Der Liberale ücobaclitcr Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. Kca » l NS, Venu. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPn w c ll e, in der Süd 6ien Straße, zwischen der Franklin- und EdeSuui < Straße. Jahrg. I». ganze Rum. Bedingungen: —Der Kiberale llcob.iclrtcr erscheint jeden Dienstag auf einen, großen Luperial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Lubfcriptions - Preis ist Ein Thal er des Jahrs, welcher in halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden -II 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als V Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Auskündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubser>pt>ons«Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein» gerückt. Unterfchreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Verlendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden. Der Osterabend. Erzählung von Wilhelm Walther. sSchlub.) Eine Viertelstunde darauf lugten zwei litzende Augen durch's Gebüsch nach der Ztelle, wo er lag ; einen Augenblick spä-! r trat leise und vorsichtig ein alter Mann, on dessen grauen Haaren der Schweiß off, ihm gegenüber und betrachtete ihn ! >it dem Ausdrucke wilder Bosheit eine Traume Zeit laug. Ja, ganz «wie ich dachte, flüsterte er ichelnd; sogar das Zeichen an der Stirn chlt nicht, und ich begreife kaum die Blindheit des Grafen. Aber was ist denn as ?—tzr langte nach dem grünen Papier n Grase. Im nächsten Augenblicke verschwand ' an der andern Seite des Gebüsches.! Is war Wilden. Der Schläfer wandelte unterdeß garv Göhlich im Traumlande, und die Hoff- ung verkörperte sich in ihm, die so lan- ? in der Tiefe seiues Herzens gewaltet,! l den' berauschendsten Formen. Doch lötzlich erschütterte ihn ein furchtbarer 'on; sein Traum schwand, er schlug ie Augen auf, und tiefe Dämmerung mgab ihn. Voll Schrecken sprang er uf: ein schwarzes Gewitter hing über ?inem Haupte. Ein Blitz, der von ei em Punkte des Horizonts zum andern uhr und Alles mit einem bläulichen Lich ? überglänzte, zeigte ihm die Gegend— och wie ganz anders, als wenige Stun ?n früher im heitern Sonnenlichte )ie Blitze mehrten sich, der schmale und mge Kieferwald am Berge erschien ihm )ie ein schwarzes Kreuz auf einem Rie msarge, der Thurm wie ein düsteres Lesen, das einen Arm drohend zu den Lolken erhob; Alfred flüchtete sich vor em Sturme, und kam erst spät, durch äßt, im Schlosse an. Am nächsten Morgen wollte er endlich ur Erklärung kommen. Sein Herz beb e, dann faßte er Muth und ging festen Zchrittes nach dem Zimmer, wo der Schloß >err weilte. Als er im Begriff war, die shür zu öffnen, trat Peter auf ihn zu. seine Gnaden haben einen Besuch, sagte Veter, und bitten Sie erst später Ihre Kufwartung zu machen. U Er stutzte, denn nie vorher war ihm »r Zutritt untersagt worden, wenn auch Nesellschaft beim Schloßherrn war. Bei der Mittagstafel fehlte Julie und r hörte, sie sei unwohl. Es muß etwas vorgefallen sein, meinte )er Verwalter; denn unsere Gräfin be zegnete mir vor einer Stunde mit ver lveinten Augen. Wahrscheinlich ärgelte ie sich über den Baron, der gestern Nach nittag hier war, und mit ihr zankte, der Himmel weiß, worüber. Alfred sank in Nachdenken. Eine Stunde später ging er in das Cabinet des Grafen; dieser war auffallend bleich und wie ergriffen von tiefer Aufregung ; doch empfing er Alfred mit gewohnter Freund lichkeit. Daß Gewitter muß Sie gestern über rascht haben; sagte er lächelnd. Ja, Herr Graf; ich verirrte mich und war fryh, in einem Dorfe ein Unterkom men zu finden ; doch solche Vorfälle ma chen, wenn man jung und gesund ist, we nig Eindruck; es gibt andere, die meine Gedanken