Tradln g, Mnil. Gedruckt und herausgegeben von Arnold Pu»vell e, in der Süd 6ten Straße, Ecke der Cherry Alley Beh m' 6 Wirlhöbaiiö grgciiul'rr Jnhrg. 8, gmz;e Nmn. )>edi,igu»ge» : Der Alderalc ZLtNbürlitrr erscheint jeden Dienstag auf einen, großen - Bogen mit schonen vettern gedruckt. Der - Preis ist Ein Tl)a l e r des lalirs, welcher I» halbjährlicher Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lause des. Zahreö nicht bezablt, dem werden HI 5N angerechnet- Für kürzere Zeit als «Monate wird kem Unterschreibet angenommen, und 'Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werten dankbar angenommen und sür den gewöhnlichen Preis ein gerückt. Unterschreiben, in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe»'. Briefe und dergl. müssen posts r e i eingesandt werden dein Deutschen Republikaner.) Oer Feldwebel von der Pots damer (»arde. und Schluß. Der Tag verschwand. Die Glückli hen lebten ihn ganz für sich. Wie viel Men sie einander zu erzählen ! Ein ein iger Gedanke allein noch machte sie beide ittern, der Gedanke an den König, und >aß er, in seiner furchtbaren Willensstär ke, vielleicht eben so gewaltthätig ihre s'he zerreißen konnte, als er sie geknüpft )atte. „Als ich Deine Gestalt, Du Geliebter, u dem schrecklichsten Augenblick meines iebens neben mir, wie in einem Nebel er annte, ward es in mir wieder stiller!" agte Elementine: „Ohne Dich wäre nein Tod unvermeidlich geworden. Und r ist unvermeidlich, wenn mich ein könig icher Machtspruch wieder von Dir reißt. Die Ewigkeit hält ja tausend Pforten >ffen/' „Zittere nicht, Elementine. Der Kö >ig ist gut. Er kann und wird das nicht vollen. Wenn er dennoch —wir entstie len. Jeden Tag, jede Stunde erwart' ch den alten Krabb, jeden Augenblick bin ch zur Flucht fertig. In meiner Brief asche trage ich ansehnliche Summen.— Ind mißlingt Alles—Du hast Recht, die ausend Pforten stehen offen." Indem die Liebenden in die dunkle A enddämmerung hinein plauderten und oseten, ward an die Thür gepocht. Lilmson trat hinaus. Ein Ordonanzof izier stand vor ihm, und brachte den kö iglichen Befehl: Wilmson solle mit dem hm heut' angetrauten Mädchen sogleich uf dem Schlosse erscheinen. Beide hör en mit Schaudern den Befehl. Der Of l'zier ließ ihnen keinen Augenblick. Ele nentine warf den Seidenmantel, das letz e Ueberbleibsel ihreö ehemaligen Stan ds, um sich, und Wilmson führte sie chweigend an seinem Arme den Boten >es Königs nach. Erst unterwegs be nerkte der Feldwebel, daß er, wie er zu pflegte, in seinen bürgerlichen Klei lern geblieben. So konnte er vor dem König nicht erscheinen. Der Ordonanz hfsizier aber hatte Eile, und gebot, ihm zu folgen. Sie wurden in ihrem Zuge zum ziem ich entferten Schlosse auf eine sehr uner vartete Weise unterbrochen. Kaum hun ?ert Schritte mochten sie gegangen sein, als ihnen fluchend und brummend mit großen Hast ein Stelzfuß entgegen kam. Wilmson erkannte sogleich den getreuen Krabb, und streckte ihm durch die Dun kelheit die Hand entgegen. Er war's. Wilmson gebot ihm Schweigen und den tete auf den Offizier. „Ist Alles bereit? Wo sind Wagen und Pferde ?" flüsterte er ihm zu. „Kreuz-Batallion, draußen an der Ha veiibi ücke!" murmelte der Alte, lind noch ein paar Flüche dazu. „Geh, und erwarte mich!" Mehr sprachen sie nicht. Elementine zitterte an allen Gliedern. Wilmson trö stete sie, aber verrieth durch seine eigene Bewegung und den ungewissen Ton sei ner Stimme, in welche Unruhe das Zu sammentreffen aller dieser Umstände ihn gestürzt hatte. Sie kamen zum Schlosse. Es herrschte Todesstille darin. Von Zeit zu Zeit hör te man aus entfernten Zimmer eine Stim me donnern. Es war die Stimme des Königs. In