Oer Liberale Beobachter, Und Berks, Momgomery n»d Schuylkiil Cannties allgemeiner Anzeiger. Ii raÄ i „ n Mnn Gedrucki und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, iu dcr End Sien Straße, zwischen der Franklin- nnd Cdesnul. Slraße, Jahrg. 12, ganze Nnm. S7S. Die Stttrmnaeht. O nein, nein! schrie das Kind sich fe ster klammernd. Wie weht es draußen so stark. Es kommt naß in mein Bett. Bist ein Narr, sagte der Bater rauh indem er den Blick nach der alten hollän- > dischen Gehäuseuhr richtete. Es hat noch nicht zehn geschlagen, hohe Fluthzeit ist um zwei, also geh'. Hier hielt er inne, denn plötzlich war es, als schüttle sich das! Haus, die Tasten und Teller in den bun ten Schränken klapperten hin und her und klangen gegen die Gläser und das Kupfer bewegte sich an der Wand. WaS ist das ? rief der Mann und wir. Alle sprangen von den Stühlen und eilten ihm nach zur Thür. Er riß sie und stand einen 'Augenblick wie gelähmt. Der > Sturm fuhr wild durch die blitzende Nacht, welche vor uns lag in ihrer ganzen Pracht! und Herrlichkeit. Der Himmel hing da rüber wie eine unendliche Sternendecke, und vor uns wälzte sich das Meer in dunk len Thälern und leuchtenden Bergen, de ren Gipfel das blendende Licht des Mon des feenhaft überstrahlte. Gott sei uns gnädig in dieser Nacht! murmelte Jens indem er die Hände zu sammenschlug und auf die weißen Wellen kämme hinaus sah, die hoch über die Warft hinaufschlugen, uns mit Schaum und Wasserstaub bedeckend. Dann aber mit der Entschlossenheit eines Mannes, der in Gefahren alt geworden ist, faßte er Weib uud Kind mit seinen nervigen Armen, drängte sie und uns Alle in s Haus zurück, schlug die Eichenthüren zu, schob die Riegel davor und den Querbaum und schrie mit mächtiger Stimme: bringt die Schaafe auf den Boden, rettet die La de und den Schrank, die Betten und die Kinder. In einer Viertelstunde werden wir Wasser im Hause haben und Alles wird zu spät sein. Nun gab es ein Laufen und ein Schrei en. Es waren drei Männer da, zwei Frauen und drei Kinder, und jeder suchte die steile Bodenleiter hinaufzuschleppen, was er fassen konnte. Aber die Fluth war schneller, als wir meinten. Nach we-. nigen Minuten schon sahen wir das Was ser in leisen kleinen Bächen geräuschlos durch die Fugen und Ritzen der Thür rieseln, so quoll es auch aus dem Gestein und aus den Dielen hervor und breitete sich immer rascher und eiliger aus. Plötz lich schoß eine hohe Welle gegen die Läden vor den Fenstern und drinnen klangen die Scheiben. Die kleinen Gefäße, Ki sten und Kasten singen an zu schwimmen und zu treiben und nun schmetterten die Wogen gegen die ganze Breitseite des Ge bäudes, jede wilder und mächtiger als ihr Vorgänger. Thür und Fenster klirrten und ächzten, das Haus zitterte in seinen Grundvesten, die Weiber und Kinder flo hen zum Boden hinauf, wir Männer aber saßen auf dem Tisch, zwischen uns die kleine Lampe haltend, die mit ihrem trü den Flämmchen unsere angstvollen Ge sichter und das dunkle, immer böher wach sende Wasser beleuchtete. Gesprochen wurde nichts, und was soll ten wir auch sprechen? Alle unsere Auf merksamkeit war auf das Brausen der Wellen und ihre furchtbaren Schläge ge richtet, die mit stets erneuerter und grös serer Gewalt das Haus erschütterten. Zuweilen war das Toben der berstenden Wasser und daö Geheul des Sturmes, der sie begleitete, so arg, als würden Kano nen gelöst deren Donner uns umtönte, dabei wuchs die Fluth von Minute zu Minute um unsere Füße. Bald war von dem Bett in der Wand und vom Heerdsteine nichts mehr zu sehen; finster und kräuselnd kroch es zu uns an der Tischplatte in die Höhe, nur wenig mehr als ein Haar breit fehlte daran, bis es uns erreichte, als plötzlich ein ungeheurer Schlag an