Und Berks, Momgomery und Schuylkiil Cauimes allgemeiner -Anzciacr, N e AtN A, DtNN Gedruckt und heransgegeben von Arnold Puwell e, in der Süd 6ren Straße, zwischen der ,>taiiflln- und Clwsnul« Straße. Jahrg.»», ganze Nun«. Bedingungen: Der Ailirralr Vrob-iclNrr erscheint jeden Dienstag auf einem große» - Bogen mir schönen Vettern gedruckt. Der Lubfcriprivns« Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährliche, Vorauöbezahlung erbeten wird. Wer im Lauft des Jahres nicht bezahlt, dem werten HI 5V angerechnet. Für kürzere Zeit als tt Monate wird fein llnierschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden »»,, dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Eubs> r>privns«Termins gestehen und gleiclizettig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werten dankbar angenommen und für ten gewöhnlichen Preis ein gerückt. llnterschreibern in hiesiger ladt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Äeriendungen ge>chehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnrerschreiber. Briefe und dergl. müssen postf r e i eingesandt werden. Der Eidam des Herzogs sEine Erzäblniig.) s Schlich.) Nachdem so alles wohl vollendet war, empfing M.lus das Blatt, und in dersel ben Stunde noch ließ er den Jüngling zu sich rufen übergab ihm den Befehl mir an dern Schriften. Dabei verstellte er seine finstern Mienen zu einem künstlichen 6ä cheln, indem er den anmuthigen Bote» mit den Worten zur Eile ermunterte: "daß du ja mit deinem Erwachen dem Morgen zuvorkommst und vor Abend noch daS Schloß der Herzogin nreichst, wo du mir den Briefen viele Freude erwecken und dir große Gunst erwerben wirst." Hierdurch angefeuert, machte sich Ag nolo, noch ehe die Sterne erbleicht waren, auf den Weg. Froh trabte er in den schö nen Morgen hinein, und alle seine Lelm sucht eilte ihm nach dem Schlosse voran, wo er als ein willkommener Bote e>schei nen sollte. Doch so sehr er eilte und kaum sich selbst und seinen, seinem Rosse die nö rhigste Rast vergönnte die Entfernung war allzu groß schon überraschte ihn der Abend, als er noch mehre Meilen von dem Schlosse entfernt war. Da gedachte er, wie er doch heute die Briefe nicht mehr ü bergeben könne und sein liebes Roß schon sebr ermüdet sei, und weil er eben am We ge eine einsame Wohnung traf, in derein Mann wohnte, welcher Reisende zu bewir then pflegte, so beschloß er, hier die Nacht >über zu ruhen, und mit dem frühen Mor sgen, sobald es nur der Anstand erlaubte, sich seines Auftrags zu entledigen; denn der Rath deS Fürsten hatte ihm gar ernst lich aufgegeben, das Empfangene ja selbst in die Hände der Herzogin zu überreichen. Agnolo war schon einmal in der Herr berge gewesen, und dH Bewohner dersel ben, der hier einsam mit seiner einzigen Tochter lebte, halte ihn wundersam ange sprochen. Es war dies ein Greis mit be sonders klaren Augen und freundlichem Angesichte, um das silberweiße Locken fast leuchtend herabfielen. Hätten auch nicht einige Gläser und anderes Geräthe, wie dieses bei chemischen Versuchen gebraucht zu werden pflegt, es verrathen, so lag in den Mienen und dem ganzen Wesen des Mannes etwas, was in ihm den Vertrau tten einer geheimen Kunst vermuthen ließ, lund er erschien eigentlich mehr nur als der Beschirmer seiner Tochter, welche für die Bewirthung der Gäste sorgte, denn als der Wirth deS Hauses. Als jetzt Agnolo außen an dem wohl bekannten Orte sein Roß untergebracht hatte und in die Wohnung trat, traf er innen Lanzenknechre, die, wie eö das Ge spräch zeigte, bei dem Herzoge Dienste nehmen wollten. Sie bewiesen sich gar roh in Worten und Geberden, und hatten sich sichtbar schon im Weine übernommen. Agnolo ließ sich, fern von ihnen, an einem kleinen Tische nieder, und Vater und Toch ter schienen recht getroster durch den An blick des freundlichen Jünglings, dem der Alte selbst, noch ehe er es forderte, eine Flasche des besten Weines vorsetzte, bei des sen Eintritt die beiden Sölder, wie aus