Oer Liberale Beobachier, Und Berks, Montgomery und Schnylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. N e vin g, Venn. Gedruckt und berausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnut - Straße, Jahrg. 12, ganze Nun». «««». D e r See. Von R. Rcitzel. Außerhalb der verschütteten Gräben und Mauern der ehemaligen Feste Schö pfen (jetzt Schopfheim) erheben sich uralte Linden, in deren Schatten die Kinder ei nen angemessenen Tummelplatz fanden, und worunter auch die Erwachsenen an Abenden oder Sonntagen sich zu geselli gen Spielen vereinigten. Ein milder Septembertag war vorüber, daS Geräusch der Geschäfte verstummte und eine ruhige Stille lag über dem Thale. Durch die Zweige der Linden flüsterte ein leiser Hauch, sanft, wie die Sprache der Liebe. —Herzinnig umschlang ein Jüng ling ein holdes Mädchen, die seit etlichen Minuten unter den Linden lustwandelten. „Katharina," redete der Jüngling, würdest du mit Johannes, dem Wirth zum fliehenden Hirschen glücklicher sein, als mit Georg, dem schlichten Weber? Welche Frage, Georg, nachdem ich Dir schon einen Kuß gegeben ! Ist er dir nicht das Zeichen meiner Liebe, Schwur und Pfand deiner Treue ? Mit dem Manne bin ich glücklich, den ich liebe, mit einem andern gewiß nicht. Und weißt du schon was mein Vater zu mir gesagt hat? Sie stunden gerade neben einer Bank, d?e sich rings um einen dicken Lindem stamm hinzog: Georg setzte sich nieder und zog Katharina auf seinen Schoos. Rede mein Herz, rede, sagte er, und legte seinen Arm über die Schulter der Gelieb ten. Nahe sind wir am Ziel, Georg, näher als du glaubst; unser Glück ist nicht mehr ferne. Heute, als der Vatrr zu Mittag gegessen und alleine noch am Tische saß, rief er mich zu sich. Das Herz klopfte mir; doch nahm er freundlich meine Hand und hieß mich sitzen. Katharina, sagte er, ich weiß es, daß du den Georg liebst, den jungen Wirth, den Johannes aber nicht leiden magst. Du erhältst jetzt auch meine Zustimmung. Deiner Großmut ter hast du es zu verdanken; sie hat den Johannes auskundschaftet; er sei im Ge heimen ein nichtswürdiger Mensch und ha be auch andere Mädchen schon betrogen. Sein neues Wirthshaus in der Vorstadt draußen, die immer mehr Häuser bekommt gefällt mir zwar, aber ich will doch nicht, daß du fliehende Hirschwirthin werdest. Wenn sich der Georg immer so gut hält, so sage ihm, daß er frei in unser Haus kommen darf, ich werde nimmer so un wirsch mit ihm reden. Ich fiel meinem Vater um den Hals und sprang nachher zur Großmutter, sie zu küssen. Von dem süßen Glücke naher Zukunft übermannt und von der Freude unerwarte te Wendung berauscht, preßte Georg die Geliebte an seine Brust und bedeckte ihr Gesicht mit heißen Küssen. „Kein Mensch ist reicher, keiner glücklicher, als ich ; Ka tharina, durch dich bin ich es ! rief Georg. Aber auch deine Tage will ich verschönen, dein Leben versüßen, mein theures Mäd chen, durch unverwelkliche Liebe und ewi ge Treue, glaub es mir, Katharina!" Und abermal küßte er den kleinen Mund der Holden. Die nahe Thurmuhr kündete eben die neunte Stunde und Katharina mahnte an die Heimkehr. Noch eines sagte der glück liche Georg. Morgen ist Sonntag und der Tag scheint sonnenhell zu werden: wir machen einen Spaziergang an den Eichner See und feiern daurch den ersten Tag unserer gekrönten Liebe. Und wenn der kleine Weidling auf dem See frei ist, sa kann er uns eine Stunde auf dem Was ser hin und her tragen. Katharina nahm den Vorschlag an und entfernte sich von dem Arme des Geliebten, nach dem Hause jhreS Vaters kehrend. Hinter der Linde trat eine Gestalt hervor als die beiden fort waren. So so! rief dieselbe; ich will mich rächen! Auf einer Anhöhe zwischen dem Wie