Und Berks, Momgomery und Sehuylkili Caumics allgemeiner Anzeige^^ NeAV i n g, Venn. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Puwell e, in der Süd 6ten Straße, zwischen derHranklit!- und ChesllUt - Straße Jahrg. 8, ganze Rinn. SBB. edingunge», : Der Nilierillr IZroll.iclUtr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen Hill schonen Lettern gedruckt. Der SubferiptionS - Preis ist Sin Thaler des Zabrs, welcher in l'albjäl'rlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe deS Jahres nicht bezahlt, dem werden Gl VU angerechnet, ffür kürzere Zeit als «Monate wird kein llnterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen' werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubseriptions-TerminS geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewibnlichen Preis ein gerückt. Untcrschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnterschreiber. Briefe und dergl. müssen postfrei' eingesandt werden. Manuela, das Dträußermädchcn. sEine Novelle aus dein Südens (Aus dcm Ohio Staateßotkn.) Bekanntlich haben die traurigen politi-! hen Zerwürfnisse und Kämpfe, welche as unglückliche Spanien seit länger denn reißig Jahren zerfleischen and dieses Herr-, iche Land nach gerade in eine Wüste ver vandeln, eine große Anzahl Familien zur Auswanderung gezwungen, die nun au ßerhalb ihres Waterlandes eine ruhigere i'cherere Heimath zu suchen sich genöthigt ahen. Sieger oder Besiegte, gleichviel, l'e sind vertrieben ! Frankreich hat diese Flüchtlinge bereitwillig aufgenommen und namentlich ist Bordeaux auf Kosten Ma )rid's bevölkert worden. Man zählt in Bordeaux über zwanzigtausend Spanier. Afranzesado s, Josephino s, Moderado'S, Republikaner und Royalisten leben hier ruhig und friedlich neben einander; die harten Prüfungen, welche d. Verbannung mit sich führt, nähern und versöhnen die politisch Verfeindeten und sie verstand! gen sich endlich sogar, was auf dem va terländischen Boden vielleicht nie gesche hen sein würde. Vornehmlich ist in Bordeaux das Verhältniß zwischen Ein gebogen und Fremden ungemein freund lich ; der lebendige, leichte, kühne und un ternehmente Charakter der Gasconier hat sich mit den heftigen, tiefen Leidenschaften der Spanier, die castilianische Schwerfäl ligkeit mit der ein wenig eitlen Freimü thigkeit der Südfranzosen vortrefflich ver schmolzen. Gesellschaftliche Beziehungen und Handelöintereffen haben auch das Jh rige beigetragen und so sieht man denn täglich zwischen Spaniern und Franzosen durch Heirathen unauflösliche Bande der Verwandtschaft knüpfen. Im Jahre IM! ließ sich die Gräsin de Villaformosa in Bordeaux nieder; man bekümmerte sich ungemein wenig da- > rum, welche politische Bewickelungen sie genöthigt haben möchten, Madrid verlas sen zu müssen, wo sie wenig gekannt zu sein schien; man begnügte sich damit zu wissen: daß sie reich sei, u. weil sie nichs desto weniger sehr eingezogen lebte, und ihre ganze Sorgfalt und Aufmerksamkeit einem Kinde widmete, welches noch in der Wiege lag, so hielt man sie für eineWittwe. Indeß machte sie sich doch sehr bald durch ihre Schönheit bemerklich und sie konnte sich nun, da sie doch nach und nach einige Bekanntschaften in der Stadt ge macht hatte, nicht füglich vor den Verfol gungen sichern, denen schöne, junge, rei che Frauen ausgesetzt zu sein pflegen, um so weniger, als weder eine Pflich, noch ein männlicher Schutz sie den Aufmclksamkei ten ihrer Anbeter entziehen zu wollen schien. Nichts desto weniger nahm sich die Gräsiin doch so sorgfältig in Acht und ihr Benehmen war so gewandt und zu rückhaltend, daß während ganzer drei Jahre auch nicht der allermindeste Ver dacht gegen sie rege wurde. Sie war über jeden Tadel erhaben. Um diese Zeit legte sie plötzlich tiefe Trauer an und ih re Dienerschaft trauerte auch. Einige Monate später begann sie einen ihrer beharrlichsten Anbeter, einen