ZK eaÄi tt ü, Denn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pume ll e, in der Sud 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chcsnut - Straße. Jahrg. i», ganze Nnm. ÄB2. Vsedingungen:—Der B-iberale tkeobacllter erscheint jeden Dienstag auf einem großen Supcri.il - Bogen mir schönen Vettern gedruckt. Der Subscriptions - Preis ist Ein Tl)a l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher I Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden HI 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monate wird lein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur I dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein, I gerückt, llnre. Schreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe»-. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden. Die Rückkehr. Als im Jahre 1813 die große franzö sche Armee nach der Elbe sich hinzog, >urde in einem sächsischen Landstädtchen, n Chasseur-Regiment einquartirt. Des m noch jugendlicher Obrist, ein Franzose, leich siegreich im Felde, wie in den Sä en des kaiserlichen Adels, erhielt sein Lo is bei einem Kaufmanne, dem von meh eren Kindern, nur eine einzige Tochter brig geblieben war. Helene, so hieß sie, amalS l"7 Jahr alt, >var ein unschuldiges nd noch unerfahrenes Kind, aber daran ewöhnt, daß sich Alles ihrem Willen und )ren Wünschen fügte. Auf sie machte ie schöne Gestalt des Fremdlings, sein innehmendes galantes Betragen, den tief en Eindruck, und ihr selbst unbewußt, atte sich eine heftige Liebe des jugendli )en, noch unverdorbenen Herzens bemach >gt. Die Eltern sahen die Gefahr, sie >arnten und baten, doch vergebens. Der Oberst tändelte mit dem schonen Mad jen, machte sich auch kein Gewissen da aus, ihre sich unverholen äußernde Zu leigung zu mißbrauchen. Uebermüthig nd leichtsinnig, kam es ihm nicht in den sinn, daß er das Glück einer ganzen Fa ülie zerstören, und ein unschuldiges Mad )enherz, brechen würde. Erst als nach lner dreitägigen Rast, das Regiment sieder ausbrach, Helene laut weinend an einer Brust lag, und ihn unter heftigen schmerzen beschwor, sie nicht zu vergessen >nd zu ihr zurückzukehren, da wurde es l?m klar, daß es sich hier nicht um eine ge wöhnliche Liebelei handle, und er zu weit egangen sei. In einer Anwandelung on Reue, und gerührt durch den Anblick es in Liebe und Verzweiflung aufgelö ten Mädchens, versprach der Scheidende, lach beendigtem Feldzuge den Abschied zu iehmen und die Geliebte als seine Gattin n die Heimath zu führen. Gar bald a >er hatte der Leichtfertige sein gegebenes Wort vergessen, und gedachte des Mäd hens nur, um sich bei seinen Kameraden »es leicht errungenen Sieges zu rühmen. 86 folgten jetzt die ewig denklvürdigen Lage in Leipzigs Gefilden, und in wilder Anordnung, drängten Frankreichs Sohne lach dem Rhein zurück. Der Ort, an >em HelenenS Eltern wohnten, lag an ei ,er der Hauptstraßen, und daher wurde !s hier nicht leer von Flüchtlingen, und ?en sie verfolgenden Siegern. Ganze Stunden lang, stand Helena am Fenster hreS niedrigen HäuSchenS und wartete Nif den Geliebten, doch er kam nicht. So )atte sie eines Tages auch wieder bis in Sie späte Dämmerung geharrt, und end lich still vor sich hiiuveinend das Fenster oerlassen, als man an der Hausthür ein autes Klopfen vernahm. In fiebernder llngst und Eile öffnete Helene, und sah ?inen in einen Mantel gehüllten Mann oor sich stehen, in dem sie bei dem ersten öaut der Stimme, den heiß Ersehnten er nannte. Doch wer beschreibt den Schrek ?en des armen Mädchens, als sie jetzt beim Scheine der Lampe, den Geliebten betrachtete. Die schönen Locken desHaupt haares, waren versengt, das Gesicht ein gefallen, und vom Pulverdampf geschwärzt SaS einst glänzende Auge hohl und matt, und statt der Arme, die sie noch kurz zu vor liebend umfaßt, hingen nur zwei lee