Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumics allgemeiner Anzeiger. «e « » l n g, Venn Gedruckt und herausgegeben von AruoldPu w e II e. in der Süd klen Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut'. Siräße Jahrg. AI, ganze Nnm. Sedingungen : Der Nibernle Wevbackter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Euperial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions, Preis ist Ein -dualer des -m-n Mona, v»r Adwuf d-» subfn« g-sch-h-n und all- -üückständ- w-rd-u. B-raunlmnchun,-» w-rd-n dnn>d,„ nnq, »»,„>„-» UN» für diu a-w!dnvGM Pr. «-i ° g"uckl, Z-ttung p-tt-fr-, g-sch,»,, w-jl.r- «-rs,>, »M.'n k ° stlr, i ?jn!,!f»n« n"id,u Der Schutzengel. Gewiß hat der geneigte Leser schon von dem Tyrolerkrieg des Jahres 1809 gelesen oder erzählen hören, in welchem der berühmt gewordene Sandwirth aus dem Passeyr-Thal, Andreas Hofer, eine wichtige Rolle spielte; gewiß hat er schon manchmal mit Aufmerksamkeit und Neu gierde einen oder den andern Tyroler, der unser Land durchzog, in seiner eigen thümlichen Tracht bewundert; aus jener, für die kräftigen Söhne des Gebirgs äu ßerst wichtigen Zeit, kennen wir eine Erzählung, deren Wahrheit man ver bürgen kann. Kaiser Napoleon hatte dem Tyroler- Volk, das mit Leib und Seel dem östrei chischen Fürstenhause anhing, die bayeri sche Herrschaft aufgezwungen, gegen wel che die Tyroler-Männer mit Muth und Entschlossenheit sich auflehnten und das drückende Joch abzuschütteln suchten. Mit besonderem Groll und Haß machten sich die Tyroler über Jene her die im Namen des ungeliebten Bayerfürsten das Regi ment geführt hatten, und zwar kein gelin des und vernünftiges Regiment. Am selben Tage, es war der 12. A pril 1809, als die Bayern von den Tyro ler Bauern aus Innsbruck, der Haupt stadt Tyrols, vertrieben worden, überfiel auch ein Trupp Aufständischer das Ge richtshaus am Schönberg, in der Umge k gend der Stadt. Der einzige Beamte ' dieses kleinen Postens hatte sich nicht ge flüchtet, denn die Landstürmer aus dem Wippthale waren allwärts auf der Heer straße. Um die Mittagsstunde pochte es plötzlich unhöflich laut an der Thüre des Beamten, und bevor er zu öffnen Zeit fand, hatten's die ungeduldigen Schützen auf ihre Weise gethan, nämlich mit ei nem Schuß auf das versperrte Schloß. Haben wir dich aufgefunden in deinem Fuchsloch? Wart, wir wollen dich her auskitzeln wie die Buben die Grillen! scholl's dem Herrn Aktuar entgegen, der in den zudringlichen Gästen fast lauter Leute erkannte, die vor sein Gericht ge hört hatten, vor deren strengem Gericht er nun aber selber stand. Obwohl im ersten Augenblick unwill Ukührlich erschrocken und bestürzt, sammel te sich der Beamte, der immer den gera denWeg gegangen, bald wieder, entschlos sen riß er sich aus den Fäusten zweier Bursche, die ihn an Brust und Arm ge faßt hatten, und trat demjenigen der Bauern, der ihm der Wortführer zu sein schien, ganz nahe auf den Leib, mit der Anrede: Bist du auch dabei Gallhofer? Schämst du dich nicht mit dem Gesindel Gemeinschaft zu machen! Was wollt ihr von mir?—Hatte nun auch der Gallho fer, der ein bejahrter, recht ehrsam ausse hender Mann war, nicht übel Lust sich von dem rebellirenden Volke loszumachen, so antworteten an seiner Statt unerschro ckene Bauernbursche: Wer redet da von Gesindel? Ihr selbst seid die ärgsten Gaudiebe, und du bist nicht der faulste darunter ge»vesen! Wir werden jetzt ein Protokoll aufnehmen und dir dein Urtheil ablesen, kurz und gut! Schlagt ihn todt, den Teufel, hängt ihn auf, schießt ihn nieder ! Die Rotte war unschlüssig auf welche Art sie dem Landrichter den Garaus ma chen wolle. Der Bayer verlor aber den Muth nicht, und fragte laut die