Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomcry und Schuylkill Cauntics allgemeiner Anzeiger.^ Zä eilÄi n g, Denn. Gedruckt uud herausgegeben von Arnold Puwell e, in der Sud 6teu Straße, Ecke der Cherry AUey. Beh m' 6 gegcul'chcr. Jahrg. 8, ganze Nnm. Bedingungen: Der A.iberalr Ijcob.icZltcr erscheint jeden Dienstag aus eine», großen Superi.il - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der - Preis ist Ein Thaler des Jahr?, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden .II 5N angerechnet. Für kürzere Zeit als K Monate wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des LubseriptionS-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der Unterschreiben Briese und tcrgl. müssen postsrei eingesandt werden. dem Deutsche» Republikaner.) Feldwebel von der Pvts damer Garde. Kaum eine Halde Stunde nach dieser Gegebenheit trat eineOrdenanz zum Feld webel Wilmson und holte denselben in das )aus deS Kommandanten. Er ward, »bald er gemeldet war, in ein großes Zimmer geführt, worin er, außer dem Commandanten, noch den seines Garde egiments und den Feldprediger fand. llle drei lachten. Dies Lachen bildete ei en widerlichen Gegensah zum Winseln nd Schluchzen, welches sich aus einem »enachbarten Zimmer vernehmen ließ und >on einer weiblichen Person herzurühren chien. „Wilmson," sagte der Oberst, „ich abe Dir eine angenehme Nachricht an ukündigen. Alle Deine Kameraden wer tn Dich beneiden, weil der König Dich s ungemein begünstigt." Der Feldwebel erschrak freudig. Er rwartete nichts geringeres, als der König »abe ihm seinen Abschied und seine Frei »eit bewilligt. Er vergaß darüber seine hrerbietige, soldatische Haltung, und fuhr nit den Händen zusammen, die er stumm ind Erwartungsvoll faltete. „Kann Er'S errathen?" fragte der Commandant lächelnd: „Hat Er einen Wunsch?" „Meine Freiheit, meinen Abschied!" ersetzte der Feldwebel. „Possen!" schrie der Oberst: „ES ist vohl etwas Besseres, als das. Was nächst Du Dir auö dem Abschied? Man veiß ja, Du bist jetzt gern Soldat. Den e Dir also etwas Besseres Nun eS ist umsonst. Das fällt Dir nicht im Trau ne ein. Denke, der König hat Dir ein Rädchen ausgesucht." Der Feldwebel riß die Augen weit auf, md konnte vor Erstaunen nichts sagen lls: „Ein Mädchen? Was soll ich mit >em?" Alle schlugen ein lautes Gelächter auf. ,Narr Du !" schrie der Oberst : Was an ders, als eine Frau daraus machen?" Wilmson schüttelte stolz den Kopf, , „Bei meiner Ehre," sagte der Kom mandant, „eS ist das schönste Kind von Ver Welt; Potsdam und Berlin weisen keine größere Schönheit auf. Ich sage Ihm, Feldwebel, es ist auf Ehre eine Schönheit, eine große!" „Aber ich verheirathe mich nicht, und wäre es die größte!" entgegnete der Feldwebel. Der Kommandant antwortete trocken : „Darum wird man Ihn nicht fragen.— Es ist des Königs Spezial Befehl. Das Mädchen ist im Nebenzimmer und heult! hat wahrscheinlich schon etwas Liebes. Hier steht der Feldprediger. Die Trau ung geschieht auf der Stelle. Damit Punktum." „Aber wie kann der König," rief Wilmson mit innerm Grimme, „wie kann der König.—" „Das geht Ihn und uns nichts an.