Ehrerbietung, einen Augenblick verstummt waren. Aber als ob sie dieser ihrer an > fänglichen Betroffenheit sich schämten, er- hoben sie bald ein desto lauteres Geschrei, wobei sie gegen die nicht häßliche Wirthin sich unanständige Reden erlaubten und den Alten, den sie für einen Alchymisten hielten, zum Gegenstande ihres Gespöttes machten, daß er bis in sein hohes Alter hinein das gesuchte Geheimniß nicht schei ne gefunden zu haben, da er sonst in ei nem andern Hause wohnen und ein feine res Gewerbe treiben würde. Eine Weile hörte der Jüngling ihre ar gen Reden gelassen an; bis er endlich die Geduld verlor, und, indem er sich von sei nem Sitze erhob, ihnen, feurige Nöthe in seinem Gesichte, Stillschweigen gebot. Aber damit wandte er ihren Hohn auf sich selbst, und der eine ward endlich so frech, daß er mit seinem Schwerte, das er ent blößt halte, vor den Augen des JünglingS voll einer hohen Schafte der Wand eini ge Gläser deö Alten hei unterschlug, daß sie klirrend zu seinen Fußen zersprangen. Nun ertrug Agnolo ihr unbändiges We sen nicht langer, und nachdem er den bei den Unholden, die mit ihren Säbeln auf ihn eindrangen, diese mit geübter Fechte kunst aus den Händen gewunden hatte, daß sie klirrend zur Erde fielen; trieb er sie mit den flachen Hiebe» seines Schwer tes zur Thür hinaus, ihnen betheuernd: wenn sie es wagen würden, wieder zu er scheinen, so sollten sie so unblutigen Kam pfes nicht wieder davonkommen. Sie aber ließen schmählich ihre Waffen zurück und wandten sich fluchend von der Herberge fort in die Nacht hinaus. Die Tochter harre indessen die Scher ben der zerbrochenen Gläser zusammen ge lesen und dankte mit ihrem Bater auf daS herzlichste dem Jünglinge, der sie von so rohen Gasten befreit halte. Sie bereite te ihm, da er ermüdet schien, im Gemache ein bequemes Lager, und nachdem sie ihm den erquickendsten Schlummer gewünscht halten, überließen beide den Jüngling sich selbst und seiner Ruhe. Aber als der Alte selbst sich niederleg te, ward cS ihm gar unheimlich zu Muthe. (Zilie innere Unruhe trieb ihn von seinem Lager auf. ES war ihm nicht anders, alö ob ihm eine Stimme zugerufen habe, von dem Jünglinge eine große Gefahr, welche diesen bedrohe, abzuwenden Die Nacht war finster; nur wenige Sterne schimmer ten am umwölkten Himmel; die dichteste Dunkelheit erfüllte daß Gemach, in wel chem Agnolo bereits im tiefsten Schlum mer lag. Der Greis zündete eine kleine Lampe an. Mit dieser trat er durch die Thür, die er leise öffnete, vor den Jüngling hin, als müsse er nach ihm sehen, ob ihm kein Unfall begegnet sei. So stand er, den Schein des Lichtes mit der Hand verdek kend, um damit den Schlafenden nicht auf zustören, eine Weile nachdenklich vor dem selben, als ihm mit einem Male die Ta sche auffiel, welche die Briefschaften ent hielt und die der Jüngling unter seinen Kopf gelegt hatte. Ahndend, daß diese etwas Verderbliches verbergen möge, zog er sie vorsichtig unter dem Schlummern den hervor, und trat damit in das Neben gemach, daß er sorgfältig verschloß. Hier öffnete er beim Scheine des Lichts ein Blatt nach dem andern, da alle unversie gelt waren, bis ihm das an die Herzogin selbst übe> schrieben? in die Hände fiel, das um so mehr seine Aufmerksamkeit erweck te, da Wachs und Schnüre daS Geheim niß desselben wohl verwahrten. Mit fer tiger Kunst öffnete es der Alte dennoch, und ein Grauen wandelte ihn an, da er es las: "Hat doch, murmelte er in sich hin eiu, auch hier die Stimme mich nicht ge täuscht," und still holte er ein Fläfchchen herbei, das mir einer Flüssigkeit angefüllt war. Mit dieser verwischte er die ganze Schrift bis auf den Namen des Herzogs, so daß das Pergament rein war, als sei es nie beschrieben gewesen. Dann zeichnete er mit Zügen, die der arge Rath Melus selbst für die seinigen hätte erkennen müs sen, einen ganz andern Befehl auf. Leise fügte er darauf die Tasche wieder unter das Haupt des Jünglings, gerade so wie sie gelegen war. Auch