Der Liberale Beobachter Und Berks, Monrgomery und Schuylkill Cauncies allgemeiner Anzeiger, < Me»lÄ t n 2, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwe ll e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- uud Lkesuui« Siraße. Jahrg. U, ganze Rnm. SS». : Der Nlber«l!e Leollcieitter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Lubseriptions - Preis iir Ein Thaler des Zahrs, welcher IN halbjähll 'I >r Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des labres nicht bezablt, dein werden Hl angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unterschreibe? angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden >»r dann angenommen, wenn sie einen Monar vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preie eu>« gerückt. Unterichreibern in hiesiger wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Koiren der Unterschreibe«-. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werten. Elsi, die seltsame Magd. Aue dem Volkelcl'k» der Schweiz von lere „naö Gotthelf. Reich an schönen Thälern ist die Schweiz; wer zählte sie wohl auf? in keinem Lehrbuche stehen sie alle verzeich net. auch nicht eines der schön sten, doch eines der reichsten ist das Thal, in welchemHeimiswyl liegt, und das ober halb Burgdorf ans rechte Ufer der Ber ner Emme sich mündet. Großartig sind die Berge nicht, welche es einfassen, in absonderlichen Gestalten sie dem Auge sich nicht dar, eS sind mächtige Em menthaler Hügel, die unten heitergrün und oben schwarzgrün sind, unten mit Wiesen und Aeckern eingefaßt, oben mit hohen Tannen bewachsen. Weit ist im Thale die Fernsicht nicht, da es ein Quer thal ist, welches in nordwestlicher Rich tung an s Hauptthal stößt, die Alpen sieht man daher nur von den beidenßerg rücken, daS Thal umfassen, von denselben aber auch in Heller Pracht und gewaltigem Bogen am südlichen Himmel. Herrlich ist das Wasser, das allenthalben aus den Felsen bricht, einzig sind die reich bewässerten Wiesen und trefflich der Bo den zu jeglichem Anbau; reich ist daS Thal, schon und zierlich die Häuser, wel che das Thal schmücken. Wer an den be rühmten Emmenrhaler Häusern sich er bauen will, der findet sie zahlreich und ausgezeichnet in genanntem Thale. ff Auf einem der schönen Höfe lebte im Jahre 1790 als Magd Elsi Schindler (dies soll aber nicht der rechte Namen ge wesen sein) ; sie war ein seltsamMävchen, und Niemand wußte, wer sie war, und woher sie kam. Im Frühjahr hatte es einmal noch spät an die Thür geklopft, und als der Bauer zum Fenster hinaus geguckt, sah er ein großes Mädchen drau ßen stehen mit einem Bündel unter dem Arme, welches um Uebernacht fragte, nach altherkömmlicher Sitte, nach welcher jeder geldlose Wanderer oder wer sonst gern das Wirthshaus meidet, um Herberge fragt in den Bauernhäusern und nicht nur umsonst ein Nachtlager erhält, bald im warmen Stall, bald im warmen Bet te, sondern auch Abends und Morgens sein Essen und manchmal noch einen Zeh rpfennig auf den Weg. Es gibt Häuser im Bernbiet (Kanton Bern), welche die Gastfreundschaft täglich üben, den Mor genländern zum Trotz, und deren Haus selten eine Nacht ohne Uebernächter ist - Der Bauer hieß das Mädchen herein kommen, und da sie eben am Essen waren, gleich zuche hocke (zu Tisch sitzen). Auf der Bäurin Geheiß mußte daS Weiber volk auf dem Vorstuhl sich zusammenzie hen, und zu unterst auf demselben setzte sich die Uebernachterin. Man aß for?, aber einige Augenblicke hörte man des Redens nicht viel, Alle mußten auf das Mädchen sehen. Dassel be war nämlich nicht nur groß, sondern auch stark gebaut und schön von Ange sicht. Gebräunt war dasselbe, aber wohl geformt, länglicht war das Gesicht, klein der Mund, weiß die Zähne darin, ernst und groß die Augen, und ein seltsam We sen, das an einer Uebernachterin beson ders ausfiel, machte, daß die Essenden nicht fertig wurden mit Ansehen. Es war eine