einem Saale, wo sonst die königli chen Bedienten sich aufzuhalten pflegten, befand sich der Garde - Oberst. Als er Wilmson gewahr ward, trat er ihm nä her und sagte: „Du bist brav, mein Sohn. Dein Schicksal steht aber nicht mehr zu ändern. Der König ist gegen den Kommandanten ergrimmt. Dir war ein sehr großes, langes, Mädchen zur Frau bestimmt, dem der König diesen Morgen auf einem Spazierritte begegne te. Es ist eine Verwechselung geschehen. Der König selbst bedauert Dich. Es ist Und Berts, Montgomery und SchmMll Caunties allgemeiner Anzeiger. ein verdammter Handel. Aber waS willst Du hier in bürgerlicher Kleidung? Der König will Dich sehen." Wilmson entschuldigte sich mit der Ei le und dem Befehl des OrdonanzoffizierS. Der Oberst ließ sogleich den Feldwebel der Schloßwache erscheinen, und Wilmson mußte aus den Kleidern desselben seine Toilette machen. Dies k.uim vollbracht ward er mit Clementinen in das heller leuchtete Gemach des Kölligs geführt. Als das Paar eintrat, blieb der König finster stehen, und runzelte verdrießlich die Stirn, indem er seine Blicke auf Ele mentine heftete. Sie schien einer .Ohn macht nahe. In WilmsonS Zügen mal ten sich Furcht, Schmerz und verzweif lungsvoller Trotz. Der bleiche Schein der Kerzen entstellte die sonst schönen und edlen Züge beider Gesichter noch mehr. „Hast Du dem Kommandanten nicht gesagt, daß Du die Unrechte wärest, daß Dir eine andere Weibsperson meinen Brief gegeben ?" fuhr der König das be bende Mädchen mit rauhem Tone an. „Ihre Majestät, hundertmal' sagt' ich s!" antwortete Elementine, indem sie ihre letzte Kraft zusammenraffte, mit zit ternder, kaum vernehmbarer Stimme: „Aber man horte mich nicht an." „Ew. Majestät hatten mir ausdrück lich verboten, irgend eine Einwendung an zuhören !" sagte der Kommandant, wel cher sehr bestürzt und düster seitwärts stand. „Schweig' Er den Augenblick " don nerte ihn der König an : „Er rede, wenn Er gefragt wird ! Augen hätte Er haben sollen, gesunde 'Augen. Konnt' Er sich einbilden, daß ich solchem Kerl von meiner Garde solch einen Zwerg von Mädchen, solch ein schwächliches, zerbrechliches, Ding wie das da, zur Frau geben würde? Nim mermehr." Der König ging mit raschen, großen Schritten nachdenkend durch s Zimmer; dann wandte er sich plötzlich gegen Wilm son. „Thust mir leid, armer Teufel!" sagle er zu ihm mit sichtbarer Gutmu thigkeit: "Wollen sehen, wie sich'ö än dern läßt? Ich Hab's gut mit Dir ge meint, und Dich nun ourch den kleinen Knörpel da unglücklich gemacht. Ergib Dich in Dein Schicksal, und spiele keinen gottlosen Streich. Du hast gedroht, Hand an Dich legen zu wollen. Unter steh' Dich's nicht! Pfni, ein Kerl, wie Du, Selbstmörder! Hast Du keine Re ligion und willst ewig verdammt sein? Untersteh' Dich S nicht, oder ich lasse Dich unter den Galgen begraben, und—Höre, ich will's Dir wieder gut machen. Bitte Dir eine Gnade aus. Ich will Dir Al les gewähren ; aber von dem kleinen Ge schöpf da kann ich Dich nicht wieder los machen. Das ist gegen Gottes Gesetz. Sonst bitte, was Du willst, und ich ge währe es Dir gern. WaS wünschest Du ? Was könnte Dich zufrieden stellen?" Wilmson besann sich nicht lange: „Ew. Majestät, die Freiheit, mein Abschied aus dem Dienst." Man sah, diese Bitte hatte der König nicht erwartet. Er trat einen Schritt zurück mit unzufriedenem Gesicht. Nach einer Weile sagte er lächelnd : „Hat mich der Blitzbursche gefangen ! Aber ich habe Dir Vieleö gut zu machen. Ich halte Dir Wort. Du bist frei. Geh! Doch morgen begib Dich zn Deinem Obersten. Vielleicht änderst Du über Nacht den Sinn. Er wird Dir noch Vorschläge thun in meinem Namen. Geh' und ver söhne Dich mit Deinem