Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, May 28, 1850, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Der Liberale Äeobacliter
Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.
We » vlns, Penn. Gedruckt und herausgegeben vou ArnoldPu w e II e, in der Süd Kren Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut > Straße.
Jahrg. 11, ganze Rnm. SS«.
Sedinaunaen: —Der Zt.ibkr«lle Vrvb-ltlrtrr erscheint jeden Dienstag auf einem großen - Bogen mit schönen vettern gedruckt. Der Lubscriptions» Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährlttl'ec
Vorausbezahlung erbeten wird. Wer in, Laufe des Jahres nicht bezählt, dem werden Hl sl> angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden »uc
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein
gerückt Unterschreiben, in hiesiger Ltadr wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfre > eingesandt werden.
Die Vestaliu Azulia.
Ein« Skizze aus dein G o l d l a n d e-
Einleitung.
Neu Mexiko hat. wenn man es auf der
Landkarte betrachtet, das 'Aussehen eines
geographischen Dreiecks. Im Allgemeinen
kann es als ein hohes, unregelmäßiges
Plateau beschrieben werden, durchschnitten
von tiefen, engen Thälern, und überfüllt
mit zackigen Abhängen und kühn aufstei
genden, pyramidenartigen Gipfeln. Die
östliche Seite dieses Tafellandes stützt sich
an die Sierra (oder Gebirgskette) von
Guadaloupe; der westliche Rand wird
von den Mimbresgebirgen gehalten. Die
se Bergketten nähern einander sich allmäh
lig, je weiter sie vom Süden aufsteigen,
und stoßen zuletzt unter dem 49sten Gra
de nördlicher Breite in einem sehr scharfen
Winkel zusammen. Ihre vereinte Fort
setzung bilden die riesenartigen Felsenge
birge. Ihre anfängliche Ausbreitung ist
das Plateau von Neumexiko, das durch
gängig eine große Höhe hat. So liegt
zum Beispiel die Stadt Santa Fe 6.846
Fuß über der Meeresfläche. Von diesem
. Gebiete kann man nicht sagen, daß es dem
Ackerbau reizende Aussichten auf reichli
che Entschädigung der verwendeten Mühe
verspreche. Es ist eine Region von pri
mitiven Felsen, in der sich unzählige Spu
ren von vulkanischer Thätigkeit vorfinden.
Hier sind dunkle Schluchten, hochgethürm
te Spitzen, Säulen, von Tropfstein, Ve
sten von Basalt und Klippen von schar
lachrother Farbe. Auch die Luft steht im
Bunde mit der Erde, um die Hoffnungen
deS Landmannes zu täuschen. Das Land
liegt so fern vom Ozean und von jedem be
trächtlichem Gewässer, und die Oberfläche
bietet eine so ungewöhnliche Höhe. daßße
feuchtung oder fruchtbarer Regen als eine
Seltenheit betrachtet werden darf. Die
spärliche Ausdünstung liefert kaum einen
Thautropfen für die wilde Rose, oder
schattirt kaum das azurne Himmelsgewöl
be mit einem Flöckchen Wolke. Daher
rührt die Trockenheit und Elastizität der
Atmosphäre und unübertreffliche Klarheit
des Himmels.
Neumexiko ist kein Garten Ceres' und
kann es nie werden. Demungeachtet ist
es das Land der Sonne. Kein Klima des
Erdbodens übertrifft dieses an Gesund»
heit. Hier erreicht das animalische Leben
seine höchste Entwickelung und fühlt die
wenigsten Krankheiten. Hier giebt es
zahlreiche Heerde» ohne Pflege des Men
schen. und die Weinranke trägt im wilden
Zustande. Unbezweifelbare Thatsachen
bezeugen außerdem das Borhandensein ei
nes vorzüglichen Mineralreichthums. und
der ganze Busen des dreieckigen Tafellan
des ist mit Gold - und Silberadern durch
säumt. Viele der Eingebornen—arm an
allen andern Dingen—sind reich an Gold
staub. Zahlreiche Minen, früher ergiebig,
sind wegen Mangel an Wasser und Queck
silber wieder aufgegeben worden. Major
Emory berichtet in den Beschreibungen
über seine militärische Recognoscirung des
Landes, daß er auf verschiedenen Punkten
seines Marsches häufige Spuren von Gold
gefunden habe.
