Der Liberale Beobachter, Und Berks, Momgomcry und Schuylkill CauntieS allgemeiner Anzeiger.. 15. t ,ll diN g, Prnn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwe ll e, tu der Süd Kteu Straße, zwischen der Frankliu- uud Chesnut - Straße Jahrg. 12, ganze Nnm. Die Sehreckensreise. A»6 den Mittheilungen eine«; Deefpsinrerc!. Von Ludwig Stor ch> (Fonsel/ung.) Allmählig kam ich aus dem Schlamme hervor und trat auf einen erhöhten Erd ball, den ich bei näherer, mit meinen Händen vorgenommenen Untersuchung für einen Damm erkannte. Ich sam melte hier einige Minuten meinen Muth und neue Kraft, und sprang dann von der Erhöhung hinab in die Ebene, um von neuem das moorige Feld zu durch walken. Ein Ende mußte doch nun na he sein, da man einen Damm darin auf führen konnte. Kaum war ich aber zehn Schritte vorgearbeitet, als ich plötzlich bis unter die Arme versank. Da gab ich mich laut jammernd für verloren und sagte der Welt Adje. Nu» wich der ab scheuliche Trotz schnell von mir, ich er kannte meine Sünde, ging in mich uud bereuete sie. Darauf faltete ich meine Hände und that ein lauteS Gebet zum Herrn deS Himmels und der Erde, daß er mich entweder aus dieser großen Noth er retten oder mich sanft in Abrahams Schoos; hinüber führen möge. Als ich mich nun alleS Irdischen abgethan, war'S als käme der Geist Gottes über mich. Trotz der eisigen Kälte, welche mir auö dem Sumpfe an den warmen Leib drang, gewann ich doch neue Kraft und arbeitete mich nach einer Viertelstunde furchtbarer Anstrengungen heraus. Zwar sank ich noch oft hinein, aber sobald ich den Bo den weichen fühlte, war ich schnell mit dem andern Berne vorwärts und schützte mich so durch äußerste Behendigkeit vor dem gänzlichen Versinken. An einer et was feuchten Stelle ruhte ich wieder auS, gürtete meinen Rock unter die Arme, blickte andächtig zum Himmel und hob meine Gedanken in stummen wortlosen Gebeten zu Gott, dann wandte ich mich seitwärts um nur in etwas eine Aende rung zu treffen. Dieser Wendung ver danke ich nächst Gottes Hülfe, welche sie mir eingegeben, mein Leben; wenn ich ge radeaus gegangen, wär" ich gewiß im tief sten Kothe elendiglich versunken und um gekommen. so aber fand ich nach einigen Schritten etwas wässerigen Boden, in den ich zwar um so tiefer stürzte aus wel chen, ich mir aber auch um so leichter her aus half. Fast bis unter die Arme schritt ich eine Weile im Wasser und Schlamm, kam dann auf festen Grund woselbst das Wasser abnahm, und endlich auf Wiesen rasen. Als ich hier einige Schritte ge than hatte, rannte ich mit der Stirne vor einen harten Gegenstand; ich fühlte mit den Händen und wurde inne, daß es eine mannshohe hölzerne Befriedigung sei. Schnell entschlossen kletterte ich daran hi nauf und überstieg sie. Oben war mir der vom Rock geknüpfte Gurt aufgegan gen und als ich kühn hinab sprang blieb der eine Fittig meines Oberrockes daran hängen. Der arge Riß erschreckte mich von neuem, auch hatte ich mir durch den Sprung die Beine gewaltig gestaucht, so daß ich wohl fünf Minuten am Boden lag und mich nicht rühren und regen konnte. Doch als ich erst wieder auf den Beinen stand, hatte ich gewonnenes Spiel; denn indem ich die Augen aufhob und durch das Dunkel ringsumher schwei fen ließ, erblickte ich in kleiner Entfernung mir zur Seite einige Lichter, und ein dumpfes Gesurre, dem ich jedoch noch kei ne Bedeutung geben konnte, verkündete die Nähe lebender Wesen. Die Wiese verlor sich unter mir und ich kam in dich te Weidenpflanzungen, durch die ich mich mit Mühe durcharbeitete. Als dies ge schehen war, fühlte ich gebahnten Weg unter mir und langte, auf demselben rasch vorschreitend, nach