Der Lecha Caunty patriot. (Allentaun, Pa.) 1859-1872, May 18, 1859, Page 2, Image 2

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    Lcchii Camity Palriot.
'AUcntaun, Pa., Mai 18. I^9.
Die Zltlissacsnlsl'tt.'z
Am vorletzten Montag fand bekannt
lich eine W,ihl in dein Staat Massachu
setts statt, um über gewiße Veränderun
gen in der Staats Constitution abzustim
men. Die wichtigste Veränderung worü
ber zu entscheiden war, war ob einem ein
gewanderten Bürger, nach seiner Natura
lisierung sogleich erlaubt sein sollte zu
stimmen, oder ob er noch Ä Jahre nachher
warten solle, bis er stimmberechtigt sei.—
DaS Resultat der Wahl lautet dahin und
zwar mit einer Mehrheit von etwa LOOO
Stimmen, daß das Amendment angenom
men ist, oder daß der Eingewanderte erst
nach zwei Jahren, nach seiner Natxralisi
rung, in jenem Staat stimmen kann.
Wir betrachten dieses Amendment als
höchst unbillig und ungerecht, und wären
wir ein Bürger jenes Staats, so würden
wir alle unsere Kräfte angewandt haben,
um jene Veränderung zu verhüten. Die j
Wahl war auch nur eine ganz schwache,
indem nur etwa 40, VW Stimmen einge
geben worden sind.
Wir wollen hier keineswegeS das Be
tragen der Republikaner loben, sondern
vielmehr verdient daßelbe Tadel,—und so
sehr tadelhaft eS auch sein mag, so kann
doch der Eingewanderte diesen Umstand
durchaus nicht als einen Republikanischen
Grundsatz betrachten, indem die in 1850
in Philadelphia errichtete Republikanische
Platform, die Grundsätze der Gleichbe
rechtigung ja klar und deutlich in sich
schließt, und so lange die Republikanische
Parthei ihre Vereinigten Staaten Plat
form in dieser Hinsicht unverändert läßt,
und nur hie und da einzelne Bürger an
dere Gesinnungen hegen, ja, so lange
kann der aufgeklärte naturalisirte Bür
ger unmöglich sich unsercr Gegenparthei,
der Parthei deS Menschenhandels und der
Feinde eine» beschützenden TariffS, oder
der einheimischen 'Arbeit anschließen, und
ihr Intereßen befördern helfen. — Und
neben alle dem muß doch auch immer wie
der in Erinnerung gebracht werden, daß
ein großer Unterschied zwischen einem so
likaner ist —und daß eine Mehrheit de»
Mitglieder der lebten Massachusetts Ge
setzgebung Amerikaner waren, dies ist
doch nicht zu leugnen, sonst hätte dac
Amendment ja nicht aufgestellt werden
können. Sei dem aber wie es will—dic
Veränderung wurde in gedachtem Körper
aufgestellt, und mag eS nun durch >v'n es
immer will geschehen sein, so war dieö ei»
s.'hr großer Mißgriff. Aber die Hanpt-
Sünde konnte doch erst bei der endlichen
Abstimmung des Volks begangen werde»
—und wir siiid aus guter Quelle von dort'
her versichert worden, daß unsere Gegner,
die seinwollende» Demokraten, beinahe
Mann für Mann für das Amendmenl
gestimmt habe», mit der Hoffnung, das
selbe möchte angenommen werden, und da
durch könnten sie dann politischen Capital
für ihre verdorbene und sinkende Parthei
in andern Staaten machen. Wir sind fer
ner berichtet worden, dap eine große Mehr
'heit der Republikaner, die ihre Stimmen
-abgaben, gegen daS Amendment gestmmU
haben, und alles Mögliche versuchten ec
zu besiegen. Well wir wollen nun sehei
ob es unsern Gegnern gelingen wird, dac
gewünschte Capital für sich aus diesei
Sache zu machen, oder ob nun auch di>
iiaturalisirten Bürger willig sind, die Lo
ko Foko Hand zu küßen, die sie in Beziw
aus jene Wahl so strenge gezüchtigt hat<
Die Zeit wird es lehren.
Unsere cA>» e
Ein alteö Sprichwort sagt: „ Wenn
die Schurken mit einander uneinS werden,
dann erfährt mau die Wahrheit, weil sic
einander di e Wahrheit vorwerfen."
Gerade so geht eS jetzt unsern Gegnern—
denn seit einiger Zeit her haben beidt
Theile unserer Gegenparthei, in ihren
gegenseitige» Haße den Schleier geluf
let, mit dem das Thun und Treiben jenei
Parthei im Allgemeinen bedeckt war, unt
dadurch sind wahrlich manche Dinge zi
Tage befördert worden, worüber ein jedei
ehrliche Mann in Ei staunen gerathe»
muß. Der Chambersburg „Ballen Spi
rit," ein getreuer Anhänger von Bucha
nan und Freund der Sclaverei - Erweite
rung, gab unlängst seine Meinung näm
lich über die Männer, die Gouv. Packe!
zu Aemter angestellt hat, in folgendei
Sprache:
„Wenn wir die ganze Liste von Flauer
und Whisken - Inspektoren, die einträg
lichsten Aemter die der Gonvernör zu ver
geben hat, durchsehen, dann finden wii
keinen einzigen Charakter, der mehr Ach
tung verdient als eine Lau S."
Wenn iedcck) die Packer Parthei ein,
Liste der unniwen, mißerabeln und ver
dorbenen Sn'oj'kie ausfertigen wollte,
welche unter der Regierung Buchanans ,
und der Schuhputzer der Sklavenhalter <
zu einträglichen ?lemtern angestellt »vor-
den sind, dann winde aber doch sicher noch !
ein weit traurigeres Resultat oder Rem- !
