Und Berks, Momgomery und Schnylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.^ NtilVi tt g, DtNN. Gedruckt uud herausgegeben von Arnold Pnwe ll e, in der Snd 6ten Straße, zwischen der Franklin- uud Ckesnut - Slraßc. Jtthrg. 8, Rum. Bedingungen: —Der 7i.ilirr.llc' erscheint jeden Dienstag .Nif einein großen - Bogen mir schonen vettern gelruckt. Der - Preis ist Ein Thaler des Jalws, welcher in halbjährlicher I Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, dem werden Kl 5» angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monate wird kein Unrerschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur I dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Lubseripnons-TernnnS geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein» I gerückt. Unterschreiben, in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe,-. Briefe und dergl. müssen post frei eingesandt werden. Der Verfallene. (Aus dein «Buffalo Weltbürger.") Ich befand mich ncbst einer einzigen Dame Fräulein B.—von Port Glasgow, ls Passagier an Bord der Susanna, auf iner Reise nach Barbados begriffen. Zie war ein munteres Mädchen, dessen jute Laune oft unterhaltend war. Der Befehlshaber deS Schiffes, KapitänGlück- on, war ein stiller, zurückhaltenderMann, »it einem, für einen Seemann ganz un zewöhnlichen Ausdruck der Trauer auf >em Gesichte. Er schien viel gereist zu ein, und besaß mehr Kenntniß und Er fahrung, als ich noch bei irgend einem Kauffartheifahrer angetroffen. Fräulein —sang vortrefflich, und begleitete sich ehr artig auf der Guitarre, der Kapitän! ,'lies die Flöte, und so brachten wir zwi- chen Musik, Büchern und Unterhaltung ' insere Zeit recht angenehm hin. Wir waren ungefehr 18 Tage gesegelt, rls eines Nachmittages der Wind mit ei- liger Heftigkeit zu blasen anfing. Um > Nitternacht weckte mich ein lautes Ge-! ärm auf dem Verdeck, und die Stimme )es Lootfen welcher die Mannschaft eilig herauf rief. Ich warf mich schnell in die Kleider und eilte gleichfalls hinauf. Der Mnd wehte gewaltig, und alleS umher !var so sinster und trübe, daß man nur bei dem Feuer des Blitzes die hüpfeuden Wellen erkennen konnte. Der Kapitän stand in der Nähe deS Kompasses, und Befehle durch ein Sprachrohr. Ich machte mich zu ihm hin, und erblickte eine große Unruhe auf seinem Gesichte. Da ich wohl wußte, wie unangenehm es See leuten ist, zu einer gefährlichen Zeit durch die Fragen der Reisenden gestört zu wer den. so zog ich mich stillschweigend zu den Hühnerkorben zurück. Ueber eine halbe Stunde blieb er an derselben Stelle, ging dann und wann ein paar Schitte hin und her, sah nach dem Kompaß, gab dem Steuermann Befehle und blickte oft in's Meer hinaus. Alles indessen verkündete die Annäherung eines neuen Windstoßes. Der .Kapitän ging schnell zum Lichte und sah nach der Uhr: j auch ich blickte hin und sah die Zeiger auf !Eins stehen. Ein leichtes Zucken seiner Lippen verrieth die Unruhe in seinem In- nnd ich hörte ihn, indem er die Uhr wieder einschloß, murmeln. „Die Stun de ist endlich da!" Diese Worte fielen mir wie ein Donnerschlag auf s Herz, ich dachte, unsere letzte Stunde sei gekommen und daß der Kapitän überzeugt, daß das Schiff den Sturm nicht würde aushalten können, uns aufgegeben habe. Der Schreck hielt mich an der Stelle gefesselt, die Znnge klebte mir am Gaumen. Der Sturm hatte jetzt die höchste Stufe er reicht, und trieb uus mit unbeschreiblicher Gewalt vorwärts, als ein Blitz, oder viel mehr eine Reihe von Blitzen, wie ein Feu er ström, die ganze Wasserwüste um uns her beleuchtete. Der Kapitän stand eben einige Schritte von mir bei dem Schiffs geländer, und blickte ängstlich auf das Meer hinaus, bis er auf einmal die Hän de zusammenschlug und mit unterdrückter, verzmeiflungsvoller Stimme rief: „Ach Gott, da ist er wieder fürs letzte Mal " Einige Sekunden lang stand er und schien auf etwas hinzublicken, das ihn mit Ent setzen