e dinü, Dt UN. Gedruckt uud herausgegeben vou A r uold Puiveli e, iu der Süd 6keu Straße, Ecke der Cherrv A lley Beh m' 6 Wll lhobails gt'grlilldrr Jahrg. 7, ganze N,„„. SISÄ. edinqun q c n. -- Der Kitier-lle zjeobacliter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der SubscripticnS-PreiS ist Ein Thal e r des Jahrs, wekber in Imlbjährlicl e Lorausbe-ahlunq erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Kl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschreibe»- angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange nommen,'wen sie einen Monat vor Ablauf des Subscriptione-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. 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Als er dann auch hinter sich zesehen, erblickte er ein zartes, niedliches Rädchen, vom Haupte zu den Füßen rauerhaft in schwarzen Boy gekleidet, nit einem schwarzen zurückgeschlagnen Flor über dem Kopfe, die weiße Stirn jum Theil mit einer dicht anliegenden, ge zen die Mitte zwischen beiden Augen braunen zugespitztenSchneppe von schirar lein Krepp, nach damaliger Trauertracht dedeckt. Er trat sogleich seitwärts und verbeug te sich anmuthig gegen die junge Schön heit, der er bisher durch seine Stellung die Aussicht genommen halte. Durch ei nen beredsamen Blick und ein Deuten sei ner Hand lud er sie ein, seinen Platz zu nehmen. Sie verneigte sich still und ernst, trat einen kleinen Schritt vor, und er eben so bald gar hoflich hinter sie. Nun erst wandte sie das Kopfchen nach ihm um, sah mit blauen, seelenvollen Augen zu ihm hin, stammelte eine kleine Entschuldigung und dankte ihm in einem sanften Lächeln, wie er es noch nie so wunderfreunvlich in seinem Leben gesehen zu haben glaubte. Der junge Mensch wünschte sich im Herzen Glück, einer so holdseligen Jung frau den kleinen Dienst geleistet zu haben, der ihn nichts kostete. Denn er konnte bequem über sie hinweg sehen. Statt laber hinweg z» sehen über das Köpfchen, betrachtete er vo» hinten erst die niedliche Form desselben ; dann den feinen, hellen, letwas vorgebogenen Nacken, der durch das 'Finstere des TiaueigeivandeS noch blen dender war. Die Fülle und der Glanz des blonden Haupthaar s, in der Vermach tung des Kreppflores, entging ihm nicht. Wie gesponnenes, zartes Gold kräuselten sich einige Löckchen in der Grube des Ncck kens, und einige längere schmiegten sich seitwälts um den weich- und schlankge rundeten Hals hinab. Dann maß sein Blick ungestört das schöne Verhältniß der beiden Achseln, die sich mild anschwel lend vom Halse allmählich abwärts senk ten; dann den schmalen, etwas einwärts gebogenen Rücken und den schlanken Leib, welchen er gern glaubte mit seinen Hän den umspannen zu können, wenn es er laubt gewesen wäre. Er betrachtete diese Umrisse und For men mit so großer Aufmerksamkiit, daß er, als Alles liiikö und rechts rief : Hut ab! Hut ab! zwar den Hut abzog, ohne aber sich deutlich bewußt zu werden, war um? Vielmehr, da sich eben das Köpf chen in dem Augenblck mehr vornrichte, ward noch ein Zollbreit des schönen Nak kens sichtbarer, der bisher unter dem Mie der verborgen gewesen. Seine Augen waren wie geblendet. Er wußte selbst nicht, wie ihm bei'm Beschauen dieses schönen Mädchen - Nackens zu Muthe ward „Haben Sie ihn auch recht gesehen?" fragte die Schöne, indem sie sich zu ihm umwandte, und mit einem kindlichen Un schuldslächeln zu ihm