Iter zu Tage befördert werden—ja daßel
be würde Mensch-n in sich schließen, die '
durchaus keine Achtung verdienen, und die
nicht einmal d?z Anspeiens »verth sind—
und dennoch wagen eö diese Unterthanen
der Pettsche der Negcrtreiber, Jeden zu
beschimpfen und zu verschmähen der nicht
nach ihrer Pfeife tanzt, oder der sich nicht
willig durch sie an seiner Nase führen
läßt. —In der That, dies ist ein sonder
bares Unternehmen, und diese verdorbene
Subjekte wagen noch obendrein den Ver
such daS Volk glauben zu machen, es kön
ne durch eine solch verdorbene Regierung
die nöthige gesunde Reform bezweckt wer
den. Wahrlich wer ihnen dies glaubt,
der muß mehr als Stockblind sein.
Nachahmung der Sickkls-Affaire.
Sickels' Beispiel findet Nachahmung.
So hat nämlich vor einigen Tagen in Beb-!
Ford Cauntv, Tennesie, ein Hr Allen,!
einem Mann Namens Hand y, den er
in Verdacht des zu vertrauten Umgangs
mit seiner Frau hatte, ein Messer in den >
Leib gestoßen, an d?n Folgen von welchem!
er augenblicklich starb. Allen überlieferte!
sich selbst den Behörden, und wurde nach I
dem Gefängniß abgeführt.
! hat auch ein Hr. Ehmann, in
! ?7cauch Chunk wohnhaft, letzte Woche ei
nen Herrn Lore n tz, mit seiner Frau
in seiner Wohnung eingeschloßen ertappt.
Hier gieng aber kein Leben verloren, son
dern nach einigen Ohrfeigen, wurde die
Sache dann friedlich geschlichtet. Der
Contrakt ist der daß Ehmann seine Frau!
an Lorentz für Hls, abließ hingegen!
muß aber Ehmann Manch Chunk sogleich z
verlaßen. Wer den besten Bargain hat,!
dies l)st Freund Rauch wahrscheinlich ver
gessen zu melden.
Noch ein »euer Sclaven-S'aat.
In beiden Zweigen der California Ge
setzgebung ist eine Bill paßirt, für die
Bertheilung von jenem Staat, und die
selbe erwartet nur »och die Unterschrift
! deS Gonvernör um ein Gesetz zu werden —
! welche sie auch ohne weitere Umstände er
halten wird, wenn nicht, als wir dies nie
derschreiben, dieS bereits schon geschehen
ist. Die Absicht ist, aus dem südlichen
Theil einen andern Sclaven - Staat zu
bilden. So, demnach soll, zur Schande
> der freien Vereinigten Staaten die
!! verhaßte und abscheuliche Sclaverei
" immer noch weiter ausgebreitet werden! —
! iVolif t>iVä <»"6
. aber eS ist eben doch gerade was die soge
' nannte demokratische Parthei haben will.
Vom Westen Die (s'rndte.
! Wir entlehnen dein Milwaukie, Wis
'! consin „Seeboten" folgenden Artikel, be
'! züglich auf die Erndte-Aussichten, welcher
unsern Lesern nicht unintereßant sein wird.
„DaS Einzige, was uns retten und wie
! der bessere Zeiten herbeiführen kann, ist
!die Ernte. Noch ein solcher Mißwachs,
! wie der vorjährige —und Wisconsin wird
i derselben Noth, desselben Elends Zeuge
j sein müssen, als eS Deutschland in den
> lahren I^lti —17 gewesen ist. Wie aber
! der Stand der Saaten und Feldfrüchte be
> > schaffen ist, darüber gibt uns der „Madi
. son Patriot" Aufschluß da er schreibt:"
! „Während eineS kurzen AuSftugeS in
Idas Land haben wir eS uns ganz beson
! ders angelegen sein lassen, den Stand der
I > Saaten zu untersuchen und zu sehen, wel
i! che Ernte, vorzüglich an Weizen, wir uns
versprechen dürfen. Der Winterweizen,
I der noch vor einem Monat so schön aus
gesehen hat, ist durch daS letzte kalte Re
genwetter bemahe gänzlich zerstört wor
!den, einige Stellen etwa ausgenommen,
.! welche auf allen Seiten vom Walde ge
,! schützt »varen. Nach Allem, waS wir ge
.! sehen haben, dürfen wir höchstens nur auf
'ein F ü >» 112 t e l, wenn nicht noch weni
' j ger, der gewöhnlichen Ernte an Winter
' - iveizen rechnen. Dieser Ausfall mag zwar
: I bis zu einem geivissen Grade durch H a
ife r und Welschkorn gedeckt wer
! indem viele unserer Bauern ihre Wei
zenfelder ZU diesem Zwecke umpflügen;
! allein wegen des späten Frühjahrs werden
I sie nicht so viel säen und pflanzen können,
!als sie unter günstigeren WitterungSver
u Hältnissen gethan haben würden. Die
! Bauern, welche noch vom Fehlschlagen der
i lctztsährigen Ernte zu leiden haben, müs
sen von diesem neuen Verlust furchtbar
! betroffen werden, zumal wenn sie sich wäh
- j rend der Zeit des Wohlstandes, welche der
.! Krisis unmittelbar voranging, über ihre
.! Kräfte in Unkosten und Schulden gestürzt
! haben. Daß darunter der materielle
Wohlstand deS Staates außerordentlich
l'j leiden muß, wird wohl Jeden einleuchten.