erfüllte; dann schlug er eine Hand über die Augen und rannte wild die Schiffsleiter hinab. Umsonst war ich der Richtung seiner Blicke gefolgt, meine Augen sahen nichts, als lange Streifen weißer Wogen, die uns mit betäubendem Gebrülle verfolgten, und jeden Augenblick unS zu verschlingen droh ten. Nachdem ich mich allmählich von meiner eigenen Furcht erholt, wartete ich eine geraume Zeit auf die Wiederkehr des Kapitäns, und da ich ihn nicht kommen sah, so zündete ich eine Laterne an und ging ihm nach, um wo möglich eine Auf' klärung über ei» so sonderbares Betragen zu erhalten. Ich fand ihn am Ende des Schiff s, mit den beiden Händen über daH Gesicht geschlagen, sitzen. Bie mei- ncm Eintritte richtete er sich empor: sein Antlitz war blaß und er schien zu zittern. „Um Gottes Willen Kapitän," rief ich, „was fehlt Ihnen? Sind Sie denn krank?" „Ich dank Ihnen recht sehr," antwor tete er, „ich definde mich vollkommen wohl; aber ich habe ein Gefühl hier, (er deutete mit der Hand auf das Herz) wovon Sie keinen Begriff haben können, und über dessen Grund Sie lachen wür den, wenn ich s Ihnen sagte." „Ich sollte nicht meinen," erwiederte ich ; „dies ist keine Zeit zum Lachen, denn wenn das Schiff in Gefahr ist so droht uns Beiden Verderben, worin ich doch gar nichts Scherzhaftes sehen kann." „Nein," versetzte er, „Sie mißverste hen mich, die Gefahr droht mir allein. — Der Sturm ist im Abnehmen, und unser Schiff würde noch mehr aushalten können. Nein mein Herr, das ist es nicht, was mir Unrnhe macht. 'Aber ich fühle, das; ich v e r 112 a ll e n bin, meine Zeit ist auS —und es ist dieser Gedanke, welcher mir mit dem Gewichte eineS AnkerS das Herz zusammendrückt, und mir das Leben zum Fluche macht. Ich sehe, Sie denken, ich ließe mich von einer kranken Einbildungs kraft beherrschen. (5s gab eine Zeit, wo ich so ungläubig war als Sie, traurige Erfahrung aber hat mich eines Andern belehrt. Ich will mich nachher weiter er klären ; aber jetzt muß ich hinauf, um meine Leute durch meine Gegenwart zu ermuntern; auch muß ich ihnen zu ver bergen suchen, daß ich ein Verfallener bin, sonst würde keiner von ihnen länger auf dem Schiffe bleiben »vollen." Mit diesen Worten verließ er mich, und da mich alle Schlaflust verlassen hat te, so setzte ich mich nieder, und dachte über die Eigenheit des Menschen nach, der sich zu den wirklichen Uebeln, denen wir nicht entgehen können, neue schafft. Nach einiger Zeit kam der Kapitän wieder herunter; der Sturm hatte sich gelegt, und seine Gegenwart war nicht weiter nothwendig. „Und jetzt" sagte er, j „wenn Sie zuhören »vollen, will ich Ih- nen einige meiner Lebensumstände mit theilen, woraus Sie sehen werden, daß es nicht die Vornrtheile eines Seemannes sind, die mich quälen. Man schickte mich in früher Jugend zur See' und ich diente Anfangs als Kajütenjunge in der nach Argyle gehörigen Barke. Zu gleicher mit mir befand sich ein anderer Jun ge als Lehrling aus dem Schiffe, er hieß Georg Euthbertson und war mein bester Freund durchs ganze Leben. Unsere El tern waren Nachbarn, wir waren mit ein ander in die Schule gegangen, und freu eten uns, daß wir auch jetzt unsere Lehr jahre mit einander zubringen sollten. Als unsere Dienstzeit zu Ende war, machten wir verschiedene Reisen mit einander nach Amerika und Westindien. Ich wurde Unteroffizier des Schiffes, und wir waren eben auf der Reise nach Smyrna begrif fen, als uns ein französischer Kaper ereil te, uns überwältigte und nach Port Louis führte. Unglücklicher Weise ereignete sich dies gerade zu der Zeit, wo Napoleon keinen Gefangenwechsel eingehen wollte, wir wurden daher weit ins Innere geführt und in der Festung Breal eingesperrt.