Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger.^ MeAV i N g, Denn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Franklin- und Ckrsnut - Straße. Jahrg. ganze Nnm. «27. ' Der Niber.llk' Nrolmcktcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen «uperial - Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der SubseriptionS- Preis ist Ein Thaler dcs Zahrs, welcher in halbjährlicher Vorausb«al>luna erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden HI 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als k Monate wird kein Unterschreibe? angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann anaenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubseriptions.Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein gerückt Unterschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auflösten der Unterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfrei eingesandt werden. Die Tochter der Sklavin« Etwas mehr als fünfzig Jahre sind verflossen, als in der Hauptstadt der spa nischen Insel Euba der Advokat B. be graben wurde. Es war einer von den Männern, welchen bei der redlichsten Ar beit die Redlichkeit ihres Herzens nicht reich zu werden erlaubt. Als er starb,! erbte daher sein Sohn Lopez, damals noch ein Kind, nichts von ihm, als seine Tugend nnd die unfruchtbare Liebe seiner Mitbürger. Ein entfernter Verwandter, gleichfalls ein Nechtsgelchrter, nahm sich des verwaisten Knaben an; als er ein Jüngling ward, nahm er ihn in seine Schreibstube, und Lopez—wohl unterrich. tet und fleißig, wie wenig Jünglinge sei' nes Alters, aufgeweckt, fromm und lie hcnswürdig. inniger und stiller, als die Meisten seiner Altersgenossen, doch leb haft und begeistert, wenn eS die Vertheil digung irgend einer großen Idee oder ir gend eines unschuldig Verfolgten galt,— Lopez wuchs bald nicht allein zu emem der schönsten jungen Männer der ganzen Nach» barschaft. sondern auch zu einem Liebling aller Bewohner der Havanna!) heran. Besonders aber waren die Frauen, die be sten Richterinnen deö hervorstehendenVer dienstes eines jungen Mannes, die steten Beschützerinnen des jungen Lopez. Der nächste Nachbar jenes Rechtsge lehrten war ein fremder Kaufmann, wie man glaubte ein Deutscher von Geburt, aus Hamburg, der jedoch in der Havan na!) völlig nationalisirt. sich Senor P e s cador nannte, wie man meinte, mit ei uer spanischen Uebersetzung seines ur sprünglich deutschen Namens Fische r. Er war immer unverheirathet geblieben, obgleich seine vom Glück begünstigte kauf männische Thätigkeit, sein Ruf und seine allbekannte Rechtlichkeit ihn in manchem Hause zu einem wünschenswerthen Braut Werber gemacht haben würden. Sennor Pescador betrieb neben seinen kaufmän nischen Geschäften auch noch den einiger ländlichen Besitzungen, und hielt auf seinen Zucker- und Indigo Plantagen, in seinen Cochenille und Bananengärlen eine nicht unbedeutende Anzahl von mann lichen und weiblichen Sklaven. Die vo rigen Besitzer dieser Ländereien waren im mer milde Herren gewesen, und so kam es, daß die meisten der Sklaven schon seit ei nigen Generationen auf diesen Gütern dienten, ohne weder die Härte der Dienst barkeit gewahr zu werden, noch nach einer Veränderung ihrer Lage zu verlangen. Unter den Sklaven dieses achtbaren Mannes befand sich ein weibliches Wesen von hoher Liebenswürdigkeit. Man hat te sie Luna genannt, gleichsam um die Milde ihres Charakters und ihrer Sitten, die Freundlichkeit ihrer ganzen Erschei nung anzudeuten. Als sie getauft ward, erhielt sie den Vornamen Maria. Ma ria Luna, ihrer Abstammung nach eine Quateronne, war ein allzu ausgezeichne tes Wesen, als daß sie sich dem Auge ih res milden Gebieters nicht auch bemerklicb gemacht haben sollte. Sennor Pescador besaß aber neben der Schwäche, zu redlich zu sein, um ein Krösus zu werden, auch die, sich bisweilen von einer angebornen