NeaV l N g, Mnil Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnut - Straße. Jahrg. IN, ganze Nnm. SS». Bedingungen : Det Niberale ZZcobi Vorausbezahlung erbeten wird. Wer i dann angenommen, wenn sie einen Mon gerückt. Unterschreibern in hiesiger Sta Clsi, die seltsame Magd. Aus dem Volksleben der Schweiz von Jerc, niias Gotthclf. (Fortsetzung.) Mit Mägden hatte er sich, wie einem jnngen Bauer ziemt, natürlich nie abge geben, aber Elsi hatte so etwas Appartes in ihrem Wesen, daß man sie nicht zu den Mägden zählte, und daß alle darüber einig waren, von der Gasse sei sie nicht. Um so begieriger forschte man, woher denn eigentlich? aber man erforschte es nicht. Dies war zum Theil Zufall, zum Theil war der Verkehr damals noch gar sparsam, und was zehn Stunden ausein ander lag, das war sich fremder, als was jetzt fünfmal weiter auseinander ist. Wie allenthalben, wo ein Geheimniß ist, Dich tungen entstehen, und wie, wo Weiber sind, Gerüchte umgehen, so ward gar mancherlei erzählt von Elsi's Herkommen und Schicksalen. Die Einen machten ei ne entronnene Verbrechen» aus ihr, An dere eine entlaufene Ehefrau, Andere eine Bauerntochter, welche einer widerwärti gen Heirath entflohen, noch Andere eine unehliche Schwester der Bäuerin, oder ei ne unehliche Tochter des Bauern, welche auf diese Weise ins Haus geschmuggelt worden. Aber weil Elsi unwandelbar ihren stillenWeg ging, fast wie einStern lein am Himmel, so verloren all' diese Gerüchte ihre Kraft, und eben das Ge heimnißvolle in ihrer Erscheinung zog die junge Mannschaft und besonders Chri sten immer mehr an. Sein Hof war nicht entfernt von Elsi's Dienstort, das Land stieß fast aneinander und wennChri sten ins Thal hinunter wollte, so mußte er an ihrem Hause vorbei. Anfangs that er sehr kaltblütig. Wenn er Elsi zufällig antraf, so sprach er mit ihr, stell te sich auch wohl zu ihr, wenn sie am Brunnen unterm breiten Dache Erdäpfel wusch oder was Anderes. Elsi gab ihm freundlichen Bescheid und ein Wort zog das andere Wort nach sich, daß sie oft nicht fertig werden konnten mit Reden, was andern Leuten aber eher auffiel, als ihnen selbst. Auch Christen wollte Elsi zum Weine führen, wenn er sie in Burg dorf traf, oder mit ihr heimging am Hei- Wirthshause vorbei. Aber ihm so wenig als Andern wollte Elsi folgen und ein Glas Wein ihm abtrinken. Das machte Christen erst bitter und bös, er war der Meinung, daß, wenn ein junger Bauer einer Magd eine Halbe zahlen wolle, so sei das eine Ehre für sie, und übel anstünde es ihr, diese auszuschlagen. Da er aber sah, daß sie's Allen so machte, und hörte, daß sie noch nie ein Wirths haus betreten, seit sie hier sei, so gefiel ihm das, und zwar immer mehr. Das Jedem liebäugelte und nicht um einen halben Birnstiel mit Jedem hinginge, wo er hin wollte; wer so Eine hätte, könnte sie zur Kirche und auf den Markt schicken, oder allein daheim lassen, ohne zu fürch ten, daß Jemand anders ihm ins Gehege käme. Und doch konnte er die Versuche nicht lassen, so oft er Elsi auf dem Wege traf, sie zum Weine zu laden, oder ihr zu sagen, am nächsten Sonntage gehe er dorthin, sie solle auch kommen, und alle mal ward er böse, daß er einen Abschlag erhielt. Es ist kurios mit dem Weiber volke und dem Mannsvolk. So lange si« ledig sind, da ist das Weibervolk lie benswürdig aus dem ff und das Manns volk freigebig, das einem fast übel wird, und zwar gleich zu Stadt und Land. So ein Bursche z. B. läßt Braten aufstellen oder wenigstens einen Kuchen, und sollt er ihn unter den Nägeln hervorpressen, versteigt sich zu rothem Weine gegenwär tig sogar zu Champagner ausWelschland! und nicht oft genug kann er sein Mäd chen zum Wein bestellen ; er thut, als ob er ein Krösus wäre, und sein Vater da heim nicht mehr Platz hätte vor lauter Geld und Gut. Ist derselbe aber ein mal verheirathet, dann hat die Herrlich