Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. Meaving, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Pulvell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnut - Straße. Jahrg. I«, ganze Nnn». «SS. Sedingungen: Der Kiberale Leobacktcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Luperial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Eubseriptions - Preis ist Ein Tl)a l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden KI 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unrerschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein» gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden. Seltener Muth eines Pachters Im Jahre trieb im Agramer Co- an der Grenze von Krain, beson >ers im Gebiete der Herrschaften Szeve in, Brod und VerhopSko, eine Räuber >ande, unter Anführung eines gewissen Zoh. Spitznagel auch Maje genannt, ihr Unwesen, und verübte die schrecklichsten Nordthaten und Räubereien, mit einer Kühnheit, wie sie kaum in den Zeiten des xaustrechts, vorgekommen sein mochte, tlle Anstrengungen von Seiten der Be »örden und Obrigkeiten, zur Ausrottung »ieser gefährlichen Räuber, blieben eine geraume Zeit ohne Erfolg. Auf den Kopf »es Anführers wurde ein Preis gesetzt, ind die Gerichte in der ganzen Gegend uf daS Strengste zur Wachsamkeit auf >efordert. Alle Bemühungen schienen ruchtlos zu sein.. Die verwegensten Räubereien, fanden, wie zuvor, fortwäh end statt. Endlich gelang es dem Grenz »ezirke Polland in Krain, seiner bei einem habhaft zu werden. Während r im Kerker saß, erhob er eines NachtS in jammervolles Geschrei. Der Gefan- kommt herbei; Spitznagel stellt ich ohnmächtig, seufzt, stöhnt und betheu rt mit gebrochener, schwacher Stimme, aß seine letzte Stunde gekommen sei. Er leht weinend um Mitleid und um die Be günstigung, sich beim warmen Ofen deS Sefangenwärterö nur ein Stündchen er wärmen, erholen und reuig sammeln zu iirfen, vor seinem gewissen, baldigen Hin itte in die Ewigkeit. Den Gefangen »ärter rührte diese Zerknirschung des Ver rechers, er fühlt Mitleiden mit seinem klende, und führte ihn, ohne demselben edoch die schweren Ketten abzulösen, aus em kalten düstern Kerker mit sich in's Limmer an den warmen Ofen. Spitzna el dankt mit erheuchelten Thränen, und ittet nach einiger Zeit um einen Trunk tischen Wassers. Der Gefangenwärter eht, um dieses zu holen, in die Küche. Diesen Augenblick benutzt der Verbrecher, rgreift eine im Zimmer befindliche Art, iellt sich hinter die Thür, und streckte da nk den Rückkehrenden todt zu Boden, cr eilt nun in den ersten Stock desselben dauseS, um den dort wohnenden Bezirks ichter zu ermorden, wird aber von einem Moßen, vor der Thür des Zimmers ste- Mrden Vorstehhunde bellend angefallen nd verscheucht. Er sucht jetzt das Freie u gewinnen, um von Neuem an der Spit e seiner Bande ein Schrecken der Gegend u werden. Spitznagel entkam früher Hon einigemal aus den Händen der Be ichte, theils durch eigne List und Verschla ercheit, theils durch Hülfe seiner anhäng chen Mitgenossen, und er benutzte dieses ftere Entkommen auch dadurch zu seinem Zortheile, daß er dem Landvolke den Lahn beibrachte, als ob er stich- und ku elfest sei, und seiner Gewalt Schloß und iiegel weichen müssen. Um das Letztere u beweisen hielt er oft auf offener Stra e einen Bauer an, gab ihm eine seiner )istolen in die Hand, ließ dieselbe in ge inger Entfernung auf sich losfeuern, und -ivarf ihm dann die wirkungslose Kugel ach Taschenspielerart lächelnd in daö Besicht. Solche Blendwerke eines Car suche würdig, wiederholte er unzähliche Kale und an verschiedenen Orten, so daß m Ende unter dem ungebildeten Volke, ie Meinung sich allgemein verbreitete, spitznagel sei mit einem Wesen aus der lntenvelt im Bunde, und aus diesem Grunde daher unverletzbar. Ein panischer Schrecken zog vor seinem Namen her, nd die