Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomery und Schuylkiil Cauntics ailgemciiicr Anzeiger. ' Ntad t N Q, MNN Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pu melle, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnnt - Straße Jahrg.»», ganze N«m. «KB. - Bogen mit schönen Vettern gedruckt. Der - Preis ist Ein Tha l e r des ZahrS, welker ,n halbjährige, »ednigunge., .—D westlichste Theil des gewaltigen Landes ' Arabien ausmacht und, durch die beiden ' nördlichen und tiefen Einschnitte ro- > then Meeres gebildet, gleichsam die j' demauer des einen riesenhaften Welttheils I (Asien) von dem andern (Afrika) vor- > stellt, führt, wie uns bekannt ist, den Na- l men des steinigen Arabiens, und zwar mit ! vollem Rechte, denn dieser Distrikt er- scheint, nach dem Ausdruck des Reisenden > Friedrich Hennicker, wie ein wahres Meer der Felsenwüste. "Man möchte, so be merkt dieser Gelehrte, beinahe der Annah me Glauben schenken, daß dieses steinige Arabien vordem ein Ocean von Lava ge wesen sei, und daß dieses bewegte Meer in dem Augenblicke versteinert sei, wo seine ungeheuern Wellen als gewaltige Berges höhen zum Himmel emporschlugen. Weit und breit, in Höhen und Tiefen, herrscht hier einzig und allein die Versteinerung: jähe Felsenabhänge, enge Schluchten und sandige Thalgründe, welche letztere gleich sam dazwischcngestreut erscheinen, so, als sollte sie noch in ihrer traurigen Nacktheit dieser einsamen, öden Natur eine gewisse Abwechslung verleihen. An Vegeta tion, an Keim und Pflanzenwuchs ist hier natürlicherweise fast gar nicht zu denken. Die Ebenen sind mit Kiejel- und Feldstei nen bedeck; andere haben, wie bemerkt, sandigen Boden. Einige wenige verküm merte und vertrocknete Pflanzengattungen saugen ihre dürftige Nahrung aus den Felsenspalten oder aus einer geringen Bei mischung von Thon, der hier und da sich init dem steinigen Boden verbindet. Re gen fällt selten in dieser Wildniß und noch .weit seltener sind frische Wassercpiellen. Auch ist das Wasser, welches hin und wie- der gefunden wird, sehr mit Schwefelthei len geschwängert, ein Umstand, der ganz vorzüglich für die vulkanische Beschaffen heit des Bodens spricht." Fast im Mittelpunkte dieses von der Natur anscheinend so zurückgesetzten Land strichs erhebt sich die Gruppe der Sinai gebirge, deren Namen wir dem Leser nur nennen dürfen, um in seiner Erinnerung «nanche unvergeßliche Züge und Ereignisse erwecken, die dieses Gebirge mit der hei ligen Geschichte in Verbindung setzen, Eine sehr ausführliche und genaue Be schreibung desselben verdanken wir dem be rühmten Reisenden Burckhardt, der diese nur selten besuchte Gegend nach allen Rich tungen durchstreifte. Die Richtung und Verzweigung des Sinaigebirges, so be merkt dieser Reisende, läßt sich am besten von dem Berge der heiligen Katharina aus bestimmen, melcher seinen ausgezeichnetsten Höhepunkt bildet. Der obere Kern des Sinai, der fast durchgängig aus Granit desteht, bildet eine felsige Wildniß, von unregelmäßig kreisförmiger Gestalt, wel che sich von vielen engen Thälern durch schnitten zeigt und ungefähr AO bis Meilen im Durchmesser hat. Hier finden sich die höchsten Berge der Halbinsel, wel che sämmtlich schroffe, steile und fast aben teuerliche Bildungen zeigen, sodaß man sie ieicht von allen Punkten der Umgegend aus wahrnehmen kann. In dieser Ge gend finden sich auch einige fruchtbare Thäler, welche Obstbäume hervorbringen, dcch erstrecken sich diese wenigen glückli chen Punkte, die man in dieser Felsenöde als wahre Oasen betrachten kann, nur et wa drei bis vier Wegstunden von dem St. Katharinenkloster nach mehren Richtun gen hin. Wasser ist hier wenigstens in ziemlicher Fülle vorhanden, weswegen sich auch, wenn die niedriger liegenden Gegen den ganz ausgedörret sind und keine Er quickung mehr darbieten, alle Beduinen hierher