Der Liberale Beobachter Und Berks, Monlgomcry und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. Ueav i n g, Denn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pnwe ll e, in der Süd 6ten Straße, zwischen der Fratikliu- und Clu'suut - Straße Jahrg. 8, ganze Nnin. «»I Bedingungen: Der Asberale titobarktcr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Lubseriptions - Preis ist Ein Thal er dcs Zahrs, welcher in I>albjährl>chcr D Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden Kl st> angerechnet- Für kürzere Zeit als «Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur I dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubs.'npcionsiTermins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein» I gerückt. Unterschreibern in hiesiger Ltadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post eler Träger, auf Kosten der Unterschreiben Briefe und dcrgl. müssen postfrei eingesandt werden. Zwei Verbrechen. ine russische Novelle v. Dupre de St. Maure. Z Ach ! Hr. Paradekin, wie reuet es mich ?tzt, nicht auf die Ahnungen dieses un- lücklichen Mädchens geachtet zu haben ! )ie Gewissensbisse bei der Erinnerung an ieses schreckliche Ereigniß, werden mich Zeitlebens quälen! Wie hätte ich aber >urch diese abscheuliche Heuchelei nicht ge äuscht werden sollen, die wohl einen klü teren als mich hintergangen hätte. Von Zugend auf hatte Herr Woronitcheff im ner offen und ohne Verstellung gehandelt, und nie hatte ich gesehen, daß er sich die Mühe genommen hatte seine Gesinnung iu verhehlen, um das, was er Schlimmes vor hatte, zu verbergen: alle Laster kön nen ja nicht in einem und demselben In dividuum vereinigt sein, und es ist schwer, zu gleicher Zeit ein Heuchler und gewalt thätig, jähzornig und ein Schurke zu sein; die grenzenlose Eifersucht meines Herrn ließ ihn aber alle diese Widersprüche ver einigen, und um nur seinen Zweck zu er' Zeichen, hatte er die Geduld, eine Zeitlang >den guten Menscheu zu spielen, wodurch es ihm leicht wurde, mich, der ihn gut kannte, zu täuschen. Um in dem Falle, daß man mich beo bachte, die Aufmerksamkeit, von mir ab zulenken, ging ich auf mein Zimmer, wo ich aber nicht lange blieb, sondern bald leise die Thür öffnete, und auf den Gang schlich. Im Hause herrschte die größte «otille. Schon bei meiner Ankunft hat' te ich bemerkt, daß alle Dienstleute außer halb, in dem entlegensten Theile des Gar tens beschäftigt waren. Auf den Zehen ich an die Thür von meines Herrn Cabinet; und da es in demselben ganz still war, so vermuthete ich, daß man Ma demoiselle Wolkoff in den untern Saal, am äußersten Ende des Hauses, geführt haben würde; er diente zu den Zusammen künften des Herrn mit seinen Getreuen. Irrte ich nicht, so konnte mir dieses Zim mer Gelegenheit geben, Alles genau zu se hen, waä darin vorgehen würde. Bei Lebzeiten meiner guten Herrschaft war in demselben Comödie gespielt worden, und der alte Herr hatte, wenn seine Gesund heit es ihm nicht erlaubte, unter den Zu schauern Platz zu nehmen, der Vorstellung im Schlafrock in einer Loge beigewohnt, die dem Theater gegenüber angebracht war. Ich erreichte dieses Eabinet, ohne gesehen zu werden, und fand die Thür nicht verschlossen, denn die Bösewichter denken nie an Alles. Ein Vorhang vor den zerbrochenen Fensterscheiben erlaubte