Die unwissenden und trägen Mexikaner
waren es jedoch nicht, von denen man die
Entwicklung der Hülfsquellen ihres Lan
deserwarten konnte. Außerdem hatten sie
keine Beweggründe zu solchen Unterneh
mungen. da sie der Ueberfluß unter ihrem
Regiment der Tyrannei nur um so mehr
der Plünderung aussetzte. Die Ravajoe-
und Apache-Indianer bedrängten das Land
mit unaufhörlichen Einfällen, und der
Gouvernö'r von Santa Fe war ein gehet
mer Verbündeter der indianischen Räuber.
Dennoch wurden selbst während der ver
derblichsten Tage mexikanischer Mißregie
rung von amerikanischen Händlern und
Trappern mehrere Entdeckungen wunder
votlek Minen gemacht. Durchgängig zer.
störten die Wilden immer wieder die cr-
sten Einrichtungen an solchen Stellen
denn sie bewiesen stets eine unversöhnliche
Feindschaft gegen alle Goldjäger. Dieses
sonderbare Vorurtheil läßt sich leicht er
klären. Alle Gebirgsstämme besitzen noch
dunkle Traditionen von Montezuma, ih
rem einstigen Könige und Gölte und von
seinem kläglichen Schicksale, und betrach
ten die Leidenschaft des weißen Mannes
nach Gold als die Ursache des Sturzes ih
res Reiches und der späteren Herabivür.
digung ihrer Race. Das Sonnenfeuer ist
gelöscht worden auf dem kalten Felsen von
Pecos ; aber es brennt noch in dieser oder
jener wilden Höhle der Mimbres, und
wird von unvermischten Abkömmlingen
der königlichen Azteken Priesterschaft un
terhalten. An seinen Altar wandern
jährlich die Pilger vieler Nationen, um es
anzubeten. und dort lernen sie ewigen Haß
gegen die Götzendiener des Goldes.
Folgende Erzählung stützt sich auf au
thentischeThatsachen.die neuerdings veröf
fentlicht worden sind. Will man uns er
lauben eine Prophezeihung zu wagen?
Ehe die Sonne die rothen
Klippen der Sierra Grande versilbert,
ehe der dunkle Strom des Pietro seine
nächste Ladung gelben Erzes, von den
herbstlichen Regengüssen den Höhen er
loschener Vulkane abgeschwemmt, in den
schnell fließenden Gila schüttet, wird das
Fieber für Neumexiko der jetzigen Wuth
für Californien gleichkommen oder sie noch
übertreffen!
Erstes Bild.
Es war Sonnenuntergang am westli
chen AbHange der Sierra des LosMimbros
—eine großartige und öde Scene, die der
Kraft der Feder spottet. Hier hatte der
schäumende Gila sein enges Canon (Fluß
bett) durch massive Gebirge dichten Kalk
steins gebohrt. Rund umher und ober
halb scheinen vestenartige Klippen bis in
den Himmel aufgethürmt. Die am süd
lichen Ufer des schnellen Flusses sind eben
und senkrecht wie die Mauern eines Pa
lastes Gegen Norden hin lst die Schlucht
wogenartig und gekrümmt, und an zwei
Stellen verengt, wo der Pietro sein dunkles
Wasser in den gefährlichen Hohlweg stürzt-
Wir wollen den Pietro hinauffahren, des
sen schwarzer Sand das Gold verbirgt.