ahndete dieser, als er mit der Frühe des Morgens sich von seinem Lager erhob, gar nicht, daß das ihm anvertraute indessen in andern Hän den gewesen, und nachdem er sich selbst und sein Roß gelabt hatte, Nable er heu te, seinem Ziele näher, noch fröhlicher in die lichte Welt hinein, als am gestrigen Tage. Der Alte dankte ihm nochmals beim Abschiede, und da er den herrlichen Jüngling so muthig dahin ziehen sah, so flüsterte er ihm freudig nach: "Nein, mein liebes Engelchen, nicht um einen Kopf niederer, um einen Kopf hoher sollst du emporragen, alö die andern Eidenkin der !" Als aber Agnolo im Schlosse anlangte, sagte man ihm, daß er in einigen Stun- "N?illig loben und ohne Furei)t zu radeln." Dienstag den 2. Mai. 1818. den wieder kommen möge, da die Herzogin eben mit ihrer Tochter im Garten lust wandle. Er berief sich auf den Befehl des Fürsten, das ihm Anvertraute ohne Säumen und in keine andere Hand, als unmittelbar in die der Fürstin zu überrei chen ; und durch den Diener, der nun zu ihr i» den Garten eilte, ließ sie ihm erwie dern -. daß ihr der Abgesandte ihres Ge mahls an jedem Orte und in jeder Stun de willkommen sei. So wandelte Agnolo freudig durch die blühenden Gange, von dem Diener beglei tet, der auf den Wn.k der Herzogin zu rück wich, als diese jetzt aus einer Laube trat, worin sie sich mit ihrer Tochter be funden hatte. Agnolo überreichte bescheiden und mit artiger Sitte seine Bolschaft. Die Für stin erbrach sogleich das an sie gerichtete Pergament, ihm befehlend, zu harren, bis sie würde gelesen haben. Und sie schien erst gar betroffen, als sie las, aber immer freudiger erheiterten sich ihre Mienen, und zu dem schönen Boren gewendet, sprach sie die Worte : "in der That, mein holder Agnolo, eine freudigere Botschaft hätte m>r mein Gemahl nicht übersenden können! Darauf rief sie ihreTechter, deren dunk le Augen indessen zwischen den grünen Blättern und weißen Blüthen durch, den schonen Boten gesucht, und zu der auch ei nige Male ganz heimlich Agnolo s Blicke sich geschlichen hatten. Grüßend trat sie hervor, undals das liebliche Wesen jetzt zur Seite der ehrwürdigen Mutter vor ihm stand, so begann diese, welche der Tochter Wünsche nicht verborgen geblieben waren : "Höre, meine süße Eudoxia, was dein gü tiger Vater uns für einen Befehl sendet! Und ob du ihn gern wirst erfüllen mögen ? Damit las sie den Inhalt des Blattes: wie ihr Gemahl ihr gebiete, sogleich den edle» Ueberbringer seines herzoglichen Wi llens ihrer Tochter zu verloben, und ihr am kommenden Morgen den Jüngling als ih ren würdigen Gemahl vor dem Altare zu verbinden; am Abende, wenn alle ihre Freunde zum frohen Feste sich versammelt hätten, wolle er dann mitten eintreten un ter die jubelnden Gäste. Eudoxia errothete tief; sie schauderte fast bei der Nähe ihreS Glückes, an des sen Möglichkeit sie kaum nur zu denken gewagt hatte. Wie ein verzagtes from mes Äind stand Agnolo mit niedergeschla genen Blicken da ; aber freudig und kühn richtete er sich empor, als die Mutter in seine Hand die der Tochter legte, und von wunderbarer Kraft und Seligkeit durch strömt, da jetzt Eudoxia's Lippen willig den seinigen begegneten und das holdeste Wesen an seine Brust sank, ihm die Worte zuflüsternd : "Und gehörst Du mir denn nun wirklich an, du schöner Held, der du so lange nur das anmuthige Ziel aller mei ner Wünsche gewesen." Während die beiden Verlobten still mit einander ihres hohen unerwarteten Glük kes sich freuten, sandte die Mutter nach allen Seiten Boten aus, ihre Freunde u. Nachbai n zum frohen Feste einzuladen, vor allem aber nach dem Schlosse des ent sernter wohnenden Ritters Boso, damit dieser noch zu rechter Zeit eintreffen möge. In der Frühe des kommenden Morgens ward das junge Paar eingesegnet, und von allen Seiten nahten nun in der glänzend sten Pracht Herren und Krauen. Die Gaste versammelten sich in einem reichge schmückten Saale, alle preisend das schon ne Paar, das man aus allen