Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomery und Schuylkill Camtties allgemeiner Anzeiger. t; radi » g, jlcnn Gedruckt und herausgegeben von ArnoidPu w e II e, in der Süd Llen Straße, zwischen der Franklin- nnd CheSnni. Slratzc, Jahrq. I I, ganze Num. SK « -Zt.i.k'i-ilk' «I-N«,irliter erscheint jeden Dienstag auf cincin großen «uperial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der >scubscriptionv - Preis ist (.in iHaler des Jahr.', welcher in halbiahrlicher ScdingUttgcn . D.r I befahlt, dem werden 5-1 5." angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monate wird fein Unterschreibe? angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur Vorauszahlung erbennw rd. des Subsenptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis ein- Der Ardenner Wald. Vor fünfunddreißig bis vierzig lah' ren war der Ardenner Wald äußerst be rüchtigt ; es geschahen dort fortwährend Verbrechen; Reisende von jedem Alter und Geschlecht, welche, wie man wußte, auf ihrer Reise in denselben gekommen waren, verschwanden daselbst ; die Regie rung ordnete Nachforschungen an. ver sprach Belohnungen und wendete alle mög lichen Mittel an, nin die Opfer wieder zu finden, oder wenigstens zu ermitteln, auf welche Weise sie verschwunden waren, aber die Bemühungen der Polizei, der Gens darmerie und selbst der zu diesem Zwecke organisirten bewaffneten Schaaren blieben vergebens; man durchsuchte nutzlos die Gegend mehrere Meilen in der Runde und der Schleier, welcher dies Geheimniß einhüllte, war lange nicht zu lüften. Mein Vater, ein wohlhabender Kauf mann, ließ mich eineö Tages in sein (somp' toir rufen und zeigte mir an. ich möge mich bereit halten, am nächsten Tage eine Geschäftsreise nachdem nördlichen Frank reich anzutreten. Mein Vater erlaubte mir, diese Reise zu Pferde zu machen, und ich war mit meinen Vorbereitungen bald zu Ende. Ich mußte bei dieser meiner Reise einen großen Theil jenes berüchtigten Waldes durchreise», aber wenn man zweiundzwan zig Jahre alt ist fürchtet man sich vor Gefahren nicht; im Gegentheil schmeichel te der Gedanke an irgend ein ungewöhn liches Abenteuer meiner Phantasie. Am andern Morgen übergab mir mein Vater ein versiegeltes Packet, das für sei nen Geschäftsfreund bestimmt war. und fügte einen Brief an einen seiner Schul freunde, den General M.. hinzu. ~?lls ich ihn daö letzte Mal sah." erzählte er mir, „warst du noch ein Kind; er ist dein Pathe und ich kann dir die herzlichste Aufnahme bei ihm versprechen. Das Schloß meines Freundes liegt etwa eine Stunde diesseits des Waldes und ich habe Dich in dem Briefe an ihn dringend sei ner Freundschaft empfohlen. Gott gebe lDir eine glückliche Reise!" Die Trauer, von meinen Eltern eine Meit lang scheiden zu müssen, verschwand Rald vor der Aussicht auf romanhafte Dbenteuer. die ich zu bestehen hoffte. Mll hatte ein tüchtiges Pferd, zwei Pisto- Mn in den Halftern, einen wohlgespickten »Leute! und glaubte demnach allen Gefah- der Reise trotzen zu können. Nach einigen Tagen kam ich auf dein Schlosse Mieines Pathcn an, übergab meine Karte »nd den Brief meines Vaters einem Die ?ier und brauchte nicht lange zu warten. >Der ehrwürdige Besitzer eilte mir entge gen und empfing mich wie einen Sohn. Während der Mahlzeit, die er sogleich auftragen ließ, erzählte ich ihm von dem Zwecke uud Ziele meiner Reise und sehte auch hinzu, daß ich wieder aufzubrechen gedenke, sobald mein Pferd sich einiger maßen erholt haben würde. Davon woll te aber der General nichts hören, und als er mich eigensinniger fand als er erwarte te. deutete er mir ziemlich deutlich an. daß mein Entschluß mehr als tollkühn sei. da bereits Mittag vorüber sei und ich den Wald vor Eintritt der