— Hier ist der eigenhändige Befehl Sr. Majestät. Er lautet dahin, ich solle oh ne Verzug den Feldwebel Wilmson mit der Ueberbringerin des königlichen Hand schreibens in Gegenwart des Hrn. Ober sten kopuliren lassen, und auf keine Ein wendung hören. —Also still! Ich nehme nicht Wenn's und Aber's an, weder von Ihm noch von dem Mädchen." „Nie gebe ich Hand und Herz auf Be fehl des Königs. Der König kann das nicht durch Befehl erzwingen!" rief Wilmson. Der Kommandant machte ein ernste res Gesicht und sagte: „Hand und Herz soll Er behalten, aber das Mädchen neh men. Nur nicht weiter gemuckst oder —" „Es ist wider menschliches und göttli ches Recht!" rief Wilmson. „Geht den Soldaten nichts an!" ent gegnete der Kommandant. „Hr. Kommandant, Hr. Oberst, zwin gen Sie mich nicht, um Gotteswillen nicht!" schrie Wilmson empört: Sie ma chen zwei Menschen ungücklich. So wahr Sie mich zwingen, so wahrhaftig erleben Sie, ehe der Tag vergeht, ein schreckliches Schauspiel! Aus der Braut wird eine Wittwe, aus der Hochzeit ein Begräbniß. Ich werde frei bleiben trotz Ihnen und Ihres Königs Allgewalt, sobald ich frei sein will." Der Oberst trat zu ihm, traulich be ruhigend, ihm auf die Achsel klopfend und sagte: „Närrchen, der Befehl des Königs muß vollzogen werden. Gehorche. Es wird Dich nicht gereuen. Du empfängst gewiß zur Aussteuer mit dem Mädchen zugleich ein köstliches HochzeitSgeschenk. Folge mir diesmal! Das Mädchen ist hübsch, und das Unglück, es zur Frau machen zu müssen, ist nicht groß. Man gewöhnt sich zuletzt an nichts leichter, als an ein so hübsches Unglück." Da trat Wilmson einen Schritt vor, und sagte stolz und kalt: „Der König kann mir nichts schenken, nachdem er mir mehr geraubt hat, als er aus seinemßeich thum irgend einem Sterblichen zu geben vermag. Er hat mich ans dem Schoße meiner glücklichen Familie, auS den Armen meines theuren Vater gerissen. Er hat meine persönliche und bürgerliche Freiheit vernichtet, und mich zu einer Gliederpup pe erniedrigt, der ich vorher Mensch war. Diesen Augenblick läßt er mir durch Sie ankündigen, daß ich noch elender werden müsse, als ich schon durch ihn war. Er soll sich in der Berechnung seiner Gewalt irren. Wer den Tod nicht fürchten, hat nichts zu fürchten. Ich erkläre Ihnen hiermit : ich gehör che nicht. Und gebrauchen Sie Zwang: so komme mein Blut über Sie. Dies »st mein fester Entschluß, das mein Schwur. Bedenken Sie, was Sie thun wollen." „Schnickschnack !" rief der Komman dant ärgerlich : „Halt Er das Manl und gehorch' Er seinem Monarchen, der's mit Ihm gut meint. Ich will keine Zeit mit Ihm länger verlieren." Damit ging der Kommandant zur Thür und winkte hin aus. Zwei Unteroffizier von der Garde traten herein. Der Kommandant flü sterte ihnen einige Worte in's Ohr. Sie blieben an der Thür, wie Bildsäulen, ste hen. Der Oberst, die Hände auf dem Rük ken zusammengefaltet, ging unruhig im Zimmer auf und ab, und warf von Zut zu Zeit einen Blick voller Mitleiden und Besorgniß seitwärts auf den unglücklichen Wilmson, der ihn leid war. Er zog den Kommandanten an's Fenster und redete leise mit ihm. Die Antworten des letz teren verriethen sich aus seinem Achselzuk ken. Während der Stille im Zimmer hörte man nebenan das Gewinsel und dumpfe Schluchzen deutlicher: von Zeit zu Zeit mehrere weibliche Stimmen durch einander reden. „Das Ding muß auf Ehre ein Ende nehmen !" sagte der Kommandant: „Es ist des Königs Wille. Herr Feldpredi ger machen Sie sich fertig." Mit diesen Worten begab er sich zum Nebengemach. Er ließ die Thür offen. Eins der Frauenzimmer stieß einen herz zerreißenden Schrei aus, und fiel halbohn mächtig zu seinen Füßen auf die Knie. Der Oberst wandte erschüttert den Blick von dem Schauspiel ab. Wilmson stand düster da, den Blick zur Erde geheftet, sah nicht auf und wälzte einen gräßlichen Entschluß in seiner Seele. - Der Feldprediger trat vor. Wilmson sah und hörte nichts von Allem, was um ihn her vorging. Der Oberst trat zu ihm und schob ihn vor den Feldprediger hin, indem er schmeichelnd sagte: „Geh, geh, mein guter Bursch Sei brav!" Jetzt erst bemerkte Wilmson den Feld prediger mit aufgeschlagener Agende vor sich nnd neben sich die, welche seine Braut sein