gewisse adeligeArt an dem Mä dchen, die sich weder verleugnen noch an nehmen läßt, und es kam Allen vor, alö säße eö da unten als des Meisters Tochter oder als Eine, die an einem Tische zu be fehlen oder zu regieren gewohnt sei. Es verwunderten daher sich Alle, als das Mädchen auf die endlich erfolgte Frage des Bauern : wo chonst und wo wottfch (wo kommst du her und wo willst du hin), antwortete : es sei ein armMaidli (Mäd chen), die Eltern seien ihm gestorben, es wolle Platz suchen als Jungfer in den Dörfern. Das Mädchen mußte noch manche Fragen ausstehen, so ungläubig waren Alle am Tische. Und als endlich »er Bauer mehr zur Probe, als im Ern ste sagte: wenn eS dir ernst ist, so kannst du hier bleiben, ich bedarf eben eineJung fer; und das Mädchen antwortete: das wäre ihm gerade recht, so brauche es nicht länger herumzulaufen; so verwunderten sich Alle noch mehr, und konnten es fast nicht glauben, daß es eine Jungfer werdet sein wollen. Und doch war eö so und dem Mädchen bitterer Ernst; aber frei lich war es nicht dazu geboren. Es war eine Müllerstochter aus vornehmem Hau se, aus einem der Häuser, von denen ehe dem, als man das Geld nicht zu nutzen pflegte, ging, bei Erbschaften und Theilungen sei das Geld nicht ge zählt, sondern mit dem Mäs gemessen worden. Aber in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war ein gren zenloser Uebermuth eingebrochen, und Vi ele thaten so hoffärtig, wie der verlorne Sohn, ehe er zu den Thebern kam. Da mals war es, daß reiche Bauernsöhne mit Neuenthalern in die Wette über dieEm me warfen und machten „welcher weiter." Damals war es, als ein reicher Bauer, der zwölf Fohlen auf der Waide hatte, an einem stark besuchten Jahrmarkt auStrom meln ließ : Wer mit dem Rifershäuser- Bauer zu Mittag essen und sein Gast sein wolle, der solle um 12 Uhr im Gast hause zum Hirsch sich einfinden. So ei ner war auch des Mädchens Vater gewe sen. Bald hielt er eine ganze Stube voll Leute zu Gast, bald prügelte er Alle, die in einem WirthShause waren, und mußte es am folgenden Morgen mit schwerGeld ausmachen. Er war im Stande, als Dr agoner, an einer einzigen Musterung !<)<) —2OO Thaler zu verbrauchen und eben so viel an einem Markte zu verkegeln. Wenn er zuweilen recht einsaß in einem WirthsHause, so saß er dort acht Tage lang, und wer ins Haus kam, mußte mit dem reichen Müller trinken, oder er krieg te Schläge von ihm. Auf diese Weise erschöpft man eine Goldgrube, und der Müller ward auch nach und nach arm, wie sehr auch seine arme Frau dagegen sich wehrte und nach Vermögen zur Sa che sah. Sie ahnte dqs Ende lange voraus, aber aus falscher Schaam deckte sie ihre Lage vor den Leuten zu. Ihre Verwandten hatten es ungern gesehen, daß sie den Müller geheirathet, denn sie war von braven Leuten her, welchen das freventli che Btragen Müllers zuweder war; sie hatte die Heirath erzwungen, auf Bes serung gehofft, aber diese Hoffnung hatte sie betrogen-wie noch manche arme Braut und statt besser, war es immer schlim mer gekommen. Sie durfte deßwegen nicht klagen, und darum merkten auch die Leute, wie sie sich auch wunderten, wie lange der Müller es machen könne, den eigentlichen Zustand der Dinge nicht, bis die arme Frau, das Herz vom Geier des Grams zufressen, ihr Haupt neigte und starb. Da war nun Niemand mehr, der sorgte und zudeckte; Geldmangel riß ein, und wo der sichtbar wird, da kommen, wie Raben, wenn ein Aas gefallen, die Gläubiger gezogen, und immer mehrere, denn einer zieht den andern nach und kei ner will der Letzte sein. Eine ungeheure Schuldenlast brach aus, verzehrte Alles und der reiche Müller war ein armer alter Hudel, der gar manches Jahr von Haus zu Haus gehen mußte, denn Gott gab ihm ein langes Leben. So aus einem reichen Mann ein armer Hudel zu wer den, und als solcher so manches Jahr um gehen zu müssen von Haus zuHaus, dies ist eine gerechte Strafe für