gewis sen Aagental, einen reichen Einwohner von Bordeaux, einigermaßen auszuzeich nen, dessen Leidenschaft durch eine dreijäh rige Prüfung weder geschwächt, noch ent mutigt worden war. Bald wurden Ar gental s Besuche häusiger, und obgleich cr bei weitem nicht in dem Grade glück lich war, als man dies anzunehmen sich geneigt fühlte, so war doch Bordeaux da her einverstanden, daß er dav Herz der schönen Wittwe gerührt habe. Eines Tages, wo Beide ganz allein waren und Argental über seine L>ebe dringender denn jemals sprach, die Wittwe aber sich der Freude hingab, sich geliebt zu sehen, und das Geständnis dieser Liebe zu vernehmen, faßte Argental den Muth, seine Geliebte zu beschwören, daß sie endlich seine Ent würfe krönen und ihn mit ihrer Hand be glücken möge. ~Jnesilla !" sprach er und bediente sich dabei jenes Diminutivs, das nur vorzugs weise in der spanischen Sprache so unend lich reizend und einschmeichelnd klingt. „Jnesilla! Sie lieben mich, ich weiß es, ich fühle eS; weßhalb wollen Sie meine Pein, wie Ihre und unsere Dichter meinen Zustand bezeichnen, so grausam verlän gern ? Sie sind Wittwe und völlig frei! was hält Sie ab, sich zu erklären ? Wäre Ihr Kind die Veranlassung dieses Schwei gens ? Sie wissen ja, daß ich dieses Kind zärtlich liebe, und überdies sind ja auch nur die Stiefmütter gefürchtet, niemals aber die Stiefväter; Sie wissen, wie na menlos ich Sie liebe, daß ich nicht leben kann, ohne Sie zu sehen, und wenn ich nun fortfahre, Sie zu sehen und zu lieben so könnte dies am Ende sogar Ihrem Ru fe schaden!" Die Spanierin erröthete und ein ver ächtliches Lächeln spielte um ihren Mund. „Wollen Sie, daß ich Ihnen mein Haus verschließen soll?" fragte sie dann. „Ilm Gotteswillen nicht, Jnesilla! ich will, daß Sie mich Heirathen sollen, daß...' Die Gräsin ergriff eine Guitarre und lockte aus deren Saiten einige Töne her vor, dann legte Sie das Instrument fort, steckte ihre niedlichn Finger in das Netz, an welchem ihre Castagnetten befestigt waren und ließ das Ebenholz ertönen. „Lassen Sie uns von etwas Anderem sprechen !" sagte sie endlich. „Sie wür den mich sehr verbinden. Juanito! Ju unito!" fügte sie hinzu und wendete sich dabei an das Kind, das in ihrer Nähe spielte: „Laß deinen Kreisel in einem an dern Zimmer laufe» ; Du machst einen Lärmen, der mich betäubt !" Kaum hatte daS Kind das Zimmer ver lassen, so sprach sie zu Argental : „Diese Guitarre, diese Castagnetten erinnern mich an ein sehr unglückliches Mädchen in Ma drid, lieber Freund! Es regnet, wir kön nen nicht füglich spazieren gehen, soll ich Ihnen die Geschichte Manuela's, des Sträußermädchens, erzählen?" Die Art und Weise, mit der die Grä fin einer Antwort auf die an sie gerichte te Fragen auszuweichen suchte, mißsicl Argental im Höchsten Grade, allein es lag in ihrer Stimme so unendlich viel An muth, Zartheit, ihr Lächeln war so hin reißend, daß er sich wohl oder übel dem Willen der jungen Frau fügen mußte, welche nun ihre Erzählung folgenderge stalt begann: „Vor ungefehr fünf Jahren gab es in Madrid einen Tuchhändler, Namens Mo rales, der ein so großes Vermögen besaß, daß dessen einzige Tochter zu den besten Partien in der Hauptstadt gehörte. Do lores, so hieß diese Tochter mit ihrem Vor namen, war aber nicht allein reich, son dern man hielt sie auch allgemein für schön. „Ein junger Edelmann, die Blume des spanischen Adels, Don Miguel, verliebte sich in dieses Mädchen. Es liegt nicht in meiner Absicht, Sie mit den Einzelheiten all jener Tollheiten langweilen zu wollen, die Don Miguel beging, um sich bei sei ner Schönen einzuschmeicheln. Serena den, nächtliche Cocerte, das Verweilen un ter ihrem Fenster während ganzer Näch te und die Begegnungen in der Kirche, bei denen die Gottesverehrung selbst die Liebe mächtig zu beschützen scheint, durf ten begreiflicher Weise dabei nicht fehlen. Dolores