>! Diejenigen, welche die WitterungSver
i Hältnisse dieses Landes beobachtet haben,
werden vielleicht darin Trost und Ermu
thigung finden, daß ein kalter, unfreund
licher Frühling noch immer der Vorläufer
'! eineS warmen, angenehmen Sommers ge
-> wesen ist, der stetS jene Feldfrüchte zur
-! vollkommensten Reise gebracht-hat, deren
die Bauern von wegen der
..Witterung noch besorgen konnten. Die
! Welfchkorn - Ernte ist bei uns
niemals gänzlich mißrathen; dabei kann
diese Frucht selbst dann noch mit der besten
-«Aussicht auf Erfolg gepflanzt werden,
. wann bereits die Zeit für Bestellung aller
andern Feldfrüchte längst verflossen ist. —
Wir haben unS schon oft gewundert, daß
eine Frucht, wie Welschkorn, die so gut ge
- räth und eine weit größere und reichere
Ernte abwirft, als alle andern Fruchtgat
tungen, und dabei anch noch einen ver
hältnißmäßig bessern Preis erzielt, biS
jetzt dM'chgehends jo vernachlässigt worden
. ist Als "voriges Jahr die Weizen Ernte
mißrathen ist, war die Wclschkoru - Ernte
eine ungewöhnlich reiche zu nennen, und
der Werth, der durch dieselbe von einem
einzelnen Acker erzielt worden, betrug ge
rade daS doppelte von dem der besten
Weizen-Ernte. Wir möchten deshalb un
sern Bauern nur den wohlgemeinten Rath
ertheilt haben, möglichst viel Welschkorn
zu pflanzen, lind doch jä nicht wieder, ei
ner so ungünstigen Jahreszeit gegenüber,
eine Weizen-Ernte mit all' ihren Gefah
ren und all' ihrem Risiko ertrotzen zu wol
len."
.liede sifs C,ul'
über die Gleichberechtigung ala Fun
dament von Aineril'aniginno.
Wir sind von vielen unserer Leser er
sucht worden, eine der Reden, welche Hr.
CarlSch u r z zu Boston, Massachu
setts, in Bezug auf Gleichberechtigung,
hielt, mitzutheilen. Wäre es nicht für
den Umstand, daß der Raum eines deut
schen BlatteS von gewöhnlicher Größe,
etwas zu solche lange Reden ist,
so würde dies schon früher geschehen sein.
Wir wollen aber doch nun, so weit es sich
thu» läßt, de» Wunsch uuserer Freunden
! erfüllen, und einen getreue» Auszug aus
feine: Meisterrede, gehalten vor einigen
Woche» in der Faiicuill-Halle, hier folgen
laßen. —Er sagt nämlich:
„ Man spricht von der Größe der rö
! mischen Republik. Aber diese Größe be
! stand nur in der despotischen Beherrsch
ung der Welt, die Größe der amerikani
schen Republik liegt in der Sicherheit der
Selbstregierung. Die Würde des römi
schen Bürgers bestand in seinen aus
schließlichen Privilegien, die deS amerika
nischen Bürgers besteht darin, daß er des
Nachbars Rechte so heilig hält, wie seine
eigenen. Die römische Republik aner
kailnte und beschützte die R echte des
Bürger s, ließ aber die M anne S
rechte schutzlos. Römisches Bürger
rechtfußte auf dem Monopol, nicht auf
! den Forderungen der menschlichen Natur,
i Die Demokratie deS Römers erhob nicht
die Menschheit auf seine Höhe, nein, sie
trat die Menschenrechte unter ihren Fuß.
Die Sicherheit der römischen Republik
> lag daher im Schwerte, die der amerika
! Nischen liegt in der Sicherheit der gleichen
j Rechte Aller. Die römische Republik siel
durch das Schwert, die amerikanische wird
l bestehen, so lange die Gleichheit mensch
licher Rechte unverletzt bleibt. Welche der
! beiden Republiken ist die größere, die deS
römisch e n Mannes oder die des
! M a nneS als solchen?"
~ Die Worte der Unabhängigkeitsak'
i te, das alle Menschen frei und gleich ge
! boren sind und begabt mit gewissen un
j veräußerlichen Rechten, sollten an jedem
Thürpfosten innerhalb der Republik au
sgeschrieben stehe». Sie sind das Pro
gramm unserer politischen Existenz, zu
. gleich daS progressivste und couservativste,
rhedc den
.macht die individuellen Rechte zu einer
' Allen Sache. Diese allge
meine Gleichheit der Interessen al
lein für die Stätigkeit der demokratischen
' Institutionen bürgen.— Gleichheit der
Rechte, verkörpert in allgemeiner Selbst
- regierung, ist das große moralische Ele
. l ment wahrer Demokratie, die einzig zu
' verlässige SicherheitS Klappe in der Ma
!! schinerie der modernen Gesellschaft. DaS
' ist der solide Grundstein unseres Regie
'! rungS-SystemS, daS unsere Mission, das
/unsere Größe, das allein unsere Sicher-
heit. Das istA m erikanis m u S
. i und i h m gebührt meine Achtung."
. I Der Redner warf hier einen Blick anf
!die Sclavenstaaten, in denen dieses Fuii
> dameiit verleugnet wird, und gestand zu
daß auch anderwärts der Einführung und
'! Verwirklichung große Schwierigkeiten ent
gegentreten.—Viele Einwanderer und
manche religiöse Sekten seien allerdings
5, nicht gleich so fähig, sich an der Verwal
'! tnng dieses Landes zu bethciligen, wie der
'! hier geborene Republikauer, aber wolle
!ma»auch hiergegen sie de« alten Kniff
' j deS Despotismus anwenden, sie für total
i unfähig zur Selbstrcgieruug zu erklären,
'i weil sie noch keine Erfahrung darin ha
'' ben, während man ihnen zu dieser keinen
U Raum bewilligt?
.! „ Dieser verrätherischen Sophistik,"
rief er aus, „haben die Väter der Repub
. lik die noble Lehre entgegengestellt, daß
! die Freiheit die beste Schule der Freiheit
! ist, und Selbstregierung nur durch Prar
! iserlernt werden kann. DaS ist eine ä cht
ldee, und ihr
gebührt meine Anerkennung."