den, der in Schimpf und Schand seine Familie stürz te, und sie so oft noch um mehr bringt, als das leibliche Gut. So einer ist aber auch eine lebendige Predigt für die über müthige Jugend, aus welcher sie lernen mag das Ende, welche zumeist dem Ueber murhe gesetzet ist. Zwei Söhne hatte der Müller, diese waren schon früher der väterlichen Rohheit entronnen und hatten vor ihr im fremden Kriegsdienst Schutz gesucht. Eine Tochter war geblieben im Hause. Die schönste, aber auch die stol- "TVillig zu lobe» und okne Furcln zu radeln." Dienstag den 7. Mai, Z8S«» zeste Müllerstochter das Land auf und! ab. Sie hatte wenig Theil genommen an den Freuden der Jugend; sie gefielen ihr nicht, man hielt sie zu stolz dazu; Freier hatten sie umlagert haufenweise, aber einer gefiel ihr so schlecht als der andere, einer erhielt so wenig ein freund lich Wort als der andere. Ein jeder ward ihr feind und verschrie ihren Uebermuth. Zu einem aber ward sie nie zu stolz erfun den, zur Arbeit nämlich und zu jeglicher Dienstleistung, wo Menschen und Vieh derselben bedurften. Bon Jugend an war sie früh auf, griff Alles an und Al les stand ihr wohl, und gar oft waren es die Eltern, die ihren Willen hemmten, ihr dies und jenes verboten, weil sie mein ten, einer reichen Müllerstochter zieme solche Arbeit nicht. Dann schaffte sie gar Manches heimlich, und oft, wenn ihre kranke Mutter des NachtS erwachte, sah sie ihre Tochter am Bette sitzen, während sie doch einer Magd zu wachen befohlen, ihre Tochter aber mit allem Ernste zußet te geheißen hatte. Als nun die Mutter gestorben war, und das Unglück ausbrach, da wars als wenn ein Blitz sie getroffen, Sie jammerte nicht, aber sie geworden, und die Leute hatten fast ein Grausen vor ihr, denn man sah sie oft auf hohem Vorsprung stehen oder an tie fem Wasser und ob den Mühlrädern am Bache, und Alle sagten, es gebe sicher ein Unglück, aber Niemand reichte die Hand, selbigem auf irgend eine Weise vorzubeu gen. Alle dachten und Viele sagten es, es geschehe Elsi schon recht, Hochmuth kom me vor dem Falle, und so sollte es Allen gehen, die so stolz wie Elsi thäten, und als das Mädchen am Morgen, als Alles aufgeschrieben werden sollte, verschwunden war, sagten Alle: da hätte mans, und sie hätten es längst gesagt, daß es diesen Au sweg nehmen würde. Man suchte in al len Bächen, an jungen Tannen, und als man nirgends das Mädchen fand, da deu teten einige darauf hin, daß Einer sei, der schon Viele geholt und absonderlich Stol ze und Uebermüthige, und noch nach manchem Jahre ward stolzen Mädchen darauf hingedeutet, wie Einer sei, der ge rade Stolze am liebsten nähme, sie sollten nur an die reiche Müllerstochter denken, die so plötzlich verschwunden sei, daß man weder Haut noch Haar je wieder von ihr gesehen. So übel war es indeß der armen Elsi nicht ergangen, aber Böses halte sie al lerdings in den ersten Tagen im Sinne gehabt. Es war ihr gewesen, als klem me ihr Jemand das Herz entzwei als thürmten sich Mühlsteine an ihrer Seele auf; es war ein -Zorn, eine Schaam in ihr, und die brannten sie, als ob sie mit ten in der Hölle wäre. Allen Leuten sah sie an, wie sie ihr das Unglück gönnten, und wenn man ihr alle Schätze der Welt geboten hätte, sie wäre nicht im Stande gewesen einem einzigen Menschen ein freundlich Wort zu geben. Indessen wachte über dem Armen Kin de eine höhere Hand und ließ aus dessen Stolz eine Kraft emporwachsen, welche demselben zu einem höheren Entschlüsse half; denn so thut es Gott oft, eben aus dem Kerne, den die Menschen ver worfen .läßt er emporwachsen die edelste Frucht. Der Stolz des Mädchens war ein angeborner Ekel gegen alles Niedere; und wer es einmal beten gesehen hätte, hätte auch gesehen, wie es sich demüthi gen konnte vor Dem, in dem nichts Nie deres, nichts Gemeines ist. Aber sein Inneres verstand das Mädchen nicht, sein Aeußeres beherrschte es nicht und darum