Nacht kaum würde Zeichen können. ..Du weißt, lieber Pa. M." setzte er hinzu. ..daß auch dieMu- Mzsten zu einer solchen Zeit sich nicht iu wagen ; ich muß also deines Vaters eingreifen und darauf, daß du wenigstens die meinem Hause bleibst. Wenn mich so bald verlassen willst, du morgen früh zu jeder belie- Reise fortsetzen." Morgen ging ich mit so als möglich in den Stall da eben mein Pferd, als ich Achsel geklopft wurde- Es Pathe» der zu mir ~Du siehst, ein alter Soldat ist eben so früh auf wie du. Ich kann dich nicht allein durch den Wald reisen lassen. Ein alter treuer Diener wird dich begleiten, bis du außer Gefahr bist. Ich habe ihm bereits die nöthigste» Instruktionen gege ben. Er befindet sich jetzt i» der Küche und kocht eine Tasse Kaffee, die du vor dem Aufbruche trinken magst." Ich that alles, was er haben wollte, nahm dann von dem würdigen General Abschied und verließ das Schloß desselben in Begleitung seines erprobten Dieners Peter. Als wir u»S in der Allee hinter dem Schlosse befanden, sah ich nach, ob meine Pistolen sich in gntem Znstande befänden, nnd Peter that dasselbe, denn sein Herr hatte ihm auch ein Paar und zwar ein furchtbares Paar' Reiterpistole» übergeben. Wir gelangten bald in den Wald und ich will es nicht verheimlichen, daß eS mir die erste halbe Stunde hindurch ziemlich un heimlich zu Muthe war. Aber ich bemühte mich, meine Aengstlichkeit so viel als mög lich zu verbergen, unterhielt mich deshalb eifrig mit meinem Begleiter und der Muth fand sich wieder je weiter wir i» den Wald hinein kamen, bis ich endlich gar zu dem Glauben gelangte, man habe die Gefah ren einer Reise durch denselben zu sehr übertrieben. Um ein Uhr waren wir glücklich und wohlbehalten deu Wald hin durch. Sobald wir wieder im Freien und auf der Straße waren, rief ich aus : „Nun Pe ter. da sind wir denn mit heiler Haut da von gekommen und haben uns vergebens geängstiget; jetzt sind wir, denk' ich, ganz in Sicherheit/' ~DaS ist so gewiß doch nicht." antwor tete er; wir können immer noch unange nehme Bekanntschaften machen." Ich scherzte über seine Furchtsamkeit, setzte mein Pferd in Galopp und forderte ihn auf, mir zu folgen. Eine Viertel Meile von dem Walde, etwas abgelegen von der Straße, trafen wir ein Wirrhs haut" das freundlicher nnd versprechender aussah als die meisten, die man in jener Gegend an der Straße findet. Ich be nutzte gern die Gelegenheit etwas auszu ruhen und einige Erfrischungen einzuneh men. Wir stiegen also vor dem Wirthshause ab und ein Knabe führte uns durch eine Nebenthür in den Stall. Während Pe ter sich mit den Pferden beschäftigte, woll te ich dnrch die Thüre von der Straße her in daö Haus hinein gehen» aber meine Aufmerksamkeit wurde in diesem Augen blicke durch ein Mädchen von ungewöhn licher Schönheit erregt, die mich von dem hölzernen Balkon herab betrachtete. Sie trat auf demselben bis an den äußersten Rand vor und sagte zu mir: ..Kommen Sie hierher, wenn es Ihnen gefällig ist." Ich stieg die Treppe, die zum Balkon führte, hinauf und Sie geleitete mich in ein bescheiden möblirtes Zimmer, das sie daö Speisezimmer nannte- Seit undenklichen Zeiten haben die Rei senden aller Länder das Vorrecht, sich ge wisse Freiheiten mit den Mädchen in den Wirthshäusern herauszunehmen. Ich war gegen die Reize des schönen Geschlechts uie unempfindlich gewesen ; wäre ich aber auch minder empfänglich gewesen, das schöne Mädchen das vor mir stand, hätte Eindruck auf mich machen müssen. Ich habe weder vor noch nachher ein schöneres gesehen. In ihren Zügen lag eine so be wunderungswürdige Vollkommenheit, in dem Ausdrucke ihres Gesichtes etwas so Ungewöhnliches und Reizendes, daß ich wie geblendet vor ihr stehen blieb. Mit