Der Liberale Beobachter, Und Berks, Momgomery und Schuylkiil Caunties allgemeiner Anzeiger- Nt .L V.i Ng, VtNN. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße. Jahrg. 12, ganze Nnm. SN«. Der Postillion (Schluß.) Es war ein Jahr etwa nach der Ge schichte, da saß eines Morgens ein weiß köpsiger, alter Herr, der einen blauen Oberrock mit schwefelgelben Kragen trug im Gastzimmer hinter einer Flasche Rü desheimer, ihm gegenüber der Herr des Posthorns ein hübscher Mann, fast über seinen Stand fein gekleidet, und nicht weit davon ein blondes Weibchen neben der Wiege, etwas blaß von Farbe, jedoch hell äugig, und mit dem Ausdrucke höchster Zufriedenheit den lieblichen, gesunden Säugling betrachtend, der an ihrem vol len Busen schlummerte. „Hätt's nimmer gedacht," sprach der! alte Herr mit tiefer Stimme, „daß mir mein braver Wilm noch einmal in einem so magnisiquen Logement das grüne Glas kredenzen würde. Doch redlich währt am längsten, und Gotteshand greift zu weilen noch sichtlich wie im alten Testa ment aus den Wolken heraus, und Nie mand kann sich mehr über dein Schicksal und über die Schnellpost, die dich mitten ins Paradies gefahren, mehr gefreut ha ben als ich. Darf dich doch noch dutzen, Wilm ? denn das fremde Sie will mir nicht über die steife Zunge." „Bester Herr Postmeister," erwiederte der junge Wirth mit sichtbarer Rührung, „waren Sie nicht mein Pflegevater? Danke ich nicht Ihnen vor Allen, was ich bin und weiß? Hätte sich mein Geschick so freundlich gestalten können, wäre ich unter dem gemeinen Troß geblieben, zu dem mich das Unglück geworfen hatte? O! Sie hier bewirthen zu können, Ihnen meine Dankbarkeit aussprechen zu dürfen nach langer Zeit, giebt meinem Hause und meinem Herzen einen hohen Festtag." Auch die junge Frau wandte das Ge sichtchen her und zeigte ei« feuchtes Au genpaar, und nickte zu den Worten ihres lieben Ehemannes. „Also Mutter Ilse ist todt?" fragte der Wirth, als der Postmeister ihm die Hand deutsch und fest gedrückt und eine Pause eingetreten war. „Sanft entschla fen," antwortete der Postmeister, „dich segnend und für dich betend. Deine Wohlthaten, deine Spenden, die ich ihr je derzeit pünktlich abgeliefert, hatten sie weich gebettet, und ihre letzten Tage wa ren ohne Wünsch«." „Und auch in der Todesstunde hatte sie! keine Botschaft, nichtsGeheimes für mich ? fragte Wilm lebhaft. „O ich glaube si cher, sie müßte mir durch Ihren Mund etwaö zu senden haben, und darum em sing ich die Todespost so verwirrt. Nach jenen nun vergessenen und verschmerzten Schreckenstagen sprach die Alte an mei nem Krankenlager oft so räthselhaft ; die fremden Herren hatten so viel mit ihr verhandelt; ich meinte der Todesengel würde daö Geheimniß, das auf ihrer Zun ge gefesselt zu schlafen schien, frei machen." „Und wünschest du dergleichen ?" frag te der Postmeister scharf. „Fehlt dir et was im Leben. „Nein, nein," rief Wilm mit gen Him mel gehobenen Händen, Gott hat über schwenglich den Segen über mich ausge schüttet ; meine Neugier ist Vünde an ihm und er mag ihr sein Ohr verschlossen ha ben, daß er sie nicht straft durch einen bit tern Verlust." Er warf einen Blick auf Weib und Kind, in dem das Gefühl der reinsten Se ligkeit sich aussprach. Da tönte ein fröh liches Posthornlied auf der Heerstraße, und der Wirth trat zum Fenster. „Line!" rief er laut und jubelnd, „es ist der Herr Baron; Postmeisterchen es ist der französische Herr, der das Geringe tvas ich einst für ihn that, so überreich, so ohne Ende bezahlt. Er ist es, ich ken ne die Equipage auf eine Viertelmeile hin aus." „Nun, er bezahlt Euch eine große Schuld," entgegnete der Postmeister lä chelnd, „aber daß er sie so bezahlt, umsich tig und vorsorglich wie ein väterlicher Vor- Mund, das macht ihm Ehre." Aber das Weibchen hatte schon den schlafenden Säugling in die Wiege gelegt