empfand bald Gegenliebe für die sen jungen, edlen, reichen und liebenswür digen Mann, welcher noch überdies; ihr an Schönheit nicht nachstand. Don Mi guel fand Zutritt in dem väterlichen Hau se des Mädchens und je öfter man ihn sah, desto mehr Liebe wußte er sich zu erwer ben. Er mochte kaum zwanzig Jahre alt sein, und bei den kleinen geheimen Zusam menkünften, welche sich Liebende zu gön nen pflegen, schwur er nicht allein ewige Liebe, sondern auch, daß er noch nie ge liebt habe und Dolores, seine erste Liebe sei und auch seine letzte sein sollte. Die Heirath wurde endlich beschlossen und in Don Miguel's Palaste gefeiert. Die Nacht war schon weit vergerückt und Do- "Vpillig zu lobe» und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den 2«. Januar, lores bereits in die Brautkammer geführt worden, wo ihre Frauen, nachdem sie sie von ihren reichen Kleidern befreit und die Diamanten, womit sie geschmückt gewe sen, wiederum verwahrt hatten, sie mit ei nem leichten Nachtkleide bedeckten, dessen Gürtel nur ihr Gemahl lösen sollte, da wurde die Thür des Zimmers plötzlich hef tig aufgerissen, so daß die Kammerfrauen wie aus einem Munde schrien : „Noch ist es nicht Zeit! entfernen Sie sich, Don Miguel! Ihre Gemahlin ist noch nicht zur Ruhe gebracht." Ach! es war aber nicht Don Miguel, der so stürmisch ein trat : noch täuschte der junge Edelmann seine Ungeduld dadurch, daß er die Tanze belebte, und mit wahrhaft königl. Freige bigkeit seine Goldstücke auf den Spiel tisch hinwarf. Nicht Don Miguel war es, der den Eingang erzwang, sondern Manuela, dasTträußermädchen, eine Gat tung von Frauenzimmern, die, in Madrid „Manola'" benannt, dort ungefehr die nämliche Rolle spielen, wie in Paris die Grisetten und in Berlin die Putzmacherin nen. Ohne darüber entscheiden zu wol len, wer unter diesen Mädchen den Preis der Schönheit verdienen mag, ob die Pa riser Grisette, die Berliner Näherin, oder die Madrider Manola, so stehet doch so viel fest, daß die Manola's durch ihre Treue und Ergebenheit sowohl, als durch die Heftigkeit ihrer Liebe nur allzubekannt sind; ihre Zärtlichkeit ist völlig uneigen nützig und verlangt nichts, aber wehe dcm der ihnen treulos ein gegebenes Wort bricht! ihre Liebe, wenn sie verrathen wird, gleicht einem heftigen Sturme, ihre Verzweiflung kennt keine Grenze und blu tig rächt sich eine Betrogene. Ihre Gri setten mögen sich vielleicht zu trösten wis sen und verzeihen auch wohl aufrichtig, aber unsere Manola's rächen sich jederzeit und wenn sie zu ohnmächtig sind, um sich an den Gegenstande ihrer Liebe und ihres Hasses rächen zu können, so züchtigen sie sich selbst. Manuela, von der ich spreche, war das schönst? Sträußermädchen, das man jemals an der Puerta del Sol erblickt hatte. Nun stellen Sie sich diese reizen de Dirne vor, wie sie mit ihren schönen aufgelösten Haaren, ihren blitzenden Au gen, aber leichenblaß und mit Zügen, in denen sich Fieberhitze und Zorn malten, in das Zimmer drang. Ihr Blumen körbchen war durch einen Lederriemen am Halse befestigt und unter den Blumen, die sie sonst verkaufte, lag ein kaum zwei Monate altes Kind. Der arme Wurm streckte seine schwachen Aermchen auS wein te und verlangte nach der Mutterbrust." „Wo ist die Neuvermählte?" rief sie kurz. „Manuela !" rief Dolores, diedießlu nienverkäuferin von früher her wohl kan te. „Ich bin die Neuvermählte! ich bin jetzt Gräfin und Du wirst mir meine Blu men bringen, wenn ich nach Hofe gehe!" „Sie sind es ? . . . Sie heirathet er ?" fragte wiederum die Manola. „Ich bin eS allerdings, aber nicht die, welche er bereits geheirathet hat. Schickt Don Miguel Dich her? .. . Sollst Du unser Brautbett mit Blumen schmücken ?" „Der Verräther! der Bösewicht!" versetzte Manuela . . . „Betrachten Sie dieses Kind, Senora! es ist das Seini ge! ... Es ist unser Kind!" fügte sie hinzu und ihre Thränen