keit ein Ende, und je freigebiger er gewe- Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. ilcllter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Lubscriptions - Preis ist Ein Thal er des Jahrs, welcher in halbjährlich»r im Laufe des Zahres nicht bezahlt, dem werden Ii sl> angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nu at vor Ablauf des Subseriptions-Terimns geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis e>»- dt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiben Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden. sen, desto karger wird er, und allemal wenn sein Weib mit ihm ins Wirthshaus will, so setzt es Streit ab, und wenn das Weib es einmal im Jahr erzwingt, so hält der Mann es ihr sieben Jahre vor. Aehnlich haben es die Mädchen mit ihrer Liebenswürdigkeit. Es wird halt auch so sein, wie mit dem Specke, mit welchem man die Mäuse fängt. Ist die Maus gefangen und der Speck gefressen, so wächst auch nicht neuer Speck nach, der alte ist und bleibt gefressen. Hat ein Mann an die Liebenswürdigkeit gebissen und ist er gefangen, so hat man den Man, warum sollte man noch fürder liebenswür dig sein? Aus diesem Grunde kommt es wahr scheinlich, daß die meisten städtischen Vä ter ihren Töchter ein Sackgeld vorbehal ten, welches aber sehr oft nicht ausgezahlt wird ; auf dem Lande ist man noch nicht so weit und namentlich im Heimiswyl- Graben nicht. Trotz dem Bösewerden war Elsi dem Christen immer lieber, immer mehr drang sich ihm die Ueberzeugung auf: Die oder Keine. Ihr zu Lieb' und Ehr' that er manchen Gang, kam oft zum Besuch in des Bauern Haus und öfter vor desMäd chen Fenster, doch immer vergeblich, und allemal nahm er sich vor, nie mehr zu ge hen, und nie konnte er seinen Vorsatz halten. Elsi kam, wenn sie seine Stim me hörte, wohl unters Fenster, und rede te mit ihm, aber weiter brachte er es nicht. Je zärtlicher er redete, desto mehr ver stummte das Mädchen; wenn er von Heirathen sprach, so brach es ab, und wenn er traulich wurde, die eigenen Ver hältnisse auseinandersetzte, und nach de nen von Elisen forschte, so machte sie das Fenster zu. Dann ward Cristen sehr böse, er ahnete nicht, welchen Kampf El si im Herzen bestand. Anfänglich war es Elsi wohl in der Fremde, so allein und ohne alles Kreuz vom Vater her; aber allgemach war eben dieses Alleinstehn ihr zur Pein, denn oh ne Bürde auf der Welt soll der Mensch nicht sein. So Niemanden zu haben, zu dem man sich flüchten, auf den man in jeder Noth bauen kann, das ist ein Weh, an dem manches Herz verblutet. Als Christen der stattlichen Maid sich nahte, that es Elsi unendlich wohl; Christen war ja eineßrücke in ihre alten Verhält nisse, von der Magd zur Meisterfrau. Aber um zu Heirathen, mußte sie sagen wer sie war, mußte ihre Verhältnisse of fenbaren, mußte in der Heimath sagen, wohin sie gekommen ; das wars, was sie nicht konnte. Elsi war überzeugt, daß Christen, so bald er wußte, wertste war, sie sitzen ließe wußte zu gut, wie übel berüchtigt ihr Vater war, Land auf Land ab, und daß man in diesem Thale hundertmal lieber ein armes Taglöhnermädchen wollte, als eines von übelberüchtigter Familie her. Wie manches arme Kind sich eineß reichen Mannes freut seiner Eltern wegen, weil es hofft, Sonnenschein bringen zu können in ihre trüben alten Tage, so kann ein Kind schlechter Eltern sich nicht freuen. Es bringt nichts als Schande in die neue Familie, den schlechten Eltern kann es nicht helfen, nicht helfen von ihrer Scha nde, nicht helfen von ihren Lastern. So wußte auch Elsi, daß ihrem Vater nicht zu helfen war, auf keine Weise. Geld war nur Oel ins Feuer und ihn bei sich ertragen, das hätte sie nicht vermocht, und hätte es vielweniger einem Manne zugemuthet, was die leiblicheTochter nicht ertrug. Das ist eben der Fluch, der auf schlechten Eltern liegt, daß sie das