Der liberale beobachter und Berks, Montgomery und Schuylkill Caunties allgemeine anzeiger. ([Reading, Pa.) 1839-1864, December 08, 1846, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    t«lÄi N g, Mnn. Gedruckt uud herausgegebeu vou Aru o l d Puwell e, iu der Sud Kten Straße, zwischen der Franklin- nnd Chesnnc - Straße.
Jahrg. 8, ganze Nun». i? 8!.
Bedingungen Der 7t.11wr.11l- jjroll.iriltrr erscheint jeden Dienstag .Nif einem großen Superial - Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der SubferiptionS - Preis ist Ein Thaler des Jahrs, welcher in halbjährlicher
' Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Zahres nicht bezahlt, dem werden Hl st> angerechnet- Für kürzere Zeit als « Monate wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur
dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf deS <-subseriptions-Ter»iins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis ein
gerückt. Unterfchreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe»-. Briefe und dergl. müssen postfre i eingesandt werden.
Zrrtlittm lSeberall.
(H um o ristische Erzählunjz.)
fKorrsel?u».i
Er ordnete nach diesen Worten Man
>es an seinem Anzüge und schritt zum
immer hinaus, Adolph der quälende»
»gewiß he i t übe rlassend.
Herr von Limburger saß unterdessen
r nicht geringer Spannung in seinem
jcsellschaftszimmer, und erwartete den
»gemeldeten Freiherrn von Waldsee. Er
atte seinen Dienern die gemessensten Be
ehle ertheilt, in Gallalivree zu erscheinen,
ie Tische mit silbernen Geschirren zu ü
erladen, kurz Pracht zu zeigen, wo es
ich nur immer thun ließe. Hinsichtlich
eines eigenen Benehmens gegen den vor
ehmen Gast, beschlich ihn oft eine ge
'ifse Unruhe, er wußte nicht so recht, wie
r seine Reden beginnen, wir er sich ge
ehrte» sollte, um als der Krösus zu im
»oniren, der er wirklich war. Seine Au
le» wäre» starr auf eine, aus große»
Gäulen ruhende, reich mit Gold verzier
e Uhr gerichtet. „Wäre er nur erst da,
o wird sich das Uebrige finde»," sprach
?r zu sich selbst, legte de» breite», schö»
zefalteten Buseustreif seines Hemdes zu
echt, und betrachtete dann mit Wohlge
fallen den übergroßen Brillantung an
einem Finger». Da fuhr endlich rasch
l-ine glänzende Equipage vor, und der Er
wartete erschien.
Drei bis vier glänzende Bediente wa
'en ihm behülflich aus dein Wagen zu
ieigen, und drängten sich mit lächerlicher
Wichtigkeit dazu ihn anzumelden. Ei
nem war es denn endlich gelungen, den
anderen den Rang abzulaufen, und mit
lauter Stimme schrie er gewissermaßen
hinein in 6 Zimmme :
„Sr. Hochfreiherrlichen Gnaden, der
Herr, Herr Freiherr von Waldsee!!"
„Nur herein! Werde die Ehre ha
ben," entgegnete Heir Timotheus von
Limburger.
Der Herr von Waldsee trat ein, und
begrüßte den Hausherrn mit dem ihm ei
genthümlichen vornehmen Anstände.
„He,r v. Limburger, wie ich vernehme?"
begann er.
„Ich habe die Ehre," erwiederte et
was stotternd der Neugeadelte. „Der
Herr Freiherr von Waldsee, wie ich ver
muthe. Zwei Stühle her, für jeden ei
nen," gebot er dem Bedienten. „So,
und nun marsch, und nicht durch s Schlüs
selloch gekuckt, oder ander Thür gehorcht,
wir haben wichtige Dinge zu verhandeln.
Verwünschtes Leben für unsereins, die
wir genothigt sind, so viele Livreebedien
ten in Livree zu halten."
