Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schnylkill Canmies allgemeiner Anzeiger. MeÄ V i N Wenn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e ll e, in der Snd vren Srraße, zwischen der Franklin- und Cbesnur - L naße Jahrg. gan;e Num. Ott» USedingungen: Der B.iber.llc jjrolmcktcr erscheint jeden Dienstag auf einein großen Superial - Bogen mir schonen Vettern gedruckt. Der LubseriptionS - Preis ist Ein Thaler des laliro, welcher in halbjährlicher I Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, den, werden St 5U angerechnet. Für kürzere Zeit als 0 Monate wird fein llnrerschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur I dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubseriplions-Ternnns geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein» > gerückt, llnierschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnrerschreiber. Briefe und'dergl. müssen postf r e i eingesandt werden. Der Osterabend. Erzähl«»» von Wilhelm Walchcr. iForlstl.'U«.q.) Dann ohne Zweifel auch seine Geheim isse, entgegnete er rasch, hätte aber gern iescs Wort zurückgenommen, denn sie lickte ihn verwirrt, und mit einer seltsa len Unruhe an. Ein peinliches Schweigen folgte dieser urzen Unterhaltung. Dann und wann ichlete er einen verstohlenen Blick auf sie. shr ganzes Wesen verrieth einen hohen vrad von Resignation, auf ihren schon eformten Zügen, die eben jetzt von der Korgensonne mit einem rosigen Schim ier Übergossen wurden, ruHeren Milde lnd Sanftmuth, gepaart, wie ihm deuch e, mit einer innigen, religiösen Hingabe. ?ie würde ganz dem Bilde einer Heilt en geglichen haben, wäre nicht bisweilen in Strahl von Jugendmuth aus ihren laren Augen auf die Landschaft gefallen, ie durch einen halb zurückgezogenen Vor »ang schimmerte. Bei der Mittagstafel an der ein alter Hausverwalter neben Alfred saß, überließ sulie die Unterhaltung den beiden Mäu lern, die sie vergebens mit ins Gespräch u ziehen suchten; doch bald verschivand zulienS Theilnahmlosigkeit. Können Sie mir nicht sagen, gnädige Gräfin, fragte der Verwalter, um welche stunde der Graf zurückgekommen Kurz vor Mitternacht, Es ist in der That seltsam, fuhr der 'lte fort, daß mau den Herrn gestern A end von der Wohnung der alten Frau Uey reiten sah, und daß diese kurz vot ier gestorben ist. Ist sie todt? fragte Julie erschrocken. Ja, ja ; ihr Schwiegersohn, der Anton, ?ar heute Morgen bei mir und erzählte, r habe sie todt in ihrer Kammer gefun dn. Kurz vor dem Hause sei ihm der zu Pferde, mit einem Andern begeg >et, der gräulich geflucht habe. Wunder ich sei auch der Umstand, daß die TabackS >ose des Herrn auf einem Stuhle neben >em Bette gelegen. Er gab sie mir; der »rme Junge war so bekümmert, daß er aut aufweinte. Der Alte nahm die Dose aus seiner Tasche und überreichte sie Julien. Alfred wollte etwas fragen, aber ein Mick auf ihre todtbleichen Züge und ihr Erschrecken hinderte ihn daran. Vielleicht hatte der Herr von ihrer Krankheit gehört, meinte der Verwalter, wollte seine ehemalige Wärterin noch kinmal sehen. Das ist wahrscheinlich, sagte Julie, und sank in düsteres Nachsinnen. Räch Verlauf einiger Tage, war der Graf so weit hergestellt, daß er sein Bett verlassen und im Zimmer auf und abge hen konnte; diese Besserung hielt er für das Werk deS jungen Arztes. Nur ihm, sagte er zu Julien, verdanke ich mein Wiederaufleben, und ich hoffe, ihn hier zu fesseln. Zu fesseln ? fragte sie erstaunt. Nun ja; da er eine Praxis sucht, so mag er sie hier finden. Er kann bei unS wohnen, und ich werde ihm ein anstandi ües Honorar auswerfen. Findest du nicht daß er ein gebildeter, ich möchte sagen: anziehender Mensch ist? Sie hatte dies längst gefunden. Warum antwortest du nicht ? Ach dachte an etwas Anderes. Vielleicht an den Baron? fragte er, und lächelte/ aber auf eine Art, die sie er schreckte. Nein. Julie, begann er nach einer Pause, ihr habt euch von Jugend auf gekannt, ihr seid wie Bruder und Schwester, und so glaube ich, daß ihr ein gutes Paar wer det. Im nächsten Monate feiert ihr eu re Verlobung, und gegen den Herbst hei täryet ihr. Sie konnte ihre Thränen nicht zurück halten, und lehnte den Kopf an die Fen sterbank. Aulie, begann er, uttd drückte ihre Hand, daß sie zuckte, bedenke wohl, daß ich Jahre lang für dich gesammelt, ja auch gesündigt habe .... Um Gottes willen, Vater! Schweig, fuhr er fort und seine Augen funkelten; ich bin nicht der Mann, Julie, den man Trotz bietet. Der Baron ist im Kerne gut, und waS seine Jugendfeh ler betrifft, ich werde sie ihm vertreiben. Diese Heftigkeit Leberg's bildete einen seltsamen Kontrast, zu der ihm jetzt eigen gewordenen Ruhe, ja, Milde, wahr scheinlich eine Wirkung seiner Schwäche, die ihm die Krankheit zurückgelassen. Gleich darauf, als sie wieder allein waren, lächelte er freundlich, als sei nichts vorge fallen, drückte Julien an seine Brust und wischte die Thränen von ihren Wangen. Fast noch freundlicher, war er gegen Alfred, und folgte mit einer beinahe kin dischen Aengstlichkeit seinen Vorschriften. Wären sie nicht gekommen, ich moder te im Grabe, sagte er bisweilen und drück te ihm die Hand. Fordern Sie, waS Sie wünschen, und wenn ich'S Ihnen gewäh ren kann, so wird'S Ihnen auch zu Theil. Ich werde Ihren Wunsch nicht verges sen, erwiderte Alfred rasch, wie aus einem Traume aufgestört. Doch der Graf ver stand ihn nicht. Sie müssen, fuhr er nach einer Pause fort meine Person ganz unter ihre Leitung nehmen; ich folge Ihnen wie ein Kind. Und er folgte ibm wie ein Kind. Oft, wenn Alfred, düster nachsinnend, mit ihm auf- und abging, faßte er dessen Rechte und bat ihn beinahe flehentlich, dieS oder jeneö Geschenk anzunehmen. Er sorgte für die geringsten Bedürfnisse deö jungen Mannes und trieb ihn fast jeden Tag, sich eine Erholung oder ein Vergnügen zu machen; kein Vater hätte zärtlicher für den einzigen Sohn sorgen können. Dieses Verhältniß war seltsam, aber auch schrecklich ; Alfred fühlte es Oft glaub te er den Augenblick zur Eröffuung seines HerzenS gefunden zu haben; wenn er a ber dann auf daS abgezehrte und leidende Gesicht seines OheimS blickte, wenn er hörte, wie ihm dieser freundlich, ja, liebe voll zuredete, sich seiner anzunehmen, ihm wieder die Gesundheit zu verschaffen dann schrak er unwillkürlich vor dem Au genblicke zurück, der Alles zur grimmig sten Feindseligkeit gestalten konnte. Er ist noch nicht stark genug, eine sol che Mittheilung zu ertragen; aber bald ja, ich will noch einen Monat warten. Und vielleicht macht sich Alles viel besser, als ich denke; vielleicht löst sich diese Verwirrung noch in freundliche Harmo nie auf, vielleicht Ach! die Jugend, diese glückliche, in den rosigsten Hoffnungen sich wiegende Jugend—wie heiter und gerrost, blickt sie auf die düsteren, wild verschlungenen Pfa de des Lebens ! Mehrmals kam der Baron zum Besu che ; er that aber, als sähe er Alfred nicht, und dieser fühlte auch keinen Anlaß, mit dem eiteln, hochfahrenden Manne zu re den, der wohl deshalb so zurückhaltend war, weil er die Achtung sah, welche der Graf für Alfred an den Tag legte. Die Verlobung sollte jedoch erst nach der Rückkehr des Barons von einer Reise stattfinden, die er in Geschäften vorhatte. An einem Morgen im Juni, spach der Graf von einem wunderschönen Punkte mitten im Gebirge, der eine Aussicht sel tener Art gewähre. Sie müssen ihn besuchen, sagte er zu Alfred und dieser Tag ist ganz dazu ge eignet. Wo ist er? fragte Alfred. Ohne