und Hand in Hand sprang das junge Paar hinaus, an der Pforte den Wohlthäter zu bewillkommnen. Der Herr stieg aus, und sein Auge traf sogleich mit dem lebendigsten Aus druck auf Wilms Gesicht, und was er dort fand und las, erweckte auch in seinem ernsten Antlitz einen lichten Freudenson nenschein. „Alles gesund und froh?" fragte er, als die Frau gebückt auf die ihr gereichte Hand einen ehrfurchtsvollen Kuß drückte. „Aber Madame ist so blaß; der Wildfang hier an meiner Hand macht ihr doch kei nen Verdruß?" Da zog ihn der junge Mann, ohne re den zu können, in das Haus, in das Zim mer und an die Wiege. —„Ein Louis wie der! Und mein Louis!" rief der Baron und beugte sich und küßte heftig den Klei-, nen auf die apfelrunden Bäckchen. „Habt doch gewartet, dis ich sein Pathe werden konnte?" Und als Wilm ihm geantwor tet, daß er, gehorsam dem Briefe der Exel lenz, das schöne Fest verschoben, obgleich er fühle, daß nicht er, nicht sein Linchen so hohe Ehre verdient; da wandte sich der bewegte Baron zu dem Postmeister, umfaßte ihn und flüsterte ergriffen: „Mein lieber Freund, es ist doch ein schwe res Kunststück in solcher Stunde das Herz verschlossen zu halten, aber er ist glücklicher als die Andern, glücklicher als ich selbst, und er soll es bleiben!" St. Paul, Minnesota. — Am 14. Januar unmitterbar nach der Verta gung der Territorial-Legislatur, siel auf dem Kapitol in St. Paul ein blutiger Auftritt vor. I. M. Goodhue, Heraus geber des „Minnesota Pioneer," und Hr. Cooper, ein Bruder deS Richters Cooper kamen in heftigen Wortwechsel und end lich zu einem mörderischen Kampf, in dem Hr. Cooper von Goodhue in den Unter leib geschossen wurde; Cooper zog nach seiner Verwundung ein Bowie-Messer, mit dem er Goodhue drei Stiche versetzte, einen in den Rücken und zwei in den Un terleib. Beide sind tödtlich verwuiTket und wahrscheinlich wird keiner von ihnen wieder hergestellt werden. Die Kugel Goodhue's drang Cooper durch den Un terleib und blieb im Rücken stecken. Die Veranlassung zu diesem Auftritte sollen die bittern Ausfälle gegeben haben, die Goodhue in seinem Blatte gegen Richter Cooper gemacht hatte. Letzterer war nach dem Osten verreist, und so glaub te der Bruder sich seiner annehmen und Goodhue zur Verantwortung ziehen zu müssen. Romantisch-tragischer Liebeshande l.—Ein junger Deut scher in Louisville halte für eine Schöne in jener Stadt eine heftige Leidenschaft gefaßt. Das Mädchen war nicht ganz gleichgültig gegen ihn; aber die Eltern desselben wollten von einer Verbindung nichts wissen. Am löten d. M. besuch te Böttcher seine Schöne, und machte ihr abermals Heirathsanträge. Sie weiger te sich, und er verließ in Verzweiflung das Haus, schaffte sich eine Pistole an, und wollte sich erschießen, woran er jedoch durch einen Freund verhindert wurde.— Bald darauf verschluckte er zwei Unzen Laudanum, kehrte zu dem Mädchen zu rück, und bat es noch einmal, seinen Bit ten Gehör zu schenken. Auf abermalige abschlägige Antwort zog er das Fläsch chen aus der Tasche und schluckte noch mehr Gift trotz der Versuche des Mäd chens, ihn daran zu hindern. Aerztliche Hülfe wurde augenblicklich angewandt, a ber er weigerte sich hartnäckig, irgend ein Gegenmittel anzunehmen, und beharrte darauf, nicht länger leben zu wollen. Das Mädchen wurde rasend, und bat ihn auf den Knieen, sich retten zu lassen, aber all ihre Bitten und Beschwörungen blie ben fruchtlos, bis das Gift seine Wir- "Ivillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den A. März. IBSI. kung gethan, und keine menschliche Hülfe ihn mehr erreichen konnte. Er starb Nachmittags um 3 Uhr. Ein neuer Beitrag zu den Geheimnissen von Baltimore. Ein altes, in der Parkstraße wohnendes farbiges Weib lieferte gestern ein halb weißes Kind in's Polizeiamt ab und mach te dabei folgende Mittheilung: ein jun ges Mädchen