sen- und dem Wehrerthale befindet sich ein merkwürdiger See, der etliche Jauchart Land bedeckt. Das Wasser aus demsel ben verschwindet gänzlich, ohne daß man einen gangbaren Ausfluß kennt. Das Land, wenn es wieder trocken ist, wird dann angeflanzt und giebt reichlich Ertrag. Gewöhnlich im Spätjahr erscheint der See wieder. Man weiß nur, das sich das Bek ken mit Wasser füllt; aber Niemand kann mit Gewißheit sagen, da oder dort ist es hervorgebrochen. An diesem See standen am Sonntage Nachmittag Georg und Katharina. Der Jüngling band den Weidling los und ver gnügt stiegen beide hinein. Mit starker Hand stieß Georg den Nachen vom Lande und lustig schaukelte er über daS Wasser hin. Welch Entsetzen! Plötzlich brach eine Seite des Fahrzeugs zusammen. Mit einem gellenden Schrei, den Katha rina ausstieß, sank sie von Georg umarmt in die Tiefe des Wassers. Nach wenigen Minuten wurden Beide wieder sichtbar. Mit aller Kraft und Anstrengung suchte der Jüngling, Katharina mit dem einen Arme über dem Wasser haltend, das Ufer zu erreichen. Vergebens; er sank und mit ihm sein Theuerstes. Das liebende Paar fand vereint ein großes, nasses Grab aus welchem sie nimmer zum glücklichen Leben emporstiegen.— Aus dem Walde, der an den See stößt trat Johannes, der Wirth zum fliehenden Hirsch. Ich habe mich gerächt! sagte er und sein wüstes Auge sah scheu nach der Stelle, wo seine unglücklichen Opfer un tergesunken sind. Der furchtbare Mensch hatte in der Nacht vor dem Sonntag den Weidling so geschickt durchschnitten, daß es ohne genaueUntersuchung nicht bemerkte werden konnte, und daß das Fahrzeug durch die Last von zwei Menschen nach u. nach auseinander gesprengt werden mußte. Jedermann bedauerte mit aufrichtigem Herzen die zwei Verunglückten und such te den vom höchsten Schmerz erfüllten Vater der Katharina zu trösten. Allge mein schrieb man das Unglück dem Zufall oder der Gebrechlichkeit des Weidlings zu. In der Nacht, die auf diesen Ssnntag folgte, weckte ein furchtbares Geschrei die Bewohner der Vorstadt Schopfheims. Es kam aus einem Fenster des Wirths hauses zum fliehenden Hirschen. Rettet mich, ihr Leute, rettet mich! Sehet ihr nicht das Gewässer! Der See ist ausge brochen —dort kommt er ja—Alles ist ver loren ! Sie schöpfen ihn aus, weil ich sie hineingeworfen—die Vorstadt wird un tergehen! Der Schreier wollte durch's Fenster auf die Straße, aber ein hinzuge tretener Knecht hielt ihn zurück. Unten versammelte sich eine Menge Menschen. Was ist dem Hirschwirth geschehen—ist er wahnsinnig? fragte man sich unter einander. Dem Statthalter, der auch unten stand, ist das Wort: ich habe sie hinein geworfen! rasch entgangen. Er trat zu dem Hirschwirth ein. Der schreck liche Traum hat die Sinne des Missethä ters verwirrt. Er antwortete auf keine Frage; aber in einem fort schrie er : Hät te ich den Georg und des Kellers Katha rina nicht hineingeworfen, so könnten sie den See nicht ausschöpfen, und die Vor stadt und mein Haus gingen nicht unter. Rettet mich uuS dem Wasser. Man wußte genug. Am andern Mor gen wurden die einzelnen Stücke deS Weid lings zusammengefischt. Die Untersu chung brachte die Unthat uach völlig an den Tag. Heute noch herrscht die Sage, der Eich ner See werde einstens ausbrechen und die Vorstadt Schopfheims zu Grunde richten. Nein, das begegne dir nie, du freundliche Vorstadt! blühe und wachse und keine Wasserfluth —selbst der Stadt bach nicht —werde dir je gefährlich. CorreSp. Die Wettfahrt der Dampfböte. Wie weit die blinde Leidenschaft den Menschen fortreißen kann, wenn irgend ein lebhaftes Interesse ihn bewegt, wie er Alles auf's Spiel zu setzen vermag, um uur eine augenblicklicheßefriedigung seiner "IVillig zu loben