Schicksal, das ich Dir wider Willen gegeben habe." Die Thüren öffneten sich. Wilmson und Elementine, entzückt von der Gnade des gutmüthigen Monarchen, entfernten sich. O, um viel lieber wären sie dank bar zu seinen Füßen auf die Knie gesun ken ! Rasch wechselte Wilmson seine bür gerlichen Kleider wider gegen den abgeleg ten Soldatenrock ein. Er war frei. Der Gedanke machte ihn trunken. Als er mit Elementinen hinaustrat in die "'Millig zu loben und ohne Lurche zu tadeln." Dienstag VeZs 8. September, Nacht auf die Straße, schloß er die Ge liebte an seine Brust und rief: „Ich bin frei! frei! Ich sehe meinen Vater wie der !" Dann gingen sie, innig an einan der gepreßt, langsam hinaus, um den al ten Krabb aufzusuchen, der ihrer draußen harrte, und ihmDim Zeugen ihreö Glück'S zu machen, statt seine Fluchtanstalten zu benutzen. So wandelten sie selig dahin. Wie finster der bewölkte Himmel über sie hing.—lhnen strahlte AlleS in wunder barer Herrlichkeit. Das rothe Licht, wel ches hie lind da durch die Nacht von einem erleuchteten, einsamen Fenster schimmerte, war ihnen eine Morgenröthe des ewigen Festtages. „O, ich bin so selig," sagte Element!- ne, „o, ich bin allzuglücklich. Ich kann nicht glauben, daß Alles Wahrheit und Wirklichkeit ist. Ich fürchte mitten in meiner Ueberzeugung und habe Angst mitten in meiner Freude, eö komme ein neues Unglück und zertrümmere unser Paradies!" Sie sagte es; und in der That schien ihnen ein Unglück nachzukommen. Sie hörten hinter sich die raschen Fußtritte ei nes Menschen, bald näher seinen fliegen den Odem. Er nahm, da er ihrer in der Finsterniß gewahr ward, die Richtung gegen sie. Wilmson, als er dieS bemerk te, blieb stehen. Er erkannte den Mann nicht, der nur einen Augenblick verweilte, und mit kurzathmiger, hastiger, ängstli cher Stimme sagte: „Um GotteSwillen, machen Sie sich fort! fort! Sie werden arretirt! Eilen Sie davon, so schnell Sie können!" Damit rannte der Meusch hinweg. Wilmson stand bestürzt neben Elementinen und sagte: „Was ist das? Hat der König den Sinn geändert? Be reut er, mein Glück gemacht zu haben? Hat er vielleicht erfahren, daß er mir wi der seinen Willen Dich gab, Du höchstes Ziel meiner Wünsche? Laß uns eilen! Die Warnung kommt von meinem guten Obeisten!" „Meine Glieder aber sind von? Schrek ken wie gebrochen!" seufzte Elementine: „Meine Ahnung, o meine Ahnung ! Ich kann nicht weiter. Laß mich erst Odem schöpfen." Sie sank mit diesen Worten kraftlos nieder. Er hielt sie im fallen. Er hob sie auf seinen Arm und trug sie in schnel len Schritten fort. Nicht lange war er gegangen, so bemerkte er in der Finster niß unter den Bäumen einen wartenden Wagen. Er näherte sich demselben. Ein breitschultriger Mann saß auf dem Kutschenbock; ein Anderer riß den Kut schenschlag auf, und rief mit gedämpfter Stimme: „Geschwind hinein ! geschwind! wir düifen keinen Augenblick verlieren." Man hob die entkräftete Elementine in den Reisewagen ; schnell folgte Wilmson. Der Diener sprang auf den Kutschensitz. In wildem Galopp ging'S davon. Elementine schien in einer Ohnmacht zu liegen. Wilmson geriet!) in Angst. Er wollte halten lassen, in der Hoffnung, frifcheö Wasser in der Nähe zu sinden. Er lehnte sich zum Kutschenschlag hinaus und rief: „Krabb, Krabb!" „Teufel, waS soll das, Herr Wilmson, sind sie toll und besessen?" erwiederte die Stimme des barschen Invaliden durch d!e Finsterniß, und der Wagen flog unauf haltsam weiter. Zum Glück erholte sich Elementine. Sie that einen tiefen Seufzer. Sie hob an zu sprechen und fragte: „Wo sind wir?" ES gelang ihm, liebkosend die Furcht same zu beruhigen. Was ihn selber aber am meisten beruhigte, war eine