Und Berks, Mtiitgomery und Schuylkill Canntiec! allgemeiner Anzeiger. 55 r ,ll din g, Llenn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pnwe l! e, in der Süd ttren Strafe, zwischen der Franklin- nnd Ckesnnt - Straße. Jahrg. »s, ftan;e Nnm. S7<». Die Sclirect ensvoise. A»6 den Millheiliingeü c»iti,> Dorsps.tt'rere. Von Ludwig Storch. lFortseluiiig.) Ach gutes liebes Kiud, rief ich ganz wehmüthig, wenn ich mich unterstehen darf, so küss' ich Sie auch auf Ihr kusch rothes Mäulchen, und sogleich langte ich zu, ich weiß nicht wie und wober mir plötzlich die Dreistigkeit kam. Lorchen unterrichtete mich nun in mancherlei un schuldigen Ear»ssen, worin sie zu meiner großen Freude bewanderter war, als ich. Nun wurde ich auch recht gesprächig, plauderte ihr viel vor von unserer künfti gen Einrichtung und entdeckte ihr, daß M einen recht hübschen Anfang hätten, sintemal ich noch ein artiges väterliches Gut in meinen? Geburtsort besäße, dessen Interessen ich seit vielen Jahren gehäuft, während deren ich mir meinen Unterhalt selbst verdient. Zur Recompenz für solche erfreuliche Mähr theilte mir Lorchen mit, wie sie nicht allein ein artiges Eapitälchen von ihrem Lohn und Geschenken gesammelt, sondern auch von der alten gnädigen Frau auf ein sehr ansehnliches Hochzeit geschenk rechnen dürfe, ja daß der gnädi ge Herr ihr eine Obligation von zwei hnn dertNeichöthalern versprochen habe, sobald sie. einmal den Jungfernkranz ablegen würde. Liebes Fidelchen, fuhr sie mit anmuthi - ger Stimme und Geberde, fort daß es mich bis ins innerste Mark kitzelte, liebes Fidelchen, aber unser Hab und Gut müs sen wir gleich hübsch beisammen haben, deshalb wirst du wohl so gut sein und vor der Hochzeit noch in deine Heimath reisen, um dein Gut in baares Geld zu sitzen und die Kapitalien aufzukündigen. Du mußt ohnedies in die Residenz, um dich dem Oberconsistorio als Pfarrer vor zustellen ; so reisest du noch zehn bis zwölf Meilen weiter uud bringst deine Sachen aus einmal alle in Ordnung. Du sollst sehen, wie lieb ich dich dann haben will. Wie könnt' .ich Ihnen —Dir wollt' ich sagen, etwas abschlagen gutes Lorchen! Wenn Sie mir alle Zeit immer so gewo gen bleiben wollten. Verlaß Dich darauf, mein Herz! Sieh' und wenn dn nach Hause reisest so machst Du höchstens einen Umweg von fünf Meilen und du kannst meinem Vater, welcher Grenzförster in Wersdorf ist, selbst die frohe Mähr überbringen. Ei, daö will ich mit Freuden, bestes Lorchen, sagte ich und es soll mir höchst angenehm sein, meine künftige Verwandt - schaft von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen, sintemal ich von meiner Seite nur sehr ferne und nur ganz fremde Verwandte aufzuweisen habe. Mein Bruder ist ein rüstiger Jäger und etwas wilder Bursch, —fuhr Lorchen fort; ihn kannst du zu unserer Hochzeit bringen; er hat mich ohnedies lange ein mal besuchen wollen, aber so lang' ich ihn noch nicht unter eigenem Dache beherber gen konnte, schickte es sich nicht recht. Nun ist es ein Anderes. —Sie haben mir lange nicht geschrieben; je nun daö Schreiben wird ihnen so sauer werden, wie mir und die Jäger Haben's lieber mit der Flinte als mit der Feder zu thun. —Desto angenehmer wird eö ihnen sein, wenn sie so frohe Botschaft von Dir selbst hören. Außer dem Vater und Bruder lebt auch noch der Mutter Schwester, ich weiß aber nicht wo und wie, habe auch seit vielen Jahren nichts mehr von ihr gehört und gesehen; denn ich war kaum vierzehn Jahre alt, als ich in die Residenz zur Gräsin Werther kam, welcher das Gut gehörte, dessen Grenzförster mein Vater ist. Als die gute Gräsin gestorben