geberdete es sich wie eine reiche Müllers tochter, welcher die ganze Welt nicht vor nehm genug ist. Da weg wollte es, aber vor Unthat schauderte es; die Schande wollte es seiner Familie nicht anthun, wollte nicht die Seele mit dem Leibe ver derben ; aber wie sich helfen, wußte es lange nicht. Da in stiller Nacht, als eben seine Angst um einen AuSweg am größ- ten war, öffnete ihm Gott denselben. Weit weg wollte es ziehen, Dienst suchen als niedere Magd am einsamen Olte, und dort in Stille und Treue unbekannt sein Leben verbringen, so lange es Gott ge falle. Wie in starken Gemüthern kein langes, Zögern ist, wenn einmal ein Weg offen steht, so hatte sich Elsi noch in selber Nacht aufgemacht, alle Hoffart dahinten gelassen, nur mitgenommen, was für eine Magd schicklich war, keinem Menschen ein Wort gesagt, und war durch einsameScei ge fortgegangen aus dem heimischen Tha le. Manchen Tag war sie gegangen, in die Kreuz und Quere, bald gefiel es ihr nicht, bald gedachte sie an bekannte Na men, die hier oder dort wohnten, und so war sie gekommen bis ins Heimiswylthal. Dort hinein im heimeligen Thale gefiel es ihr, sie suchte Dienst und fand ihn. Die rasche Aufnahme des fremden Mädchens war Anfangs der Bäurin nicht recht, sie kapitelte den Mann ab, daß er ihr da eine aufgebürdet habe, die so zim perlich aussehe und zu -hochmüthig, um sich etwas befehlen zu lassen. Deß trö stete sie der Bauer, indem das Mädchen ja nicht für bestimmte Zeit gedungen sei, man also dasselbe schicken könne, sobald es sich nicht als anständig erweise. Auch dem übrigen Gesinde war die Aufnahme des Mädchens nicht recht, und es ging um dasselbe herum, wie Hühner um einen fremden Vogel, der in ihrem Hofe ab sitzt. Aber bald erkannte die Bäuerin, daß sie in Elsi ein Kleinod besitze, wie sie kei nes noch gehabt, wie es mit Geld nicht zu bezahlen ist. Elsi verrichtete, was sie zu thun hatte, nicht nur meisterhaft, sondern sie sah auch selbst was zu thun war, und that eS ungeheißen, rasch und still, und wenn die Bäuerin sich umsah, so war Al les schon abgethan, als wie von unsichtba ren Händen, als ob die Bergmännlein da gewesen wären. Das nun ist der Mei sterin unbeschreiblich lieb, wenn sie nicht selbst AlleS bedenken und allenthalben nachsehen muß, wenn sie nicht nur daS Schaffen, sondern auch das Sinnen über tragen kann, aber sie findet selten einen Dienstboten, bei welchem sie dieses kann. Viele Menschen scheinen nicht zum Sin nen geboren, und viele wiederum haben ihre Gedanken nie da, wo es nöthig wä re, und Wenige sind, die schwache Sinne haben, geleitet und geschützt von klarem Verstände, und aus diesen Wenigen sind wiederum Wenige, die zum Dienen kom men oder dienen selten lange, denn das sind geborene Meisterleute. Daneben hielt Elsi nichts auf Reden, hatte mit Niema nden Umgang, und was sie sah im Hause oder hörte, das blieb bei ihr, keine Nach barsfrau vernahm davon das Mindeste, sie mochte es anstellen, wie sie wollte. Mit dem Gesinde machte sich Elsi nicht gemein. Die rohen Späße der Knechte wies sie auf eine Weise zurück, daß sie dieselben nicht wiederholten, denn Elsi be saß eine Kraft, wie sie selten ist beim weiblichen Geschlechte, und dennoch ward sie von denselben nicht gehaßt. Nieman den verklagte sie, und wenn sie den Knec hten oder Mägden einen Dienst thun kon te, so zögerte Elsi nicht, und Manches that sie ab in der Stille, was die Andern vergaßen, und deßhalb hart gescholten worden wären, wenn die Meisterleute es gesehen hätten. So ward Elsi bald der rechte Arm der Meistersfrau und wenn sie etwas auf dem Herzen hatte, so war es Elsi, bei der sie es erleichterte. Aber eben deßwegen är gerte sie sich an Elsi, daß dieselbe nicht Vertrauen mit Vertrauen vergalt. Na türlich nahm es sie wunder, wer Elsi war und woher sie kam, denn daß sie nicht ihr Lebtag gedient hatte, sondern eher befoh len, das merkte sie