Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, January 02, 1849, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Der Liberale Beobachter
Und Berks, Momgomery und Schnylkill Caunties altgemeiner Anzeiger.
M e Vin g, Wettn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pnwell e, in der Süd 6ren Straße, zwischen der Franklin- nnd Cbesnttt - Straße
Jahrg. Iv, ganze Nnm. ÄB7.
ISedinHungeii : Der A,llier«lle Lrvh-ielltrr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions - Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährlicher
I 'Lorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden VI 51) angerechnet Für kürzere Zeit als 6 Monate wird kein Unlerfchreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werten nur
> dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein«
I gerückt. Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiben Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden.
Der Morgen graut, der bricht an,
Es ist der Neujahrs-Morgen—
Da helfe, wer da helfen kann,
Zu lindern meine Sorgen.
Nachdem ich durch das ganze Jahr
Stets Eu'r getreuer Diener war,
Da soll ich, mich befallt ein Grauen,
Mit Wünschen heute Such erbauen.
Nach löblich, gut und alter Sitte,
Die lange schon gebrauchlich war,
Tret' ich daher in Eure Mitte
Und wünsche Glück zum neuen Jahr!
Des Lebens Lust und frohe Tage,
Dann wird das Leben nicht zur Plage,
Und dass in diesem neuen Jahre
Niemanden Leides wiederfahre.
Ans ferner Welt, ans allen Reichen
Trug ick im letzte» ganze» Jahr,
Enlk stets die neusten Nenigtciten
InS Hans, für eine» Thaler Baar.
Erzählte Euch ans allen
Von Freiheitskämpfen Fürsten-Thronen;
An welchen das ve>stoss»e Jahr
Viel reicher als die vor'gen war.
Völker-Kampf und Revolutionen,
Die man früher nie gekannt,
K.nnpft für Freiheit start für Thronen,
Dehnte sich von tand zn Land.
Frankreich, Dcutschiaud, Melschland, Polen,
Alle zeigcn's unverhohlen;
An der Tiber und am Rhein
Will sich's Volt der Freiheit fren'n.
Völker-Blut ist viel geflossen,
Dennoch blieb die Freiheit fern,
Viele Tapfre sind erschossen,
Dunkler ward der Freiheit Stern.
Viele, die es ehrlich meinend, fochten,
Und die Freiheit zn erringen hofften,
Sehn die Fürsten wiederum als Herr'n,
Beuge» sich vor ihnen, wohl »»cht gern;
Auch in unser» freie» Staate»
Säet Zwietracht manchmal ihre Saaten;
Doch hat's wcnig zu bedeuten
Weil sich nur Parteien streiten
Die nack Einem Ziele streben,
Wenn sie sich gleich andre Namen geben.
So ging'S auch im lttztvcrflossnen Jahr,
Wo der Kampf zwar kurz, doch hitzig war.
Die Awillinqsbriider.
Durch die lange Waterstreet in Ports
wuth erschallte eines Tages auf einmal
er Schreckensruf: „Ein toller Hund!
ln toller Hund!" und gleich als ob von
em steilen Rücken eines Gletschers eine
avine niederstürzen sollte, so wich alles,
?a6 Leben und Füße hatte, blitzschnell aus
er gefährdeten Bahn und suchte sich vor
em bedrohlichen Verderben zu wahren,
»n wenigen Augenblicken war die lange
Straße wie ausgekehrt, nur John Prise
wrth befand sich noch in derselben, der in
?ckem Muthe versäumt halte, eine Zu
ucht zu suchen und nun, wo er die todt
häumende Dogge schon fletschend gegen
ch herankommen sah, jede Hausthür ver
flossen fand. Man warf ihm wohl von
nem Fenster herab ein Seil zu und for
!tts ihn auf, sich emporziehen zu lassen,
tem er halte hiezu keine Zeit mehr, denn
r wüthende Hund bot ihm in demselben
des Herumträgers vom Liberalen Beobachter,
An feine Kunden, am lsten Januar,
I 8 4V.
