Ii rasi n g, jlcnir. Gedruckt und hcrauSgcgcbcn von Arnold Pn>vcli c, in dcr Süd Kien Skrnßc, zn'ischcn der Franklin- nnd ChcSnnl - Sliaßc Jahr«,. 11, ftn„;e Nnm. 2>cdiiigu»qei, : Der 7j.ivrr.llt IZsvh.irllll-l erscheint jeden Dienstag aus einem großen Luperial - Bogen mit schönen vettern gedruckt. Der Lubseriptions - Preis ist Sin Thaler des Zahrs, welcher in halbjährlicher erbeten wird. im de? Lahres nitlit dem weiden I !>>> angerechnet. Aür kuriere Zeit als ptionc.-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezablt werden. Bekanntm>ul,ungen werden dankbar angenommen und den gewöhnlichen Preis ein gerückt. Unterschreibern in hiesiger wird die Zeitung portosrei geschickt, neit.re Versendungen gesil,ehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der llntersil,reiber. Briese und dergl. müssen p ost 112 r e'i eingesandt werden. Schlechtes Getränk, eine gesetzliche Entschuldigung für Verbrechen. Nor vielen lahren, als der Staat Ge vrgien sich noch in der Kindheit defand, war unterdessen (Circuit Richtern ein sehr excentrischer Mann, Namens Braun.— Er war ein Mann von Fähigkeit, unbe siechbarer Redlichkeit nnd bei der ganzen Advokatenzunft beliebt und geachtet. A her er hatte einen großen Fehler, und der war. daß er geistige Getränke zu sehr lieb te und gelegentlich des Guten zu viel that, oder mit andern Worten, betrunken wur de.—Es war beinahe seine unabänderli che Gewohnheit, wenn er den Lircuit machte, den Abend vor Eröffnung der Court sich einen tüchtigen Rausch zn trinken, wobei ihm die andern Herren von der Bank gewöhnlich Gesellschaft leisteten. Als die Frühsahrscourt einmal in ei nein etwa N) Meilen entlegenen Städt chen zu halten mar, machte sich Richter Braun in Gesellschaft seiner Frau, die nebenher gesagt ein Patteru von einer gn ten Hausfrau war. in einem altmodischen sogenannten (sarryall dahin auf den Weg. Gegen Sonnenuntergang langten sie glück lich an dem Orte an und nahmen Ouar lier bei einem Verwandten seiner bessereu Hälfte, der sich durch den richterlichen Besuch sehr geschmeichelt fühlte und seine Gäste auf das beste bewirthete. Nach dem Nachtesse» machte Richter Braun einen Gang nach dem einzigen Wirthshanse im Städtchen, um die dort angekommenen Bekannten' LawyerS und Andere, welche (sourtgeschäfte nach dem Platze geführt hatten, zu bewillkommnen. „Gentlemen." sagte der Richter nach den ersten Begrüßungen. ..es ist schon lange, seit wir einander gesehen, wir müs sen eins mit einander trinken zum Will komm. Steritt," fuhr er zum Wirth ge wendet fort, ,»wie steht's um euer Getränk, ist's besser als das vorige Mal. wo wir hier beisammen waren? selbigmal hattet ihr erbärmlich Zeng." Der Wirth ver sicherte, er habe einen Stock ganz vorzüg sicher Getränke eingelegt uud stellte zum Beweis alsofort mehrere Flaschen und Gläs.. cmf den Schenktisch. Der Richter traktirte die Gesellschaft sehr freigebig bis lgegen Mitternacht, wo ihn der überhand «ehmende Schwindel im Kopf erinnerte. Maß es Zeit sei nach Hause zu gehen ; beim machte sich ein Schelm von einem Lawyer noch den Spaß, dein Rich ter etliche silberne Löffel des Wirths in die Rocktasche zu praktizircn, ohne daß er es merkte. Am Morgen hatte Richter Braun sei nen Rausch verschlafen, war beim Früh stück sehr munter und begab sich dann auf seine Stube, um sich für die Pflichten deS Tags vorzubereiten. ..Pally," sieng er während des Anklei dens zu seiner Frau an, „ich fühle auf die Fralick von vergangener Nacht weit besser, als ich geglaubt hätte." ,'Ach! wann dn die schlimme Gewohn heit doch nur 'mal iein liefst." erwieder te Mrs. Braun in vorwurfsvollem Tone. ..du wirst anhebends alt, lieber Mann, und es schickt sich—" ..Ich weiß, Pally, ich weiß alles, was du sagen willst ; aber was hilft 's schwä» es ist eine schlimme Gewohnheit " j„ diesem Augenblick fuhr er zu lig mit der Hand in die Rocktasche und m bie Löffel zu fassen- Verwundert sie heraus und ließ sie nach minu lem Betrachten entsetzt auf den Bo> 'N. illy, Pally. was hab' ich gemacht! St. ludge, was ist passirt ? i auf die Löffel da am Boden." 