Heftigkeit zu Schritten der Gewaltthä tigkcit hinreißen zu lassen, die er gleich nachher schmerzlich bereute, und die er dann mit großen Aufopferungen wieder gut zu machen strebte. In einem dieser Momente ungestümer Aufwallung halte er die sanfte Maria Luna, die er als Hau shälterin in sein Haus aufgenommen, hart angelassen, und endlich sogar geschlagen. Maria blutete, und blutend warf sie sich rhrem erzürnten Gebieter zu Füßen, sei nen Unwillen zu besänftigen. Sennor Pescador öffnete plötzlich die Augen; Ma ria's sanfte Schönheit beschwor seinen Zorn, die Zärtlichkeit nahm den freige wordenen Platz ein. Sennor Pescador begriff auf einmal nicht, wie er so lange blind gegen die Reize dieser Dienerin hat te bleiben können, welche Vorzüge der Seele und des Körpers des schönsten Loo ses würdig machten. Alles was Maria that oder vornahm, war von einer An mutl), einer natürlichen Grazie begleitet, deren Zauber jedes Herz bestricken mußte. Ihre milden und duldenden Züge, ihre sanfte, schmiegsame Gestalt, die südliche Glut ihres Auges, daö dunkelglühende Jncarnat ihrer Wangen, die Rosen ihrer Lippen, vie Melodie ihrer silberklaren Stimme, vor Allem aber jene kunstlose Anmuth, und jene heitere Natürlichkeit ihres ganzen Wesens, und die Grazie, die jede ihrer Bewegungen, Gang und Hal tung begleiteten, alle diese Reize, auf ein mal erkannt und erhöht durch das Gefühl eines wieder gnt zu machenden Unrechts, überwältigten den guten Pescador. Er hob die Weinende, die Kniende empor und drückte sie an seine Brust. Die sanfte, zarte Maria, von der Güte ihres ters schon lange im Stillen gerührt und überwunden, duldete seine bescheidenen Liebkosungen; Pescador kostete den Nek tar ihrer Lippen, er fühlte den lauten Pulsschlag ihres Herzens an dem seinigen, u. der Bund der Herzen wurde geschlossen. Maua verehrte ihren Gebieter in ih rem Freunde; sie blieb in seinem Hause und schenkte ihm nach Jahresfrist ein hol des Mädchen, Manuela, welche die Sanftmuth und Grazie ihrer Mutter, die Tugend und die europäische Bildung ih res Vaters geerbt hatte, erwuchs als das zärtlich gepflegte Kind seiner einzigen Lie be, unter den Augen ihrer stets mehr und mehr geliebten Mutter. Sonst änderte sich nichts in den Verhältnissen des redli Pescador; Maria Luna blieb die Vorsts herin und Ordnerin seines ziemlich weit läufigen Hauswesens, Manuela, das rei zenve Kind, ward überall als seine einzige liebliche Tochter angesehen, und erhielt die Erziehung, die sie als solche von ihm ver langen zu können schien. Dem guten Pescador fiel es nicht ein, andere Schritte für sie zu thun, die ihr die Rechte sichern konnten, welche seine Vaterliebe ihr so gerne gewährte; sie war sein Stolz, seine Freude ; er lebte und arbeite nur für sie; bei seinen Freuden, wie bei seinen Sorgen gedachte er nur ihrer- Den ganzen Tag über den Geschäften seines Standes hin gegeben, war er Abends glücklich, wenn Maria, die er sein Weib nannte, zärtlich neben ihm Platz nahm, und die kleine Manuela auf ihren Knien wiegte. So lebte das glückliche Paar eine Rei he von Jahren, arglos und ahnungslos, dahin, weit entfernt, die Schrecknisse vor auszusehen, welche die unbedachte Ver nachlässigung gewisser gesetzlicher Formen dem zarten Gegenstand ihrer elterlichen Liebe bereiten mußte. Allmälig erwuchs Manuela vom Kin de bis zum blühenden Mädchen. Ihre Schönheit zeichnete sie bald vor allen ih ren Gespielinnen aus ; denn was die zwei so ganz verschiedenen Naturen ihres Va ters und ihrer Mutter an herzgewinnen den Eigenschaften besaßen, vav schmolz in ihr zu der schönsten Harmonie, zum vol lendetsten Einklang zusammen. Sie war zart und lebendig wie ihre Mutter, sanft und liebend, tief und gefühlvoll wie ihr Vater, und den edelsten Regungen des menschlichen Herzens offen und zugäng lich wie Beide. Der junge Lopez B. im Nachbarhause lernte die schöne Tochter Sennor