begeben. Dies war auch die Ste lle, wo vor Jahrtausenden die Israeliten auf ihrer Wanderung von Aegypten nach Palästina ihr Lager aufschlugen und bei nahe ein Jahr lang rasteten, eine Stelle, die in den heiligen Erzählungen, welche diesen Auszug darstellen, so häusig er- wähnt wird. Dessenungeachtet hält es t sehr schwer, wenn es nicht gar unmöglich l ist, die einzelnen Höhepunkte, deren Na- > men die heilige Tradition unsterblich ge- > macht hat, genau zu unterscheiden und zu l bestimmen, so zum Beispiel den Berg Ho- t reb, wo Moses die göttliche Berufung zu j seinem großen Werke empfing, oder den 5 Berg Sinai, wo die heiligen Gesetztafeln ! in seine reinen Hände gelegt wurden ; ob- j gleich zwischen Reisenden und Gelehrten . über diesen Gegenstand sich zu verschiede- 1 nen Zeiten mannichfache Widerrede erho- i ben hat. ' Der durch die biblische Geschichte gehei- i ligte Theil der Sinaigruppe besteht aus zwei aneinander grenzende Höhen oder, man könnte besser sagen, aus einem Ge birge mit zwei Gipfeln, welche unter dem > Doppelnamen des Gebel Mousa oderßerg des Moses, und Gebel Katarin oder Berg < der Katharina bekannt sind. Nach der Meinung des Volkes ist der erstere der eigentliche Berg Sinai, der letztere aber der Berg Horeb. Andere jedoch sind ge rade der umgekehrten Meinung. Weiter nach Westen hin zeigt sich ein noch höhe rer Punkt mit fünf Spitzen, der den Na men des Berges Serbal führt, welcher in früherer Zeit gleichfalls von Einigen für den Mosesberg gehalten wurde. Auf die sem Berge fand Burckhardt das Funda ment eines weitläufigen Gebäudes, sowie die Trümmer mehrer anderer Bauwerke, und an verschiedenen Seiten, sogar auf dem höchsten Gipfel, kolossale Granit blöcke mit Inschriften. Hier entdeckte er auch an mehren Stellen in Felsen einge hauene Stiegen, deren regelmäßige Form sich noch vollkommen gut erhalten hatte. Bei der ungeheuern Härte des Gesteins mußte die Anlegung dieser Felsentreppen den Arbeitern außerordentliche Mühe ge kostet haben. Näher dem Gipfel des Berges häufen sich die Granitblöcke und bilden in ihrem durcheinandergeworfenen Zustande mehre Höhlen, so groß, daß ei nige Personen darin Raum finden. Auf den Außenwänden dieser natürlichen oder vielleicht auch künstlichen Höhlen befinden sich mannichfache Inschriften. Auf den beiden andern Bergen jedoch, dem Gebel! Mousa und Gebel Kalarin, findet man solche Inschriften nicht, außer an der Stel le, wo, durch Moses Sab hervorgerufen, das Wasser aus dem Felsen hervorgequol len sein soll. Diese Inschrift rührt aber unstreitig von spätern Pilgern her, welche die heilige Stelle besuchten. Aus diesen Umständen und Wahrnehmungen allein zieht Burkhardt den Schluß, daß der Berg Serbal in früherer Zeit der Hauptort für die Wallfahrten der Pilger in dieser Ge gend gewesen sei, und daß er unstreitig damals als der heiligeßerg betrachtet wur de, rvo Moses die Tafeln des Gesetzes em pfing ; doch spricht es derselbe Reisende als sein Ueberzeugung aus, daß das Lager der Israeliten sich auf dem obern Sinai » befunden habe, und daß demnach entweder > Gebel Mousa oder der heutige Kathari nenberg der wahre Horeb sein müsse. Auch halten weder die Mönche von Sinai, ' noch die von Kairo den Berg Serbal für > einen Hauptschauplatz der Mosaischei^Ge - schichte, sowie sich auch unter den Bdui > nen keine ihn vorzugsweise berührende , Tradition findet; vielleicht waren es also zuerst die byzantinischen Gcschichtsschrei > ber, welche das nachmalige Ansehen dieses! Berges begründete. Zu der Verwirrung , der spätern Ansichren, ob der eine oder der andere der eigentliche Berg Horeb oder > Sinai sei, haben auch die biblischen Urkun > den selbst vieles beigetragen, welche sich - oft mit großer Unbestimmtheit dieser bei - den Benennungen bedienen. i Den Namen des Katharinenberges er - hielt der Horeb von dem an