Neadin ü, Mn?r. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Pnwe ll e, in der Slid «ten Straße, zwischen der Fraliklin- und Ctwsnnt - Straße Jnhrg. 8, gn»;e Nnm. <> >. Bedingungen Der A.ibcr.llc kroll.iclltrr erscheint jeden Dienstag .Ulf einem großen Superial - Bogen mit schonen Vettern gedruckt. Der SubseriptionS - Preis ist Ein Tl)a l e r des Jahrs, welcher in halbjährlicher Vor.iuöbez.il, lung erbeten wird. Wer im V.nife dcS Jahres nicht bezahlt, dem werden -Kl 5» angerechnet. Für kürzere Zeit als «Monate wird fein Unterschreibe angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des geschehen lind gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekannlmachungen werten dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein gerückt. Unterschreibern in hiesiger Etadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, aus Kosten der Unterschreibe«-. Briefe und dcrgl. müssen postfrei eingesandt werden. Prezi o s a. Von A in alic K r a ff t. Eben wollte Helenens Bild im Spie gel ihr ein recht freundliches „Ja!" zu nicken, als die Mutter, diese Glas' und .Quecksilber-Galanterie unterbrechend, in das Zimmer trat. „Nun, hast Du endlich ausgeschlafen ?" fing dieselbe in einem Tone an, der Hele nen merken ließ, daß ihr Himmel schon ziemlich mit Wolken umzogen, und ein Gewitter nicht mehr ferne sein könne. „Ich habe erst gegen den Tag einschla fen können, liebe Mutter!" „Ei, und warum denn nicht? hat Dir die Unterhaltung mit dem hübschen Gra fen das Köpfchen so verdreht? Salmen hat sich heute schon b tter über Dich be klagt, daß Du seit vorgestern ihn gar nicht mehr zu beobachten scheinst." „Ach, gute Mutter!" klagte Helene, in Thränen ausbrechend, „ich kann den garstigen Salmen nicht Heirathen." „So? und das ist dem Fräulein so auf einmal ganz klar geworden? warum nicht? gcustig oder schön! die Männer gleichen sich alle; sind alle nur zu unsrer .Qual geschaffen; leider ist es unsre Be stimmung, die Launen dieser Barbaren zu ertragen, da sie sich seit Erschaffung der Welt die Herrschaft über uns angemaßt huben." „Da möchte ich doch lieber von einem Hübschen mich quälen lassen. Zumal ist Ellstein Graf und Salmen nur Baron erst seit einigen Jahren," sagte Helene, die schwächste Seite der Mutter auffassend. „DaS wohl !" suhr dieselbe in milderm Tone fort, „die Grafen v. Etlstein zäh len bis in das vierzehnte Jahrhundert; aber der wird Dich auch schwerlich Heira then wollen." „Das kann man ja nicht so mit Be. stimmtheit sagen," meinte Halene hocher glühend. „Aber man kann auch, auf diese gläw zende Hoffnung bauend, keinem Freier, wie Salmen, vor den Kopf stoßen; da rum ist es besser, Du schlägst Dir die Husaren-Grillen aus dem Sinne, und bleibst hübsch zu Hause an Deinen Ar beitst ischcheu, und hilfst Deinen Braut' staat verfertigen ; denn bis Ende Earne val ist Hochzeit, das habe ich heute dem Baron versprochen schloß die Mutter, und verließ das Zimmer. Wie von Stephansthlirm zu Wein ge fallen saß Helene, und schaute die Thür, durch welche ihre Mutter sich entfernt hat' te. Endlich konnte sie wieder einen Ge danken fassen, indem sich das Bild, den zarten Träumen ihres Herzens, welche kaum aus der Knospe hervorgebrochen wa ren, schon wieder entsagen zu sollen, mit den grellsten Farben ihrer Einbildungs kraft dargestellt, mit der Borstellung ver knüpft, in Zukunft mit Resignation aller Freuden der Liebe, die sie ahndungövoll aus den Blicken Guido's gelesen hatte, -ihre Tage in einem öden Winkel auf dem Lande, unter Hühnern und Gänsen, an der Seite des langweiligen Salmen verle ben zu müssen. Nicht einmal sprechen sollte sie ihn mehr! ihn, ohne den ihr kei ne Erdenseligkeit, ja kein Leben mehr denk bar war! —„Nein !" sagte sie unter hei ßen Thränen, „dieses Opfer kann man nicht von mir verlangen! Doch wie— auf welche Art?" das war nun die Are, um welche sich alle