tiefer beschäftigen. Darf ich sie kennen? Allerdings, und um Ihnen die Wahr heit zu gestehen, halte ich es für meine Pflicht, sie Ihnen mitzutheilen. Der Graf nahm die Stellung eines aufmerksamZuhörenden ; Alfred setzte sich ihm gegenüber, und erzählte dann oft von seiner innern Bewegung unterbrochen, feine Geschichte, wie wir sie kennen, doch ohne einen Namen dabei zu nennen. Das ist eine seltsame Geschichte, bemerk te der Graf, ohne das geringste von Bestürzung. Ja, seltsam genug, fuhr Alfred mit tie fem Ernste fort. Doch hören Sie wei ter ! Alö ich fast neun Jahr alt war, wur- de ich nach Goslar, in die Wohnung eines vortrefflichen Priesters gebracht, der sich meiner, wie ein Vater annahm und mich studiren ließ. Margarethe war zwei Jah re vor meinem Abgange nach der Univer sität gestorben; auf ihrem Tvdesbette, entdeckte sie dem Geistlichen meine Her kunft, und dieser schrieb ihre Geständnisse auf, und versah das Dokument mit seiner Unterschrift und dem Pfarrsiegel. Er wünschte jedoch zur Beglaubigung dessel ben, daß Margarethe ihre Aussagen in Gegenwart eines Gerichtsbeamten wider holen möchte; allein sie starb noch vor der Zusammenkunft. Der Beamte erklärte gleichwohl die Rechtskraft dieser Schrift, da mein Pflegevater die Vorsicht gebraucht hatte, zwei Hausbewohner als Zeugen mit heranzuziehen. Nach dem Ende mei ner Studienzeit händigte mir der Geistli che die Schnft ein, und forderte mich zur Geltendmachung meiner Gerechtsame und Ansprüche auf. Und dieses thaten Sie ohne Zweifel, sagte der Graf mit einer gewissen Gut müthigkeit, wie Jemand der sich für die Schicksale eines Fremden intencssirt. Alfred staunte; doch nach einem Mo ment des Schweigens erhob er sich und trat mit zornfunkelnden Augen nnd glü hend roth vor seinen Oheim. Ich thu' es eben jetzt, mein Herr! rief er mit lauter Stimme, Sie sind mein O heim, aber auch der Räuber meines Eigen thums; Sie wollten mich Ihrer Habsucht aufopfern; aber der Himmel beschützte mich und in diesem Augenblicke fordere ich von Ihnen, was mir nach göttlichem und menschlichem Rechte gebührt die Hinterlassenschaft meiner Eltern! Der Graf erhob sich und schüttelte lä chelnd den Kopf. Haben Sie heute Morgen eine Flasche Wein getrunken, oder auch zwei, mein Herr? Das war zu viel für den jungen Mann. Oh, spotten Sie nur! Sehen Sie, fuhr er fort und riß ein Medaillon aus dem Busen, daS Bild meiner Mutter! Sie kannten Sie einst und werden Ihr Bild nicht verläugnen. Schmerz und Erbitterung preßten ihm Thränen aus und hinderten ihn für ei nen Augenblick, weiter zu sprechen. Und der Graf? Er blieb so ruhig und so kalt, als ob ihm alleS dieses nichts anginge; er lächelte; aber dann und wann blitzte et was Unheimliches wie verstohlen auS sei nen tief gesunkenen Augen. Ich weiß nicht, sagte er, was ich von Ihnen denken soll. Sie müssen an einer fixen Idee leiden, die Ihren sonst so kla reu Blick umdüstert. Sammeln Sie sich, lieber Freund! Verscheuchen Sie diese graulichen Phantasiebilder! Treten Sie in die Wirklichkeit zurück! Mit'einem Erstaunen, das schwer zu schildern, hörte Alfred auf diese Worte. Sie haben Recht, sagte er und trocknete seine Augen, ich muß in die Wirklichkeit zurückkehren. Das Dokument will ich Ihnen zeigen, und wenn Sie dann noch meine Rechte nicht anerkennen, so möge die Justiz entscheiden. Er öffnete seine Brieftasche, suchte nach einem Papier, aber fand es nicht; eben daS, woran er alle Hoffnungen knüpfte, war nicht da. Er ward bleich wie der Tod, zitterte und gerieth in unbeschreibli che Angst. Sehen Sic nun, daß ich Recht habe, erwiderte der Graf nickend. Sie leiden in der That an einer seltsamen Vorstel lung ; aber ich hoffe, der ParoxismuS