Augenblick den Kampf an und biß ihn in
den Schenkel. Eben so schnell, als auf
den Blitz der Donner folgt, wenn sich die
unheilträchtige Wolke entladet, führte
John nach dem erhaltenen Biß den Todes
streich auf den Kopf des rasenden Thieres
und zerschmetterte ihm mit einem großen
Schlüssel, der seine einzige Waffe war,
die Hir.nschaale; allein mit dieser Blutra
che, wie er meinte, erkaufteer sich dennoch
nicht sein junges Leben, da er die Wunde,
obgleich sie nicht tief war, dennoch für
todtlich hielt. In der nächsten Minute
füllte sich die Straße wieder; hundert
Neugierige umgaben den zuckenden Hund
und den unglücklichen Jüngling, der noch
immer entsetzt und brütend, wie im stillen
Wahnsinn, vor sich hinstierte. Da war
Alles Rathgeber und Arzt, der Eine rieth
ihm zu seiner Rettung dies, der Andere
jenes, der Dritte zog sich wieder scheu zu
rück und fürchtete, der gebissene Mensch
"TVillig zu loben und ohne Furchr zu tadeln."
Dienstag den 2. Jannar, IBM.
Und des Volkes Urtheil ist gefallcn:
Dass dort >» des weissen Hanses Hallen
Wird, nm seine Thaten zn belohnen,
Bald ein alter tapfrer Krieger wohnen.
Und vier Jahre dort das Ruder führen,
Diese freien Staaten zn regieren.
liinmv'e Tage die sind nn» gezählt,
Denn der Ranh nnd Rüstig ist erwählt.
Wünschen soll ich heute Allen,
Jedem was ihm kann gefallen,
Wünschen, ja das kann ich gleich,
Aber wünschen macht mcbt reich
Denn, kam' es nur auf's Wünschen an,
Da wär' ich längst ein rcicher Mann.
Geld hält' ich, einen ganzen Haufen,
Könnt' Alles, was ich wollte, kauft».
Mag es i» diesem neuen Jahr
Besser werden, als es früher war;
Mögen Zank und Hader weichen,
Feinde sich die Hände reichen,
Möge jedrr Stand gedeihen
Und der Himmel Glück verleihen,
Und vor Allem, seinen Segen
A»f des Landmann's Mühen legen.
Mögen Städter, die da Handel treiben,
Nie Bankrokt nnd Schiffbruch leiden,
Aber Alle, die ein Handwerk lreihe»,
Sollen »icnials ohne Knuden bleiben.
Alte Männer, alte Frauen
Solle» noch den Tod »icbt schauen,
Und znm besten Nuß nnd Frommen
Alle Mädchen eine» Man» bekommen.
Möge Frieden bei uns wohnen,
Noth und Elend uns verschonen,
Krankheit fern von unserm Lande stich»
Und Gesundheit bei uns heimisch blüh»,
Möge allen Menschen hier auf Erden,
Diese Welt zum Paradiese werde»,
Und wen» sie ans di/sem teben gehen,
Dieses auch noch ferner fortbestehen.
Allen, die da in das Goldland reisen,
Mö>it sich das Glück recht günstig weisen,
Und ein J.der sollte sich bequemen,
Einen oder mehre Säcke mitzunehmen;
Denn ich habe kürzlich erst vernommen
Man kann'S Gold dort buschelweis bekomm,
Und so viel bis jetzt mir ist bekannt,
Nennt man eö das viel-giiobte Land.
Allen die nach Freiheit streben,
Mög' der Himmel dieses Kleinod geben,
Und in unsern jetzt schon freien Staaten
Nie die Freiheit in Verfall gerathen;
Freiheit sei für All' und Jedermann,
Glanbenefieiheic wie man's wünschen kann,
Redefreiheit und 'ne freie Presse,
Wo ist',.' Volk, daß sich nut nnscrm messe!
Unter unsern neue» Administrationen
Wird der Arbeit Mnhe sich belohnen.
Und ich darf es heut dreist prophezeihen
Jedes Handwerk wird nun reich gedeihen.
Alle die nach Fortgang streben,
Werden nun sieb bald erheben;
Wenn Handel nnd Gewerbe schnell gedeih'»,
Wird das Glück mir auch wohl günstig sein.
Nun wünsch ich dass im neuen Jahr
Jeder zahl' den ncker baar.