Gift werden in ihrer Kinder Leben, ihr schlech ter Name ist das Gespenst, das umgeht, wenn sie selbst schon lange in ihren Grä bern modern, das sich an die Fersen der hängt und unheilbringend ihnen erscheint, wenn Glück sich ihnen nahen, bessere Tage ihnen aufgehen wollen. Es kämpfte hart in dem armen Mäd- "TVillig zu loben und ohne Lurcht zu tadeln." Dienstag den I « Mai, 18 »« chen, aber sein Geheimniß konnte es nicht offenbaren. Wenn Christen je gesehen hätte, wie der Kampf Elsi Thränen aus preßte, wie sie seufzte und betete, er wäre nicht so böse geworden, er hätte vielleicht in verdoppelter Liebe das Geheimniß ent deckt, aber was da innen in uns sich re get, das hat Gott nicht umsonst dem Au ge Anderer verborgen. Es kam Elsi oft an, wegzuziehen, in dunkler Nacht wieder zu verschwinden, wie sie in ihrer Heimath verschwunden war, und doch vermochte sie es nicht. Sie redete sich ein, die Leute würden ihr Böses nachsagen, sie sei mit dem Schelmen davon gegangen oder noch Schlimmeres, aber es war etwas Anderes, welches sie hielt, was sie sich aber selbst nicht gestand. So litt das arme Mäd chen sehr, das höchste Glück ihm so nahe, und doch ein Gespenst zwischen ihm und seinem Glücke, das eS weg von selbigem schied. Und dieses Gespenst sahen ande re Augen nicht, sie durfte nicht schreien, sie mußte die bittersten Vorwürfe ertra gen, als ob sie schnöde und übermüthig das Glück von sich stieße. Diese Vorwürfe machte ihr nicht nur Christen, sondern auch die Bäuerin, wel che Christens Liebe sah und ihrer Magd, welche ihr lieb wie eine Schwester war, dieses Glück wohl gönnte, was nicht alle Meisterfrauen gethan hätten. Bei die sen Anlässen konnte sie recht bitter wer den in den Klagen über Mangel an Zu trauen, ja manchmal sich des Deutens nicht enthalten, daß Elsi wohl etwas Bö ses zu bewahren hätte, weil sie dasselbe nicht einmal ihr, welche es doch so gut meine, anvertrauen wolle. Das fühlte Elsi mit Bitterkeit, sie sah recht elend aus, und doch konnte sie nicht fort, konnte noch viel weniger das Ge spenst bannen, das zwischen ihr und ih rem Glücke stand. Da geschah es am alten Neujahr, d. h. an dem Tage, auf welchem nach dem alten Dato nach russi schem Kalender das Neujahr gefallen wä re, und welches, so wie die alteWeihnacht, ehedem noch allgemein gefeiert wurde auf dem Lande, jetzt nur noch in einigenßerg gegenden, daß Elsi mit der Bäuerin nach Burgdorf mußte. Der Tag war auf ei nen Markttag gefallen, es war viel Volk da, und lustig ging es her unterm jungen Volke, während unter den Alten viel ver kehrt wurde von den Franzosen, von wel chen die Rede war, wie sie Lust hätten an das Land hin, wie man sie aber bürsten wollte, bis sie genug hätten. Nur vor sichtig ließen hier und da einige verblüm te Worte fallen von Freiheit und Gleich heit und den gestrengen Herren zu Bern, und sie thaten wohl mit Vorsicht, denn Teufel und Franzos waren Denen aus den Bergen ungefähr gleichbedeutend. — Als die Bäuerin ihre Geschäfte verrichtet hatte, steuerte sie dem Wirthshause zu, denn leer ging sie von Burgdorf nicht heim, und namentlich am alten Neujahr nicht. Sie wollte Elsi mitnehmen, wel che aber nicht wollte, sondern sich entschul digte, sie hätte nichts nöthig, und wenn sie Beide hineingingen, so mußten sie sich eilen, weil Niemand daheim die Sache mache; geh? sie aber voran, so könne die Bäuerin bleiben, so lange es ihr anstän dig sei, bis sie Kameradschaft fände für heim, oder gar eineGelegenheit zum Fah ren. Wie sie da schwatzten mit einander, kam Christen dazu, stand auf die Seite der Meisterfrau und sagte zu Elsi, jetzt müsse sie hinein; das wäre ihm doch selt sam, wenn ein Mädchen in kein Wirths haus wollte. Elsi blieb fest und lehnte manierlich ab; sie möge den Wein nicht erleiden, sagte sie, und daheim mache Nie mand die Haushaltung. Sie müsse kom men, sagte