„Lassen Sie uns gleich zu dem Ge
schäft kommen, mein Herr, das mich hie
her führt, wenn es Ihnen beliebt," be
merkte der Freiherr, ohne auf Limburgers
Rede zu achten.
„Ja so, wegen der Heirath Ihres
Sohnes mit meiner "
„Heirarh, mein Herr? Wenn Sie ein
Mann von Verstand und Welt sind, so
werden Sie begreifen, daß eine solche Ver
bindung unmöglich ist," siel ihm Wald
see in die Rede.
„Es ist allerdings ein wunderbares
Gelüst von seiner Seite. Wenn er sie
nun aber einmal mag und sie ihn, so sehe
ich nicht ein, warum ein Paar alte Bur
schen, wie Sie und ich, ihnen den Spaß
verderben sollen."
„Und diesen pöbelhaften Menschen will
mein Sohn in unsere Familie bringen,"
dachte der stolze Mann mit Schrecken und
sprach: „Die ganze Geschichte, mein Herr,
kann nur als eine jugendliche Thorheit
betrachtet werden, nnd wenn Sie die un
geheure Kluft bedenken, welche Rang
und Stellung zwischen uns beiden
„Nun ich denke, die ließe sich wohl noch
halten. Potz Milben und Mäuschen!
der Unterschied zwischen und beiden scheint
mir so bedeutend eben nicht wir sind
beide Männer von Rang und Titel—"
„Genug davon, mein Hrrr, wir wol
len das jetzt nicht untersuchen. Zur Sa-
Und Berks, Momgomery und Schuyltiil Camnies allgemeiner Anzeiger,
che. Obgleich mein Sehn mündig ist
u»d zu sei»er Verheirathung meiner Ein
willigung nicht mehr bedarf, so hoffe ich
doch von seiner kindlichen Pflicht, daß er
sich in meine Wünsche fügen werde.
Wollen Sie nun Ihren Einfluß auf daS
Frauenzimmer anwenden "
„Da werde ich nicht viel ausrichten. —
Sie hat ein unabhängiges Einkommen
von Thalern jährlich, und sie ist
eigensinnig wie ein Kutschpferd, die Bar
bara Schnabel."
„WaS, B a r b ara Schnabel!"
fragte Waldsee entrüstet. „Und einen
solchen abscheulichen Namen noch oben
drein !"
„Dafür kann sie nicht; auch hat das
nichts zu sage», wen» sie Ihres Sohnes
Frau wird, bekommt sie ja einen andern."
„Der 'Augenblick, mein Herr, wird nie
kommen."
„Die Sache ist aber schon ziemlich weit
gediehen. Ihr Sohn hat jeden Abend
unter Barbaras Fenster die Geige gestri
chen u. dazu geheult wie eine junge Eule/
Voll Schrecken wandte sich der stolze
Freiherr ab ; „Ihr Schatten meiner Vor
fahren, welche Schmach! Ei» Waldsee
streicht die Geige unter den Fenster eineS
KäsekrämerS —Die Geschichte muß abge
brochen werden, es koste was wolle!"
sprach er vor sich hin. „Hören Sie mich
an, lieber Herr von Limburger," fuhr er
in etwas gemildertem Tone fort.
Der ehemalige Käsekrämer, dadurch
ermuthigt, wurde seinerseits ebenfalls zu
traulicher, schlug mit der beringten Hand
derb seinem Gast auf's Knie und rief:
„So recht, mein lieber Waldsee! Wozu
auch die Förmlichkeit? Leute unseres
Gleichen müssen nicht gegen einander die
Großen spielen. s!aß uns fidel mir ein
ander reden, alter Junge, da werden wir
bald auf's Reine kommen."
„Die Unterredung mit diesem Men
sehen kürzt mein Leben um Zwanzig Jah
re ab," seufzte Adolph's Vater. „Sa
gen Sie mir grade heraus, mein Herr,
glauben Sie durch diese verwünschte Hei
rath etwas zu gewinnen?"