ihre Gedanken drehten. Aber kaum ging sie einige Minuten im Zimmer auf und nieder, als sie schon freu dig ausrief: „Ja! so kann, so muß es gehen!" Und im Jubel über den glückli chen Einfall, Schmerz und Zukunft ver gessend, in ausgelassener Lustigkeit im Hause umher tobte, daß niemand vor ih ren Neckereien sicher war. Guido war unterdessen wohl zwanzig mal am Hause vorüber gegangen und ge ritten, ohne daß er einen Blick Helenens gewinnen konnte. Endlich neigte sich der Tag in die graue Dämmerung, und noch wollte kein Tropfen Balsam des Trostes Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger. in die brennende Wunde der Liebe und Sehnsucht fallen. Gedankenvoll über den ernsten Gang, den diese Leidenschaft in seinem Herzen genommen zu haben schien, stand Guido am Fenster, und trommelte mit den Fingern an den Scheiben, als Eugen in das Zimmer trat. „Guten Abend, Ellstein," rief er mit freudestrahlenden Zügen, „es ist Zeit zum Theater." „Du bist ja ganz außer Dir?" sagte Guido, sich umwendend, „was ist Dir be gegnet?" „Du weißt doch," sing Eugen an, „daß mir schon lange die hübsche Frau v. Lin denbusch gefallen hat, daß ich gestern so glücklich war, am Spieltische ihr gegen über zu sitzen? Nnn, ich habe alle Hoff nung, Gnade in ihren Augen zu sinven. So eben war ich bei Meybach s, wohin sie öfters kömmt, welche mir sagten : daß sie mich nur immer den schönen Sonnen gott hieße, daß eö ihr so viel Vergnügen mache, mich sprechen zu hören u. s. w. ; sie kommt heute in doS Theater; ich wer de sie wieder sehen —daS göttliche Weib!" „Mir hat heute noch kein Stern ge leuchtet !" sagte Guido. „Nur Muth und Vertrauen in den Liebesgott gesetzt er verläßt seine eifrigen Bekenner nicht," scherzte der fröhliche Eli gen, indem er selbst seines Freundes Man tel holte, und ihn znm Gehen antrieb. „Was wird denn gegeben?" fragte Guido im Gehen. „Der Schutzgeist," war die Antwort. „Möchte Helenens Schutzgeist mir nur heute gnädig sein, und sie in das Theater bringen;" klagte Elistein, während sie dem Tempel Thailens zueilten. In Thaliens Tempel angelangt, fan den Eugen und Guido ein zahlreiches Pu blikum. Helene saß mit ihren Angehöri gen in einer Loge, und horchte aus jeden Sporen oder säbelähnlichen Klang. Meh re Ossiziere seines Regiments hatten mit diesem harmonischen Tone sie schon ge täuscht jetzt klirrte es wieder, —dieser ist es aber gewiß ! dachte Helene mit hoch klopfendem Herzen. Die Thür des Par terre'S öffnete sich, und Guido, der schöne Guido trat in Begleitung EugenS herein. Helene ging in Entzücken auf. „Die Lindebusch ist auch schon da," sagte der beglückte Eugen, in seligem Anschauen seiner Theuern verlornen zu Guido. Dieser aber, egoistisch, wie die Liebenden sind, hörte nicht die Worte seines Freun den ; denn Helene hatte ja, als ihre Mut ter und Salmen, im Gespräche begriffen, sie nicht beobachteten, bedeutungsvoll auf den, vor ihr liegenden (somödienzettel hin gewiesen. Als der erste Akt vorüber war, verließ Gnido seinen Platz, und stellte sich unter die Loge Helenens. Diese ließ, wie von ohngefähr, den Zettel aus der Hand flie gen, welcher, durch zwei am Rande befe stigte Haarnadeln schwer gemacht, gerade auf Guido's Schulter siel. Als ob er ei ne feindliche Fahne erobert hätte, eilte er mit dem Zettel dem Büffet zn; aber es war keine Möglichkeit, ihn zu besehen, da Alles gedrängt voll Menschen war, die mit Punsch und Bischof sich die außeror dentliche Kälte vergessen zu machen such ten. Er ging wieder in das Parterre, und stellte sich Helenen gerade gegenüber, stets die zärtlichsten Blicke wechselnd, oh ne daß es der, neben ihr sitzende Salmen gewahr wurde. So fuhr endlich, nach langem Erdenwallen mit der heiligen A delheit, Guido der Schutzgeist wieder dem Himmel zu, als Guido, der Husaren Lieu tenant, sich noch nicht satt gesehen hatte an seiner schönen Helene, und