Christen, trinken könne sie so wenig sie wolle, aber einmal wvlle er wis sen, ob sie sich seiner schäme oder nicht? Das sei einfältig von ihm, sagte Elsi, er solle doch denken, wie eine arme Magd sich eines Bauern schämen sollte, und zür nen solle er nicht, aber es sei ihr Lebtag .ihr Brauch gewesen, sich nicht eigelich (keine Komplimente) zu machen, sondern erst zu sinnen, dann zu reden, dann bei dem zu bleiben, was geredet worden. Die gute Bäuerin, welche wenig von andern Gründen wußte, als vonMögen und nicht Mögen, half drängen und sagte, das sei doch wunderlich gethan, und wenn zu ih rer Zeit sie ein ehrlicher, braver Bursche zum Wein habe führen wollen, so hätte sie sich geschämt, es ihm abzusagen und ihm diese Schande anzuthun. Es ist nun nichts, welches den Zorn des Menschen eher entzündet und sein Begehren stahlt, als ein solcherßeistand, darum wardChri sten immer ungestümer, und wollte mit Gewalt Elsi zwingen. Aber Elsi wider stand. Da sagte Christen im Zorn: „He nun, du wirst am besten wissen, warum du in kein Wirthshaus darfst, aber wenn du nicht willst, so gibt es Andere." So mit ließ er Elsi fahren und griff rasch nach einem andern HeimiswylerMädchen, welches eben vorüberging und ihm willig folgte. Die Väurin warf Elsi einen bö senßlick zu, und sagte: „Gell, jetzt hasts!" und ging nach. Da stand nun Elsi und das Herz wollte es ihr zerreißen, und der Zorn über Christens verdächtige Worte und die Eifersucht gegen das wil lige Mädchen hätten fast vollbracht, was die Liebe nicht vermochte, und sie Christen nachgetrieben. Indessen hielt sie sich, denn vor den Wirthshäusern, in welchen ihre Familienehre, ihr Familienglück zu Grunde gegangen, hatte sie einen Abscheu, und zugleich, weil sie in denselben am meisten Gefahr lief, erkannt zu werden oder etwas von ihrem Vater vernehmen zu müssen. In den Wirthshäusern ists, wo die Menschen zusammenströmen, und sich Zeit nehmen zu betrachten und heim zuweisen, was beim flüchtigen Begegnen auf der Straße unbeachtet vorübergeht. Elsi ging heim, aber so finster war es in ihrem Herzen nie gewesen, seit den Tagen, an welchen das Unglück über sie eingebro chen war. Anfangs konnte sie sich des Weinens nicht enthalten, aber unterdrück te dasselbe mit aller Gewalt, der Leute wegen. Da nahm ein bitterer, finsterer Groll immer mehr Platz in ihr. So ging es ihr also; sie sollte nicht nur nie mals glücklich sein, sondern noch eigends geplagt und verdächtigt werden, und sie mußte sich das gefallen lassen und konnte sich nicht rechtfertigen. Wie ehedem in gewaltigen Revolutionen die Berge aus der Erde gewachsen sein sollen, so wuchs aus den Wehen ihres Herzens der Ent schluß empor, sich von allen Menschen mehr und mehr abzuschließen, mit Nie manden Etwas mehr zu haben, nicht mehr zu reden, als sie wußte, und sobald als möglich da wegzugehen, wo mau so ge gen sie sein könnte. Als diö Meistersfrau heim kam, stärk te sie diesen Entschluß; sie beabsichtigte freilich das Gegentheil, aber es ist nicht allen Menschen gegeben, richtig zu rech nen, nicht einmal in Beziehung auf die Zahlen, geschweige denn in Bezug auf die Worte. Sie erzählte, wie Christen sich lustig gemacht in Burgdorf, und si cher ginge er mit dem Mädchen heim, und was es dann gebe, könne Niemand wis sen, das Mädchen sei hübsch und reich, und pfiffig genug, den Vogel zu fangen. Das würde Elsi recht geschehen, und sie möchte es ihr gönnen, denn eS sei keine Manier für eine Magd, mit einem Bau ern so umzugehen. Aber sie fange auch an zu glauben, da müsse was dahinter sein, das nicht gut sei, anders könne sie ihr Betragen nicht erklären, oder sei es anders, so solle sie es sagen. Diesem setz te Elsi nichts als trotziges Schweigen ent gegen. In trotzigem Schweigen ging sie zu Bette und wachte mit ihm auf, als es an ihr Fenster klopfte und Christens Stimme laut ward vor demselben. Die ser hatte es doch nicht über's Herz brin gen können, einen neuen Tag aufgehen zu lassen über seinem Zwist mit Elsi. G.