diesen in ihrem niedern Stande so selte nen Vorzügen verband sich eine zauberi sche Anmuth, kurz ich verliebte mich auf den ersten Blick leidenschaftlich in sie- Zu meiner großen Verwunderung entfernte "'willig zu loben und ol>ne Furcht zu tadeln." Dienstag den SS. Juli, Z sie sich aber von mir und wies meine Lieb kosungen in so entschlossener und würde voller Weise zurück, daß ich für den Au genblick etwas außer Fassung geriet!). Ich sammelte mich indeß bald wieder und be gann den Angriff von Neuem; aber der Ton und das Benehmen des merkwürdi gen Mädchens waren so entschieden, ihre Haltung so edel, so fest und ehrfurchts voll, daß ich mir endlich selbst wegen mei nesßeginnens Vorwürfe machte. Es war weder thörichte Ziererei, noch Univillen bei ihr; sie schien mich vielmehr mit Trau er lind Mitleiden anzusehen. Gewisser maßen gedemüthigt, fragte ich sie endlich : „Warum weisest du mich so hart ab? Ich bin doch gewiß nicht der erste junge Mann, den deine Schönheit bezaubert hat. und ich sagte gewiß auch nichts, was Andere nicht schon oft vor mir gesagt haben. Du scheinst aber betrübt und traurig ;u sein." Sie schlug die Augen zu mir empor und warf mir einen Blick zu, dessen selt samen Ausdruck ich heute noch nicht ver gessen habe. „Ja," antwortete sie, „ich bin betrübt nnd recht unglücklich. Auch Sie würden nicht scherzen, wenn Sie wüßten, welches Schicksal Sie erwartet." i „Und was habe ich zu fürchten? frag te ich mit ungläubiger Miene, weil ich glaubte, sie wolle über mich spotten. „Sie haben höchstens noch drei Stun den zu leben," antwortete sie leise; „ich weiß nicht, was mich gegen meinen Wil len zwingt, Ihnen dieses schreckliche Ge heimniß mitzutheilen ; aber ich kann nicht schweigen. Die Flucht ist unmöglich; binnnen drei Stunden werden Sie das Schicksal zahlreicher Opfer theilen, wel che diesen Ort betreten haben." „Du erzählst mir da ein Mährchen, um mich ängstlich zu machen. Vielleicht steckt eine Liebesgeschichte dahinter und da willst du dich auf diese Weise von meiner Zudringlichkeit befreien." „Gott ist mein Zeuge, daß ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe, aber still! . ." Nach diesen Worten ging sie nach der Thüre zu, dann auf den Corridor, um zu sehen, ob Jemand uns hören könnte. Nachdem sie hierüber beruhigt war, kam sie zurück, schloß die Thür zu und trat mit Thränen in den Augen zu mir. „Betrachten Sie," sagte sie „diesen Fußboden, diesen Sand. Haben Sie je mals Sand in einem Speisezimmer, na mentlich in der ersten Etage gesehen? Ach wie viel Blut hat diser Boden schon getrunken! Sie haben Essen bestellt; man macht es unten bereit. Einige Mi nuten, bevor es fertig ist, werden drei Offiziere zu Pferde in der Uniform der kaiserlichen Garde in den Hof herein rei ten, den Wirth rufen, Essen, Champag ner und dergl. verlangen. Der Wirth wird selbst erscheinen, um Ihnen die An kunft dieser vornehmen Gäste zu melden und Sie zu fragen, ob Sie bei diesem unerwarteten Besuche wohl erlauben wol len, daß die drei Personen Ihre Mahlzeit theilen, da die Speisen, wie er versichern wird, wohl für fünf Personen hinreichten. Sie werden einwilligen, denn eine Wei gerung würde Ihren Tod nur beschleuni gen. Dadurch, daß Sie einwilligen, ge winnen Sie Zeit und Gott gebe, daß Sie mit Ihrem Diener irgend ein Mittel fin den, die Pläne der Mörder zu vereiteln." Ich war wie versteinert und es währte ziemlich lange, ehe ich mich wieder faßte. Ich bat das vortreffliche Mädchen, mir meinen Diener zu schicken, sobald sie es thun könnte, ohne Argwohn zu erregen. Sie that es und ich erzählte Peter Wort für Wort, was sie nur gesagt hatte. Anfangs wollte er mir nicht glauben, aber die Einzelnheiten, die ich ihm