Führer können Sie ihn nicht finden, es ist wahr. Hast du vielleicht Lust, fuhr er fort und wendete sich an Julien, den Doktor zu begleiten? Diese Parthie würde dir wohlthun. Julie willigte ein, da es aber bis dahin beinahe anderthalb Stunde war, so be schloß man, zu fahren und den Wagen am Fuße des BergeS zurück zu lassen. Es war gegen zehn Uhr, als sie den "TVillig zu loben und ohne Lurchr zu radeln." Dienstag de« «. Mär;, Punkt erreichten. Ein unvergleichliches Panorama entfaltete sich vor ihnen. Nicht weit von dem Platze, auf dem sie standen und der zum Theile mir hohem Grase be wachsen war, stahl sich ein Ouell aus ei ner Seitenlücke und siel in ein Becken, von blühenden Storchschnabel umkränzt, und von hier aus in ein tiefer unten be findliches, daS von Heckenrosen umgeben war. Folgten ihre Blicke diesem Wassel strahle, so trafen sie in der Ebene auf ei ne schmale Wiese, mit Blumen wie übersä et, an deren Rande ein thurmartigeS Ge bäude lag, die Wohnung eines Waldhü ters ; dem Hügel gegenüber dehnte sich eine Bergkette auS; auf dem höchsten Punkte war eine Art Thurm von Holz, den man in der Gegend Telegraph nennt, obwohl er nie als solcher benutzt worden ist. Ein Kiefernwald zog wie ein dun kelgrüner Streif vom Fuße des Berges, bis zum Gipfel, zu beiden Seiten mit Laubholz begränzt; etwas weiter ragten zwei riesenarrige Felsbrüche auS einem Erlengebüsche hervor, während im Hin tergründe zur Linken eine dunkele Stein masse, in der Gestalt von drei Thürmen, neben einem Eichenwalde sich erhob. A ber der Anblick nach Süden hin, war un vergleichbar schöner. Eine weite in blau em Duft schwimmende Landschaft bis zu den fernen Gebirgen im Süden. Hier unten zwischen Kornfeldern und Obstbäu men ein Flecken, am Abhang eines Hü gels, auf dessen Gipfel das Schloß und Kloster Iburg ; zur Rechten eine Hügel kette, gerade, fast wie eine Schnur und theilweise mit Buchen überwachsen; zur andern Seite neben einem Bache, der eben jetzt wie ein Silberstreif glänzte, der Wald „am Freden'' und ganz im Osten der „Musenberg " mit seinem pyramiden sormigen Gipfel. Und alles dieses in den lieblichsten Falbenabstufungen und ge taucht in den Duft von jungem Laubund wohlriechende n Pflanz en. Auf der Platte, die Beiden diese Aus sicht gewährte, und die nur Wenigen be kannt war, vielleicht noch ist, wuchs da mals eine Blunie, kaum fußhoch, blaßroth und von einem überaus lieblichen Dufte. Ihre Blüthen hatten eine entfernte Aehnlichkeir mir denett deS Löwenmauls, waren viel kleiner und hingen ziemlich weit von einander an dem Stengel, der kerzengerade in die Hohe schoß. Merk würdig genug fand man diese Blume nur auf der genannten Platte, sonst nirgend in der ganzen Gegend ; sie konnte damals vielleicht kaum sechs Personen bekannt sein, und diese hatten unter sich die Ver einbarung getroffen, sorgfältig den Ort zu verschweigen, wo sie wuchs. Als Ju lie umhersal), fand sie drei oder vier dieser Wunderpflanzen in voller Blüthe; an den andern waren Knospen. Ihr Duft —es gab keine Blume in der Gegend, die einen auch nur ähnlichen hatte entzückte sie, und um ihn zu erhalten, wenigstens bis zum nächsten Tage, umwickelte sie die Stengel mit feuchtem Moose. Es war ein überaus freundlicher Tag. Sie, die schon lange sich einer unverhalte nen Wehmuth hingegeben hatte, sog jetzt mit vollen Zügen aus dem frohen Leben der Natur eine Nahrung, die ihr Gemüth hell und warm machte, wie die Sonne die ganze Landschaft. Sie stand auf einem Rasen, und ihre glänzenden Augen flogen von einem Bilde zum andern; zarteS Roth blühete auf ihren Wangen auf; ihre dunkeln Haare quollen aus dem Strohhute auf ihre Schulter und wurden von einem leichten Winde hin und herbe wegt, eine unbeschreibliche