meisten gingen ihm aus dem We e, statt ihn zu verfolgen. Das Land olk beherbergte, bewirthete ihn, und hielt S für lebensgefährlich ihn anzuzeigen, o er zu verrathen. Reichere Bewohner hlossen förmliche Conventionen mit ihm b, um nur Ruhe vor der gefürchteten sande zu haben. Er spielte seine Rol wie ein geborener Räuberhauptmann, r beraubte die wohlhabende, bessere Clas , beschenkte die Ariyen, welchen Nichts , nehmen war, strich unter allerlei Ver- Kleidung umher, hatte allenthalben eigene Spione, wohnte Hochzeiten, Taufschmau sereien und Volksunterhaltungen bei, und gab sich am Ende, wenn von ihm die Re de war, plötzlicli zum Schrecken aller An wesenden zu erkennen. Er war aus Krain gebürtig, lebte in seiner Jugend als Vieh hirte, dann als Viehhändler, endlich als Schleichhändler, ein Gewerbe, daö auf ge radem Wege zum Räuberhandwerk führt, in welchem er es in kurzer Zeit, zum Chef einer furchtbaren Zunft brachte. Neuerliche Aufforderungen von Seiten der Behörden und des Gerichts, aus dessen Gefängniß Spitznagel eben kürzlich ent sprungen war, an alle Obrigkeiten der Umgegend, um auf den vogelfrei erklärten Räuberhäuptling, ein wachsames Auge zu richten, gelangten auch an den Pächter der gräflich Orictischen Herrschaft Szeverin, Hrn. Joseph Fleischmann, einen ehemali chen k. k. Offizier, dessen Pachtgebiet Spitznagel in letzter Zeit gleichsam zum Centralpunkte seiner ver brecherischen Ope rationen gewählt zu haben schien. Eines TageS waren bei Fleischmann, mehrere EommitatSbeamte als Gäste ver sammelt, und unter Andern, wurde auch der gefürchtete Räuberchef ein Gegen stand deS Gesprächs. Mehrere dieser Herren wünschten nichts so sehr, als mit dem Räuber irgendwo zusammenzutreffen, um ihn zermalmen zu können, und priesen ihren Wirth glücklich, weil Spitznagel mit seiner Bande, eben jetzt in dessen Pachtge biete verweile, und er dadurch Gelegen heit erhalte, seine Bravour bei dessen Verfolgung auszuüben. Als Gatte und Vater einer zahlreichen Familie, sprach der Pachter, will ich den Räuber eben nicht herausfordern oder aufsuchen, aber sollte er es wagen, Hand anzulegen an dem mir anvertrauten Gute, oder sollte ich zufäl lig mir ihm an einem Orte zusammentref fen, so würde ich den Unhold wohl aus dem Wege zu ränmen suchen. Die aufwartende Dienerschaft mochte diese Rede gehört haben. Einige Tage darauf kam der Pottaschen-Meister der Herrschaft, aus dem Gebirge zu Hrn. Fleischmann, und berichtete, er sei eigens von Spitznagel abgesendet, um zu erklä ren, daß er vernommen habe, wie der Pach ter unlängst bei der Tafel den Entschluß ausgesprochen, ihn aus dem Wege zu räumen, er möge daher auf seiner Hut sein, längstens binnen 14 Tagen, sollte seine letzte Stunde geschlagen haben ; dies habe Spitznagel bei dem Mond und den Sternen geschworen, und dieser Schwur wäre ihm unverbrechlich. Als Antwort auf diese seltsame, aber keineswegs erfreuliche Botschaft, ließ Hr. Fleischmann dem Räuberhauptmann er widern, derselbe möge von dieser Stunde an, für seine eigene Person auf der Hut sein, und wenn er zu erscheinen wage, wür de er in jeder Hinsicht, wie sich's gebührt, empfangen werden. Dem Boten selbst wurde die strengste Geheimhaltung dieser Sache aufgetragen. Jetzt wurden im herrschaftlichen Schlos se, welches der Pachter bewohnte, alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, um vor ei nem nächtlichen Ueberfalle, von Seiten der Bande gesichert zu sein. UebrigenS aber ritt Hr. Fleischmann wie gewöhnlich in seinem Pachtgebiete, jedoch mit der größten Vorsicht, umher, um sowohl sei ne Geschäfte zu besorgen, als auch seinen Dienstleuten nachzusehen. DaS Ende der gefürchteten 14 Tage nahete, ohne daß sich etwas Widerwärtiges ereignet hätte. Der 15. October 1823 war erschienen, der letzte Termin, welcher vom Räuber hauptmanne, bestimmt wurde. Dieser Tag sollte, wenn