war, nahm mich unsere gnädige alte Frau zu sich, und nun hab' ich Dich gewonnen, mein Herz, zum Beweis, daß Gott fürch ten und Rechthun nicht zu Schanden wer den läßt. Ich umarmte mein liebes Bräutchen ob solcher christlichen Gesinnung, und sah nun erst recht ein, welch' eine vortreffli che Pfarrcröfrau mein Lorchen werden würde. Die Reise wurde nun noch weitläufig besprochen. Ich hatte Lust mir einen Wagen zu miethen, aber Lorchen bemerkte sehr richtig, daß die» eine kleine Summe kosten würde, welches Geld wir vernünf tiger anwenden würden, unsereWirthschaft mit diesem und jenem nothwendigen Stück zu bereichern. Der Herbst sei hingegen Heuer höchst angenehm und ganz, wie zu Fußwanderungen gemacht, ich möchte des halb wie der Heiland und die Apostel, unter welche ich mich doch billig aIS ein Diener derselben stellen müsse, die Reise zu Fuße machen, welches überdies meiner Gesundheit sehr zuträglich sein und mei nen Geist erheitern würde; wenn ich erst in den Fessel» des Amtes und Ehestandes läge, käme es dann an dergleichen nicht so mehr. Alle diese gnten Gründe sehr wohl einsehend, fügte ich mich in die Um stände und beschloß so bald alö möglich abzureisen. Solches geschah denn auch wirklich in der ersten Frühe des zweiten TageS nach her. Mit der Bestallung meines gnädi gen Herrn und dessen Bericht an daS Ober consistorium in der Tasche küßte ich mein Lorchen dreist auf den Mnnd, welche mich bis an den Grenzstein deS Dorfes beglei tete, nnd aIS sie mir glückliche Reise ge wünscht nnd die beste Besorgung aller Geschäfte noch einmal eingeschärft hatte, kehrte sie zurück, ich aber mnsite mich noch oft umwenden und ihr nachsehen ; sie warf mir desgleichen noch Küsse mit der Hand und dem Taschentuche zu, bis sie hinter dem Hügel verschwaud. Rüstig und fröhlichen Muthes schritt i>h vorwärts, die schöne Braut, die noch schönere Pfarrei, mein Eapital zu ihrem, gleich ein hübsches Vermögen, die volle Gunst unsers gnädigen Herrn, alles dies ging mir kunterbunt durch den Kopf und ließ jene Gefühle nicht in mir auf keimen, welche der Herbst wohl schon oft in mir erweckt hatte und die am ersten einen Wanderer, welcher ganz einsam die entblößten Felder und kahlen Wiesen nnd blätterlosen Wälder durchzieht, zu ergrei fen geeignet sind, und noch lange einen recht düstern wehmüthigen Nachklang in nnS erhalten. Wohlbehalten langte ich in der Residenz an, warf mich in meine Standeötracht und übergab meine Papie re, bestand Tags darauf mein Examen und wurde den folgenden Sonntag in der Hauptkirche der Stadt zum Pastor ordinirt. Weil mir bei allen diesen mir höchst wichtigen Ereignissen nichts Ungewöhnli ches widerfuhr, so gehe ich schnell darüber weg, um zur Reise selbst zu kommen, welche Alles so ganz anders gestaltete, als ich es mir ausgedacht und bei mir beschlos sen, so daß ich das Sprichwort an mir bewährt fand: der Mensch denkt Gott lenkt. Das Wetter war bei meinem Abgang aus der Residenz ungemein milde; ich mußte, um zu Lorchens Geburtsort zu gelangen, mich von der großen Landstras se ab nördlich halten. Der Nebel, welcher allmählig in lan gen Streifen auS den Gebirgen in das flache Land herab zog, hüllte ganze Ge genden wie in einen zarten Schleier. Zu sehr mit den Bildern der nächsten Ver gangenheit und dem, was ich zu erwar ten hatte, beschäftigt, fühlte ich nichts von den mit der Reise verknüpften Un bequemlichkeiten, und kam leicht und schnell vorwärts, ohne daß mir etwas zugestoßen wäre. Ich war meist früh aus der Nachtherberge auf und davon, und sang dem Schöpfer der Lerche gleich, mein Mor genlied unter seinem blauen Himmelsge