seinem Fuße , befindlichen und nach dieser Heiligen be > nannten Kloster, welches aber ursprüng lich der Verklärung Christi gewidmet war. , Es war der Kaiser Justinian, der dieses > Klostcr erbaute, und die Legende erzählt, es habe wenige Jahre nach dessen Stif- "willig zu loben und ohne Lmcht zu tadeln." Dienstag den 23. Jnnnar, 1848. tung einer der Mönche einen Traum ge- - habt, der ihn in Kenntniß gesetzt habe, l wie der Körper der heiligen Katharina, c welche den Märtyrertod zu Alexandria er- > litten, von Engeln auf die höchste Spitze ! der umliegenden Gebirge getragen worden » sei. Es bestiegen deshalb, um sich von der ! Wahrheit dieses Traumes zu überzeugen, 5 die Mönche das Gebirge in feierlicher Pro- > zession, fanden wirklich die Gebeine der < Heiligen, brachten sie herab und begruben - sie in ihrer Klosterkirche. Diese Legende t mag nun allerdings hingereicht haben, um i nicht blos das Kloster, sondern den gan- , zen Berg nach der heiligen Katharina zu > benennen. ' Die Reisenden welche in diesem Kloster ' übernachten, halten es in der Regel nach > kurzer Rast für ihre erste Pflicht, denGip- > fel des Äebel Mousa zu ersteigen, zu wel- > chem der Pfad dicht hinter den Kloster- . mauern heraufführt. Regelmäßige Stu- > fen waren eingehauen und erleichterten > ehemals den Weg bis auf die Höhe hin- ! auf; jetzt sind sie durch die winterlichen Wasselgüsse fast ausgewaschen und ver tilgt, sodaß man sich ihrer kaum noch be dient. Nach einem etwa dreiviertelstün digen ziemlich steilen Aufsteigen gelangt man zu einer kleinen Ebene, zu welcher von untern empor ein steinerner Thorweg führt, der in frühern Zeiten wahrschein lich verschlossen wurde. Nicht weit von diesem, mitten in den Felsen, ist eine klei ne Kapelle, der heiligen Jungfrau gewid met. Auf der Ebene selbst befindet sich ein größeres Gebäude von roher Bauart, das den Namen des heiligen Elias führt. Dieses heilige Haus wird nur noch zu ge wissen Zeiten des Jahres von den Mön chen besucht, um dort Gottesdienst zu hal ten. Ein schlanker Cypressenbaum steht hier neben einer steinernen Eisterne, wo sich das Regenwasser sammelt, und dieses Plätzchen dient den Pilgern zum angeneh men Ruhepunkt. Noch vor einigen Jah ren standen hier, nach der Versicherung des Reisenden Laborde, der den Sinai gleichfalls besuchte, außer diesem einsamen Eypressenbaume noch 2 andere von dersel ben Gattung, und drei Olivenbäume; al lein sie sind alle, mit Ausnahme dieses einzigen, eingegangen. Hier war es, wo, nach der Meinung der Araber, Moses sich in der Nähe der Gottheit befand. Von hier aus wird das Aufsteigen zum Gipfel noch steiler und beschwerlicher; oben steht eine Kirche, welche das eigentliche Ziel für die wallfahrenden Pilger ausmacht. Die se Kirche ist aus Granit erbaut, hat jedoch viel von den Arabern gelitten, die sich ge flissentlich Mühe gaben, sie zu zerstören. Sie glauben nämlich, es seien unter ihrem Gestein noch die Gesetztafeln des Moses verborgen, und um diese zu finden, unter minirten sie das heilige Gebäude von al len Seiten. Auch die Mahomedaner ha ben hier eine kleine Moschee von sehr schmucklosem und ärmlichem Ansehen ; die se steht auf einer etwas tiefern Stelle, et wa 30 Schritte von der Kirche entfernt, wird jedoch von den Anhängern des Pro pheten nicht minder heilig gehalten. Die Beduinen besuchen sie oft und schlachten hier Schafe zu Ehren des jüdischen Gesetz gebers, dem sie auch Gelübde darbringen. Eine andere, den Mahomdanern heilige i Stelle befindet sich gleichfalls in der Nä he ; dies ist ein Eindruck in den harten > Felsen, der einigermaßen dem Vorderthei le eines menschlichen Fußes gleicht. Die ser etwas riesenhafte Fußtapfen soll von Mahomed selbst herrühren, als dieser den Berg besuchte. Daß ein solcher Besuch » von Seiten des Propheten stattgefunden, - glauben seine Anhänger