Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. mead i n g, Venn. Gedruckt und berausgegeben vonArnold Puweu e, in der Sud 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Cbesnut - Straße. Jahrg. RS, gauze Num. SNS (A»s dein Jllustr. Unttl Haltiuige-Blaltt.) Der Postillion Novelle. (Fortsetzn»-,.) „Der Reiter ritt sogleich an den Schlag und das Licht, welches ein Knabe auf die Straße trug, beleuchtete ihn und ließ ei nen Kriegsmann erkennen, der die bekann te Uniform der Landdragoner trug. „Ich hörte die Schüsse," sagte er auf geregt „also ein förmlicher Ueberfall! Da finden wir vielleicht auf offener Stras se, was wir in den Spelunken suchten." Mannschaft heraus! kommandirte er dem Hause zu. Und wen habe ich die Ehre? fragte er mit der Hand am Helme, indem er sich wieder zum Wagen wandte. „Baron de Marbot, Gesandter Sr. Majestät des Königs der Franzosen," antwortete der Graf, „und ich Oberjäger meister, Graf von Ritterbusch, aus der Residenz, der Sie bittet Herr Kapitän, uns einige Leute zu leihen, um den schwer blessirten Domestiken in'S Haus zu brin gen." „Lieutenant vorerst! erwiederte der Offizier lächelnd, doch zu Ihrem Befehl, Herr Graf. Ich lasse Ihnen zwei Dra goner, die übrigen fordert mein Dienst ohne Aufschub." Er verließ den Wagen und gab seine Ordre. Ein paar Solda ten machten sich sogleich herbei und em pfingen den blutenden, ohnmächtigen Jä ger aus den Händen der Reisenden, und trugen ihn mit Hülfe der herbeikommen den HauSleute hinein. Die übrigen Rei ter saßen im eiligsten Gedränge auf und an ihrer Spitze trabte der Offizier, nach dem er sich vom Grafen den Platz des Anfalls ungefähr hatte bezeichnen lassen, die düstere Heerstraße hinunter. „Warum fragten Sie den Postillion nicht? sprach der Baron im Aussteigen ; er kennt gewiß die Gegend genauer und hätte die Dragoner besser instruiren kön nen." Warum meldete er sich selbst nicht? fragte der Graf zurück. Auch sehe ich den wackern Burschen nicht und er hat un achtsam seine Pferde verlassen. O Gott! WaS ist das hier? Beim Him mel, er liegt und wir haben eine zweite Leiche in dieser Unglücksnacht! Und es war so! Als der Baron nach Licht geschrien, fand man den armen Wilm von seinem Sattelgaule herabgesunken, sein blaues Collet war von Blut ganz durchnäßt, aber noch hielt er Zaum und Peitsche fest in der krampfhaft geschlosse nen, getreuen Hand. Eine Grabesstille herrschte in der Gast stube, die sonst den tobendsten Lärm ro her Trunkenbolde gewöhnt war. Auf einem hohen Strohlager mit den nöthigen Kissen und reiner Leinwand bedeckt lagen die beiden Verwundeten beisammen; der Oberjägermeister hatte sie mit hoher Hand selbst untersucht, verbunden, und sich dann in den Wagen geworfen, den man durch Abnahme des Gepäcks erleichtert, und den der HauSknecht des SchenkwirthS mit ei nem Zweigespann zum nächsten Städtchen fahren sollte, von dort einen Wundarzt herbei zu holen. Der Jäger lag wie im Todesschlummer, und stieß nur zuweilen ein unartikulirtes Gestöhn von sich, des Räubers Kugel hatte seinen Hirnschädel schwer gestreift. Den Postillion war in die Unke Schulter getroffen, der Blutver lust hatte ihn ohnmächtig vom Pferde ge worfen, er war völlig bei Sinnen, doch bis zum Tode ermattet, und sein Auge starrte glanzlos auf das trübe Lampen licht,welches das düstere, weile Zimmer nur halb erlMe, und haftete zuweilen mit lebhaftem Ausdrucke auf dem Nero, dem großen Haushunde, der sich unten an das Strohlager gelegt und seinen Kopf auf Wilms Füße gedrückt hielt, und ihn mit den großen Feueraugen un beweglich anstaunte. Heinrich der kleine Stallbube, saß am Tisch, beauftragt, die nöthigen Umschläge zu besorgen