sollte, von zwei Weibern gehalten und unterstützt, schluchzend, weinend, das Gesicht in ihr Schnupftuch gedrückt. Sie that einen tiefen Seufzer, und indem sie "TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den I September, das nasse Tuch vom Gesicht nahm und, unwillkührlich seitwärts auf Wilmson I blickte, erkannte dieser in ihr Elementine. Er war so verwirrt, daß er sich selber nicht glaubte und ganz regungslos blieb. Ele mentine erstarrte im ersten Augenblick. Eine dunkle Röthe floh plötzlich über ihr blasses, verweintes Antlitz; dann ward sie einer Leiche ähnlich bleich, und sank mit einem Seufzer kraftlos zusammen. „Ihr habt die Unglückliche gemordet!" schrie Wilmson: „So mordet mich denn auch." Er umfaßte die Ohnmächtige und trug sie zu einem Sessel. Sie erhol te sich bald unter den Hülfsleistungen der beiden Weiber. Kaum schlug sie die Au gen auf, so rief der Kommandant: „Sie lebt noch ! Vorwärts, Herr Feldprediger, und frisch weg kopulirt! Machen Sie es kurz und gut, ehe das Ding da den Geist aufgibt. Feldwebel, stell' Er sich neben den Stuhl. Seine Braut mag sitzen bleiben. Nun drauf los, Feldprediger!" Der Feldprediger gehorchte. Wilmson stand verblüfft und gedankenlos da, wie ein Träumender, sein Auge auf Clemen tinen niedergesenkt, die in Ohnmachten verloren, von Zeit zu Zeit, wie eine Ster bende, die Augen aufschlug und wieder schloß. Man fragte den Bräutigam und die Braut um kein Jawort; man ließ sie keine Ringe wechseln, sondern steckte ihnen solche an die Finger so gut es ging. Die Ceremonie war vorüber. Der Kommandant trocknete sich den Schweiß von der Stirn, und ließ für sie eine Miethkutsche holen. „Wenn mir das Ding nur nicht hier in Hause stirbt!" schrie er : „Auf Ehre, das war ein hölli sches Stück Arbeit. Zehntausendmal lie ber in ein Batallion Ouarre einbrechen!" Der Oberst zog den Feldwebel zu sich, der noch immer starr und stumm da stand, und sich das Unglaubliche nicht enträth seln und entwirren konnte. ,Mein Sohn/ sagte der Oberst, „beruhige Dich. Das Unglück ist nun einmal geschehen. Du kannst es nicht ändern. Laß Deine ra senden Gedanken fahren; das taugt nur für feige Memmen. Du siehst da das arme Mädchen, Deine Braut, Dein Weib. Es jammert mich. Behandle es schonend. Ihr Leben hängt an einem Spinnefaden. Ein rauheS Wort von Dir zerreißt ihn. Sei menschlich und beherrsche Deinen Unwillen. Das gute Kind ist an Dei nem und seinem Unglück ohne Schuld. Gieb mir die Hand darauf, mein Sohn, daß Du nicht in der ersten Betäubung u. Leidenschaft handeln willst. Es soll Dich nicht gereuen. Ich will mich Deiner vä terlich annehmen. Gieb die Hand dar auf, Dich keiner Verzweiflung zu über sassen, sondern die Stunden ruhiger Ue berlegung zu erwarten." Wilmson gab dem gütigen und besorg ten Manne schweigend die Hand, .ohne von Allem, was er sah und hörte, das Mindeste zu begreifen. Eine solche Hol len- und Himmelfahrt binnen einer hal ben Stunde wäre aber auch wohl vermö gend gewesen dem Verstand des Beson nensten Schwindel zu verursachen. Ein Miethwagen fuhr vor. Der Kom mandant winkte den Weibern : „Fort mit ihr, fort!" Man führte oder trug Ele mentine in den Wagen. Wilmson blieb träumend, wie er war, am Fenster, bis ihn der Oberst weckte. „Vorwärts, mein Sohn!" sagte er zum Feldwebel mit Herzlichkeit: „Du hast mir die Hand ge geben, würdig zu handeln. Ich zähle auf Dich und Dein Ehrenwort. Geh, in den Wagen; führe das arme Mäd chen in Deine Wohnung ein, uud vermeh re die Verzweiflung der Unglücklichen nicht noch durch Grausamkeit und Härte von Deiner Seite. Es wäre unmensch lich, diese Verlassene noch ärger zu quä len, als sie von ihrem Schicksal