Pesca dor'S kennen. Die Bekanntschaft war vor einer nahen Kapelle des hl. Gonzalo de Amarante entstanden, vor welcher die jungen Leute der Havanna!) zweimal im Jahre, am Tage Allerheiligen und am besondern Kalendertage dieses Heiligen, in einer feierlichen Prozession sich versam meln, Lieder zur Ehre des Heiligen an stimmen, und endlich mit einem auf Euba sehr bekannten Scherzgesang auf ihn um seinen Schrein zu tanzen pflegen. Dieß "willig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den S. November, IBA7. Lied knüpfte die Verbindung zwischen. Don Lopez und Manuela. Bei Anlaß nämlich hatte der junge Lopez der dreizehnjährigen Manuela zuerst in s glü hende Auge geschaut, denn keine ihrer Gespielinnen tanzte den seltsamen heiligen Reigen so schön wie sie, oder sang mit so silberheller und reiner Stimme in die laue Abendluft hinaus, wie Manuela. Er' hatte sich ihr genähert, sie angeredet, die zarte Manuela, die den jungen, vielge priesenen Schreiber schon so oft mit chenhafter Neugierde, hinter ihrem grü nen Gitterfenster halb verborgen, beobach tet hatte, wenn er mit ihrem Vater im Gespräch vor dem Portego ihres Hauses auf und ab schritt, oder wenn er Sonn tags, reich und leicht gekleidet, auf der Sandebene vor dem Hause mit minder geschickten Spielern den Ball schlug, oder den Discus warf; Manuela war nicht unempfindlich gegen die bescheidene Aus zeichnung, die ihr an diesem Abend von dem Liebling aller Frauen in der Havan nah zu Theil wurde. Der Bund ihrer Herzen erwuchs unter dem Bananenschat ten der benachbarten Gärten ihres Va ters und des Wohlthäters deS jungen Lo pez, am rieselnden Brunnen, am rauschen den Wogengestade des Meeres, unter dem Laubengewölbe des riesigen Tallibotbau mes, unterm traulichen Schimmer des Mondes, bei Volksfesten und in den hei ligen Domen der Kirchen, bald zu einer gegenseitigen, ausgesprochenen Neigung, die Neigung, genährt von der Sonne des tropischen Himmels, zu einer glühenden Leidenschaft, zu einem Bund auf Leben u. Tod. Manuela und Lopez, ohne sich ei ne Treue geschworen zu haben, die ihren reinen Herzen so natürlich schien, wie dem Lebenden das Athmen, liebten sich mit der ganzen vollen Glut einer ersten, un trennbaren Liebe; keine Macht des Ge schickes vermochte diese Herzen mehr von einander zu trennen. Manuela's Mutter wußte darum. Lange rang sie mit sich selbst, ob sie diese frühe Wahl des Herzens ihrer Manuela dem Vater vertrauen sollte oder nicht. Sie kannte Lopez als einen in jeder Be ziehung trefflichen Jüngling ; allein auch seine Armuth war ihr kein Geheimniß, und seine Abhängigkeit von dem strengen Campomanes, an dessen Einwilligung in die Verbindung seines Schützlings mit der Tochter einer Sklavin sie noch mehr zweifelte, als an der Einwilligung des redlichen Pescador; allein auch dieser würde den armen, mittellosen Lopez, so werth er ihm auch sonst zu sein schien, als Brautwerber seiner Tochter nicht eben willkommen geheißen haben; denn der treffliche Mann war selbst nichts weniger als reich. Unglückliche Zufälle, wie sie daö Vermögen des Kaufmannes so oft in einem Augenblick erschüttern oder vernich ten, hatten ihn seit einiger Zeit mehr als einmal betroffen; ja, Maria sah ihren Gebieter jetzt oft, wie ihr schien, mit schweren Sorgen beladen von seinem Ar beitstisch in das Familienzimmer treten, und rang umsonst, mir der gewohnten und so oft bewährten Zärtlichkeit die dü stern Falten seiner Stirn zu glätten. Auch das band ihr den Mund. Sie hoffte aber, wie wir so oft thun, wenn wir ein nahes, drohendes Mißgeschick fürchten oh ne zu wissen warum, auf eine Aenderung. Doch das Uebel wurde schlimmer, der Ausdruck des Kummers und der Besorg niß auf den Zügen des guten Pescador's wurde immer unverkennbarer. Gerüchte gingen in der Havanna!) umher von sei nem nahen Fall als Kaufmann; seine Gläubiger, dadurch beunruhigt, wurden