karte, und entschloß sich sogleich. Helenen den Zustand seines Herzens zu schreiben und das Billetchen, bei einer schicklichen Gelegenheit, ihr in die Hände zu spielen. Keine Betheuerungen einer, wie der Vesuv glühenden Liebe —welche keine Macht auf Erden zu löschen —ver- mögend sei, wurde in selben gespart; kurz —alle Flammen, Rosen, Seufzer strah lendes Entzücken, Paradieses Wonne, und was die Liebe sonst noch für Ausdrücke hat, um ein unerbittliches Herz zu erwei chen —war auS dem überströmenden Ge fühlen Guidos, durch die Feder auf das Papier geflossen, und die Bitte sie spre chen zu dürfen, machte den Beschluß. Mit diesem Geständniß seiner Sehn sucht und Qualen in der Tasche, rannte erden ganzen Nachmittag von einem Kaf feehause in daS andere, alle Minuten auf die Uhr sehend : ob die Stunde des bal digen Wiedersehens noch ferne sei; bis endlich die Glocken dreiviertel auf Sechse schlugen, und seinen Martern ein Ende machten. „Sie ist schon da !'/ rief Eugen, wel cher im Vorzimmer dem Bedienten seinen Mantel übergab, dem ebenfalls der Ge sellschaft zueilenden Guido zu. „Vor lZ Minuten ist sie hineingegangen/' „Erwünscht!" sagte Guido, indem er sich geschwind noch Trost aus dem großen Spiegel, seine Haare ordnend, holte, und dann mit Zuversicht in Begleitung Eu gens in den Saal trat. —Geputzt mit den schönen Weihnachtsgeschenken saßen die jungen Frauen im Kreise, und schallten mit Triumph auf diejenigen, deren schon etwas erkaltete Ehegatten vergessen hat ten, sie am Ehristtage mit irgend einem kostbaren Zeichen ihrer Liebe und Auf merksamkeit zu überraschen. Wie Ster ne glänzten sie am Theehimmel. Helene aber, nicht durch die Macht der Toilette, sondern durch ihre Schönheit —verdunkel- te, als ein Stern erster Größe, sie alle, wenigstens in den bezauberten Augen Guido'S Aber welch ein Schrecken be fiel ihn, als er in ihrer nächsten Nachba rin die Dame vom Handschuhe vom vo rigen Abend erkannte, die er durch seinen unbesonnenen Ausruf so sehr beleidigt ha ben mußte. Er zog Eugen in eine Ecke und zeigte ihm die Juno Gestalt. „Diese ist es?" rief dieser erstaunt; „nun daS hast Du gut gemacht; daS ist Frau von Spinnenberg die vertrauteste Freundin von HelenenS Mutter, die bö seste Zunge in der ganzen Stadt Der Baron von Salmen hatte seinen Posten hinter Helenens Stuhle genom men, welchen er nicht einen Augenblick zu verlassen Willens zu sein schien. Der Thee war getrunken, man eilte bereits schon den Spieltischen zu, ohne daß Gui do noch Gelegenheit gefunden hatte seine Dame ansprechen zu können. —„Ich spiele gewöhnlich tlu'/.e et llemi," sagte sie et was laut zu Frau v. Spinnenberg, daß Guido es hören konnte, der, diesen Wink sogleich verstehend sich in die Ecke zog, wo der Tisch für die große Partie der et clomi-Spielenden bereit stand. Endlich hatte Alles Platz genommen, und Guido saß gleichsam zwischen Himmel u Hölle, da er, neben Helene sitzend, die Spinnenberg zur Nachbarin rechter Hand hatte. Aber dies konnte nicht störend auf sein Elysium wirke», denn er war zu sehr im Anschauen seiner Göttin versunken, als daß er noch wissen hätte können, waS außer seiner Spl)äre vorging. Er setzte immer auf die Figuren Helenens, und als er endlich eine Gelegenheit fand, unter oem Tische ihre Hand zu fassen, und den Druck ganz leise erwiedert fühlte, da glaubte er, zu vergehen in unnennbarer Wonne. Beinahe hätte er das Billet ver gessen im süßen LiebeSrausch, welches ihm gerade noch zu rechter Zeit einfiel, wo die Frau v. Spinnenberg die Bank führte, und also ihn nicht beobachten konnte. Er zog dasselbe aus der Brust, und steckte es unbemerkt in Helenens Täschchen, das hinter ihr am Stuhle hing. Aber ein panischer Schrecken ergriff ihn, als Frau Laufende Nummer ÄS. v. Spinnenberg das vor