mir, ungesehen Alles genau hören und se hen zu können. Im Saale war noch Nie mand ; es stand darin ein mit einem alten Teppich bedeckter Tisch, auf welchem, we gen der Dunkelheit des Saales, der nur von einem Fenster erhellt wurde, welches große Bäume beschatteten, zwei Kerzen brannten, ferner ein Lehnstuhl vor dem Tische, und in einiger Entfernung von demselben, ein gewöhnlicher Stuhl. Ein Schreibzeug auf dem Tische und einige auf demselben zerstreut umherliegende Pa piere, gaben dem Saale ganz das Unglück verkündende düstere Ansehen eines heim lichen Gerichts. Sie werden sehen, daß es ein solches wirklich war. Nach 3 Minuten trat der Herr ein, ihm folgte die arme Machinka. Den Kutscher und den Schmidt hieß er in einem Neben zimmer bleiben. Nachdem er die Thür verschlossen, ließ er seine Pathe Platz neh men. Sie setzte sich; ich erstaunte über ihre Festigkeit und sie schien mir seit einer halben Stunde größer geworden zu sein; sie verrieth durchaus keine Mutlosigkeit und ihre Miene sprach Verachtung und Unwillen aus. Nachdem sie sich gesetzt hatte, konnte ich ihr Gesicht nicht mehr beobachten, weil sie mit dem Rücken mir zugekehrt saß. Mein Herr nahm zuerst das Wort. Die Scene, die nun Statt hatte, hat mein Gedächtniß so treu be wahrt, daß ich Ihnen Alles fast wörtlich berichten kann. ! Machinka Alexiewna, belieben Sie mir, ! als Ihrem Pathen, dem Wohlthäter Jh ! rer Familie, zu sagen, warum ich nur durch das Gerücht von Ihrer beabsichtig- ten Heirath Kenntniß erhielt ? Mein ! Vater, der Herr General hatte uns die Verpflichtung aufgelegt, Ihnen seine Ab sichten erst nach der eingegangenen Ge nehmigung der Verwandten meines Ver lobten mitzutheilen ; diese ist nun erst vor einigen Tagen eingetroffen, und ohne die Unpäßlichkeit meiner Mutter, würden Sie dieselbe bereits erhalten haben. —Sie war ja aber doch nicht unpaß, als man um Ih re Hand warb. Dieser Brief mußte mir noch den nämlichen Tag zugestellt werde»; ich mußte ihn beantworten ; Ihre Mutter sich eben so sehr gegen den An stand, als gegen die Dankbarkeit, welche sie mir schuldig ist. Wie zwei Thörin nen habt Ihr Euch diesem jungen Manne in die Arme geworfen, Ihr habt ihm oh ne meine Genehmigung Zutritt erlaubt, ohne Zweifel fürchtend, daß ich ein Liebes- Verständniß mit einem Unbekannten nicht billigen würde. Einem Unbekannten! mein Herr, dies ist er weder für den Hrn. General, noch für uns ; aber ehe Sie die ses seltsamen Verhör fortsetzen, erlauben Sie mir Ihnen zu sagen, daß mich Alles hier in Erstaunen setzt: Der Ort, an wel chem wir uns befinden, der Ton, den Sie gegen mich annahmen, und gerade die ent gegengesetzte Sprache, die Gregorieff in Ihrem Namen führte. Dieser gemäß konnte ich nicht anders glauben, als daß Sie mich zu sich beschieden, um Ihre Ge nehmigung zu der ehrenvollen Versorgung zu geben, die für mich im Werke ist; ihr gemäß, machten die Erkundigungen, die Sie eingezogen, Sie ungeduldig, zu mei mem Glücke beizutragen. Was soll ich nun von dieser so plötzlichen Veränderung Ihrer Gesinnungen denken ?