fest, wiewohl der selbe durch die Geschichte nirgend verbürgt wird. Der Katharinenberg ist höher u. > malerischer als der Mosesberg. Auf ihn - verlegt man den feurigen Busch, von weU - chem aus Gott der Herr mit Moses rede . te. Allein die Stelle, wo dieser Busch z gestanden, kann nicht mehr gezeigt werden, , da auf derselben ein heiliges Gebäude er . richtet worden ist. Das Ersteigen des Berges ist sehr beschwerlich, allein eS be- < lohnt sich auch durch herrliche Aussichten > auf die Meerbusen von Akaba und Suez, i welches die beiden Einschnitte oder tiefen < Busen des rothen Meeres sind, durch die l eben die Halbinsel gebildet wird. . Der . Blick erstreckt sich ferner auf die Insel > Teraan, das Dorf Tor und die Hochebe- I ne von Suez, und Laborde will sogar die i afrikanischen Gebirge gesehen haben. i Der Gipfel des Serbal zeigt sich weit un- ! terhalb ; das Uebrige, was dein Beschauer ' ins Auge fällt, ist freilich nur die traun- ! ge Einöde, jenes Meer der Felsenwüste, ! wie wir es im Eingange bezeichneten; je- < ne durcheinander gestreute und verworrene Masse von G anitbergen und alles grü nen Schmucks beraubten Thälern, was eben das Charakteristische der Gegend aus macht. Auch dieser Berg, so wie der andere endigt in einer scharfen Spitze, die aus einem ungeheuern Granitblock besteht, dessen abgeplattete Oberfläche man nur mit großer Mühe besteigen kann. Aus dem Gipfel selbst befindet sich eine kleine Ka pelle, die aus blos übereinander gelegten, unverkitteten Steinen erbaut ist und kaum so viel Höhe hat, daß eine erwachsene Per son darin aufrecht stehen kann. Diese, sagt die Ueberlieferung, stehe cmf dersel ben Stelle, wo man den Leichnam der hei ligen Katharina hinweggenommen. Zwischen dem Sinai und dem Horeb befindet sich das Thal El-Ledja, mit dem kleinen Kloster EUErbayn, einem gewöhn lichen Ruheplätze für die von dem unwirth baren Gebirge herabkommenden Reisen den. Dieses Thal, obwohl eng und von umhergestreuten Steinblöcken schlossen, welche von den hohen Gebirgen nach und nach herabrollten, ist doch im Ganzen ein angenehmer Aufenthalt. Der Thorweg soll auf der Stelle stehen, wo einst ein wunderbares Kreuz von Eisen den weitern Fortschritt eines Juden hemmte, der durch dieses Wnnder sich zum (shri stenthum bekehrte und bei der (Zisterne un ter dem Evpressenbaume die Taufe emp fing. Man zeigt in diesem Thale ferner einen andern Felsblock, aus dem Moses Wasser schlug; dieser liegt ganz abgelöst von allen übrigen an der Seite des Fnß« pfades, ist von unregelmäßiger Würfelge stalt und etwa 12 Fuß hoch. Auf seiner Oberfläche zeigen sich mehre Oeffnungen, aus denen, wieder Wunderglaube berich tet, das Wasser hervorgebrochen sein soll, unstreitig sind aber die meisten davon daS Werk von Menschenhänden; einige mögen auch wohl natürlich sein. Auch die Be duinen halten diesen Felsblock für heilig und legen Gras in die Oessnungen dessel ben, zur Opfergabe für den Gesetzgeber der Inden, eine Gabe, die bei ihnen weit kostbarar und werthvoller geachtet wird, als bei uns, da ihre ganze Existenz davon abhängt. Sie bringen auch zuweilen ih re hierher, lassen sie vor dem Felsblock niederknieen und sprechen einige Gebete über sie, in der Meinung, daß dies die Fruchtbarkeit dieser Thiere vermehren soll, so daß sie reichlichere und schönere Milch geben. Ein anderer großer Stein block enthält einen natürlichen Sitz, auf welchem Moses häusig ausgeruht haben soll; noch ein anderer wird von den 'Ara bern der „Kochtopf des Moses'' genannt, weil er einigermaßen einem solchen gleicht. In diesem vermuthen die Araber große Schätze und versuchten daher mehrmals, ihn zu sprengen, wiewohl vergebens. Tochterliebe. » Ein junges Fräulein in R— . hatte durch den Tod ihrer Mutter eine reiche Erbschaft gemacht; da sie nun dabei sehr ' hübsch und liebenswürdig war, so fürchte te der