re, von Kugeln zerfetzte, und von Blut starrende Aermel herab. Eiligst wurde der Verwundete, in das verborgene Stüb chen des Hinterhauses gebracht und so glücklich dem Anblick der Verfolger ent zogen. Helene wich Tag und Nacht nicht von dem SchmerzenSlager, und erschöpfte sich in Beweisen liebender Sorgfalt; doch vergebens, ein hitziges Fieber zehrte die letzten Kräfte des schwer Verstümmelten auf, und schon nach acht Tagen, stand sie stieren Blickes vor der kalten Leiche. Die Verlassene weinte nicht mehr, dieser mit leidige Quell war längst versiegt, stumm, einem Schatten gleich, wandelte sie um her, und als der Winter mit seinem wei ßen Mantel, die weite Erde zudeckte, be wegte sich ein Trauerzug nach dem klei- Der Liberale Äcobacliter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger. nen Kirchhofe, wo der trostlose Vater, die geliebte einzige Tochter, neben dem Fremd linge, in die starre Erde senkte. So al so hat das Schicksal, nicht der eigne Wil le, des Mannes 2Vort erfüllt, und ein Stein deckt jetzt friedlich, den Sohn Frank reichs und Deutschlands Tochter. Ein seltsames Volk. Der LouiöviUe Examiner enthält eine Beschreibung eines seltsamen Volkes, die ~Mellingens" genannt, welches in der N ähe der Black Water Springs wohnhaft ist. Dieser Platz ist in einem kaum eine halbeMelle weitem Thale zwischen PoivilS Mountain und dem Popper Nidge belegen und ist fast unzugänglich. Etwa !«><) könnten den Eingang gegen eine Armee eines.TerxeS vertheidigen. Dieses Thal und die Spitzen und Abhänge der anlie genden Berge ist von diesen sogenannten Mellingens bewohnt. Die legende ihrer Geschichte, welche sie sorgfältig erhalten, ist folgende : Vor ei ner laugen Reihe von lahren wurden die se Berge von einer Anzahl portugiesischer Abenreurer, Männer und Frauen, welche von den Gegenden der ~g»oßen Küste" aus Virginien kamen, um von den durch irgend eine Art von Regierung ihnen auf erlegten Lasten frei zu sein, angebaut. Diese Leute stellten sich auf freundschaft lichen Fuß mit den Indianern und frei von jeder Art socieUer Regierung, wie sie es waren, rotteten sie alle gesellschaftlichen Gebräuche aus und lebten in einem herr lichen Utopien ihrer eigenen Schöpfung; die ehelichen Verbindungen und alle äu ßern Religionöformen aufhebend und von Korn, dem einzigen Produkte des Bodens, und dem Wilde des Waldes lebend. Sie haben sich mit den Indianern vermischt, und spater ihre Abkömmlinge s nach dem ersten Bordringen der Weißen in diesem Theile des mit Negern und We ißen und bilden nun die gegenwärtige Ra ce der Mellingens. Sie sind groß, kräf tig und wohlgebildet, von einer dunkeln Kupferfarbe, mit cirka ssischen Zügen aber molligen Köpfen und andern Anzeichen des Negers. Die Mellingens sind in dem Staate, in welchem sie leben, privilegirte Stimmge ber und auf diese Weise anerkannte Bür ger der Gemeinwahlen. Sie sind tapfer aber streitsüchtig und gegen Fremde gast freundlich und großmüthig. Sie haben keine Geistliche unter sich u. sind fast ohne alle Kenntniß eines höchsten Wesens, und werden nach eingeführten Gebräuchen verheirathet, indeßMann und Frau trennen sich nach Belieben ohne ir gend Vorwürfen und Entbehrungen bei ihren Freunden zu begegnen. Sie sind ungemein unzüchtig u. Mangel anKeusch heit von Seiten der Frauen ist kein Hin derniß bei ihren Ehen. Mit ihren Nach barn pflegen sie wenig Umgang und be obachten vorsichtig die Jndentität als eine Race oder Classe, wie man sie auch nen nen mag, und sind in jeder Hinsicht, aus genommen, daß sie unter der Staats-Re gierung stehen, ein abgesondertes und un terschiedenes Volk. Dieses ist keine Er zählung, sie sind ganz so wie sie hier ge schildert sind, ohne irgend etwas hinzuzu setzen oder aus Böswilligkeit zu verschwei gen. Hinter ihren Nachbarn stehen sie in den Künsten zurück, gebrauchen