— Ich will Sie nicht mit der Geschichte der Grausamkeit hinhalten, die wir während unsrer fünfjährigen harten Gefangen schaft zu erdulden hatten, und wovon vie le hundert Engländer ein Opfer wurden; genug, Euthberrson und ich überstanden es. Zweimal ergriffen wir die Flucht, wurden aber immer wieder eingeholt, mit vermehrter Strenge behandelt, und mit augenblicklichem Tode bedroht, wenn wir den Versuch wiederholen würden. Den noch wagten wir es noch einmal. Nach monatlanger, vorsichtiger und unaufhör licher Arbeit gelang es uns, einen Winkel unseres steinernen Bodens auszuhölen, und durch den Fuß unserer Kerkermauern zu brechen. Dies brachte uns außerhalb der Postenlinie, aber wir hatten einen "TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." de» «. tsct»it»cr, «ZS'iSt. steilen Felsenhang von mehr als zwanzig Fuß Höhe vor uns. Es befanden sich Zehn in demselben Kerker, meistens von unserm Schiffe. Wir zerschnitten unsere Bettdecken, und machten eine Art Seil, womit wir unS hinablassen wollten. Es gelang uns Allen, außer unserm Kapitän, ein starker Mann, der deswegen der Letz te zu sein begehrte. Er war kaum halb hinabgekommen, als das schwache Seil zerriß und er hinabstürzte. Jetzt war keine Zeit zu verlieren ; das Geräusch des Falles konnte uns augenblicklich die Wa che aus den Hals bringen. Wir trennten unS Alle, damit wir desto besser den Ver folgern entgehen möchten, und der Einzel ne sich auch besser forthelfen könnte. Ge org und ich wollten uns eben davon ma chen, als uns die schwache Stimme des Kapitäns aufhielt: „Hans," sagte er, „und Du Euthbertson, wollt ihr Beiden wie Landschlingel davon gehen, und euern alten Herrn und Landsmann hier lassen, ohne ihm eine Hand zu reichen, um ihn an'S Ufer zu helfen!" Wir ver mochten nicht, dieser Aufforderung zu wi derstehen ; und obgleich wir gewisserma ßen unS dadurch dein. Feinde iu die Hän de lieferten, so konnten wir's doch nicht über's Herz bringen, den Greis seinem Schicksal zu überlassen. Er konnte nicht einmal stehen, denn er hatte das linke Bein unterhalb dem Knie gebrochen. Ich nahm ihn also auf den Rücken und entfloh so schnell, als meine Last mir's nur immer erlaubte. Won Zeit zu Zeit loste mich mein Freund ab, und so ging es fort, bis uns der Anbruch des Tages auf die Nothwendigkeit (Uifmerksam mach te, uns zn verstecken. Wir legten uns daher in die Mitte eines großen Rüben feldes nieder, und bedeckten uns so sehr wir konnten, mit dem Kraute. Mit der Abenddämmerung machten wir uns wie der auf den Weg, u. befanden uns am fol genden Morgen in einem einsamen klei nen, von überhängenden Bäumen beschat teten Thale, durch welches sich ein klarer Bach hinschlängelte. Ich fand jetzt, daß unser Kapitän nicht lange mehr zu leiden ! habe, sein Bein war fürchterlich geschwol len und der Knochen stand mehrere Zoll ' hervor; der Brand war schon eingetreten. ~Gott segne Euch Beide, meine guten Jungen!" sagte er, indem wir ihn in ei ne Vertiefung ain Bache niederlegten.— „Gott im Himmel segne Euch, Ihr habt wie Söhne an mir gehandelt, und was ich auch in gleicher Lage an Euch gethan haben würde. Ich fühle »nein letzter Augenblick ist gekommen. Lieber würde es mir gewesen sein, daheim neben den Meinigen zn ruhen —aber ich muß wohl daran. Und jetzt gebt mir einen Tro pfen von dem reinen Wasser da, um mei nen brennenden Dnrst zu löschen. Lebt wohl noch einmal und der Himmel sei mit Euch!" Er starb denselben Nachmittag, und am Abend begruben wir ihn an dem Bache und setzten dann unsere Flucht fort. Auf diese Weise reisten wir vier Näch te, indem wir jede Wohnung vermieden, und nur von Feldfrüchten lebten, deren wir habhaft werden konnten. In der neunten Nacht erreichten wir St. Malo, als eben der Tag anbrach. Wir gingen sogleich in den Hafen, wo wir uns eines Fischerbootes bemächtigten und ein fran zösisches Matrosenlied singend, unter den Batterien wegfuhren. Dann wandten wir die Segel nach dem Winde nnd fuh ren in's weite Meer hinaus. Das Schicksal blieb uns noch immer hold, der Wind blies unS günstig, und am andern Morgen empfing uns ein Westindienfah rer, welcher nach Savana la-Mer be