die furchtbare Drohung in Erfüllung ginge, auch den Tod deS Pachters herbeiführen. Dieser Tag soll te aber auch zugleich ein feierlicher sein, weil solcher mit dem Namenstage der ge liebten Gattin zusammentraf. Der zärt liche Gatte hatte nämlich nach alter Fa miliensitte, alle Anstalten, zur Feier die ses TageS getroffen, und zu diesem Behu- "IVillig zu loben und okne Furcht zu tadeln." Dienstag den 27. März, 181». fe viele Freunde und Bekannte eingeladen. Es hatte den Anschein, als ob gar kein Spitznagel in der Welt, und der Pachter stich- und schußfest wäre. Weder die Ga ttin noch sonst Jemand im Hause ahnte etwas von der drohenden Gefahr, ißwel cher daö Familien Haupt seit It Tagen schwebte. Die Mittagstafel begann und die Gäste wurden immer aufgemunterter und fröhlicher. Der Festgeber vergaß in seiner heiteren Stimmung auch beinah die ganze Drohung und den 14. Tag. Plötz lich wurde er von einem Diener herausge rufen, und erhielt hier die Nachricht, daß Spitznagel eben auf der nächsten Dresch tenne gewesen, und sehr angelegentlich um den Pachtherrn und um die Zahl der Gäste gefragt, dann aber unter furchtba ren Drohungen, daß er heute wiederkeh ren würde, um Allen den Hals umzudre hen, sich wieder schnell entfernt habe. Fleischmann gebot dem Diener über die sen Vorfall Stillschweigen, traf schnell einige Vorsichtsmaßregeln im Schlosse, und kehrte, mit dem größten Gleichmuthe im Gesichte, zu seinen Gästen zurück, die eben in warmer Begeisterung, einen Toast auf die Gesundheit der Hausfrau aus brachten. Da fiel ein Schuß. 'Alles er schrak, fragte, und der Name Spitzna gel, welcher unwillkürlich einem der Gäste entfuhr, brachte panischen Schrecken unter die fröhliche Gesellschaft. Spitznagel! rief wieder eine Stimme; und wieder donnerte einSchuß, und der Räuberhaupt mann stand vor Aller Augen, auf einer Anhöhe in der Nähe des Schlosses, auf fallend durch seinen rothen Mantel, und seine Mütze mit dem wehenden Federbu sche. Er feuerte noch einige Male seine Pistolen gegen das Schloß ab, machte mit der Hand eine drohende Bewegung und entfernte sich um hundert Schritt weiter, auf der nahen Luisenstraße, eine vorüber fahrende Kutsche, in welcher eine Haupt mannslvittwe, ohne Begleitung saß, an zuhalten, und dann die Dame und den Kutscher auszurauben. Dieser Vorfall konnte sehr deutlich von dem Speisesaale des Schlosses aus, beobachtet werden. Nun sah man den Räuber in dieselbe Kutsche steigen, und als Gesellschafter der angstgefolterten Frau, fortfahren. Die Gäste faßten wieder Muth, tranken Wein, und einige wollten sogar daS Blut der Raubgesellen fließen lassen. Als sich a ber bald darauf, die Gattin mir den Kin dern und den eingeladenen Frauen zurück gezogen, und Fleischmann seinen muthi gen Freunden den ganzen Zusammenhang erzählte, und seinen Entschluß bekannt ge macht hatte, den Häuptling noch heute in seinem Schlupfwinkel selbst aufzusuchen, da war unter den vielen Muthigen keiner, der sich anbieten wollte, daS muthige A bentheuer zu bestehen. Ehe eine halbe Stunde verging war das Schloß von Gä sten leer. Noch auS seinem Kriegöleben her über zeugt, daß man um sicher zu siegen, an greifen müsse, —ließ sich der wackere Pach ter nicht von seinem Vorsatze, trotz der Furchtsamkeit seiner Gäste abbringen, son dern gab dreien seiner Diener den Auf trag, sich sogleich zu einer Bärenjagd zu rüsten. Er selbst versah sich zu seiner vorhabenden Jagd auf Leben und Tod, mit den nöthigen Waffen; denn heute sollte seinem festen Entschlüsse gemäß, er, oder der Räuber erliegen. Als er im In nern deS Schlosses sowohl, als außerhalb desselben, alle Vorsichtsmaßregeln zur Vermeidung jedes Ueberfalls, und jeder Brandlegung getroffen hatte, trat er mit etwas schwerem Herzen vor seine Gattin, entdeckte ihr sein Vorhaben, und die un vermeidliche Nothwendigkeit der Ausfüh rung und