von 17 Jahren kam vor ei niger Zeit von Europa hier an und wur de von einer Familie im westlichen Thei le der Stadt employirt. In'demselben Hause war ein Schwarzer, Namens Chap man, angestellt. Eines Abends gab der Herr des Hauses eine große Gesellschaft, bei welcher dem Champagner gehörig zu gesprochen wurde. Nachdem die Gesell schaft auseinander gegangen, gelang es dem Schwarzen, sich eine der übrig ge bliebenen Flaschen mit Wein zu verschaffen und das junge Mädchen zu persuadiren, davon einige Gläser zu nehmen. Dieses trank denn auch, wurde aber demzufolge besinnungslos und in diesem Zustande von dem Schwarzen strafbar mißhandelt. Die Folge war die Geburt des obenbesagten Kindes, das gleich nach der Geburt der Schwarzen in der Parkstr. übergeben wurde, die es auch drei Monate behielt, nun aber, da sich Niemand zur Erhaltung desselben einstellte, sich genöthigt sah, es der Polizei zur Ablieferung in s Armen haus zu übergeben. Auf die Handlung des Schwarzen steht nach den hiesigen Gesetzen—Tod am Galgen. Meuterei und blutige Ent gel t u n g.—-Die Boston „Mail" er zählt, daß an Bord der von dort via Ost indien nach San Francisco gsegelten Bar que „Wm. H. Shaler" ein blutiges Er eigniß stattgefunden habe. Es erhellt, daß der Capitän der Bar que, W. H. Gardiner,jun., wegen Krank heit einiger seiner Leute genöthigt war, in Manilla zwei Matrosen zu engagiren. Nur mit Mühe und in der Person zweier notorischer Individuen, eines ein Portu giese und das andere ein Engländer, waren diese zu bekommen. Am vier ten Tage nach der Abfahrt der Barke von Manilla befahl Capt. Gardiner ei nem der neuen Matrosen in's Takelwerk zu steigen und etwas zu ordnen. Dieser weigerte sich jedoch, den Befehlen nachzu kommen, worauf der Capitän denselben peremptorisch wiederholte. Der Matro se erwiederte dalauf insultirender Weise und griff gleichzeitig den Capitän derauf ihn zukam, bei der Gurgel, worauf beide zu Boden sielen. In demselben Momen te eilte der Genosse des erwähnten Ma trosen mit gezogenem Messer herbei. Capt. G. hatte eben noch Zeit, um einen seiner Arme aus den Händen des über ihn hergefallenen Matrosen zu befreien. Schnell zog er ein Pistol, feuerte es in den Nacken des Meuterers und sprang in dem Augenblicke wieder auf die Beine, als der Andere mit dem Messer auf ihn zustürzen wollte. Sofort legte der Ca pitän auf's Neue an und der Mann stürzte tödtlich getroffen nieder. Der ganze Vorfall nahm etwas mehr wie ei ne Minute in Anspruch und kam den Be amten und der übrigen Mannschaft des Fahrzeugs nicht eher zu Ohren, bis er be reits vorüber war. Der eine der Ma trosen überlebte den Vorfall, sagte aber während der ganzen Reise kein Wort mehr bis die Barque in der Bay von San Francisco angelangt war, als er plötz lich über Bord sprang und ertrank. Vor zwei oder drei Jahren verließ ein Mann, Namens Lawrence, seine Familie, da er in seinen Vermögensverhältnissen ganz heruntergekommen war, und wurde Omnibusführer an der Foxriver-Linie zu Chicago. Da er ein angenehmes Aeuße re besaß, so wurde er bei einer respektab len Familie eingeführt und wußte sich durch Lügen so einzuschmeicheln, daß er eine siebenzehnjährige Tochter aus dersel ben zur Frau erhielt. Hierauf fälschte er eine Anweisung von A7OOO auf die „Wisconsin Marine- und Feuer- Jnsur ance-Companie" und mehrere andere Per sonen, wurde aber auf seinem Betrüge er tappt, arretirt und in das Lane Caunty- Gefängniß abgeliefert. Seither hat es sich herausgestellt, daß er noch drei ande re Weiber in verschiedenen Gegenden der Ver. Staaten hat. Neu-O r l e a n s.