stimmt war. Der Kapitän nahm nns freudig an Bord. „Bei unserer Ankunft im Hafen fan den wir, daß die Ruhr in einen solchen Grade wüthete, daß wir in Kurzem den Unteroffizier mit zwei Drittheil der Man nschaft begruben. Der Kapitän bot mir dessen Stelle an, welche ich freudig an nahm, und ich erhielt Befehl, das Schiff nach Madago-Bay zu steuern, um dort unsere Ladung zu empfangen. Euthbert son hatte gleichfalls die Führung eines Schoners nach Schottland erhalten. Ei nes Tages, als der größte Theil unserer Mannschaft am Ufer war, besuchte er mich. Wir sprachen von Mancherlei und auch von unserer Trennung, „Ich well te, ich könnte Dich bereden, Hans," sagte Euthbertson, „Deine Stelle hier'aufzu geben, und mit mir heinizufahren. Ei ner von Euern vorigen Matrosen hat mir gesagt, das Schiff würde nie Alt - Eng land wiedersehen, denn alle Ratten hät ten eS verlassen, und Du weist so gut als Einer, daß daS Ende eines Schiffes nicht weit entfernt ist, wenn diese sich davon machen." „Nun, so laß sie gehen," er wiederte ich, „und Glück auf die Reise; es soll mir lieb sein, wenn ich keine mehr von ihnen zu sehen bekomme, wir behal ten daiin unser Fleisch und unsern Zwie back selbst. Ich weis, eS ist allgemeiner Glaube bei den Seeleuten; aber hältst Du mich für einen solchen Rarren, daß ich glauben sollte, ein solches Ungeziefer könne das Schicksal eines Schiffes voraus wissen ? Nein, ich habe mein Wort gege ben, und ..."—„Aber höre mehr," siel er mir in's Wort. „Vor vielen lahren verließ dieses Schiff Panama mit einer Ladung Gold für die Londoner Kaufleu te. Die Mannschaft brachte den Kapi tän um, bemächtigte sich des Goldes und des Schiffes, und sie wurden Seeräuber. Lange trieben sie dieses Handwerk, bis sie von einer Kriegsschaluppe gekapert, und die Meisten von ihnen aufgeknüpft wurden. Seit dieser Zeit spukt deö Ka pitäns Geist auf dem Schiffe, läßt sich aber nie sehen, als wenn der Mannschaft ein Unglück bevorsteht. Der Matrose, mit dem ich gesprochen, sah ihn die Nacht, ehe wir nach Savana kamen, und der Tod unserer Matrosen folgte darauf." Ich konnte mich über den Ernst, wo mit er die Geschichte erzählte, nicht des Lachens enthalten, welches ihn etwas ver droß. Und es war umsonst, ihm durch Gründe seinen Glauben an dergleichen Dingen benehmen zu wollen. Endlich wurde ich der Unterhaltung müde, und ließ daS Abendessen bringen, worauf wir zu Bette gingen. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen, als mich Euthbertson mit heftig.',« Schütteln weckte und rief: „Stehe auf HanS ! ums Himmels Wil len, steh auf ! Ich habe ihn gesehen!" „WaS hast Du gesehen?" fragte ich. — Aber der arme Schelm, vermochte nicht zu antworten; er war ohmnächtig hin gesunken. Ich hob ihn auf und brachte ihn auf das Verdeck, wo er sich bald er holte. —„Nachdem ich zu Bette gegangen war," hub er an, „fühlte ich mich so un heimlich, es wurde mir so enge und heiß, daß ich mich endlich entschließen mußte, aufzustehen und auf s Verdeck zu gehen. Der Mond schien trübe durch die zerrisse nen, schnell vorüberjagenden Wolken, da bei war es so still, daß man kleine Blätt chen rauschen hörte, und eS dünkte mich beinahe, als hörte ich daS Rauschen der vorübereilenden Wolken--nie hatte ich die Stille der Natur so schreckhaft empfun den. Nachdem ich eine Zeit lang auf und abgegangen, stand ich still und lehnte mich über die Brustwehr hinaus. Zufällig wandte ich den Kopf, und es deuchte mir, als sehe ich etwas Weißes hinter mir ste hen. Ich fuhr zurück und rieb die Au gen, um deutlich zu sehen, denn ich war erst vor ein paar Minuten umhergegan gen, und wußte daß unsere Leute noch nicht zurückgekommen waren. Sogleich dachte ich an den spukenden Kapitän, und der Gedanke, daß ich vor einem überirdi schen Wesen stehe, durchdrang mich mit einem unbeschreiblichen Gefühle. DaS Herz schlug mir, wie ein Hammer, und Fieberfrost schüttelte mich in allen Glie