lärmen den Dränger: Weßhalb vergreift ihr euch an mir? Hab' ich einem von- euch Unrecht gethan? Hab' ich ein falsches Urtheil gesprochen? Hab' ich den Frie den gestört? Rede einer, wenn er kann! —Keiner konnte ein ehrliches Ja sagen, der Aktuar hatte immer seine Pflicht ge than, ja sogar den Bauern Manches hin gehen lassen, was ihm Verweise von sei nen strengeren Oberen hätte zuziehen können. Aber eben weil die Bauern im Unrecht waren, mochten sie nicht mehr von ihrem meuterischen Vorhaben abste hen. Und hatte er nicht einen nichtsnu tzigen Borgänger gehabt ? war er nicht ein Bayer, ein Schreiber, ein Herr? — Also todtgeschlagen! Das Predigen schenken wir dir, schrie ihm ein trunkener Bursch entgegen ; richt' du dich lieber zum Beichten! du wirst jetzt erschossen! Unksnit einem Lärmen, bei dem Keiner sein eigenes Wort ver ! stand, stürzten sich die Landstürmer alle auf den wehrlosen Mann, über den nun ! auch die gerechteste Entrüstung kam. Er war noch jung, das kalte Blut erhitzte sich, mit aller Kraft wand er sich los und suchte einem der Bauern die Waffe zu entreißen. Schändliche Hunde! rief er, ist das euer Muth? Aber schon lag er zur Erde und unter bem Geschrei : Hin aus mit ihm auf den Anger—schießt ihn nieder! ward er aus dem Hause geschleppt. Eine jener seltsamen Launen, in wel chen ein ausgestandenes Volk gerade den niedrigsten Aeußerungen der Rache das Siegel des Rechts aufdrücken möchte, er hielt für diesen Augenblick noch dem bay rischen Aktuar das Leben. Ein Kolben schlag hätte der Wuth der Bauern Genü ge geleistet, sie meinten aber ihre That zu heiligen, wenn sie den Mann nach solda tischer Rechtsform hinrichteten. Was von Volk am Wege und in den Häusern war, lief zusammen, als sie mit ihrem Gefangenen aus dem Gerichtshause stürm ten und ihn nach dem Platze zerrten, den sie zur Vollstreckung des Todesurtheils gewählt hatten. Was gibls? fragte man.—Den bayerischen Bauernschinder erschießen wir, hieß es, und da hing sich schnell Alles, was laufen und kriechen kon te, an die Fersen der Landstürmer, Wei ber und Kinder, Einheimische und Frem de. Unfern dem obern Wirthshause, rechts an der Straße, breitete sich die Wiese aus, deren spärlich keimenden Rasen das Blut des Bayern tränken sollte. Der Unglück liche erkannte es mit jedem Schritte, der ihn seiner Richtstätte näher brachte, mehr und mehr, daß es keine Rettung mehr gebe. Flüche und wilder Jubel schlugen heftig an sein Ohr, seine ganze Besinnung schmolz in Einen Gedanken zusammen : Du mußt sterben! —Erdach- te an seine Heimath, an Vater und Mut ter, die in Landsberg, diesem freundlich sten der bayerischen Landstädte lebten, u. sich mit der Freude die alten Tage friste ten, den Sohn in Amt und Brod zu wis sen. Er meinte vor Schmerz zu verge. hen, doch auch dieser Gedanke wich, seine Sinne verwirrten sich, er mußte jetzt von fremden Händen aufrecht erhalten und fortgeschleppt werden. Die Tobenden rissen die Umzäunung nieder,' um Alle zugleich in den Anger dringen zu können, und hier sank nun der Arme in die Kniee; die Todesangst über wältigte seine letzten Kräfte.—Da seht, spottete ein Bauer, daß Lebenslicht geht ihm aus vor la,uter Verzagen und Furcht. Der ist auch keinen Schuß Pulver werth! —Diese Worte hörte der Bayer. Ge waltsam raffte er sich auf. Wo muß ich hintreten? fragteer, und die Nächsten bei Seite stoßend schritt er rasch vorwärts in das Feld und wandte sich auf Schuß weite gegen die Landstürmer. Deß jun gen Mannes todesfreudiger Muth machte diese stutzen. Da stand er mit aufgeris senem Gewände, verächtlich und kühn zu gleich sie anblickend und laut rufend: Nun, warum schießt ihr nicht? —Was lähmte ihre Arme? was trübte ihre Au gen ? Dennoch blitzte jäher Zorn in Etli chen auf, man hörte die Hähne ihrer Büchsen knacken, lautlos blieb das Volk, sie schlugen an, da, mit dem Rufe: Gro ßer Gott!