! „ES habe keine Gefahr,'' fuhr er fort,
' „für die Republik, durch Unwissenheit,
. durch Unkenntnis, bürgerlichen Pflichten,
- ja sogar durch die römische Hierarchie. —
i In der ächten Schule der Demokratie
würde» alle diese Hemmnisse und Feinde
' überwunden. Der religiöse Fanatismus
- sei nur durch Toleranz, nicht mit Fana
. tiSmus z>r bekämpfen, und sterbe ab, wie
!j der aus seinem Elemente emporgehobene
> j Haifisch."
> > „Religionsfreiheit, lehrt die Geschich
, te, entwurzelt langsam, aber stätig Aber
/ glauben und Vorurtheil. Ihre eigene
, i Geschichte sagt Ihnen, daß Tausende und
.Tausende von Romlingen hier einwan
, derlen und zu Millionen anwuchsen ; wo
! sind diese heute Ihr habt sie nicht er
-! schlagen, nicht verjagt; wo sind sie also?
! Das friedliche Wirken der großen Priiizi
, pien dieser Republik hat sie allniahlig
.! und im Stillen aufgezehrt. Wahrer
'! rikanismus,Toleranz,Rechtsgleichheit ha
;!ben ihre Vorurtheile befestigt und wer
, den friedlich Alles verzehren, wasiinver
, träglichist mir dem Geiste unserer Jnsti
! turioncn."
-I Der Redner setzte nun auseinander,
- daß nicht die demokratische Politik der
! Sclvavcnhalter allein der Republik Ge
fahr droht—
?! „ Nein, sie liegt in der zu großen Be
reitwilligkeit der Menschen, die Grund
- Principien ans dem Auge zu setzen, um
' vorübeigebende Mißbräuche abzuändern.
>! Ist es nicht wunderbar, daß Nationen, die
?i unter furchtbaren Kämpfen ihre Kreibeit
errungen haben, so rasch über kleine, mo-
mentane Uebelstände derselben ungedul
dig werden ? Daß sie vergesse», daß Rech
te gemißbraucht werden können und doch
unveräußerlich bleiben? Europa liefert
solche Beispiele. Kaum hatten die Völ
ker dort sich frei gemacht, als die herrschen
den Klassen, umdeiv Mißbrauch der Frei
heit zu steuern, KeMeihut selbst zerstör
ten; als die RegvWM.'n, um den Miß
brauch der freie» presse zu verhüten,
Maßregeln einführten, die eine vollstän
dige Censur wurden."
„ Würde eS etwas Anderes
wir die Berechtigung eineS Jeden
zur selbstregierung anerkennen, nmdie
R e i n h e i t d e 6 S t i m m k a st e ns
zu s ch ii tz e n, dasStini m rechts
beschränken wollt e n? Die!
Freiheit ist gleich einer lebhaften Haus-!
Frau; sie hat ihre Launen, ist zu Zeiten
etwas unbändig, versalzt wohl einmal
Euer Lieblingsgericht—wollt Ihr deshalb
ihr Porcellan, ihre Kessel zerschlagen, sie!
selbst auS der Küche verbannen ? —Jef-
ferfon sprach sehr wahr, er wolle lieber!
die Unbequemlichkeiten zu vieler Freihei-!
ten ertragen, als die, welche auS zu wenig
Freiheit erwüchsen. Es ist ein histori
scher Erfahrungsmtz, daß das nicht in der
Praxis recht sein >»' n, was im Princip
unrecht ist. Eine Verletzung der Rechts
gleichheit kann ni« zum Schutze von In
stitutionen führen, die auf diese Rechts
gleichheit gegründet sind; eine dem ent
gegengesetzte Politik ist nicht nur kleinlich
und engherzig, sonder» auch unsinnig ; sie
erinnert an den Soldaten, der, aus Furcht
vor dem Tode in der Schlacht, sicherschoß,
oder an den Mann, der sich den Fuß ab
hackte, weil ihn ein Hühnerauge drückte.
Es ist dies jene lächerliche Politik vermüh
ter Verzweiflung, welche die Ladung deS
Schiffes über Bord wirft, wenn eine ver
dächtige Wolke am Horizont aufsteigt."
„ Eine andere Gefahr für die Sicher
heit unserer Institutionen, vielleicht die
größte von allen, liegt in der allgemeinen
Neigung der politischen Part Heien und
> Politiker, eine bloße Nützlich
keitspolitik zu betreiben,
und locale » und temporä
ren Erfolgen das Princip
zu opfer n. Ueber diesen Pnnkt las
sen Sie mich einen feierlichen Appiel an
die Gewissen Derer richten, an deren Sei
te gegen menschlicheKnechtjchafc zu kämp
fen ich stolz bin."
„Sie hassen das Köiiigthnm und wür
den Gut daran setzen, die Be
gründung desselben auf diesem Boden zu
verhindern. Aber ich sage Ihnen, der Ge
brauch politischer Partheien, der Nützlich
!keit das Princip zu opfern, ist nicht we
niger gefährlich und verderblich, nicht we
! Niger egressiv und despotisch, als daS Ver
j fahren der Könige. Wiegen sich nicht
!ii! die Täuschung, daß, um eine Regie
rung gut nnd liberal zu machen, es genü-
gend sei, sie auf S Wahlrecht zu begrün
den. Denn sobald eine politische Parthei,
imd wäre sie die liberalste i» ihren Prin
cipien, die Politik befolgt, ihre Gegner
>....>. uiedei »»stimmen, so
. hat eö ein Ende mit der Gerechtigkeit und
! der Gleichberechtigung. Der franzosische
I Naii?."?l-Coiwent zur Schreckenszeit, so
i wie die Gri.i;strolche >n Kansas sind Be
! weise dafür."