—Nichts an ders, Unglückliche! als daß Dein Verrath und Dein niederträchtiger Wankelmuth mich zu einer meiner unwürdigen Verstel lung genöthigt haben ; ich habe Gregori eff getäuscht, und würde die ganze Welt hintergangen haben; alle Mittel waren mir gleich, dienten sie mir nur dazu, Dich in meine Gewalt zu bekommen. Jetzt Machinka, gib diesen arroganten Ton auf, der für Deine Lage nicht paßt. Undank bares Mädchen ! hast Du denn ganz mei ne Zärtlichkeit und die Wohlthaten ver gessen, womit wir Deine Eltern überschüt teten ? Denkst Du nicht mehr an Deinen alten Vater, wie er sterbend mich um Schutz für seine Tochter bat? —O, mein Herr, rufen Sie nicht diesen theuern und heiligen Schatten aus dem Grabe! er ver theilt Sie, er ruft Ihnen aus der Tiefe der Gruft zu : „Was hast Du mit der Unschuld gethan, die ich Dir anvertraute ? Du hast alle Gesetze der Ehre verrathen, Du bist grausamer gewesen als der Geier, der sein Schlachtopfer zerreißt! Du hast das Deinige geschändet!" „Nun! sind Sie gerade deshalb nicht tausendmal strafbarer, daß Sie feige Den jenigen hintergehen, der Ihnen seinen Na men geben will! Der leichtsinnige junge Mann weiß nicht, daß Sie schon mein Ei genthum waren, und wenn Sie seine Hand nicht aufgeben, so werde ich ihn selbst ent täuschen : ich werde ihn vor der Schande retten Eine zur Frau zu nehmen, die...." „Geben Sie sich keine Mühe, ich bin Ihnen zuvorgekommen; mein Gewissen verlangte es; ich habe ihm Folge geleistet, und auf die Gefahr hin, das Glück meines ganzen Lebens zu verlieren, habe ich ihm das schmerzliche Geständniß abgelegt, und meine Schande nicht verheimlicht. Mein Unglück, mein freimüthiges Geständnis; und meine Thränen bewiesen zugleich mei ne Unschuld und Ihre Schändlichkeit/' Bei diesen Worten verzerrte sich Wo ronitcheff's Gesicht fürchterlich und ich fürchtete einen Augenblick, daß er mit dem Federmesser, welches er in der Hand hielt, über das arme Mädchen herfallen würde; die Klinge desselben stieß er mit solcher Gewalt in den Arm des Stuhls, daß er "Lvillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den 11. Mai, 1847. es nicht wieder herauszuziehen vermochte. „Elende!" rief er mit einer Stimme, von der das Gewölbe des Saales Wiedel hallte, Du rennst in Dein Verderben, wenn Du so mit mir sprichst ! Ich wußte recht gut, daß Du mich nie liebtest, aber Dich einen Andern lieben sehen, ist eine Schmach, die ich rächen muß und kann !" ~Mein Herr, ich achte Sie noch genug, um Sie nicht zu fürchten. Sie werden das Vertrauen, mir dem ich ganz allein zu Ihnen gekommen bin, nicht mißbrau chen ; ich kam im Vertrauen auf Ihre Redlichkeit und Gregoriess's Zusicherung ; Sie verletzen es durch das erniedrigende Verhör, das Sie mit mir halten. Ich beschwöre Sie, mich zu meiner Mutter zu rückbringen zu lassen, unter deren Augen müssen die Aussagen enden. Vergessen Sie nicht, mein Herr, daß Ihre Rechte über mich Sie verpflichten, mich zu schüt zen, und nicht, mich mit Ihrem Hasse zu verfolgen. Widersetzen Sie sich meinem Glücke nicht länger. Dein Glück was kümmert es mich, wenn Deine Ver bindung mein Glück zerstört. Ich woll te lieber Höre, ich kann Viel für Dich thun; widerstrebst Du Dich aber meiner Güte, und copirst Du nicht äugen blicklich die Schrift, die ich Dir vorlesen werde, so kommst Du nicht wieder aus diesem Hause. Machinka, unter diesem Saale ist ein Gewölbe in welches kein > Lichtstrahl dringt. Beharre noch in Dei- nemEntschlusse, Dich verheirathen zu wol len, nnd Du hast Dein Urtheil gespro chen ! Du wirst dann herabsteigen ; Alles