Der Liberale Beobachter, Und Berks, Momgomcry und Schuylkill Camities allgemeiner Anzeiger, Ne«rd i n g, M»NI. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e l! e, iu der Sud 6ren Straße, zwischen der Franklin- und Clwsuut - Straße Jahrg. H L, ganze Nnm. «2«». Das Gewiffen. (Schluß,) Wer in seinen einsamen Stunden hät te um ihn sein, wer seine Selbstgespräche hätte belauschen können, der würde nicht mit neidischen Blicken auf ihn hingesehen haben. Ihm fehlte die eigentliche, wah re Würze des Ledens ein reines Ge wissen. Es ist der Fluch eines befleckten Gewissens, daß es in einer äußerlich glück lichen Lage weit schwerer auf dem Men schen lastet, als wenn das Leben heftig stürmt; denn im Sturme des Lebens wird der Mensch der ruhigen Betrachtung ent rückt, u. der Kampf mit demselben schwächt die Stimme des innern Richters ; aber im Genusse eines ruhigen Glückes ertönt sie wie die Posaune des Weltgerichts, in der Menschenbrust, und hält ewig dir Erii ne rung und das Bewußtsein wach. Keine größere Strafe kann daher die Vorsehung hienieden über den Lasterhaften und Ver brecher verhängen, als wenn sie ihn mit Glücksgütern überschüttet und es ihm äus serlich wohl gehen läßt; denn je glückli cher er äußerlich ist, desto nagender tritt die Reue an sein Herz, und mit Schauder wird er gewahr, wie glücklich er sein ton te, wenn er tugendhaft geblieben wäre. Viele kurzsichtige Menschen klagen oft, wenn sie Lasteibafle im Glücke und Wohlstande erblicken, die Vorsehung der Ungerchtigkeit an. Ach! sie wissen nicht wie nnglücklich der Mensch ist der mit sei nen, Innern zerfallen ist, und wie gern er seinen Wohlstand dahin gäbe, und bis zum Taglöhner hinunter stiege, wenn er das verlorene Paradies seiner Brust wie der erobern könnte ! Hr. Louis besaß Alles, was den mei sten Menschen als höchst wünschenswerth erscheint: ein blühendes, sehr einträgli ches Handelsgeschäft, ein über die gewöhn lichen Bedürfnisse hinausreichendes Ver mögen, eine schöne, liebenswürdige Gat tin, ein gesundes, vielversprechendes Kind, dabei einen guten Ruf und folglich die Achtung seiner Nebenmenschen. Wer Här te glauben sollen, daß dieser Mann nicht glücklich gewesen wäre ? Und doch war er es nicht, und doch versank er, je höher sein Glück stieg, desto tiefer in Schwermuth und Trübsinn. Niemand konnte dies be greifen. Diejenigen welche am meisten um ihn waren, folglich auch seine Gattin, schrieben, da er sehr blaß aussah, diesen Znstand körperlichem Unwohlsein zu. Die Letztere hatte noch andere Gründe, dieses zu glauben. Wenn er gleich den ganzen Tag hindurch sehr thätig gewesen war, und sich sichtbar müde gearbeitet hatte, so genoß er doch keines ruhigen Schlafes, sondern ward durch beunruhigende Träu me gewöhnlich da schon wieder geweckt, wo gesunde Menschen erst recht anfangen sich der süßen Vergessenheit aller irdischen Sorgen zu erfreuen. Bei Tische machte er mehr den Zuschauer als den Esser; was aber seine Gattin am meisten beküm merte, war der reizbare, fieberhafte Zu stand, in welchem er sich fortwährend be fand. Wenn sie ihn mit zärtlicher Be sorgniß zuweilen fragte, was ihm fehle, und ihn bat, sich eines Arztes zu bedienen ss wußte er sie immer wieder dadurch für eine Zeit lang zu beruhigen, daß er sich in ihrer Gegenwart heiter stellte, und der Schüssel mehr als gewöhnlich zusprach. Da ihm dieser Zwang aber eine zu große Ueberwindung kostete, so ertrug er ihn nicht lange, und dann war das Uebel är ger als zuvor. Diese immerwährenden Kämpfe, die er mit sich selbst zu bestehen hatte, zerrütteten immer mehr seine Ge sundheit, und seine Gattin und seine Freunde sahen schon den Zeitpunkt in der Nähe, wo er aus ihrer Mitte scheiden wür de. Zs dieser Zeit wurden in Arras die As sisen eröffnet, und Hr. L. ward zum Ge schwornen der Stadt B erwählt; höchst