wird bald vorüber sein. Triumphiren Sie nicht zu früh, mein Herr, sagte Alfred, wie aus einer Erstar rung auswachend. Das Papier finde ich zwar nicht, aber es kann nicht verschwun den sein! Jedenfalls sind Sie der Räu ber meines Eigenthums. So? nun dann habe ich Ihnen blos zu bemerken, daß ich Ihre Anwesenheit hier nicht länger dulde, obgleich mir ihre Verblendung in der Seele wehe thut. "IVillig zu loben und ol>ne Furcht zu tadeln." Dienstag den HS. Mär;, IBÄS. Suchen Sie Ihre Papiere, wenn Sie de ren überhaupt hatten, und dann thun Sie, was Ihnen gut dünkt. Doch erkenne ich Ihre Dienste, und werde Ihnen zahlen, wie es Ihrer seltenen Geschicklichkeit ge bührt. Er holte aus dem Schreibtische eine Nolle Goldstücke und wollte sie ihm in die Hand drücken ; doch Alfred schlug mit un beschreiblicher Erbitterung die Hand zu rück uud eilte aus dem Zimmer. In seinem Gemache suchte er Alles durch, um das Papier aufzufinden ; allein er fand es nicht. Laut weinend sank er auf's Sopha und es dauerte geraume Zeit, bevor er Herr seiner Gefühle werden konnte. Was sollte er jetzt thun ? Tau. send Vermuthungen drängten sich ihm auf doch wozu dienten sie ihm nun? Daß er fort müsse, stand fest bei ihm. Er beschloß eine Reise nach dem ehr würdigen Pfarrer, seinem Pflegvater, in der Hoffnung, bei ihm Mittel zur Verfol gung seines Rechtes aufzufinden. Rasch packte er seine Habseligkeiten zusammen. Doch Julie ? Sollte er ohne Abschied von ihr gehen? Er suchte sie auf; man sag te ihm, sie sei beim Grafen, und könne keinen Besuch von ihm annehmen. Das schmerzte ihn tief; aber er kannte ihre Gesinnung, und wußte wohl, was sie an einer Zusammenkunft mit ihm hindere. Darum schrieb er ihr vor seiner Entfer nung, und nannte ihr den Ort, wohin er gehen werde. Um die Abendstunde zog er fort und bestieg im nächsten Flecken den Postwa gen. An dem Orte, wo er eine heitere und glückliche Jugend verlebt, fand er seinen Wohlthäter auf dem Krankenlager; die' ser empfing ihn mit gewohnter Herzlich keit, aber mahnte ihn auch zugleich, wenig stens vor der Hand, den Angelegenheiten ihren Lauf zu lassen. Alfred erkannte !aus diesen Aeußerungen, die Abnahme der Geisteskräfte seines Pflegevaters, und sein Trübsinn mehrte sich. Bald war der jugendfrische und schöne Mann gleich einem Schatten; die Schwermuth nagte am Kern seines Lebens und nur mechanisch trieb er die Geschäfte seines Berufs, wo zu ihm hinreichende Gelegenheit geboten wurde. So verging ein Monat nach dem andern ; der Winter mit seinen trau rigen Farben machte ihn noch finsterer und verschlossener, und wahrscheinlich wür de er das frühe Opfer entschwundener Hoffnungen geworden sein, hätte nicht ein Brief, der im März des folgenden Jahres bei ihm eintraf, seinen Jdeeen wie Verhältnissen eine unerwartet neue Rich tung gegeben. Dieser Brief war von Julien. Am frühen Morgen des Tages, an dem jene Erklärung zwischen Oheim und Nef fen stattgefunden hatte, war Wilden mit triumphirender Miene in das Wohnzim mer des Schloßherrn getreten. Ich brin ge etwas recht Schönes, Herr Graf, sagte er, und nahm mit gewohnter Unverschämt heit Platz; aber es kostet Sie viel, viel Geld. Sie werden sich erinnern, daß ich noch eine Forderung zu machen habe, fuhr je ner fort. Und ich will sie befriedigen, entgegne te der Graf und sprang rasch in die Hö he, indem ich sie aus dem Hause weisen lasse. Bemühen Sie sich nicht; ich will unse re Angelegenheit schnell beendigen. Ich sagte Ihnen Ihr Neffe lebe noch ; aber ich dachte nicht, daß Sie ihn schon unter Ihrer Obhut hatten, denn eben Ihr Arzt, dieser interressante junge Mann, ist dieS Kleinod und heißt Alfred, Graf zu Leberg. Dies übersteigt meine Geduld! rief