wölbe, betrat auch mein Nachtquartier nicht eher, bis ich ihm inbrünstig gedankt und meine Seele befohlen harte. Also wanderte ich denn, aß, trank und schlief in meinem Schöpfer vergnügt. Nun nahm aber die Gegend allmählig einen "LVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den S. September, 1 imfreundlichen Charakter an; Berg und Waldung wechselten häufiger mit ebenem Weg nnd freiem Felde, die Witterung machte auch Miene sich ändern zu wollen, der Wind erhob sich und blies immer hef tiger und überdeckte deu Himmel mit trü ben grauen Wolken, die endlich einen kal ten anhaltenden Sprühregen ausgössen. Bald war ich durchnäßt nnd ob ich auch Abends die Kleider wechselte, so fuhr mir doch am andern Tage der Regen bald wieder bis auf die Haut, nnd ich war um wenig gebessert. Dazu kam, daß in der unfreundlichen Gegend wenig Dörfer lagen, und diese wenigen mit den schmut zigsten nnd schlechtesten Wirthshäusern versehen waren, denen man den Aufent halt unter freiem Himmel sogar bei sol chem Wetter noch vorzuziehen in Versu chung kommen konnte. Mein guter Hu mor machte endlich meiner alten Hypo chondrie Platz, ich sang kein geistliches Lied mehr und, über den Wechsel deS WetterS, welches mir bei der Abreise größeren Ge nuß der Wanderung, als die schönsten Tage des August versprochen, ganz ver drießlich, schlich ich stumm und in mich gekehrt dahin. In dieser Gemüthsstim mnng siel mir denn auch, wie natürlich Lorchen ein, aber gleich wie die Natur um mich ihren Glanz verloren, so hatte sich denn anch meine innere Welt sehr ent färbt. Es wollte mich jetzt in allem Ernst bedünken, als seien Lorchens Scher ze mit dem Herrn Baron doch unschicklich, ja unsittlich nnd unerlaubt; ferner siel mir auf, daß Lorchen schon vorher von allem müsse unterrichtet gewesen sein, sonst hätte sie sich nicht gleich so bestimmt nnd ausführlich über unsere Hochzeit äußern können! daö fatale Taschentuch des gnädigen Herrn wollte mir anch jetzt mehr zu schassen machen, alö früher, und das böse Gesicht der gnädigen Frau, wel ches, wie mir jetzt wohl einleuchtete, nicht mir, sondern Lorchen gegolten hatte, war nun auch ein Gegenstand meines Grü belns und Nachdenkens geworden, uud end lich die Obligation von zweihundert Reichsthalern, wofür nur der gnädige Herr Lorchen die schenken wollte? Sie hat ihm ja doch nicht gedient, sonder» der guädigen Frau Mutter. Das Gelächter und die Worte des gnädigen Herrn bei unserer Verlobung schallten mir stelö in die Obren, und machten mir keinen klei nen Kummer. Was doch nicht schlimmes Wetter thun kann ! ich sah jetzt alles in. einem ganz andern Lichte, und was mir erst rosenroth geschienen hatte, sah mir nun blaßgelb und grau auS! Je mehr ich über diesen Gegenstand nachdachte, desto betrübter wnrde ich, und indem mir die Nässe vom Hut in den Nacken und Gesicht troff, zog ich still seufzend meine Straße weiter.— Nach und nach halte ich nichtö alö Waldung zu durchstreichen, welche hie und da nur offene Stellen hatte, arm-an nahr haften Erzeugnissen war nnd nur wenig Bewohner duldete. Ich war nicht mehr fern von dem Wohnorte meines künfti gen Schwiegervaters, und erhöhte nun die Tagesmärsche, um sobald als möglich bei ihm anzulangen und dort die Aende rung des Wetters wo möglich abzuwar ten, mich zu pflegen und mit meinen künftigen Verwandten zu befreunden. Der Regen dauerte noch immer fort nnd war sogar in einen derben Landregen ausgeartet, und der lehmige, glitschig ge wordene Boden hielt meine ohnedies trau rige Fußwanderung unangenehm auf. Endlich war ich meinem Ziele nahe. Von dem Dorfe in welchem ich zuletzt