! „Unter allen Schwierigkeiten und Ge
! fahre», die unS bedrohen, ist aber keine
großer als daS scheußliche Ungeheuer:
j A e ch tung wegen politischer
Ansicht. Ich bin ei» Antisklaverei-
Mann und habe ein Recht zu dieser Mei
nung in Massachusetts wie in Süd-Car
olina, mein demokratischer Nachbar hat
! das gleiche ich aber für mei
ne Meinung in Sud-Carolina vielleicht
gemobt werde, so beweißt das nur für den
Unterschied zwischen diesem Staate und
Massachusetts; denn der Antisclaverei-
Mann ist ein freier M a » n, der
! Sclavenhalter ist selbst Sclave."
~Meine Herren! Unsere heutige» Feld-
rufe »verde» verhalle». Die Sclaveiifra
! ge wird gelöst werden, die Freiheit Äe
! gerin sein, und wieder »verden andere
! Meinungsverschiedenheiten die politischen
! Partheien trennen. Wie nun, wenn »vir
i im Kampfe gegen die Sclaverei die solide
Basis der Rechtgleichheit beseitigt hatte»,
! auf der solche neue Streitpunkte friedlich
! ausgeglichen »verden können ? Wie nun,
wenn »vir die Institutionen dieses Landes
auf Rechtsunterschiede zwischen den ver
! schiedenen Klassen deS Volkes aufgelichtet
hätte» ? Wie nun, wenn »vir die Allge
meinheit der natürlichen Rechte zerstört
! und in Privilegien zerstückelt hätten ?
EineS steht hoch über dein Machtgebot
ideS geistvollsten Politikers, das ist die
Logik der E r e i g n i ß e. Sie kann
! nicht durch künstliche Arrangements und
trügerischeFriedensichlnßeeScamotirt wer
den; sie geht ihren eigenen Weg mit dem
sichern Schritt »eS Verhängnisses. Die
Zwingt Sie, zu wählen
;»vischeu zwei socialen Organisationen,
deren eine auf das Privileg, die andere
auf die Rechtsgleichheit basirt ist. Setzen
Sie Gewalt an die Stelle deS Rechts,
Privilegien an die der gleichen Rechte,
.Nützlichkeit statt Princips, und nehmen
Sie zu Triebfedern l?hrer Politik, und
- Sie haben die Macht verloren, den Strom
! einzudämmen. Neue Mißbräuche, neue
- llebelstände, neue angebliche Gefahre»
! »verde» auftauchen, und Ihre heutigen
Eingriffe in die natürliche» Rechte Ihrer
! Gegner werden dann willkommene Prä
zedenzfälle sein zur gegenseitigen Unter
drückung der Partheien. Ist einmal wis
sentlich die Lehre der Gleichberechtigung
verletzt worden, so »verden sich die herr
schende» Partheien bald daran gewöhnen,
! nur ihr Interesse zu befragen, »vo Grund-
Principien auf dem Spiele stehen. Die
jenigen, djc unS auf diesen Abweg füh
ren, gleichen dem Zauberer, der eine Rie-
und, weil er das Baun
wort vergessen, von seinem eigenen Ge
! schöpfe erdrosselt wurde."
Redner gedachte hier der Worte
Senator Sumner' s, gesprochen in
Faneuillhall an 2. November 1855, wo
rin dieser sich gegen jede Proscription aus
religiösen oder politischen Gründen er
klärt, und bezeugte dem Opfer deS südli
chen brutalen Fanatismus, unter donnern
> dem Applaus seine Hochachtung.
„Ich weiß einen schönern Beinamen
als den : er ist ein alter Römer! er heißt:
er ist ein ächter Amerikaner, wie Charles
Sumner einer ist."
„ Noch ein Wort zum Schlüsse! Ich
glaube gehört zu haben, daß ich unberu
fen mich in die heimischen Angelegenhei
ten dieses Staats eingemischt habe, indem
Ich neulich ein paar Worte über Jeffer
son'S Demokratie sprach; daß ich den hie
sigen Republikanern eine politische Richt
schnur geben wolle. Ah, Herr Präsident,
gibt eS denn wirklich in Massachusetts ei
nen Mann, er müßte denn ein Knecht der
Sclavereimacht sein, der mich nicht ohne
tiefe Gewissensbisse sprechen hören konn
!te für die Gleichberechtigung aller Men
! schen ? Gibt es einen Aohn dieser alten!
! Republik, der mich nicht ohne Schamröthe
logische Schlüsse auS der Unabhängig
keit - Akte ziehen hören könnte? Ware
daS der Fall, eS sollte mir leid aber
die Schuld wäre sein. Wie könn're ich,
! der bescheidene Frem!>, Einfluß üben ans
die Handlungen von Massachusetts! —
das ist s nicht. Aber vergessen Sie
! nicht, daß dieser Staat eine hervorragen-
de Stelle einnimmt, daß mit seiner Ge
! schichte das ganze Volk, selbst Süd-Car
l olina vertraut ist; daß auf
alle Augen gerichtet sind, daß jede seiner
Thaten Verantwortlich-1
! keit aufdaiielbe häuft. Was Massachu-
! seits thut, das macht Eindruck vom At
lantic bis zum Pacific. Aber Massachu
j settS braucht nur seiner werth zu sein, um
groß zu sein, daS ist die von allen Staa
! ten anerkannte Stellung, die es unter den
freien S tasten einnimmt. Kann es eine
ehrenvollere geben? Die Sohne von
! Maffachnsetts dürfen stelz darauf sein,
aber nur nicht vergessen, daß ihre Ver
antwortlichkeit mit diefer Große Hand in
Hand geht."
~ Nein, ich will mich nicht in Ihre hei
> mathlichen Angelegenheiten mischen, nur
im Namen des Westens habe ich noch ein
Wort zu sagen. Hören Sie je einmal,
daß im Westen eine Bewegung im Gange
ist gegen die Grnndprincipicn nnsercS Re
! gierungssvstemS, so bitte, ermahne, be
z schwöre ich Sie, Alle und Jeden, kommen
hinaus und lassen Sie unsere Prai
jrien, unsere Wälder, unsere Ohren wi
derklingen von Ihrem Appiel zu Gunsten
!der Rechtsgleichheit für Alle."