'v wie bist du zu den Löffeln gekommen bin? betracht' Vrauf; gestohlen hab' ich Xe?" Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery ii»d Schuyltill Cannties allgemeiner ..Ja, gestohlen ?" rief der Richter halb weinerlich. ..Lieber Man», du erschreckst mich ! ge stöhlen, und vou wein? „Vom Steritt drüben am WirthS- Haus; beguck die Stiele, sein Name ist darauf gravirt." ~Gut Gräschios, Mann. wie bist du dazu gekommen?" „Ich kau» mir's wohl einbilden, Pally, wie 6 gekomme» ist ; ich bin fester» Abend ziemlich duselich »ach Hause gekomme», tticht?" „Leider, leider! du ke»»st dei»e schlim? >»e Gewohnheit, we»» du mit de» Law yers zusammen kommst." „War ich arg betrunken. Pally? „Ja freilich." „Aber ich meine, ob ich total betruuke» war, Pally?" „Betrunken wie ein Narr. Judge, und zehnmal einfältiger." „Dacht' ich's doch !" rief der Richter, sich kleinmüthig auf eiueu Stuhl setzend. ..dacht' ich's doch, daß es ei»mal so weit kommen würde; eö schwante mir immer, daß ich noch ein Uebel begehen, wohl gar einen Mord verüben könne, aber niemals hätte ich gedacht, ein gemeiner Dieb zu werden !" „Geb dich doch zufrieden, Mann, viel leicht ist dir's zufällig oder aus Versehen passirt." „Kein Versehen, kein Zufall. Pally! ich weiß nur zu gut. wie'ö gekommen ist. Der Steritt hat allezeit so miserable Ge tränke, daß sie einigen Mann zu jeder Art Laster fähig machen ich hab s immer gesagt. sein erbärmliches Zeug wäre schlecht genug. einen Mann znm Stehlen zu brin gen und nun hab' ich das Faktum a» mir selbst erfahren !" Bei diesen Worten stoß ihm ein Srom von Thränen über die Wangeu. „Sei kein Kind , Judge." sagte Mrs. Braun tröstend, indem sie ihm die Thrä nen abwischte," ermanne dich, bring dem Steritt die Löffel wieder und sag ihm, dn hättest sie snst aus Spasi eingesteckt; dann geh' und eröffne die Court—uud kein Hai)» wird mehr nach der Sache krähen." Durch die Tröstungen seiner Frau er» muthigt erholte sich der Richter von sei nein Kleinmut!) in so weit, daß er mit ziem lich keckem Gesicht zu Sterins ging. Er brauchte nicht viel Worte zu machen; denn außer, daß der Wirth von des Rich ters unbezweifelter Redlichkeit überzeugt war. hatte er auch noch von dem Trick des Lawyers Kenntniß erhalten. Richter Brauu eröffnete nun. nachdem er seinen Sitz auf der Bank eingenommen, die Court. Ma» wollte jedoch bemerken, daß er während der Verhandlungen nicht die gewohnte Thätigkeit und Umsicht zeig te wie sonst und öfters ganz in Gedanken versunken schien. Nach mehrtägiger Si tzung. als sich die Courtgeschäfte ihrer Be endigung näherten, wurde eines Morgens ein ziemlich rauh aussehender Kunde, der des Diebstahls angeklagt war. vor die Schranken gebracht. Nachdem der Clerk die Ankiagc verlesen, stellte er ihm die ge bräuchliche Frage: „Schuldig oder nicht schuldig?" „Schuldig," erwiederte der Jnquisit, „aber ich war zur Zeit betrunken.'' „Was sagt der Mann?" fragte der Richter, der nur halb darauf gehört hat te. „Er erkennt sich schuldig, sagt aber, er sei betrunken gewesen," erwiederte der Clerk. „In was besteht die Anklage?" „Er ist des Diebstahls beschuldigt." „Wie verhält sich die Sache ?" ' „So es Euer Ehren