dern. Ich suchte meine Augen zu schlie ßen ; ein Zauber, über den ich nichts ver mochte, erhielt sie offen. Während ich so hinstarrte, wurde eS deutlicher bis ich Lmsfeudo Nummer «». endlich ein todtenblasses Menschengesicht unterschied —die Augen waren gebrochen und starr, wie bei einem Todten, und über der Stirn war es wie eine blutige Wun de. Meine Knie brachen unter mir, ich war auf dem Punkte zu sinken, als ich mit der Anstrengung der -Verzweiflung mich aufraffte und eS zu fassen suchte —aber meine Hände ergriffen Luft. Der kalte Schweiß brach mir auS allen Gliedern, es war mir, als wenn meine Kopfhaut sich zu einem Lalle zusammenzöge: so stand ich, und starrte das Gespenst an dessen Todtenaugen unbeweglich auf mich gerichtet waren. Die Furcht verwirrte mich, ich wußte nicht mehr was ich that; noch einmal stürzte ich vorwärts —es zog sich zurück, und da eben eine Wolke über den Mond lief, verlor ich es aus den Au gen. Ich fühlte eine Lhnmacht mich anwandeln, das Schiff drehte sich mit mir um, und wie ich hinabgekommen, weiß ich nicht. „Ich suchte ihm den Gedanken auszureden, daß er eine wirkliche Erschei nung gehabt habe." Endlich sprach er : „Nun, HanS, wir wollen nicht mehr da rüber streiten. Ich kann nicht sagen was den Geist hierher gebracht—es kann in dessen keine Kleinigkeit sein ; das weiß ich aber, daß kein Mensch auf der Erde mich bereden soll, daß es eine Täuschung gewe sen. Wir müssen uns jetzt trennen, viel leicht auf immer, und ist dem so, und ist es mir gestattet, so verspreche ich Dir drei mal vor Deinem Tode zu erscheinen, wenn Du mich überleben solltest." „Ich lach te, und schwur, es würde mich freuen, ihn zu sehen, und daß ich mich b i s zum letz ten Besuch für sicher halten würde. Un sere Leute kamen, wir halfen seinen Scho ner aus der Bucht, wünschten ihm Lebe wohl und kehrten zu unserm Schiffe zu rück." „Einige Wochen später verließen auch wir den Hafen. Aber das war eine un glückliche Reise. Der Krieg zwischen England und Amerika war eben ausge brochen, und was zu befürchten war wir fielen einem amerikanischen Seeräu ber in die Hände. Durch die schlechte Anstalt des Kapitäns wurde unser Schiff geentert und nach einem kurzen Gefecht unsere Mannschaft hinabgetrieben. Ich hatte gleich anfangs durch einen Pistolen schuß der mir dicht unter den Augen hin flog, das Gesicht verloren. Die Räuber ! vermutheten, der Kapitän habe Geld an Bord versteckt, und da dieser beständig betheuerte, er habe keines, fo stürzten sie ihn in'S Wasser. Auch ich sollte sein Schicksal theilen, als gerade in dem kriti scheu Augenblick die Wache auf dem Mä ste rief: „Ein Segel windwärts!" Schnell führte man mich wieder hinab, und bald fühlte ich an der Bewegung des Schiffes, daß es mit vollen Segeln davon eilte. In der Hoffnung, daß das verfol gende Schiff ein Kreuzer sein möge, war tete ich mehrere Stunden lang zwischen Furcht und Hoffnung. Der Lärm auf dem Verdeck hatte nachgelassen, woraus ich schloß, daß die Mannschaft auf ihrem Posten war und ich hört? nichts, als die Schritte deö Kapitäns, indem er von Zeit zu Zeit zu dem Steuermann ab- und zu ging. Zuletzt vernahm ich den Knall ei ner Kanone, welchem bald ein zweiter folgte, der mit einem dreimaligen Jauch zen und einer vollen Lage beantwortec wurde. Wie freudig schlug mir das Herz bei dem Knalle. Alles war jetzt in Thä tigkeit, eine Lage beantwortete die andere, mit verderblicher Wirkung unter den Räu bern, die ihren Gegnern keineswegs ge wachsen zu sein schienen. Indessen foch ten sie fort, mit dem Muthe der Ver zweiflung, biS eine fürchterliche Lage das Schiff beinahe auf die Seite warf. Es erfolgte ein schrecklicher Krach auf dem Verdeck, und aus dem Freudengeschrei der Feinde schloß ich, daß wir einen Mast verloren hatten. Unser Feuer nahm ab und hörte endlich ganz auf. Dennoch dauerte das Gelärm auf dem Verdeck fort, bis es endlich gänzlich stille wurde und ich