Der Liberale ticobaclilcr Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. NekV i N g, Wenn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwe ll e, in der Süd 6reu Straße, zwischen der Franklin- und Chesnm - Straße. Jahrg. 11, ganze Num. SSI. Bedingungen : Der Nibernle ZSeobacKter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subseriptions. Preis ist Ein Thaler des ZahrS, welcher in halbjährlich.« Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Zahres nicht bezahlt, dem werden Hl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Eubseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfre'i eingesandt werden. Der Rubinenring. (Schluß.) Sonderbar! sagte Sorning nach eini gem Nochdenken, und doch wollte ich mein Leben verwetten, er ist unschuldig ! Hier müssen andere Dinge zum Grunde liegen. Darf man ihn sprechen? Euch, Gevatter, wird das wohl unver wehrt sein; man weiß ja, wie es mit Kork und eurer Tochter steht. Ei, ei, meine hübsche, liebe, geschickte Jungfer Pathe! daß sie sich auch von diesem Sa tanas mußte blenden lassen. Richtet nicht, so werdet Ihr auch nicht gerichtet! und somit Gott befohlen, Gc vattersmann! sagte Sorning, und ohne auf des Küsters Kopfschütteln zu achten, wandte er sich der Fronveste zu u. dräng te sich durch den zusammengelaufenen Volkshaufen in das innere des Gefäng nisses. Ohne Mühe erlangte er die Er laubniß Kork zu sprechen. Er fand ihn an den Fußblock geschlossen, hinbrütend in schrecklicher Verzweiflung, mit wild emporgesträubtem Haar und dem stieren Blicke des Wahnsinns. —Dem ehrlichen Vater brach das Herz! Er war der Ge liebte seines Kindes, und er wußte jetzt selbst erst, das er ihm theuer war. So muß ich Sie finden, Herr Kork? sprach er mit sanfter, wehmüthigerStim- > me, aber der Unglückliche blickte nicht auf, sah und hörte nicht. . Herr „Kork," begann Sorning auf's lNeue, werfen Sie doch nur einen Blick auf mich ; ich habe eine Tochter, Sie lieb ten sie einst; ich sah es nicht gern! jetzt, Sie sind unglücklich und der Gram um Sie wird mein Kind tödten,—ich komme von Flörchen! Kork zuckte zusammen bei diesem Na men, er stieß einen schmerzlichen Seufzer aus, endlich reichte er Sorning mit abge wandtem Gesicht die Hand und stammel te : Sagen Sie ihr, so wahr ein Gott über uns ist! —ich bin schuldlos! Gott sei gepriesen sprach Sorning aus der Tiefe seiner Brust, ich hoffte es, ob Sie gleich oft leichtsinnig, öfters, neh men Sie mir's nicht übel, ein Tagedieb waren ; wer kein Amt, keine Kunst treibt, der fällt weit eher in die Stricke des Ar- als derjenige, der das verächtlichste Geschäft treibt. Aber wie ist das zu be weisen, daß Sie schuldlos sind ? Was hat ten Sie denn, Gott verzeihe mir, bei der alten Excellenz unter der Erde zu thun, in die wir sie erst gebettet hatten? Wa rum ließen sie den Todten nicht ruhen, wie sich's gehört und gebührt? Antwort, junger Mann, es ist Flörchens Vater, der Dich fragt, und er fragt Dich vor der Allgegenwart Gottes, was wolltest Du bei dem Todten ? O mein Gött, stieß der Jüngling ü berwaltigt aus, es war mein Vater? Was hör ich? riefSorniug überrascht, ist's möglich? Es ist ! sagte Kork jetzt feierlich und gefaßt: Ihnen schwör ich s bei seinem u. meiner armen Mutter Schatten, ich bin der Sohn des vornehmen Mannes, der das schöne unerfahrene Mädchen aus nie derem Stande betrog, der mich abfand, ehe ich das Licht sah, der mir nichts hinter ließ als die Schmach der unehelichen Ge burt. Dieses Brandmark an der Stirn fand ich kein Amt, kein Gewerbe und nur das regellose, wüste, zwecklose Um hertreiben drückender Geschäftslosigkeit. Und dennoch, getränkt mit den