ist bereit, Dich zu empfangen, und .... Diese Drohungen schrecken mich nicht, Sorge für Ihre Ehre und für Si cherheit muß Ihnen wichtiger sein, als die traurige Genugthuung, Ihrer Rache ein Genüge zu leisten. Bin ich gleich arm, so glauben Sie deshalb nicht, daß ich auch ohne Freunde und Vertheidiger bin. Der Herr General, der General der Provinz, Derjenige . . . . ; aber vor Allen würde mich die mütterliche Liebe zurückfordern und meine Fessel zerbrechen. Lassen Sie mich daher zu meiner Mutter zurückkeh ren, öffnen Sie Ihr Herz sanfteren Emp findungen. Es hängt bloß von Dir ab, augenblick lich zurückzukehren ; Du kannst es, sobald iDu diesen Brief wörtlich abgeschrieben z hast. Höre ihn an und» entscheide dann über Dein Schicksal u. über das meinige. , Herr Woronitcheff las nuu schnell ei i nen an Machinka's Verlobten gerichteten Brief vor, dessen Inhalt ich nicht wortlich weiß; es war indeß ein formlicher Absa- gebrief für den jungen Mann. Man ließ l Machinka darin sagen, daß nur die Furcht ! vor ihrer Mutter sie bewogen habe, in die Heirath zu willigen ; daß sie den Bewer- ber um ihre Hand nicht liebe und daß ihr Herz schon seit langer Zeit nicht mehr frei sei; der Brief schloß endlich mit dem förm lichen Verbot für den jungen Mann, den Fuß nicht mehr über ihre Schwelle zu setzen Bisher hatte das junge Mädchen dem schimpflichen Verhöre bloß eine edele nicht sehr verletzende feste Sprache entgegenge setzt ; unglücklicherweise konnte sie sich a ber nicht bis zum Schlüsse mäßigen, denn als mein Herr, der den Brief auf den Tisch gelegt hatte, zu ihr sagte, nun nä her zu kommen und ihn abzuschreiben, stand sie schnell auf, ergriff den Brief, zerriß ihn und trat ihn mit Füßen, indem sie ausrief: ~Himmel! wie haben Sie glauben können, daß ich meine Hand zu dieser Schändlichkeit bieten würde!— U nglückliche ! was thust Du? wenn ich nun selbst auf den Titel Deines Gemahls An spruch machte, wenn.... Sie, mein Gemahl? Großer Gott! Da wollte ich ja lieber tausend Mal den Tod leiden!" Bei diesen in der Hast hervorgestoßenen Worten, ergriff mein Herr, wüthend vor Eifersucht, einen auf dem Tische liegenden marmornen Papierhalter und schleuderte ihn nach seinem Schlachtopfer welches ohn mächtig vom Stuhle sank, indem ein Blut strom durch ihr langes blondes Haar rann. Der Marmor hatte ihr Schläfe getroffen; ich hörte sie tief aufächzen, und Machin ka war nicht mehr. Ihr Henker rief den Schmidt und den Kutscher herbei und sag te ihnen leise einige Worte: sie hoben die Unglückliche vom Boden auf, und trugen sie durch eine kleine Thür auf einen von Bäumen beschatteten Hofplatz. Mein Herr setzte sich wieder vor den Tisch, sein Gesicht mit beiden Händen bedeckend. In dieser Stellung blieb er, bis der Schmidt wieder herbei kam und mit dumpfer Stim me sagte: ?on>-n'la ! (sie ist todt.) —,So ist denn Alles vorbei, versetzte mein Herr; das wollte ich nicht; sie ist aber ihrem Geschick vorausgeeilt." Und indem er dies sagte, strahlte auf seinem Gesichte das Grausen erregende Vergnügen der befriedigten Rache. Während der mit einem Gefäß mit Wasser zurückgekomme ne Kutscher den mit Blut befleckten Fuß boden reinigte, ging mein Herr mit gro ßen Schritten im Saale hin und her, Bei de nahmen hierauf eine Kerze, um nach zusehen, ob auch keine Blutspur