„Nicht so viel, wie man im Auge lei
den kann. Aber ich sehe gar nicht ein,
warum ich Barbara's Glück in den Weg
treten soll; denn die Wahrheit zu sagen,
einen Fisch, wie Ihren Sohn, fangt sie
sobald nicht wieder. Zu Gleicher Zeit a
ber möchte ich Sie, im Anfange unserer
Freundschaft, nicht gleich vor den Kopf
stoßen." —
„Nun also?"
„Wissen Sie waS, folgen Sie meinem
Rath, sprechen Sie selbst mit ihr, sehen
Sie, was Sie mit ihr anfange» können."
„Ich habe es ja ohnehin meinem Soh
ne versprochen," sprach von Waldsee.
„Gut, ich will das Frauezimmer sehen,"
„Ich schicke Sie Ihnen. Sie sind ein
schlauer alter Patron, Sie werden sie
schon herumkriegen. Ich muß ohnehin
nachsehen, wie es mit dem Mittagsessen
steht. Empfehle mich unterdessen."
Mit einer linkischen Verbeugung schritt
er zum Zimmer hinaus.
Der stolze Freiherr fächelte sich mir
seinem Taschentuche Kühlung zu; dann
sprach er indignirt vor sich hin : „Lebe ich
wirklich noch? Hat das pöbelhafte We
sen dieses Menschen mich nicht umgebracht ?
Ich fühle mich unwohl, werde eine Dampf
cur gebrauche» müssen. —Wie kann mein
Sohn, bei seiner Bildung, seinem Ge
schmack in diesem Hause ausdauern! Ja,
ja, der Gegenstand seiner Neigung muß
alle die Reize besitzen, die er mir schilder
te. Nur Jugend, Schönheit und An
muth könnten ihn an diesen widerlichen
Aufenthalt ketten: so nur kann das
Räthsel gelös t werden. Wenn sie doch
käme! Eine Unterredung mit einem so
lieblichen Wese» würde vielleicht den Un
mut h oerbannen, in den mich das Gespräch
mit diesem unanständigen Menschen ver
senkt hat."
Er hielt seine Augen fest auf die Thür
gerichtet, seine Phantasie stattete das We-
"IVillig zu loben nnd ok»e Furcht zu tadeln."
Dienstag den 8. December, 18
sen das so innig so innner fesseln konnte,
mit allen nur erdenklichen Reizen aus,
und ein wohlthuendes Gefühl bemächtig
te sich nach und nach seiner. Da tapp
ten plötzlich schwere Schritte heran, die
Thür öffnete sich und Fräulein Barbara
trat herein, in der festen Ueberzeugung,
den Vater ihres theuren Augustus anzu
treffen.
Schon an der Thür verbeugte sie sich
mit tiefen Kniren, schritt auf Waldsee zu
und fragte mit einem noch tiefern Knir:
„Wie befinden sich Ew. Gnaden? Ich
hoffe, daß Ew. Giraden sich recht wohl
befinden?"
Der Freiherr stand von seinem Sessel
auf: „Ich danke Madame," sprach er,
„waS aber wollen Sie hier ?"
„Herr von Limburger sagte mir—daß
Sie—um die ga»ze Geschichte —mit Ih
rem Sohne wüßten und von der Hei
rath eben nichts wissen wollten.--"
„Hat er das, Madame? Was sollte
Ihnen diese Nachrich? Kennen Sie denn
meinen Sohn?"
„Nun ich denke doch!" sprach Barba
ra, und kicherte dabei verschämt.
„Sie haben ihn natürlich erst kennen
gelernt, seitdem er sich hier befindet?"
„Ei nicht doch! Lange vorher, gnädi
ger Herr! Ich machte seine Bekannt
schaft auf einem Erndtefeste im nächsten
Dorfe, in der Schenke zum sch warze n
Bäre n."