gerne aus dieser Ursache seinem Namensvetter ein noch längeres Leben gegönnt hätte. Als er mit seinem Talisman zu Hause angelangt war, besah er ihn von allen Seiten, da er mit Gewißheit gehofft hat te, einige Zeilen als Antwort seines Brie fes auf demselben zu finden; allein der Zettel war zu seinem größten Erstaunen leer. Guido zerbrach sich wohl über eine zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den 2«. Jnli, 118^7. Stunde den Kopf, was Helene damit ge wollt haben könne, ohne zu dem Schlüs sel dieses Räthsels zu gelangen. Er hol te den Zettel noch einmal hervor, betracht tete ihn genau, lind erst als er denselben gegen daS Licht hielt, nahm er die Worte: „am Nenjahröabend ist Maskenball," ge wahr, welche mit einer ganz feinen Na del am Rande des Papiers gestochen wa ren. „O Mädchenlist !" rief Guido ent zückt, „wer hätte auch diesen Einfall so bald errathen Er zählte nun sogleich die Tage ab, welche er noch bis dahin zu verleben hatte, lind obwohl ihn dieser Bescheid in die größte Seligkeit ver setzte, so schien ihm doch dieser Termin in seinen Augen für seine Sehnsucht, etwas zu weit hinaus geschoben zn sein. Noch selbe Nacht suchte er Eugen auf, nm ihm diese freudige Nachricht mitzutheilen. „Herrlich, göttlich!" rief dieser, „wir müssen natürlich maskirt hin ; denn Hele ne wird wohl mit ihrer Mutter nur in Lünetten dort erscheinen. Du bestellst Dir mehre Maskenanzüge in daS Anklei' dezimmer, und tanzest jeden Walzer in ei nem andern Eostüme mit ihr, wovon Du sie unteruchten mußt, und kein Mensch, weder ihre Mutter, noch der überkluge Herr v. Salmen, hat eine 'Ahnung davon, daß unter allen diesen schönen Masken nur eine Person nnd zwar der glückliche Liebhaber der Liebenswürdigen Helene Aber so schön dieser Plan auS gedacht war, so paßte er doch ganz und gar nicht zu den Entwürfen Helenens denn diese hatte, um zum Ziele ihrer Wün sche zu gelangen, alle Triebräder der weib lichen Schlauheit in Bewegung gesetzt, und dennoch fand sich keine andere Mög lichkeit, anf den Maskenball zu kommen, da die Mutter Herrn von Salmen hiezu verleitet, sich mit Bestimmtheit gegen den Wunsch ihrer Tochter erklärte, als heim lich, ohne deren Wissen, ebenfalls maskirt ! hinzugehen. Die alte Hausmagd, welche ! das Fräulein noch auf den Armen getra- gen hatte, wurde durch Bitten, von einem seidenen Halstuche unterstützt, gewonnen, einstweilen in Helenens Zimmer zu wa schen, und bei ihrer Znrückkunft die Thür zu öffnen. Therese Well e r, eine liebe Gespielin aus ihren Kindertagen, an wel cher sie jetzt noch, da diese seit einem hal ben Jahre an einen jungen Maler verhei rathet war, mit inniger Liebe hing, muß te ihren Thränen und Bitten nicht wie derstehen könnend, versprechen, mit ihrem Manne, als Zigeuner - Hauptmann und Zigeuner-Mutter maskirt, sie als Prezio sä auf den Ball zn begleiten, und die hie zn nöthige Garderobe zu besorgen.—So mit Anstalten und tausend schweren Qua len von beiden Seiten, da sich in dieser Zwischenzeit auch nicht ein günstiger Au genblick darbot, wo daS liebende Paarsich hätte sehen oder sprechen können, war endlich der Svlvestertag angebrochen, an welchem der Maskenball festgesetzt war. Guido war schon vor Tagesanbruch munter, und freute sich der überstandenen SchmerzenSwoche seiner Sehnsucht; denn heute Abend sollte er sie ja sehen, heute hoffte er ja das süße Bekenntniß ihrer Liebe zu hören! Wie hätte, von solchen Hoffnungen beseelt, seine frohe Laune nicht den Zenith erreichen sollen? mit je der Stunde war er seinem Glücke näher, und immer schneller schlug ihm das Herz, bis er endlich an Eugen's Arme, beide in schwarzen Domino's in den Saal trat. Helene hingegen verlor, mit jeder Mi< nute näher zum Ziele, den Muth, und stellte sich ihr immer mehr das Schwieri ge ihrer Unternehmung in dem schrecklich sten Lichte dar, je näher die Zeit der Aus führung