und okne Lurclit zu tadeln." Dienstag den I. April, IBSI. Begierden zu erzwingen, zeigt folgendes Abenteuer, welches auf einem der mächtig sten Ströme Amerika's, dem gewaltigen ! Mississippi, sich ereignete, und für dießmal glücklicher Weise ohne Unfall ablief. Die Amerikaner sind sehr eifersüchtig auf die größere oder mindere Schnelligkeit ihrer Dampfböte, welche auf den ungeheuren Flüssen ihres Landes unaufhörlich strom auf und stromab fahren. Auch ist der ganze Ruf eineS solchen Schiffes von ho hem Werthe für den Besitzer desselben, indem ein schlechtes Dampfboot von den Passagieren nur im äußersten Falle zur Weiterbeförderung benutzt wird. Kein Wunder daher, wenn alles aufgeboten wird, den einmal errungenen Ruf der Tüchtigkeit und Schnelligkeit eines Dämp fschiffes nach Kräften zu erhalten. Nur sollte die Leidenschaft nicht so weit gehen, das Leben von Hunderten zu gefährden, wie bei der folgenden Gelegenheit geschah und noch immer nur zu häufig in Ameri ka geschieht.—Doch hören wir nun, was uns ein Augenzeuge von der Begebenheit erzählt. Es war gerade 2 Uhr Nachmittags, am siebenten Tage unserer Abfahrt, als wir die Wolfsinsel im Rücken hatten, die un terhalb des Einflusses des Ohio in dem Mississippi liegt. Wir holten dort einige andere Dampfböte ein, die eine artige Flottille bildeten. Wir saßen gerade beim Mittagessen, als die Nachricht eintraf, der Georg Washington kommt hinter uns her. Dieser George war ein glorreicher Dämpfer. Er glänzte und funkelte von Weitem wie ein schwimmender Pallast, und fliegt heran, so leicht, so gelenkig, so zierlich, wie eine Ente. Es ist eine wirk liche Freude, einen solchen Riesenbau her anschwimmen zu sehen. Auf einmal aber hieß es, der Washington kommt uns vor. Ich springe auf, und renne auf das Ober deck : und richtig da kommt er einherge zogen mit aller Macht und Pracht, und sausend und brausend und feuerspeiend, wie der Kaiser Napoleon an der Spitze seiner Garden und Reiter und Feuerschlün de. Prächtig war er anzuschauen, der George, war mitten unter den fünfDämp fern, der Louisville, Huntreß und den ü brigen—hatte sie bereits eingeholt. Alle die auf der Helen MacGregor waren, sa hen zu und das Herz schlug unS immer stärker und stärker. Man sah allen Ge sichtern die Spannung an. Kapitän rief ich, wir können nicht mit Ehren zurück bleiben ; wir müssen zeigen, daß wir Mis sissippimänner sind. —Mann sagte der Kapitän, es ist der George Washington von hundert und zwanzig Pferdekraft! Ach was, schrie ich ihm zu, und hätte der alte George zweihundert Pferdekraft, so wollte ich doch meine Steigbügel kür zen und meinem Renner die Sporen ge ben. Dem Kapitän wurde eS heiß, wie ich so sagte; ich sah es ihm an, seine Augen hingen starr an dem feindlichen Schiffe, das die fünf andern bereits zurückgelassen halte, und nun immer näher und näher zu uns kam Und wie der Kapitän nach dem George hinabsah, wurde er roth, blau und grün im Gesicht, wechselte alle Far ben, knirschte mit den Zähnen, und biß sich in die Lippen, 'daß das Blut über das Kinn herabrann. Und stärker braus te der der Washington heran, und stärker zischte der Dampfund Hurrahs auf Hur rahs tönten zu uns herüber, und gellten uns in die Ohren. Kapitän, schrie ich, der Washington kommt uns vor! Mit der Ehre unserer Helen ist'S vorbei.— Der Kapitän aber stand wie mit Kalk Übergossen; der Angstschweiß perlte auf seiner Stirne, und das Blut schoß ihm in die Augen. Der George hatte die fünf Dämpfer überfahren, die mächtig jubel ten, nun auch die Helene bald gedehmü thigt zu sehen. —Kapitän, rief ich noch mals, wollt Ihr euch aus dem Felde schla gen lassen, ohne auch nur das Weiße im Auge gezeigt zu haben ? Die Helen ist ein neues Schiff laßt aufkrachen!