Der Liberale Beobachier, Und Berks/ Momgomery und Schuylkill Cauntics allgemeiner Anzeiger. Nraving, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwe ll e, in der Süd Kten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße, Jahrg. 12, ganze Nun». SB7. Der Kindesrauber (Fortsetzung.) Ein schöner Morgen, sprach ich, näher an den Mann zutretend. Keine Antwort. Der Mann hielt die Kuh bei beiden Hörnern und sein Auge stierte auf den Schweif des Thieres, von dem einzelne Blutstropfen herabfielen. Wie weit ist es von hier nach Hope field? fragte ich nun. Weit genug um es nie zu erreichen, wenn Ihr auf meine Kuh Jagd gemacht habt, erwiederte er drohend. Und wenn wir es gethan haben, so werdet 2hr hoffentlich nichts ArgeS dabei denken. Es war bloßer Zufall. Solche Zufalle ereignen sich nicht oft. Leute schießen nicht auf Kühe, wenn sie nicht im Sinne haben, anderer Leute Fleisch zu essen. Jhv wähnt doch nicht, fiel der schuldige Ohiomann ein, daß wir Eure Kuh zu un serer Zielscheibe gemacht, wir, die nichts mehr im Sinne hatten, als einige Trut hühner auf unser Dampfschiff zu bringen. Wir sind Passagiere von der Feliciana; eines unserer Räder ist an eine Sawyer gelaufen, und das ist die Ursache, warum unser Schiff bei Hopefield vor Anker liegt und wir hier sind. Der Mann hatte mit ächter Ohio-Um ständlichkeit das Argument auseinander gesetzt ; der Hinterwäldler gab jedoch kei ne Antwort, und wir gingen dem Hause zu. In der Stube fanden wir sein Weib. Auch in ihren Zügen hing etwas Düste res, doch nicht in dem Grade abschreckend, wie es bei ihrem Manne der Fall war. Bei ihr schien Gram mehr vorherrschend. Können wir Etwas zu essen bekommen ? fragte ich das Weib. Wir sind keine Wirthsleute, war die Antwort. Die andere Partie kann nicht mehr fern sein, sprach einer unserer Gefährten. Wir wollen ihnen das Vereinigungszei chen geben. Und mit diesen Worten ent fernte er sich einige Schritte in der Rich tung eines Cottonfeldes. Halt! sprach der Hinterwäldler, vor ihn hintretend, Ihr geht keinen Schritt weiter, bevor Ihr Auskunft gegeben, wo her Ihr kommt. Woher ich komme? sprach unser Ge fährte, ein junger Doctor der Medizin aus Tenessee; daS braucht weder Ihr, noch irgend ein Mann in der Welt zu wissen, der auf eine solche Weise fragt. Wenn ich mich nicht irre, so sind wir in einem freien Lande. Und mit diesen Worten schoß er sein Gewehr ab. Das Echo schlug so gewaltig und majestätisch von dem hehren Waldkranze herüber, mit dem die Pflanzung eingefaßt war, daß die zwei Andern ebenfalls ihre Ge wehre abzuschießen Miene machten. Ich winkte ihnen jedoch, und sie hielten inne. Es schien mir nicht überflüssig, auf alle Fälle vorbereitet zu sein, obwohl wir nicht im Mindesten ernsten Besorgnissen Raum gaben. In wenigen Minuten wurde ein Schuß gehört die Antwort auf nnser Signal. Macht Euch keine unnöthige Sorge, sprach ich; unsere Compagnons haben unser Signal gehört und werden sogleich hier sein. Was Eure Kuh betrifft, so könnt ihr wohl so viel gesunden Menschen verstand haben, um einzusehen, daß fünf Reisende nicht nach etwas jagen werden, daS weniger denn werthlos für sie ist. Während ich noch sprach, kam unsere zweite Partie mit dem Führer aus dem Walde hervor, der letztere mit zwei fetten Truthähnen beladen. Er grüßte den Hinterwäldler als einen alten Bekannten, zugleich hatte aber dieser Gruß etwas so theilnehmendes und Zurückhaltendes, als mit seinem sonstigen derben und ziemlich rauhen Wesen seltsam contrastirte. Wohl, Mister Clarke! sprach er. Noch nichts gehört? Thut mir sehr leid. Der