dringender; er selbst, von Kummer ge beugt, und von dem Gedanken gefoltert, nach einem langen Leben, der redlichsten Arbeit geweiht, noch im Herbste seiner Jahre als Verräther des öffentlichen Ver trauens vor den Augen seiner Mitbürger dazustehen, verfiel in eine schleichende Krankheit, welche seine Geschäfte, die nun unredlichen Sachwaltern anheimfielen, noch mehr in Verwirrung brachte. Sen-! nor Pescador hatte dieselbe Schwachheit gehabt, welche auch Don Lopez' Vater als armer Mann sterben ließ. Sein Vermögen war die sichere Zuflucht jedeS bedrängten FreundcS, jedes unbemittelten Fremden gewesen, der sich die Mühe neh men wollte, seine Redlichkeit irre zu füh ren. So hatten die Tage des Unglücks ihn selbst ohne HülfSqueUen überrascht; mit einem Wort, seine Habe reichte nicht mehr aus, die Forderungen zu befriedigen, die jetzt von allen Seiten und auf einmal an ihn gemacht wurden. In diesem kri tischen Moment erlag der würdige Mann, unfähig einen solchen Schmerz zu ertra gen, der Gewalt der Krankheit. Er starb, man begrub ihn, die Gerichte leg ten Beschlag auf sein Besitzthum, und dieses, Haus, Habe, Plantagen, Güter und Sklaven wurden zur Befriedigung seiner Gläubiger zur öffentlichen Vevftei, gerung an die Meistbietenden bestimmt. Maria Luna erwachte aus ihrem dum pfen Schmerze über den Verlust des Ge liebten, der ihrem Leben allein Werth ge geben hatte, um die Schreckensbotschaft zu vernehmen, daß sie eine Bettlerin sei. Doch, so hart dieß Wort auch klang, ein erschütternderes war noch zurück. Sie sollte auch hören, und das war das Schlimmere, sie sollte auch hören, daß sie eine Sklavin des Verstorbenen sei, und als solche mit ihrer Tochter, wie alle übrigen Sklaven, zur Versteigerung an den Meistbietenden öffentlich ausgestellt werden solle. Wir wollen hier nicht die Schrecknisse ausmalen, welche diese Bot schaft für Mutter und Tochter haben mußte; jedes fühlende Herz wird sie mit empfinden. Sie, die bisher als die Gat tin des liebendsten und geliebtesten Gat ten gelebt, sie, die ihre Tochter so lange als die Tochter eines reichen Kaufherrn, eineö angesehenen und begüterten Plan tagenbesitzerö erzogen, gealtert im Genuß eines anständigen Reichthums, im Schoo ße des Glücks in süße Träume von ferne rem Glück eingewiegt, sie erwachte nun plötzlich daraus, um sie als eine rechtlose Sklavin in die Gewalt eines vielleicht ent menschtenGebieters zu übergeben, und alle Schrecknisse der Sklaverei nach langen Jahren deö Glücks von neuem, und nun mit verdoppeltem Gewicht auf sich herab sinken zu sehen, und zwar blos darum, weil ihr unvergeßlicher Gebieter die ein fachen Formen, welche das Gesetz für die Freilassung der Sklaven vorschreibt, auf seine eigene Redlichkeit und seinen Willen gestutzt, vielleicht auch, als Fremder, aus Unbekanntschaft mit der starren Strenge der Gesetze, unterlassen hatte. Doch das war noch nicht das Härteste ihres Looses; für sich selbst würde sie ohne Klage, nach dem Verluste ihres Freundes, jeden an dern Schmerz als einen unbedeutenden ge gen diesen ertragen haben. Allein auch ihr zartes Kind, ihre geliebte Manuela, die Lust und die Wonne und den Stolz ihres Herzens, vielleicht in die Gewalt ei nes rohen Gebieters, der diese zarte Blu me zertrat, dahingegeben zu sehen, sie, die im Reichthums geboren, in den Armen des Glücks und der zartesten Liebe erwach sen war—fürwahr, was läßt sich für das fühlende Mutterherz Grausameres und Gräßlicheres ersinnen? Maria flehte zum Himmel um Schutz für ihr Kind. Doch wo sollte sie auf Erden Hülfe finden? Das starre Gesetz war gegen sie; die Berufung auf den Willen des Verstorbenen war nur eitel und fruchtlos, seinen fühllosen Gläubi gern gegenüber. Reiche Freunde befaß Sennor Pescador nicht, und wer von die sen sollte sich, wenn er sie auch halte, für eine Sklavin zu einem Opfer entschlie ßen ? Nur die Armen hatte der redliche