Jünglingen und Jungfrauen nicht anmuthiger habe auserlesen können. Indessen aber im Saale, alles immer mehr zu dem freudigsten Feste sich gestal tete, ritten schweigend zwei Reiter üver die nahe Höhe, beide finstern Ang. sichts und nicht im festlichen Schmucke, und wie sie abwälts sich gegen das Schloß wand ten, kam ihnen von der andern Seite ein Reiter entgegen, auch nur von wenigen Dienern begleitet. Der Herzog fragte seinen dunkeln Rath—denn das waren je ne beiden- - „ist, der uns dort entgegen kömmt, nicht der Ritter Boso?" Melus hatte kaum entgegnet: „Wohl, aber zur gelegensten Stunde kömmt er eben jetzt nicht;" alö auch der Ritter den Herzog erkannte und sein Roß antreibend, freu dig ihm entgegen eilte. Der Ritter wir gewöhnt, den Herzog zu besuchen, und hatte auf anderem Wege sein Schloß verlassen, bevor noch die Bo ten, die ihn zu dem Feste rufen sollten, bei demselben angelangt waren. Daher wußte er eben so wenig, waS im Schlosse des Herzogs, als was außen bei den Be lagernden vorgegangen war; und da er nach der freudigsten Begrüßung seineßer wunderung geäußert, den Herzog hier zu treffen, und dieser ihm gesagt hatte, wo her er komme; so war des Ritters erste Frage: „und mein Agnolo ist gewiß auch unter den Kämpfenden?" „Die Fein de. entgegnete der Herzog, scheinen zum ernstesten Widerstande entschlossen " ~Um so mehr, fragte von neuem der Ritter, „wird Agnolo Gelegenheit gehabt haben, auch hier seinen Muth und seine Kliegserfahrung zu bewähren?" —„Es ist mir, entgegnete der Herzog, vor dreien Tagen mein Schlachtroß im Kampfe ge tödtet worden." „Und war denn Agnolo nicht an Eurer Seite?" fragte abermals der Ritter. „Wie der Abend so kühl und frostig ist," begann der Herzog. Der Nach Melus aber gewahrte recht wol)l die große Verlegenheit seines Herrn, und befürchtete mit diesem das Verderb lichste, wenn der kühne und schnell auflo dernde Boso den Tod seines Pflegesohnes erführe. Als daher jetzt der Ritter bei einer schnellen Bewegung seines Rosses einige Schritte voran kam, benutzte er die sen Augenblick, dem Herzoge die Worte inS Ohr zu flüstern : "Lasset mich nur ge gewahren ; jetzt wenigstens sott es ihm verborgen bleiben!" Somit sprengte er voraus, um, wie er sich bei Boso entschul digte, der Herzogin den Besuch ihres Ge mahls zu verkünden. schnell hatte er vor den andern das Schloß erreicht; aber so schnell sprang er von seinem Rosse ab, als ihm jetzt der lau te Jubel und Durcheinanderlaufen ge putzter Diener da auffiel, wo er erwartet hatte, der tiefsten Trauer und der Stille deS Todes zu begegnen. Er fragte einen von den Dienern um die Ursache des Fe stes, und verwundert, daß der Vertraute des Herzogs nicht wissen sollte, was allen bekannt war, berichtete ihm der Gefragte freudig die am Morgen vorgegangene Vermählung des jungen Paares. Melus, der die Worte des Mannes kei ner Aufmerksamkeit würdigte, stieg schnell die prächtige Treppe des Pallasteö hinan. In seiner Reisetracht und finstern Ange sichts, trat er mitten unter die festlich ge schmückte Gesellschaft, Schrecken und Ve rstummen, als unsichtbare Begleiter, mit sich führend. Und während die Blicke aller auf ihn gerichtet waren, neigte er sich in seiner ernsten Weise vor der Herzogin, sie im Namen seines H.rrn fragend: ob sie den Befehl ihres Gemahls vollzogen habe? Das Fest und alle die edeln Gä ste, erwiederte sie, zeugten ihm durch sich selbst hiervon Er aber entgegnete, daß, wenn des Herrn Wort vollzogen worden, Agnolo nicht an dieser Stätte, sondern an einer ganz andern, die ihm besser zieme, sich befinden würde. Die Herzogin begriff den Sinn dieser Rede nicht. Unmuthig über den Störer ihses schönen Frstes, sandte sie eine ihrer Frauen ab und ließ das Pergament holen. Ihm dieses in seine Hand legend, wandte sie sich mit der Frage von ihm ab: ob er seine eigenen und die Schriftzüge ihres Gemahls kenne? Aber als einer von jenen dunkeln Gei stern, die nie auf das erwiedern, was der andre begeistert