Der Liberale Äcobaclitcr Und Berks, Montgomery und Schuylkill Camtties allgemeiner Anzeiger. meaÄ i n 9, Penn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwe ll e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Chesnut - Straße. Jahrg. 11, ganze Nnm. S2B. SedittglMgen : Der Nlber.llc Ijcob.icllttr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Vettern gedruckt. Der >Lubscriptions - Preis ist Ein Thaler des Zahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des ZahreS nicht bezahlt, dem werden HI s<» angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monate wird kein Unterschreibe? angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. 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Beide jedoch, so wie alle übrigen Bäume, die sich je hervorgethan, müssen zurückstehen vor unsern drei Linden. Folgende Geschichte wird es rechtfertigen, daß wir ihnen einen so hohen Rang einräumen vor allen an dern ihres Geschlechtes. Gegen das Ende des sechszehntenJahr hunderts, unter der Regierung des Chur fürsten Johann Georg, lebten in der gu ten Stadt Berlin drei Brüder, Bruno, Michael und Gotthold, welche von ihren Mitbürgern die Unzertrennlichen genannt wurden, weil man fast niemals einen der selben allein sah. Sie standen sich nahe durch die Verwandschaft des Blutes, durch die geringe Verschiedenheit des Alters, und am meisten durch eine Aehnlichkeit, ja Gleichheit desCharakters, wie sie selbst unter Brüdern selten gefunden wird, und durch welche die brüderliche Zuneigung, zur innigsten Freundschaft heran wuchs.- Alle, die sie kannten, schätzten ihren per sönlichen Werth und bewunderten ihre nie gestörte Eintracht; ihre Mitbürger stell ten sie ihren Kindern als Muster der Ge schwisterlich auf. In stillem Glücke durchlebten sie so ihre Jünglingsjahre, als plötzlich ein unerwartetesEreigniß ein trat, daß ihre Entracht zu zerstören droh te und sie an den Rand des Verderbens führte Der Churfürst, der die Musik leiden schaftlich liebte, unterhielt sich auf seine Kosten eine treffliche Kapelle und halte einen weltberühmten italienischen Virtuo sen und Compositeur zur Leitung dersel ben in seine Dienste genommen. Dieser erwarb sich bald, theils durch seineKunst, theils durch seine feinen Manieren, die, weil sie fremd waren, noch mehr gefielen, die Gunst desChurfürsten in hohem Gra de, aber in noch höherem wurde seiner ein zigen Tochter gleich nach ihrer Ankunft die Bewunderung der Berliner zu Theil. Ihre überraschende Schönheit bezauberte Jung und Alt, wo sie sich nur zeigte. Sie war eine feurige Brünette von hoher Ge stalt, achtzehn Jahren und allen Reizen einer jüngst aufgeblühten Schönheit. Doch nicht allein die volle und schlanke Gestalt, die in jeder Bewegung die herrlichste An muth entfaltete, nicht der antike Schnitt ihres Gesichtes, nicht die Locken, derenßa benschwärze auf dem blendenden Weiß des Halses und Nackens noch kräftiger her vortrat, nicht der kleine Mund, dessen be zauberndes Lächeln zwei Reihen Perlen zwischen Rubinen zeigte, nicht die südli che Gluth ihrer dunkeln großen Augen— nicht dies alles allein gewann ihr die He rzen Aller, die sie sahen ; Schönheit allein erringt keinen so vollkommenen Triumph. Die Perle, welche aus diesen Engelszügen schaute, welche in den holden Tönen ihrer Silberstimme sprach— sie war es, die die sen Zauber bewirkte. Ein Heer von Be wunderem und Liebenden, Viele darunter mit den ehrenhaftesten, ernstesten Absich ten, folgten der schönen Fremden, aber sie fanden weder bei ihr noch bei dem vorsich tigen Vater Gehör. Der ehrgeizige Welsche begehrte Eige nschaften, Reichthum und Ansehen für den Gemahl seiner Tochter, wie sie Niemand unter ihren damaligen Freiern aufweisen konnte. Laura hatte gleichfalls ihre Grü nde, die