Ze weiter wir kommen, desto wilder wer
den die Gebirge. Wir sehen Basalt,
Amigdaloid, Tropfstein, Gyps, den Kalk
stein des Jura und das spanische Guia
Wegweiser zum „Gold." Das vulkanische
Aussehen der Felsen steigert sich. Syenit
wechselt mit Serpentin ab, wie in dem rei
chen Bergrücken von Anahuac. Sowohl
animalisches wie vegetabilisches Leben ver
schwinden fast gänzlich. Ersteres wird
bloß von Nestern scheußlich behaarter Tar
anteln repräsentirt, letzteres kann man nur
in der Sladt von sonderbar geformten
Caclus sehen, der gleich dämonischen Oh
ren aus den Riffen herausstarrt. Kein
Flügel eines Vogels wirft einen flüchti
gen Schatten auf die nackten Felsen;
kein Heimchen zirpt in den klaffenden Spal
ten ; kein grünes Blatt bewegt sich über
den dürren „ArroyS" ; kein Blumsnkelch
schickt seine Wohlgerüche in die Luft.
Wandeln wir in dem hohlen Mausoleum
einer erstorbenen Welt ? Hat schon ir
gend ein anderer Fuß als der unselige das
Innere dieser unbeschreiblichen Wüste be
treten /
Endlich erweitern sich die senkrechten
Wände des Pietro. Bor uns drängt sich
ein kleines Thal von schwarzem Sande
dazwischen, Hängeweiden und verstreu
te Cottonholzgebüsche umgürten den Fluß.
Zuerst sehen wir eine blasse Rauchsäule
guirlandenartig unter den niedrigenßaum
wipfeln schweben. Die Luft ist rein, aber
leicht ; der Rauch kann in solcher Umge
bung nicht aufsteigen ; denn diese Schlucht
liegt 6vlX) Fuß über dem Meere. Jetzt
flackert uns das Feuer unverhüllt entge
gen und ein halbes Dutzend Männer las
sen sich geschäftig blicken.
"TVillig zu loben und obne Lurcht zu tadeln."
Dienstag den 28. Mai, 18SV
Es war im Anfange Oktobers 183-—,!
als die soeben erwähnte Gesellschaft an
den Ufern des Pietro lagerte. An ihren
gebräunten, furchtlosen Zügen und ihrer
eigenthümlichen Kleidung ließ sich auf den
ersten Blick erkennen, zu welchem Men
schenschlage sie gehörten sie waren Ge
birgs - Trapper. Ihre Gesichter sahen
wie Eisen aus. und ihr Wille war Eisen.
Ihre hirschledernen Jagdhemden zeigten
lange flackernde Franzen; ihre Filzhüte
waren mit rothen Bändern befestigt, und
Stachelschweinfedern säumten ihre leder
nen Hosen. Lange Messer, Tomahawks,
schwere Büchsen. Trappsäcke und Maul
thiere. Alles kündigte ihren Beruf an.
Und doch waren ihre Fallen nicht ausge
packt, und obgleich sie sich hier schon einen
oder mehrere Tage aufhielten, so zierte
doch kein Biberfell mit glänzendem, wei
chen Pelz die schmiegsamen Waidenpfähle
in ihrer Nähe. Jeder jedoch war emsig
beschäftigt ; allein ihre Arbeit schien für
Trapper sonderbar. Sie rafften nämlich
Den Sand des trockenen Flnßbettes mit
Blechgefäßen und Lagerkesseln auf, wu
schen den Schmutz mir einer schwingenden
Bewegnug ab und schüttelten den Ueberrest
in ihre Schrotbeutel, die ungeachtet ihrer
Größe beinahe schon voll waren.
„Wie uns Schlingeln das Glück entge
gen läuft!" sagte Bill Weaver, ruthe ei
nen Augenblick aus und warf seine herum
hängenden schwarzen Haarlocken mit dem
Kopfe zurück, da sie ihm bei seiner frühern
gebeugten Stellung über die Augen gefal
len waren- „Wir kommen, um Pelz zu
jagen, und finden in einem Tage Gold ge
nug, uns den ganzen Rest des Lebens Eins
zu pfeifen."