zehn Minuten vor ei nem Dorfe an, aus welchem mir durch die Stille der Nacht Töne der Freude und Musik entgegen drangen. Welche Empfindungen dadurch in mir erregt wurden, vermag ich nicht zu beschreiben, aber ohne daß ich es verhindern konnte gingen mir die Augen über und eine Thränenfluth stürzte von meinen Wan gen. Beim ersten Hause angelangt, warf ich mich mitten in den feuchten Weg auf die Knie und dankte Gott mit dem innig sten Dankgebet, was wohl je auö reinem Herzen gen Himmel gestiegen ist, für die Erhaltung meines armen Lebens. Mei neßrust fühlte sich erleichtert und gestärkt, und getrost, voll freudiger Zuversicht, ging ich auf das hell erleuchtete Haus zu, aus welchem mir daö Musikgetön entgegen drang. Die lebensfrohen Leu te darin konnten doch unmöglich jenem Ungeheuer gleichen, welches mich mit Hunden von der Thüre gehetzt. Meh rere Zeichen verkündeten mir, daß ich mich vor der Schenke befand; ich trat in die Stube unter die heitern Gäste, und als ich nach dem Wirthe fragte, sah ich mich bald von einer Menge Neugieriger bei derlei Geschlechts umstanden. Ei woher so spät ? fragte der Wirth, ein wohlbeleibter Mann vom biedersten treu herzigsten Ansehen, mit dem freundlich sten Gesicht, indem er ehrerbietig das grünsammtne Käppchen rückte. Wie viel Uhr vor allen Dingen? frag ich. Wird gleich um zwei Uhr fein. Gern will ich Euch alles erzählen, was mir in dieser Nacht Schreckliches wieder fahrenfahren ist, guter Mann, und auch Euch, Ihr lieben Leute, deren Freude ich gestört habe, nur seid so gut und zeigt mir ein Plätzchen, wo ich diese von Näs se und Koth durchdrungenen Kleider ab werfen kann, und dann laßt mir eine warme Suppe bereiten; denn ich bin halb todt. Herzlich gern, mein lieber Herr, sagte der Wirth und gab sogleich Befehle. Mein Ansehen mußte in der That schreck lich sein; ich vernahm es aus einzelnen halb lauten mitleidigen Aeußerungen der Um stehenden und Tags darauf aus dem Be richte des Wirths. Aber bis unter die Arme war ich auch mit Schlamm über kleistert, hatte nur einen halben Rock an und diese Hälfte war zerfetzt. Die Haa re hingen mir unordentlich im Gesicht, dessen Züge durch Angst, Furcht und Entsetzen ganz verzerrt waren. Dazu kommt, daß ich von Natur ohnedies nicht mit besonderer Leibesschönheit begabt bin ; mit einer langen, sehr hagern Gestalt verbinde ich auch ein langes dürres Ge sicht, meine Wangen sind bleich und ein gefallen und die Stirne mit sehr dunkeln, buschigen Braunen versehen, ist stark hervortretend und gewölbt. Mein sanfter, liebreicher Ton, welchen ich mir, seit ich die Kanzel betreten, an gewöhnt, schien den Wirth sehr für mich einzunehmen; denn nach einer Minute führte er mich in seine warme Wohnstube, reichte mir ein Hemd, ein Paar Beinklei der und einen warmen wollenen Matin, war mir auch beim Auskleiden sehr be hülslich. Während dessen erzählte ich dem freundlichen Manne kurz mein Aben teuer.— Als ich an den Förster kam dessen nähere Beziehung zu mir ich aber weislich verschwieg, nannte ihn der Wirth den größten Schurken im Lande, dem man eine Kugel vor den Kopf schießen sollte; darauf besah er den Biß und wusch mir die Wunde aus, welche mich sehr schmerzte. Da er aber bedenklich darü ber wurde, so rief er den Barbier herbei, welcher, sich auf dem Tanzsaale befand. Eine Menge Neugieriger quoll mit her ein. Der Chirurg verband mir das Bein, ebenso die blutrünstigen Hände, nachdem er auf beides ein schmerzstillendes Pflaster gelegt. Als wir damit fertig waren, stand auch schon das wohlduftende Ge richt auf dem Tische; ich aß und trank nach Herzenslust; denn man hatte ein gutes Bier, welches zum Kirmeßfeste be sonders gebraut war. Die Stube füllte sich immer mehr an und der Wirth, der seinen höchst neugierigen Gästen einiges verrathen, bat mich in ihrer Na- "willig zu loben und o!