Hinterwäldler gab keine Antwort; aber seine trotzige Miene überging plötzlich in ein finsteres Dahinstarren ! eine Thrä ne, schien es mir, drang in seine Augen. Mistreß Clarke; sprach der Führer zum Weibe, die von der Vorhalle herab kam; diese Gentlemen hier wünschen ei nen Bissen zum Mittagessen. Sie ha ben geüug gejagt däucht es mich; wir haben Ueberfluß an Allem. Wollt ihr wohl so gefällig sein, uns etwas zu berei ten ? Das Weib stand ohne ein Wort zu sprechen; der Mann ebenfalls. Beide halten etwas so abschreckend Störrisches, so etwas ungewöhnlich Verstocktes, als mir noch nie bei den Hinterwäldlern vor gekommen. Wollt Ihr so gut sein, wiederholte der Führer, uns einen Truthahn zu bra ten, mit etwas Schinken und Eiern? Keine Antwort. Der Mann hielt die Hörner der Kuh, starr und finster auf die Erde blickend, und das Weib sah ih ren Mann an. Wohl denn; sprach der Doktor, hier läßt sich nichts erwarten; wir verlieren nur unsere Zeit. Laßt uns auf einen Baumstamm niedersitzten und unsere Schinken und Crackers kosten. Der Führer winkte uns, bedeutsam und näherte sich dem Weibe, mit dem er angelegentlich sprach. Doch sie gab kei nen Laut von sich. Frau! sprach der Doktor, etwas muß mit Euch oder in Eurer Familie vorge gangen sein, das Euch so verstimmt hat. Wir sind fremd, aber nicht gefühllos. Sagt an, was fehlt Euch? Bielleicht läßt sich ein Mittel finden. Der Mann blickte auf, daß Weib schüttelte daß Haupt. WaS ist eS? fragte ich sie, mich ihr nähernd, daS Euch bekümmert? Hülfe kommt oft, wenn es am wenigsten erwar tet wird. Etwas, das sahen wir nun wohl ein, wG hier vorgefallen, das erschütternd schmerzlich sein mußte. Kleinigkeiten sind nicht so leicht im Stande, die Nerven die ser gewaltigen Menschen so fürchterlich zu spannen. Das Weib trat, ohne ein Wort zu sprechen, zum Führer, nahm ihm einen Truthahn und die Schinken ab, und ging dann in das Haus. Wir folgten und traten in die Stube. Nachdem wir uns um die Tafel gesetzt, langten wir nach un sern Bouteillen. Der Mann brachte Gläser und setzte sie vor uns hin. Wir schenkten ein und drangen in ihn, sich an uns anzuschließen; hartnäckig jedoch wies er unsere wiederholten Einladungen zu rück. Wir wurden es endlich müde, gute Worte auf ihn zu verschwenden. Unsere Gesellschaft bestand, wie gesagt, aus zehn jungen Männern. Zwei Bouteillen wa ren bereits geleert, als unser Wirth plötz lich von seinem Sessel vor dem Kamin feuer aufstand und, vor den Tisch tretend sprach: Gentlemen! Ihr müßt nicht denken, daß ich ein grober Mann bin, aber ich muß Euch gerade heraus sagen, daß ich in meinem Hause keinen Lärm leide. Es ist kein Haus zum Lachen; ich ver sichere Euch bei— Und nachdem er so gesagt, setzte er sich wieder hin, stützte seinen Kopf in beide Hände und versank in fein voriges Hin starren. Vergebung! sprachen wir, aber wirklich wir haben nicht vermuthet, daß unsere Fröhlichkeit Euch beleidigen könnte. Der Mann gab keine Antwort und so verging eine halbe Stunde in Flüstern und Vermuthungen. Endlich deckte ein Negermädchen die Tafel. Nach vielem und eindringlichem Bitten, Theil an unserem Male zu neh men, setzten sich Wirth und Wirthin zu uns. Er kostete nun ein Glas Cognac und leerte es auf einen Zug. Wir füll ten eö; wieder trank er eö aus und wie der wurde eS gefüllt. Als er daS dritte Glas geleert hatte, entstieg ihm ein schwerer Seufzer; dem Manne wurde au- "TVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den 31. December, 18S«. genscheinlich leichter. Gentlemen ! sprach er, Ihr werdet mich für stöckisch und rauh gehalten