Die fünf Andern lächelten und ihre
Stirn heiterte sich unter dem rinnenden
Schweiße auf. Aber sie hatten keine Zeit
zum Schwatzen. Red Tucker stieß Plötz
lich einen lauten Schrei aus, der dem
Schlachtgeheul einesJndianers glich ; denn
an der Stelle, wo er mit seinem Tomahawk
grub, zog er einen ungeheuren Klumpen
Gold heraus—dreißig Pfund solides Gold!
Jeder machte seinem Erstaunen durch Aus
rufungen Luft, und der ganze Trupp warf
die Gefäße weg und begann mit den Mes
sern und Beilen zu wühlen- Goldstaub
hatte keine Anziehungskraft mehr, da gel
be Stücke zu haben waren. Noch meh
andere große Klumpen kamen ans Tages
licht und die Arbeit ging bis zum Einbruch
der Nacht von Statten.
Zweites Bild.
Wir wenden uns zu einer andern Sce
ne- Mit Sonnenuntergang desselben. A
bends erscheint eine andere lebende und
menschliche Gestalt einige Meilen höher
hinauf am brausenden Pietro. Hier thür
men sich die schwarzen Berge zu einer
schwindelnden Höhe ausweichen aber aus
einander und lassen einem breitern Thale
Raum, in dessen Mitte eine luftige spira
le „Bulle" von Tropfstein steht, die eine
fleckige Calcedon Bekleidung trägt. Auf
der westlichen Seite ist die Säule perpen
diculär, da wo der Fluß ihren Fuß bespült,
und gegen Osten bildet sie eine scharfe Ab--
dachung. so daß das Aufsteigen menschlicher
Füße kaum möglich erscheint. Dennoch
.sehen wir am gefährlichsten Rande des
Gipfels scharfabgezeichnet gegen das dunk
le Blau des Himmels, und dem Anschein
nach in der Luftregion schwebend ein jun
ges, wunderschönes Mädchen. Ihre Brust
und Arme von Heller Olivenfarbe, und ih
re Locken sind nackt, ausgenommen der
spärliche Fleck den die schneeweiße „Rebo
sa", welche um den zartesten Theil des klo
pfenden Busens geschlungen ist, verschlei
ert. Ihre dunklen Augen, im Feuer
schwimmend, hält sie auf die Linie des Ho
rizonts geheftet, wo der alte Tagesgott der
Azteken im rothglühendenWesten versinkt.
Sie ist eine Aztekin —eine Priesterin der
Sonne, —ein Abkömmling des königlichen
Stammes. Warum aber trug ihr Gesicht
einen Schatten der Verzweiflung ? Wa-
Rum stößt sie Seufzer eines brechenden
Herzens aus und murmelt mit blassen Lip
pen :
„Ich bin unwürdig, ein so reines Licht
anzubetn, während meine ganze Seele von
den Flammen einer unheiligen menschli
chen Leidenschaft verzehrt wird, die kein
Bußgebet zu unterdrücken vermag ! ?"
Als die Sonne hinter dem Dome eines
fernen Berges verschwand, stieg Azulia,die
Vestalin, die Felsentreppe hinab und such
te ihre Wohnung in der ungeheuren Höh
le einer nahe gelegenen Klippe. Wir
wollen durch ein Thor von purpurnem
Porphyr, der mit Christallen von Feld
spat!) schimmert, in den Raum der unter
irdischen Halle treten. Das Thor ist weit
genug, um einen Wagen einzulassen und
leitet in einen prachtvollen Tempel. Wir
haben nicht Raum für eine nähere Be
schreibung, noch weniger die Neigung, ei
ne getreue Beschreibung versuchen zu wol
len. Ein interessanterer Anblick fesselte
die Aufmerksamkeit. Wir stehen im letz
ten Zufluchtsorte derKinderMontezuma's.