>ne Furcht zu tadeln." Dienstag den 17. September, men, ihnen sobald ich gespeist, meine Abenteuer dieser Nacht mitzutheilen. Gern sagte ich den gemüthlich theilneh menden Leuten dies zu, um ihnen dadurch noch einen recht schauerlichen Kirmeßspaß zu bereiten; denn der Mensch, vorzüglich der gemeine Mann, vergnügt sich am Schauerlichsten stetö am meisten. Der Tanz wurde nun ganz eingestellt, den man ohnedieö zu beschließen im Be griff gewesen war; aber aller Schlaf war den Kirmeßern aus den Augen ge wichen, selbst die Eingeschlummerten wa ren durch meine Ankunft wieder munter geworden und daö für sie ungewöhnliche Ereigniß brachte ein solch' lebendiges Treiben unter sie, alö sollte wunder was vorgenommen werden. Sobald ich mich nun an Speise und Trank gelabt und die Glieder erwärmt hatte, begab ich mich in des Wirths Klei dern wieder auf den der Stube gegenü ber liegenden Tanzsaal; sogleich drängte die ganze muntere Gesellschaft auf mich ein, die mich schon seit einer halben Stun de mit der größten Sehnsucht erwartete, man drückte mir die Hände und führte mich gleichsam im Triumph an die Mitte einer Tafel, wo ein weicher Sitz in ei nem Sorgenstuhl am frischgeheizten Ofen für mich bereitet war. Nun erzählte ich meine Fahrten um ständlich und alle Blicke hingen an mei nem Munde, mir gleichsam die Worte von den Lippen stehlend. Dem alten Förster Bertram wurde von Allen geflucht, und ich konnte nicht einmal die ganze Größe seiner Schändlichkeit an mir enthüllen; denn ich hätte mich ja vor allen diesen Leuten geschämt, ihn meinen Schwieger vater zu nennen. Andere Beispiele sei ner tyrannischen abscheulichen Sinnesart, von meinen Zuhörern aufgetischt, stellten den rohen Alten als eine wahre Pestbeu le der Gesellschaft dar. Dem muß es auch noch so gehen wie ! seinem gottlosen Sohn, sagten Einige; denn er hat Jesum Ehristum nicht er kennen lernen, sondern ist vielmehr nach her schier noch wilder geworden. WaS ist denn seinem Sohne wicderfah ren? fragte ich. Erzählt nur weiter, lieber Herr; wenn Ihr fertig seid, wollen wir Euch alles von von dem alten bösen Wilddieb und seiner Familie berichten, sagte mein Nachbar, und ich eilte mit meiner Erzählung, weil mir diese Andeutungen die Brust zusam menschnürten und ich bald volles Licht zu erhalten hoffte. Als ich nun an die Scene am Hochge richt kam, riefen sogleich Einige: Nun da seid Ihr ja vom Vater zum Sohn ge kommen ; Diese Worte fuhren mir wie ein Dolch ins Herz. Der am Galgen? fragte ich höchst be stürzt. War Stephan Bertram, der böseste Kerl in der ganzen Gegend, ein Räuber und Mörder; Mir erstarrte das Wort im Munde und ein gräulicher Schauder durchrieselte meine Gebeine, dem ähnlich, welchen ich bei der Berührung des Gehenkten em pfunden hatte. Nur mit Mühe konnte ich meine Erzählung beendigen, und al lein das wohlschmeckende starke Bier, welches mir die guten Leute fleißig zu tranken, vermochte den neuen Fieberfrost wieder aus meinen Gliedern zu verdrän gen. Als ich geendet, bewunderte man all gemein mein Glück, daß ich im Moor grunde dem Tode entgangen wäre, denn seine Abgründe seien ungeheuer tief und groß, so daß Jeder, welcher schon hinein gerathen, unerrertbar verloren gewesen sei. Zwar sei er an drei Seiten durch eine hohe Befriedigung über welche ich geklettert, eingezäunt und nur von der Waldseite, wo gar kein Weg, sondern steiler rauher Boden, sei er offen, weil er sich darüber hinausziehe und einige Stun den in dieser