der Mauer geschah und mit Gedankenschnelligkeit eines der Fenster sammt dem Laden und die Einfassung mit dem Stockwerk aus den Fugen sprang und niederwärts über unö hinstürzte. In dem Augenblicke fuhr ein Balken von einer der mächtigen Wellen getragen durch die Oeffnung in das HauS, durchbrach die Hinterwand, welche in die Kammer führ te, und stürzte mit dem Schwall des Was sers, der ihn hinein getragen, krachend nieder. Die Woge welche sich über uns ergoß, warf zugleich unsern Tisch um nud spülte uns in ihrem Wirbel weiter. Ich stieß einen Schrei aus, denn der Stoß hatte mich hart an eines der schwimmen den Gefäße geschleudert, aber Jens faßte mich mit seiner starken Hand und riß mich auf zur Thür fort, die er mühsam noch zu öffnen vermochte. Unv es war Glück für uns, fuhr der alte Mann nach einer Pause fort, denn hoch stand das Wasser; die Leitertreppe zum Boden war umgestürzt und fortge schwemmt, unsere Lampe längst erlo>chen, in dichter Finsterniß wir mitten in der Fluth und rings um uns der Tod. Mit Mühe fanden wir die Leiter und mit gros ser Noth gelang es uns, sie aufzurichten. Hinauf so schnell ihr könnt, und mit star kem Arm riß er mich die Stufen hinauf, dann den zweiten, endlich er selbst hinter her, und kaum war es geschehen, so kam was er vorhergesagt. Ein Krachen ge schah unten, die Hausthür flog in Stücke die Leiter schlug über und verschwand, wie sie fiel, stürzte die ganze Borwand des Hauses zusammen, nur die Ständer hielten blank und bloß, wie sie waren, und ließen den wüthenden Wellen nun freies Spiel, die in weniger Zeit, als ich rede, alle innern Wände zerschlugen, daß von Allem, was gewesen, nichts mehr blieb als das Dach, das auf den Pfosten ruhte. Ein Schrei der Todesangst begleitete den Fall der Mauern und klang durch das Toben des Wassers und des Sturmes. Finsterniß war überall, das Strohdach, dicht und fest verkoppelt, ließ keinen Schiin mer durch; naß, erschöpft und verzweifelnd warf ich mich nieder und hörte neben mir das Geschrei der Weiber und Kinder, die den Bater umklammert hielten, der ver gebens ihnen Trost zuzusprechen suchte. Gott wird es gnädig von uns wenden, sagte er, laß das Klagen sein Else, weint nicht Weiber. Gottes Hand kann es al lein, kein Mensch mit seiner List und Stärke. Und sind wir nicht glücklicher als Andere? Wir sitzen hier auf dem Dach, unser Werft ist fest, mancher muß schon gebrochen sein, denn die Balken treiben durch die wüthende See. Ist ein Unglückstag, Peter, rief er mir zu, wie er seit einem Jahrhundert nicht über uns gekommen ist, hab es nie erlebt und nie sagen hören von einem Lebendigen, müssen alle Deiche brechen bis an die Ei der uud weiter hinauf bis an die Elbe. Wer den Morgen erlebt, wird großen Kummer sehen. Werden den Morgen uicht erleben, Jens, sagte ich, Gott hat uns durch den Mund deines Kindes den Tod angekün digt, den wir Alle leiden sollen. Ist nicht wahr, Peter, rief er dagegen. Der allmächtige Gott hat durch den un schuldigen Mund uns geleitet, hat uns gewarnt, ehe es zu spät war und wird uns weiter behüten. In diesem Augenblick faßte ein wü thender Stoß des Sturmes das Dach und es bog zusammen, wie eine Weidengerte gebogen wird. Die Sparren des StrohS rissen und trennten sich, Wellenschaum und nasser Staub stürzten durch den Spalt auf uns nieder, durch den ein Mondblitz matt hereinirrte und unserm Auge zeigte, was ich nie vergessen werde. Vor mir am Boden, die Arme fest ineinander geschla gen, saßen die Weiber mit aufgelösten Haaren, ihre starren, wilden Blicke zum Himmel gerichtet. Die Kinder hielten ihre Leiber umschlungen und bargen ihre Köpfe in stummer Angst an den Busen, der sie genährt. Jens stand daneben, sein magerer, fester Körper und sein blut loses