mittheilte, machten ihn aufmerksamer. „Aus Vorsicht," sagte er, „werde ich in den Statt gehen, unter dem Vorwande, nach den Pferden zu sehen und dann un sere Pistolen mitbringen, die ich leicht in meinen Taschen verberge» kann." Kaum war er wieder bei mir angekom- men, als wir Hufschläge hörten und drei! Offiziere in der Kleidung, wie sie das Mädchen beschrieben hatte, in den Hof des Wirthshauses hereinritten. Ihre Er zählung war also bis dahin bestätiget und auch Peter zweifelte nun nicht mehr. „Es ist nur zu wahr," sagte er; „ich werde, während des Besuches, den Ihnen der Wirth machen wird, wieder in den Stall gehen. (5s ist jedenfalls besser, wenn er unS nicht beisammen sieht; nach her aber werde ich Sie nicht wieder ver lassen." Nach einigen Minuten erschien der Wirth. Man kann sich unmöglich ein gutmüthigeres Gesicht als das dieses Man nes denken. Wie das Mädchen gesagt hatte, entschuldigte er sich zuerst wegen des Vorschlags, den er mir machen wolle, nämlich ob ich nicht geneigt sei, drei Offi ziere von der kaiserlichen Garde mit mir speisen zu lassen. Er habe genug für fünf Personen, wenn aber die Gerichte getheilt und in zwei Zimmer getragen werden sollt», würden sie für dieselben nicht wohl hinreichen. Er schloß mit der Versicherung, daß ich nicht bedauren wür de, jene Herren kennen gelernt zu haben ; es wären höhere Offiziere vom besten Tone und feiner Bildung. Ich stellte mich so unbefangen als mög lich und antwortete, die Gesellschaft der drei Herren würde mir Vergnügen ma chen. „Nur," setzte ich hinzu, „dürfen Sie es nicht übel nehmen, daß mein Die ner mit am Tische ißt. Ich reise meiner Gesundheit wegen und bekomme häufig Krämpfe, weßhalb er immer bei mir sein muß." Ich stellte mich als bemerke ich den Eindruck nicht, den diese unerwartete Nachricht auf den Elenden machte, ließ ihn fortgehen und Peter, der gleich darauf erschien, übergab mir die Pistolen, wobei er sagte: „Ich habe einen Plan entworfen. Sie setzen sich einem Räuber gegenüber und lassen die beiden Andern an derselben Seite des Tisches sitzen, so daß sie mir gegenüber kommen. Sobald daS Dessert aufgetragen ist, werde ich mein Glas er greifen ; dann schießen Sie sogleich auf den, welcher Ihnen gegenüber sitzt; ich nehme die beiden Andern auf mich; nur fehlen Sie nicht. Unsere Rettung hängt von ihrer Kaltblütigkeit ab. Wir spie len ein verzweifeltes Spiel und nur der Muth kann uns retten." Ich versprach dem treuen Peter, ihn gut zu unterstützen, und stellte mir die blutige Scene vor, als die angeblichen Offiziere, in Begleitung des Wirthes, erschienen. Sie waren sorgfältig, viel leicht nur zu sorgfältig gekleidet, und spra chen etwas frei, wenn auch nicht unan ständig. Sie dankten mir für die Ehre, die ich ihnen erzeigte, kurz sie spielten ih re Rolle ganz gut. Die Blicke, die sie einander zuwarfen, als sie Peter sahen, entgingen mir nicht, und als sie ihre Eomplimente beendigt hatten, entschuldig te ich die Nothwendigkeit, meinen Diener mit ihnen am gleichen Tische essen zu las sen, und führte denselben Grund an, wel chen ich bereits dem Wirthe genannt hat te. Das Essen wurde aufgetragen, aber ich konnte kaum etwas genießen; jeder Bissen erstickte mich fast. Man bemerk te meinen geringen Appetit, und ich schrieb ihn meiner Kränklichkeit zu. Die Räuber aßen, tranken, lachten und plauderten. Die Mahlzeit war beinahe beendigt; das hübsche Mädchen, das uns bediente, hatte die Teller weggenommen, als einer der Räuber, die Peter gegenüber saßen, etwas zu suchen schien. „Da habe ich meine Dose vergessen," sagte er, worauf er zu Peter gewendet hinzufügte: „Woll ten Sie wohl, guter Freund, die Gefäl ligkeit haben nnd einmal hinuntergehen; auf dem Büffet unten