Oer Liberale Beobachter, Und Berks, Montgomery und Schüylkill Camities allgemeiner Anzeiger. We»n l n g, Nenn, Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Sud kten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut > Straße. Jahrg. 12, ganze Num. «IS. Die Rettung von Ch Craven Touvernör und tord Palatin von Carolina. (Schluß) „Wer —was ist das?" erwiederte der Gefangene, als er die Freundlichkeit dieser Töne mehr fühlte als verstand, und trat der Redenden näher. „St!" —Sie legte ihre Hand auf sei nen Arm und blickte ängstlich nach der Thür; dann ermahnte sie ihn mit flü sterndem Tone zur Borsicht. „Grimmige Kriege—Tomahawks— sie liegen im Grase für den Engländer." „Und wer bist du—Weib?—lst eS Freiheit —Leben ? Zerschneide die Strän ge—schnell, schnell —laß meine Freiheit mich fühlen Z" —Und er hielt kaum seine Ungeduld zurück, als sie die Sehnen zer schnitt, womit seine Handgelenke fest zu sammengeschnürt waren. „Ich bin frei —frei! Ich danke dir Gott—großer, guter Vater, daS ist deine Vorsehung! Und du —wer bist du, mei ne Retterin —doch wozu fragen? Du bist-" „Matiwan ist es, sprach sie demüthig. „DaS Weib Sanntee s—wie soll ich danken —wie dich belohnen, Matiwan?" „Matiwan ist daS Weib des großen Häuptlings Sanntee—sie befreit den Eng länder, der einen Blick und eine Sprache hat wie Occonestoga." „Und wo ist er, Matiwan, wo ist der junge Krieger." „In dem seligen Thale des Manneyto. Er wird eine große Wohnung bauen für Matiwan." „Gib mir das Messer." Sie überließ eS ihm schaudernd, und bedeutete ihm. daß er ihr folgen sollte, in dem sie, um ihn zur Vorsicht anzuhalten, ihre Hand auf seinen Arm drückte, und ging nun voran nach der Thür, die sie bei ihrem Eintritt sorgfältig verschlossen hatte. Sie öffnete dieselbe mit gleicher, vielleicht noch größerer Behutsamkeit wie vorher und zeigte dem Gefangenen in dem trüben Sternenlicht die ausgestreckten Gestalten der beiden Wächter. Sie schlie fen noch immer, aber nicht fest und Ma tiwan schien den Gefangenen durch den flüchtigen Blick, zu welchem sie ihn mit in dianischer Beredsamkeit veranlaßte, auf all die Gefahren u. Schwierigkeiten vorbe reiten zu wollen, mit welchen er wahr scheinlich zu kämpfen bestimmt war. Har rison würde in der Ungeduld erneuerter Hoffnung, im Gefühl der Freiheit ohne weiteres hinauögesprungen sein, hätte die Indianerin ihn nicht zurückgehalten, und in demselben Augenblick wurden sie durch eine plötzliche ruhelose Bewegung eines der Schlafenden zur Borsicht ermahnt. Matiwan trat schnell in den Schatten des Gefängnisses zurück und drückte gleichzei tig die Thür wieder zu, doch nachdem sie eine Weile gelauscht und das erneute tie fe Athmen vor der Thür sie wieder er muthigt hatte, wandte sie sich, indem sie die Thür wieder etwas öffnete, im Flü stertone zu dem ungeduldigen Gefange nen. „Den Häuptling der Engländer—sie liebt- ihm, die bleiche Mutter jenseit des Wassers?" „Sie liebt ihn, Matiwan—liebt ihn zärtlich." „Und der Häuptling, er bewahrt sie hier?" Und sie zeigte auf ihr Herz bei dieser Frage. „StetS- tief! Auch ich liebe sie warm und innig.- „ES ist gut. Der Häuptling wird auf die Seen ziehen —wird zu der Mut ter ziehen, die ihn liebt. Sie wird um ihn singen wie ein grüner Vogel, wann daS junge Korn aus der Erde kommt. Geh', Engländer, aber sei wachsam, denn der Pfeil der Yemassee schwirrt auf dei nem Pfade." Er drückte ihr mit Wärme die Hand, obgleich seine Lippen jeden andern Dank versagten, und Matiwan verrieth durch einen tiefen Seufzer, wie sehr ihr eigenes Gefühl an den Worten betheiligt war, womit sie den Sohn an die Mutter mahn te. Dann öffnete sie vollends die Thür und schritt furchtlos und glücklich über die schlafenden Wachen