übernachtete, sollte Mersdorf, der Wohn ort des Försters nur einige Meilen ent fernt sein. Weil aber der Regen heftig' siel, konnte »ch nicht früh genug ausgehn ; daher kam es denn, daß, als ich drei Mei len marschirt war, schon die Dämmerung eintrat, und ich mich noch nicht an« Ziele meiner Wanderung befand. Der Weg wurde sehr uneben und der Himmel im mer dunkler, so daß ich bald weder die Gegend, nach welcher ich die Richtung zu nehmen hatte, noch den Weg unter mir erkannte. Mißmuth, Furcht vor Etwas, was ich nicht zu nennen vermochte, und das Bestreben, mich bald am Ziel zu se hen, alles dieses beflügelte meine Schritte dermaßen, daß ich endlich mehr lief alö ging. Trotz Wind und Regen wurde ich durch und durch warm, um mich auch in dieser Stimmung zn erhalten, welche mir schnell vorwärts half. —Die Dunkel heit na hin zu, doch lichtete sich der Wald, der Weg wurde abschüssig, und plötzlich gewahrte ich zu meiner unanösprechlichen Freude bei einer Wendung desselben um den waldbekränzten Hügel, dicht unter mir viele Lichter schimmern, und die freundlichen Laute, welche die Nähe der Menschen nnd ihre wohnlichen Häuser verkünden drangen wie die süßeste Mu sik mir in die Ohren. An der ersten Hütte angelangt, klopfte ich an dem er leuchteten Fenster an und befragte mich nach dem Namen des Dorfes. Es wur de mir freundlich geantwortet, und ich er fuhr von dem jungen Bauer, daß ich et was zu weit rechts gekommen war, die Wolmung des Försters aber nur eine hal be Stunde links um die Waldhöhe her um liege, von welcher ich eben herabge konnnen war. Wenn Ihr mir ein Stück Geld gebt, sagte der Bauer, so bin ich erbötig Euch bis an das Försterhaus zu bringen ; im Dorfe drin findet Ihr ohnedies ein schlechtes Nachtlager. Meinem Ziele so nahe, wollte ich nicht noch einmal in einer schmutzigen Herber ge zubringen; wir wurden also kurzab des Handels einS, ich bezahlte und der gesprächige Bauer war zwei Minuten darauf mein Begleiter. Kennt Ihr den Herrn Förster Ber tram ; fragte mich mein Führer, nachdem er lange über das schlechte Wetter losge zogen nnd mich neugierig «über meine Reise befragt hatte, worauf ich ihm gut müthig gedient. Ich kenn' ihn noch nicht, aber ich hof fe ihn kennen zu lernen und an ihm ei nen guten Mann zu finden. Der Bauer schwieg hierauf ein paar Minuten, was mir anffällig war; ich fragte deßhalb; Seid Ihr nicht auch der Meinung guter Freund? Der Herr scheint mir falsch berichtet, doch will ich nichtö NachtheiligeS über ihn - gesagt haben, überzeugt Euch selber; der Förster wär im Stand, mir den Hals in der Hecke umzudrehen, wenn er mich ein mal erwischte, erführ' er, daß ich nachge sagt, was alle Welt spricht. Soviel will ich Euch aber doch für das gute Trink geld, welches ihr mir gezahlt noch drein geben, damit ihr Ench ebenfalls darnach richten könnt; Ihr werdet den Förster eben nicht in der besten Laune antreffen. Und weßhalb nicht? Ist ihm etwas wiederfahrcn, was ihn mißlaunig ge macht ? fragte ich sehr begierig und über die Worte betreten, welche ich so eben vernommen. I nun, es hat sich ein Sterbefall in seinem Hause zugetragen; so etwas macht Jedermann betrübt, zumal, wenn's mit solchen Umständen verknüpft ist. Wer ist dem alten Förster gestorben ? Ei was, Herr, fuhr jetzt der Bauer grob heraus, ich bin mit Euch gegangen, um Euch den Weg zu zeigen, nicht um mich von Euch ausfrage» zu lassen. Nun es kommt mir auf vier Groschen nicht an, die ich dem Trinkgeld noch zu lege, wenn Ihr mir was aus des Försters Hause berichtet. Ihr scheint eö genau zu kennen. Um vier Groschen wage ich den Halö nicht. Ich gebe