Reuethrä nen meiner unglücklichen Mutter, wallte sein Blut in meinen Adern und es drang heiß zu meinem Herzen als er starb. Er hat mich nicht gekaut, nicht gesehen, nicht geliebt; aber da ich ihn vor GotteS Rich terstuhl wußte, und so unbetrauert, so un geliebt gestorben sah, da trat die Natur in ihre Rechte, ich wußte mich ihm zu na hen, der mich verstoßen hatte, ich mußte weoigstens einmal in meinem Leben seine Hand an meine Lippen drücken, war es auch nur seine Todtenhand. Deßwegen ließ ich mich in der Gruft verschließen, die ich ja von innen öffnen konnte; und als ich nun die erstarrten Züge und den Ring von Rubinen erblickte, von dem meine Mutter mir sagte, sie habe ihn an seinen Finger gesteckt und er bedeute ihr blutendes, gebrochenes Herz, da übersiel mich eine unnennbare Sehnsucht, von al len Gütern und Schätzen meines Vaters nichts mein zu nennen, als diesen Ring, und als ich ihn abnehmen wollte ward ich entdeckt. Seine Stimme brach und fast unver- > nehmlich schluchzte er noch heraus; Und nun bin ich auf immer entehrt ! Sorning fühlte sich namlos erschüttert; ein so kindliches Herz konnte unmöglich iu der Brust eines Verbrechers schlagen, und ihm war, als habe ihn eine höhere Macht zur Vertheidigung des bedauerns werthen Jünglings berufen. Er ergriff seine Hand, drückte sie mit Wärme und fragte: Kork, willst Du mir von nun an unbedingt vertrauen, und Dich nicht mehr, wie Du wohl in Deinem Wahn ge than hast, meiner schämen, weil ich ein Gewerbe treibe, das die Sinnlichkett nicht anspricht? Willst Du wirklich meinSohn werden ? Gott im Himmel! fuhr der Jüngling auf: Ob ich will ? O edler Mann, Sie sammeln feurige Kohlen auf mein Haupt, wenn Sie sich meiner annehmen, und meine Unschuld vertheidigen; Flörchen, daö fühl ich wohl, darf und kann ich nicht mehr begehren, da Ihnen der Makel mei ner Geburt bekannt ist, unk doch istFlör chen mein Himmel und meine Seligkeit! Vor allen Dingen fasse Muth mein Sohn, laß mich auf den Beweis Deiner Unschuld bedacht sein und unverzüglich zu Flörchen zurückkehren, der der Kummer über Dich sonst das Herz bricht! So le-! be wohl bis auf Wiedersehen. Sorning verließ ihn mit diesen Wor-' ten und eilte nach Hause, wo Herzeleid seiner wartete. Dienstfertige Geister, die oft, wenn sie etwas schlimmes zu berich-! ten haben mit Schnellpost eintreffen, hat>- ten Flörchen und ihrer Mutter nicht nur berichtet, was geschehen war, sondern auch dasSchwarze kohlenschwarz gemacht. Kork war wenigstens ein Straßen- und Kirchemäuber und nur allzugewiß lieferte er in Kurzem der Schaulust des Publi kums das anmuthige Spektakelstück einer öffentlichen Hinrichtung; dazu beklagte man das halb todte, ganz vernichtete Mä dchen mit fast schadenfrohem, wenigstens demüthigendem Mitleid, denn Mehrere hatten ihr früher die Liebe des schönen gebildeten Mannes beneidet, und das wa ren gerade die, welche ihn jetzt mit Hollen farben anstrichen. Endlich ward es der Mutter zu toll, sie bat die Nachbarinnen höflich, sich zu entfernen, und der Tochter Ruhe zu lassen ; als sie aber mit Flora allein war und die blühende Rose in eine weiße geknickte Lilie verwandelt wieder ohne Besinnung vor sich erblickte, da brach ihr das Herz, und die Hände fal tend betete sie: Herr, geh mit ihr nicht ins Gericht! vergieb dem jugendlichen Unverstand und Hochmuth, mit dem sie sich an ihrem Vater versündigte, indem sie seinen Stand verachtete! Ich weiß wohl, baß sie deßhalb jo hart büßen muß, aber sie ist doch sonst eine so guteTochter! Vergieb ihr mein Gott, wie wir ihr ver geben! Da kehrte ihr Mann zurück und er hört sah sie ihr Gebet; Flörchens Geist kehrte zurück in