Alle die sich gegen diesen Wunsch vergehen
Wird man später aiifder schwarzen Liste sehen
Mögen auch die Drucker sieb bestreben
Und das Beste suchen zu erheben,
So wirds bald im neuen Jahr
Besser werden wic'6 im alte» war
Den arossen Herren die vom Volk erhoben,
Wünsche ich viel Licht von oben,
Damit sie mir Weisheit stets regieren
Nie durch Geld geblendet sich verirren.
Im Conaresse und der Assembly
Wohne Weisheit spät nnd frnh,
Und ihr Ziel und Streben soll nur sein
Uns von schweren Laxen zu befrein.
Nun, mein Raum ist bald gefüllt,
Hoffentlich auch Ener Wunsch gestillt;
Sollte dieses Rcimchc» Euch gefallen
Go erwart' ich stcher von Euch Allen
Dass Ihr mögt den Drucker nicht vergesse»,
Und ihm geben wa 6 ihm ziiacinessen,
Und ans letzte Ende stelle ich
Auch »och einen kleinen Wunsch für mich :
Lange schon war man es so gewohnt
Dass der, welcher wünschet, wird belohnt,
Und so hoff' ich, wohl nicht unbescheiden,
Dass Ihr zur Vermehrung meiner Freuden
Wollet heute mich mit etwas Baar beschenken
Jede Kleinigkeit ist gut, doch ohn' Bedenken
Nehme ick ancb einen Thaler Baar,
Und wünsche dafür Glück zum Neuen-Jahr.
mochte jetzt in Tollwuth ausbrechen und
mordend über ihn herfallen John Pri
seworth achtete nicht auf das Bunterlei
der heilsamen Rathschläge und eilte rasch
fort, um den Entschluß auszuführen, den
er selbst in seinem Geiste gefaßt und der
sich auf Erfahrungen gründete, die auch
ihn noch einige Hoffnung zur Rettung
nähren ließ. Er lief zu seinem Bruder
William, der in der nächsten Gasse als
Schlossergeselle arbeitete, stürzte keuchend
in die Schmiedewerkstätte, riß jenem mit
der Geberoe eines Wahnsinnigen ein glü
hendes Stück Eisen aus der Hand, das er
eben wit der Zange aus der Esse gezogen
hatte und brannte sich unter Wimmern u.
Zähneknirschen die Wunde am Schenkel
aus. William errieth nun, welch' ein Un
glück dem theuren Bruder begegnet war
und warf sich laut schluchzend in seineAr
me, denn sie liebten sich zärtlicher, als sich
gewöhnlich Brüder und Freunde lieben
und schienen nur Ein Herz und Eine See
le in zwei ganz ähnlichen Körpern zusein,
die einst neun Monate lang zugleich un
ter einem zärtlichen Mutterkerzen gelegen
hatten.
John Priseworth war Kammerdiener
bei der und war seines guten,
einträglichen Dienstes froh. Als er nach
Hause kam und seiner Gebieterin den Un
fall erzählte, der ihm in der Waterstreet
begegnet war, erblaßte diese vor Schrecken
und meinte, das Ausbrennen der Wunde
habe ihm das Gift nicht aus dem Blute
gebracht, in neun Stunden, neun Tagen,
neun Wochen und wenn nicht in dieser
Frist, gewiß in neun Monden—ober neun
Jahren breche auch in seinem Leibe die
Tollwuth aus, zum eigenen Verderben
und zum Untergange seiner nächsten Um
gebung. In Folge dieses Wahns entließ
sie ihn sofort seines Dienstes, gab ihm 3
Pfund St. Abfertigung und rieth ihm,
Laufende Nummer IN.
bei Zeiten sein Zeitliches zu bestellen und
für das Ewige bedacht zu sein. John
packle unmuthig seine Siebensachen, ver
ließ das Haus mit bitterem Schmerzgefühl
und ging zunächst zu seiner Muhme.