~ DaS ist unser westlicher Republika
! niSmuö, das seine Principien, seine Poli-
tik. Das sind die Ideen, die um das Ban
j ner der Freiheit nicht nur die Kinder die
! ses BodenS, sondern auch die ungezählte
! Zahl der Deutschen, Skandinavier, Scho
tten, Franzosen und einer guten Zahl Ir
jländer vereinigt haben. —Unter diesem
! Banner werden alle Sprachen der civili
siiten Welt gesprochen, ist jeder Glaube
beschützt, jedes Recht geheiligt. Unter
ihm steht jedes Element der westlichen
voll Enthusiasmus für die
! große Sache, voll Vertraue» zu einander;
i dieses Banner flattert von der Weistseite
deS Alleghenys bis zu den Rocky Moun
tains, über jenes glorreiche Thal Josa
>.vbat, >vc>vi>, Erde sich ver
lammeln, das Auferstehungs - Fest der
> menschlichen Freiheit zu feiern. SeineJn
fchrift lautet nicht: „ Beschränkung der
und Beschränkung des
!St :m m rechtS" dies würde das
j Signal unoermeidlicher Nie
derlage sein—sondern „A'n!"'''""d schli
che Rechte, allgemein wie Himmclvluft,
Freibeit und Gleichberechtigung, EinS und
' unzertrennlich!"
~ Mit diesem Banner stehen wir vor
! der Welt; in diesem Zeichen—und in ihm
allein —ruht der Sieg. Auf diesem We
ge gedenken wir die große kosmopolitische
' Idee zu verwirklichen, auf der das Beste
hen der amerikanischen Nation beruht. —
,In dieser Weise meinen wir die große
Mission deS ächten AmerikaniSmus zu
vollführen nnd die ängstliche Frage der
zertretenen Menschheit zu beantworten:
!„Liegt wirklich im Menschen die Befähi
gung frei zu sein und sich selbst zu regie
ren ?" Die Antwort ist ein trinmphiren
! deS „Ja," daS in die Ohren des Despo
ten der alten Welt donnert; daß ein
> M a n n für alles das geschaffen ist ; daS
den Unterdrückten znruft, daß sie unter
falschen Vorwänden in Banden gehalten
werden, das die H.'rzen der verzagenden
Freunde der Menschheit mit Trost und
! neuem Vertrauen erfüllt."
~DaS ist w a h r e r A merikani S
m u s, der die Menschheit an sein gro
ßes Herz drückt. Unter seinem Banner
schreiten wir—mag die übrige Welt uns
folgen!"
VNcrkwurdigr Rettung.
Aus Wheeling, Virginien, wird fol
! gender, beinahe unglaublicher Fall, berich
tet. Bor einigen Tagen sollte die 3700
Pfnnd schwere Glocke der dortigen katho
lischen Kirche auf den Thurm gebracht
werden, Zu diesem Behufe waren oben
am Thurme Flaschen-Züge und eine Win
de angebracht worden, um die daS Seil,
welches die Glocke emporheben sollte, ge
wunden war. Schon war die Glocke bei
nahe bis zu ihrem Platze emporgezogen,
als auf einmal die Sperrhaken brachen
und die Glocke in einem Moment mit dein
Seile anf die Erde herabstürzte. DaS
andere Ende des Seiles hielt in diesem
Augenblicke ein Arbeiter, Namens New
ton. Dieser wurde durch das über die
Winde schlupfende Seil mit BlitzeSschnel
ligkeit 100 Fuß hoch in die Hohe gerissen
und hing alif einmal oben, gerade da, wo
die Glocke hangen sollte, wahrend diese
am Boden lag. Er hatte buchstäblich
nicht Zeit gehabt, das in die Hohe schnel
lende Seil fahren zu lassen nnd kam mit
tüchtig beschundenen Händen davon, i
'lViinderbar mit dem davon ge.
kommen.
'Am Samstag legte sich an der Hudson
River Bahn ein Arbeiter in trunkenem
Zustande schlafen, indem er eine Schiene
als Kopfkissen benutzte. Der Nacht-Er
preßtrain ra»clte heran; unser Held schlief
ruhig weiter; im Nu war der Zug vorbei;
jetzt erwachte der Mauii. und fand, daß
sein Haar bis dicht an die Kopfhaut ab
gefahren war. Fast unglaublicy ist eS,
aber doch faktisch, daß er ohne jede weite
re Verletzung, den Haarschnitt abgerech- j
I net, davon kam. !
Mauers artrsifcher Lrunnen.
Ei» Unfall ereignete sich in vorletzter
Woche beim Bohren dieses BrunneNs, der
viel Geschicklichkeit erforderte, um wieder
entfernt zu werden, was aber von dem
Unternehmer, Hrn. I. Jaret, glücklich
ausgeführt wurde. Beim Bohren in har
tem Felsen brach der aus 4 Zoll langem
harten Stahl bestehende Meisel am untern
Ende der Bohrstange ab, in einer Tiefe
von 670 Fuß, ohne daß man es bemerkte.
Nachdem mit dein Stumpf der Stange
etwa ein.' Stunde lang auf den Meißel
gestoßen worden war, arbeitete sich das
Stück in die Seite am Boden des Loches, j
welches gerade hinunter Ii Zoll weit ist.
Alle Versuche, daß abgebrochene Stück zu
! fassen und herauszuziehen, waren erfolg-
los, aber nachdem einige Tage um dasselbe!
herum gearbeitet worden lvar, wurde es
am Mittwoch Abend gefaßt und heraus
gebracht, daS scharfe Ende oben. Das
Bohren wird nun wieder fortgesetzt, wie!
gewöhnlich. —(Reading Beob.
Taun A lban n (Walworth
Cauntv,) Wisconsin, ist vorigen Samstag
! daS anderthalbjährige Söhnchen deS Hrn.!