sich liegende Geld verloren hatte, und nach der, an Helenenö Stuhle hängenden Tasche griff, um den Verlust zu ergänzen, und den Brief in deren Händen sah. Was war nun an zufangen ? selbst mit Helenen durfte er nicht mehr so viel sprechen, da Salmen mit steigender Unruhe die vertraute Un terhaltung zwischen ihm und Helene be merkend, sich von seiner Spielpartie los gemacht hatte, und hinter deren Stuhle stehend, genau auf jedes Wort acht gab. Es war keine Möglichkeit, den Brief wieder aus der unglückseligen Tasche zu erhalten, da Frau v. Spinnenberg diesel be vor sich auf dem Schooße liegen hatte. In Todesangst saß Guido, als endlich die Gesellschaft aufbrach, und jedes, seinen Mantel zu holen, eilte. Auch die Spin nenberg mar aufgestanden, ließ aber, nicht mehr an ihre Tasche denkend, dieselbe zur Erde fallen. Guido hob sie auf, und übergab sie Helenen, indem er sagte;— ~Mein gnädiges Fräulein! Sie haben Ihre Tasche verloren." „Sie gehört nicht mein," erwiederte diese, „sie ist der Frau v. Spinnenberg." „Die ist ja schon fort," sagte die hin zutretende Mutter, „Du kannst sie ihr ja morgen früh schicken." Helene nahm die Tasche aus Guido's Händen, dem nun eine Centnerlast vom Herzen siel. Alles war geschehen, und Guido eilte se lig nach Hause denn die Angst, des Brie fes wegen, abgerechnet war es ja der schön ste Abend seines Lebens gewesen. So viel heitere Laune, so viel Witz hatte er noch bei keinem Mädchen mit so vielSchön heit vereinigt getroffen, und was noch daö Beste war, daß auch sie für ihn eben so günstig zu fühlen schien. In einem Zu stande, der zwischen Schlafen und Wachen schwebt, verging ihm die Nacht in süßen Träumen. So glücklich war Helene nicht; von den schmachtenden Augen Guidos be zaubert und dem Drucke seiner Hand elek trisirt, saß sie zu Hause, in ihrem Stäb chen angelangt, stillsinnend lange noch, als schon Alles zu Bette war, denn jetzt erst stellte sich ihr der Gedanke, die Frau eines Salmen werden zu müssen, in dem schreck lichsten Bilde dar. Ihn, den Unförmli chen, aus dem man zwei Guido hätte ma chen können, der ohne Schnurrbart, ohne Sporen, ohne schleifenden Säbel in den Tag hinein lebte, ihm sollte sie angehören!? „Ach ! einen schleifenden Säbel!" seufzte Helene, „dieser Klang rühlt alle empfind samsten Saiten eines gefühlvollen Mäd chenherzens und eine Thräne rollte über ihre Backen ; da traf ihr Blick auf die Tasche der Frau v. Spinnenberg, welche ja von seinen Händen berührt, geheiligt geworden war. Sie langte nach selber, um sie an das Herz zu drücken, als daö Briefchen heraus in ihre Hände siel. Mit der freudigsten Ueberraschung erbrach sie dasselbe; mit jedem Worte, das sie las, schien der Himmel sich ihr weiter aufzu thun, bis endlich, gänzlich erhoben von den seligsten Gefühlen, sie schon die Gräsin Ellstein zu sein wähnte, und in ihrer Freude, nach einem mitfühlenden lebenden Wesen sich sehnend, den schnarchenden Lieblings-Mops ihrer Mutter aus seinem Körbchcn holte, und mit ihm im Zimmer umher ranzte. Tausend Pläne wurden entworfen; morgen gleich wollte sie der Mutter erklären, daß es ihr unmöglich sei, Salmen ihre Hand zu reichen; mor gen wollte sie sich den mißtrauischen Bräu tigam vom Halse schaffen. Da klirrte es plötzlich, wie Spornen, auf der Straße, und Helene flog an das Fenster. —Es war schneehelle, und sie konnte ganz deutlich den Kavallerie Offizier erkennen, der „Komm, holde Dame ?c." singend —nach Hause schlenderte. Aber Guido konnte es nicht sein ! der hätte ja geweiß zu ihr hinauf geseden. Sie schaute hinaus in die Stille der Nacht; ein unendlich, noch nie gekanntes Sehnen füllte ihre Brust, und sie wünschte zu sterben, in seinen Ar omen, damit ihr letzter Seufzer noch mit
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