der Graf uno eilte nach dem Schellenzu ge. Nur langsam, lieber Herr, erwiderte Wilden lachend; nur noch einen Augen blick Gehör! Ich traf Herrn Alfred zu verschiedenen Malen, ohne, daß er mich sah, so unter Anderm bei einer Parthie im Gebirge, wo er höchst eifrig mit Ihrer Stieftochter sprach, dann aber lassen Sie die Klingel in Ruhe! —als er auf e ben dem Platze ein Bild zeichnete. Bei dieser Gelegenheit nun sah ich neben ihm ein Papier, ich nahm es, als er eingeschla fen war, und auf diesem Papier, das ein in bester Form vollzogenes Dokument ist, steht klar die Herkunft des jungen Mannes. Her damit! rief der Graf in der hef tigsten Aufregung. Erst den Preis! Geben Sie mir das Papier! Dazu ist gar keine Veranlassung, Herr Graf, sagte Wilden in einem Ernste, den er bisher nicht gezeigt hatte. Wollen Sie das Papier nicht erkaufen, so erhält es der junge Herr zurück, er wird auch Ge brauch davon zu machen wissen. Wie viel wollen Sie denn ? Diesmal nur fünfzig Louisd'or, sofern Sie mir versprechen, den Rückstand im nächsten Monat abzutragen; Sie sehen, ich setze viel auf's Spiel. Gut, sagte der Graf, holte ihm das Geld und empfing das Dokument. Er las es, dachte einen Augenblick nach, während sein Spießgesell lächelnd die Goldstücke zählte, und ließ dann das Pa pier im Kamiue in Flammen aufgehen. Darauf trat er rasch an den Schellc.izug, und klingelte. Ich danke dem Himmel, sagte er hohn lachend, daß wir quitt sind. Wie? Herr Graf? Nun ja, Sie können jetzt verschwinden, in der Ueberzeuguug, daß ich Ihrer ent behren kann. Der Bediente erschien. Führe er diesen Mann bis an die Haus thür, und sage er ihm dort, er möge sich wohl hüten wieder zu kommen. Der Quacksalber stand einen Augen blick verdutzt; dann aber warf er einen Blick voll tiefer Bosheit auf den Grafen, lächelte und entfernte sich mit den Worten: Herr Graf, wir sehen uns doch noch ein mal wieder! Als Wilden außerhalb des Parks war, blieb er stehen. Ein fürchterlicher Grimm brannte in ihm, und verzerrte sein Gesicht zu unbeschreiblicher Häßlichkeit. Lange sah er auf 6 Schloß, ballte seine Faust nach dem Theile, wo der Graf wohnte und brü tete über einem Racheplan ; dann ging er weiter. Nicht lange darauf besuchte er daS Haus, worin Marie gestorben und forschte bei deren Schwiegersohn mit einer peinlichen Genauigkeit, wie es schien, nach den Verhältnissen, in denen die Gestorbene zur gräflichen Familie gestanden. Seine Andeutungen verriethen einen gräßlichen Argwohn gegen Jemanden ; doch nannte er keinen. Die Leute hielten ihn biswei len für verrückt, besonders, wenn er nach düsterem Sinnen plötzlich aufsprang die Hand ballte und lachte. Sie fürchteten ihn und waren froh, wenn er ging. Der Graf genas, und konnte wieder seine Geschäfte verrichten. Die Jagd ge wann neuen Reiz für ihn, und da er sich kräftiger fühlte, als seit geraumer Zeit, so durchstreifte er vielfach die nahen For sten, oft in Gesellschaft des Barons, oft nur nur in Begleitung seines Jägers. Es war an einem kalten Wintertage, als er langsam durch ein Fichtengebüsch ging, das ziemlich weit vom Schlosse ent fernt lag. Seine Gedanken—die Falten auf der Stirn und der zusammengeknif fene Mund verriethen es—mochten eben so wenig heiter sein, wie der Tag mit dem Nebel und der Eiseskälte, und ihn so be schäftigen, daß er einen Mann nicht sah, der unweit von ihm an einem Baume stand und ihn unverwandt betrachtete. Als er näher kam, trat ihm Jener in den Weg; es war Wilden. Beim Anblicke dieses ManneS fuhr der Graf heftig auf, und noch mehr bei des sen leiser Anrede. Er winkte seinem Jä ger, der hinter ihm ging, sich zu entfer nen. DaS Gespräch dauerte lange Zeit, aber mit jeder