— Die ersten 5 Concerte der Jenny Lind haben eine nähme von!K9O,VW getragen. Sie wird hier noch 5 Concerte geben und dann nach St. Louis reisen. Am 1. April er wartet man sie in Cincinnati. Der Winter in Sibirien. Aus einem neuen englischen Reisewerke, betitelt, „Reisen im Norden," übersetzen wir nachstehende Schilderung eineö slbiri schen Winters: „Der Reisende in Sibirien ist im Win ter dergestalt in Pelz eingehüllt, daß er sich kaum bewegen kann. Unter der dik> ken Pelzmütze, die c.n den Kragen von Bärenftll befestigt ist und das ganze Ge sicht bedeckt, kann man nur wie verstohlen dann und wann ein wenig von veräußern Luft einathmen, die so scharf ist. daß sie in Schlund und Lungen einen eigenen Schmerz verursacht. Die Entfernung von einem Anhaltungsplatz zum andern beträgt in der Regel zehn Stunden während wel cher Zeit der Reisende beständig auf dem Pferde sitzen bleiben muß. weil sein schwer« fälliger Anzug es ihm unmöglich macht durch den Schnee zu waden. Die armen Pferde leiden wenigstens eben so viel, als ihre Reiter, denn außer der allgemeinen Einwirkung der Kälte, werden sie auch dadurch gequält, daß sich in ihren Nasen löchern Eis bildet und ihnen das Athmen benimmt. Sobald sie dieses durchSchneu zen und ein convulsivischeö Schütteln des Kopfes anzeigen, muß der Reiter ihnen die EiSstücke herausnehmen oder sie würden ersticken. Wenn der gefrorene Boden nicht mit Schnee bedeckt ist, so bersten il) re Hufe nicht selten vor Kälte. Die Rei segesellschaft ist fortwährend von einer dicken Dunstwolke umgeben ; es sind nicht nur die lebenden Körper, welche diese Wir kung hervorbringen, sondern es dampft so gar der Schnee. Diese Ausdünstungen werden augenblicklich in Millionen kleiner Eisnadeln verwandelt, und verursachen ein beständiges leises Geräusch in der Luft ähnlich dem. welches das Zerreißen von dickem Seidenzeuge hervorbringt. Selbst die Rennthiere suchen das Dickicht der Wälder auf. um sich vor der furchtbaren Kälte zu schützen. In den Steppen, wo sie solchen Schutz nicht finden können, drängt sich die ganze Heerde so nahe zu sammeiv als möglich, und so sieht man sie oft lange regungslos dastehen. Nur der schwarze Vogel des WinterS, der Rabe, durchschneidet die eisige Luft mit langsa men u. schwerem Flügelschlage u.eine lan ge Linie dünnen Dunstes hinter ihm be zeichnet die Spur seines einsamen Fluges- Der Einfluß der Kälte erstreckt sich selbst auf die unbelebte Natur. Die dicksten Baumstämme bersten mit lautem Krachen von einander, welches in diesen Einöden gleich einem Signalschusse auf der See. an das Ohr schlägt; große Felsmassen spalten sich mit einem donnerähnlichen Getöse; und in den Steppen wird der Erdboden zerrissen und bildet gähnende Klüfte, aus denen der Dunst der unterir« dischen Wasser in dichten Wolken auf steigt und augenblicklich zu Eis verwan delt, wieder zu Boden fällt. Auch die Sterne, deren besonderer Glanz sonst im hohen Norden mit Recht gepriesen wird, verlieren denselben, wenn die Kälte den höchsten Grad erreicht, und schimmern nur noch schwach durch die dunstige Atmos phäre." Wie Einer sein Passagier geld abverdien t.—Vor wenigen Tagen erbot sich eine kräftige Figur auf einem Dampfboot, das zwischen Cincinna ti und Louisville fährt. Arbeiten an der Tafel zu verrichten, um auf diese Art oh ne Kosten nach einem zwischen beiden Städten gelegenen Orte zu gelangen. Bald schellt es zum Essen und der Ste ward, der den' Gehülfen brauchte, suchte in allen Ecken nach ihm. konnte ihn aber nirgends finden, so daß er am Ende glaub te er sei über Bord gefallen. Endlich kehrt er an die Tafel zurück um den Pas sagieren aufzuwarten, als ihm eine laute Stimme mit den Worten entgegentönt: Laufende Nummer 27. "Hier Herr Steward, geben Sie mir et was Welschhahn." Der Steward folgte dem Rufe und erkennt zu seinem größten Erstaunen den jungen Mann, der sich er boten hakte, an der Tafel zu arbeiten, wie dieser eifrig mit Verschlingen beschäftigt ist. „Mein Herr," sagte der Steward, „ich habe mich die ganze Zeit nach Ihnen umgesehen, daß sie mir. dem Contrakte gemäß, an der Tafel helfen sollten."