zudringlichen Verehrer abzuweisen, aber diese »varen von denen des Vaters himmelweit verschieden Sie hatte näm lich gleich nach ihrer Ankunft in Berlin gewählt unter der blondgelockten, kräfti gen Schaar der Söhne Deutschlands, die, beiläufig gesagt, in ihren Augen vortheil haft abstachen gegen ihre Landsleute, und zwar war einer der unzertrennlichen Brü der der Glückliche, dem sie ihr Herz schenk te. Gotthold, der jüngste unter ihnen, ein Jüngling von einigen zwanzig Jah ren, hatte Laura'sßekanntschaft gemacht, als sie kaum einige Stunden in Berlin war. Der hochgewachsene Jüngling mit dem schönen blonden Haare und den treu en blauenAugeu gefiel dem feurigenMäd- chen ) während ihr erster Blick in Gott ! hold'sHerzen das Feuer einer unauslösch lichen Leidenschaft entzündete. Signor Rapposi wohnte nämlich bei Gotthold's ! Oheim und der Jüngling war gerade bei letzterem auf Besuch, als der Kapellmei ster mit seiner Tochter kam, um die Woh nung zu miethen. Nun besuchte er den Oheim weit gewissenhafter und pünktli cher als er es früher gethan, und fand oft Gelegenheit, Laura zu sehen und mit ihr zu sprechen. Als sie sich Beide das erste Mal ohne Zeugen sahen, schlössen sie den Bund der Liebe und ewigenTreue und be siegelten ihn mit leidenschaftlichen Küssen. Laura'sVater hatte die Neigung des jun gen Deutschen gegen seine Tochter'Hvohl bemerkt, aber er glaubte nicht, daß seine Tochter so rasch zu einemEntschlusse kom men würde, und legte daher den Besuchen Gotthold's keine Hindernisse entgegen, um so weniger, als er ihn allen übrigeu Freiern vorzog. Dieß bestärkte die Lie benden so sehr, daS Gotthold schon ent schlossen war, Rapposi Alles zu eröffnen und ihn um die Hand seiner Tochter zu bitten, als auf einmal ein unerwartetes Ereigniß alle diese Erwartungen und Pl äne zerstörte. Bruno, der älteste der drei Brüder, war durchaus nicht überrascht, als ihm Gotthold das Geheimniß seiner Liebe ge stand. Schon lange hatte er den Wech sel bemerkt, der in ihm vorgegangen war, und leicht die Ursache davon errathen. Er wünschte ihm von ganzem Herzen Glück; und statt der fremden Schönheit zu grol len, daß sie ihnen einen großen Theil der Liebe ihres Bruders geraubt, freuten sich Michael und er auf den Tag der Vermä hlung, wo sie die künftige Schwägerin mit einem Kuß auf die rosigen Lippen begrü ßen dürften. Sie sahen bereits im Geiste das glückliche Paar beneidet und ange staunt von ganz Berlin; aber es sollte anders kommen. Bruno war ein großer Freund der M usik und halte eS durch vieleUebung in sei ner Jugend so weit gebracht, daß er für einen Meister auf der Violine gelten ton te. Der Frust, der solche Talente schätz te und ihnen gerne Gelegenheit verschaff te, sich auszuzeichnen, hatte kaum davon gehört, als er ihn einlud, beim nächsten Concert, das seine Kapelle geben sollte, sei ne Kunst zu zeigen. Bruno wußte diese I Auszeichnung zu schätzen und nahm die Einladung willig an, und Gotthold hoff te, daß er durch die Auszeichnung seines Bruders dem Ziele seiner Wünsche noch näher kommen würde. Doch wie falsch beurtheilte der treuherzige Deutsche den neidischen, ehrgcizigenJtaliener! Er dach te, Bruno's Kunstfertigkeit würde den Meister anziehen und dießeiden zuFreuu den machen, daher faßte er den Entschluß, gleich nach dem Concert sich dem Vater zu entdecken und Laura's Hand von ihm zu fordern. Aber er vergaß daß der Eh rgeizige keinen Nebenbuhler dulden will, daß also Bruno's Auszeichnung eher eine Entzweiung als ein inneres Verhältniß herbeiführen werde. Das Concert hat begonnen. Zuerst ließ sich der Kapellmei ster auf der Violine hören und gewann lauten Beifall. Dann folgte Brnno; der große Meister blickte mit höhnischem Lächeln auf den deutschen Fiedler herab, und die Zuhörer bedauerten Bruno