Euch mein Wort, daß ich Euch nicht verrathe. Ei, ich kenn' Euch nicht, und kann Euch nicht einmal in's Gesicht sehen, ob Ihr ein ehrliches habt. Nun sagt mir nur, ist des Försters Sohn noch bei ihm im Hause. Laufende Rummer I. Oho! der hat ein anderes Logement, eine Stunde von hier an der Grenze, ein hohes weißes Haus. Das ist wohl ein Jagdhaus und er hat einen Dienst und sich selbst eingerich tet ? Ja, ja, ein Jagdhaus, lachte der Bau er ; die Vögel des Himmels spielten die Hauptrolle bei seiner Jagd. Doch wißt Ihr was, besucht ihn selbst und beseht Euch seine Eiurichlung, Ihr werdet dazu morgen die schönste Zeit haben und von deö Försters Haus dis zum jetzigen Hau se seines Sohnes ist ein artiger Spazier weg. Der Förster hat auch eine Tochter, wie ich gehört habe? fragte ich jetzt mit hochklopfendem Herzen. Die Lore? Gott weiß, wo die schlechte Vettel jetzt steckt! Ei gnter Freund, wie könnt Ihr von eiuer ehrbaren Jungfer also sprechen? Ehrbar?! Jungfer?! lachte der Bau er hell auf. Das weiß ich besser, Herr. Vor zehn Jahren hättet Ihr wohl so sprechen können, aber doch auch nicht ehr bar ! denn das ist die Lore nie gewesen. Doch hört Ihr den Hund anschlagen? Geht nun den Zaun hier herum, so seid Ihr an des Försters Hintergebäuden. Noch zweihundert Schritte und Ihr steht am Hosthor. Die Rüden wittern uns. Behüt' Euch Gott ! auch wünsch, ich gu ten Empfang und angenehme Ruhe. Eh' ich mich nur recht besinnen konnte, war der Bauer verschwunden, und ich stand allein in der gräßlichen Finsterniß. Eö überfiel mich plötzlich eine Angst, daß mir alle Glieder schlugen und das Herz im Leibe bebte. Zähneklappernd tappte ich an dem Zaune hin, und kam an die Gebäude; bie Hunde machten einen ge waltigen Lärm und ihr uuaufyörlicheö Bellen erfüllte mich mit noch größerer Furcht. Endlich stand ich am Thore und sah durch die Spalten desselben Licht schimmern. Das verstärkte Bellen der Hunde muß te den Bewohner des Hauses schon auf merksam gemacht haben; denn kaum hat te ich mein Dasein durch ein starkes Klop fen am Thore kund gethan, als auch sogleich eine rauhe tiefe Männerstimme mir barsch zurief: „Wer stört nnS noch so spät!" Ich bitt' Euch, guter Herr! antwortete ich mit der freundlichsten Stimme, wollet mir die Thüre öffnen! Ich bin ein Mensch, der den Herrn Förster Bertram näher angeht und demselben sehr erfreuli che Nachrichten überbringt. Dummes Geschwätz! polterte die Stimme zornige mich geht kein Mensch an. Ich will nichtö von dem Gesindel; bleibt mir auch vom Halse! Ich mag weder schlechte noch gute Nachrichten, »nag von der ganzen Welt nichtö wissen. Pak ket Euch zum Teufel! Hier wird nicht aufgemacht. , Ihr irrt Euch, guter Förster und Eu er Jrthnnm sott bald verschwinden; habt nur die Güte und laßt mir Thor und Thüre öffnen damit ich unter Dach und Fach komme. Der Regen fängt schon wieder an zu fallen, die Nacht ist kalt und mich friert sehr. Was kümmert mich Euer Frost, — schrie der Förster, —hier ist kein Platz für Straßenläufer und keine Herberge für Gauner, die sich mit freundlichem Wort einschleichen wollen. Noch einmal, packt Euch! So hört mich doch an, lieber Herr Förster; ich bin ja der Bräutigam Eue rer einzigen Tochter, der Jungfer Lorchen. Nun, da magst Du ein schöner Gesel le sein! Wer die heirathet, ist keiner Nachtherberge werth. Marsch fort! Das Fenster wurde klirrend zugeworfen, und ich stand wie vernichtet am Thore. Die Hunde heulten, daß mir's durch Mark und Bein fuhr; durch das lange Stehen war ich, früher vom raschen Ge hen so sehr erhitzt, nun ganz kalt gewor-' den, meine Zähne klapperten unwillkühr-