Oer Liberale Beobachter, Und Berks, Momgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger. NeKding, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Frankliy- und Chesnut - Straße. Jahrg. 12, ganze Num. «I«. Brief aus London, No. 2. (Wie Nehemiah das Bäby IoS wird.) Lieber Onkel Toby! Da ich für das Abwarten des Bäby's ein Monat im Voraus bezahlt hatte, so dachte ich bei mir, es habe eben keine gros se Eile, um es los zu werden, und ich konn te mir Zeit lassen es schön zu machen, so daß es nimmer zurückkäme. In der Zwi schenzeit, kalculire ich, daß ich etwas in London herumreiste. O Jemine! was viele schöne Sachen gab s dort in den Fen stern, Bilder oder Spielsachen. Ich traf gestern den Doktor I. V. E. Smith von Boston ; er kannte mich wie einßuch, denn er hat mich geimpft, als ich noch ein Bä by war. „Mister Flufkins!" sagt' er. „Doktor!" sagt' ich, „Ihr wißt gar nicht, wie froh ich bin, Euch zu sehen." —„Dan- ke schön," sagt' er, dann erzählte er mir gar viel von der Fair, denn er ist einer von den Kerls, die man gewählt hat, die Medaillen und Preise auszutheilen. Ich dachte schier, ich sollte ihn wegen des Bä by's um Rath fragen, und was ich mit ihm thun sollte, aber ich schämte mich und so schwieg ich mäuschenstille. Worüber ich mich aber am allermeisten schämte, war das tägliche Austragen des verhenkerten Bäb's; die Frau bestand dar auf, ich müsse es thun, und sagte, ich sei ein fühlloseS Ungeheuer, wenn ich ihm kei ne frische Luft gönnte, ja, sie erklärte, sie würde es keinen Tag länger behalten, wenn ich eS nicht jeden Nachmittag nach dem Park nähme. Es schien, als ob Alles sich verschworen hätte, mich zu peinigen, aber ich gab nach und nahm jeden Tag das Kind hinaus in den Park. Eines Mor gens begegnete mir Hr. Riddle in der Fair. Ich sah ihn schon in Boston, und da denk' ich, halt! das geht, ihm will ich mich an vertrauen und seinen Rath hören, denn cr ist ein mächtig wackerer Kerl. Ihr kennt ja Riddle, den Auktionär, Onkel? Well, er hörte mich an und sagte dann: Nehemiah, du Hast'S noch nicht zu einer Priese Tabak gebracht; warum setz'st du das Bäby nicht auf's Spundloch? . Mister Riddle, sagt' ich, was ist daß? „Ei, versetz' es!" Hergott!—sprach ich, —wie kann ich so was thun? Cr lachte mich aus, zog mich auf die Seite, flüsterte mir etwas in's Ohr und nun lief ich spornstreichs heim, fest ent schlössen, das Bäby auf's Spundloch zu setzen. Als die Frau mich hereinkommen sah, sagte sie, ich hätte was im Sinne, sie wüßt' es, denn sie sehe es. Merkt auf, —sagte sie, —ich kenn' Euch durch u. durch, und wenn Ihr probirt, mit dem Bäby da einen Trick zu spielen, so folge ich Euch bis zum Ende der Welt nach; ja ich will!—Und ich glaube, sie thäte es. Well ich nahm an jenem Nachmittag das Bäby, wie gewöhnlich, mit mir, aber anstatt nach dem Park zu gehen, ging ich nach Goldstreet hinab und trat in den La den eines der dortigen jüdischen Pfand- Verleiher. Ich möchte gern einen hal ben Adler borgen, sagte ich. „Auf wel che Sicherheitfragte mich der Mann. Ei, ich habe sonst nichts, —sagt' ich, —als diese Brustnadel hier. „Das langt nicht," sprach er. „O, ich brauche daS Geld nur auf an derthalb Stunden, bis ich in die Ausstel lung kommen kann ; ich habe dort bei den amerikanischen Gütern einige Freunde u. ich kann die Nadel ehe anderthalb Stun den vergehen, wieder einlösen, aber ohne Geld kann ich nicht hinein kommen." „Haben Sie dem Deposit denn sonst gar nichts beizufügen?" ~Ci, Sie werden doch nicht glauben ich käme nicht mehr zurück? sagte ich. O nein, —erwiederte der Jude, —aber daS Beste ist, man stellt sich