und auf die Kranken überhaupt Acht zu haben; der französische Baron aber ging gedan kenvoll u. unruhig in der anstoßendenStu bedes Wirths aufu. nieder, seine Terze role halte er auf den Tisch geworfen, und oft trat er in die halboffene Zivischenthür nach den Kranken horchend, und zählte ungeduldig die Viertelstunden auf seiner Uhr, obgleich die Rückkehr seines Reise gefährten erst nach Stunden erfolgen konnte. Eine weiße, schlanke, weibliche Gestalt trat jetzt in das große Zimmer, langsam, mit herabhängenden Armen ging sie zu dem Lager der Kranken, und kniete an der Seite, wo der Postillion ruhete nieder und beugte sich, nahm seine Hand und drückte sie an ihren Mund und preßte sie dann fest gegen ihren vollen Busen. „Bist du es Line?" fragte der Kran ke mir matter Stimme, indem er sein Ge sicht zu ihr wandte, und sein Blick, wie er des Mädchens Gesicht gefunden, schien lebendiger zu werden. „Bin die Arme, die Unglückliche, die Schuld an deinem Tode ist/ antwortete die Jungfrau mit eintöniger Stimme. „O Wilm, wirst du mich nicht verklagen vor Gott?" Wilm drückte ihre Hand mit der weni gen Kraft, die ihm geblieben. „Wo ist Vater Martin ?" fragte er dann mit sicht licher Aengstlichkeit und kurzem Athem. „Ach! er ist nicht da, ist fort," stöhn te sie, „seitdem der Staffettenreiter, der Fritz, der mir deine Warnung brachte, wieder abgeritten." ~So hast du nicht Wort gehalten?„ fragte Wilm heftiger. „Hast mit dem Vater nicht geredet, wie du mir verspro chen ?" „O Wilm," sprach sie mir Verzweif lungStönen, „schilt mich nicht, fluche mir nicht, eS war der Vater, und da fror mir jedesmal das schwere Wort auf dem Mnn de, wenn die einsame Stunde mich auffor derte, ihm zu entdecken, was du gesehen. Ach ! in derAngst damals unter dem Flie derbusche dachte ich mir das so leicht; aber den Vater anzuklagen solcher That, ihm vorzuhalten solch' Ve. brechen, ja, wird zentnerschwer für ein gutes, gehorsames Kind. Wenn ich vor ihm stand und in sein freundliches Gesicht sah, konnte ich nicht glauben, daß er sich mir so schwerer Schuld beladen, und verschob daher das böse Wort von Tag zu Tag. War er doch, da ich täglich bleicher ward und täg lich mehr abfiel, so väterlich besorgt um mich, und wenn der schändliche Müller von seinen Plänen und Anträgen zu mir sprach, schalt er ihn dreister als sonst, weil ich krank sei, und verbot ihm, mich damit zu belästigen, bevor ich wieder das einsti ge frohe Kind geworden. Der Müller schoß dann giftige Blicke auf ihn, die ich wohl verstand, aber er ließ mir Ruhe, und die Dankbarkeit machte mir den Va ter Martin lieber als je, und es wurde mir immer unmöglicher, ihn mit der Ent deckung zu kränken, daß du und ich um seinen und seiner Kameraden bösen Wan del wüßten. Ganze Nächte habe ich zu Gott gebetet um Kraft für daS Wort, oder um ein Wunder der Rettung, oder um schnellen Tod für dich und mich, daß wir zusammen blieben ohne Schande. Aber Gott hörte nicht, und der Tod geht heim tückisch an denen vorüber, die ihn rufen. Doch heute, als der Vater so spät die Flinte von der Wand nahm und den weis sen Kittel zusammenrollte, da traf mich eine schwarze Ahnung. Zitternd trat ich ihm entgegen in die Thüre und fragte voll Angst, wohin sein Weg ginge.— Was kümmert's dich? —antwortete er barsch, —es steht ein Hirsch im gelben Felde, vielleicht gewinne ich den Braten! Da faßte ich ihn am Arme und bat ihn, nochmals zurück zu gehen in die Kam mer nur wenige Minuten, denn ich hätte etwas Schweres auf dem Herzen, und müßte mit ihm reden vor diesem Nacht gange. Da sprach er höhnisch: „Hat Dein Bettelbursch etwa einen Boten ge sendet ? Willst du mir ein JeremiaSlied "Lvillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den > I Februar, IBSI . vorleiern, daS ich schon auswendig weiß? Das hat Zeit bis morgen!"