—haltet ein!—nicht schießen, nicht! stürzte ein Bauernmädchen aus dem Haufen und vor dem Verurtheilten nieder, die gefalteten Hände den Schü tzen entgegenstreckend. Was ist's? —Zurück!—WaS willst du? schrieen diese durcheinander und um ringten die Beiden. Die Dirne aber bat mit aller Macht der rührendsten Stimme: „O thut ibm nichts?— Laßt ihn leben! "Lvillig z„ loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den 2«. Februar, I8S«. Um Gotteswillen schenkt ihm Pardon! — Was geht dich der bayerische Herrenteu- fel an ? fragte einer dazwischen. —Mich? —Alles, alles! Wir haben uns gern ich bin sein Schatz —er will mich Heira then ! O du unsere liebe Frau von der Waldrast, hilf mir ihn retten. Ich ster be sonst mit ihm! Des geängstigtsn Mädchens Bekennt niß befremdete die Männer nicht; sie hatten oft genug das Liedlein gehört o der gesungen, das damals im Volke um-- ging: Die Bayern und die Bauern Ean alleweil im Stritt, Die Madaln wo'll bayerisch sein Die Bub'n aber nit. Nicht ohne für die aufrichtige Treue und Anhänglichkeit des bildschönen Mäd chens etwas zu empfinden, betrachteten die Bauern das zitternde, flehende Wesen, das sich jetzt dem jungen Bayer an den Hals geworfen und mit ihrem Leibe den seinen decken zu wollen schien. Die arme Haut zittert wie Espenlaub, meinte Ei ner, ein Zweiter dagegen tobte: Wenn man die Bayern wollte leben lassen, die ein Tyroler Mädchen haben, kämen sie alle davon! Doch seine Rede wirkte eher erheiternd als erhitzend, Einzelne lachten, dazu antwortete die kecke Dirne: Wenn man dir deinen Schatz schlachten wollt, würd'st du wohl auch ein Wort drein re den ! Schämt Euch! Euer so viele über den Einen! und den braven Menschen ermorden, der keinem Huhn je ein Leid's gethan hat!— Macht Euch fort nach Sprugg und rauft Euch mit den Solda ten, wenn ihr etwas nutz seid! —Laßt meinem Schatz sein Leben, und laßt mir meinen Schatz. —Gott wird's Euch ver gelten ! Laßt mich nicht umsonst reden ! Noch eine Weile zögerten die Bctvern, dann riefen Viele: Recht hat sie—laßt ihn laufen! —'s ist nichts mit dem bluti gen Thuu und Wüthen! Andere lachten, Einige begehrten nach der Stadt zu zie hen ; plötzlich stoben Alle auseinander und zurück nach den Häusern. Die Wiese war leer; den geretteten Bayer zog das Mädchen mit sich fort nach einem Fußsteige hinter dem Orte. Der fragte jetzt: Mädchen, bist Du von dieser Welt ?—Du bist ein Engel! — Wer bist Du? Sprich! wie heißt Du? —Die Tyrolerin wies den Drängenden sanft von sich. Das gilt ja gleich, sagte sie, Gottlob daß ich die Gewaltthätigen bereden konnte.—Aber haltet Euch nicht auf! Geht dem Wege nach, Ihr kommt da zum Kerrersteg über die Till, hinüber nach den Ellenbögen, dort findet ihr sicher bayerische Soldaten; jedenfalls kennt tzuch Niemand und Ihr seid gut aufge hoben. Gott lohn Dir's! entgegnete der Gerettete, doch sag' mir wer du bist, ich bitte Dich! —Ein armesTyrolerMäd chen, lautete die Antwort, und mit schnel lem Laufe wandte sich die Jungfrau nach dem Dickicht zur Seite, in welchem sie schnell denßlicken des Bayers entschwand. Niemals sah dieser seinen Schutzengel wieder, erfuhr auch später nicht das Ge ringste von dem Mädchen, das er früher nie gesehen hatte- Das qeheimnißvolle Klopfen in Ro« chester, N. A —oder die Verbin dung mit der Geisterwelt. In der Neu-Yorker Tribune v.M. finden wir abermals einen langen Artikel über obige merkwürdige Erscheinung, de ren wir vor einiger Zeit schon Erwäh nung thaten. Die Sache ist höchst merk würdig in ihrer Art, sie