schon, daß er sich unmittelbar nach der vortreff- "Tvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den IN November, I8M» liäien Leistung des Italieners hören lassen sollte. Aber welches Erstaunen ergriff sie, als Bruno nach einem kurzenVorspie le sein Solo begann! In athemloser Stille horchten sie den süßen Melodien, die er in einem schmelzenden Adagio aus den Saiten zauberte, dann wieder den mil den Weisen, die wie Lieder der Verzweif lung klangen, oder dem hüpfenden Scher zo, daß die Thränen von den Augen lach te. Bruno war über dieß Alles um so mehr erfreut, weil er glaubte, jetzt bei Rapposi etwas zu gelten und ihn für die Pläne seines Bruders günstig stimmen zu können. Aber der Italiener war bleich geworden vor Wuth über den Triumph deS Deutschen; sein Ehrgeiz und Neid waren aufgestachelt und die Zuneigung, die er früher gegen Gotthold und seine Familie gezeigt hatte, verwandelte sich in den bittersten Haß; Bruno wurde von ihm verhöhnt, als er für seinen Bruder sprechen wollte, und von diesem Augenbli cke herrschte tödtliche Feindschaft zwischen beiden Familien. Nur die Liebe zwischen Gotthold undLaura bestand fort, der wil deste gegenseitige Haß ihrer Verwandten konnte sie nicht zerstören. Bald wurden alle diese Vorgänge in der Stadt Berlin bekannt. Jedermann bemitleidete die unglücklichen Liebenden, pries die Talente Bruno's und schmähte über den falschen Stolz und die Gehässi gkeit des Italieners. Die Liebenden hat ten indessen trotz der Feindschaft ihrer F amilien und trotz der strengen Wachsamkeit Rapposi's oft Gelegenheit gefunden, sich allein zu sehen und zu sprechen, als ein neuer unglücklicher Vorfall auch ihre He r zu trennen drohte. An einem schönen Frühlingsmorgen, im April des Jahres 1585, drängten sich > die Einwohner Berlins durch die Straße, j welche zur sogenanten langenßrücke führ te, um einem grausamen Schauspiele mit beizuwohnen. Ein Weib sollte nämlich ersäuft werden, weil sie ihr eigenes Kind ermordet hatte. Halb Berlin war auf den Beinen, um das barbarische, damals unterhaltende Schaustück nicht zu versau men. Auch Rapposie, dem eine solche Exekution etwas Neues war, fehlte nicht. DaS Gedränge war ungeheuer und der ! Zufall führte die drei Brüder und den verhaßten Italiener im dichtesten Haufen zusammen. Plötzlich, bevor noch die Ver urtheilte den Platz erreicht hatte, erscholl das wilde Geschrei : ~Mord Mord!" aus der gedrängten Masse, und der Kapel lmeister fiel mit den Worten: ~Ich bin erdolcht!" und mit seiner Rechten auf Bruno weisend, der dicht bei ihm stand, blutend zu Boden. Der Mörder hatte ihm sein Messer bis an den Griff in die Seite gestoßen u. er war todt, bevor noch ärztliche Hülfe kam. Der Verdacht koü te natürlich auf Niemand anders fallen, als auf Bruno und seine Brüder. Sie standen dem unglücklichen Opfer im Au genblick der fürchterlichen That am näch sten ; der allgemein bekannte Haß zwi schen ihnen und dem Ermordeten, die Ei fersucht zwischen den beiden Künstlern, die höhnischeZurückweisung des Heiraths antrages alles dieses zeugte gegen die Brüder—sie wurden daher verhaftet und ins Gefängniß gebracht. So sehr jedoch die Umstände gegen sie waren, so glaubte das Volk an ihre Unschuld, denn Niemand konnte einen derßrüder einer solchenThat für fähig halten ; doch da sonst nichts zu ihren Gunsten sprach, so blieb kein ande rer Ausweg übrig, als sie den Händen desGerichts zu überliefern, das ihre Schuld oder Unschuld beweisen sollte. Da der sterbende Musiker auf Bruno als auf seinen Mörder gezeigt hatte, so wurde dieser allein der That angeklagt und Gotthold und Michael wieder auf freien Fuß geseht. Als der Angeklagte verhört wurde, läug nete er hartnäckig jedeTheilnahme an dem Morde, den er auch in der That nicht ver übt hatte. Die