Richtung fort, abwechselnd mit Wald ununterbrochen fortlaufe, und doch habe das Unglück schon einigt Schlachtopfer ebenso wie mich von dieser Seite her hineingeführt. Eö wurde so gleich in der Versammlung allgemein be schlossen, nun auch diese Seite noch mit Pallisaden zu umgeben. Nachdem man sich nun darüber weit läufig ausgesprochen, erfuhr ich zu mei nem nicht geringen Erstaunen, daß der alte Bertram über die Grenze gegangen und daö Wild bei Nacht und Nebel zu sammengeschossen, auch sonst ein arger Bösewicht sei; sein Sohn, in des Vaters Fußstapfen tretend, habe den Meister bald übertreffen, denn auö einem Wilddiebe sei er endlich gar ein Moder geworden, indem er den Förster, in dessen Revier er unbefugter Weise gejagt, erschossen, als ihn dieser einst im Walde ertappt. Da für sei ihm kurzer Prozeß gemacht und er an dem Armensünderbaum aufgeknüpft worden. Ohne daß ich nach ihr fragte, erfuhr ich über Lorchen ebenfalls wunderliche Geschichten. Die Bauern beschrieben sie mir als sehr unkeusch und erzählten eini ge garstige Histörchen von ihr, welche sich bei der Gräsin Werther zugetragen ha ben sollten. Ich schämte mich vor mir selber, daß eine solche lasterhafte Person meine verlobte Braut war. Hinsichtlich deö gnädigen Herrn wollte mir nun auch manches klar werden, aber ich drängte die argwöhnischen Gedanken zurück; denn von seinen Obern soll man nur alles Gu te denken, und es hätte mir sehr leid thun sollen, wenn ich den Baron in einem fal schen Verdacht gehabt hätte. Deshalb ließ ich die Sache dahingestellt sein, und überredete mich lieber, Besseres zu glau ben. Die Ueberspannung aller meiner geisti gen und und körperlichen Kräfte, sowie die Mittheilung meines Schicksals hatte mir allen Schlaf verscheucht; die Theil nahme der guten Landleute erheiterte meinen Sinn einigermaßen, doch war der Eindruck des Erlittenen und Erfahrenen zu furchtbar, als daß Heiterkeit hätte sie gen können. Eine fieberhafte Unruhe durchzuckte mich und meine Wunden schmerzten mich sehr Nach 1 Uhr ging die Gesellschaft, mir gute Nacht wünsch end, auseinander und ich zu Bette, doch vermochte ich kein Auge zuzuthun. Erst gegen Morgen war ich in einen unruhi gen Schlummer versunken, aus welchem mich jedoch bald gar gräßliche Traumbil der aufscheuchten. Die Liebe meiner guten ehrlichenWirths leure halte meine Kleider getrocknet und gereinigt, mir einen starken aromatischen Kaffee bereitet, die Stube gut geheizt, und so nahm ich denn im Sorgenstuhl hinter dem Ofen Platz und schmauchte mit Wohlbehagen mein Pfeifchen. Ich pfleg te mich sorgfältig, und da ich im Dorfe keinen bequemen Wagen erhalten konnte, so wanderte ich, nachdem ich mich am Mittagsmahl gelabt, langsam dem nur einige Stunden weit entfernten Städt chen zu. Der Regen hatte sich gelegt und obschon sehr matt, langte ich doch vor Anbruch der Nacht in dem erstrebten Orte an. Mein guter Wirth hatte mir gerathen, im Gasthofe zur schwarzen Katze einzu kehren und mich zugleich mit der Nach richt überrascht, daß die Wirthin selbigen Gasthauses meines Lorchens Tante und das beste Stück von der Familie sei, welche sich auch mit den übrigen Gliedern der Familie nicht abgegeben; nichts de sto weniger sage man ihr auch allerhand abgeschmacktes Zeug nach, was er aber nicht und kein vernünftiger Mensch glau be. Als ich nun dem Thore zu mar schirte, sah ich eine ältliche Frau, welche lange schon vor mir hergegangen, noch einmal auf einem Wegsteine mit ihrer Last auf dem Rücken ruhen.