— Und als ich ihn beim Himmel und bei Allem, was heilig ist beschwor, stieß er mich hart zur Seite und sagte zornig : „Ist die Dirne mondsüchtig? Fort von mir, damit nicht die beste Zeit unnütz verstreicht!" So ging er rasch zum Walde, und ich saß seit dem von Todesangst gepeinigt im Winkel meiner düstern Kammer bis Lärm wurde vor dem Hause, und die Botschaft der Hanne mir fast das Herz brach. Wilm machte seine Hand IoS aus der ihrigen und faßte nach seiner schmerzenden Schulter. War's gebrochen dann wohl dir! sagte er dumpf und halblaut. Es ist gewiß, der Vater Martin war dabei O Line! und wir sind seine Mitschuldigen, der arme Kamerad hier neben mir stirbt durch uns, und sein TodeSgestöhn verklagt uns laut vor Gott. O, hätte mich doch ein Wolf in dem hohlen Baume zerrissen, so wäre die Blutschuld nicht auf mein Herz gefallen, die mir das Sterben so schwer macht. Wilm! jawmerte das Mädchen und streckte beide Hände gefaltet gegen ihn auS, —o, Wilm fluche mir nicht! Wenn du stirbst, komme ich dir sogleich .nach, und dann ist AlleS, —AlleS überstanden, unv vor Gott sollen die heiligen Engel be zeugen, daß ich dich geliebt über Alles, und daß ich nicht anders handeln konnte, weil es mein Vater war. Schweige still!— flüsterte der Postillion bewegt;—der französische Herr steht in der Thüre, er versteht das Deutsche so gut, wie wir beide. Er reichte ihr dann die Hand, und drehte sein Gesicht von ihr und sie stand erschrocken vom Boden auf. Der Baron war wirklich auS seinem Zimmer getreten. „Demoisell Wirthin !" rief er, „schaffen Sie mir eine Bouteille Weindann ging er in die Stube zu rück. Line flog und holte das Verlangte, warf im Zurückkommen einen thränen schweren Blick auf den Geliebten, welcher zu schlummern schien, stutzte aber nicht wenig, als der fremde Herr, sowie sie Fla sche und GlaS ans den Tisch gesetzt, die Thüre hinter sich zuschob und verriegelte, sie mit den großen finstern Augen durch dringend betrachtete, und wie sie einen Schritt zum Fortgehen that, ihr zuherrsch te : Sie bleibt da! Keinen Laut oder Schrei! Keine Bewegung zur Flucht, oder ich rufe die Dragoner vom Hofe! DaS Mädchen stand kreidebleich vor dem hochgewachsenen Manne, wie Eises kälte fuhr ihr's über den Rücken, und sie mußte sich am Tische halten, daß ihre be benden Kniee nicht biachen. Also in eine Mörderhöhle bin ich ge rathen ?—fragte der Baron mit heftigem Ingrimm.—Hier ist das Nest der Wölfe die uns gebissen ? Und du mit dem heuch lerischen unschuldigen Gesicht gehörst zu ihnen, und auch der Postknecht, den sein Herr nicht genug zu loben wußte, ist im Eomplott und hat vielleicht durch sein Posthorn das Zeichen gegeben, denn so wie er blies, sprangen die Schurken aus dem Walde! Später mag ihm vielleicht daS Gewissen gebrannt haben, daß er auf die Pferde hieb, und uns wunderbar durch bracht? ! Nein, nein! gnädiger Herr!—rief das Mädchen, plötzlich wieder Besinnung und Stimme bekommend. Nein, bei dem Himmel und der Seligkeit, der Wilm ist so unschuldig wie Sie und ich. Ach er hat ja geblutet und stirbt für Sie, der ihm fremd war und ihn so gar nichts an ging ! —Sie sank ermattet in die Knie und ihr thränenvolles Auge bat weiter. Du hast Recht, Mädchen! —sagte der Baron mit milderem Tone. —Ich vergaß das; schössen doch die Schurken auch nach ihm ! Aber welches Räthsel enthielt denn Euer Gespräch? Beichte mir Alles, mir ging kein Wort verloren, und wirst du es nicht aufrichtig thun, so überliefere ich euch beide den Gerichten, und die mögen dann untersuchen, ob ihr daö