Richter ermahnten ihn, seine Schuld zu bekennen, aber er blieb bei der eisten Erklärung, daß er weder den Mord selbst begangen, noch wisse, wer die That verübt habe. Alle Nachforschun gen, die man jetzt anstellte, um Aufklä rung über den lathselhaften Mord zu er halten, waren zu spät und darum frucht los, undßruno wurde auf den bloßen Ve rdacht hin zum Tode verurtheilt. Schon kam der Tag nahe, an welchem dies Ur theil vollzogen werden sollte, als die alte Bruderliebe in der Brust Goithold's und und Michaels mit ganzer Stärke erwach te. Michael sprach zuerst den Willen aus, den Binder zn retten, und wenn es ihn sein eigenes Leben koste! Gotthold vergaß seine Laura, wenn er seines Bru no und seiner unverschuldeten Leiden ge dachte, und auch er war bereit, Alles für seine Befreiung zu wagen. Von demsel ben Wunsche beseelt, verfielen Beide, oh ne sich gegenseitig zu berathen, auf das selbe Mittel, diesen Wunsch auszuführen. Welches Erstaunen ergriff die Richter, als wenige Tage vor der bereits bestimm ten Erekutiou Bruno's, Gotthold vor ih nen erschien, um sich selbst desMordes an zuklagen, dessen man Bruno beschuldigt hatte! Aber ihr Erstaunen war ohne Grenzen, als Michael, bevor noch das Be kenntniß Gotthold's zuProtokoll gebracht war, ihm folgte und sich gleichfalls selbst anklagte, er habe das Verbrechen began gen. Der Prozeß wurde auf diese Ge ständnisse gegen sie eingeleitet. Bruno horte mit Entsetzen von diesen Versuchen ihn zu retten, und da er wußte, daß sie beide eben so unschuldig seien, als er selbst, und sich nur aus Liebe zu ihm opfern wollten, so beschloß er, das Ver brechen welches er so lange und so mann haft gelä'ugnet hatte, auf sich zu nehmen und lieber selbst den Tod zu leiden, als seine Brüder sterben zu sehen. Die Sache wurde immer verwickelter, die Richter wußten nicht mehr wie der Knoten zn lösen sei. Der plötzliche Wech ! sel in Bruno's Aussagen, nachdem sich zwei Andere freiwillig desMordes anklag ten, dessen Thäter anfangs nicht ausge funden werden konnte, war ihnen alle ein Räthsel. Keiner wollte den Unschuldigen - bestrafen, und nur Einer konnte den Mord verübt haben. Das Verhör begann auf's ! Neue, doch ohue bessern Erfolg. Jeder derßrüder behauptete, er allein habe Rapposi ermordet ohne Mitwissen oder Mithülfe eines 'Andern, jeder erklärte die Aussage der beiden andern für eine Un ! Wahrheit. - Endlich wurde der Fall dem Churfür sten vorgelegt, der befahl, man solle die Entscheidung Gott überlassen, die Brü der müßten sich einemGottesurtheil unter werfen. Er ließ zu diesem Ende drei jun geLinden ausgraben, uud befahl, dießrü-. der sollten sie verkehrt im Heiligengeist- Kirchhofe in die Erde setzen, die Aeste und Zweige imßoden, dieWurzelu in der Luft. Gott werde, so hoffte der fromme Fürst, au diesen drei Bäumen die Unschuld der Brüder zu Tage bringen ; nur derjenige, dessen Baum nicht fortlebte und wüchse, sollte nach seinem eigenen Geständnisse zum Tode geführt werden. Dieses Urtheil wurde vom Volke mit dem größteußeifall aufgenommen; Alles lobte die Weisheit und Frömmigkeit des Churfürsten und ersehnte den Tag, an welchem die prüder freigelassen werden sollten. Der Tag, an welchem sie die Bäume pflanzten, so wie der entscheiden de Zeitraum, bis zu welchem diese grüuen sollten, wurde bestimmt und kam heran. Es war ein schöner, herrlicher Früh lingstag, Tausende füllten die Heiligen geist-Straße und standen an den Fenstern, um den feierlichen Zug vorübergehen zu lassen. Die Glocken der Marien - und Nikolaus-Kirche läuteten, als der Zug das alte Rathaus verließ und sich langsam ge gen den Kirchhof bewegte. Voraus zo gen die Marschälle, um der Prozession mit ihren Stäben Bahn zu brechen durch das dichte Gedränge, dann folgten die Chorknaben mit kirchlichen