Vater, daß sich bald ein Freier sin > den werde. Er wollte aber den Gebrauch des Vermögens nicht verlieren und be - schloß, sie lebendig an einem einsamen Or ) te einzumauern. Es fand sich auch ein , Maurer, der zu dieser That die Hände bot - und dem jungen Mädchen ward ein klei ; nes Kabinet eingeräumt, statt der Thür Laufende Nummer 22. aber nur ein Luftloch übrig gelassen, durch welches sie zugleich Nahrung erhielt. In diesem Zustande lebte sie zehn Jahre, bis gewisse Ereignisse das Gewissen des Na terö erweichten (es war 15525) und in der Hoffnung, den verlornen Seelenfrieden wieder zu gewinnen, gab er dem Gerichte sich selbst und sein Verbrechen an. Man eilte das Opfer der Geldgier zu erlösen; sie begrüßte zum Elstenmale wieder daö Tageslicht und freudig konnte sie im Ge fühle der wiedererlangten Freiheit jubeln, doch die ersten Worte, welche die fromme Tochter sprach, waren nur: "Bitte, thun Sie meinem Vater kein Leid an." Bruderliebe. Ein aus Marocco gebürtiger, aber in Porto ansäßiger jüdischer Kaufmann, muel Safate, war als ein Mitverschwor ner, vom Jahre zum Tode verur theilt und sein bedeutendes Vermögen in Beschlag genommen worden. Sein 20- jähriger Bruder begab sich nach Tanger nnd erhielt vom Kaiser ein Schreiben an Don Miguel. Mit dieser Empfehlung kam er in Lissabon an, gerade vier Tage vor der zur Hinrichtung festgesetzten Zeit. Don Miguel milderte hierauf die Todes strafe in Zwangsarbeit. Allein der jun ge Mann begnügte sich nicht damit, son dein reiste zum zweitenmal,.' nach Tanger, wo er einen zweiten Brief erhielt, in wel chem der Kaiser von Marocco droht, daß er, falls nicht sofort sein Unterthan frei gelassen würde, seine Rache dem portugi sischen Eonsul empfinden lassen wolle. Dieser energische Schritt hatte einen gün stigen Erfolg. Safate ging am 11. No vember auf einem portugiesieschen Schiffe nach Marocco ab, um in den Ar men seines edelmüthigen Bruders glück lich zu sein. Dater und Sohn. Der gelehrte Thomas Morus war Lord-Großkanzler von England, sein Va ter aber war einer der ältesten Räthe des königlichen Hofgerichts, und daher weit geringer im Range als der Sohn. Allein den Gefühlen seines Herzens folgend, hät« te der Sohn willig seinem Vater den er sten Platz eingeräumt. Wenn das könig liche Gericht seine Sitzung hielt und der Großkanzler in den Saal eintrat, ging er jedesmal zuerst zu seinem Vater und grüß te ihn ehrfurchtsvoll. Wenn es sich bis weilen ereignete, daß sie in Gesellschaft zusammen kamen, bot er seinem Vater je desmal den ersten Platz an, obgleich ihn dieser, wegen der hohen Würde scinesSoh nes immer abzulehnen suchte. Großmuth eines Dichters. Der berühmte italienische Dichter Me tastasio war in seiner Jugend ganz ohne Vermögen. 'Als er sich in Wien befand, wo er vom Kaiser einen jährlichen Gehalt als Hofdichter bekam, empfing er die Nac hricht, daß ihn einer seiner Freunde zum Erben seines ganzen Vermögens von mehr als hunderttausend Thalern durch ein ge richtliches Testament eingesetzt habe. Er konnte nun auf einmal reich werden und ganz unabhängig leben. Allein er wuß te, daß der Verstorbene arme Anverwand te in Bologna zurückgelassen und diesen gar nichts vermacht habe. Der edle Me tastasio sagte: sie sollen das 'Andenken ihres Verwandten segnen, nicht mich und ihn verwünschen. Er reiste nach Bolog na, zog genaue Erkundigungen über ihre Verhältnisse und ihr Betragen ein, ging dann zu ihnen und sprach: mein Freund hat mir zwar sein ganzes Vermögen hin ' terlassen, aber wie ich glaube, aus keinem andern Grunde, als um es so lange in Verwahrung zu nehmen, bis ich die wür > digsten seiner Verwandten kennen gelernt habe, um es dann nach Billigkeit unter sie zu vertheilen. Ich bin hierher gekom men, um diesen Auftrag zu e> füllen. ' Hierauf zahlte er ihnen das ganze Ver ' mächtniß aus, ohne etwas zu behalten.