mag nunßetrug, oder Wahrheit sein. Ist sie Betrug, was sehr wahrscheinlich ist, so beruht derselbe auf wissenschaftlichen Gründen und ist würdig untersucht zu werden. Der Re daktor der Tribune spricht sich hierüber folgendermaßen aus: Ob die Annahme einer geistigen Ein wirkung bei irgend eiyem geheimnißvollen nnd wunderbaren Ereignisse, wahr oder falsch sei, ist eine Frage von der größten Wichtigkeit für vernünftige Wesen; und obschon es selbst zugestanden werden mag, daß von solchen Geistergeschichten 999 Fälle auö einem Tausend, Betrug und Taschenspielereien sind, so ist es dennoch weise für vernünftige Wesen jeden neuen Anspruch, der darauf gemacht werden mag, zu untersuchen mit dem Vorsatz lei denschaftslos und- aufrichtig darüber zu urtheilen Wir stimmen mit dieser Ansicht voll kommen überein und sind überzeugt, daß durch eine solche Verfahrungsart dem Aberglauben unter der großen Masse des Volkes am leichtesten und sichersten ent« gegen gewirkt werden kann, während ein ohne weiteres Absprechen eine Opposition bildet, die zu leidenschaftlichen Diskussio nen Veranlassung gibt, und eine ruhige besonnene und aufrichtige Untersuchung unmöglich macht. Wir haben diese Woche weder Zeit noch Raum auf Einzelnheiten einzugehen, kön nen aber nicht umhin zu erwähnen, daß die Geister, welche sich durch jenes bekann ten Klopfen kund geben, unter Andern vorgeben die Geister bekannter, großer Männer zu sein, wie z. B. Schweden burg, Lorenzo Dow, John Wesley, Wm. E. Chaning, Galen, Rath, P. Rogers u. Andere. Die Belehrung, welche diese großen Geister von einem jenseitigen Zu stand geben, klingt in Etwas verdächtig und ist keineswegs geeignet großes Licht über diesen für Manchen so wichtigen Punkt zu verbreiten. Von dem Geiste Schwedenburgs, der in seiner körperlichen Form schon so viel über diesen Gegenstand gedacht und geschrieben hat, sollten wir Großes erwarten dürfen ; von ihm soll-! ten wir etwas hören, was wohl noch nie gehört wurde, und das sogleich unserm Verstände einleuchtend und begreiflich wäre. Außerdem zeigen die Geister eine große Vorliebe zu allerhand unschuldigen Ne ckereien und Belustigungen. So wurden z. B. ani Abend des 20. Oktobers die Kämme der anwesenden Damen durch un sichtbare Hände aus den Haaren gezogen, auf andere Köpfe gesteckt und endlich wie der zurück an ihren ersten Ort gebracht. Eine Dame wurde durch das geheimniß volle Klopfen ersucht ihre Haare aufzu lösen, worauf eine unsichtbare Hand die selbe theilte und einen künstlichen Zopf daraus flocht. Eine Guitarre wurde den Anwesenden aus den Händen genommen und gestimmt; alsdann bewegte sich das Instrument spielend über den Köpfen al ler anwesenden Personen frei in der Luft und im Zimmer umher, ohne daß man ei ne sichtbare Ursache wahrnehmen konnte, wodurch dieses wunderbare Schauspiel hätte erzeugt werden können.—Kurz die Thatsachen, welche im Beisein vieler Per sonen sich ereigneten und noch ereignen, sind wirklich höchst wunderbar, und im Falle sie das Werk einer irdischen Macht sind, gewiß würdig genau geprüft und untersucht zu werden. —Wir haben dieser Sache nun einmal unsere Aufmerksamkeit geschenkt und beabsichtigen ihren Verlauf genau, leidenschaftslos und aufrichtig zu beachten, weßhalb wir Nächstens darauf zurückkommen werden. Ohio Staatsbote. Der Schein trugt. Pachter Lukas war der angesehenste Mann in seinem Dorfe, das in der wein reichen Champagne liegt, wo der wilde, ungestüme Rebensaft herkommt, der den Pfropfen der Flasche mit gewaltigerMacht in die Höhe schnellt und einen Lärm ver führt als ginge eine Flinte los; dem arbeitenden Bauern kommt freilich selten solch' theurer Wein unter die Nase, er muß sich mit