Gesicht waren wie von Stein, hinter ihm in dumpfer Gefühllosigkeit stand der "Ivillig zu loben und olme Luret,r zu tadeln." Dienstag den 8. Oetoder, andere Mann, den nahen Tod wie eini Opferthier erwartend. Und während dieser schrecklichen Mi- j nute flog das Dach zerrissen in die Luft und See und ließ uns nun alle Schrecken unseres nahen Unterganges erkennen. Der Sturm schien sich mit dem fürchter lichen Stoße, der das Dach brach, gemil dert zu haben, er tobte nicht mehr so arg, aber der Himmel war so klar, durchsichtig und glänzend, wie ich ihn kaum je gese hen. Der Mond strahlte dazu in seiner ganzen Pracht auf die unermeßlichen Was serberge nieder, die brausend sich bäumten und sich verschlangen. Kein Ton des Lebens, kein Hoffnungszeichen,kein Schrei keine andere Bewegung als die des em pörten Wassers unterbrach die fürchterli che Eintönigkeit. Es war nichts zu ent decken von nahem oder fernen« Lande, al le Halligen, alle Küsten der Außeninseln schienen tief unter der Fluth zu liegen, alles Lebendige darunter erstickt zu sein. Es war als seien wir von allen sterblichen Wesen auf Erden allein noch übrig geblie ben, um die Angst des Todes langsamer und schmerzhafter zu empfinden. Denn eine schreckliche Gewißheit löscht die Hoffnungsfunken aus. Noch war mehr noch als eine Stunde Zeit bis zur höchsten Fluth und schon erreichte diese die halbe Höhe des Balkens und schleu derte ihre Wellenspitzen bis zu uns auf. Zwischen den Spalten der Bretter unter unsern Füßen konnten wir die schäumen den Wogen verfolgen, wie sie durch die eingestürzten Wände des Hauses rollte«, vor den Resten der Mauern abprallten und ein schreckliches Spiel mit Kisten und Kasten, Schränken und Geräthen die sie aneinander warfen, die endlich die letzte Schranke zusammenbrach und im wilden Wirbel nun Alles auf den breiten Tum melplatz ihrer Wuth gerissen wurde. Denken Sie sich jetzt, sagte der alte Mann, wenn sie es vermögen, das Bild unserer Noch. Denken Sie sich die star ren thränenlosen Blicke, welche die Was serwüste durchirren, dann die sich krampf haft gefaltenen Hände, die Lippen, auf denen das Gebet stirbt, die angstverzerr ten Gesichter, deren Entsetzen nicht Wor te beschreiben können. Jede Welle, wel che an die Pfeiler prallte, die allein unse re Erhaltung beschützten, regte die Angst höher auf; wir fühlten die durchdringen de Kälte der Februarnacht nicht, fühlten nicht, daß die nassen Kleider an unserer Haut festklebten, fühlten den Sturm uicht, der unser Haar zerriß, alle Erwar tungen und Empfindungen drängten sich auf das Bangen vor der gräßlichen Mi nute zusammen, die unö aus dem Buche des Lebens streichen sollte. Und diese Minute nahete wir sahen sie kommen, ohne irgend etwas thun zu kön nen, um sie aufzuhalten. Die glänzen den Berge von flüssigem Metall, welche uns umwogten, wurden höher und höher; die zitternden Balken überzeugten unö, daß das Wasser immer tiefer und mächti ger im Grunde nage und bohre. Zuwei len schienen sie zu schwanken und ihr Kra chen zeigte an, wie mühsam sie dem wü thendenElement widerstanden. Der harte Lehm der Warft löste sich unter der Ar beit des Wassers auf, er wurde losgeris sen und fortgespült, und die hohen Sturz seen, welche mit fürchterlicher Kraft an dem Holzbau rüttelten, zogen ihn hin und her, bis kein Widerstand mehr zu leisten war. Unter allen diesen Schrecken hatte Jens allein seinen ungebeugten Muth bewahrt. Es war ein Mann der unter den wetter harten Halligbewohnern einen hohen Ruf besaß. Lange Zeit war er wie die mei sten Männer der Halligen und Außenin seln auf den Meeren umhergefahren, hat te als Steuermann einen Jndienfahrer geführt und sich dann mit dem ersparten Gelde in seine geliebte Heimath zurückge zogen. Hinaus