hinweg. Er folgte ihr, aber weniger glücklich. Ob er in dem ungewohnten Lichte nicht deutlich sehen konnte, und vielleicht den Krieger mii dem Fuße berührte oder ob dieser schon vorher nur noch im Halb schlummer gelegen, der eben unterbrochen wurde, ist kaum zu erörtern, aber der Krieger erwachte gerade im ungünstigsten Augenblick und mit dem Erwachen komim bei dem Indianer auch vollständiges Be wußtsein. Er erkannte sogleich seinen Gefangenen und faßte ihn am Beine, Harrison aber stieß ihm mit nicht minder schnellem Instinkt den noch freien Fuß ins Gesicht, wodurch er seine Besinnung verlor. Obwohl dieses nur das Werk ei nes Augenblicks war, erwachte doch der auf dem Baume sich befindliche Wächter und wollte eben auf Harrison feuern, als Ehestatee mit der Behendigkeit einer Kat ze die Eiche erklomm und mit dem Stoße seines Jagdmessers ihn von dem Baume in den Abgrund stürzte. Nach wenigen Minuten hatte Harrison (Lord Craven) den Wald erreicht und be fand sich in Sicherheit. P h. R o h r. Des Spielmanns Heimkehr. Hndidldum! mein Weit' ist krnmin Sie hol 'neu wehen Zeh' Und hnvft jetzt in der Stnb' herum Spielt auf! Aufgespielt! Laßt einen Dreher los Spielleute, aufgemacht! Juch hui!—und es schmetterte daS Horn, es brummte der Baß, die Geige ächzte und krächzte, und die Paare flogen herum auf dem Tanzplatze wie s Wetter. Immer wilder stampften die wohlbestiefelten Füs se den Boden, flatterten die radförmigen Röcke, und es war gerade, als ob der Tanz erst beginnen solle, und Niemand daran gedenke, daß der Zeiger der fliegenbeschmutz ten Schwarzwälderuhr schon auf die Mit ternachtsstunde deute. Da erschien mit einemmale der Nachtwächter unter der Thür des Tanzplatzes mit seinem Spies se, und schrie herein, oder sang vielmehr: „Meine lieben Leute geht nach Haus, Die K irmetz und der Tanz ist jetzt aus ! Zwölf Uhr vorbei!" Die Musikanten spielten ihr Stück zu Ende, packten ihre Instrumente schlaff u. biertrunken ein, und verloren sich Einer nach dem Andern trotz dem Gelärm und Geschrei der jungen Burschen, die noch länger tanzen wollten. Nur Krispin, der Siebmacher von Weiher, blieb auf sei nem Posten fest und unerschütterlich, und schaute nach den Steinkrügen unter der Bank des Orchesters, damit sich nicht etwa ein bösartiges Gerede unter den Leuten verbreite, als hätten die Spielleute auf der Arbeiter Kirmeß einen Trunk Bier im Stiche gelassen. Ob zu seinem Aerger oder seiner Freude —ist ungewiß—fand er alle leer bis auf die Nagelprobe, und konnte nun seinerseits getrost auf denßück zug denken. Er packte seine Cremoneser geige in den ledernen Schnappsack, nahm Stock und Hut, stieg bedächtig von sei nem Posten, überschaute noch einmal das Feld seiner Thaten, und zog dann, dem Feldherrn gleich, der das Schlachtfeld be hauptet hat, den Uebrigen nach. An der Stiege stolperte der gute Fiedler ein klein wenig, und rollte und kollerte kopfüber kopfunter die Treppen hinab, mit Sack u. Pack, und Alles wunderte sich, daß die Cremoneserin nicht unter der Wucht ihres Herrn zum letztenmale geächzt und ge krächzt hatte. Nur der Gefallene selbst sah das für gar kein Wunder an, denn der Fall war ihm schon oft passirt, daß er es für ein Wunder gehalten hätte, wenn sie zetrümmert neben ihm gelegen wäre. Muthig hängte er den Schnappsack sammt der Geige wieder auf den Rücken, wan derte guter Dinge, lustige Weisen trillernd und brummend, hinaus in's Freie, und dabei schien eS als ob er, seinem Gange nach zu urtheilen, den Bauern Lektionen geben wollte im Laufgräbenziehen. Al- "'willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag de« IS. Juli, 15 » I les kam ihm heute so gar verkehrt und ver dreht vor, daß er sich gar nicht zurecht finden konnte, und dachte, daß ihm unser lieber Herrgott diesmal gewiß einen Pos- sen spielen wolle, weil er seine Sternlein gar so ruhig an der Himmelsdecke hin- und herflattern und fackeln ließ, und dort —nun, nun '. dort waren gar zweiMon de!