—lch gesell te mich zu ihr, um zu fragen, wo der Gasthof zur schwarzen Katze zu suchen sei. Mit gedämpfter Stimme und geheim- Laufende Nummer S. nißvoller Geberde erwiederte sie: Wir ! haben zwei Gasthöfe, in dem, nach wel chem ihr fragt, logirt sich's zwar besser als im andern, aber—man spricht nicht gerne davon—vormals ist das Haus ein Kloster gewesen, und wie man behauptet, geht es in dem alten, großen Gebäude um. Ihr werdet es gleich sehen, wenn wir durch das Thor sind. Das ist's aber nicht allein, —denn im Vertrauen mein bester Herr, —Ihr seid fremd und Frem den muß man helfen, die Wirthin ist ei- Hexe! Ich könnte Euch Manches erzäh len, was mein seliger Mann mit eigenen Augen gesehen, aber man muß seinem Nächsten nicht zu schaden suchen. Deßhalb rath ich Euch aus wohlmei nendem Herzen, geht in den andern Gast hof zum goldnen Ochsen, da eßt Ihr auch gut. Wenn ich mehr bei Kräften gewesen wäre, würde ich der Frau ihren unchrist lichen Aberglauben verwiesen haben, jetzt aber wurde mir das Sprechen sauer; ich dankte daher und ging in die schwarze Katze. Wenn auch Lorchens Tante mich nicht gerade angelockt hätte, so wäre ich es mir, als einem Diener des göttlichen Wortes schuldig gewesen, nun in den ver schrieenen Gasthof zu gehen, um dem Aberglauben Hohn zu sprechen. Bald stand ich vor dem langen grauen Gebäude, dessen Bauart ein hohes Alter verrieth. Große steinerne Stufen führ ten zum Eingang und durch eine breite stei nerne Pforte trat ich in eine innere Hal le, welche von meinem einsamen Fußtritt dumpf wiederhallte. Alles war, wie im Grabe ruhig und ein leiser Schauer über lief mich unwillkührlich. Als ich nach der Stubenthür fühlen wollte, wurde die se geöffnet ein geschäftiges altes Mütter chen trat mir entgegen und hieß mich recht freundschaftlich eintreten. Die Stube war weit ausgedehnt, die Fenster hatten große steinerne Bogen, die Decke bestand aus gothischen Schwib bögen ; das Ganze war nur von einer sehr großen und düster brennenden Lam pe spärlich erleuchtet, und machte auf mich einen höchst unangenehmen Eindruck. Nur wenige Gäste waren anwesend, am Ofen drückte sich eine Frau mit ver bundenem Kopfe herum, sprach aber kein Wort. Ich nahm bei den Gästen Platz und forschte, soviel es meine Müdigkeit erlaubte nach dem Städtchen, dessen Grös se und Einwohnerzahl, dann nach dessen Bewohnern, bemerkte aber, daß man mir geflissentlich auswich, und einer nachdem andern sein Glas Bier austrank und sich entfernte.—Die Alte brachte mir ein gu tes schmackhaftes Essen ; als ich aber ge sättigt war, sah ich mich mit einem gewis sen Unbehagen in dem großen düstern Umfang der Gaststube allein mit den bei den Weibern. Kein Wort wurde mehr gewechselt. Die Alte spann Wolle und das grämliche Weib kroch tiefer in die Ecke, und seufzte zu ihm in einem Tone der mir durch Mark und Bein ging. Ich hatte sehr wenig Lust,, mich nach der Verwandtschaft zu erkundigen, sondern bestellte ein gutes Frühstück und bat, mir mein Schlafzimmer anzuweisen. Die Verlegenheit, in welche mein Verlangen die Alte setzte, entging mir nicht; sie nä herte sich der jüngern Frau, welche die eigentliche Wirthin zu sein schien, sprach leise mit ihr, nahm dann ein Licht und ein Bund Schlüssel und hieß mich folgen. Wie viele Stufen wir gestiegen, weiß ich nicht mehr, mir zerriß aber endlich meine gewiß lange christliche Geduld. Die Schwibbögen- Seiten- Kreuz- und Ouer gänge wollten gar kein Ende nehmen. Die Alte immer stumm und eilig voran, ich ihr nach; endlich brach ich daö ängst liche Schweigen und fragte, wohin sie mich eigentlich führen wolle; ich hätte nicht Lust, mich so hoch zu betten, sie sol le mir ein unteres Zimmer anweisen. Wir sind schon an Ort und Stelle, lieber Herr, antwortete sie. Die meisten Zimmer dieses Hauses sind dumpf und