haben, als ich Euch traf, wie Ihr meine Kuh ge jagt ; aber ich sehe nun, wen ich vor mir habe. Aber möge ich erschossen werden, wenn ich ihn je finde, so will ich ihm auch eine Kugel durch den Leib jagen, und ich verbürge mich, er wird kein zweites Mal Buben stehlen! Buben stehlen? sprach ich. Ist einer Euerer Neger gestohlen worden? Einer meiner Neger, Mann ? Mein Sohn, mein einziger Sohn ! Mein ehe lich gezeugter Sohn ! Ihr Kind Z auf sein Weib deutend, unser Bube ist gestoh len ! Unser Bube, der uns allein von fünf Kindern übrig geblieben die das Fieber uns genommen, die wir begraben haben. Ein Bube, so rüstig und ge scheid, so lieblich, jo flink, als je einer in diesen Hinterwäldern geboren ward. Da haben wir uns nun daher gesetzt in die Wildniß, haben Tag und Nacht gearbei tet, haben Mühe und Gefahren ausge standen, Hunger und Durst, Hitze und Kälte. Und für wen? Hier sitzen wir allein, verlassen, kinderlos trostlos, betend und weinend, fluchend und ächzend. Nichts hilft, Alles umsonst ! Nein ich werde noch wahnsinnig! Wenn er todt wäre! Wenn er hinten unterm Hügel an der Seite sei ner Brüder und Schwestern läge, ich wollte nichts sagen. Gott hat ihn ge geben, er hätte ihn genommen! Aber All mächtiger ! Der Mann stieß einen Schrei aus, so fürchterlich, so grauenerregend, daß Wei ber und Kinder der Neger zur Thüre ! hereinstürzten und Gabel und Messer un sern Händen entfielen. Wir sahen ihn sprachlos an. Gott allein weiß fuhr er fort, und sein Haupt sank auf seine Brust; plötz lich richtete er sich jedoch auf und schütte te ein Glas nach dem andern hinab. Und wie trug sich dieser schreckliche Diebstahl zu? fragten wir. Das Weib, sprach er, kann es Euch sa gen. Sie war von der Tafel aufgestanden und dem Bette zugewankt, auf welches sie sich schluchzend und weinend setzte. Es war wirklich eine erschütternde Scene. Der Doktor sprang auf und führte sie wieder zur Tafel; wir blickten auf sie, ängstlich Aufschluß über das ungeheure Verbrechen erwartend. Gestern war es vierWochen, begann sie; Mister Clarke war in dem Busche, ich war in dem Welschkornfelde, den Leuten nach zusehen, die Kolben einsammelten. Ich blieb ziemlich lange bei den Leuten; die Sonne wieS bereits aus eilf; der Morgen war aber so schön, wie er je auf das Mis sissippithal geschienen, und Ihr wißt, die Leute arbeiten nicht gern, wenn sie anders können, und so blieb ich denn. Dachte dann, mußt wohl nach Haufe gehen und daS Mittagsmahl für die Leute kochen, und so ging ich denn. Ich weiß nicht; aber als ich so dem Hause zuging war es mir, als ob mir's plötzlich zuriefe: Laufe was du kannst ! und ich lief was ich konnte. Es kam Etwas über mich Etwas, gleich einer Angst, einer Furcht. Ich rannte, so schnell ich konnte. Als ich zu Hause kam, sah ich Cesi, unsern schwarzen Buben, auf der Haussteige sit zen und allein spielen. Ich hatte aber noch immer keinen Gedanken an daS was noch kommen sollte. Ich ging in s Haus und in die Küche, ohne etwas Arges zu denken. Als ich mich so umsah um Kes sel und Pfannen, fiel mir mein Dougl (Douglas) ein. Ich ließ die Pfanne stehen und lief zur Thür; da kam mir Cesi entgegen. Missi ! sagteer, Dougl ist weg." „Dougl ist weg?" sagte ich, „wohin ist er denn, Cesi ?" „Weiß nicht," sagte Cesi ; „er ist mit einem Manne weg, der auf einem Pferde gekommen." „Mit einem Manne, der auf einem Pferde ge kommen?" sagte ich. „Um Gotteöwillen wohin kann «r denn gegangen fein? Was ist denn das ?" „Weiß nicht," sag'' te Cesi. „Und mit wem ist er denn ge gangen, Cesi fragte ich. Ging er freiwillig?" „Nein, er