strömten. „Ach! wenn Sie wüßten, durch welche Kunst griffe er mich verführt, durch welche theu re Lieb.Sschwüre er mich bethörte. Ich armesKind, ich verlaugte nichts, gar nichts als ihn ! Ich entfloh meiner Mutter, um ihn zu sehen und er gelobte mir auf daS Heiligste, ich sollte seine Gattin werden, nie werde er Manuela verlassen !... Ich traute seinen Worten und bald ward es unmöglich, meinen Fehltritt vor den Au gen meiner Mutter verbergen zn können ; damals betrug er sich wie ein Kastilianer; er suchte meine Mutter auf, er besänftig te meinen alten Vater, er erneuerte seine Schwüre und Versprechu'ngen; ich war damals ganz glücklich. Vor zwei Mo- n.'.ten gebar ich mein Kind; während drei Tagen wich er nicht von meinem Lager... Und doch liebte der Velräther Sie schon damals!... Ich merkte das nicht, gnädi ge Gräsin! und hatte keine Ahnung da von, daß er nur deßhalb an meiner Seite weile, um desto besser und sicherer betrü gen zu können." „Die unglückliche Manola hatte ihren Blumenkorb weggesetzt, sich auf einen Stuhl niedergelassen und wiegte auf ih ren Knien das Kind, welches fortwährend bitterlich weinte." „Dem armen Wurm hungert!" sagte eine der Frauen, ~gib ihm doch die Brust, Manuela!" „Gott behüte mich davor !" rief ent setzt die Manola und warf sich in den Sessel zurück... . „Erst heute vor zwei Stunden habe ich erfahren, daß er sich wirklich verheirathet hat; ich habe den Priester gesehen, der Euch zusammengab. .. . Nun wollte ich den Elenden tödten ; ich überließ mich den blutdürstigsten Ra cheplänen ; ich bat die Jungfrau Maria und alle Heiligen, mir zu Hülfe zu eilen, meinen Arm zu lenken; dann umarmte ich aber wieder mein Kind und meine gan ze Wuth hatte sich gelegt. Armes Kind ; was hätte dann auS Dir werden sollen? ... Der Vater ermordet, die Mutter tod ! . . . Dahin ist eS mit mir gekommen !... Nehmen Sie mein Kind, behüten Sie es, sorgen Sie für dasselbe, sein Sie dessen Mutter! .... Wenn Sie Don Miguel nach einem so niederträchtigen Betrugs noch lieben können, wenn dieser Mensch, der mich um Ihretwillen verließ, Ihnen noch theuer sein kann, nun meinetwegen! lieben Sie ilm ! Sie sollen der unglückli chen Manuela auf ihren Wegen nicht be gegnen! Aber bei allen Heiligen, bei der unbefleckten Jungfrau, die mich, jung und unschuldig, wie ich war, die Beute jenes Verruchten werden ließ, beschwöre ich Sie, nehmen Sie sich meines Sohnes an. Bringen Sie es dahin, daß jener Verhaß te dieses Kind liebe und für dasselbe sorge; damit das arme Geschöpf nicht in ein Ho spital geschafft werden müsse." In dem nämlichen Augenblicke klopfte es drei oder viermal heftig an die Thür; das war Don Miguel. „Dolores! Seele meines Lebens; Du meine köstlichste Herzenöblume! öffne! öffne! es ist Dein Gatte; welcher Ein laß begehrt; Dein Gatte, der Dich ein zig und allein liebt!. .. Josephine; The rese ! sputet Euch, Ihr Mädchen ! braucht Ihr denn eine solche Ewigkeit, um die Gräsin zu entkleiden?" „So rief ungeduldig Don Miguel vor der Thür." „Um Gotteswillen!" rief Dolores be stürzt, „öffnet noch nicht, ich bin noch nicht bereit." Während der ersten Worte, die Don Miguel so heftig sprach, krümmte sich die Manola in ihrem Stuhle und das arme Kind war von den Knien der Mutter auf die von Dolores geglitten. ~Du sollst mich von nun an nicht mehr verlassen," sprach die Neuvermählte innig gerührt; dann wcuf sie einen Blick auf die Manola und rief erschrocken„O mein Gott! sie ist krank! springt ihr bei, um Gotteswillen!" Eine von den Kammrrfrauen nahm nun das Kind, während die andern Ma nuela entkleideten und sie, in Ermange lung eines andern Platzes, auf das Bett legten, welches Don Miguel aufnehmen sollte. „Manuela! Manuela!" sprach die Neuvermählte und neigte sich über das zu Eis erstarrte Gesicht der Manola; „ich werde Dir Don Miguel zurückgeben ; ich mag nichts mehr mit ihm zu schaffen ha ben ; Du