- trank, wie man saht, guten Wein, und Laufende Rummer 38. je mehr er trank, desto besser ward er. Je mehr der Wein auf dem Heimweg ü ber ihn kam, desto mehr zog es ihn zu Elsi, mit ihr Frieden zu machen. Im Wirthshaus zu Heimiswyl kehrte er mit seinem Mädchen ein, aber nur um dassel be los zu werden mit Manier, liess eine Halbe briugen, bestellte Essen, ging un ter einem Verwände hinaus, bezahlte, und erschien nicht wieder. Das Mädchen war, wie gesagt, nicht von den Dummen eines, es merkte bald, woran es war, jam merte und schimpfte nicht, hielt nun mit dem, was Christen hezahlt hatte, einen Andern zu Gast, und so fehlte es ihm nicht an einem Begleiter nach Hause. Dem armenChristen ging es nicht so gut. Elsi, durch die Bäuerin neu aufgeregt, hielt ihren Entschluß fest, und antwortete nicht, wie Christen auch bat; sie mußte den Kopf ins Kissen bergen, damit er ihr Weinen nicht hörte, aber sie blieb fest und antwortete auch nicht einen Laut. Christen that endlich wild, aber Elsi be wegte sich nicht, zuletzt entfernte sich der selbe halb zornig, halb im Glauben, Elsi habe hart geschlafen, und ihn nicht ge hört. Aber er ward bald inne, wieElsi eS meine. Die frühere Freundlichkeit war dahin; Elsi that durchaus fremd gegen ihn, antwortete ihm nur das Nothwen digste, dankte, wen er ihr die Zeit wünsch te, in allem Uebrigen war sie unbeweg lich. Christen ward fuchswild darob, und konnte Elsi doch nicht lassen. Hundert mal nahm er sich vor, nicht mehr an sie zu denken, sich ganz von ihr loszumachen, und doch stand sie beständig vor seinen Augen; ihre weißen Hemdeärmel am Brunnen sah er durch die sieben Zäune schimmern, und an allen Haaren zog es ihn, bis es unter ihrem Fenster stand. Hundertmal nahm er sich vor, rasch eine Andere zu freien, und so dem Dinge ein Ende zu machen, aber konnte mit keinem Mädchen freundlich sein, und wenn eines gegen ihn freundlich war, so ward er bö se, es war ihm, als trügen alle andern Mädchen die Schuld, daß Elsi sich so ge gen ihn verhärte. Während Christens Weh im Herzen wuchs als wie ein böses Gewächs, wuchs auch der Lärm mit den Franzosen von Tag zu Tag. Schon lange waren Sol daten auf den Beinen, viele Bataillone standen gesammelt den Franzosen bereits gegenüber, welche an den Grenzen lagen, und im Wadtlande. Immer mehr bilde te sich beim Volke der Glaube aus, der Franzos fürchte sich, dürfe nicht angrei fen, und unterdessen schlichen Viele her um, die dasGerücht zu verbreiten suchten: die Herren wollten das Volk verrathen; wäre dieses nicht, derFranzos wäre längst abgezogen, aber er passe auf die Gelegen heit und bis er mit den Herren einig sei. Das ächte Landvolk haßte den Franzos wie den Antichrist, ärger als einen men schenfressenden Kannibalen, daher ärgerte es sich schwer an dem Zögern der Herren auf dem Rathhause; das Schwanken dort war eben nicht geeignet, jene Ver läumdung Lügen zu strafen. Eine schau erliche Nachricht jagte die andere. Da kam plötzlich die Botschaft, losgebrochen sei der Krieg, und die Postboten flogen durch die Thäler, alle eingetheilte Mann schaft auf die Sammelplätze zu entbieten. Es war den ersten März spät Abends, als auch Christen den Befehl erhielt. Al sobald rüstete er sich und bestellte sein Haus, und Nachbar umNachbar kam, bot seine Dienste an und keiner vergaß der Mahnung: „Schont sie nicht, die Fran zosen, laßt keinen entrinnnen, schießt ih nen Köpfe und Beine ab, verbrennt sie dann noch lebendig ! sie wissen es dann in Zukunft, daß sie uns ruhig lassen sol len, die Mordioteufel!" —Christen moch te nicht warten, bis der Letzte fort war, aber ohne Abschied von Elsi wollte er auch nicht fort. Als er an ihr Fenster kam, ging es ihm wie früher. sSchluß folgt.^