den Armen ihres Vaters, der ihr tausendmal, die bleichen Wangen küssend, wiederholte, daß Kork unschuldig sei und über seine Ankläger triumphiren werde, daß er sich seiner jetzt annehmen und ihn wie seinen Sohn betrachten wol le. Sanft strömten Flörchens Thränen und rissen von ihrem verwundeten Herzen den Todespfeil; aber daß es ihr Vater war, der ihr so das Leben wiedergab und der Schutzengel ihres Geliebten ward, den sie im Uebermuthe ihres Mädchenstolzes so hoch über diesen erhaben geglaubt hat te, das fuhr ihr wie ein Stachel in die "Ivillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den 12. Februar, ISA«. Wunde und reuig küßte sie die Hand ih res wackeren Vaters, als wäre er ein Fürst gewesen ; als er sich aber in seiner men schenfreundlichen Eile fortmachte, um für Kork zu wirken, da schenkte ihr die ver nünftige Mutter die Moralpredigt nicht, und erinnerte sie an das vierte Gebot und an dessen unausbleiblichen Fluch oder Se gen, bis die Thränen der Reue auch den letzten Rostfleck von deö Mädchens sonst schneereinem Antlitz vertilgt hatten. Sorning aber eilte zur Obrigkeit, die ihn als einen rechtschaffenen Mann kann te, und fand zu seiner großen Freude in Korks Vertheidigung schon vorgearbeitet. Sein Zeugniß und der Bericht, den er von Allem abstattete, was der Jüngling ihm eröffnet hatte, stimmte vollkommen mit dem überein, was der Geschäftsführer des verstorbenen Grafen Holm von der testa mentarischen Verfügung desselben zuGun sten des Zeichenmeisters Franz Kork be kannt gemacht hatte. In der Reue der letzten Stunden hatte dieser seinen Sohn als einen solchen anerkannt, ihm ein an ständiges Capital hinterlassen und aus drücklich den Rubinenring in Herzform ihm als einziges Andenken an seine Mut ter vermacht; da aber das Testament später eröffnet ward, hielt man sich an seinen oft früher ausgesprochenen Willen, den Ring ihm mit ins Grab zu geben. Jetzt ward es dem Sachwalter, den Sor ning annahm, leicht, den Gefangenen zu vertheidigen, und Kork kam mit der Ge fängnißstrafe, die seiner willkührlichen Handlung zuerkannt wurde, durch, und ward übrigens für schuldlos erkannt und berechtigt, den Namen Holm zu führen; auch mußte den Rubinenring her beischaffen und ihn ausliefern, den er für seine Braut, als das Liebste, was er be saß, bestinmte. Wer vermöchte den Augenblick zu be schreiben, als Vater Sorning den befrei ten, gerechtfertigten und in Dank zerflie ßenden Jüngling aus seiner Haft abholte und ihn zu seiner Tochter führte! als Franz vor seiner Geliebten niedersank u. demüthig bekannte, daß er ihrem Vater seine Ehre verdanke, als Sorning Flör chens Hand in die des Jünglings legte und seine Kinder segnend an sein Herz preßte, als die entzückte Mutter, Freude weinend, in die Worte ausbrach: Der Herr läßt uns nicht versucht werden über unser Vermögen, und sofern der Morgen ist vom Abend, läßt er unsere Missethat von uns sein. Wer gern auch unter ein niedriges Dach einkehrt, wahreMenschen freunde zu sehen, der weile hier und mi sche sich nach Gefallen die Farben eines so lieblichen Bildes! Bald darauf schrie abermals der Guck guck an der Wanduhr die sechste Stunde eines freundlichen Sommertags aus und diePunschbowlen,diesmal von den frisch er kauften Südlandsfrüchten gefüllt, dampf ten unter hohen Gebirgen von Mandel torren und Zuckerkuchen empor in aroma tischem Wohlgeruch, und statt der Blu men desStickrahmens blühten in wunder vollen Kränzen all und überall die Rosen und Lilien des Gartens. Der Fußboden war festlich mit lieblichen Blüthen be streut, hohe Oleander flüsterten an der Thür und statt einer Schaar muthwilli ger, oft lästiger