ungern, ja mit dem sichtbarsten Widerwil len sah er sich mit dieser Würde bekleidet, und er hätte sehr viel darum gegeben, wenn er einen Andern für sich hätte stei- len dürfen. Aber er mußte dem Gesetze gehorchen, und sich nach dem Orte der As sisen begeben. Ein schauderhaftes Verbrechen war der Gegenstand der gerichtlichen Untersuchung. Ein junger Mann, der als Knabe nach dem Tode seiner Eltern von einem reichen Kaufmanne mitleidig ausgenommen, und, da er gute Anlagen zeigte, für die Hand lung erzogen worden war, hatte seinen Wohlthäter auf die grausamste u. schänd lichste Weise ermordet, und sich mit einem ansehnlichen Theil seines baaren Vermö gens auf die Flucht begeben. In Havre de Grace hatte man ihn, gerade in dem Au genblicke, wo er sich nach Amerika einschif fen wollte, ergriffen, und jetzt sollte er durch die Gesetze wegtn seines schwarzen Undanks gerichtet werden. Als der President die Thatumstände vortrug, so ließ sich unter den zahlreich versammelten Zuschauern ein unwilliges Murren vernehmen, und kein mitleidiger Blick siel aus den jungen Mörder, der auf der Verbrecherbank saß. Als nun gar der öffentliche Ankläger die Schändlichkeit der That noch mehr ins Licht setzte, als er er zählte, mit welcher Menschenfreundlichkeit der Ermordete des verwaiseten Knaben sich angenommen, wie väterlich er für sei ne Erziehung und seine körperlichen Be dürfnisse gesorgt habe, und wie er zum Lohne aller dieser Wohlthaten von dem jungen Bösewichte in seinem Bette mit ei ner eisernen Stange sei erschlagen worden, da ward jedes Gefü! empört. Nachdem die durch Zeugen auf's Genaueste ermittelt war, so traten die Ge schwornen im BerathungSzimmer zusam men, um ihr Schuldig oder Nichtschuldig auszusprechen. Als die Reihe an Hrn. LouiS kam, seine Stimme abzugeben, fing er heftig an zu zittern, und mit fast ton loser Stimme sagte er: „Ich kann nicht stimmen!" Auf das Befragen seiner Stimmgenossen, warum er bei so klaren Thatumständen Bedenken trüge, seine Stimme abzugeben, sank er zusammen, indem er convulsivisch ausrief: „Ich ha be ja dasselbe Verbrechen begangen!" Man kann sich leicht das Erstaunen der übrigen Geschwornen denken. Einige die ihn seit Jahren näher gekannt, und von seinem ächt christlichen Wandel, so wie von seiner menschenfreundlichen Gesinnung sich überzeugt hatten, glaubten daß der Wahnsinn aus ihm spräche; sie sollten aber bald erfahren, daß es die mächtige Stimme des Gewissens sei. Denn als Hr. Louis wieder zu sich kam, und die Geschwornen in ihn drangen, seine Worte zurückzunehmen oder sie näher zu erklären legte er vor ihnen folgendes freimüthiges Geständniß ab: „Ich heiße nichtLouis, sondern Legrange und bin aus Lausanne gebürtig. Meine Eltern starben, als ich 14 Jahre alt war, und hinterließen nicht das geringste Ver mögen. Ein reicher Kaufmann, Laporte, der Pathenstelle bei mir vertreten hatte, nahm sich meiner Hülflosen Kindheit lieb reich u. wahrhaft väterlich an. Er nahm mich in sein HauS und sorgte für meine Ausbildung auf die edelste Weise. Als ich die nöthigen Vorkenntnisse erlangt hat te, beschäftigte er mich auf dem Comtoire, und es gelang mir, in kurzer Zeit seine Zufriedenheit zu verdienen. In wenigen Jahren war ich im Stande, ihm sehr gu te Dienste zu leisten, und genoß seitdem seines unbedingtesten Vertrauens. Nur in einem Stücke war ich mit ihm unzufrie den : Während die übrigen Commis an sehnliche Gehälter bezogen, ließ er mir nur die nöthigen Bedürfnisse und ein mäs siges Taschengeld zukommen. Meine Ei genliebe konnte diese Behandlung nicht verschmerzen, und meine Geldliebe noch weniger. Um mir Geld zu erwerben, fing ich daher an, meinen Wohlthäter überall, wo es unbemerkt geschehen konn te, zu betrügen und zu berauben. Auf diese Weise hatte ich, als ich 25 Jahre alt war, einige tausend Franken