Mann sich verbindlich gemacht. In dieser fürchterlichen Angst des Mut terherzens hing sich Maria's Hoffnung an Einen, von dem sie wußte, daß er be reit sein würde, ihr und ihrem Kinde mit Blut und Leben beizustehen. Dieser Ei- Laufeiide Nnmnier 11. ne war der junge Lopez. Allein, nicht Blut und Leben nein, nur Geld al» lein konnte hier helfen, und von allen rei» chen Gaben der Natur, die Don Lopez besaß, war diese eine ihm verweigert wor den. Der junge Schreiber verließ die Witt we und ihre Tochter von dem Augenblicke an, wo er ihre Noth und ihre Hoffnung erfuhr, nicht mehr. Den Tag über harr« te er bei den Bedrängten auö, die er trö stete und mit erdichteten Hoffnungen em» porrichtete, und verließ sie Abends nur, um die ganze Nacht hindurch einsam auf seinem schlummerlosen Lager über die Mittel und Wege zu sinnen, das drohen de Elend von den theuern Häuptern ab zuwenden. Bei den Gesetzen selbst, das sah er wohl ein, war kein Trost zu fin den ; sie erstickten vielmehr, starr und ei sern, jede aufkeimende Hoffnung. Hier gab es kein Mittel, wirksam zu helfen, als durch die käufliche Erstehung der Sklavinnen bei der öffentlichen Verstei gerung im Wege des Meijtgebots. Die ses einzige Mittel zur Rettung des Theu ersten, was der junge Lopez kannte, sei ner Manuela, war aber auch das Einzige, was dem Unglücklichen völlig unerreichbar schien. Hätte es gegolten, dem Tod vor Feuerschlünden zu trotzen, oder im Ein zelnkampf einem mächtigen Gegner die Geliebte seiner Seele abzuringen, er hätte keinem Augenblick an ihrer Rettung ge zweifelt, denn Lopez fühlte sich zu Allem stark genug, und um diesen Preis jedem Gegner gewachsen. Allein er hatte dem unerbittlichen Gesetz die süße Beute, die holde Braut abzuringen—arm u. freund los, wie er war, welche Hoffnung blieb ihm da zur Seite? Er selbst hatte nicht so viel MaravediS im Vermögen, als Pi aster dazu nöthig gewesen wären, um bei der Versteigerung zuversichtlich auftreten zu können. An wen sollte er sich wen» den? Sein Wohlthäter war ein recht schaffener Mann; allein von dem Mit gefühl, welches dazu nöthig war, um ihn zu einem Opfer wie das, welches Lopez von ihm zu fordern hatte, zu bestimmen, hatte dieser noch kein Anzeichen bei ihm entdeckt. Was kümmerte ihn die Skla vin seines Nachbars, den er wenig kannte, und der zum Ueberfluß noch selbst sein Schuldner war? Oder sollte er ihm das Geheimniß seines Herzens entdecken? Dann schien vollends alle Hoffnung ver loren, denn der alte Campomanus hatte mehr als einmal schon seine Willensmei« nung ausgesprochett, daß Lopez durch eine schickliche, d. h. eine reiche Verbindung das Unrecht des Geschickes gegen ihn wie der gut zu machen suchen müsse, und zu diesem Zweck dem Jüngling mehr als ei ne Partie vorgeschlagen, deren Zurückwei sung er mit Unwillen und Zorn aufge nommen hatte; Grund genug, an seinem Bei stände zu dem Wer ke der Liebe, auf das Lopez jetzt Tag und Nacht sann, zu verzweifeln. Zum Uebermaaß der Ge fahr war ihm auch noch durch Manuela selbst bekannt geworden, daß ein steinal ter, widerwärtiger, durch seinen Reichthum und seinen Geiz berüchtigter Herr auS der Nachbarschaft, Monsieur George, wie der allbekannte Franzose in der gan zen Havanna!) hieß, schon einmal bei ih rem Vater um ihre Hand geworben, von ihr aber zurückgewiesen, geschworen habe, es solle sie noch einst gereuen, ihn als Bräutigam verschmäht zu haben, und sich jetzt, nach dem Tode ihres Vaters und dein Ausbruch des Bankerotts, hoch und theuer vermessen habe, er müsse das Mäd chen haben, und sollte sie ihm auch tau send Pistolen kosten. (Schluß folgt.) Tod eines amerikanischen Gesandten. Die letzten europäi schen Berichte bringen die traurige Nach richt von dem Tode des achtb. A lera n d e r H. E v e r e r t. des amerikanischen Geschäftsträger in China, welcher am 29. Juni in seiner Wohnung in der Stadt Canton erfolgte. .