zurückge blieben sei, dann wurden die Kerzen aus gelöscht und Alle entfernten sich und lie ßen mich in der Dunkelheit zurück. Ilm kein Geräusch zu machen, schlich ich mich, mit den Schuhen in der Hand aus der Lo ge und war so glücklich, mein Zimmer zu erreichen, ohne Jemanden zu begegnen. Die Uhr schlug acht; die Nacht war dun kel und der Nordostwind durchheulte das Haus. Ich warf mich unausgekleidet und mehr todt als lebendig auf's Bttt, wo mich die an diesem Abend erlebten schrecklichen Scenen nicht verließen. Es nimmt Sie vielleicht Wunder, Hr. Paradekin, daß ich ein so ruhiger Zuschau er bei einer so barbarischen Handlung, ei ne Folge der Gewalt der Leidenschaft blieb, denn diesen schrecklichen Ausgang hatte selbst der Mörder nicht vorausgesehen; der Marmor entfuhr seiner Hand wie der Blitz. Hätte ich mich da gezeigt, so wä- re ich unstreitig, ohne Nutzen für das un- glückliche Mädchen, das Opfer einer zwei- ten Schandthat geworden. Daß ich mei- ncn Herrn belauschte, geschah bloß, um hinter seine Absichten zu kommen und die ! arme Mutter davon zu benachrichtigen; ich glaubte nur an Drohungen, und höch stens an eine kurze Gefangenschaft, um .Machinka zu nöthigen, ihre Heirath auf ' zugeben. Sobald der Tag anbrach, hö'r- te ich einen Wagen vor das Haus fahren ; ich öffnete leise mein Fenster, und sah den Mörder in einer vierspännigen Kalesche wegfahren. Seine Reise kam mir sehr gelegen, denn ich fürchtete sein erstes Zu sammentreffen mit ihm und besorgte, mei nen Abscheu gegen ihn nicht verhehlen zu können. Eine Stunde nachher ging ich auf die Hausflur hinunter, wo das ver sammelte Gesinde in lebhaftem Gespräche mit einander war. Der Hufschmidt war mitten darunter, seinen Tag, wie gewöhn lich, mit seinem vielgeliebten vmlka (Branntwein) beginnend. Ich fragte ihn so unbefangen, als es mir nur möglich war, wann Mademoiselle Wolkoss zu ih rer Mutter zurückgefahren wäre. „Bei Einbruch der Nacht, versetzte der Böse wicht, sein letztes Glas ausleerend, aber beim hl. Andreas ! Gregorieff, Ihr wer det sie nicht wieder sehen, wenn Ihr nicht mit dem Popen bei ihrem Sarge betet, der 2 Tage lang Psalmen bei der Leiche des armen Mädchens hersagen wird. Wie soll ich das verstehen? Nun, daß sie todt ist; ist das nicht klar? Ihr seid wohl der Einzige im Dorfe, der es nicht weiß. Der durnk von Dmitri ist es, der den schlechten Streich gemacht hat. Hat er sie nicht beim Zurückfahren, in der Schlucht von Ulmo, die voller Felsen liegt, spitzer als Nadeln, umgeworfen? Der Elende! Machinka ist beim Umwerfen auf die Schläfe gefallen, er hat sich das Hand gelenk verrenkt; er, der Trunkenbold isi aufgestanden, während die Demoiselle lie gen geblieben ist. Hat man nun nichi völlig Recht zu sagen, daß Gott die Trun kenbolde schützt? Der Schelm hat um Laufende Nummer !7. Alle angeführt, denn man ahnte gar nicht, daß er getrunken hatte. Beim Wegfah ren stand er so fest anf seinen zwei Bei nen, wie unser St. Peter, der die Kirch thür bewacht; die Furcht vor dem Stocke hielt ihn aufrecht, und als er auf seinem Bock saß, fuhr er wie der Wind dahin. So lange der Weg geradeaus lief, ging es auch nicht schlecht, denn die Pferde hat ten nicht zuviel getrunken; aber bei der verdammmten Schlucht hat sich Dmitri nicht links gehalten, die ganze Geschichte