—zwei auf einmal, das muß sicherlich nicht mit rechten Dingen zugehen! Auf solche Weise hatte der Fiedler die Erle erreicht, wo der Moorgrund anfängt und sich eine ganze Stunde lang hinüber erstreckt bis nach Föhrenbach, und war blos ein einzigmal auf dem Wege bis Hie her gefallen, aber ganz gemächlich wieder aufgestanden, um kein Glied am Leibe zu verrenken. Mühsam ließ er seine schlaf trunkenen Augen über die weite Fläche hinweggleiten, blieb aber wie angebannt stehen, als er auf einmal, ganz nahe in dem Gestäude linker Hand hin ein großes Feuer erblickte, umgeben von einer Menge Männer und Weiber, die da jubelten und tanzten, sangen und sprangen, daß es ei ne Freude war' „Glück auf!" jubelte Krispin, da gibts für dich einen guten Trunk. Hast einen ganz heidenmäßigen Durst, und Durst u. Meister Krispin, der Fiedler von Weiher, sind nicht extra gute Kameraden ; mag ei ner den andern nicht. Eilig nahm er Stock und Schnappsack und wanderte über den feuchten, schwammartig unter seinen schweren Tritten nachgebenden Moorgrund um Augenschein von dem nächsten Trei ben der tollen Gesellen zu nehmen. Die führten nun freilich ein Leben wie im Him mel, und speisten, daß es eine Lust und Freude war, ihnen nur zuzuschauen ; aber waö tranken sie, etwa Bier oder Fusel ? Prosit die Mahlzeit nein! Rheinwein, Burgunder, Malaga, Champagner und andere edle Weine aus aller Herren Lan den, flössen schäumend in die funkelnden Becher; daneben prangten aufreichgedeck ter Tafel in goldenen Schüsseln, Fasanen, Gänse Kapaunen, Torten, Bratwürste und sonstige kostbare Speisen, die der staunende Krispin gar nicht zu benamsen wußte. Lustige Dirnen in leichten seide nen fast durchsichtigenßöcklein, mit langen fliegendenHaarcn hüpften lachend u.muth willig um das Feuer, oder tanzten mit jungen Bürschlein, die aussahen wie Milch und Blut, indessen andere in großen Kan nen, alten runzligen Knaben mit silber grauen Haaren den Wein kredenzten. Unter diesen Zechern zeichnete sich beson ders einer aus, der um einen ganzen Kopf länger war als die andern, und ein grü nes Hütlein mit einer nach hinten zu ge bogenen Hahnenfeder aufhatte. Er läch elte überaus freundlich und ermunterte die lustigen Tänzer und Zecher zu noch tolle rer Lustigkeit; allem Anscheine nach moch te er der Herr der Gesellschaft sein, oder doch der Höchste darunter. Sonderbar daß sie keine Musik haben, dachte der Fiedler, nachdem er dem tollen Treiben eine Weile zugeschaut hatte, trat er ganz nahe unter die Gesellschaft und sprach: Gut Freund allhie! seh ich da eine lustige Gesellschaft und keine Spiel leute dabei, das muß einen Spielmann är gern bis in sein blutiges Herz hinein! — Nichts für ungut und mit Verlaub! Mit diesen Worten zog er seine Geige heraus und siedelte zur Probe von seiner Geschicklichkeit die Melodie! O du lieber Augustin, G Geld ist hin, 6 Mädel ist hin, Alles ist hin! und heißa juhei! wie tanzten und flogen hüpften nnd drehten sich da die Gesellen mit ihren Dirnen, daß sie kaum den Bo den berührten und: schneller! rief'S, schneller, Fiedler, schneller! da geigte der Spielmann, waö gibst, was hast, daß ihm der Schweiß über die Rase tropfte und die Finger wehe thaten, aber kein Pär chen wollte müde werden, Niemand schrie ausgehalten! Die Graubärte lachten, klatschten und lärmten ärger als die Jun gen, und der mit dem grünen Hütlein u. der Feder d rauf ärger als alle, bis der Fiedler gänzlich ermattet Arme und Gei-I ge sinken ließ. Brav Spielmann