Ochsen statt der Pferde bei ihren landwirthschaft lichen Versuchen und ihre Ackergeräthe sind größtentheils von ihnen selbst aus Holz verfertigt. Sie sind mit wenigen Ausnahmen arm und unwissend, indeß anscheinend glücklich. V. B. Der Husarensattel. Der alte Ludwig detrachtete seinen Sat tel immer mit der tiefsten Ehrfurcht, ob gleich nichts daran war, was diese Vergöt terung verdient hätte. Es war ein tür kischer Sattel, alt und ganz mit Blut be fleckt, aber der tapfere Ludwig, verknüpfte damit die Erinnerung, an andere Tage, wo er, ein feuriger und begeisterter Jung- "IVillig zu loben und obne Furcht zu tadeln." Dienstag den 28. November, RBAB. ling, zuerst sein Schwert zog, zur Ver theidigung des Vaterlandes gegen seine Feinde. Er hatte den Feinden seines Vaterlan des zuerst in Ungarn gegenüber gestan den, und mancher ungläubige Hund war von seinem guten Schwerte zu Boden ge streckt ivorden. Das KriegSglück war schwankend gewesen, und der Ruhm des heiligen Kreuzes zu oft, von dem Glänze des triumphirenden halben Mondes, ver dunkelt worden. Solche traurige Unfäl le wurden selten von unserm tapfern Hu saren erwähnt, aber er verweilte gern, bei den erfolgreichen Thaten, woran er Theil genommen hatte. Es war in einer dieser grimmigen Schlachten, als er von seiner Heerabthei lung plötzlich abgeschnitten, sich von vier wüthenden Türken umringt sah. „Aber der Gedanke an Dich und Deine selige Mutter"— sagte er zu seiner Tochter — „stählte meinen Arm. Ich wurde von all' meinen Gegnern angegriffen. Wie drei sielen, weiß ich nicht; aber heftig und lang war der Kampf mit dem letzten mei ner Feinde, dessen mächtiger Arm gegen mich erhoben war. Schon sah ich mein Weib, als trauernde Wittwe, und mein Kind, als vaterlose Waise, und diese qual vollen Gedanken, gössen frische Kraft in meinen Arm ; ich schlug den ungläübigen Hund todt, warf ihn vom Pferde, und plünderte ihn, als er am Boden lag. In diesem Augenblicke erschienen einige Fein de, aber ich war zu sehr erschöpft, den ge fährlichen Kampf zu erneuern. Mein tapferes Roß lag verwundet und mit dem Tode ringend am Boden; ich schwang mich auf den türkischen Renner, und ihn zu der größten Eile anspornend, erreichte ich meine Schwadron wieder. Der Sat tel war mit dem Blute meines Feindes be netzt, und daS meinige damit vermischt. — Als eine Unterbrechung der Feindseligkei ten, den Truppen erlaubte, eine Zeitlang von den Kriegsplagen auszuruhen, eilte ich mit dem Schatze, den ich mir in der Schlacht gewonnen hatte, meiner Heimath zu, kaufte jene fruchtbaren Felder, welche mein Haus umgeben, und vergaß eine Zeitlang das Kriegselend." Der gute Ludwig machte hier eine Pau se. Noch war die Erinnerung an sein verlorenes Weib zu lebhaft, und er ver mochte nicht, die Umstände ihrer Krank heit, und ihres Todes zu erzählen. Nach diesem traurigen Vorfalle, wurde ihm sein Haus zuwider, und er beschloß, sich wie der den mühevollen Pflichten eines Krie gers zu widmen. Die kleine Therese ward gütig von der Familie seines einzi gen Bruders aufgenommen, und dort fand sie unser guter Husar, nach Verfluß eini ger Jahre, in jugendlicher Schönheit blü hend. Ludwig kam leider zu rechter Zeit, sei nem Bruder die Augen zuzudrücken, der ihn auf seinem Sterbebette bat, Therese an seinen einzigen Sohn zu verheirathen, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht hät ten. Dankbar für die fast väterliche Sorgfalt, welche sein Kind genossen hat te, und bewegt von der Lage des Bruders, dessen ganzes Herz an dieser Verbindung zu hängen schien, versprach Ludwig, seine Tochter sollte, wenn sie das Alter von 18 Jahren erreicht haben würde, Karls Weib werden, vorausgesetzt, daß Karl selbst zu dieser Zeit die Verbindung wünschte, und durch dieses Versprechen beruhigt, starb der alte Mann in Frieden. Dieser Vertrag