wohlfeilerm begnügen, wel cher ihm aber dennoch ganz behaglich mundet und ihn zum fleißigen Arbeiten frischen und guten Muth macht. Also, vom Pachter Lukas wollen wir erzählen. Der hielt das Seinige zu Rath, ohne zu knicken, und hatte zum Wahlspruch : Be te und arbeite. Per in dem Dorfe Rath Laufende Nummer 27. und Hilfe brauchte, der ging zuerst zun» Pachter Lukas, und nur den Faullenzer und Verschwender wies er von seiner Thü» re ab. Es war um die Zeit der Schreckensre gierung ; blutdürstige Menschen hatten die Gewalt in Händen und täglich wur den tausende von Unglücklichen auf die Guillotine geschleppt. Gott bewahre uns in Gnaden vor solchen Jammertagen!— Unter den unzähligen Opfern dieser bluti gen Epoche, befand sich auch der Guts» Herr des alten Lukas. Er hinterließ zwei unmündige Kinder, um die Niemand sich weiter bekümmerte, denn auch das Mit leid machte damals verdächtig. Sein großes Vermögen wurde einzogen, und Lukas kaufte um ein Spottgeld die Mei erei, welche er bis jetzt inne gehabt hatte. Dieser Vorfall gab der Reputation des guten Lukas einen argen Stoß. Sein Authsherr war ein gar rechtlicher Mann gewesen, und hatte seine Pächter immer mit Nachsicht und Güte behandelt. Auch war Lukas ein Mann in guten U»n ständen und kinderlos. Man konnte eS daher den Leuten nicht verargen, wenn sie die Köpfe zusammensteckten, ihn einen Heuchler schalten, die Mütze nicht mehr vor ihm abnahmen, und im Wirthshause, wohin Lukas bisweilen kam, die Stühle von ihm wegrückten. Am unzufrieden sten mit ihm war seine treue Hausfrau Martha. Bei jeder Gelegenheit warf sie ihm vor, daß ungerecht Gut an seinen Händen klebe—u. Gott dereinst dieThrä nen der Hülflosen Waisen, die jetzt im E lende umherirrten, ihm vorzählen werde. Lukas saß bei solchen Herzenserleichte rungen gewöhnlich stumm in seinem alten gepolsterten Lehnstuhl, und schüttelte nur manchmal den Kopf, oder blies den Rauch stärker aus der Pfeife, wenn die gute Frau in ihrem Eifer nicht zu Athem kom men konnte. Eines Abends fieng sie ihr gewöhnli» ches Lied an von den schwachen Menschen, die sich in den Schlingen des bösen Fein des fangen lassen.—Du bist ein braveö Weib, unterbrach sie Lukas, bist treu und fleißig und versäumst keinen Gottesdienst. Aber eines scheinst Du nicht zu wissen; Und was, wenn ich fragen darf? Daß man nicht Nach dem Scheine rich ten soll. —Doch der Abend isttzar zu lieb lich, warum wollen wir ihn mit bösen Worten verderben? Laß uns unter dir Bäume im Hofe gehen und der scheiden den Sonne nachblicken. Wie kann man zum Himmel schauen, wenn's Gewissen sich regt! Lukas drohte ihr, halb im Scherz, halb im Ernst, mir aufgehobenem Zeigesinger. Bist Du's, welche die Herzen und Nieren prüft? Dieß sagend ging er hinaus in's Frei?, und ergötzte sich in der milden Abendluft. Indem er so unter seinen Bäumen stand, und an mancherlei Vergangenes und Zu künftiges dachte, kamen zwei Kinder in den Hof, ein Mädchen von zehn und ein Knabe von acht Jahren. Sie gingen auf ihn zu und baten in der offenen Spr ache der Unschuld um ein Nachtlager. Woher kommt ihr, Kinder? fragte Lukas. Aus der Stadt, wo Niemand unS be« halten wollte, sagte das Mädchen. Habt ihr denn keine Eltern oder Ver wandte ? Ach, seufzte das Mägdlein, seit die bö sen Menschen unsern guten Vater umge bracht, will Niemand mehr mit uns ver wandt sein. Wir irren nun schon seit vierzehn Tagen von Dorf zu Dorf, und wissen nicht wo wir bleiben sollen. Der Knabe gab auf die Unterredung wenig Acht. Er sah nach dem Obst auf den Bäumen, und fing endlich an zu wei nen, indem er sagte: Mich hungert gar zu sehr! Lukas wurde in feinem innersten Her zen bewegt. Kinder, wie hieß euer Va ter? sSchluß folgte