aufge häuft; allein zur Errichtung einer eignen ""willig zu loben und ok»e Furcht zu tadeln." Dienstag den IN. Angnst, IBSR. Handlung, wonach ich sehnsüchtig strebte, waren diese nicht hinreichend. MeinPrin zipal pflegte die Botzener Messen zu chen, und, da er schon bejahrt war, einen Commis zur Unterstützung mitzunehmen. Ich war hierbei immer übergangen worden, weit er glaubte, sich am meisten auf mich verlassen zu können. Er te nicht, daß ich gerade seine Abwesenheit benutzte, um ihn zu betrügen. Endlich aber sollte mich die Reihe treffen, ihn nach Bötzen zu begleiten. Da er wichtige Ein kaufe zu machen gedachte, so mußte ich den Tag vorher bedeutende Geldsummen in lauter vollwichtigen Goldsorten einpacken. Der Glanz dieses Metalls verblendete mich so, daß ich die Begierde, eS zu besit zen, durch keine Vernunftgründe beschwich tigen konnte, und der teuflische Gedanke mir aufstieg, den alten Mann unterwegs zu ermorden und mit seinem Gelde flüch tig zu werden. Ein Umstand, der mich vor dem Arme der weltlichen Gerechtigkeit sicher stellte, mußte unglücklicher Weise hinzukommen, um den Gedanken zum Entschlüsse zu steigern. Ein Commis, Namens Louis, mir dem ich sehr befreun det gewesen war, hatte mir vor 2 Mona ten, wo er an der Auszehrung starb, sei ne Papiere übergeben. Unter diesen be fanden sich sehr gute Zeugnisse über sein sittliches Verhallen, und ein auf ein Jahr lautender Reisepaß, der noch nicht erlo schen war. Der Zufall wollte zu meinem Unglücke, daß die Beschreibung seiner Per son auf mich paßte, und so mußte Alles dazu beitragen, mich zu dem entsetzlichsten Verbrechen zu verlocken. Damit ich zu Ende komme: In einer dunkeln Waldge gend in den tyrolischen Gebirgen erschlug ich meinen Wohlthäter, und flüchtete mit seinem Gelde nach Frankreich, ließ mich zu Bunter dem Namen Louis nieder, und sah mich bald in den glücklichsten äus seren Umständen. Aber je glänzender dieselben wurden, desto stürmischer ward eS in meiner Brust. Die Furien deS Ge wissens erwachten in derselben und zer fleischten unbarmherzig mein Herz. Hier habt ihr mein Bekenntniß, ich kann und mag nicht länger mehr leben, denn die Last des Gewissens ist mir zu schwer." Als Hr. LouiS geendigt hatte, standen die Geschwornen eine Zeit lang wie an den Boden gewurzelt, denn ein solches Bekenntniß hatten sie von ihm nicht er wartet. Erst als er wiederholentlich bat sie möchten ihn den Händen der Gerech tigkeit übergeben, kamen sie von ihrem Schrecken zurück, und ließen sofort den Presidenten und den öffentlichen Ankläger bitten, in das Berathungözimmer zu men. Hr. Louis wiederholte vor diesen, was er vor seinen Mitgenossen bekannt halte, und ließ sich hierauf gelassen in's Gefängniß führen. Um gewiß zu werden, ob er die Wahr heit gesagt, ward nach Lausanne geschrie ben, und in wenigen Tagen lief die Nach richt ein, daß die Thatumstände genau mit der Erzählung deS Hrn. LouiS überein stimmten. Deßwegen ward er von dem Geschwor nengerichte zum Tode verurtheilt, und durch die Guillotine hingerichtet. So rächt sich das Gewissen. Herr Honigberger erzählt in seinen kürzlich in Wien erschienenen „Früchten aus dem Morgenlande" einen Vorfall, der noch wunderbarer klingt, als die Ereignis se des von der „Augsb. Allg. Ztg." ge schilderten Abends bei Dr. Elliotson. Im Jahre 1839 kehrte nämlich Dr. Honig berger nach Lahore zurück, wo ihn Gen. Ventura mit folgendem Berichte empfing, dessen Einzelnheiten von glaubwürdigen Personen bestätigt wurden. Wir bemer ken zur Einleitung nur, daß Hr. Dr. Ho nigberger Arzt und daß sein Werk vor zugsweise der Erörterung naturwissen schaftlicher Gegenstände gewidmet ist. „Rendschit Sing" so lautet der Bericht „hatte von einem Saat oder Fakir gehört, welcher sich im Gebirge auf- hielt, und von dem die Sage ging, daß er sich im scheintodten