„In der Schenke zum schwarzen Bä
ren ? Ihr Schatten meiner Ahnen!"
rief von Waldsec entrüstet.
„Das ist ein ganz anständiges Wirths
haus, acht Groschen Entree, Essen und
Trinken wird besonders bezahlt. Wir
tanzten wir walzten mit einander, ich
war gekleidet na, ich will mich selbst
nicht rühmen! Ihr Sohn —"
„Ewiger Gott, was werde ich hören
müssen!"
„Ihr Sohn spielte uns etwas auf der
Geige vor. Ich sage es nicht, weil es
Ihr Sohn ist, Ew. Gnaden, aber er war
die Seele der ganzen Gesellschaft."
„Ein Waldsee Tänzer und Geiger in
der Schenke zum schwarzen Bären !!"
„Den Tag darauf führte er mich in
die Bude zu den Wilden Thieren und
am folgenden "
„Genug, genug Madame! Um des
HimmelS-Willen halten Sie ein; meine
Zeit ist ohnehin etwas beschränkt ich
warte hier auf ein Frauenzimmer, Na
mens—Namens Schnabel."
„Genau so heiße ich, Ew. Gnaden."
„So ist es wahrscheinlich Ihre Tochter
die ich hier erwarten soll?" bemerkte von
Waldsee.
„Meine Tochter? Wie kommen mir
Ew. Gnaden vor!"
„Nun, Sie hören es ja, ein junges
Mädchen, D'lle. Barbara Schnabel."
„Diese Barbara Schnabel bin ich ja,
Ew, Gnaden. Niemand in unserer Fa
milie führt sonst den Namen—" bestä
tigte das betagte Fräulein.
„So muß ich mich in dem Namen ge
irrt haben. Das junge Mädchen, wel
ches ich zu sprechen wünsche, ist das Frau
enzimmer, dem mein pflichtvergessener
Sohn unter einem angenommenen Na
men von Liebe vorgeschwätzt hat. Man
beschreibt sie mir gebildet, voUAiimutl) —"
„Ganz recht, ganz recht, Ew. Gnaden,
diese Person, der Ihr Herr Sohn den
Hof macht, steht vor Ihnen !"
„Unmöglich! Unmöglich!" rief der
Freiherr.
„Unmöglich? Und warum ? Ich möch
te doch wissen!"
„Ich habe nicht die Absicht, Sie zu be
leidigen ; aber beantworten Sie mir eine
Frage: Hat mein Sohn mit Ihnen im
vollen Ernste von einer Heirath gespro
chen ?"
Im vollen Ernste. Ich hätte es ihm
auch rathen wollen, mit mir in diesem
Punkte zu spaßen! Ich habe sein festes
Versprechen."
„So sagte er dachte Waldsee.
„Was soll überhaupt das lange Ge
schwätz? Kurz und gut mit der Sprache
heraus : Ew. Guaden wollen nicht in un
sere Verbindung willigen?"
„Sie zwingen mich, es Ihnen offen zu
erklären: lieber würde ich meinen Sohn
zu Grabe geleiten."
„Wohlan, so sage ich Ihnen gerade
heraus, das wir u»s ohne Ihre Einwilli
gu»g verheirathen werden: Ihr Sohn
hat Eourage. „ „Ich Heirathen Dich," "
sprach er, „ „mag auch mein stolzer Va
ter thun, was er will." " Auch meinte
Ihr Sohn, Sie könnten ja nicht einig le
ben, Ich besitze ein jährliches Einkom
men von tausend Thalern : damit können
wir de» Topf am Feuer schon kochend er
halten, bis Ew. Giraden abmarschiren.
Also noch einmal, willigen Sie nicht ein,
so geschieht eS gerade, und das Jh»en
zum Trotz."
Mit vor Zorn hochrothen Wangen und
fortwährend keifend verließ sie rasch daS
Zimmer.
Der stolze Freiherr von Waldsee, der
seine ganze Hoffnung auf seinen einzigen
Sohn gesetzt hatte, war wie vernichtet.