Minute wurde der Graf bestürzter, und alö sie von einander gin- Laufende Nummer 2S. ' gen, reichte er Wilden die Hand und wank te dann wie ein Schwerbelasteter dem Schlosse zu. Was zwischen Ihnen vor gefallen, Niemand wußte es; der Jäger hatte bloß ein leises und eifrig fortgesetz tes Gespräch aus der Ferne wahrnehmen können, und dann gesehen, daß der Graf dem verrufenen Vagabunden die Hand gegeben! Aber seit diesem Augenblicke trat eine wunderbare Veränderung beim Grafen ein. Bald war er scheu und ängstlich, als ob ein fürchterlicher Gedanke ihn be schäftigte ; bald suchte er mit einem Eifer, der seltsam gegen seine frühere Zurückge zogenheit abstach, die Gesellschaft Juliens und unterhielt sich mit ihr so herzlich, daß sie darob erstaunte; doch das erstere Ge fühl, beherrschte bald jedes andere. Ei nes Tages rief er den Baron und Jnlie zu sich, und nachdem jener sein Ehrenwort gegeben, was auch immer er höre, ver schweigen zu wollen, überraschte er sie mit Enthüllungen, welche Beide furchtbar be wegten. Die Verhältnisse und den Rang des jungen Mannes, der sich als Arzt bei ihm eingeführt und den er später fortge schickt hatte, theilte er selbst freiwillig ih nen mit, und dann drückte er den Wunsch aus, Julie möge Alfred zur Rückkehr ein laden ; er selbst könne aus einer leicht be greiflichen Rücksicht nicht einen derartigen Schritt thun. Was mochte ihn den stolzen und ehr geizigen Mann, veranlaßt haben, sich zu einem Geständnisse zu erniedrigen, das al le früher gefaßten Pläne und alle geheg ten Hoffnungen, mit einem Schlage zernichtete? Was zwang ihn, sich so tief zu erniedrigen, daß, als Alfred nun an kam, er ihm wie ein bloßer Verwalter Rechnung ablegte, und dann das Schloß der Leberge auf immer verließ, um sich auf sein kleines Gut zu vergraben? Al fred war das Alles ein Räthsel, dem er umsonst nachgrübelte. Uebrigens hatte er ja auch so wenig Zeit zum Grübeln, denn Branden löste, als ob er irgend ei nen geheimen Grund habe, die Verbin dung mit dem Hause Leberg nicht mehr wünschenswerth zu finden, in aller Stille sein Verhältniß zu Julien. Ihre Hand war also wieder frei, wie es ihr Herz Branden gegenüber immer gewesen und das war es, was Alfreds Glück die Krone aufsetzte. Es war in den Nachmittagsstunden des Osterfestes, wie voriges Jahr, der eine recht bunte Menge auf der Hü gelebene versammelt, und der Ball schwirr te durch die Luft, obgleich nicht wie ein Jahr zuvor, die Sonne am blauen Him mel leuchtete; denn dichte Wolken ver hüllten sie. Aber trotz dieser Unfreund lichkeit der Witternng, trotz eines kalten Windes, der Ohren und Nasen roth färb te, schienen die Spielenden noch heiterer und lebensfroher, als im vergangenen Jahre. Der ehrenhafte Meister Braun, sah lustig unter dem gewaltigen, schief aufgesetzten „Dreimaster" hervor, und machte gar seltsame Schwenkungen mit dem Stocke; der Bierwirth um eine Jah resschichte dicker als zuvor, tummelte sich keuchend nach dem Zielpunkte und stieß ein schmetterndes Gelächter aus, wenn der Ball auf seinem Rücken knallte. Soll er denn heute wirklich kommen? fragte ein Ballschläger den Meisterßraun. Ganz gewiß, erwiderte dieser; als er vorgestern bei mir einkaufte, sagte er: Meister Braun, der Grüne muß noch ein mal den Ball schlagen!— Aber mir däucht, fuhr er fort und zeigte mit dem Stocke nach der Heerstraße, dort kommt ein Wa gen. Ja, ich sehe ihn, und richtig! es ist der Grüne mit seiner Liebsten. Hört, Jungen, entgegnete der alte Bür ger gar ernsthaft, laßt den Grünen weg, sagt vielmehr der Herr Graf mit feiner Gräsin Braut, und macht hübsch Eure Reverenz. Do kommen sie! Sie kamen ! Er im grünen Rocke wie ein Jahr zuvor, und sie, reich gekleidet,