gefällt," erwieder te der prosequirende Anwalt, „der Manu ist gerichtlich belangt für das Stehlen ei ner großen Summe von Steritts Colum bus Hotel." „Ah! Ah! und er erkennt sich—" „Er erkennt sich schuldig, aber er habe "IVilliq z„ loben und c>l)ne Furcht zu tadeln." Dienstag den i<» J„li, »«» es in der Trunkenheit gethan." „Gültig, aber betrunken! daS ist eine sonderbare Entschuldigung. Hört 'mal junger Mann seid ihr ganz gewiß, daß ihr betrunken wart ?" „So gewiß als ich hier steh', Sir." „Wo habt ihr das Getränk bekom men?" „Ans Sterirts." „Und habt ihr nirgends wo anders ge trunken?" „Keinen Tropfen, Sir." „Hr. Prosequirer," wendete sich der Richter jetzt an den Anwalt, „thun sie mir den Gefälle» und lassen Sie in des Man neS Sache ein "nollc: registri ren. Diesem Steritt seine Getränke sind so miserabel, daß sie einen Mann zu jeder Schlechtigkeit verleiten können. Bor et lichen Tagen bin ich selbst daran betrnn ken worden und ich habe in der Besoffen heit dem Steritt seine silbernen Löffel ge stohlen. Mr. Scheriff! sehen Sie den Gefangenen in Freiheit. Die Court ist vertagt." Richter Braun soll von jener Zeit an von der schlimmen Gewohnheit, sich zu betrinken, völlig geheilt gewesen sein. Entsetzlich. —Der Dampfschiff Pilot, Schadrick von Louisville wurde vor Kur zem durch Emma Maysi'eld, eine übel be rüchtigte Dirne durch mehrere Stiche ver wundet. Er wurde in das Charity-Hos pital gebracht, wo er einige Tage darauf an den erhaltenen Wunden starb. Der Coroner hörte von dein Begebnisse und verfügte sich nach dem Hospitale, um Leichenschau über desseu Körper zu hal ten. Als er jedoch im Hospitale anlang te, fand er, daß die Leiche durch die Aerz te für anatomische Zwecke zerlegt war. Eine Frau suchen durch die Zeitung. Junggesellen sind heut zu Tage anhe bends so blöde, daß sie nicht die Kurasche haben, sich in eigener Person nach einer Frau umzusehen nnd daher ihre Zuflucht zu den Anzeigsspalten einer Zeitung neh men, um sich mit einer besseren Hälfte zu versorgen. Ein solcher blöder Schlucker war auch der Jakob Bäschfull, der seinem Leibe keinen Rath wußte, bis er folgende Auzeige in einer Zeitung der Stadt hatte einrücken lassen: Ein junger Mann von etwas schüchter nem Charakter und mittelmäßigen Um ständen, wünscht sich mit einer jungen, wohlerzogenen Dame, von hübschem 'Aus sehen, guter Gesundheit und sanftem Ge müthe, die im Singen und Malen geübt ist, ehelich zu verbinde«. N. B. Sie muß wenigstens ein Vermögen von H5OOO besitzen, keine andere braucht sich zu mel de». Darauf Reflektireude wollen gefäl ligst ihre Antwort unter der Adresse Ja kob, in dieser Office abgeben. Nach etlichen Tagen stellte sich Jakob in der Office ein und fragte mit pochen dem Herzen, ob etwas für ihn da sei. Man händigte ihm ein ziemlich verkrüm pelteö Briefchen von kuriosem Aussehe» ein. Ist das Alles? fragte Jakob, uud als ihm dies mitJa beantwortet wurde, öff nete er es mir vor Erwartung zitternden Händen und las wie folgt: Mister! Ich hab in der Zeitung gele sen, daß ihr uf ehne Frau aus seid; weil ich nau auch so gesituirt bin und gern ehn Mann habe möcht, so könne mir des mit enanner abmache, —wann d'ihr mir ge fallt, heeßt des. Was das Singen an belangt, da kann ich vielerlei, ich kann den Mnkee Doodle, Unkel Ned, O Nancy und viel andere poplar Reime gar hübsch sin gen, im Nothfalle auch pfeifen; vom Malen versteh' ich nix, als weißeln; zanke thu ich auch net, als wenn ich bös bin. Ihr sagt, ihr wäret in nur mittel mäßigen Umständen, well, wann des iö, so braucht ihr net zu denken, daß euch ein Mädel von ,Ks>ooo nimmt ; Fiddelstick! wann ihr euch so eppeö einbild't, muß ich euch sagen, daß ihr ein Esel seid und des ehn recht langohriger derzu. All was ich euch sagen wollt', ist, daß wann ihr mich zur Frah kriegt, so kriegt ihr eh» Juwel, thu Schatz, mehr werth als des Cali for mer Gold: dann guckt, ich kaun wasche, biegte, serubbe, koche und backe wie ehn Stieh»i'E»schei», und bin anyhau ehn Rauser vor schaffe. Wann d'ihr nau Lust habt, so könnt ihr vor mich nachfra ge wo ich wohn, und deS iö in Nr».