Anmuth über goß ihre zarten und weichen Formen; aus ihrem ganzen Wesen sprach etwas Hehres und doch MildeS, aber zugleich die volle Schönheit einer reinen und kind lich frommen Seele. Alfred betrachtete sie mit einer gewissen Wehmuth; doch ih re Lebhaftigkeit führte ihn schnell in'S heitere Reich, daS der Himmel vor ihnen entfaltet hatte. Sehen Sie dort jenen Hügel? sagte sie und zeigte auf einen kaum sichtbaren grünen Fleck am Rande des Horizonts. Hier wohnte zu Olim's Zeiten einSchmidt, Jedem unsichtbar; wer aber ein Pferd zu beschlagen hatte, band es an einer. Pfahl, pfiff dreimal, drehte sich um und konnte deutlich die Hammerschläge verneh men. Dann legte er ein Geldstück auf einen Stein, und erst nach einem Tone, fast wie Hahnjchrei lautend, durfte er das Pferd abholen. DaS ist dieselbe Geschichte, wie die von Wayland Schmidt in Kemlworth, entgeg nete Alfred. Aber eine weit ältere, sagte Julie. Wenn Sie einige Bauernhöfe Inder Um gegend besuchen, treffen Sie an den Heer den massive Eisenstangen mir sonderbar gestalteten Füßen, Brandruthen genannt, die zur Stütze der Feuerbrände dienen. Auf ihr Befragen nach dem Schöpfer die ser plumpen Dinge wird Jeder Ihnen ant worten : „Der Schmidt vom Hohn hat sie gemacht." Ein ergötzlicher Vorfall knüpft sich an jene Bäume, fuhr sie fort, und zeigte auf eine Baumgruppe ganz nahe der Heer straße. Es sind ihrer dreizehn ; sie wur den zur Erinnerung an dreizehn Kosaken dahingepflanzt, die am dreizehnten No vember 1813 hier ankamen. Alfred lachte über die Dreizehn. Der Ortsvorsteher oder Bürgermeister ging ihnen entgegen und begrüßte sie als die Befreier deS Vaterlandes in einer wohl durchdachten Rede. Hierüber gerieth ein Kosak in solche Begeisterung, daß er vom Pferde sprang, den Bürgermeister zärtlich an sein Herz drückte und in tiefster Rüh rung—ihm die Uhr auS der Tasche stahl. Ein zweiter, dem eine patriotische Thräne im Schnurrbart glänzte, zog ihm den Mantel ab, und erwärmte den Rücken des Bürgermeisters mit einigen Knutenhieben. „Es leben die Kosaken !" rief der Arme und zog in Hemdsärmeln mit ihnen durch das Dorf. Hat der Bürgermeister diese Bäume pflanzen lassen? fragte Alfred. Nein, ein lustiger Wirth kam auf den Einfall, wie eS heißt, und der Bürgermei ster war zu loyal gesinnt, als daß er Ein spruch gethan hätte. Aber warum sehen Sie mich so an? Ich bewundere Ihren Frohsinn. Das hätten Sie nicht sagen sollen, gegnete sie und schüttelte den Kopf. Doch Sie haben Recht, fuhr sie nach einer Pau se fort, lieber Doktor, ganz Recht. So lange ich kann, werde ich keine Mühe spa ren zur Verscheuchung jener dunkeln Wol ken, die am Himmel meines Lebens auf ziehen. Meine Mutter war auch so, bls der Kummer seine Herrschaft erlangte, und da erlag sie ihm bald. Was meinen Vater betraf —doch es wird Ihnen Lan geweile machen, wenn ich so fortfahre. O, gewiß nicht, sagte er und blickte ge rührt zu ihr hinauf; die Verhältnisse Ihrer Familie interessiren mich mehr, als Sie wissen können. Julie sah ihn erstaunt an; es schien, als ob ein Gedanke sie erschreckte. Nun, mein Vater, entgegnete sie nach einer Weile, war durch eine Krankheit, die ihn Jahre lang an das Bett fesselte, den äußeren Lebensverhältnissen gewisserma ßen entrückt worden und überließ sich from men Betrachtungen. Ich nahm oft Theil an ihnen, und sie gewähren mir noch jetzt manchen Trost. Ihr Stiefvater doch entschuldigen Sie meine Dreistigkeit. Als er dies sagte, trat Julie auf ihn zu und ergriff seine Hand, während zwei Thränen in ihren Augen glänzten. Hören Sie, Herr Doktor, ich will Ih nen ein Geständniß machen: es ist keiner unter meinen Bekannten, dem ich mein Herz eröffnen, keiner dem ich vertrauen kann. Alle werden durch Rücksichten