Hierher wurde vom verlassenen Felsen von
PecoS daS ewige Feuer gebracht. Die
Flamme, welche vor tausend Jahren durch
einen Brtnnspiegel von Sonnenstrahlen
entzündet wurde, brennt noch so hell wie
jemals; aber der Pomp und die Pracht
seiner königlichen Priester sind vergangen,
um nie wiederzukehren. Der Altar, einst
vierzig Fuß im Durchmesser und mit Ju
welen besetzt, und süße, berauschende Däm
pfe ausströmend ist jetzt bloß ein schmaler
Vorsprug in einer Nische von grauem
Kalkstein und verbreitet keine Wohlgerü
che. Die Hierarchie ist auf weniger als
ein Dutzend meistens betagter Männer
und Weiber zusammengeschmolzen,
sämmtlich abgezehrt von der brennenden
Hitze und unaufhörlichen Wachsamkeit,
die ihr trauriger Beruf nothwendig macht.
Nur eine Person scheint mit einer Lebens
kraft begabt, die der sengenden Atmosphä
re zu widerstehen vermag, die schöne Azu
lia, einzige Vertreterin eines königlichen
Geschlechtes. Ein blendendes Bild der
Sonne, auf gediegenes Gold gezeichnet,
schimmert ihrem Herzen gegenüber, und
daneben ist der symbolische Adler mit aus
gebreiteten Flügeln, auf denen Rubinen
strahlen, zu sehen, wie er auf dem golde
nen Kreuze sitzt. Priester mit weißen
Häuptern bezeugen ihre Ehrfurcht. Sie
wird mehr angebetet als selbst das heilige
Feuer.
„Tochter Montezuma's", sagte der
Hohepriester, „wir alle müssen heute Nacht
wachen und beten : kein Auge sollte in ver
gessenden Schlaf geschlossen werden bis die
Gottheit des Tages wieder wacht auf ih
rem Throne vonAmetyst. Die verfluch
ten Goldsucher, Mörder unseres großen
Vorfahren, sind in diese entlegenen Berge
eingedrungen. Aber die federngeschmück
ten Krieger rüsten sich zur Schlacht. Wir
müssen unsere Wehrung verdoppeln. Mit
unserer Hülfe soll das letzte Liliengesicht
mit seinem eigenen Blute geröthet wer
den !"
„Müssen sie alle sterben? Sollen wir
kein Erbarmen haben fragte die Besta
lln und würd? blaß wie eine Leiche.
„Alle!" antwortete der alte Mann mit
einer Stimme und einem Blicke voll kochen
der Wuth.
Drittes Bild.
Noch einmal ändern wir unsere Scene.
Umschlungen von den Armen eines östli
chen Zweiges der Mimbres liegt ein klei
nes Thal. Es scheint etwas weniger öde
als das umherliegende Land im allgemei
nen. Hier wachsen gruppenweise Cedern,
Lebenseichen und langblätterige Fichten.
In der Mitte des Thales sehen wir einen
niedlichen, kegelartigen Hügel mit sehr ei
genthümlicher Oberfläche, über und über
bedeckt mit Eisenpyriten und dem rothen
Kupferoxyd. Fünfzehn Schachte sind an
eben so vielen verschiedenen Punkten in die
Seite des Hügels gesenkt, und rund umher
erhebt sich ein blühendes Dorf von netten
Häusern. Ueberall blickt großer Reich-
Laufende Rummer
thum durch. Welche Ursache kann diese
wilde Gebirgsschlucht, 25(1 Meilen von
St. Fee entfernt, bevölkert haben? Wel
cher Abenteurer wagte es, eine Stadt im
Gebiete der wilden Apachen zu erbauen ?
Sollten sich feige Mexikaner so weit hin
aus wagen, da sie schon in den Thälern
des Puerco und des obern Rio Grande un:
ihre „Rancheros" zittern? —Es ist der
Minirort M. Knight's, eines der ersten
Amerikaner in Mexico, der aus dem Hü
gel dort in Form von Kupfer, Silber und
Gold einen unermeßlichen Reichthum ge
graben hat. Viele andere haben Reich
thum genug aufgehäuft um selbst die gei
zigste Gierde zu befriedigen, und zogen sich
zurück, um sich seiner in zivilisirtern Regio
nen zu erfreuen. Der jetzige Haupteigen
thümer ist Alfred Ellis, ein junger Caro
liner, ritterlich, unternehmend, und gebil
det.