werden Sie eine goldene Dose stehen sehen; sie ist mein, ich habe sie eben stehen lassen. Bringen Sie mir dieselbe herauf. Peter antwortete ruhig, ohne sich auf seinem Stuhle zu rühren, er befolge stets Laufende Nummer «8. nur die Aufträge und Befehle seineS Herrn. Der Räuber, den diese Antwort verlegen machte, und der sich auf die Lip pen biß, wendete sich an mich, und bat mich sehr artig,, ob ich nicht meinem Die ner den Auftrag ertheilen wolle. Zum Glücke erschien in diesem Augenblicke daS schöne Mädchen mit Obst, Käse und Butter. Ich machte dem Ofsiiziere be merklich, daß sie die Dose wohl holen könnte. Er trug ihr dies auf, und sie kam bald darauf mit der Anzeige wieder, es stehe keine Dose unten. „So bring Ehampagner," rief ihr der Räuber zu. Während sie fortging, um den Wein zu holen, bemerkte der Offizier, der zu meiner Rechten saß, daß ihm sein Taschen tuch fehle, und er befahl barsch meinem Peter, dasselbe unten aus dem Gastzim mer zu holen. Der unerschrockene Die ner antwortete darauf wie das erste Mal, und setzte hinzu, die Magd würde sogleich wieder kommen und könnte den Auftrag besorgen. Der Champagner kam, und der Stöpsel war noch nicht heraus, als das Taschentuch sich zufällig unter dem Tische fand. In diesem Augenblicke verließ daS Mädchen das Zimmer, und ich werde nie den Blick vergessen, den sie mir zuwarf, als sie die Thüre schloß. Sie schien sa gen zu wollen: „Deine Stunde hat ge schlagen, wir werden einander nicht wieder sehen." Die Flaschen kreiseten, und als die Rei he an Peter kam, sich einzuschenken, sah er mich an, als wolle er mir andeuten, nun sei es Zeit zu handeln. Er führte das Glas an den Mund, sehte es aber plötzlich wieder nieder und sagte zu mir: „Sind Sie krank, Herr?" „Nein," autwortete ich. Ich wußte wohl, was diese Worte be deuten sollten, aber ich besaß nicht die ge ringste Kraft mehr und Peter setzte hinzu: „Ich muß Ihnen Ihr gewöhnliches Stärkungsmittel geben." Bei diesen Worten griff er in die Ta sche, zog seine Pistolen heraus und schoß mit unglaublicher Schnelligkeit die Offi ziere nieder, die ihm gegenüber saßen. Dann stürzte er wie ein Tieger auf den dritten, packte ihn an der Kehle, warf ihn nieder und rief mich zu Hülfe. Ich hat te wieder Muth gefaßt, eilte zu ihm und wir hielten beide den Räuber fest. Pe ter band ihm mit einer Serviette die Hände auf den Rücken fest und verdeckte ihm mit einer andern das Gesicht. „Lassen Sie den Bösewicht nicht aus den Augen," sagte er dann, „bis ich mit einem Sricke aus dem Stalle zurückkom me." Nach zwei Minuten war er wieder da und wir banden nun den Gefangenen fest. „Ich werde nun so schnell als möglich nach der nächsten Stadt reiten," sagte Peter, „die nur zwei Stunden entfernt ist, um Hülfe zu holen. Unterdessen be wachen Sie den Gefangenen; Sie haben nichts zu fürchten, denn das ganze Haus ist verlassen. Rechnen Sie auf mich, ich werde Sie bald aus Ihrer unangenehmen Lage befreien." Als mein trener Diener sich entfernt hatte, nahm ich nur vor, mein Leben so theuer als möglich zu verkaufen, wenn man den Gefangenen vielleicht zu befrei en versuchen sollte. Die Thüre wurde verrammelt und ich blickte abwechselnd durch das Fenster hinaus und auf den Elenden zu meinen Füßen. So ver brachte ich die zwei längsten Stunden meines Lebens. Endlich kam Peter mit dem Friedensrichter und mehreren Gens darmen. Ich übergab ihnen den Gefan genen und das Haus wurde von oben bis unten durchsucht. Alle Bewohner dessel ben waren entflohen; in einem großen Keller aber fand man mehrere Leichname und Skelette, die später auf dem Gottes acker zu Mezieres begraben wurden, wäh rend das empörte Volk das Haus von Grund aus zerstörte. Bon dem Wirthe und dem schönen