Tausend Gedanken durchkreuzten sein Ge
hirn, bis sich ihm endlich die Ueberzeu
gung aufdrang, der Verstand seines Soh
nes habe gelitten, und nur im Wahnsinn
konnte er einer solchen Figur etwas von
Liebe und Ehe vorgeschwätzt haben.
Aus diesen unangenehmen Betrachtungen
wurde er durch das Hereintretcn des Hrn,
von Limburger geweckt, der auf ihn zu
schritt und ihn ohne Weiteres mit den
Worten : „Nun, Herr von Waldsee, Sie
haben die Barbara gesehen?" anredete.
„Gut, daß Sie kommen, mein Herr!
Ich muß Alles daran setzen, es meinem
Sohne unmöglich zu machen, diese ver
wünschte Heirath zu vollziehen!" stieß
der Freiherr heftig heraus.
„Verwünschte Fatalitäten!" entgeg
nete von Limburger. „Ja, ja, seitdem
ich von Ihnen ging, hat sich auch derglei
chen in meiner Familie vorgefunden. Da
ist meine Maria, die will durchaus nicht
von dem Franz Dorn lassen."
„Aber, mein Herr, das kümmert mich
ja nicht."
„Das weiß ich wohl," siel der ehema
lige Käsehändler ei» ; „aber es steckt mir
einmal im Kopf, da muß es heraus. Ich
glaubte er hatte viel Geld mitgebracht,
und sing schon an, ihn freundlich zu be
handeln. Da kommt es nun aber her
aus, daß nichts dahinter ist —er selbst ge
stand mir ehrlich, daß er keinen Pfennig
besitze, da habe ich ihm denn die Thür
gewiesen wie's sich von selbst versteht."
„Kann ich endlich hoffen, mein Herr,
daß Sie mich anhören?" fragte der Herr
von Waldsee.
„Potz Milben und Mäuschen, ich bin
ja ganz Ohr, reden Sie nur."
„Ohne Umschweife also, mein Herr v.
Limburger. Wenn Sie jenes Frauen
zimmer—die Barbara Schnbel meine ich
—auS dem Bereich meines Sohnes brin
gen, und veranlassen können, einen An
dern zu Heirathen —so verpflichte ich mich,
ihr am Hochzeitstage die Summe von
Thalern zu zahlen."
„Potz Milben und Mäuschen, l
Thaler, eine schöne Summe!"
„Lieber würde ich sie verdoppeln, als
in diese schmachvolleVerbindung willigen,"
fuhr Adolph's Vater fort.
„Verdoppeln! 2< >,()<)<> Thaler! Wahr
haftig, da könnte ich Lust kriegen, die
Barbara selbst zu nehmen. Aber wo
Jemand finden?"
„Wissen Sie Niemand, den diese Sum
me reizen könnte?"
„Lassen Sie einmal sehen. Der Schul
meister? Nein, der ist in die Emilie ver
liebt, der kann nicht. Ich hab's
ich hab's! Der Franz Dorn, der ist un
ser Mann ! Potz Milben und Mäuschen,
das hilft uns Beiden! Wenn der die
Barbara nimmt, so kommt Ihr Sohn
aus deren Klauen, und meine Tochter aus
den seinen. Habe ich nicht recht?"
Laufende Rummer
~Ich habe mit Ihren Familien - Ver
hältnissen nichts zu schaffen, mein Herr!
Glauben Sie aber, daß dieser F ranz
D o r n einwilligen werde?"
„Einwilligen? Er wird mit beiden
Händen darnach greifen. Sei» Glück
ist dann ja gemacht! Und was die Bar
bara betrifft, wenn die nur einen jungen
Mann bekommt, so kann es ihr gleichviel
gelte», wen."