gequält ist. Geh Freund, beruhige sie und Dich selbst, so gut Du es in Deiner Lage ver magst, durch freundliches Gespräch. Geh!" Wilmson ging. Er stieg in die Kut- sche, wo Elementine sich matt und ängste lich in einen Winkel geschmiegt hatte. Er setzte sich zu ihr. Der Wagen rollte fort. „Aber ist daS Alles wahr? Ist das Alles Wirklichkeit?" sagte er mit einem Blick, in welchem das helle Entzücken fun kelte, indem er Elementinens Hand an sei ne Brust drückte. O theure Llementine, wenn ich nur träumen sollte, wecken Sie mich nicht. Wenn ich nur wahnsinnig wäre, so lassen Sie mich nicht heilen." Elementine drückte schwach seine Hand, lächelte ihn schweigend an, und schüttelte das schöne Köpfchen. Noch hing auf ih rer blaßgerötheten Wange eine Thräne. Der Wagen hielt. Wilmson hob die Neuvermählte heraus, und führte sie in das Haus, worin er wohnte. Als das Pärchen bis zur Treppe ge kommen war und Elementine hinaufstei gen sollte, weigerte sie sich verlegen. -- „Wohin soll ich? Herr Wilmson, wohin führen Sie mich?" „Wohin anders, als in meine Woh nung, theure Elementine? Wir sind ver mählt mit einander, ohne unsere Einwil ligung. Ich gehöre Ihnen, Sie gehören mir. Ich weiß nicht, wie die Sache ge kommen ; weiß nicht, wer dem Könige daS heiligste und schönste Geheimniß mei nes Herzens verrathen konnte. Ich bin an Allem unschuldig. Unser Loos aber ist unwiderruflich entschieden." Er führte die Zaudernde, welche jeden Augenblick still stand, die Treppe hinauf, öffnete sein Zimmer und ließ sie eintreten. Sie stand fremd, schüchtern und ver schämt in der Mitte eines geräumigen, artig ausgeschmückten Zimmers, wie es nicht licht bei einem Feldwebel erwartet wird. Bücher und Schriften, kleinere Kleidungsstücke, Blumen und Musikno ten lagen auf Stühlen und Tischen in et was junggeselschaftlicher Ordnung umher; Zeichnungen auf dem Erdboden, Schuhe neben einer Weinflasche im Fenstergesims. „Ach, Elementine, als ich vor wenigen Viertelstunden diese Stube verließ, konnt' ich nicht glauben, solchen Gast zu empfan gen." „Herr Wilmson, haben Sie in der That nichts voraus gewußt von Allem, was geschehen ist? Haben Sie nichts Ih rem Oberst oder vielleicht dem König selbst —ach, Herr Wilmson, gestehen Sie es nur, ich bin nicht der Gegenstand ge wesen, um welche Sie so gewalthätig wer ben ließen." „Sie haben Recht, theure Elementine. Ich hätte es nie gewagt. Ich bin durch aus schuldlos an der Begebenheit. Ich habe Sie nie vom König begehrt." „So sind Sie unglücklich, wie ich s bin, Herr Wilmson. Sie haben das Kammermädchen des Kriegsrathes Bär verlangt. Die Unglückliche wußte nicht, was der Brief enthielt, den sie mir gab." „Ich habe weder die Ehre, den Kriegs rath, noch sein Kammermädchen zu ken nen. Ich ward zum Kommandanten beschicken, erfuhr dort erst den Willen des Königs der mir ein Mädchen zur Frau bestimmte, das ich nicht kannte. Ich drohte mit Selbstmord, wenn man mich zwingen würde. O theure Elementine, konnte ich denn glauben, daß Sie mir be stimmt waren? Niemand nannteSiemir." „Nun erzählte er umständlich die selt same Geschichte der letzten Stunde. Ele mentine hörte sie mit Verwunderung.