emporblickte. Der junge Wilmson erschrak von Her zen, und ward feuerroth, denn er glaubte anfangs, sie rede von ihrem Nacken, und wollie sein etwas spotten. Aber das all gemein um ihn laut werdende Getöse er innerte ihn daran, daß der König schon vorüber sei. Er ward noch einmal roth, und Verwirrung zwar in seinen Geberden, Und Berks, Momgomery und Schnylkill Cannties allgemeiner Anzeiger. aber das Entzücken noch in seinen Augen, fragte er: „Wenn Sie nur bequem gese hen haben !" „Oh," rief sie, ~es ist nicht das erste mal, daß ich die ganze königliche Familie sah. Aber ich danke Ihnen dennoch für Ihre Gefälligkeit." Sie wollte sich mit einer Verneigung von ihm entfernen, als er bemerkte, das Gedränge und der Ungestüm deS rohen Volkes werde zu heftig; sie würde seines Armes und Schutzes für den Augenblick bedürfen. Er bot ihr den Arm. Leise, wie eine Feder, legte sie den ihrigen aus denselben, nachdem sie zuvor ihr weißes Schnupftuch, worin etwas eingewickelt zu sein schien, in die rechte Hand genommen hatte. So gingen beide im wallenden Menschenstrome eine Zeitlang schweigend fort. Der junge Wilmfon in stiller Se ligkeit an der Seite des schönen Mädchens bildete sich fast ein, der gütige Himmel habe das ganze Fest ihm zu Ehren veran staltet. Er drückte den Arm der kleinen Begleiterin fanft an sich, um ihn nur zu fühlen. „Aber," sagte sie, „ich wohne weit von hier, ohnfern dem Sudenburger Thore. Ich darf Sie nicht bemühen." ~Fürchten Sie nicht die Mühe, die Sie mir verursachen, denn ich fühle mich eben durch die Mühe für die Mühe belohnt. Doch ehr' ich Ihren Willen, sobald Sie meine Begleitung ablehnen möchten, und verlasse Sie. Ich will entbehren lernen. Man darf nicht immer glücklich sein. Sie sind's ja auch nicht." „Nein, gewiß nicht!" flüsterte sie ernst. Dann wandte sie das kindlich helle Antlitz zu ihm, und sagte nach einer Weile mit dem süßen Lächeln, das stets, so oft sie redete, in ihren Augen schwamm: „Doch habe ich die Ehre nicht, Sie zu kennen. Woher wissen Sie von mir und meinen Verhältnissen, und daß ich nicht glücklich bin?" „Wenn mir Ihr Trauerkleid es nicht verrathen hätte, würde mir'S doch Ihre..." „Ach, ich trage Leid um meine Mut ter !" seufzte sie, und mit leiserer, zittern der Stimme, „um meine gute Mutter! Den Zchmerz kennen Sie vielleicht nicht." „Ich werde ihn nie kennen, denn die Mutter starb mir, ehe ich sie selbst kann te. Aber mit doppelter Inbrunst liebe ich dafür meinen Vater. .." „O, Sie sind glücklich! Schon als Kind verlor ich den Vater. Ich bin eine Waise und stehe recht allein unter'm Him mel." Der schmerzliche Ton in diesen Worten drang tief durch fein Herz, und klang in allen seinen Nerver wieder. Mag immer hin die Schönheit mit ihrer SiegeSmacht daS bewundernde Wohlgefallen fesseln, oder die geheime Kraft der Anmuth ein Herz vollcrLiebe entzündet; schneller wirkt der heilige Schmerz des Mitleids und ge waltiger als jene. Denn er zieht das wohlwollende Gemüth auch dem zu, waS an sich nicht, als etwas Gefälliges, das Urtheil der Augen bestechen kann, und söhnet sogar mit dem Feinde aus. Der Jüngling fühlte in diesem Augenblick sein ganzes Wesen vom süßen Weh des Mitleids durchschaucrt. Wie gern hätte er ein tröstendes Wort gewagt; wie gern eine Frage mehr gethan, um die Lebens- Verhältnisse seiner liebenswürdigen Be gleiterin besser durchblicken und eine hel fende Hand