Flasche Malaga und einige Eßwaare, die er bei'm Suchen und Umhertappen in dem Wagen fand. Der edle bittersüße Feuertrank auS den hesperischen Gärten stellte Ele mentinens Kräfte schnell her, und erquick te auch ihn, daß er zur frohen Laune zu rückkehrte. Welch' eine himmlische Nacht, wenn schon kein Stern herniederfunkelte! Sein junges, reizendes Weib an der Brust schien es ihm, als werd' er in einem Wol kenwagen durch die Lüfte gtragen. Bald aber hatten die Glücklichen neue Ursachen zur Uuruhe. Man hörte in ei niger Entfernung hinten Pferdegetrappel, Menschenstimmen. Offenbar wurden sie von Nachsetzenden verfolgt. Es scholl deutlich aus der Ferne das schreliche: „Halt! halt!" und die auf dem Bocke vorn riefen : „Vorwärts!" Die Peitsche psiff; die Pferde sprengten mit dem Wa gen über Stock nnd Stein biS sich hinter wärts jede Spur der Verfolgenden verlor. So ging eö durch Dorf und Wald und Feld ; bald schneller, bald langsamer, bis der Weg durch tiefen Flugsand führte. Es mochte Mitternacht schon vorüber sei». Man ließ die erschöpften Rosse sich im Schritt erholen. Aber nicht lange, so hörte man wieder hinterwärts Rosse schnauben. „Vorwä'its!" schrien die vorn auf dem Bocke; die Peitsche pfiff. Rasch flog der Wagen über den Sand hin. „Halt! halt!" schrien schon ziem lich nahe die Verfolger. Es sielen eini ge Schüsse. Eine Kugel schlug durch den Wagen. Elementine bebte in TodeS angst an WilmsonS Brust. Auch diesmal noch rettete die Kraft der vortrefflichen Rosse. Die nachsetzenden blieben weit im Sande zurück. Nur we nige Minuten hielt der Wagen vor einem einsamen Hofe an. Es stand Vorspann bereit. Der wackere Krabb hatte meister haft gesorgt. Mit frischen Rossen ging'S in Trab weiter. Nach und nach verlor sich die Furcht der Flüchtlinge wieder.— Elementine sank übermüde an die Brust ihres Freundes und entschlummerte. Der Wagen zög weich durch den sandigen Weg hin. Die Stille und Einförmigkeit der Bewegung lockte auch in WilmsonS Au gen einen erquickenden Schlaf, des sen Gewalt er sich vergebens sträubte. Beide erwachten erst, als schon daS Ta geslicht begann und durch die aufgezoge nen Kutschenfenster schimmerte. Sie fühlten, der Wagen halte. Sie hörten draußen einen heftigen Wortwechsel. Der alte Krabb ließ sich mit seiner Don nerstimme in lästerlichen Schwüren und Flüchen vernehmen. Wilmson vermuthete Gefahr. Er öff nete das Fensti-r der Kutsche und ward Zeuge eines wunderlichen Schauspiels.— Da stand der treue Invalide und fuchtel te mit bloßem Säbel einen jungen, wohl gekleideten Mann, der genauer betrachtet, kein Anderer als der bekannte Herr Kiek war, im zeisiggrünen Rocke. „Du verdammter Schuft, Du Leute Entführer, sollte ich Dir nicht meine Klin ge im Leibe umdrehen?" schrie Krabb lind silhr immer fort, den Nücten'des Zei sigs zu bläuen : „Habe ich Dir nicht ge rufen, still zu halten?" „Herr!" schrie Kiek, heulend und mit gefaltenen Händen: „Sie haben hier kein Recht mehr. Wir sind nicht mehr ans preußischen Gebiet und Boden!" „Ich wollte, mein Pistol hätte Dir schon auf preußischem Boden den Pari anökopf mit Blei gefüttert!" schrie Krabb und fuhr in feiner Korporals Arbeit un verdrossen fort. „Halt!" rief Wilmson zum Wagen hinaus. „Bist Du rasend Krabb? Was hat der Mensch Dir gethan?" „Was? Alle Wetter, entführt hat er Sie mir. Wer weiß denn, was der Ju das mit Ihnen vorhatte?" sagte Krabb und ließ seinen Arm ruhen um Odem zu sammeln. Kiek, froh, dem grimmigen Schnurr bart zu entgehen, stand ganz verblüfft, als er WilmsonS Kopf aus dem Wagen schlag hervorschauen sah. „Mein Gott und Herr!" schrie er voller Entsetzen: „Wie kommt Er denn in den Wagen mei ner Herrschaft?" Mehr konnte er nicht sagen, denn Krabbs flache Klinge fiel ihm schon wie der auf den Rücken. „Ich will Dich Schubjak MoreS lehren. Was? Er l nennst Du meinen jungen Herrn ?" schrie Laufende Nummer SZ. der Invalide. 