ging nicht frei willig,"sagte Cesi; „aber der Mann sprang von seinem Pferde, hob Dougl zu erst darauf, und setzte sich dann hinter ihn und ritt weg." „Ritt weg?" sagte ich, „und du kennst den Mann nicht?" „Nein, Missi !" sagte Cesi. „Erinnere dich Cesi, !" schrie ich, „um Gotteswillen erinnere dich, kennst du den Mann nicht?" „Hast du nicht aufgemerkt, wie er aussah, Cesi?" fagte ich; „war er schwarz oder weiß?" „Ich weiß nicht," sagte Cesi. „Hast du ihm nicht in s Gesicht gesehen, Cett?" fragte ich. „Er hatte ein rothes Flanellhemd vor'm Gesicht," meinte Cesi. „Weißt du denn nicht, wie der Mank aus sah, lieber Cesi ?" „Er hatte einen Rock und ein Pferd," sagte Cesi. „Weißt du nicht den Namen des Mannes, Cesi? war es Nachbar Symmes, oder Banks, oder Medling, oder Barns?" „Nein," weinte Cesi. Gerechter Gott! schrie ich, was ist daS ? Was ist aus meinem armen Kinde gewor den ! Ich lief vorwärts, ich lief zurück; ich lief in den Busch, ich lief auf die Fel der ; ich schaute, ich rief. Je länger ich rief, desto größer wurde meine Angst. Zuletzt rannte ich zu den Leuten und hol te die Mutter des Cesi. Ihr, dachte ich wird er es vielleicht sagen, waS aus mei nem Kinde geworden. Sie lief herein mit mir; sie fragte den Buben, wie der Mann aussah. Sie versprach ihm Pfef ferkuchen, neue Hosen, eine neue Jacke, Alles in der Welt der Bube weinte, konnte, aber nichts mehr sagen. Dann kam Mister Clarke. So weit das Weib. Als ich herein kam, fuhr der Mann fort, war der Schrecken deS Weibes so groß, daß mir auf der Stelle einleuchtete daß es ein Unglück gegeben. Aber an so etwas hätte ich in meinem Leben nicht gedacht. Als sie mir das Ganze erzählte sagte ich ihr, um sie zu trösten, daß ir gend einer unserer Freunde oder Nach barn den Buben mit sich genommen ; aber ich selbst glaubte es nicht; denn welcher meiner Nachbarn würde sich eine so dum me Freiheit mit meinem einzigen Kinde wohl erlaubt haben? Ich würde ihm wahrlich nicht gedankt haben für ein solch einfältiges Wesen. Ich nahm Cesi noch einmal vor und fragte ihn, wie der Mann aussah; ob er einen blauen oder schwar zen Rock angehabt? er sagte, einen blau en ; wie sein Pferd ausgesehen? braun, sagte der Bube; welchen Weg er genom men ? diesen Weg, sagte der Bube, und deutete auf den großen Sumpf. Ich sandte sogleich alle meine Neger, Männer Weiber und Mädchen ringß herum zu meinen Nachbarn, um meinen Buben aufzusuchen, und ihnen zu sagen, was vorgefallen. Ich ftlbst nahm den Weg längs einem Pfade, auf welchem ich wirk lich Pferdehufspuren fand. Ich folgte der Spur bis zur Bayou; dort verlor ich sie. Der Mann war mit seinem Gau le und meinem Kinde in ein Boot gegan gen, hat vielleicht in einem Boote über den Mississippi gesetzt, ist vielleicht längS dem jenseitigen Ufer hinabgegangen —wo er gelandet, weiß Gott. Er mag viel leicht zehn, zwanzig, vielleicht fünfzig, hundert Meilen unterhalb an's Land ge gangen sein. Meine Angst wurde schreck lich ; ich ritt auf Hopefield zu. Nichts war da von meinem Kinde gesehen oder gehört worden; alle Männer aber setzten sich auf die Gäule, um mir mein Söhn chen suchen zu helfen. Alle meine Nach barn kamen, und wir suchten einen ganzen Tag und eine ganze Nacht. Nichts nichts hatten wir gefunden. Niemand hatte meinen Buben gesehen, Mann, der ihn weggeführt. W,r stöber ten den Wald dreißig Meilen im Umkreise meines HauseS durch, setzten über den Mississippi, gingen hinauf biß nach Mem phis und hinab biß nach Helena und dem Aazoofluß nicht« war zn sehen oder zu Laufende Nummer 18. hören. Wir kamen zurück, wie wir aus