I Chase gestorben. ES hat dasselbe näni
,lich einen Kürbiskern in den Mund geiiom
men, der in die Luftröhre kam und nicht
mehr heraus zu bringen war, was seinen s
j Tod zur Folge hatte. Diesen Unglücks
fall sollten sich Eltern, die ihre Kinder!
oft mit allen möglichen Dingen spielen
lassen, als warnendes Beispiel gelten las«;
ftn.
Viel? verl,u»gc>t.
Im Taun Eaton (Manitowoc Caiin-!
Tv,) Wisconsin, sind einem gewissen Ro
bert Robertson 10 Stück Vieh und eine
schöne Stnte crepirt und zwar ans Man
gel an Futter. Dieser Mangel wurde!
durch den ungewöhnlich späten Eintritt
des Frühjahrs verursacht, und es wird
wohl noch mancher Bauer von seinem
Viehstande einbüßen müssen, wenn daS
Gras nicht bald zum Vorschein kon mt.
Galla t i n, Tenn., Lt. April. In
einer Schule, 15, Meilen von hier, sviel
! ten die Schüler mit einander SickleS-Pro
zeß. Einer der Schüler, der Sicktes re
präsentirte, drückte eine Pistole auf den
> andern ab, der Key vorstellen sollte. Un
> glücklicher Weise war dieselbe geladen und
! der Psendo Key erhielt einen Schuß durch
die Brust, an dem er später gestorben ist. Ehrw.
Ehrw. S. Garber, ein Pre
> diger der Täufer Gemeinde predigte »eu
> lich, in Waschington Cauntv, Tenneslee,
! und erwähnte die Sünde der Unterdrück
! ung der Nebenmenschen. Die Sklaven
halter beschuldigten ihn eine Abolitions
! Predigt gehalten zu haben, und belasteten
! ihn mit Strafe.
! Sägmühle und einige Wohn
j Häuser, das Eigenthun, des Cart. ?)ohe,
! wurden in der letzte» Sonntag Nacht, na
he White-Haven niederaebraniit. Ver
lust, SKIOOO und keine Versicherung da
! rauf.
Vom AzlsSttnd.
Älttknnft Dampfschiffs
„Anglo Sar->n."
! Vier Tage Neuere» aus Europa,
j Kriegserklärung »c>cl, nicht crsvlgt.
! Gerücht von einer Allianz zwischen Nuß
land und Frankreich und vom Ein
rücken der Franzosen in Sar
dinien.
O. nebe ck, 0. Mai. Der Dämpfer
„Aiiglo Saron" langte heute mit Näch
i richten aus Liverpool an, die bis zum 27.
! April reichen.
Eine Kriegserklärung Oestreichs gegen
! Sardinien war noch nicht erfolgt.
Sardinien gab am 20. April feine Ant
wort auf das ostreichische Ultimatum.—
Was dieselbe enth.elt, ist nicht bekannt
! worden.
Man erwartet jeden Augeublick, die
i Nachricht zu erhalten, daß die ostreichischen
Trnppen den Ticino, die sardinische Gren
ze, überschritten hätten. Doch ging auf
der andern Seite auch wieder das Gerücht,
daß der Kaiser von Oestreich Sardinien
, noch eine I ttagige Frist bewilligt, und sich
auf weitere Unterhandlungen eingelassen
! habe.
j Die Ursache dieser Zögernng liegt wahr
scheinlich in der politischen Constellation
Europas, die einen für Oestreich sehr un
günstigen und drohenden Asspekt genom
men hatte.
England sowohl als Rußland und selbst
! Preußen hatten nämlich gegen das Ver
fahren Oestreichs Protest eingelegt, und
wenn sich der Kaiser von Oestreich auch am
Ende um diese schriftlichen Widersprüche
nicht viel gekümmert haben würde, so hat
ihn doch wahrscheinlich eine andere, aller-!
Dings noch der Bestätigung bedürfende!
wichtige Nachricht, etwas bedenklich ge
macht : die Nachricht nämlich, daß am 22.
April Fran kre ichm i r Rußland
einen Of- und Deffensiv V er- j
trag abgeschlossen habe. Die-
se Nachricht hat natürlich überall diegroß
te Aufregung hervorgerufen.
Eine anderweite, ebenfalls noch nnver-'
bürgte Nachricht, ist die, von dem bereits
erfolgten Einmärsche der Franzosen in
Sardinien.
E n g l a n d. —Die größte Thätigkeit!
herrscht in den Arsenalen und an den
Whersten. Man sprach davon, daß die!
gesammte Miliz von England mobil ge
macht werden solle, um für den Fall, daß
England mit in den Krieg verwickelt wer- >
de, auf alle Fälle gerüstet zu sein.
Baninwolle ist gefalle», dagegen haben
die ÄriegSauösichleu, wie vorauszusehen
war, ein Steigen der Preise der Brodstof
se und Provisionen herbeigeführt.
F r a n k r e i ch. —Der Eifer, mit den!
die Kriegsrüstungen betrieben werde», hat
sich verdoppelt. Eine neue Aushebung!
von 110,000 Mann ist ausgeschrieben,
und die Commandeure der verschiedenen
ArmeecorpS sind ernannt worden. Der
Moniteur kündigt die Ernennungen offi
ziell an.
Sardinie n.—Telegraphische De
peschen aus Turin, die am 20. April in
London einliefen, melden, daß an diesem
Tage die östreichischen Truppen in 3 Di
visionen die Grenzen überschreiten woll
ten. Die Sardinier concentriren sich bei
Secia und wollen dort die Ankunft der
Franzosen abwarten. .
Am 27. April sollte in Turin ein feier
! liches Hochamt stattfinden, dem der Kö-
nig und die Kammern beiwohnen wollten.