brav! schrie Alles, und die Jungen brachten ihm Wein von allen Farben, die Dirnen warfen ihn mit Bratwürsten, Torten und Fasanenschen keln, und zwickten ihm schäckernd die Bat ten. Der Geiger aß und trank, jubelte mit seinem Bierbasse d'rein. daß alleS dröhnte, wobei er nicht vergaß, die Dir nen zu herzen und zu küssen, als ob er fein Liest im Arm hätte. Spiel auf ! hieß es wieder, und er spiel te auf seiner Cremoneserin der Reihe nach alle Melodien, die er im Kopfe hatte, takt fest daher, daß es eine Frende war ihm zu zuhören und zuzuschauen, wie er den Takt mit dem Kopf nickte und mit dem Fuß stampfte. Wir möchten unsern freundli chen Lesern nicht wünschen, daß sie die grimmigen Weisen des unverdrossenen Spielmanns mit angehört hätten; aber die lustigen Gesellen tanzten mit den mun teren Dirnen kümmerten sich darob nicht, und tanzten wie besoffen um's Feuer und um den Fiedler herum, schlugen Räder und Schnippchen, schnalzten mit Finger und Zunge und pfiffen dazu ohne müde zu werden. Wenn dann der erschöpfte Mu sikant Arm und Geige sinken ließ, wurde er wieder mit Speise und Trank geworfen und überschüttet, geküßt und gedrückt, daß es ihm schier auf die Dauer nicht mehr recht behagen wollte; denn er glaubte, sie sollten nun auch einmal mit klingender Münze bezahlen, der guten Speisen und Getränke hätte er nun bald genug. Al lein auch darauf sollte er nicht lange mehr warten, denn als er wieder einen ewig langen Walzer beendet hatte, flogen Gold- und Silbermünzen um ihn herum und auf ihn, wie ein Mairegen, daß er nicht schnell genug einsammeln konnte. Sein Ränzlein wurde bald so dick und bauchigt, daß eS die blinkenden Bögelein nicht mehr fassen konnte; die Taschen waren auch bald gefüllt, die Tänzer aber warfen noch mehr her, so daß er endlich voll freudiger Verzweiflung auSrief: „Genug meine Herrn und Damen, mehr als genug, für einen armen Fiedler! Gottlob und Dank daß ich einmal zu Etwas gekommen bin !" Kaum waren indeß diese Worte gespro chen, so verschwand Knall und Fall Alt und Jung, Wein und Braten, das Feuer sammt allem Andern, und der Fiedler fand sich allein im Dunkel. Er vernahm ein Rauschen, wie wenn der Herbstwind über stoppelfelder streicht, und ein Geklatsche wie von fallenden Regentropfen; dazwi schen pfiff und rauschte es wie der Wind durch Schilfröhricht, und über ihn hin flog es wie mit Eulenflügeln, kaum hör bar, so daß er nicht wußte, wo ihm der Kopf stand. Alsbald fielen ihm die schwe ren Augendeckel zu, schlaftrunken legte er sein müdes Haupt auf den Ranzen und schlief fest ein. Die Sonne röthete eben im Osten das Gewölk, als der Fiedler mit manchem weit hinschallenden : Huah! gähnend sich reg te, dehnte und murmelte: Liesl, geh steh auf, koch mir eine warme Suppe; mir ist's so öde und leer im Magen, als ob ich gestern hätte einen Spitz gehabt; aber sei es, daß das Ausbleiben der Antwort ihn überraschte, oder ihm die frische luft doch zu kühl unter die Nase strich, er richtete sich auf, und sah mit Verwunde rung, daß er unter freiem Himmel kege, naß bis auf die Haut, und steif und starr vor Kälte. Erschrocken tappte er lichte nach seiner Geige und nach dem Hu te, nichts fehlte, auch der alteSchnappsack nicht den er sonst jedesmal noch hatte su chen müssen. Als er aber diesen so dick bauchig fand, und staunend überlegte, was wohl darin stecken möge, da siel ihm plötz lich sein heute Nacht bestandemes Aben theuer ein, und mit lächelnderMiene sprach er zu sich: Also ist daS tolle Zeug doch wahr? wohlauf KriSpin, jetzt hast du doch einmal waö rechtes zusammengegeigt. Hastig begann er die Riemen des SackeS zu öffnen, um sich durch den Augenschein Laufende Nummer Ä«. zu überzeugen; doch, wie staunte er, als er statt