Schülerinnen, trat her ein ein junges, vom Altar zurückkehren des Paar,—eine blühendere Flora, und ein herrlicher Jüngling. Ihnen folgten Hand in Hand die beiden Eltern, und ih re Kinder umfassend, sprachen sie aus vol lem Herzen : Der Herr segne Euren Ein gang, segne und behüte Euch! Amen. Auch eine Hoehzeit. Vor etlichen Tagen kam ein Liebespär chen von Rhode Island mit den Provi dence Karren nach Boston, um ganz in der Stille, ohne allen Rumor den Ehe knoten schlingen zu lassen. Nachdem sie sich in einem Hotel eine aparte Stube hatten anweisen lassen, rief der Bräuti gam, ein junger Mann von etwaS unge- j schlachtem, aber gutmüthigem Aeußern, den Wirth hinauf und redete ihn folgen dergestalt an: Landlord, sagte er, indem er mit dem Finger auf die erröthende Braut wies, des da ist meine Herzallerliebste und wir haben den weiten Weg purpos mit einan der gemacht um uns hier trauen zu las sen.—Nun wollt ich, ihr thät geschwind en Prediger bestellen und eme andere Fi xins zu weg machen, daß die Sach' bald zu Ende geht; ich geb nix drum, wie viels kost, wir sind in 'ner Hlvry; ihr ver steht doch—net? Der lächelte, versprach schnelle Besorgung des Verlangten und empfahl sich schmunzelnd. Ehe eine halbe Stun de verfloß machte der dienstfertige Mann wieder seine Aufwartung in der Stube des Brautpaars, in Gesellschaft eines li zensirten Predigers und etlichen schalkhaf ten Bekannten, die als Zeugen bei der TrauunF zugegen sein sollten. Ha des is es! lachte Jonathan, Nau, Mister Stickens, wendete er sich zum Pr ediger, macht eure Sache hübsch und or dentlich, never meind des Cäsh, da ist ge nug im Packetbuch. Der ehrwürdige Herr zögerte nicht lange und fing die Eermonien damit an, daß er ihnen sagte sie sollten einander die Hände reichen. Jonathan faßte dießraut herzhaft bei der Hand, stellte sich mit ihr in Positur und nickte vergnügt dem Pre diger zu fortzufahren. Ihr, Mister —fuhr dieser fort, verspre chet diese Frauensperson zu eurer recht mäßigen— Ja, ich will, platzte Jonathan heraus. Zu eurer rechtmäßigen und angetrau, ten ehelichen Gattin zu nehmen. Ja, Ja! Daß Ihr sie jederzeit als lieben, werthschätzen und ehren wollt. Ja! Und daß Ihr getreulich mit ihr leben wollt, bis der Tod euch scheidet. Tu bi schür, nix anders, sagte Jona than hier ganz ernsthaft und rückte da bei näher an seine Braut. Aber Wer hielt der Prediger, zur Verwunderung der Zeugen und dem nicht geringen Er staunen des Bräutigams, auf einmal mit der Ceremonie inne. Wo fehlts, Mister Stickens, habt ihr mich net verstanden ? Ich hab' Ja gesagt. Einen Augenblick Geduld, Freund, sagte der Prediger, dem eben jetzt beisiel, daß die Massachusetts Gesetze keine Trau ung gestatten ohne vorhergegangenes öf fentliche Aufgebot. Was zum Guckguck, Mister is letz! fragte Jonathan, macht fort —nehmt die Sarah jetzt vor, sie sagt auch Ja, verlaßt euch druf, —oder fehlt sonst eppes? Lieber Freund, mir ist eben beigefal lne, daß ihr nicht inMassachusetts getraut werden könnt. Net—ich möcht doch wissen wer's hin dern will; ich gleich die Sarah und sie gleicht mich, was brauchts mehr? Ihr seid nicht öffentlich aufgeboten worden, wies Gesetz verordnet. Oeffentlieh aufgeboten? Neh, bei Hu cky net? dann vor des sind wir purpos nach Bostonstadt kumme, daß es ganz heimlich und in der Still' geschehen soll. Wan's weiter nix ist, da macht nur for. In der That, Freund, ich kann— Never meind, Mister, Ihr müßt fort fahren —Ihr habt mich an die Sarah ge traut, aher sie net an mich; es wäre nur halbe Arbeit und 'ne Schand' jetzt zu stoppe! Ich will die Sache überlegen— Nix da, nix sollt Ihr überlegen, bis Ihr mir