wurde Theresen ver heimlicht, aber Karl wußte davon, er froh lockte bei dem Gedanken, daß diese reiche Beute, einst ihm zufallen würde. Bei seinen rohen Sitten, und seiner unwürdi gen GemüthSstimmung hatten Theresen's treffliche Eigenschaften keinen Reiz für ihn ; er liebte sie nicht, aber er liebte das Vermögen, das sie eines Tages erhalten mußte, und darauf richtete er sein gieri ges Auge. Die tausend süßen und un nennbaren Gefühle, welche eine edle und zärtliche Liebe begleiten, waren ihm fremd. ES war eine harte Prüfung für ihn, s-i -ner sanften Braut Aufmerksamkeit zu widmen, und er schien nicht immer aufge legt, die Rolle eines Liebhabers zu spie len, außer, wenn andere geneigt schienen, seine Stelle zu vertreten. Es war bei einem ländlichen Feste, das Ludwig seinen Nachbarn, bei dem Schlüsse einer reichli chen Erndte gab, als Karl zum ersten Male sein Recht behaupten wollte. Er yielt es für ausgemacht, daß er den Tanz mit Theresen eröffnen müßte. Wie groß aber war sein Unwille, als er beim Ein tritt in das 'Zimmer sah, daß Theresens schlanker Leib, von dem Arme eines Hu saren umschlungen war, und beide sich im anmuthigen Walzer bewegten. Die of fenbare Uebermacht seines Nebenbuhlers, dessen kräftiger Gliederbau, fester Schritt und freie kriegerische Miene, einen schla genden Gegensatz bildeten, gegen seine eig ne plumpe Gestalt, und seinen schwerfäl ligen Gang, vergrößerte nur seinen Zorn, und im heftigen Unwillen, schritt er auf Theresen zu, und bestand auf seinem Rech te, den Tanz mit Hr zu eroffnen. The rese vertheidigte ihre Wahl; er ging nicht ab ; sie weigerte sich aber; und lach te zu seinem Zorne. Er ward heftig und roth. Der Husar lch lug sich in s Mit tel, und der Streit wurde so laut, daß er Ludwig herbeizog. Karl legte ihm mit einer, vor Zorn fast erstickenden Stimme, seine Beschwerden vor. Therese beklagte sich im Tone des Unwillens bei ihrem Vater, über seine Un verschämtheit, und fragte ihn, ob sie nicht die Freiheit hätte, sich jeden zum Tanz genossen zu wählen, der ihr gefiele. „Du hast nicht die Freiheit" —donner- te Karl—„Du bist meine Verlobte und als solche gehörst Du mir allein." Therese erwiderte ihm mit einem Lä cheln voll Spott und Verachtung, aber es verschwand, als sie auf ihren Vater blick te, und eine Todtenblässe übeflog ihr Ge sicht, als sie fragte: „Vater, spricht der Mann die Wahrheit?" „So ist's, mein Kind" —war die Ant wort —und sie sank bewußtlos zu des Va ters Füßen. Der junge Husar knie te jetzt neben ihr nieder, küßte leidenschaftlich ihre schöne Stirn, und sie in seinen Armen vom Bo den hebend, trug er sie in ein anstoßendes Zimmer, von Karl und dem Vater beglei tet. Therese kehrte langsam zum Leben zurück. Anfangs sah sie Niemanden, und murmelte mit einem tiefen Seufzer: „Es war AlleS ein schrecklicher Traum." Ein ängstliches Stöhnen ließ sie wieder zur Besinnung und zur Seelenqual erwachen. Sie blickte auf, und sah ihren Vater mit gefalteten Armen, und einer kummer bewölkren Miene vor sich stehen. Karl stand ebenfalls neben ihr, mit einem froh lockenden Lächeln, und der Husar kniete an ihrer Seite, aber sein Gesicht war in seinen Händen begraben. Sie fand nun, daß es kein Traum war. Sie blickte auf ihren Vater. „Vater giebt es keine Hoffnung?" „Keine, meine Ehre ist verpfändet." Sie wendete sich zu dem Husar, und legte einen Augenblick ihre kalte Hand in die seinige; dann sich plötzlich erhebend, warf sie sich zu Karls Füßen. „O Karl; habe Mitleid ! Ick liebe ei nen Andern—Du liebst mich uicht —habe Mitleid mit uns!" „Bei allen Mächten, des Himmels und der Hölle, Du mußt die Meinige werden, Therese!" „Ich berufe mich auf meinen Vater. Wird dein Vater das Wort brechen, das er dem Todten gegeben hat?" „Daö werde ich nicht"— sprach Ludwig mit feierlicher Stimme. „Dann, Therese"—riefKarl