Schaffet ver dient habt oder nicht. Er faßte sie am Arme und hob die fie berhaft Zitternde vom Boden auf, und schob ihr einen Stuhl unter. Da kam der Jungfrau der plötzliche Gedanke, der Fremde sei von Gott gesandt ihr in dieser schrecklichen Verwirrung zu helfen, zu rathen, sie von Verzweiflung zu erlösen; stand sie doch ganz allein seit ihr Vater schuldig geworden und ihr Ge liebter mit dem Tode rang. Diese Ge danken mit kindlicher Innigkeit dem Ba ron als Tinleitung aussprechend, begann sie ihre Beichte und verschwieg nichts ge gen den fremden Mann, zu dem sie so wunderbares Vertrauen gewonnen. Der französische Herr hörte ihr aufmerksam zu und seine Miene wechselte im Ausdruck des Zornes, des Mitleids und der steigen den Theilnahme, so wie ihre Erzählung fortschritt. Als sie geendet, saß er eini ge Minuten nachdenkend, dann hob er wieder den Kopf und fragte rasch: Aber was war'S mit dem hohlen Baume, dessen der Kranke zuletzt erwähnte ? Verschwei ge mir nichts, denn sprachst du wahr, so will ich dir rathen wie ein Vater, du ar mes, gemartertes Kind, —aber waS sollte der hohle Baum? Ein leichtes Roth der Scham färbte deS Mädchens Wangen, sie schlug die Au gen nieder und antwortete leise: Ach! von da her kommt gerade die Hauptursa che all' unseres Kummers. Wäre der ar me Wilm im Dorfe d'rüben geboren und hätte Vater und Mutter, wenn's auch nur Kothsassen gewesen, der Vater hätte uns vielleicht längst zusammengegeben, aber so nannten sie ihn einen Findling, ein Sündenkind, das irgend eine freche Dirne ausgesetzt, denn sie fanden ihn in einer hohlen Eiche, und der Pastor taufte ihn Wilhelm von dem hohlen Baume, weil man nicht wußte, ob er schon in den Chri stenbund aufgenommen. In der tiefsten Gemüthsbewegung sprang der Fremde von seinem Stule em por. Mädchen was sprichst du? rief er mit schwankender Stimme. In einem hohlen Baume fand man daö Kind ? Im Walde ? Nor achtzehn Jahren etwa? Das weiß ich nicht, denn ich war ja noch nicht auf der Welt, als es geschah, und nur die Leute und die alte Hirtenfrau die ihn gesäugt und aufgezogen, haben mir's erzählt, entgegnete daS Mädchen, erstaunt über die Veränderung im gan zen Wesen des Fremden. Der Baron eilte zur Thüre, doch sich besinnend kam er langsamer zurück, und faßte daS Mädchen unter das Kinn und legte die andere Hand auf ihre Stirne. Gel), mein Kind!—sagte er, sichtlich und mit Gewalt seine Gefühle niederkämpfend —Sende nach der Hirtenfrau, schaffe die Alte mir gleich zur Stelle, ich gebe dem ein Goldstück, der sie mir herbringt, ehe diese Nacht zu Ende geht. Geh' Kind, und glaube mir, es waltet noch ein Gott über dir und dem braven Wilm, der nicht sterben wird an seiner Wunde. Geh', ich höre Lärm auf dem Hofe, der Graf wird zurück sein. Aber verschweige Al leS, was du mir vertraut, befiehl auch dei nem Geliebten zu schweigen gegen Jeder mann. Was geschehen, ist nicht wieder gut zu machen, darum wollen wir retten, was ohne Schuld in die Sünde gerieth. Nur die Hirtenfrau bringe mir herbei und ohne Säumen! Das erstaunte Mädchen eilte fort, der Baron jedoch warf sich erschöpft in einen Sessel, blickte himmelan, und legte die fei nen, magern Hände gefaltet zusammen und flüsterte: „Hortense, bist du mir nahe?" — Die Wirthstochter wurde an der Er füllung des ihr befohlenen Geschäfts auf eine furchtbare Weise gehindert. Nicht die Kalesche mit dem Grafen und dem Wundarzt war es, welche den Lärm vor dem Hause verursacht. Der Offizier der Landdragoner kehrte mit mehreren seiner Leute zurück, ein Leiterwagen fuhr mit ihnen, von einigen Baurrn geführt und Laufende Nummer L i. ' besetzt, welche die Ladung desselben sogleich in das Haus