an gar Vielem, beson ders eben daran, daß sie selbst dachte und Alles ungeheißen that. Sie schlug daher oft auf den Busch und frug endlich gera de aus. Elsi seufzte wohl, aber sagte Laufende Rnunner 37 nichts, und blieb fest dabei, wie auch die Meistersfrau ansetzte auf Weiberweise, bald mit Zärtlichkeit und bald mit Gifti gkeit. Heut zu Tage hätte man es küi zer gemacht, und nach den Schriften ge fragt, absonderlich nach dem Heimath .scheine den man hinterlegen müsse, weim man nicht in der Buße sein wollte; da mals dachte man an solche Dinge nicht und in Bernbiet konnte man sein Lebtag incognito verweilen, wenn man nicht anf irgend eine absonderliche Weise der Poli zei sich bemekbar machte. Wie sehr dies auch die Frau verdroß, so lähmte es doch ihr Vertrauen nicht, und wenn sie Donnerstags nicht nach Burgdorf auf den Markt konnte, wohin schon damals die Heimiswyler Weiber al le Donnerstage gingen, so sandte sie Elsi mit dem, was Verkäufliches bei der Hand war, und Aufträgen, wie des Hauses Be darf sie forderte. Und Elsi richtete auf's treulichste Alles aus und war heim, ehe man daran dachte, denn nie ging sie in ein Wirthshaus, weder an Markttagen noch an Sonntagen, wie ihr auch zugeredet ward von Alt und Jung. Anfangs mein te man, ihr Weigern sei nichts als die üb liche Ziererei, und fing an nach Landes sitte zu reißen und zu zerren, aber es half nichts, Elfi blieb standhaft. Man sah es mit Erstaunen, denn ein solch' Mäd chen, das sich nicht zum Weine führen ließ, war noch keinem vorgekommen. Am Ende setzte man ab mit Versuchen, und kriegte Respekt vor ihr. Wenn aber einmal die jungen Leute vor einem schönen Mädchen Respekt krie gen, da mag es wohl nach und nach sicher werden vor denen, welche Mädchen wie Blumen betrachten, mit denen man um gehen kann nach Gelüsten. Aber nun erst kommen die herbei, welche Ernst ma chen wollen, welche eine schöne Frau ha ben möchten und eine gute. Deren wa reu nun damals im Heimiswyler-Thale Viele, und sie wareu einstimmig der Mei nung, daß nicht für Jeden Eine im Thale selbst zu finden sei. Freilich wollten die Meisten zu guten und schönen noch reiche Weiber. Aber man weiß, wie das beim , jungen Volke geht, welches alle Tage ei ne andere Rechnung macht, und immer das am höchsten in Rechnung stellt, waS gerade am besten gefällt. Darum war Elsi vor diesen alle Tage weniger sicher, sie sprachen es an auf dem Kirchwege und auf dem Marktwege,, und des Nachts ho fcheten sie an ihr Fenster, sagten ihre Sprüche her, und wenn sie hinten aus waren, so fingen sie wieder von vornen an, aber Alles umsonst. Elsi gab auf dem Wege freundlichen Bescheid, aber aus dem Gaden (Kammer) Denen vor den Fenstern nie Gehör. Und wenn, wie es in Bernbiet oft geschieht, die Fenster eingeschlagen, die Gadenthüre zertrüm mert wurde, so half das den Liebhabern durchaus nichts. Entweder schaffte sie sich selbst Schutz, und räumte die Kam mer, oder sie stieg durchs Ofenloch in die untere Stube hinab; dorthin folgt kein Kiltbub einem Mädchen. Unter Denen, welcke gern eine schöne und gute Frau gehabt hätten, war ein Bauer, nicht mehr ganz jung. Aber noch nie war ihn» eine schön und gut genug gewesen, und wenn er auch eine gefunden zu haben glaubte, so brauchte die nur mit einem andern Burschen ein freundlich Wort zu wechseln, so war er fertig mit ihr und sah sie nie mehr an. Christen hieß der Bursche, der von seiner Mutter her einen schönen Hof besaß, während der Vater mit einer zweiten Frau und vielen Kindern einen andern Hof bewirthschaf tete. Christen war hübsch und stolz, kei nen schöneren Kanonier sah man bei de» Musterungen, keinen tüchtigern Bauer jn der Arbeit und keinen kuraschirteren im Streit. Aber allgemach hatte er sich uus den Welthändeln zurückgezogen. Die Mädchen, welche am Weltstreit vordem die Hauptursache waren, jetzt ist eS daß Geld waren im verleidet, er hielt keines