in die Welt wollen sie Alle um ihr Glück zu versuchen, aber wen das Meer nicht verschlingt der komt wieder heim mit tiefer Sehnsucht im Her zen, wie die Wandervögel heimkehren, mö gen sie noch so weit ziehen zu schönen fer nen Ländern, sie suchen das Nest im ho hen Norden immer wieder auf, wo es in Sturm und Nebel an öden Klippen hängt. Jens hatte ein Weib genommen und das alte Haus seiner Väter neu und stark aufgebaut. Mit breitem Steingiebel über die Eichenthür stand es schöner da, als ir gend eines, und Jens wohnte als ein glück licher Mann darin. Drei kräftige Kin der schrieen dem Vater entgegen, wenn er aus dem Schlick mit seinein Netz voll Ro chen und Krabben heimkam, oder sein weis ses Segel der Hallig wieder nahte, zurük kehrend aus der Lystertiefe, wohin er sein Schiff geführt, oder von Husum, wo er sein Schaffleisch, seine Felle und seine Möveneier verhandelt hatte. Keiner war weit und breit zu finden der ein Boot zu führen verstand, Keiner kannte das Meer besser, Keiner Wind und Wetter, wie er. Er war ein kühner, ein echter Friese, vor keiner Gefahr bebend, ruhig überlegend, voll stolzen Selbstvertrauens und von Kindheit an gewöhnt, am meisten auf sich selbst zu hoffen. Als das Dach in Stük ken flog, stand er eine Zeit lang starr hin ausblickend auf das Meer seinem Kum mer hingegeben. Was er Mühevoll ge baut und erworben hatte, war verloren und verschlungen, aber hier auf diesen nassen Dielen lag doch das Theuerste ge rettet, das er besaß: sein Weib, seine Kin der ! Aber der alte Muth kehrte bald zu rück. Er trug die Kinder auf die sicher ste Stelle, schützte sie mit Betten und Ge räth, band seine Schafe an den Sparren und Balken fest, daß Wind und Wellen sie nicht beschädigen mochten, sorgte für die Reste seines Eigenthums so gut er konnte, und sprach denen Trost zu, die auf ihn als einen Helfer in ihrer Noth mit dem letzten kranken Strahl ihrer Hoff' liung blickten. Seine Ruhe, sein Ver trauen hielt ihren Glauben wach, der in jedes Menschen Brust wohnt, den Glau ben an Rettung, welchen der Sterbende noch bewahrt, und wenn man auf Jens blickte, wie er mit seinen harten Händen den Schaum der Wogen von seinen flat ternden Haaren wischte und mit festen Schritten von einem Ende zum Andern ging, ihm Muth zuzusprechen, hätte man glauben sollen, er wäre von aller Sorge und Furcht frei. Aber in seinem Herzen sah es anders aus, und als er zu mir trat, sah ich bald, wie wenig er selbst an Er haltung unsers Lebens glaubte. Habe nie so etwas fürchterliches ge schaut, Peter, rief er mir zu, glaube es gern, es geht mir eben so. Bewahre Gott jeder Mutter Kind, werdet davon erzäh len können noch langen Jahren. Glaubt Ihr denn wirklich, daß wir je mals einem Menschen wieder sagen wer den, was wir hier erlebten ? erwiederte ich. Er sah mich mit einem wilden schnellen Blick an. Sind beide alt genug zum Sterben, Peter, sagte er dann, und habe das Meer wohl schon grimmiger gesehen, wie in dieser Nacht, ohne zu fürchten, aber da, da; er deutete auf die Kinder, das macht das Ende zur .Qual, die wie Höl lenfeuer hrennt- Stehe hier wie ein Lamm und kann mich nicht wehren gegen den Tod, muß ihn kommen sehen mit of fenen Augen. Strecken ihre Arme zum Vater aus fordern Hülfe und Erbarmen von ihm, das schneidet mit tausend Mes sern, Peter, ist das Schrecklichste, was ein Mann erfahren kann. In seinem blassen, ernsthaften Gesicht war ein grausamer Schmerz zu lesen, der plötzlich die undurchdringliche Ruhe über wältigte. Sind wir denn wirklich verlo ren. Jens? rief ich und der Muth, der ihn verließ, ergriff mich. Das Haus steht noch fest, in kurzer Zeit muß die Fluth ablaufen, das Aergste ist schon jetzt vorüber. Nein, sagte er mit trotziger Bestimmt heit, das