ge leitet, die ich verabscheue, sowohl mein Stiefvater, als der Baron, und dieser viel ! leicht noch mehr, als alle Uebrigen. Ob wohl ich Sie kaum zwei Monate kenne, Laufeiide Nummer LS. so glaube ich in Ihnen doch etwas entdeckt zu haben, was meine Offenheit, ich möch te sagen: mein Vertrauen rechtfertigt. Gräsin Julie—mein ganzes Herz ge. hört Nein, nein, machen Sie sich keine Jl. lusionen, siel sie ihm lebhaft in die Rede. Ich kann an dem Bestehenden nichts än dern, und würde eS vielleicht nicht einmal thun, wenn lch's konnte. Aber Jeman den zu haben, der meine Gefühle nnd Ge sinnungen theilt, der eine aufrichtige und ganz uneigennützige Freundschaft für mich empfindet, der mir räth, wo ich Rath nö thig habe, der wenn es in seiner Macht o - der in seinen Verhältnissen liegt, mich trö stet und ermuntert das war lange Zeit ein sehnlicher Wunsch meines Herzens. — Wollen, oder können Sie dieses Vertrau en rechtfertigen? Ich will es, entgegnete er tief bewegt, und küßte ihre Hand. In der That fuhr Sie nach einer Wei le lächelnd fort, ich weiß doch nicht, ob eS recht war, Ihnen dies zuzumuthen ; Sie wären jedenfalls selbst ein sehr unerfah rener Freund. Ach, liebe Gräsin, selbst die Jugend kann bittere Erfahrungen gemacht haben, und die Schattenseiten des Lebens umdü stern oft früh genug unsere Tage. Julie antwortete nicht. Suchen wir jetzt jenen Punkt auf, er ist so hell und freundlich, sagte sie nach einer Pause, und zeigte auf einen mit hohen Eichen umge benen Rasenplatz, an dessen Ende ein al tes Gebäude lag. Man nennt es Freu denthal, bemerkte sie, und ich könnte Ih nen eine recht artige Geschichte davon er zählen ; doch ich will es nächstens bei ei nem Besuche des alten Hauses thun, wo zu es heute zu spät isi. Bald darauf fuhren sie nach dem Schlo sse zurück, in einer Stimmung, die ein wunderbares Gemisch von Hoffnung, de und Wehmuth war. Acht Tage später, als der Graf so weit hergestellt war, daß er siä) wieder beschäf tigen konnte, beschloß Alfred sich ihm zu entdecken. Von diesem Entschlüsse unru hig umhergetrieben, wollte er noch den Hügel besuchen, um für Julie einige jener beschriebenen Wunderblumen »u sammeln, die ohne Zweifel jetzt alle in der Blüthe stehen mußten. Es war ein heißer Tag. Alfred verirrte sich auf den krummen Ge birgspfaden und fand den Blumenhügel erst gegen Nachmittag. Kein Lüftchen bewegte sich, kein Vogelsang ertönte in den Gebüschen, und die Sonne brannte glühend auf den Rasen, während langsam gegen Westen, eine düstere Wolke nach der andern aufstieg.. Er sah im Schat ten der Gebüsche mehrere der schönen Blumen und sog ihren Duft ein ; doch bevor er sie pflückte, wollte er eine Skizze der Landschaft entwerfen und Julie da mit überraschen. Mit dem Rücken an einen Eichenstamm gelehnt, öffnete er sei ne Brieftasche, ein Geschenk des alten Pfarrers, der ihn wie ein Vater gepflegt und geliebt, um ein Papierblättchen zu suchen. Während des Loswickelns glitt ein in grünes Papier gebundenes Pack chen aus einem der Fächer der Briefrasche ins Gras neben ihm, ohne, daß er es be merkte.. Er begann zu zeichnen; die Erinnerung an Julien, wie sie vor acht Tagen eben hier gestanden und ihr Herz geöffnet hatte, erfüllte ihn mit süßer Schwermuth, fast unwillkürlich gab er dem kleinen Bilde den Ausdruck dessen, was die Brust ihm bewegte. Nachdem er eS vol lendet, schob er das Papier in die Brief tasche, schloß sie und steckte sie zu sich. Die Luft war schwül; er fühlte ein Be dürfniß nach Ruhe, legte sich neben de» Stamm der Eiche und schlief ein. folqr.) Saphir sagt: Im Weine liegt Wahr heit ; darum haben auch die Ritter des Mittelalters den Wein ganz allein getrun ken, damit durchaus keine Wahrheit unter das Volk komme-