Gesängea. Laufende Rummer 12. Die zweite Abtheilung bildete die Geist lichkeit und der hohe Rath der Stadt, die ernst und feierlich paarweise einherschrit ten. Hierauf kam Lambert Distelmeyer, des Churfürsten weiser Kanzler und bei dieser Gelegenheit sein Stellvertreter, be hangen mit dem höchsten Ehrenzeichen, wie sie nur der Fürst selber trug, und um geben von einer zahlreichen Schaar Hof leute iii prachtvollen Gewändern. Die vierte Abtheilung endlich bestand aus 12 jungen Bürgern in schwarzen Kleidern, von denen je vier einen der Brüder gelei teten ; Himer ihnen gingen drei kleine Knaben, in weiß gekleidet, welche die drei junge Linden trugen. Eine Truppe Rei ter schloß den langen Zug. Als er den Kirchhof erreicht hatte, wurde Gott, der gerechte Richter, um. seine Entscheidung angefleht, und die Bäume von denßrü dern unter heiligen Gesängen gepflanzt. Die Freunde der drei Prüder besuchten nun täglich den Kirchhof, um das Wach sen der juugen Linden zu beobachten, und jeder Besuch vergrößerte ihe Freude, denn unter dem günstigen Einflüsse des herr lichsten Frühlingswt'tters hatten alle drei frische Knospen, noch lange vor dem En de des festgesetzten Termins. In einigen Wochen wurden die Brüder für unschul dig erklärt u. nun gestanden sie ein, daß nur Bruderliebe allein sie zur Selbstan klage vermocht habe. Der Fürst besuchte nun selbst die Bäume und sah mitStau nen, wie die Aeste in der Erde feste Wur zel geschlagen hatten, während sich die früheren Wurzeln in laubreiche Aeste ver wandelten ; nur hatten diese ihre ur sprüngliche Richtung beibehalten u. streck ten sich in die Breite, statt wie bei an dern Bäumen in die Höhe zu schießen. Jeden folgenden Sommer lieferten die Bäume einen neuen Beweis von der Unschuld der wackern Brüder, bis sie end lich im Laufe der Jahre den ganzen Kirc hhof überschatteten und ihr Ruf weit und breit das Land durchdrang. Der wirkliche Mörder Rapposi's wur de nie entdeckt. Bruno sprach sich oft aus, daß er glaube, der ehrsüchtige und neidische Welsche habe sich selbst erstochen und denVerdacht auf ihn gelenkt, um ihn zu verderben. Doch ein Beweis konnte niemals darüber gestellt werden. Laura, die unglückliche Tochter Rappo si's, welche ungeachtet aller ungünstigen Umstände, ihre Neigung nie aufgab, kou te ihren Geliebten jetzt ohne Vorwurf an s Herz drücken. Am Jahrestag der Pfla nzung der drei Linden vereinigte der Segen des Priesters Laura und Gotthold unter ihrem Schatten. Der Churfürst, welcher noch vor sei nem Tode die unverdienten Leiden und die aufopfernde Liebe der Brüder beloh nen wollte, erhob sie in den Adel unter ! dem Namen Bruno, Michael und Gott hold von der Linden. R. Germ. Dieser Tage ist in Paris der Invalide Jean Menard in einem Alter von 78Jah ren gestorben. Derselbe befand sich als Steuermann auf dem „Tonnant," denAd miral Dupetit-Thonars in der Schlacht von Ahoukir in die Luft sprengen ließ. Wie durch ein Wunder aus diesem Unfall gerettet, wollt er nicht mehr zuSee dienen, sondern ging unter die Landarmee und wurde als Adjutant Unteroffizier der Ga rde bei Austerlitz zum Krüppel geschossen, was ihn sein Leben lang in dem Glauben bestärkte, es sei besserzu Wasser als zuLand. Zcitungspreise in Kalifornien. Die Bedingungen unter welchen die ..Alto Ca lifornia'< herausgegeben wird, sind geeig net die Herausgeber auf dieser Seite der Nation staunenv zu machen. Genannte Zeitung erscheint wöchentlich für 12 Tha» ler des Jahrs nimmt Anzeigen von zehn Zeilen einmal auf für vier Thaler gesetz» liche Nachrichten zehnZeilen für sechs Tha» ler. und sür jede Einrückung drei Thaler. Selbst an diesen außerordentlichen Preisen ist über die Hälfte jener Zeitung mit Be kanntmachungen angefüllt. Wo das geschieht kann ein Drucker or« deutlich leben.