Als die Sonne am obenerwähnten Aben
de unterging, herrschte im Dorfe derMim
bres-Minen viel Leben und Regsamkeit.
Die bedeutensten Arbeiter, sämmtlich blau
äugige Angelsachsen, wurden bei ihrer be
schwerlichsten Thätigkeit von Indianern
und mexikanischen „Peons" unterstützt.
Große Massen Kupfer, vermischt mit Gold
stückchen, erhoben sich aus den verschiede
nen Schachten, dann und wann auch schwe
re Klumpen Silbererz. Alles wurde auf
roh gezimmerte Handkarren gehäuft und
in ein nahe stehendes starkes Steingebäu
de gefahren. Alfred Ellis, der glückliche
Besitzer dieser kostbaren und sich häufen
den Schätze, schien nicht in sehr heiterer
Stimmung, wie sie so außerordentlicher
Gewinn hervorzurufen geeignet sein mög
te. Er stand in der Nähe und sah zu,
daß die Vorräthe gehörig eingebracht wur
den. ZinSchatten ruhte auf feiner männ
lichen Stirn sein schweifendes Auge fiel
oft auf eixen sonderbaren Schmuck, den
er um den Hals trug. Dieser Schmuck
war ein Pfeifen Halter in Form eines Her
zens, gefertigt aus solidem Golde und präch
tig verziert mit werthvollen Edelsteinen.
Er trug nur dieses einzige Zeichen von
Reichthum an sich; im übrigen war seine
Person, gleich den andern Bergleuten, vom
Kopf bis zum Fuß in Hirschleder gekleidet.
MitEintritt desZwielichts schlenderte der
Besitzer dieser Minen in nördlicher Rich
tung aus dem Dorfe einer kleinen Gruppe
Weiden zu, die eine Quelle eisiger Kühle
umkränzten. Plötzlich prallte er zurück,
als ein indianischer Krieger in vollem Co
stüm aus dem hellgrünen Gebüsch drang
und sich ihm schnell näherte. Im näch
sten Augenblicke erholte sich Ellis von sei
ner Ueberraschung; er hielt die Pistolen
in seinem Gürtelbereit, um aufjeden Noth
fall gefaßt zu sein, und schritt wieder vor
wärts. Sie standen einander bald gegen
über, und der Wilde zog aus den Falten
seines Jagdhemdes ein massives goldenes
Bild der Sonne, das er dem Amerikaner
reichte, worauf er sich, ohne ein Wort zu
sagen, schleunig entfernte. Sobald sich
Elli's Erstaunen etwas legte, untersuchte
er das ihm auf so sonderbare Weise ge
wordene Geschenk sorgfältig. Eine dün
ne Kette von Silber verband das Bild mit
einem Pfeifenhalter, der dem an seinem
Halse hängenden vollkommen glich. Aus
seinen Augen leuchtete neugieriges Ver
gnügen, als er leise die Worte: „Ein Ge
schenk von Azulia !" zu sich sprach. Aber
Leichenblässe überzog sein Gesicht, sobald
sein Blick auf die Kehrseite des goldenen
Bildes fiel, worauf in außerordentlich klei
nen Figuren mit einem scharfgespitzten
Instrumente mehre sich kreuzende Degen
eingegraben waren.
„Eine Warnung vor Gefahr," sagte
Ellis mit einem Seufzer, „die Apaches
und Novajoes haben sich verbündet, um
uns zu vertilgen. Hch fürchte sie nicht;
aber ich fürchte eine auf immer zu verlie
ren, die mir theurer ist als alle Metalle
des Berges!"
sScbluß folgt.)
Die Zahl der Advokaten i» den B,r. St.
wird auf lv.sov angegeben.