—Da rann- te er hinab und schrie; legt an! Hohe Pressung; feuert, Jungens feuert drauf los die Jungen feuerten und feu erten, daß ihnen der Schweiß stromweise von der Stirne lief, und aus unseren Röh ren began es nun zu pfeifen daß es eine Freude war. Wir fuhren gerade in den Ohio ein, und der Washington war uns beinahe zur Seite. Nun wißt ihr aber daß die Mississippiströmung, wie sie in ge rader Linie von oben herabkommt, den Ohio einige Meilen weit gegen Trinity zurückdrängt. Einen schönern Wasser spiegel zu einem Wettrennen gibt es nicht mehr in der Welt. Die beiden Ströme haben gerade die rechte Breite, zusammen vier bis fünf Meilen und die Strömung ist ganz zu Euren Gunsten, wenn Ihr den Ohio einfahrt, eben weil ihn der Mis sissippi von oben zurückdrängt. Wir hat ten also einen kleinen Vortheil vor unse serem Gegner voraus, der immer stärker brausend herankam, hinter ihm die andern fünf Dämpfer, die gleichfalls die Sporen angelegt hatten. Unsere Helen war aber noch immer voran; der Henker hätte da nicht Wettrennen sollen. Die Luft zitter te vor Hitze, Dampf, Gesause und Ge brüll. Jetzt war der Feind uns hart im Nacken. Das Spiegelbild Vater Georgs in gleicher Linie mit unserem Stern.— Helene Mac Gregor, halte dich brav, schrie ich —hole aus, legt an, Burschen schrie ich, zehn Dollars, so Ihr brav feu ert !—Hurrah, der Washington verliert, bleibt zurück! —Der Kapitän schaute, konnte aber kein Wort hervorbringen, sei ne Lippen waren zusammengepreßt, als wären sie an einandergenagelt; er stand da wie eine Bildsäule. Wir gingen 20 Knoten und mußten nun aushalten, oder hinterdrein in den Troß der übrigen fünf Dämpfer. Alle Fugen krachten, die Ma schine dröhnte und brüllte, der Dampf heulte und zischte. Die Helen griff aus wie ein Blutrenner, dem in seinem Leben zum ersten Male der Sporn in die Flan ken gesetzt wird. Sie schwamm nicht mehr, sie flog wie ein Vogel, oder.wie ein Elenthier das angeschossen ist, wieder Sturm der herangebraust kommt, flog sie die Gewässer des milchweißen Ohio herab, als käme sie aus Dampfraketen schössen; immer wilder wurde ihr Lauf; die Kentuckyufer rechts mit ihrem Anflug von BaumwoUenbäumen, schössen an uns wie rasend vorbei; der Wald Wald flog vorüber, als wenn ein panischer Schrecken in ihn gefahren wäre; Die Illinois U fer tanzten vor uns hinab. Wie wilde Hexen, die auf ihren Besenstielen gerit ten kommen tanzten die ungeheurenßaum stämme vorüber. Hinter uns schwanden die hohen Missouriufer, mit ihren Wäl der im Hintergrunde; und die Pflanzung des Colonel Boon im Vordergrunde, sie wurde kleiner in jeder Sekunde, und in einer Minute erschien sie nur noch so groß wie ein Taubenhaus. Alles schwamm vor, hinter uns, Alles eilte, trieb , flog, brauste. Wir hatten Alle Sehen und Hören verloren. Hurrahs zu Tausen den, sieben Dämpfer, sausend, brausend, dröhnend, kochend, fenerspeiend. Alles schwand vor unsern Augen und Sinnen. Der Wald von Trinity flog uns ent gegen ; fort ging es, die Ruder krachten, die Menschen heulten: vor uns hinter uns Hurrah, Hurrah. —Es war eine Gallo pade, ein Riesenkampf! Trinity das Ziel vor uns, wir beinahe Sieger. Auf ein mal schreit der Kapitän, er ist uns vor; und dann schaut er so stier, und erfaßt das Geländer so starr und beißt sich die Lippen so blutig zusammen. Kapitän sagte ich, er ist uns nicht vor.