der Gold- u. Silbermünzen, Stei ne u. zerbröckeltesKnochengerippevorfand. Mißmuthig und ärgerlich kratzte er sich hinter den Ohren, und eö überlief ihn eis kalt, als er über sich ein sonderbares Ge räusch und Geklapper vernahm. Wie aber zuckte er zusammen, als er aufblickte und wahrnahm, daß er sich un ter einem Hochgerichte befand. Ueber ihm schaukelten im Winde die mit ver witterten und zerfetzten Kleiderlappen be hangenen Knochen eines Gehenkten, um flattert von Raben, die krächzend hier ih re Mahlzeit hielten. Dieses sehen und nach seiner Cremoneserin greifen, war bei dem Fiedler einS ; aber im selben Mo mente riß ein starker Windstoß den ver faulten Strick, welchrr den Gehenkten hielt dieser rasselte herab und siel dem zum To de Erschrockenen, der sich gerade nach sei ner Geige bückte, auf den Rücken. hu hu! stöhnte er, ließ seine Geige und Schnappsack, Hut und Stock im Stiche, rannte wie rasend davon über Stock und Stein, durch Dick und Dünn, ohne zu wissen wohin, bis er endlich todtmüde und schweißtriefend niederstürzte. In diesem Zustande völliger Betäubung fanden ihn Leute, die ihn kannten, und trugen ihn nach Hause, wo ihn lange Zeit ein hitzi ges Fieber an's Lager fesselte, bis er end lich wieder genesen.—Das erste, waö er nach seiner Krankheit that, war, daß er die Geige, welche ihm redliche Menschen wieder gebracht hatten, am Ofen zer schmetterte und sich hoch und theuer ver maß, nie wieder zu spielen auf einer Gei ge, weder im Wirthshaus noch sonst wo, und würde er es je noch einmal wagen, so solle ihn der Teufel leibhaftig holen. DaS war seiner Liesl recht lieb, nur konnte sie nicht begreifen, waS denn gera de die uuschuldige Geige verschuldet haben sollte, daß er sie so grimmig zerschmetter te, bis er ihr endlich sein Erlebniß in der Kirmeßnacht erzählte. Ja, wenn daS Ding so ist, sprach sie dann, so hast du recht gethan, und hättest du sie nicht zusammengeschlagen, so hätte ich es gethan. Hat die Geige dem Bö sen einen Dienst geleistet, so soll sie auch dafür Teufelslohn haben. — Der Marquis von L. ging in seinem Garten mit einem Herrn auf und ab, welchen er so eben zu einem Diner einge laden hatte. Da erschien ein Diener, der den Marlluis bei Seite rief und ihm et was in'S Ohr sagte. Darauf verabschie dete sich der Marquis von seinem Beglei ter, indem er die Erwartung, ihn beim Mittagessen zu sehen, aussprach. Der Marquis ließ darauf seinen Gallawagen mit vier Pferden bespannen, ließ zwei Die ner in reicher Livree hinten aufsteigen, leg te seine Oberst-Uniform an und fuhr ab. Bald darauf hielt er, als eS gerade 12 Uhr schlug, vor dem Hause eines Flei schers still und begab sich in die Stube dieses ManneS, der eben mit seiner Fa milie und mit seinen Knechten bei Tische saß. Ohne weitere Einleitung setzte er sich zu Tische und schien das Erstaunen dieses Mannes gar nicht zu bemerken. Als dieser endlich fragte, waS ihm die Eh re eineS so hohen Besuchs verschaffe, ant wortete der Marquis: „Mein Koch hat mir gesagt, daß Ihr mir kein Fleisch mehr verabfolgen wollt, weil ich Euer Schuld ner bin. Ihr thut vielleicht wohl daran, so zu verfahren; denn ich kann Euch erst in vier Wochen bezahlen und erst dann ist meine Besoldung fällig. Daß ich bis da hin essen muß, versteht sich von selbst und ich werde daher so lange Euer Gast sein. Auf heute hatte ich ein Diner veranstal tet ; aber ich muß nun diesen Hrn. sagen, daß ich eö wegen Euch nicht geben kann. Das wird unS Beide empfehlen !" Der Fleischer war über das, waö er hörte, nicht sehr verwundert, fand eS übrigens so ko misch, daß er lachend sagte: „Gehen Sie nur nach Hause, Herr Oberst. Meine Küche ist zu schlecht für Sie und Sie wer den zu Hause finden, was Sie verlangt