— „Ja." erwiederte Jener, „ich habe Ihnen versprochen, an der Tafel zu arbeiten, und wahrhaftig, ich thue meine Schuldigkeit." Unterdeß landete das Boot und der „ar beitende Passagier" machte sich eiligst aus dem Staube. Schaudervoll.—Am 17. Decembr. v. I. ritt ein junger Mann von 22 Jah ren, Namens Samuel Brown, von Quas queton. Buchanan Caunty, lowa. InGe« schäften etwa 12 Meilen weit aus; auf dem Rückwege, etwa 4 Meilen vom Hause, stürzte sein Pferd auf dem Eise, und Brown blieb, als sein Pferd sich wieder aufraffte und scheu wurde, im Steigbügel hängen. Um seinen Kopf vor Verletzun gen zu schützen, klammerte er sich mit bei den Händen an sein rechtes Bein und schleppte so sein linkes Bein; das scheue Pferd schlug fortwährend aus und so wur de er—eS ist kaum glaublich—3 Meilen weit fortgeschleppt, bis das Pferd ermü dete. So konnte er endlich mit vieler An strengung den rechten Fuß aus dem Stie fel ziehen, welcher im Steigbügel zurück blieb: sein linkes Bein war vom Fuß bis zum Knie zu Brei geschlagen. So lag er nun auf einer weiten Prairie, drei Meilen weit kein Haus und anderthalb Meilen von der Straße weg, nicht im Stande von der Stelle zu kriechen. Es war Donner stag um 1 Uhr. Erst am Samstag wur de er von seinen Freunden aufgefunden. Seine beiden Beine waren bis an die Knie gefroren, das gebrochene mehr als das rech te ; ebenso waren seine Hände und Ohren ganz steif. Es waren die zwei kältesten Nächte des ganzen Winters. Mittelst eis kaltem Wasser wurden seine erfrorenen Glieder mit Ausnahme des zerschlagenen linken Beines, wieder zum Leben gebracht. Am Samstage, den 28. December haben Hr. Dr. Carpenter. von Ceder-RapidS und Hr. Dr. Bradwell von Marion, des sen linkes Bein amputirt, und—merkwür dig—der Patient soll sich so wohl befin den, als unter solchen Umständen gehofft werden konnte. — Während Brown so im Schnee lag, oh ne sich fortbewegen zu können, umlunger ten ihn die Prairie-Wölfe, doch ohne ihn anzugreifen. Er sah auf der Meilen entfernten Straße Fuhrwerke fahren aber diese hörten sein Hülfegeschrei nicht. A ber am Samstag hörten ihn seine suchen den Freunde auf zwei Meilen weit, und konnten ihn so auffinden.—Durch seine Anstrengung mit Schreien hatte er seine Lunge verletzt, und rings um sich hatte er den Schnee mit Blut gefärbt. Nur mit großer Schwierigkeit konnte er innerhalb zwei Wochen einen Arzt finden, der ihm das erfrorne Glied amputirte. Die Taufe des Schulmei ster s.—Da drunten im sonnigen Theile des Illinois, faßten die muthwilligenMäd chen in einer sogenannten Buschschule um die Christmeßzeit den Entschluß, sich auch einmal ein paar Feiertage zu verschaffen. Sie verrammelten zu diesem Zwecke die Thür des Schulhauses und ließen den ge strengen Hrn. Schulmeister nicht eher her ein bis er ihnen das Versprechen gegeben halte die ganze Woche von Weihnachten bis Neujahr keine Schule zu halten, und ihnen ein Geschenk von zwei Pfund Rosi« den zu machen ; kaum war aber dem treu losen Schulmonarchen die Thür geöffnet worden als er auch sein ihm abgezwunge» nes Versprechen für ungültig erklärte. Jetzt sielen die muthwilligenMädchen über ihn her, banden ihn, erdrückten ihn fast mit Küssen, versicherten ihn, wie sehr sie ihn lieben, schleppten ihn in ihren Armen in einen, eine Viertelmeile vom Schulhau se entlegenen Bach und gaben ihm in dem eisigen Wasser eine gehörige Taufe. Der geraufte Schulmeister hat jetzt Klage ge» gen die Mädchen eingereicht, bezeugt aber daß sie durchaus keine Bosheit gegen ihn offenbarten» sondern ihn küßten und ihn „unser lieber Schulmeister" titulirten. Blos die Taufe hat ihm nicht gefallen wollen. Den Ausspruch der Jury haben wir nicht erfahren. Die Moral von der Geschichte ist : Wer in den westlichen Hinterwäldern Schul meister werden will» der sollte ein paar tüchtige Fäuste mitbringen.