—Schaut Herr, erwiederte er, schaut! —Ich schaue, es wurde mir wirr vor den Augen. Die ser George Washington griff wunderbar aus. Ich sah nun wohl, er würde uns in zwei Minuten beim Schopf haben. Und es dauerte nicht zwei Minuten. Bei meiner Seele, er ist vor, schrie ich. Er ist vor, wiederholte der Kapitän mit leiser Stimme; er war todtenbleich. Ich Laufende Nummer il. konnte kein Wort reden. Und er, so wahr ich lebe, er mußte sich an das Verdeckge länder lehnen, sonst wäre er zusammenge sunken. Half Alles nichts; sein Spie gelbild war jetzt in gleicher Linie mit un serem Stern, zehn Sekunden später, zwei und in weniger denn einer Minute fliegt er stolz vor uns her, und brüllt uns sein Hurrah in die Ohren, und die fünf Däm pfer hinter uns fallen ein, und wir hörten nichts als Hurrahs und Hurrahs. Ach tausend Dollars hätte ich in dein Augenblicke gegeben, wenn wir Trinity zwei Minuten früher erreicht hätten ! Auf einmal schrie es von unten herauf, der Dampfkessel springt! der Dampfkes sel springt!— Und ein Gekrache folgt, u. gleich darauf ein Gebraust. —Glückliche Reise in die Ewigkeit! schrie ich und dach te, jetzt kommt das heiße Bad. War aber nichts. Der Schrei kam nur von ein paar dummen Negern, den die furcht samen Frauen in der Damenkajüte nach schrieen. Ein paar davon waren hinab gerannt zum Heizer, hatten ihn gebeten, beschworen, auf den Knieen angefleht, dem Wettlaufe ein Ende zu machen, und hatten dem Manne mit ihrem Gefchrei und Gewimmer den Kopf so heiß gemacht daß er nachgibt und die Ventile öffnet so daß der Dampf aus dem Kessel ent weichen mußte; —und wir waren nur noch eine halbe Viertelstunde von Trinity. Wahrlich ich glaube allen Ernstes, hätte der feige Bösewicht das nicht gethan, wir hätten mit dem Washington gleichen Lauf gehalten; denn er kam keine zwei Minu ten vor uns an. Ich fiel über den Heizer her und war so toll, daß wenn der Kapitän und noch ein paar gute Bekannte nicht gewesen wä» ren, ich ihn auf der Stelle niedergeschla gen hätte, sollte es mich auch tausend Dollars gekostet haben ; der ehrliche Bö sewicht verdiente es! Wir waren nun in Trinity,und hatten die fünf Meilen in we weniger denn zwölf Minuten zurückgelegt, aber die furchtsamen Frauen auf dem Schiffe waren doch so böse, so böse, daß ihre Blicke mich beinahe eingeschüchtert hätten. Konnte aber nicht helfen. Eh re geht über Alles. „Aber Ihr wäret doch zu tollkühn," sagte ein Zuhörer, dem der Berichterstat ter die Geschichte erzählte. „Tollkühn?" versetzte dieser unwillig „tollkühn, wenn die Ehre eines Schiffes auf dem Spiele steht?" „Pah, die Ehre eines Dampfschiffes !" „Pah sagt ihr! Wenn ich Euch nicht als einen tüchtigen Alt-Virginier kennte, bei meiner Seele, sollte fast glauben, Ihr seiet ein mattherziger Kreole! Pah sagt Ihr, die Ehre eines Dampfschiffes! Ein Dämpfer sage ich Euch aber, ist auch ein Schiff, und ein großes dazu, und ein ame rikanisches obendrein, ist unser Schiff! Wir haben es erfunden ! Die alte Welt hätte lange stehen können, hätte es doch nicht herausgebracht! Wir aber, wir ha ben es, meine Männer !" „Pah sagt Ihr/« fuhr er hitzig fort „könnt zu Allem Pah sagen,—zur Ehre eines Schiffes, eines Dämpfers, eines Staates! Ich sage Euch aber, wer Pah sagt, wenn sein Schiff überfahret», wird auch Pah sagen, wenn es im Kriege ero bert und genommen wird! Und wem nicht warm wird, wenn er seinem Schiffe ein anderes stolz vorbeisegeln sieht der—sa ge ich Euch, dieser Stolz ist Wetteifer, und dieser Wetteifer ist das wahre Ding!" „Aber das Leben so vieler Menschen !" „Ich sage Euch, von den hundert und zwanzig Passagieren, die wir auf der He len hatten, war nicht Einer, die drei Frau en ausgenommen, der sich einen Stroh halm darum gekümmert hätte, wäre er auch beim Springen des Kessels mit einer Tonne heißen Wassers abgebrüht worden, vorausgesetzt, wir wären zwei Minuten früher in Trinity angelangt." So sprach der eifrige Amerikaner, und Alle, die ihn hörten, mußten der Aufrich tigkeit seiner Versicherung insgeheim Ge-