—, Fitzwater Sraße, Mawamensing. Eure in Hoffnung, Jaue Cribson. Wüthend warf Jakob die zärtliche Epi stel dem Drucker au den Kopf lind setzte mit einem Sprunge aus der Office. Zu HauS dachte er darüber uach uud kam zu der Ueberzeugung, das) ein blöder junger Maun nur geringe Chance bei den Mäd chen steht. de», Wcstl'oten".^ "Die weisie dkit» Erscheine» im Schlosse zu Berlin:e. Es ist nicht meine Absicht, Gespenster und 'Aberglauben zu förderu noch bin ich im Stande, Alles darauf Bezug habende als Unsinn und Betrug zu stempeln. Meiue Erzählung ist der ~Theorie der Geisterkuude von Joh. Heinrich Jung, genannt Stilling," im Auszüge entnom men. Aus den Angaben des ebenge nannten geht hervor: daß die weiße Frau ihre Erscheiuungen nicht auf das Schloß in Berlin beschränkt, sondern daß sie ihre Haupterscheinungen sogar im Schlosse Neuhaus iu Böhmen macht, auch iu den Schlössern zu Bayreuth Darmstadt und Carlsruhe soll sie erschienen sein. Im Schlosse zu Neuhaus soll sie zu erst und zwar recht ost vor ungefähr 100 Jahren erschienen sein, man will sie oft aus den Feustern eiues unbewohnten Thurmes daselbst haben gucken sehen. Sie war gauz weiß gekleidet, trug einen weißen Witwenschleier mit langen Bän dern, war von ziemlich langer Statur und sittsamen Geberden. Man hat einige Beispiele wo sie gesprochen haben soll. Eine gewisse hohe Fürstin war mit einer Kammerfrau in einem Zimmer des Schlos ses vor einen Spiegel getreten, um einen > neuen Putz zu versuchen und fragt: wie viel Uhr ist es ? da tritt die weiße Frau hinter einer spanischen Wand hervor und antwortet: Zehn Uhr ist es ihr Liebchen. Die Fürstin erschrickt heftig, wie leicht sich zu denken, wird nach einiger Zeit trank und stirbt. Im Dezember ll>2B erschien sie im Schlosse in Berlin und da will man sie folgende Worte haben sagen hören : Komm, richte die Lebendigen und die Todten, das Gericht steht mir noch bevor. Zu Neuhaus in Böhmen bestand eine alte Stiftung, nach welcher man den Ar men der Gegend am grünen Donnerstag den sogeuaunten süßen Brei im Schloß- Hofe zu essen gab, derselbe bestand auö ei ner Hülsenfrucht mit Honig, auch erhielt jeder Arme, so viel dünnes Bier als er nur trinken mochte und sieben Pretzeln da zu. Als nun die Schweden im dreißig jährigen Kriege das Schloß erobert hat ten und die Austheilung dieser Mahlzeit unterließen, sing die weiße Frau derma ßen zu toben an, daß es Niemand mehr im Schlosse aushalten konnte, am schlimm sten erging es der schwedischen Besatzung ; die Schildwachen wurden verjagt, geschla gen und von unsichtbaren Händen zu Bo den geworfen, die Offiziere wurden Nachts aus den Betten gerissen und auf dem Bo den umhergeschleift. Da man nun gar nicht wußte wie die sem Uebel abzuhelfen sei so rieth Jemand dem Commandanten des Schlosses, das versäumte Austheilen des süßen BreicS wieder einzuführen, und kaum war dies geschehen, so war auch das Schloß vom Zorne der weißen Frau befreit. Aber wer ist denn nun dieses geheim nißvolle merkwürdige Wesen; so fragte der Verfasser der oben angeführten Schrift und ich lasse deßhalb zur Beantwortung dieser Frage denselben in eigenen Worten Laufende Nummer fortfahren: Man hat sie für eine Grä fin von Orlamünde gehalten allein ich finde, fährt der Verfasser fort, in den monatlichen Unterredungen vom Reich der Geister, ans denen ich obige Nachrichten habe, einen merkwürdigen Aufschluß über diese Sache. Der bekannte gelehrte Je suit Baldiuus hat sich Mühe gegeben in dieser dunkel» Sache Gewißheit zu bekom men, und so hat er denn folgende sehr wahrscheinliche Geschichte der weißen Frau herausgebracht. Auf dem alten Schlosse zu NeuhauS in Böhmen fand man unter de» Bildnissen der uralten und berühmten Rosenbergischen Familie ein Portrait wel ches ganz genau die weiße Frau vorstellte, sie ist nach damaliger Sitte in ein weißeö Habit gekleidet und heißt Berchta von Rosenberg. Die Lebensgeschichte dieser Dame ist nun kürzlich folgende. Sie wurde in den Jahren I 120—11!! t) gebo ren, ihr Vater war Ulrich der Jte von Rosenberg und ihre Mutter war Catha rina von Wartenberg, welche 11A1 ge storben ist. Dieser Ulrich war Oberburg graf i» Böhmen und wurde durch Ver anlassung des Pabstes oberster Feldherr der römisch katholischen Truppen gegen die Hussiteu. Seine Tochter Berchta oder Bertha wurde im Jahre 1119 an Johann von Lichteustei», ei»em reichen Freiherr»! in Steiermark verheirathet. Da aber dieser ihr Gemahl ein sehr übles, aus schweifendes Leben führte, so wurde Ber tha sehr unglücklich und sie mußte bei ih rer Anverwandten Hülfe suchen. End lich wurde diese unglückliche Ehe durch den Tod ihres Mannes getrennt und sie zog zu ihrem Bruder Heinrich dem -tten, dieser hatte im Jahre 1451 angefangen zu regieren und starb im Jahre 1457 oh ne Erben. Nachher hat Frau Bertha zu NeuhauS gelebt und das dortige Schloß gebaut, welches Werk mit großer Beschwerde der Unterthanen, viele Jahre hindurch fort gesetzt worden. Indessen sprach Frau Bertha den frohnenden Arbeitern freund lich zu und tröstete sie damit, daß die Ar beit nun bald ein Ende nehmen würde und daß ihnen ihr Taglohn dann richtig bezahlt werden sollte. Unter andern hat sie den Arbeitern gewöhnlich zugerufen: Arbeitet für euern Herrn, ihr getreuen Unterthaneil! arbeitet! wenn ihr das Schloß werdet zu Stande gebracht ha ben, will ich euch und allen euren Leuten einen süßen Brei vorsetzen. Dieser Re densart bedieiiten sich die Alten wenn sie Jemand zu Gaste luden. Nachdem nun im Herbst der Bau vollendet war, so hielt Frau Bertha ihr Versprechen, indem sie alle ihre Unterthanen mit einer herrlichen Mahlzeit tractirte uud während dem Es sen sagte sie zu ihnen: zum Andenken eurer Treue gegen eure liebe Herrschaft, sollt ihr alle Jahre eine solche Mahlzeit haben, so wird das Lob eures Wohlver halteus auch bei der Nachwelt grünen. Nach der Hand haben die Herren von Rosenberg und Florcto diese wohlthätige 'Armenmahlzeit auf den grünen Donner stag verlegt. Um welche Zeit Frau Bertha gestor ben ist, finde ich nicht, wahrscheinlich aber gegen das E»de des fünfzehnten Jahr hunderts. In verschiedenen bömischen Schlössern findet man gegenwärtig noch ihr Portrait im weißen Wittwenhabit, welches auf daS Genaneste mit der Erschei nung der weißen Frau übereinkommt. Zu Raumlen, Neuhaus, Trzebon, Jslu bocka, Bechin und Tretzen, lauter böhmi sche Schlösser, welche von ihren Nachkom men bewohnt werden, läßt sie sich am häusigsten sehen, und da auch Glieder aus ihrer Familie in die Häuser Brandenburg, Baden und Darmstadt verheirathet wor den sind, so pflegt sie auch diese zu besu chen, und überall ist ihre Absicht einen nahen Todesfall anzuzeigen oder auch vor Unglück zu warnen, denn sie erscheint auch oft, ohne daß Jemand stirbt. So weit der Verfasser der Theorie der Gei sterkunde. —