Diese brach, als er ihr sein Mißgeschick
erzählt Halle, in lautes Schluchzen aus
und bat ihn mit bebenden Lippen, er möch
te nicht bei ihr, sondern im Hospitale ein
Unterkommen suchen, denn die fürchterli
che Krankheit überfalle ihn sicherlich in ei
ner Frist, wie Lady O—t angegeben hat
te. Diese wiederholte Weissagung ver
wirrte das aufgeregte Gemüth des Jüng
lings vollends und stieß ihn gleichsam auf
eine Lebensbahn, vor der er bisher zurück
geschaudert hatte, und die er nur im Tau
mel, in erlahmender Sinnen- und Geistes
kraft betreten konnte. Er hielt die Wal
lungen seines heißen BluteS selbst schon
für ein Kochen und Gähren des Giftes,
das er durch jene Bißwunde eingesogen
und für untrügliche Vorboten einerKrank
heit, welche vielleicht die schrecklichste ist,
die den Menschen befallen kann, und weit
entfernt, einen verständigen und geschick
ten Arzt zu befragen, taumelte er aus dem
Hause der unklugen Muhme, von Angst
und Verzweiflung gegeißelt, in eineSchen
ke, um sich durch geistige Getränke noch
mehr zu betäuben und das Schreckliche sei
ner Lage mit dem Nebel der Trunkenheit
zu bedecken. Er begann zur Stunde mit
einer Leidenschaftlichkeit zu zechen, zu spie
len und zu schwelgen, als wenn ihn die ge
fürchtete Tollwuth schon wirklich in ihren
Krallen hätte, und wenn er ja einmal zu
einiger Nüchternheit zu kommen schien
und sein besseres Selbstgefühl sich regte,
so stürzte ihn die Gaunerbande, in deren
Hände ihn der böseste seiner Unsterne
führte, in die betäubenden Nebel seines
Sinm'nrausches zurück.
Sein Bruder William, der Liebe und
Muth genug gehabt hätte, den armen
John einem grimmigen Tiger, einer zer
malmenden Boa abzuringen, halte gewiß
auch Kraft und Geschick gehabt, ihn den
Schlingen listiger Gauner und den frechen
Töchtern der Nacht zu entreißen; allein
William suchte mehre Tage schon verge
bens nach dem geliebten Zwillingsfreunde
und ahnte nicht, daß er sich jetzt dahin ver
irrt, wo er sich sonst nie einzufinden pflegte
Der Gedanke, daß sich der Unglückliche
aus Kleinmuth ein Leid möchte angethan
haben, durchkreuzte sein Gehirn öfters wie
ein Schreckensgespenst; doch verscheuchte
er ihn imßmulhig wieder, weil ihn sein
liebendes Herz nicht zu fassen vermochte.
Eines Tages ward ihm wohl ein sicheres,
aber trauriges Anzeichen, daß John noch
unter den Lebenden sei, denn er wurde für
John gehalten und gefänglich eingezogen,
da es selbst den Bekannten oft schwer hielt,
die beiden Brüder von einander zu unter
scheiden. Williams Unschuld erwies sich
schon beim ersten Verhör, als er aus dem
selben entnehmen konnte, daß John, mit
dem er verwechselt worden, ein grobesVer--
brechen begangen und daseinverleibte Mi
tglied einer ruchlosen Räuberbande sei, er
bot er sich, für ihn die gesetzliche Strafe
zu erleiden, und als ihm diese großmüthi
ge Sühnung des Gesetzes nicht zugestan
den wurde, erzählte er den Richtern den
Unfall seines Bruders mit dem tollenHun
de und suchte darzuthun, er könne den gro
ben Diebstahl, desse er bezüchtigt wurde,
nur in Folge seiner Geistes- und Gemüths
zerrültungen begangen haben. Nach ei
nigen Tagen wurde John, in Folge der
ausgeschickten Steckbriefe, zu Dover, wo
er sich eben nach dem Festlande einschiffen
wollte, von den Bütteln ergriffen, in Fes
seln gelegt und nach Portsmouth zurück
geschleppt. Man bemächtigte sich in kur
zer Zeit, durch die Aussagen eines Reu
mülhigen geleitet, fast des ganzen Gelich -
ters der Gauner, von welchen zwei Häupt
linge dem Henkerbeil überliefert, die an.
dern Verbrecher aber nach Bocany-Bay
abgeurtheilt wurden. Unter der Zahl der
letzten war auch John, der jetzt bei dem
Gefühl seiner Schuld und seiner Schande