herbeikam; oft glaubte sie ein Unrecht zu begehen, und wollte den Lieb lingswünschen ihres Herzens entsagen; aber ein Blick in die trübe Zukunft, wel che an Salmen's Seite ihr entgegen gähn te, und alle Bedenklichkeiten eines zarten Gewissens waren besiegt. So rückte die verhängnißvolle Ballstunde heran, und Helene entschuldigte sich mit außerordent- lichen Kopfweh—bei welchem mir gänzli che Ruhe, Linderung verschaffen könne — ihren frühern Abschied vom Familien-Zir kel, an den—Salmen schon förmlichen'A n theil nahm, und schlüpfte in ihr Stübchen. Hier angelangt, saß sie mit klopfenden Herzen, in den fürchterlichsten Schwan ken und Zweifeln verstrickt —zwischen ih rer Liebe und Pflichten wählend; die Angst des Kampfes schnürte ihr den Hals zu, und versetzte sie in einen schmerzlichen Zu stand, denn alle Lebensgeister schienen in Aufruhr zu sein. Einem—dir fremden Manne zu gefallen, willst du so.viel auf das Spiel setzen? sagte die noch schwach kämpfende Pflicht. Will man nicht thö rigten 'Ansichten zu Folge, einem—durch Alter und Gesinnungen mir noch frem dern Manne mich opfern? sagte das Herz. In diesem Augenblick gab der junge ter, sie abzuholen, auf der Sttaße daS ver abredete Zeichen. Helene nahm es für den Ausspruch des Schicksals, und eilte— der vertrauten Hausmagd noch einmal al le Vorsicht empfehlend—die Treppe hin ab, wo der Mann ihrer Freundin sie in Empfang nahm. Nun war das Loos ge worfen ! Die Beschäftigung des Anzuges, als sie in deren Hause angelangt war, u. die Trostsprüche der beiden jungen Leute, zerstreuten Helenens Sorgen, der Art, daß sie nur den Freuden ihrer Hoffnungen sich überliest. „O ! wie schön ! die herrlichste Prezio sa, welche jemals die Bühne betrat !" rief entzückt Therese, und führte nach vollen detem Putze ihre Freundin vor den Spie gel; welche selbst überrascht ihre eigne Gestalt im Stillen bewunderte; und nun kaum mehr erwarten konnte, in diesem Glänze ihrer Schönheit —vor Guido zu erscheinen. „Nur die Masken geschwind her!" sagte Helene in der höchsten Ungeduld; und das Zigeuner - Kleeblatt stieg in den bestellten Wagen, der vor der Thür war tete, um nach dem Ballhanse zu fahren. Guido und Eugen hatten vergeblich Stunden lang alle Damen durchsucht; weder Helene noch eine Lindenbusch war hinter den Lünetten zu finden ; und Gui do wollte schon vergehen vor Aerger über die sehlgeschlagenen Hoffnungen, als Eu gen auf den Einfall gerieth: ihre Her zensdanien könnten vielleicht unter der Zahl der Masken sich befinden ; weswe gen er die Larven wegzulegen—in Vor schlag brachte. Kaum hatten sie dies ge than, als ein zierlich gekleidetes Gärtner- Mädchen auf Eugen zutrat, und ihm ei nen herilichen Blumen-Strauß mit den Worten: „Die schönsten für Dich" überreichte. „Es ist die Lindenbusch," flüsterte Eugen, Guido allein stehen las send, der Maske in das Gedränge folgte. Lange irrte Guido noch im Saale umher; schon wollte er, im Unwillen über sein Geschick, das Haus verlassen, als die schö ne Präziosa seine Hand faßte, um ihm wahr zn sagen. Guido's liebendes Auge erkannte Hele ne sogleich an ihren schönen schwarzen Locken, lind indem er in der freudigsten Ueberraschung ,Helene' ausrief, war auch sie nicht länger vermögend, sich zu ver längnen. „Ja, ich bin es!" sagte sie leise, „aber um des Himmelswille», sprechen Sie mei nen Namen nicht mehr aus: denn Nei mand darf wissen, daß ich hier bin." „O himmlisches Mädchen!" rief Gui do im Uebermaße der seligen Ueberzeu gung, daß nur die Liebe zu ihm die Quel le dieses gewagten Unternehmens war, und führte sie mit ihrem Begleiter einem nahestehenden Sopha zu, wo sie, kaum bemerkt von der bunten Menge, zum er stenmal ohne Zwang sich sprechen konn ten. Helene war im Anfange, ihrem schönen Husaren-Ritter gegenüber, etwas beklommen; sie wählte die Worte —stets fürchtend, zu wenig oder zu viel zu sagen. Allein