Gleich darauf wollte der Honig mit seinem
Generalstabe nach der Festung AlexaN
dria abreisen, und, heißt, persön
' lich den Oberbefehl über die Armee über
nehmen. Vorher war dem König durch
einen Beschuß der Kammern die diktato
rische Gewalt mit 110 gegen 2 t Stimmen
! übertragen worden.
Nach einer in Wien eingelaufenen De
pesche hatten französische Truppen neu
trales Gebiet verletzt.
ES wird auch berichtet, daß französische
Truppen in Genua angekommen feien und
somit sardinischen Boden bereits betreten
Dentschlan d. —Die offizielle Wie-1
ner Zeitung publicirt den Text des an I
Sardinien gerichteten Ultimatums. Sar-1
Linien wird darin aufgefordert, feine Ar-I
! mec auf den FriedenSfnß zu reduciren, diel
! Freiwilligen Corps aufzulösen und bin-I
nen drei Tagen eine bestimmte
;u geben. Im Weigerungsfalle wird mit I
! Gewalt gedroht.
Man hat der fianzösischen Gesandt-1
schaft in Wien die Andeutung geben, daß!
sie die östreichische Hauptstadt zu verlas-I sen
sen habe, sobald die Oestreicher sich ge»ö-I
lhigt sähen, den Ticino zu überschreiten.l
Der deutsche Bundestag hat beschlos->
sen, die hauptsächlichst.» Corps der deut-I
schen Bnndesarmee mobil zn machen undl
die Bundeöfestungen zu armiren.
Die Oestreichische Eorrespondenz sagrZ
daß Oestreich, da eS Preußen vorher voi«
den gegen Sardinien zu ergreifende» Maßl
regeln in Kenntniß gesetzt habe, wohl zrV
der Erwartung berechtigt sei, daß die preuM
Bische Regierung ihrem B ündniß mit Oest -I
i reich treu bleibe.
R u ß land. Die russische RegieZ
rung hat vier ArmeecorpS mobil gemachcl
Zwei davon sollen gegen die östreichischeH
zwei gegen die preußische Grenze vorrül
Anl'uiift de» Tampfschiffa „Adelaidc."!
DrciTatic?!tucrtSausEuri>'pa. >
Der in St. JohnS angelangte Dämpl
fer Adelaide hat Nachrichten aus Europ«!
! gebracht, die bis zum April reichen.—l
Dieselben sind von der höchsten Wichtigl
ES scheint sich nicht zu bestätigen, dal
ein förmliches Schutz- und Trutzbündni'W
zwischen Frankreich und Rußland abgel
schlössen wurde.
Die wichtigste Nachricht, die der DämW
fer Adelaide mitbringt, ist jedoch die v o D
oem Ei n r ü ck e n d e r O estrcM
ch e r i n S a r d i n i e n. W
Zuerst meldete d.r Telegraph, daß iD
! der vcm April edM
befehl des General Giulay in drei AM
rheilurgen den Ticino überschritte» urD
gegen das ungefähr W Meilen ro» MaW
!land entfernte Novora vorgerückt seien.W
spater stellte sich heraus, daß diese Naä>
richt versi üht war. Die Oestreicher haW
ten allerdings an jenen Tage den BefeM
erhalten gehabt, vorzurücken. EpatM
war aber Eontreordre eingetroffen.
Später wurde Wiedel holt l erict tet, tW
Vorposten seien eingenickt, und am "M
April kam eine als ofsizie ll bezcichneW
Depesche in Paris an, »reiche meldete,
am vorhergehenden Tage die ganze cfW
reichische Armee den Ticino übklschrittcD
> und die Feindieligkeiten begcnnen
Diese Nachricht beruht alleidinsL lW
jetzt blos anf einer telegraphischen DepW
Iche, allein sie er>ci ei»t tec»regen glai.M
lich, weil die estreichijche Regieiung kI,W
genug ist, einzuscl tn, laß der Krieg
' vermeidlichist und jeder Verzug nur iM
ren Feinden zn Gute koinmen muß. SW
wird auch durch ei» Manifest bcstätigW
waS in der offiziellen Wiener Zeitung eW
schienen ist. In demselben wird
hingewiesen, wie EardinicnS
einen Krieg nothwendig Mache.
Ein anderes folgenschweres EreignW
mußte den Entschluß Oestreichs beschlcM
nigen. Im Greßherzoglhum Toskana
eine Revolution ausgebrochen. Das
und die Armee forderte vom GroßherzoW
daß er sich Sardinien und der Sache
liens anschließen jolle. Der gut
isch gesinnte Großhcrzog weigerte f>l>
nnd floh aus der Stadt. Die Armee
te darauf eine provisorische Regierung
unumschränkter Gewalt ein, und ein
schluß an Sardinien wird die nächste F>W
l ge davon sein.
Modena und Parma werde»
! dem Beispiele Toskana s folge» und ebeM
falls ihre Fürsten fortjagen, wenn diesMl
ben nicht mit Oestreich brechen
Schon sind eine Anzahl modenesijchcr SW
daten mit Sack und Pack zu den SartM
niern übergegangen.
Der Äonig von Sardinien hat eine pM
triotische Proklamation an die Armee
lassen, worin er sagt, daß er die Forden»
gen Oestreichs als eine Beleidigung
Ehre Sardiniens mit Verachtung zurüW
gewiesen habe. Gleich darauf ist er zW
Armee abgegangen.
Große Massen französischer TruppM
kamen täglich in Genua an. Man glauW
te, daß an,!!(». A pril bereits
Franzosen auf sardinischem Boden sich
finden würden.
In Woolwich herrschte die größte Tl»
tigkeit. Man sprach davon, daß die NW
gieruug die Aushebung von Ä»,»W ÄW
trosen für die Marine anordnen werde.W
Das Gouvernement l)at den DämpW
„Aetna" und andere Fahrzeuge gcmW
rhet, um Truppen und ÄriegsinunitiW
nach dem mittelländische» Meere zu bri'W