Zustande förmlich kön ne begraben lassen, ohne daß er deshalb dem wirklichen Tode verfiele, indem er die Kunst verstehe sich fortzuerhalten, so daß er nach Verlauf von mehreren Monaten wieder zum Leben gebracht werden könne, wenn man ihn ausgrübe. Dem Maha radscha schien die Sache eine reine Uumög lichkeit. Um sich nun darüber auf die ei ne oder die andere Art volle Ueberzeu gung zu verschaffen, ließ er den Fakir nach Hofe berufen und veranlaßte ihn unter der Androhung, daß man es an keinerlei Art von Vorsichtsmaßregeln gegen einen etwai gen Betrug werde ermangeln lassen, sich sich dem seltsamen Experimente zu unter ziehen. In Folge dessen führte der Fa kir seinen Scheintod herbei." „Als offenbar jeder Lebensfunken aus ihm entwichen schien, wurde er in Gegen wart des Maharadscha und sämmtlicher ihn umgebenden Großen in die Leinwand, worauf er gesessen hatte, eingewickelt, das Siegel desßendschit Sing darauf gedrückt und der scheinbar Todte in eine Kiste ge than, an welche Rendschit-Sing eigenhän dig ein starkes Vorlegeschloß hängte. Hierauf wurde die Kiste außerhalb der Stadt in einem Garten des Ministers vergraben, über den Ort Gerste gesät, rings herum eine Mauer aufgeführt und Wachen hingestellt. Am 4()sten Tage, der zur Ausgrabung bestimmten Zeit, fan den sich nebst dem Derbar, wozu auch der General Ventura gehörte, noch einige Engländer aus der Nachbarschaft ein; unter andern auch ein Doctor der Arznei kunde. Als man die Kiste mit dem Fa kir ausgrub und dieselbe öffnete, fand man ihn in demselben Zustande, in dem man ihn gelassen hatte, kalt und starr."-- „Ein Freund," fügt der Verfasser der „Früchte aus dem Morgenland" hinzu, „sagte mir, wenn ich nur selbst hätte se hen können, mit welcher Mühe man ihn durch Anwendung der Hitze auf den Kopf, durch Lusteinblasen in die Ohren und den Mund, durch Reibungen des Körpers u. s. w. zum Leben zurückbrachte, so würde ich gewiß nicht den geringsten Zweifel an der Möglichkeit der Sache hegen. Der Minister Radscha Dhyan-Sing versicher te mich, daß er diesen Fakir, der sich Ha ridas nannte, in Dschemu im Gebirge 4 Monate hindurch unter der Erde gehabt habe. Am Tage des Begrabens habe er ihm den Bart abscheren lassen und bei der Ausgrabung sei ihm das Kinn eben so glatt gewesen, wie am Tage des Begra bens, ein Beweis seines Mittelzustandes zwischen Leben und Tod. Auch in Dsches reta im Gebirge, wie auch in Amritsir, hatte er sich vergraben lassen, so auch bei den Engländern in Hindostan, und es heißt im „Calcutta Journal der Medizin von 1835," wo die ausführliche Beschrei bung zu finden ist, daß der Fakir das Aufhängen der Kiste in die Luft der Ve rgrabung derselben vorgezogen habe, weil er in der Erde die Ants oder weißen Amei sen scheuete. Da er aber ein eigensinni ger (?) Mensch war, der vermuthlich aus Mißtrauen in das wiederholte Begehren der Engländer nicht hatte ferner eingehen wollen, so zweifeln Manche an der Wirk lichkeit der hier erzählten Thatsachen. Es scheint jedoch, daß die Kunst des willkürli chen TodeS und des Wiederauflebens mit ihm erloschen ist. Denn ich habe mir alle mögliche Mühe gegeben, sowohl in der E bene Indiens im Pendschab, als auch an den Ufern des Ganges, im Gebirge und im Thale vonKafchmir einen solchenKünst zu finden, um ihn, wenn auch nicht nach Europa, doch wenigstens bis nach Calcut ta zu führen, mög' es es kosten was es wolle, habe aber weder einen solchen ge funden, noch überhaupt von einem jetztle benden gehört. Mehrere von den Hin du's, bei denen ich nachfragte, meinten, daß derlei Fakire keinen Werth auf das Geld legten. Desto mehr Werth legen sie aber auf andere irdische Genüsse, war meine Antwort. Sie hörten es aber nicht Laufende Nummer »I gern, wenn ich sagte, daß der Saat (Fa kir), der in Lahore sein Semat (Begräb niß) zum Besten