oder gereizt entgegnet hat, und vie bei ihrer erstarrten Natur, auch nicht einen Augenblick, durch die Regung eines menschlichen Gefühls sich verwirren lassen, fetzte MeluS, da die Fürstin geen- Laufende Nummer det hatte, nur seine eigene unterbrochene Rede fort, betheuernd, daß er wohl am be sten wissen müsse, was er auf den Befehl des Fürsten geschrieben habe, und es gar nicht möglich sei, daß Agnolo, der sein Le ben verwirkt, der herzoglichen Tochter an getraut sein könne. Mit tiefer Entrüstung horten alle die freche Rede des söhllosen Mannes an; und eben erhob sich, jetzt auch zürnend, der mil de Agnolo von der Seite seiner lieblichen Braut; da trat der Herzog selbst, dessen Herannahen man in der Betroffenheit nicht bemelkt hatte, durch die sich plötzlich öffnenden Thorflügel herein. Sein fin sterer Bore, der ihm vorangeschritten, hat te alle fröhliche Menschen verscheucht und seine eigenen Diener, die ihn begleiteten, hatten ihm unten das Roß abgenommen. Bei der großen Stille hatte er den Saal leer geglaubt; um so mehr war er betrof fen, da er jetzt so viele festlich geschmück te Gestalten und alle mir den Zeichen der bangesten Erwartung vor sich erblickte. Sein Rath deutete blos mit Hönisch lä chelnder Micne auf die beiden Vermähl ten hin, als jetzt die Herzogin ihrem Ge mahl entgegentrat und in fast schmerzli chem Tone die Frage an ihn richtete: war um denn auch er, nachdem er einen so theilnahmlosenMann voran gesandt, selbst so ernst erscheine bei dem glücklichen Feste? Auch Agnolo und Eudoxia nähren herbei, dem Vater zu danken für seine hohe Gna de. Aber der Herzog wieS sie mit dräu ender Miene von sich, und in seinem Zür nen auch die Gegenwart des Ritters Bo so, der mit ihm eingetreten war, nicht be achtend, fragte er, ob das heiße seine Be fehle vollziehen? „Sie glaube wenigstens treulich alles das erfüllt zu haben, was dieses Perga ment gebiete," entgegnete ernst und wür devoll die Herzogin, indem sie ihm den empfangenen Befehl vorzeigte. Schon wollte der Herzog in erhöhtem Grimme von neuem auffahren; da ver nahm er daS Flüstern einer Stimme, als ob sie durch die Stille, welche über der Versammlung waltete, von einem der hin tersten Gäste zu ihm herüber dringe: „aber du solltest dich freuen, einen so ed len Eidam gefunden zu haben." Wie mit einem lichten Strahle leuchte te es plötzlich besänftigend durch sein In nerstes; der Laut von höllischem Truge, der ihm schon auf der Zunge schwebte, blieb unausgesprochen; vielmehr zu dem Ritter Boso ruhig hingewendet, der indes sen verwundert wie ein Mann dagestan den, der unbegreifliches um sich vorgehen sieht, und nicht weiß, ob er sich freuen o der betrüben, oder was er nur denken soll, sprach er die Worte: ~Bei Eurer Ehre, Herr Ritter, sagt mir, ob 'Agnolo Euer leiblicher Sohn ist?" Ohne den Zweck dieses zu verstehen, ent gegnete Boso: wenn die Liebe der Eltern dem Kinde seinen Namen und sein Recht bestimmen, dann verdiene Agnolo aller dings sein geliebter Sohn zu heißen ; aber sein uud seiner Galtin Erzeugter sei er nicht. Dabei berichtete er kurz, wie er vor achtzehn Jahren, da er den Herzog besuch te, das Kind im Walde gefunden und eS mit seinem Weibe als ihren gemeinsamen Sohn lieb gewonnen und auferzogen. Das aber hatte der Herzog indessen durch den gefangenen Ritter Tancred noch nä näher vernommen, wie dieser sich damals mit seinem Weibe in der Waldhütte auf gehalten habe und ihm sein Erstgeborner durch die Diener des Herzogs entrissen worden sei, weßwegen er seitdem einen un versöhnlichen Haß gegen seinen Herrn in seinem Herzen getragen habe. Die Erzählung Boso'S, vereint mit die sem Bekenntnisse deS Ritters Tancred, löste die letzten Zweifel deö Herzogs, der eine Weile mit gesenktem Haupte, wie nachsinnend, dastand. Dann seine Blik ke emporhebend, sprach er in ruhigen, To« ne: „so erkenne ich denn, daß kein Mensch seinem Schicksale zu widerstreben vermag; und zu den Neuvermählten gewendet, fuhr