„Wohlan denn, mein Herr! so sorgen
Sie
„Doch alle Teufel! Ich habe ja dein
Dorn so eben erst die Thür gewiesen
schadet nichts, wenn er hört, daß von sei
nem Vortheil die Rede ist, wird er schon
zurückkommen. Wissen Sie was, ich
schicke sofort zum weißen Raben und dann"
„Die Details der Verhandlung über
lasse ich Ihnen, ich bleibe in der Nachbar
schaft, bis die Sache abgemacht ist. Gu
ten Morgen, mein Herr!"
„Also mein Herr Freiherr, auf Wie
dersehe !" sprach Limburger im vertrau
lichen Tone, verbeugte sich, und Waldsee
verließ mit rasche» Schritten das Gemach.
Der stolze Freiherr von Waldsee fuhr
im hosten Grade indignirt nach seinem
Gasthofe zurück; der Gedanke, daß sein
Sohn sich und seine» Stand so sehr ver
gessen konnte, an eine Verbindung mit
einer solchen Familie und einem solchen
Mitgliede derselben zu denken, empörte
ihn. Adolph der in ängstlicher Span»
nung seiner Wiederkehr geharrt hatte,
trat ihm entgegen. „Nun, mein theurer
Vater!" rief er ihm, kaum in seinem
Zimmer angelangt zu.
„Kein Wort davon, ich bitte Dich,"
sprach sein Vater heftig.
„Nur eine einzige Frage, mein Vater,
haben Sie sie gesehen?"
„Ich sie gesehen? Hast Du Augen,
Ohren, Geschmack, Urtheil, Gefühl? Ist
das daS Mädchen, das als Gemahlin A
dolph's v. Waldsee unter den reizendsten
Frauen des Landes erscheinen soll? Ist
es dieß Mädchen, das auf dem Schlosse
Waldsee der Umgegend als ein Muster
vorzuleuchten bestimmt ist? Ist es dieß
Mädchen, das Du unsrer erhabenen Für
stin als Deine Gattin vorstellen willst?"
„Verzeihen Sie, mein Vater, entwe
der sind Sie von einem Vorurtheile durch
aus gegen sie eingenommen, oder ich muß
zweifeln, daß Sie sie wirklich sahen —"
„Vorurtheil! —Du zweifelst, daß ich
sie gesehen! Im schwarzen Bären der
Tanz, das Geigenspiel, Du verstehst mich
Adolph, pfui, schäme Dich. Sie hat
mir eingestanden: das Eheversprechen."
~Nun, mein Vater!"
„Was nun?" fragte der Freiherr.
„Was ich versprochen habe, werde ich
halten, wenn ich es gleich schmerzlich be
klage, daß die erste wichtige Handlung
meines Lebens ein Act des Ungehorsams
gegen den besten der Väter sein soll, —"
sprach Adolph in sehr bestimmten Tone.
„Dann fort aus meinen Augen und
auf immer!" schalt der Erzürnte.
Adolph verbeugte sich kurz und begab
sich hinweg. Der alte Freiherr schritt
im Zimmer auf u. ab, rieb sich die Stirn,
und sann hin und her, ob nicht vielleicht
irgend ein Gewaltschritt die ihm verhaßte
Verbindung losen könne; vergebens.
Er kannte Adolph's unerschütterlichen
Sinn. „Bei dem richte ich nichts aus,"
sprach er zu sich selbst, „ich muß es auf
der andern Seite versuchen. Ich muß,
so schwer es mir auch wird, noch einmal
zu dem gemeinen Käsekrämer. Gelänge
es mir, diese Weibsperson umzustimmen
ja mit einer großen Summe abzukau
fen, ich wollte mein ganzes Vermögen dar
an setzen, um mir den einzigen Sohn zu
retten."
Der mit einem Briefe in der Hand
so eben eintretende Gastwirth unterbrach
plötzlich dieses Selbstgespräch. „Bitt'
um Verzeihung, Ew. Hochfreiherrlichen
Gnaden, ich wußte nicht, daß Dieselben
hier waren." (Forlsetzung folgt.)