Aergste kommt noch, was wißt Ihr davon Peter? das Haus wankt, die Laufende Nummer «. Warft ist zur Hälfte fortgeschlagen, die Stützen liegen bloß, die Wellen heben die Bretter unter unsern Füßen, und nun seht dort hinaus, seht Ihr den schwarzen Berg, der sich über das Meer ausdehnt, wie ein Ungeheuer, daö in die Wolken hin aus will? Das ist die hohe Fluth, Pe ter, sie rollt gegen uns auf und kein Leben kann ihr entkommen. Als ich der Richtung seiner Hand folg te, stockte mein Blut vor Entsetzen. In der Ferne, wo Mondschein in Dämmer licht verschmolzen, stieg ein dunkles, be wegliches Gebirge empor, das mit fürch terlicher Geschwindigkeit uns zu nahen schien. Es war die höchste Fluthwelle, die der Sturm vor sich her trieb und sie zusammengeballt hatte, gleich einem unge heuren Keil, den er mit unwiederstehlicher Gewalt gegeu alle Küsten und Deiche schleuderte. Und im voraus höhlte sich die Tiefe vor seiner Macht und bildete ein schwarzes Thal, aus welchem die Wo gen sich aufbäumten kämpfend gegen ein ander stürzten und zerstäubten, um wie der zusammenzufließen und mit erhöhter Kraft auf unö zu stürzen. Schmetternd schlugen sie gegen die Westseite des Hau ses; die Sturzseen flogen über uns hin, die Bretter des Bodens wurden unter unsern Füßeu aufgerissen, das Wasser quoll darunter hervor, der ganze Bau wankte und krachte und mit dem Gefühl der Vernichtung schloß ich die Augen zu und umklammerte den Balken, an welchen ich mich gelehnt hatte. Aber es war nicht so. Noch hielten die Bänder ; nur an den Seiten waren die Pfähle fortge rissen und westlich hatte sich das Dach schief hinabgesenkt. Aus meiner Betäu bung wurde ich durch Jensens Stimme geweckt, die daö Gekreisch der Weiber übertönte, und wie ich die Augen auf» schlug, sah ich den kühnen Mann rasch über daö sinkende Dach laufen. Sein Dienstmann folgte ihm und beide waren beschäftigt die Schafe von den Sparren zu lösen, an welche sie gebunden waren. In diesem Augenblicke schäumte der un geheure Fluthberg heran, und von Todes angst getrieben, floh ich gegen die fest stehende Ostseite. Da lag die Frau auf ihren Knieen, ihre beiden jüngsten Kin der sest an ihr Herz gedrückt, die Augen verzweiflungsvöll auf ihren Mann gerich tet. Zurück, JenS, zurück! schrie sie ihm zu und getrieben von ihrer Angst sprang sie auf und lief ihm entgegen. Ich woll te sie hindern und vermochte es nicht, woll te ihr zuschreien und wurde durch einen Schlag von ihrer Seite gerissen, wollte mich halten und konnte nichts ergreifen. Die Woge bäumte sich schwarz über uns auf und stürzte vernichtend nieder. Ein Fallen uud Brausen mischte sich mit wil dem Gekreisch; ich verlohr daö Bewußt sein. Hier schwieg der alte Mann, und setz te gemächlich seine ersoschene Pfeife von Neuem in Brand. Jedenfalls, sagte einer meiner Beglei ter lächelnd, mildert sich unser Entsetzen, da wir gewiß sind, Ihre Sinne schwan den nicht für immer. Nicht für immer, erwiederte er, aber welch' ein Erwachen war es. Zehn Schritte vom Hause, am Rande der Warft, stand wie es Sitte auf den Halligen, der Heuvorrath in einem hohen Haufen fest zusammengepackt, und dies geschieht mit solcher Gewalt, daß nur mit Mühe und mit Hülfe großer eiserner Gabeln das Heu, wenn eö gebraucht wer den soll, herausgestochen werden kann. Die Mitte der Heudieme, wie sie genannt wird, bildet ein starker Pfahl, der sie hält, und hier war es, wo ich mich wiederfand. Das Haus war zusammengestürzt, die letz te Stütze gebrochen, aber die Dieme stand, und die ungeheure Woge, welche mich auf gehoben und in das wilde Meer geschleu dert, hatte mich hierher geworfen, wo ich in krampfhafter Starrheit mich an den Pfahl klammerte. In solcherNoth scheint der schwache Lebensfunken sich vor seinem