— Nun t 'öhlte auch sie, auf welche Weise I,'V in das Haus des Kommandanten ge wannen sei. Sie war nämlich in Ge kästen ihrer Herrschaft ausgegangen und dem obenerwähnten langen Kammer mädchen begegnet, mit dem sie seit einiger Zeit nachbarliche Bekanntschaft gemacht hatte. Sei es, daß das Mädchen Eile, oder sonst einen Grund hatte, nicht in des Kommandanten Haus zu gehen, sie bat Elementine, den Brief der ihr von ei nem Offizier, einem General, oder wer er gewesen sein möge, gegeben worden war, an die Behörde zu bestellen. Elementi ne leistete ihr die Gefälligkeit, gab den Laufende Nummer l Brief an eine Ordenanz ab und hatte sich schon entfernt, al» sie schnell zurückgeru fen wurde. Der Kommandant erklärte, es sei des Königs Wille, sie müsse sich auf der Stelle mit einem jungen, hüb schen Burschen von der Garde kopuliren lassen. Sie mußte ihren Namen ange ben. Elementine behauptet vergebens, es sei ein Irrthum. Man hielt sie mit Gewalt fest, da sie die Ueberbringerin des königlichen Befehls gewesen ; und der Kö nig schrieb ausdrücklich von der Ueber bringerin. Sie erklärte vergebens, daß sie den Brief von einem andern Mädchen übernommen habe; der König werde die se gemeint haben. Man lachte dazu. — Der Oberst und der Feldprediger wurden berufen. Elementine geriet!) vor Angst und Schrecken in verzweiflungsvolle Sin nlosigkeit, von der sie erst beim Anblick Wilmsons genesen sei. Elementinens Erzählung, statt Wilm sonS Gedanken das Räthsel zu lösen, ver wirrte ihn nur noch mehr. ~Also nicht Sie waren mir bestimmt? Und Sie sind mir gegen des Königs Wil len zu Theil geworden?" rief er und konnte sich des Lachens nicht wehren: „Uebler hat sich noch kein König verrech net, und glücklicher hat noch kein Ouipro quo gemacht." „Aber," sagte Elementine und sah sich ängstlich um, was soll daraus werden? Das kann doch nicht gelten. Ich kann doch nicht —ich werde nicht —" „ölementine, Sie sind mir anvertraut. Wir sind unauflöslich gebunden. Der höchste aller meiner Wünsche, meineSehn sucht ist erfüllt, und die unerhörteste Ge« waltthat hat mir aufgedrungen, was ich nur von Ihrem Herzen, als freies Ge schenk, als Belohnung meiner reinen und treuen Liebe mit Schüchternheit hoffte. Ja, ich habe Sie geliebt, mit Leidenschaft, seit dem ersten Tage in Magdeburg. Sie waren und blieben mein einziger Gedan ke. Sehen Sie doch da auf Büchern und Zetteln Ihren Namenszug; lesen Sie da in der Fensterscheibe das Wort (slementine, mit dem Diamant eingeschnit ten ! Ach, könnten Sie in meinen Herzen lesen!" Elementine sah erröthet auf den Jüng ling, dann verlegen umher nach der Thür. „Ich kann ja doch unmöglich—bei Ihnen bleiben!" sagte sie in verschämter Ver wirrung und Bangigkeit. „Wie ?" rief Wilmson : „wollten Sie mich verlassen? Was der Himmel wun derbar genug gefügt hat, vernichten? Ganz Potsdam weiß jetzt die wunderliche, ich möchte sagen, die tolle Begebenheit, weiß, Sie sind meine Braut, meine An vermählte, mein Weib —o Elementine, welch ein Himmel liegt für mich in diesen Worten ! Wohin wollen Sie ? Wer wür de Sie aufnehmen ? Ach, ich glaube nicht, daß ich Ihnen so gleichgültig wäre; und doch nannten Sie mich gestern noch Ih ren Freund. Haben Sie denn kein Ver trauen, keinen Glauben an mein Herz?" Sie sah ihm mit einem zärtlichen Blick in die Augen, reichte ihm die Hand und sagte halblaut mit zitternder Stimme: „Ich glaube ja an Ihr Herz, aber nicht an mein unglückliches Glück. O Sie wissen es wohl, wie—ach, ich soll't es nicht sagen, ich bin eine Verlassene. Sie wa ren mein einziger Freund auf Erden. Und wollten Sie es auch nicht sein, ich müßte dennoch —Ihre Freundin bleiben. Ich habe Sie immer " das Wort er starb auf ihren Lippen. Sie schlug in tiefem Erröthen die Blicke nieder. Wilmson umschlang entzückt die Ver schämte mit seinen Armen und drückte sie an sein Herz und sagte: „Was denn? immer—" „Geliebt!" flüsterte sie kaum hörbar, und sah mit Augen voller Thränen zu ihm empor. Da drückte er den ersten Kuß des Bräutigams, der Gattin auf die nie entweihten Lippen, und fühlte den schüchternen Gegenkuß. Nun half sie ihm traulich das Zimmer
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