Guidos fließende Feuersprache hat te bald das schüchterne Mädchen im Stru del der Gefühle mit fortgerissen, und sie Laufende Nummer '<7. mußte unwillkührlich in den vertrauten Ton einer längst genährten Liebe einstim men, da sie zu unerfahren war, um ihr glühendes Herz hinter Wortspiele zu ver bergen. Auch Eugen hatte endlich das reizende Gärtner-Mädchen vermocht, ne ben ihm Platz zu nehmen, wo die Unter haltung mit jeder Minute für beide Thei le an Interesse gewann. Er bat, er fleh te, sie möchte sich demaskiren, ohne nur im mindesten ihren harten Sinn zu beu gen. Erst als die Uhr Zwölfe schlug, und JedeS seine Freunde aufsuchte, um mit ihnen daS junge Jahr zu begrüßen, da schien auch sie in ihrem grausamen Entschlüsse wankend zu sein, und sich sei nen heißen Wünschen hinzuneigen. Dies bemerkte kaum Eugen, als er, um sie vol lends zu bestimmen, ihr geradezu gestand, daß er ja längst schon so glücklich war, eine kleine Neigung für ihn in ihr erglü hen zu sehen. —„Nun so sei es !" rief sie im höchsten Entzücken der Liebe, die Mas ke vom Gesichte reißend, und Eugen sah mit starrenden Entsetzen, statt der'gehoff ten Lindenbusch, die Frau v. Spinnenberg vor sich. Er wußte nichts zu sagen, der Schrecken schien seine Zunge gelähmt zu haben. Er stammelte einige Worte von Glück und Liebe, verwirrte sich immer tie fer, ohne einen Ausweg aus diesem Laby rinthe der peinlichsten Verlegenheit seines Lebens zu finden. „ES brennt! es brennt! Feuer! Feuer!" ging es durch den Saal; Alles lief in größter Verwir rung durch cinander; die Damen eilten, ihre Shawls zu suchen, und die Herren suchten ihre Damen; nur Eugen, froh durch dieses Ereigniß seine Schöne los zu werden, rannte, um zu löschen, als der Erste zur Thür des Saales hinaus, und erst im Freien war er wieder vermögend, aus tiefer Brust Athem zu schöpfen. So erwünscht dieser unglückliche Zufall für Eugen war, so erschreckend weckte dieser Ruf Guido und Helene aus den süßen Träumen ihrer ersten Liebesbekenntnisse; denn sie mußten ja nun erwarten, daß der Feuerlärm ihre Leute aus den Betten brin ge, daß sie nun vielleicht vermißt werde. Ein Gedande, der sie in Todesangst ver setzte. Nach Hause durfte sie in diesem Augenblicke auf keinen Fall. Und Gui do sollte seine Helene in dieser schreckli chen Verlegenheit ihren bestürzten Freun den überlassen, da ihn selbst die Pflicht auf den Platz des Feuers rief. Er be gleitete sie nach Weller's Wohnung, und eilte, nachdem er die schöne Preziosa und ihre Freundin auf das Schicksal vertrau en hieß, mir dem jungen Weller der Stra ße zu, woher der Lärm kam. „Es ist in Helenens Hause!" rief der Maler, als sie um die Ecke bogen. Schon war Guidos Eskadron aufgestellt; sein Bedienter kam ihm mit Ezako, Säbel und Pferd entge gen, und er flog bald an der Spitze seiner Leute die Straße auf und nieder, Ord nung unter den Löschenden zu gebieten. Susanne, die alte Hausmagd, war in Helenens Zimmer eingeschlafen; um sich zu ermuntern, hatte sie das Fenster etivaS geöffnet; aber die Natur siegte dennoch, und sie erwachte erst, als schon durch den hierdurch verursachten Zugwind Licht und Vorhänge in vertrauliche Mittheilung ge rathen waren, und alle brennbaren terialien des Zimmers in Flammen stan den. Um die Abwesenheit ihres Fräu leins nicht zu verrathen, wollte sie selbst, >o gut es nur ging, das Feuer dämpfen; aber die Angst ließ sie theils die rechten Mittel nicht ergreifen, theils hatten schon einige, vom Ball nach Hause kehrende Masken den, aus dem Fenster dringenden Rauch bemerkt nnd Feuer gerufen. „Wo ist Helene?" schrieen die Eltern, vor Schrecken außer sich, in das Zimmer stürzend. „Wo ist Helenerief der, durch den Lärm aus seiner Nachbarwohnung herbei geeilte Salmen keuchend. Eine Ladung Wasser aus der Feuerspritze, gerade auf ihn gerichtet, trieb ihn, sein Heil in der Flucht zu suchen. (Schluß folgt.)