schafften, zwei todte schen in weißen Kitteln, und als sie die erste Leiche dicht vor dem Mädchen nieder legten, erkannte die Arme trotz des ge schwärzten Gesichtes sogleich den Getödte ten, und stürzte mit dem SchreckenSschrei: „Vater Martin !" besinnungslos auf dem Estrich des Vorplatzes nieder. Der Lieutenant hatte mit seinen Rei tern zuerst einen Theil der Heerstraße durchsprengt, als man auf ihr nichts Ver dächtiges getroffen, wurden im nächsten Dorfe der Vogt und die Bauermeister herausgeklopft, und diese der Gegend kundigen Männer zur Hülfe bei Durch suchung der Büsche und Steinschluchten gebraucht. Bei dem Scheine der großen Stallleuchte des Vogts fand sich bald auf der Heerstraße der Platz des räuberischen Angriffs durch große Blutflecken auf den zerschlagenen Kalksteinen bezeichnet Be? der Untersuchung der nächsten Gräben fand sich in denselben ein todter Körper nach der Kleidung erkannten die Bauern in ihm den Wirth von der Bärenschenke, sein Kittel war zerfetzt und ganz mit Blut übergössen, welches auch geronnen noch vor seinem Munde stand. Durch seine Beutegier und Unvorsicht war er in die Räder des Wagens gerathen, fortge schleift und zerquetscht. Die zerrissenen Lungen hatten ihr Blut in jedem Athem zuge ausgegossen und schnell sein Leben geendet. Bei der Flucht der Räuber hat ten diese seinen Leichnam zur Vorsicht in den Graben geschleift, da die Furcht vor Verfolgung nach dem mißlungenen Nacht stück sie an seiner Fortschaffung gehindert. In einem nahen Steinbruche entdeckte ein Bauer durch seinen Schäferhund einen Zweiten von der Mörderrotte, und in ihm war der verwachsene, kürbißköpfige Haus schlachter der Gegend nicht zu verkennen. Der Pistolenschuß des Barons hatte ihn gut getroffen, die Kugel war durch den dicken Speckhals gefahren, doch hatte der Verwundete sich noch bis in dieses Ver steck geschleppt, er lebte noch, rang jedoch augenscheinlich mit dem Tode, und röchel te bald, ehe noch ein Ackerwagen zum Transport herbeigeschafft, seine schwarze Seele aus, zum Aerger des Offiziers, der trotz aller Fragen von ihm keine Antwort erpressen konnte. Durch das Getümmel auf dem Gange herausgelockt, sah der französische Baron mit Entsetzen die schauderhaften Leichna« me, sah die Tochter des Hauses von den Dienstboten fortbringen, und erhielt durch den Lieutenant die gewünschte Aufklärung. „Auf Ehre, Excellenz!" schloß der Offizier seinen Bericht. „So knapp un ser Sold ist, und obgleich ich alles Gold auf meiner Uniform noch schuldig bin, eine Monatsgage ließe ich springen, könnte ir gend Jemand den beiden Halunken dort am Boden einen lebendigen Odem ver schaffen. Lange schon war die Polizei auf diese Bärenhöhle aufmerksam, hatte ihre Argusaugen auf jeden fremden Lump gerichtet, der hier Nachtquartier nahm, denn dieser Grenzwinkel ward immer ver rufener durch Diebereien aller Art. Doch daß die wohlhabenden Bewohner selbst hier den Fra-Diavolo gespielt, wird dem Hrn. Polizeiminister eine Neuigkeit wer den, die dem bis jetzt durch nichts zu er hitzenden Herrn sicherlich eine Fiebernacht verursachen möchte." „Mein Genius hat Sie zu rechterStun hierher geführt," antwortete der Baron verbindlich, indem er einen Brillianten ring vom Finger zog. „Ohne Ihre Ge genwart wäre ich gerettet aus den Klauen der Löwen in die Höhle der Löwin gera then, und sicher der übriggebliebenen Ban de ein willkommenes, wehrloses Schlacht opfer geworden. Nehmen Sie diese Klei nigkeit als ein Andenken an diese Schau ernacht und meine Dankbarkeit." Der Offizier trat einen Schritt zurück. „Ercellenz verzeihen!" antwortete er ernst. „Ein deutscher Soldat läßt sich seine Pflicht nie bezahlen. Ich fteue mlch