'Wilmson sprang aus dein Wagen und stiftete Frieden. Nach vielem Fragen, Hin- und Herreden löfete sich das Räth sel, aber zu Kieks unaussprechlicher Be stürzung. Es ergab sich, Kiek habe, als Helfershelfer im verbotenen LiebeShandel rineS jungen Herrn von Stande, der mit seinem Liebchen entwischen wollte, Hand geboten und in den Reisewagen das un rechte Pärchen gepackt. Krabb hinge gen, der auf Wilmson gewartet hatte, hörte als KiekS Wagen an ihm vorüber sprengte, WilmsonS Stimme rufen, da dieser halten lassen wollte, um für die ohnmächtige Elementine Wasser zu haben. Der gute Schnurrbart glaubte, sein jun ger Herr sei arretirt,- werde auf eine Fe stung gebracht und wollte das Leben da ran setzen, Um zu befreien. So war er mit ftinem wohlbezahlten Kutscher der nächtliche Verfolger gewesen, der> Allen Furcht gemacht hatte. Der arme Zeisig geriet!) in wahre Ver zweiflung, als er nun seine Lage erkannte. „O, meine Herrschaft: o, der junge Ba ron ! waS ist nun auS ihnen geworden! Weh mir, waS soll ich thun ? Was wird aus mir?" „Ein.Schwengel am Galgen!" rief der Invalide. Aber Hr. Kiek konnte nicht entgegnen: denn neues Erstaunen lähmte ihm die Zunge. Er stand wie versteinert, als Wilmson ein reizendes junges Mädchen aus dem Wagen hob, das die Arme um WilmsonS Nacken schlug, und bei'm Wen den des Gesichts Elemeutinen erkennen ließ. Er stand da, wie ein wahres Mar terbild, mit dem wechselnden Ausdruck Aerme, Leiden und Leidenschaften. Bald blickte er furchtsam und scheu hinter sich nach Krabbs bloßem Säbel, bald mit al lem Grimm der Eifersucht auf das glück liche Pärchen, welches Arm in Arm dein Wirthshause zuging, vor dem die Wagen der Verfolgten und der Verfolger Halt gemacht hatten; bald fluchte und brüllte er, wie ein Wahnsinniger, wenn er die lee re Kutsche betrachtete, in der er statt neue Herrschaft, die er in Potsdam jeden, Schicksal preisgegeben, die zwei Personen entführt hatte, welche ihm untern blauen Himmel die verhaßtesten geworden waren. Wilmson, dem nun auch deutlich ward, daß die Mahnung zur eiligsten Flucht, die er und Elementine auf der Straße, da sie vom Schlosse gekommen waren, von dem Unbekannten empfangen hatten, und eben desselben Warnung vor Arrestation ganz andern Porsonen gegolten, schickte soglich durch einen Eilboten einen Brief an sei neu Gönner, den Garde Obersten. Er berichtete diesem das nächtliche Abenteuer und seine Entführung durch den ehema ligen Kammerdiener des Geheimenratheö Gundüng. Er erklärte, nach Potsdam zurückkehren zu wollen, wenn man dort seine Entführung nicht als Desertion aus legen würde. Erst nach drei Tagen kehrte der Bote zurück. Der Oberst sandte in freundli chen Ausdrücken seinem gewesenen Feld webel den ehrenvolleil Abschied vom Re giment und die Veisicherung, der gute König habe herzlich über die Entführung gelacht, durch welche in einer der angese hensten Familien zum Glück großes Un glück verhütet worden wäre. Wilmson mit seiner jungen Frau und dem treuen Krabb fuhren nun gemächlich durch Deutschland den Ufern des Boden fees zu, wo die Glücklichen mit Sehnsucht erwartet, mit Freudenthränen empfangen wurden. Ein Bedienter sollte dem Hunde seines Herrn die Ohren stutzen, er schnitt aber nur die Spitzen weg- 'Als ihn nun sein Herr fragte» warum er nicht gleich die O hren ganz stutzte, gab der Bediente zur'Ant« wort: "Ach Ew. Gnaden, das thät ihm zu weh; wenn ich alle Tage so ein Bissel wegschneide, so gewöhnt er sich daran/'