gezogen waren: keine Spur, kein Zeichen. Als ich nach Hause kam, fand ich die Leute aus meinem Caunty vor meinem Hause. Neuerdings zogen wir aus, neu erdings durchsuchten wir den Wald. Ich halte nicht Rast noch Ruhe. Jeden hoh len Baum untersuchten wir, jedes Ge büsch Hirsche, Bären, Panther fanden wir in Menge, doch nicht meinen Buben. Am sechsten Tage meines verzweifelnden Lebens kehrte ich zurück. Mein Haus war mir zum Schrecken geworden; Alles verdroß mich, Alles ekelte mich an. Ich war zerfleischt, meine Knochen geschunden aber mein Inneres litt tausendmal mehr als mein Leib. Ich war krank an Leib und Seele und lag im Bette, als am zweiten Tage meiner Heimkehr einer mei ner Nachbarn zu mir kam, und mir mel dete, daß er so eben von einem Manne von Müller Caunty gehört daß ein Frem der auf der Straße von Neu-Madrid ge sehen worden, der der Beschreibung ent spreche, die wir von dem Räuber meines Sohnes hatten. Der Mann sollte einen braunen Gaul haben, und aus dem Sat telknopfe einen Knaben. Ich vergaß meine Krankheit, meine wunden Glieder; ich erhandelte mir sogleich ?inen frischen Gaul, ich hatte die meinigen zu Schanden geritten. Ich setzte dem Manne an dem selben Tage nach, ritt Tag und Nacht, ritt dreihundert Meilen bis Neu-Madrid und als ich dort ankam, so sah ich mit Schmeazen den Mann, den Gaul und das Kind. ES war ein Mann von Neu- Madrid, der von einem Besuche in Mülller Caunty mit seinem Sohne zurückgekehrt. Wie ich heim kam, weiß ich nicht. Nicht weit von Hopefield fanden mich die Leute und brachten mich nach Hause. Ich war vierzehn Tage krank und wußte nicht was um mich her vorging. Meine Nach barn hatten unterdessen die Anzeige von der greuelvollen That in die Zeitung set zen lassen, in alle Zeitungen von Arkan sas, Tennessee, Mississippi, Missouri und Louisiana ; ich war mit meinen Freun den tausende von Meilen geritten—Alles vergebens! Nein! schrie er mit einem herzzerreißenden Stöhnen, wäre mein Kind mir vom Fieber entrissen, hätte es ein Bär oder Panther zerrissen : es wür de mich schmerzen, bitter schmerzen; es war mein letztes Kind. Aber, barmher ziger Gott, gestohlen! Mein Sohn, mein armes Kind gestohlen!— Der Mann schrie laut, sprang auf, rannte in der Stube herum mit gerungenen Händen und wie ein Kind weinend. Selbst daS Weib war nicht so schrecklich vom Schmer ze ergriffen. Wenn ich an die Arbeit gehe, fuhr er schluchzend fort, so steht mein Dougl vor mir und meine Hände hängen herab, so steif, so schwer, als wären sie von Blei. Ich schaue mich um, aber kein Dougl ist zu sehen Dougl steht vor mir, ich mag wachen oder schlafen. Wollte Gott, ich wäre schon todt! Ich habe geflucht und gelästert, geschworen und gebetet, ich habe geweint und geheult, —eS ist aber Alles umsonst. Ich habe manchen Leidenden gesehen, aber nie sah ich einen, dem das schmerz lichste Weh, sich so tief in's Herz gegra ben, wie diesem Hinterwäldler. Sein Leiden war wirklich grenzenlos. Wir be mühten uns, ihn zu trösten, ihm Hoff nung einzuflößen; des Mannes Blick war starr; ich zweifle, daß er nur eines un serer Worte vernommen. Uns selbst hat te Mitleiden mit seinem Zustande mit ei ner Gewalt ergriffen, die die Worte auf der Zunge erstickte. Wir brachen bald hernach auf, schüttelten die Hände des unglücklichen Ehepaares, und versprachen alles Mögliche beizutragen, um dieser räthselhaften, gräuelvollen That auf die Spur zu kommen, und ihnen wieder zu ihrem Kinde zu verhelfen. Ich hatte oft des armen Vaters gedacht und in Verbindung mit meinen Freunden mir alle erdenkliche Mühe gegeben, dieftr