beschwichtigte durch ermuthigen de Worte ihre Klagen, und empfahl sich Gott und ihrem Gebete. Einige Schrit te vom Schlosse, stieß ein Freund zu ihm, ein ehemaliger Kriegsgefährte, der ihm e ben einen Besuch machen wollte, und der sich mit Verguügen entschloß, den Strauß bestehen zu helfen. Fleischmann wußte durch Kundschafter, daß der Näuberhäuptling oft in einem, an der Louisenstraße gelegenen, einsamen Wirthshause, daS von Gebirgen und Wal dungen umgeben war, allein oder mit eini gen seiner Spießgesellen, einkehrte, und daselbst seine Trinkgelage zu halten pfleg te. Dorthin richtete er also seine Schrit te. In einiger Entfernung von dem Schlosse, wurde Halt gemacht, und nun den Dienern mitgetheilt, wer das eigentli che Ziel ihrer Jagd sei. Eine Schaar von Hausirern zog vorüber, welche so eben ausgeraubt worden. Von diesen erfuhr Fleischmann, daß Spitznagel gerade im Wirthshaus»? sich befinde. Die fünf Schützen rückten dem berüchtigten Orte, vorsichtig näher. Endlich konnte er durch die Fenster in's Gemach sehen. Man rief die Wirthin heraus. Diese erzählte Spitznagel sei erst vor fünf Minuten fort, habe hier mehrere Hausirer ausge raubt, und ihrem Manne beinahe den Hals abgeschnitten; er wäre überhaupt sehr ergrimmt gewesen, und seine Aeuße rungen gegen seine Begleiter gingen oft dahin, daß heute Nacht noch der Pachter von Szeverin sterben müsse. Die Wir thin wußte übrigens die Richtung nicht anzugeben, welche Spitznagel eingeschla gen hatte. Fleischmann wollte also un verichteter Sache nach seinem Schlosse zu rückkehren, um dort während eines gefähr lichen Besuches von Seiten des Räubers mit seinen Begleitern, bei der Hand zu sein. Nicht weit gegangen, gab ihnen ein Bursche, welcher Pferde hütete, und den sie befragten, die Auskunft, daß eben zwei Männer an ihm vorbei, und in daß näch ste, an der Luisenstraße gelegene Dorf (Lakovdoll) gegangen wären. Die Be schreibung in Bezug auf die Person des Einen, stimmte ganz mit Spitznagels An zug und Statur zusammen, und bald stand Fleischmann mit seinen Begleitern, am Eingang des Dorfes. Er ging jedoch ganz allein in dasselbe, um desto unbe merkter umherspähen zu können Alles im Dorfe lag bereits im tiefen Schlafe, nirgends war ein Licht zu bemerken. Endlich sah er aus dem ersten Stockwerke eines Schenkhauses, ein Licht flimmern. In diesem Augenblicke stand auch schon ei ner der zurückgebliebenen Diener an seiner Seite, während die andern einzeln, als Reserven nachfolgten. Leise schritten sie dem Hause näher, in welchem das Licht brannte, und als sie um eine Ecke dessel ben herumbogen, erblickten sie auf einer Steinbank sitzend einen stämmigen Kerl, welcher eine Waidtasche um die Schulter hängen hatte. Der Pachter faßte diesen schnell wie ein Blitz mit gewaltiger Faust bei der Kehle, indeß ihm der Jäger die Spitze seines Hirschfängers, drohend an das Genick setzte. Nach einigen Ausflüch ten bekannte er, daß sein Hauptmann im ersten Stocke des Hauses sei, um Wein zu holen. Jetzt.lös'te ihm Fleischmann die Waidtasche ab, drückte ihm wieder die Kehle zu, und schickte seinen Jäger ab, damit die übrigen Begleiter herbeikom men möchten. Diese erschienen in mög lichster Eile. Er hatte ihnen den Auf trag gegeben, den Spießgesellen Spitzna gelS zu fesseln, waS jedoch unvorsichtiger Weise nicht befolgt wurde, und großes Unglück hätte herbeiführen können. — Fleischmanns Entschluß war gefaßt, den Räuberhauptmann nicht erst zu erwarten, sondern ihn im Zimmer ohne Begleitung anzugreifen. Vergebens baten seine Die ner sammt dem Freunde, dieses Wagestück doch wenigstens nicht allein auszuführen. Der wackere Pachtherr blieb bei seinem Vorsatze, weil seiner Aeußerung nach, es ewig drückend für sein Gewissen wäre, wenn Jemand nur seinethalben unschuldi ger Weise Schaden erleiden, oder wohl gar das Leben verlieren sollte. Noch hielt l man ihn