mit feind lichem Frohlocken: „soll keine Macht auf Erden dich schützen, die Meinige zu werden!" Dieses sagend, verließ er das Zimmer. Therese stand auf, und warf sich in die Arme des Geliebten. Die Gegenwart ih- Laufende Nummer I t res Vaters, war für ihre aufrichtige Zärt lichkeit kein Hinderniß. Ihre Thränen sielen auf des Jünglings männliches Ant litz, aber sein Schmerz war zu groß, für diesen Trost. Ludwig war tief ergriffen. Er näherte sich ihnen, versuchte ihren Kummer zu stillen, und erzählte die Um stände, unter welchen jenes Versprechen gegeben worden war; aber seine Schluß worte, daß er es heilig halten müßte, ver ursachte ihnen neuen Schmerz. „Wir müssen denn scheiden, Arnhold" —sprach Therese weinend; wir müssen scheiden —ach! können wir diesen grau samen Schlag überleben?" „Nein" —sagte Arnhold —„nein ich kann ohne Dich nicht leben : laß uns noch einmal Deinen Vater bitten, Mitleid mit uns zu haben." Die jungen Liebenden, warfen sich ihm zu Füßen. „Arnhold" sprach Ludwig ernst „Du ein Soldat, und bittest mich meine Ehre zu beflecken?" Arnhold fühlte den Vorwurf; er er hob sich, uahm die weinende Therese auf, schnitt mit seinem Säbel, eine lange glän zende Haarlocke ab, umarmte und küßte die Geliebte, legte sie in die Arme ihres Vaters, und eilte fort. Mit jedem Tage schwand ein Theil der Standhaftigkeit Theresens dahin, als hät te sie die nahe Ankunft des Zeitpunkts ge sehen, wo sie einem so traurigen Schick sale geopfert werden sollte. Drei kleine Wochen lagen noch zwischen ihr und dem Elende. Ludwig suchte sie zu beruhigen, aber sie verschmähet«? jeden Trost. Wä re auch ihr Herz noch frei gewesen, so wür de ihr doch Karl verhaßt gewesen sein; aber während ihre Neigung einem andern zugewendet war, erschien ihr der Gedanke an eine Verbindung mit ihm unerträglich.' „Mein theures Kind," sagte Ludwig, einen leidenschaftlichen Ausbruch des Kum mers unterbrechend : „durch, welchen Zau ber ist es Arnhold gelungen, Dein Herz zu gewinnen?" „Er ist ein Husar" —antwortete The rese. Es lag etwas in dieser Antwort, daö Ludwig bewegte; er erinnerte sich, daß er selbst seiner Tochter, Gefühle der Ach tung und Ehrfurcht, vor dem Charakter eines guten Soldaten eingeflößt hatte, und sein Gewissen rief ihm in's Gedächtniß zurück, daß er zu oft den Kriegerstand ü ber die friedlichen und bescheidenenßeschäf tigungen eines Landwirthes erhoben hatte. War es also ein Wunder, daß Therese et was von diesem Geiste eingesogen nnd ihr Herz einem Manne geschenkt hatte, der Muth besaß, sie zu schützen, und Zärtlich keit, sie in den Trübsalen des Lebens zu trösten? Arnhold wohnte neben ihnen; er war Theresens früherer Spielgenosse, und mit glühenden Wangen, und funkeln den Augen, hatten sie oft zusammen auf die Heldenthaten gehorcht, welche der gu te Ludwig ihnen so gern erzählte, und die sen Unterhaltungen, mag der leidenschaft liche Wunsch Arnolds zugeschrieben wer den, den Kriegerstand zu wählen. Ge wohnt, sie zusammen als Kinder spielen zu sehen, und gern in der Gesellschaft des großherzigen, begeisterten Knaben, dachte Ludwig nicht an die Gefahr, das nach Ver fluß ihrer Kindheit, diese Zuneigung einen ganz andern Charakter annehmen könnte. Es war so, und Ludwig sah jetzt mit tie fem Schmerze, daß seine Tochter unabän derlich, dem jungen Soldaten ergeben war. War Therese unglücklich, so war es ihr Vater nicht weniger; er verwünschte sei ne Unklugheit und indem er die Charak tere der beiden jungen Männer verglich, erhob sich ein heftiger Kampf zwischen den Gefühlen der Pflicht und Zärtlichkeit in seiner Brust, aber die Ehre des Soldaten siegte, und er hielt sich für verbunden, sein Versprechen ju erfüllen. Unvermögend jedoch, den Anblick ihres Kummers zu er tragen, brachte er sie in die Wohnung ei ner jungen Freundin, die ehemals in ihrer