gegeben habe, ein aus schweifender Mensch gewesen sei, und daß mehrere Klagen gegen ihn angebracht wor den wären, aus welchem Grunde Rend schit'Sing sich bereits vorgenommen hatte, ihn des Landes zu verweisen. Dem kam er aber dadurch zuvor, daß er mit einer jungen Katrain sFrau von einer Hindu- in's Gebirge entwich, wo er bald darauf in allem Ernste starb, und nach Landessitte verbrannt wurde." Was Hr. Honigberger diesem abenteuerlichen Vor trage hinzusetzt, ist eine Beschreibung des Verfahrens, wie sich der Fakir in den schcintodten Zustand bringt. Das geschä he darnach durch ein förmliches Ausspü len des Körpers mit Wasser und durch das Verstopfen aller Nasen-, Ohren-, Mundöffnungen u. s. w. mir Wachs, wo bei er überdies die Zunge in den Rachen hinabschluckt, um so den Athemgang gänz lich zu hemmen. Bei der Wiederbelebung sei es daher das Erste, daß die Zunge zu rückgezogen werde, worauf der Körper durch Wärme, Reiben und Lufteinblasen wieder zn seiner Thätigkeit zurückgerufen werde. Berlin, 3t). Juni. Die kurze E l l e.—Dem Berliner Publicum, nament lich den Hausfrauen, macht eS viel Spaß, daß gegenwärtig die Behörden mit un nachsichtlicher Strenge gegen die Handels leute verfahren, die sich falschen Maßes und Gewichtes bedient haben. Vor we nigen Tagen standen wieder mehr als 20 solcher „Maßloser und Ungewichtiger" vor dem Einzelrichter. Unsere sogenann ten ~Handelsfrauen" behaupten von je her den Ruhm großer Contenance und Zungenfertigkeit. So war eine von ih nen angeklagt, eine Elle geführt zu haben an der drei Achtel fehlten. Das ist für die Verkäuferin freilich ein einträglicher Verlust. Die Elle war mit dem gesetz lichen Stempel versehen, aber wo waren die fehlenden drei Achtel geblieben? „die Handelsfrau" behauptete mit großem Ern ste und im geläufigsten Berliner Jargon : „Der selige Herr von Münchhausen hat einen hochbeinigen Windhund gehabt, der sich die Beene bis zum Dachshund herun terjelaufen. Und so ist's mich mit mei ner Elle jejangen; ick habe soviel mit ihr in meinem Leben jemessen, daß nach und nach die drei Achtel abjejriffen sind, ick weiß nicht wie!" Der Richter schüttelte ernst das Haupt und gab der ehrlichen Frau auf acht Tage frei Quartier im Po lizeigefängnisse. Die Sache ist wirklich so passirt, wie ich sie hier erzählt. Also Respect vor der Interpretation zu kurzer Ellen aus dem geistreichen Munde einer, wenn auch gerade äußerlich nicht liebens würdigen Berlinerin! Die Mayors der Stadt Neu-Pork, Alban,) und Buffalo haben das Arrangement verabre det, daß, um Betrügereien an Einwanderern zu verhüten, ein Durchschnittspreis von den Prei« sen der drei wohlfeilsten Emigranten - Besörde« rungshäuser angenommen und die Übrigendann durch Androhung der Einziehung ihrer Lizenz gezwungen werden sollen, nach diesem Preise die Emigranten zu befördern. Diese wohlthä tige Einrichtung bleibt bei Worten, denn sie ist noch nicht ausgeführt. Dagegen schicken jetzt da ihnen in Albany und Buffalo da» Hand werk größtentheils gelegt ist, die Mäkler diesel ben nach Troy, und betrügen sie dort. Der Mayor von Troy wird hoffentlich auch solche Maßregeln ergreifen, daß die Einwanderer von den Gaunereien der sogenannten Emigranten beförderer und mit ihnen im Bunde stehenden Eisenbahncompanien geschützt werden. WaShingto n.—Die Militärcommission hat die Farm des Zehn Adam Smith im nörd lichen Theil der Stadt für 54»,00 t) gekauft» um daselbst ein Militär-Znvalidenhaus zu bau en, nachdem der frühere Kaufvon Eolonel Tho mas nicht zu Stande gekommen war. Zn dem mit Riesenschritten fortschreite-««» Staate Michigan bildet die Gchaaszuchc einen der Hauptzweige, einen de» Reichthum». Die Zahl der in demselben unter haltenen Gchaafe übersteigt 1 Million und da» zur Förderung der Schaafjpcht angelegte Kapi tal überschreitet 55,50v,05v.