zurück, und gab ii,m den Rath, , den Hauptmann durch ein Geräusch an'S > Fenster zu locken, und ihn dann zu erschie- ! Ben. Aber dieser Vorschlag verletzte sein ! Laufende Nummer AI. Rechtlichkeitsgefühl, und er sagte, Meu chelmord sei selbst gegen den verworfen sten Räuder, ein Verrath an der Mensch heit. Er trat also in das Haus, dessen Thür nur angelehnt war. Eben als er die er ste Stufe zum obern Raum betreten woll te, öffnete sich daselbst ein Gemach, und heraus schritt ein altes Weib, eine Leuch te in der Hand tragend, und hinterdrein, mit dem halben Leibe hervorragend, der Näuberhäuptling, in der linken Hand ei nen Weinkrug, in der rechten, ein flim merndes türkisches Messer haltend, ein so genannter Stutzer, hing über seine rechte Schulter. „Mich laß vor, alte Hexen mutter!" schrie er gebieterisch, und die Alte bog sich an die Seite, um ihn vortre ten zu lassen. Nun war der Befürchtete in Fleischmanns Gewalt. So nahe der todten Kugel, war kaum jemals ein für vogelfrei erklärter Feind. Aber der Pach ter verschmähet? den Meuchelmord, und wollte seinen Gegner Aug in Aug besie gen. Er zog sich wieder in's Freie zu rück, und faßte Posto, einige Schritte vom Eingange, aus welchem in wenigen Se kunden, der Räuberhauptmann zum Vor schein kam : Da ! trink! rief er, die Ka meraden werden beim Pachter das Wort erstarb ihm auf der Lippe, als er seinen Genossen in fremden Händen er blickte. Ergieb Dich! donnerte Fleisch mann, und legte seine Doppelflinte an. Der Räuber ließ Krug und Messer fal len, und hatte mit einem Griffe die Pisto le schußfertig in der Hand. Der Mond beleuchtete silberhell diese erwartungsvolle Scene. Nun ließ sich in der Nähe ein Pfiff vernehmen, dem mehrere antworte ten. Ergieb Dich! schrie abermals der Pachter, welcher sich aber in demselben Augenblicke, von einer mächtigen Faust, rückwärts am Rockkragen gefaßt fühlte. Sein Anruf, der Anfall von Spitznagels Begleiter, welcher mit Gewalt den Hän den der Jäger entsprang, und das Kra chen der losgehenden Doppelflinte, daö AlleS war das Werk eines Moments. Der Räuberhauptmann, durch Fleisch manns beirrten Schuß nur gestreift, stürz te wüthend auf ihn los, erhielt aber die zweite Ladung und sank unter Flüchen zu Boden, da inzwischen sein Raubgeselle auch wieder von jwei Jägern bewältigt, und zu Boden gerissen wurde. Mit aller Gewalt strebte der Häuptling sich empor zu richten, und schrie wiederholt: Kommt und haut zu! Gewiß waren Helfer in der Nähe, aber Niemand erschien. Der Pachter riß ihm schnell den Stutzen vom Leibe, und schnitt ihm den breiten Gürtel ab, worin noch Pistolen und Messer zu sehen waren. Ein Aufseher, durch den Straßenlärm aufmerksam gemacht, eilte von der nahen Luisenstraße herbei, sprang wütheud auf den Räuber los, von dem er ein Paar Stunden vorher, ermordet zu werden in Gefahr war, und machte durch einen Kolbenschlag mit seiner Muskete sei nem Leben ein Ende. Der muthige Pachter hatte durch diese That, nicht nur sich und seine Familie auS drohender Lebensgefahr gerettet, sondern auch der ganzen Umgegend einen sehr wich tigen Dienst erwiesen. Obwohl indeß dem tapfern Fleischmann, nach gerichtli cher Erhebung des ganzen Vorganges, von Seiten der Behörden, und von dem großen Theile der Bevölkerung, die gebüh rende Anerkennung gespendet wurde, so gab es doch Manche, die an der That selbst nicht nur allerlei auszustellen, sondern auch zu entstellen hatten. Die lautesten Gegner waren gerade Diejenigen, welche aus Furcht vor Spitz nagels Besuch, fast Tag und Nacht bei verschlossenen Thüren zubrachten, und um keinen Preis es gewagt hätten, dem ge fürchtetenßäuber entgegenzugehen. So geschah es denn, daß während alle Bewoh ner der Umgegend freier athmeten und ruhiger schliefen, der wackere Pachter al lein, nicht nur in gerechter Furcht vor der Rache der Spießgesellen SpitznagelS le-