sicher. Nun stellte ich mich zornig nnd sagte: Ich denke, wenn ich ihnen daS Kind hier zurücklasse, werden Sie sich doch nicht fürchten, mir daS Geld auf Beides zu lei hen ? Nein, sagte er, etwas nachden- end wenn Sie das Kind hier lassen, denke ich, werden Sie wohl zurückkommen und die Brustnadel einlösen, aber ich wer de Ihnen zwei Kronen zum Voraus an rechnen. Sir! rief ich, wenn ich Geld hätte, brauchte ich von Ihnen keins zu borgen! denn ich glaubte, er wolle mich fangen. Well, sprach er, ich werde es von ! dem halben Adler abziehen. Sehr wohl! sagte ich, und das Geld nehmend, sitzte ich das schlafende Kind behutsam in eine Ecke des Ladens nieder, wickelte es hübsch ein und sagte dem Juden, sein Weib, die sich in dem Gemache hinter dem Laden befand, solle Acht darauf geben, wenn es schreie, und ich wlißte, es würde, denn daS Kind konnte kreischen, wenn es einmal anfieng, das könnt Ihr mir glauben, Onkel. Am ei sten Eck, an das ich kam, bog ich auS Golbstreet und rannte wie ein Jagd hund fort, ich wußte selbst nicht wohin. Endlich gelangte ich doch an mein Haus, packte meinen Koffer und sagte zu der Frau, ich hätte für das Bäby ein neues Quartier gefunden. Jetzt ging der Tanz los! sie schrie ich hätte ihren Cha rakter ruinirt, und sie wäre eine arme, einsame Wittwe. O Onkel, sind Witt wen nicht gefähilich? Daß sie an mein Fortgehen gar nicht denken könne, daß ich mit ihren Gefühlen gespielt hatte, und daß sie mich wegen gebrochenen Ehever sprechens verklagen wolle,—ja, sie wolle! ich aber stopfte ihr den Mund mit einer Guinee, und eS wirkte, wie russische Sal be für Brandwunden, —es kurirte sie auf der Stelle. Dann ging ich hinab nach Riddle's Kosthaus, denn es war derweil ziemlich spät geworden ; er war daheim und ich er zähle ihm, wie ich seinem Rathe gemäß des Bäby's los wurde und wie es dabei zuging. D'rauf spricht er: „Nehemiah, du bist ein ganzer Bursche!" und sag' ich : „Mister Riddle, ich meine fast, meine Au gen sind jetzt so weit offen, daß ich für andere Leute keine Bündel mehr halte!" und damit stand ich auf und traktirte die ganze Gesellschaft. Euer getreuer Neffe Nehemiah Flufkins. Viel Lärm um Nichts oder der bestrafte Gcistel beschwör er. Novelle von I. A, Schäfer. ES war beinahe Mitternacht. Die Glocke schlug schon elf und noch saß Hr. Aktuarius Jmmerdurst bei seinem Freun de, dem Hrn. Rathe von Haberling, um sich bei einem Glase Rheinwein gütlich zu thun. Der Herr Aktuarius war aber heute Abend besonders aufgelegt, zudem tobte draußen ein so entsetzlicher Sturm, daß er der Bitte seines Freundes, noch so lan ge zu verweilen, biß sich das Wetter ver zogen habe gern nachgab. Das Gespräch beider, vom Wein schon sehr erhitzten, aber im Vorbeigehen ge sagt, recht braven und ehrwürdigen Män ner, drehte sich zuerst blos um allgemeine Gegenstände, bis sie zuletzt auch auf das Geisterbeschwören kamen. „Allerdings!" antwortete Herr Jm merdurst, auf die ihm hingeworfene Fra ge: yk eß wirklich in eines Menschen Macht stände, Geister auS ihren dischen Grüften hervorzurufen? „aller dings kann man das. Man hat schon viel sowohl für als wider gesprochen, al lein ich behaupte kühn, daß man es kann; ich spreche aus Erfahrung, mein lieber Herr Rath. Lassen Sie sich nur folgen de Geschichte erzählen, und Sie werden gewiß nicht mehr an der Möglichkeit der Geisterbeschwörung zweifeln." „Aber Herr Actuarius," wendete der Rath ein, „man hat doch noch nie wirk liche Beweise gehabt, daß der Geist eines Verstorbenen sich hätte sehen lassen, oder daß ein Mensch im Stande gewesen sei, einen Geist zu beschwören. Ich sage mit Fleiß: wirkliche Beweise; scheinbare Be weise hat man genug, welche aber, wenn man sie genau betrachtet, stets auf einer "IVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag de» 22. Juli, IBSZ ' Täuschung beruhen." „Wenn ich es Ihnen aber nun beweise, wirklich beweise, daß es möglich ist," eifer te der Actuarius, „werden Sie mir dann noch widersprechen?" „Auch dann noch," erwiederte der Rath ganz ruhig, und zwar auS dem einfachen Grunde, weil Ihre Beweise, wie gesagt, auf einem Irrthum beruhen können. Z. B. wenn—" „Sie sind ein ungläubiger Thomas !" unterbrach ihn Jmmerdurst zornig, indem er aufsprang, nach Hut und Stock griff und zur Thür hinaus eilte. Den Hrn. Rath einen sehr aufgeklär ten Mann, reuete in diesem Augenblick doch, daß er dem Hrn. Actuarius, dessen Beharrlichkeit in seinen nun einmal ange nommenen Meinungen er nun wohl ein sah, und zwar in einem Zustande wider sprochen hatte, wo jede vernünftige Ueber legung unmöglich war. Ein furchtbar stürmisches Wetter wü thete draußen noch immer, und eine Fin sterniß war, wie die egyptische gewiß nicht ärger gewesen. Unmöglich konnte er so den alten, ehrlichen, aber etwas abergläu bischen Jmmeidui st allein nach dessen, bei nahe eine Stunde entfernten Wohnorte D. . gehen lassen. Wie leicht konnte dem alten Manne in seinem Zorne und seinem ohnehin berauschten Zustande in dieser ent setzlichen Finsterniß etwas Uebles zuflös sen. Der Scadtweiher lag nur zehn Schritte von dem Wege, den der Actuari us gehen mußte, abwärts. Ein kalter Schauer übeUief ihn bei dem Gedanken, und unwillkührlich fiel ihm der weise Spruch des Sokrates ein: „Laß deinen Freund nicht im Zorne von dir gehen." Ohne sich lange zu besinnen, weckte er den bereits in tiefem Schlummer liegen den alten Hausknecht Jonas auf, ließ ihn eine Laterne nehmen und eilte mit ihm dem Hrn. Actuarius nach. Weit konn te derselbe unmöglich noch gegangen sein. Sie riefen Anfangs aus Leibeskräften sei nen Namen, aber Niemand ließ sich hören. Jetzt ward dem Rath doch nicht wohl zu Muthe. Er sah im Geiste schon den armen Jmmerdurst in dem großen Brand weiher herumschwimmen und Geister be schwören. „Ach Gott!" rief er mit ge dämpfter Stimme, „Jonas, die Feuerha ken ! schnell! schnell! vielleicht ist er noch zu retten!" „Ach Herr, Feuerhaken!" jammerte dieser, wie aus einem tiefen Schlafe gerüttelt, mit seiner kräftigen Baßstimme wiederholt so laut, daß der Hr. Rath, um kein Aufsehen zu erregen, ihn beim Kragen faßte, und ihn bat, doch nicht so laut zu schreien. Aber—es war zu spät. Der wachsa me Thürmer in der Nähe, welcher das jämmerliche Feuerhaken-Geschrei des Jo nas gehört hatte und es für Feuerruf hielt, stürmte in dem Augenblick schon so kräf tiglich darauf los, da Beiden Hören und Sehen verging. In der Angst seines Herzens über den gefährlichen blinden Feuerlärm, welchen er wider Willen heraufbeschworen hatte, wußte Herr v. Haberling nicht, was er thun sollte. Er hätte die Thurmmauer hinauffliksten mögen, um dem vermale deiten Thurmwächter, der immer hörte, wenn er nicht hören sollte, seinen Irrthum zu zeigen. Vergebens suchte er die Trep pe, welche zum Thurme führte, zu finden um den unaufhörlich Stürmenden da dro ben zur Ruhe zu bringen. Er rief von Angst gepreßt, zum Thurme hinauf: „ein Irrthum! ein Irrthum! Der Actuari liegt ja blos im Weiher!" Vergebens. Der Thürmer, welcher vor dem Schall der Glocke den guten Herrn Rath nicht verstand, vielmehr die einzelnen Ausru fungen desselben für fortwährenden Feu erruf hielt, stürmte um so nachdrücklicher darauf los. „Ei so hole doch zum dreitausend T . . . meine lange Leiter !" knirschte Hr. v. Ha berling, als er sah, daß all' sein Rufen und Poltern nichts fruchten wollte, den armen Jonas an, der ganz unentschlossen, an Händen und Beinen zitternd, dastand und kaum die Laterne halten konnte: „so hole doch meineLeiter, damit ich den Thurm ersteige!" Jonas, gewohnt, die Befehle seines Herrn ungesäumt zu vollziehen, eilte da von. Herr v Haberling stand auf Kohlen. Schon gab der Stadttt ompeter durch drei maliges Stoßen in die Trompete der nicht weit davon entfernten Garnison das Sig nal, welches auch in dem Augenblicke von dem Stabstrompeter erwiedert wurde. In drei Minuten waren alle Trommler auf den Beinen und in sechs Minuten lie fen alle Einwohner der Stadt wild durch einander. Alle acht Spritzen sausten im gestreckten Galopp mit dem unaufhörli chen Feuerrufe der Bürger begleitet nach allen Richtungen hin, ohne daß ein Mensch wußte, wo es denn eigentlich brenne. Endlich kam Jonas, unter der Last ei ner baumlangen Leiter fast zu Boden sin kend, an. „Sieh du nur nach dem Herrn Actuari us, dem armen, du lieber dummer Jonas! sagte Herr v. Haberling, indem er ihm die Leiter abnahm, an die Mauer lehnte und im Sturmschritt, so gut eö gehen woll te, an derselben hinaufkletterte, ohne in seiner Verwirrung das Unthunliche, einen so hohen Thurm mit einer gewöhnlichen Leiter zu ersteigen und den da droben Stür menden seines Irrthums zu überführen, einzusehen. Kaum hatte der Herr Rath die Mitte der Leiter erreicht, als ein Trupp Men schen, welcher sich eben mit einer Spritze zufällig dem Thurm näherte, ihn mit sei ner Leiter gewahrte, und aus einem Mun de erscholl nun der Lärm von Neuem: „im Tburm ! im Thurm brennt's!" In einem Nu postirte sich die Spritze vor dem Thurme und gab demselben eine so gewal tige Ladung, daß der Herr Rath, von dem Wasserstrahl schwer getroffen, wie ein nas ser Wollsack zu der andringenden Men schenmasse hineinplumpte. Dieses unerwartete Ereigniß gab dem Gedränge eine andereßichtung ; man trug den Rath halb todt nach Hause. — Der arme Jonas verfolgte indessen mit der Laterne wie ein Spürhund die Spur des Herrn Actuarius Jmmerdurst so em siglich, als wenn das Wohl der ganzen Menschheit von dessen Auffindung abhän ge, ohne auf das Toben und Treiben hin ter sich zu achten. Zwei- dreimal hatte er den Brandwei her umgangen, ohne Herrn Jmmerdurst darin zu sehen. Er wendete sich nunmehr rechts nach dem Heidegrunde, denn da hin durch führte der Weg nach D . . . Schon hatte er wenigstens die Hälfte dieses un wegsamen Distrikts zurückgelegt und war eben im Begriff, nach fruchtlosem Suchen zurückzukehren, als er dicht hinter sich ein unverständliches Gemurmel hörte. Er schrocken blickte Jonas um. Ihm war sonst nicht sonderlich Angst; aber hier ganz allein in dem Heidegrunde, wo es oh nehin nicht richtig sein sollte, sträubten sich ihm doch alle die wenigen Haare, wel che er noch ans dem Kopfe halte, in die Höhe. Ein baumlanger schwarzer Riese —nein, alle Sinne vergingen ihm —kam, wie er ganz deutlich sah, aus einem Strauch hervorgewachsen. „Ich beschwöre dich bei allen Heiligen !" rief ihn das Ungeheuer an, „wenn du ein guter Geist bist, so bleibe; bist du aber ein böser, so hebe dich weg, weit weg von mir!