bist nicht die Einzige, die er be trog ;.. . . Manuela! fasse Dich doch ! sieh, wie Dein Kind lächelt!. .. . höre doch! ... es schreit!... es ruft nach Dir" „Bist Du krank, Theure?" rief Don Miguel außerhalb der Thür... „ich bit te Dich, ich beschwöre Drch, laß mir öffnen ! Laufende Nummer 22. Der alte Morales, welcher seine Tech» ter, bevor er das Haus verließ, gern noch einmal sehen wollte, klopfte nun auch sei nerseits an die Thür und rief, in der Mei nung, daß nur Schaamgefühl die Tochter bestimme, ihrem Gatten den Eingang zu verweigern, ~meine Tochter! ich bin eö, ich bin allein, Du kannst mir glauben, der Graf ist wieder nach dem Saale gegan gen und tanzt. Oeffne, Dolores!" Unterdessen lag Manuela im Sterben und wenige Augenblicke später enthielt das Brautbett einem Leichnam. —Die Un glückliche hatte sich vergiftet! Dolores, fortwährend überManuela gebeugt, trock nete mit einem Tuche den kalten Schweiß, welcher auf der Stirn der Sterbenden stand und betrachtete mit Entsetzen, so wohl ihre bleichen Lippen, als ihre schwe ren Athemzüge, die mit jedem Augenblik ke seltener wurden. „Ich sagte es Ihnen wohl," lispelte Manuela und wendete zu diesen Worten ihre letzten Lebenskräfte an, „ich würde Ihnen nicht auf Ihren Wegen begegnen , —das ist sein Bett? nicht wahr? —mir ahmte es wohl, daß ich iu seinem Bette sterben würde." „Oeffnet die Thür!" rief Dolores, „laßt alle Welt eintreten." Sie kennen die Neugierde, mit der an einem Hochzeittage, jedes, auch das klein ste unbedeutendste Ereigniß verfolgt wird. Sorgfältig ist man bemüht, sowohl den Augenblick, wo die Braut sich auS der Ge sellschaft entfernt, als den zu entdecken, wo ihr der Bräutigam folgt; Don Mi guel ging es nicht besser; man hatte aus gekundschaftet, daß der Bräutigam ver geblich Einlaß in die Brautkammer gesucht hatte und Jedermann war im hohen Gra de gespannt, welch ein Ende dieser uner wartete Widerstand nehmen werde, der Stoff zu tausenderlei Scherzen zu geben versprach. Als daher Dolores anordne te, man solle Jedermann einlassen, und nun die Flügelthüren geöffnet wurden, stürzten sich die Gäste mit einem Male in die Brautkammer und füllten diese. Zu erst näherte sich begreiflicherweise Don Miguel dem Bett, aber wie groß war sein Schrecken, als er, statt des blühenden Ge sichts seiner Braut, Züge erblickte, die ihm leider nur zu wohlbekannt, aber durch den Todeskampf fürchterlich entstellt wa ren.—Noch lebte Manuela und erkannte ihren Verführer, auch ließ das Geschrei des KindeS, welches sich jetzt vernehmen ließ, den überraschten Zuschauern nicht lange einen Zweifel über den wahren Zu sammenhang der Sache. „Unglücklicher!" rief die Manola und zeigte sterbend mit der Hand auf Don Miguel, „ich verzeihe Dir! allein hüte Dich, denn mein Vater wird Dich gewiß todten!" Das waren die letzten Worte deS armen Mädchens. Jene heillose Brautkammer war dazu bestimmt, von zwei betrogenen Frauen, die Eine sterben, die Andre flie hen zu sehen ! die Blumen der Einen, der Schmuck der 'Andern, bedeckten den Bo den. Schreck und Mitleid ergriff alle Theilnehmer an diesem, in der That sel tenen Auftritte. So wie sich die Anwe senden nur einigermaßen gefaßt hatten, wollte jeder der armen Dolores Trost zu sprechen, ihr Hülfe und Beistand gewäh ren : Allein sie war, gleich dein Kinde ver schwunden. Mein »verther Freund ! wis sen Sie, wer jene bedauernswerthe, bei ih rer ersten Liebe grausam betrogene Dolo» res gewesen ist?" „Keine undere, als Senora MeraleS, die Gemahlin Don Miguel'S," antwor tete 'Argental. „Allerdings; aber auch zugleich die Gemahlin des Grafen Don Miguel de Villa Formosa, nämlich ich. Ich flüch tete mich, nebst dem Kinde der Manola, in ein Kloster, wo mich mein Vater am nächsten Tage aufsuchte und die Wege verabredet wurden, auf denen ich mich der Gewalt deS mir angetrauten Gatten ent> auf der setzten Seite,)