heruntergerumpelt, die Droschke die ist in Stücken und ein Pferd bis auf ein Vier tel todt. Für alles Gold des Koliwan möchte ich nicht in des Kulscl ers Haut stecken ; wenn der Herr zurückkommt, so geht es an sein Leben .... Wo ist er hin? Schöne Frage! Er macht dem Jspradvnik die Anzeige. Der arme Herr, fügte der Schurke betrübt thuend hinzu, was meinen Abscheu gegen ihn nur noch vermehrte, dauert mich, und mein Her; möchte mir vor Mitleid zerspringen .... Er war gestern noch so vergnügt, als er sein Patchen sah! zwei Stunden lang ist von nichts Anderem die Rede gewesen, als von der Hochzeit und der Aussteuer; ich hörte Alles von Weitem mit an. Es wur de eine Liste von dem Schmuck und Klei dern gemacht, die gekauft werden sollten ; niemals würde man eine schönere Aussteu er gesehen haben. Heute wollte der Herr abreisen, um alle Laden in Moskau aus zukaufen. Vergebens sagte die Demoi selle zu ihm : „DaS ist zu viel, lieber Pa the!" er aber antwortete : ~Das ist lan ge noch nicht genug." Die arme Kleine! so vergnügt wie die Lerche, reiste sie ab; was ist doch der Mensch! Eine Stunde nachher hatte sie sich mit dem Tode ver mählt, das ist ein schlechter Verlobter, der Tod, und daö sind schlechte Hochzeiten die Leichenbestattungen. Ein finsteres Lächeln schloß die Erzäh lung des Schmidts, aber trotz des Unwil lens, womit sie mich erfüllte, mußte ich mich doch stellen, als mäße ich ihr völlig Glauben bei. Der General, der von den obwaltenden Verhältnissen zwischen Ma chinka und ihrem Pathen nichts wußte, wurde dadurch vollkommen getäuscht; der Bräutigam wollte verzweifeln, er drang aber nicht in das Geheimniß ihres Todeö ein. Das Herz der Mutter war schwe rer zu täuschen und trotz der scheinheilgen Thränen meines Herrn, faßte Madame Wolkoff starken Verdacht; die Schritte, die sie bei den Gerichten deshalb thun woll te, wurden nur durch den leidenden Zu staud ihrer Gesundheit verhindert. Sechs Monate lang war es ungewiß, ob sie wie der aufkommen würde; in der Fieberhitze sagte sie oft, ihre Tochter sei ermordet worden, und bereits todt gewesen, als sie des Bösewichts Woronitcheff Haus verlas sen habe. Durch den Arzt kamen diese Reden unter das Publikum, das sie auf Rechnung der Fieberhitze schrieb; die dem Kammermädchen aber entschlüpften, wel ches für die Bewahrung des Geheimnis ses nur schlecht war bezahlt worden, mach ten mehr Eindruck. Da sie aber ihre Ge bieterin nicht zu meinem Herrn begleitet hatte, so konnte ihre Aussage von keinem sonderlichen Gewichte sein; die des Huf schmidts wäre gewichtiger gewesen. In ein junges Mädchen verliebt, das unter meinem Schuhe steht, erzählte er ihr ei nes Tages in der Trunkenheit die nähe ren Umstände von Machinka's Tode, und von diesem erfuhr ich sie. Machinka war, als man sie auS dem Saale trug, gefähr, lich verwundet, aber nicht todt, und viel leicht hätte sie noch gerettet werden kön nen ; da mein Herr aber ihre Aussage fürchtete, so ließ er, von wüthender Eifer sucht gestachelt, das Verbrechen vollenden, und so wurde er aus einem Mörderin der Leidenschaft auch ein vorsätzlicher Morder. Unglücklicherweise fügte sich Alles so, daß die Wahrheit aus seinem Hause nicht zum Vorschein kam; man kannte nichts weiter als Gerüchte, und einen Versuch zur Un i tersuchung, der aber gewiß durch Geld de.