—" Jonas zitterte an Arm und Beinen, er hätte sich in diesem Augenblick auch um keinen Zoll weit wegheben können, so un geheuer schwer waren ihm seine Beine ge worden. „Bist du "hob das schwarze Unge heutr von Neuem an, „ein guter oder—" „Guter! guter!" preßte Jonas in seiner Herzensangst heraus, und es ward ihm schwer, dieses einzige Wort über seine Lip pen zu bringen. „O, so befreie.mich aus dieser Höllenqual!" fuhr der Schwarze Laufende Nummer 47. fort, „denn ich leide Pein in dieser Flam me !" Zitternd trat Jonas zu dem Riesen, entlaufen hätte er ja doch nicht gekonnt, denn wenn der nur einen Schritt vorwärts gethan, hätte er ihn, wenn er auch eine halbe Stunde von demselben entfernt ge wesen wäre, dennoch eingeholt. Der Schrecken läßt den Menschen im mer Alles in einem größeren Mafistabe sehen, als es in der That ist und so ging es auch Jonas. Wer beschreibt sein Er staunen, als er in dem gefürchteten Rie sen Niemand anders erkannte, als den ent laufenen Actuarius, den er so emsig ge sucht hatte. Wenn die Menschen doch nur immer, statt vor einem Gegenstand, der ihnen Furcht einjagt, davonzulaufen, denselben vorher untersuchten ; oder mit einem Wort, wenn sie weniger furchtsam wären als sie sind, wie wenig Gespenster würde es dann auf der Welt noch geben ! Der Actuarius war, als er den Herrn Rath verließ, gleich Anfangs von dem Wege abgekommen- Er hatte sich durch das Gesträuch längs dem Weiher so lan ge ritterlich hindurchgearbeitet, bis er end lich in einen dichten Dornstrauch verwik kelt wurde und ganz erschöpft hängen ge blieben war. Ungeachtet er an Händen und Füßen jämmerlich zerstochen und verwundet und sich bei jeder, auch der geringsten Bewe gung in dem Dornenstrauch?, auf das Em pfindlichste stach, so wollte er doch Anfangs zu Jonas großem Erstaunen nicht aus dem selben heraus, behauptete vielmehr, als Jonas sich bemühte, ihn aus demselben zu befreien, daß er sich im Fegfeuer befinde, daß er seine Sünden noch lange nicht ab gebüßt habe, und daß er am allerwenig sten mit Gewalt aus demselben sich ent fernen dürfe, vielmehr nur durch einen gu ten Geist erlöst werden könne. Jonas, welcher nicht begreifen konnte, was der Herr Actuarius für ein Vergnü gen daran finde, in einem Dornenstrauch zu hängen, wandte alle seine Beredsam keit an, ihm begreiflich zu machen, daß er ja nicht im Fegfeuer, sondern in einem Dornstrauche stehe und daß er so doch nicht die ganze Nacht darin stecken bleiben kön ne. Kaum aber hatte Jonas ihn durch Wort und That aus dem Strauche her ausgerissen und ihn gebeten, nun gefäl ligst mit nach der Stadt zurückzukehren, als Herr Jmmerdurst zu Jonas' größtem Leidwesen ausdrücklich dagegen protestirte und unter jeder Bedingung nach Hause zu gehen wünschte. Sollte der Actnarius nicht zum zwei ten Male in ein noch größeres Fegfeuer gelangen und in demselben wohl gar um kommen, so mußte sich JonaS entschließen ihn bis nach seinem Wohnorte zu beglei ten. Anfangs ging es Beiden recht gut, ab gerechnet, daß sie bald in einem Sumpfe stecken blieben, bald über einen Haufen Steine hinauSstolperten. Dieß AlleS er trug Jonas, und wie's schien, der Actuari us auch mit großer Standhaftigkeir. Als aber derselbe nach und nach wieder in sein altes Thema von Geistern, Fegfeuer und Geisterbeschwörung verfiel, wurde dem ar men Jonas wieder nicht wohl zu Muthe. Bald war Jonas der Herr Rath, mit dem sich der Herr Actuarius über Höllen- und Geistergeschichten herum disputirte, ohne daß Jenas nur eine Silbe wider sprach—,bald war er der Erzengel, der ihn aus dem Fegfeuer erlöst. Dieses Gespräch dauerte wohl eine hal be Stunde fort, bis sie endlich den Kirch hof des nahen Ortes erreichten. Jonas, welcher geduldig, aber nicht oh ne Grauen alle die Geschichten, welche der Actuarius zum Beweis der Möglichkeit ei ner Geisterbeschwörung ihm bunt durch einander vortrug, angehört hatte, stiegen ihm jetzt die Haare zu Berge bei dem An blick der Leichensteine, welche wie schwarze mahnende Geister, je näher sie dem Fried-