dieSarah angetraut habt! plau derte Jonathan heraus und war mit ei nem Sprunge an der Thür, die er ab schloß und den Schlüssel in die Tasche schob, zur großen Ergötzung der zugegnen Zeugen. Nau, Mister, fuhr er fort und faßte die verschüchterte Braut wieder bei der Hand, ich gleich kehn halbwegs Bißniß Laufende Rummer LS. mit meiner Sarah da, fortgemacht nau und macht uns Mann und Frau, oderJhr kommt heut net aus dere Stub'! Der Prdiger, welcher einsah, daß er übel oder wohl mir der Ceremonie fort fahren mußte, wendete sich nun an die Braut: Ihr, Madam, versprechet diesen Mann zu Eurem ehelichen Gemahl zu nehmen? Bei Hucky sie thuts! rief Jonathan fröhlich, während dießraut verschämt mit einem freundlichen Kopfnicken bejahte. Daß Ihr ihn lieb und werth halten und in allen Dingen gehorsam. Ha, des is es, just des Ding! plau derte Jonathan abermals heraus; die Braut bejahte mit freundlichem Kopf nicken. Und daß Ihr mit einander leben wollt in Freud und Leid, bis der Tod Euch schei det. Bei Hucky ja, das will sie! rief der entzückte Bräutigam wieder, während die Braut ein vernehmliches Ja lispelte. So erkläre ich Euch jetzt in Gegenwart dieser Zeugen als Mann und Frau, und was Gott zusamengefügt soll der Mensch nicht scheiden. Hurrah, des is es; rief der beglückte Bräutigam, vor Freude einen Luftsprung machend. Brav gemacht Mister Stickens ! waS kost es? wie viel wollt Ihr? da nehmts! indem er dem Prediger eine Note reichte, es ist ein V, —never meind den Wechsel. In der Freude seines Herzens schüttel te er jedem jetzt derb die Hand, schloß die Thüre wieder auf und beorderte denWirth ein Paar Flaschen seines besten Weins zu bringen. Bezahlte vergnügt seine Rech nung, bestellte eine Kutsche, um ihn und Sarah nach dem Depot zu bringen, und eine halbe Stunde darauf saß unser glück lichesPaar wieder in den Providence Kar reu, innig vergnügt ihrer Heimath zufah rend, wo sie ohne Zweifel wohlbehalten angekommen sein werden. Obiges Geschichtchen ist von einem der anwesenden Zeugen erzählt worden, muß also wohl wahr sein. Wie weit in älterer Zeit öfters der Lu xus getrieben wurde, glaubt man gar nicht. Einen Beweis davon giebt der so genannteEhrentisä), der nach großenKrie« gen öfters vom deutschen Orden in Preu ßen angeordnet wurde. Es wurden zwölf berühmte Ritter und Herren daran ge speist und beschenkt, aber kein Fürst wür de so ein Mahl ausrichten wollen. Am I. Sept. 1391 fand auf einer Insel des Niemen, unfern Kuwno, ein solcher statt. 18,000 Mann stark stand das Ordens heer aufmarschirt am östlichen Ufer und gegenüber das Hülfsheer. Ein pracht volles Zelt verbarg die Tafel. Ein eige nes Gericht entschied, wer an ihr Platz zu nehmen berechtigt sein sollte, und unter Andern ward auch der Markgraf Friedrich von Meißen desselben würdig gefunden, weil er immer dem Orden getreu und hold beigestanden habe. Endlich war das Ge richt beendet, und lüm 9 Uhr des Mor gens begann das Mahl, welches 5 Stun den dauerte. Alle Geräthschaften bestan den aus Gold und Silber. Dreißig Schüsseln wurden aufgetragen und bei je dem Gerichte erhielten die Gäste neue sil berne Teller und Löffel, bei jedem Trün ke, den sie thaten, goldene neue Becher, und Alles, was sie eimal berührt hatten, blieb ihr Eigenthum. Unermeßliche Su mmen mußte dieser Ehrentisch auf solche Weise kosten. Das Essen war das We nigste, das Geräthe das Meiste. Im Alkoran heißt es: DaS siebente Paradies Mahomeds prangt mit Apfel bäumen, die Kronen der Apfelbäume ver wandeln sich in so schöne und süße Mäd chen, daß ein einziges, wenn es in's Meer geworfen würde, das bittere Wasser in Zuckerwasser verwandeln könnte.