bieten zu können ! Aber sei ner eilfertigen Gutmüthigkeit widersprach das Zahrgefühl und die Furcht, durch Zu dringlichkeit nur Wunden auszureisen. Indem er noch mit sich selber kämpfte that das Mädchen neben ihm einen hefti gen Schrei und ließ seinen Arm jählings fahren. „O mein Gott!" rief die Erschrockene mit Thränen im starrem Auge: „Nun ist mein Unglück vollendet!" Und sie warf bei den Worten ihre ängstlichen Blicke suchend umher und bemühte sich vergebens, im drängenden Menschenge wühl still zu stehen. zu loben und ol?ne Lurcht zu tadeln." Dienstag den HB. luU, SKMs. „Was ist Ihnen geschehen?" fragte der junge Wilmson hastig. „Es hat mir jemand im Gedränge das Schnupftuch auS der Hand gerissen, wo rin ein Pfeifen köpf gewickelt war." Der Jüngling rief: „Gehen Sie lang sam vorwärts. Ich finde Sie wieder. Ich eile dem Diebe nach." Er verließ sie mit diesen Worten und stürzte sich gegen die rechte Seite des MenschenzugeS, mit den Ellenbogen durch die Haufen rührend. Denn er hatte beim ersten Schrei des Mädchens dort einen Menschen wahrge nommen, der durch eine Lücke der wan dernden V olksreihen mit großer Eile ver schwunden war, einen zeisiggrünen Rock trug und an der Hutspange einen glän zenden Knopf. Kaum war Wilmson auf der andern Seite des breiten Weges, wo die Men schenmassen leichter und durchsichtiger wa ren, so entdeckte er wirklich den Zeisig in einiger Entfernung rückwärts, und erkast te in ihm um so sicherer den Räuber des Schnupftuches, weil dieser stillstehend das selbe eben, nebst dem Inhalt, betrachtete; dann, als er sich umgesehen, Wilmson er blickte, spornstreichs davon lief und seit wärts in eine Nebengasse absprang. Wilmson setzte ihm auf den Fersen nach, und verfolgte ihn durch die ganze Länge der Seitengasse. Der Zeisig hat te einen guten Vorsprung, dennoch blieb er mit einem Male stehen, wandte sich und erwartete seinen Verfolger festen Fußes. ~Was wollen Sie von mir? Warum laufen Sie mir nach?" fragte er keuchend nach Athem schnappend, als Wilmson her ankam. Wilmson hatte, sobald er sah, der Räuber erwarte ihn, langsaniere Schritte genommen. Denn dieser Mensch schien nichts weniger, als räuberartiger Natur zu sein. Es war ein wohl geklei deter junger Mann, von feinem Ansehen. Doch trug er das weiße Schnupftuch in der Hand, welches er während der Flucht vergebens bemüht gewesen war, in die seines Kleides zu bringen. Man sah, das Tuch verhüllte etwas anderes, als sich selbst. „Wahrhaftig," sagte Wilmson, „wenn Ihre Flucht und das Tuch Sie nicht ver riethen, sollte man in Ihren Kleidern kei nen Spitzbuben vermuthen." Mit die sen Worten riß er dem jungen Mann den Raub gewaltsam aus der Hand. „Unverschämter Kerl!" schrie dieser ihn wüthend an, und machte eine Bewe gung, die erlittene Beschimpfung zu rä chen. Wilmson aber versetzte eben so rasch seinem Gegner mit geballter Faust einen dermaßen kräftigen Schlag inS zor nige Antlitz, daß dies sogleich von Blut aus Manl und Nase gefärbt ward, und der Getroffene seitwärts taumelnd Hal tung und Gleichgewicht verlor und zur Erde stürzte. Ohne sich um den Gezüchtigten ferner zu bekümmern eilte der Sieger mit seiner ! Beute wieder ans der Nebengasse zum breiten Wege zurück, wo die Schwärme der neugierigen Gaffer und Lustwandler sich schon in die Ferne, an der St. Ea tharinenkirche vorübergezogen hatten.— Bald erreichte er sie, und durchkreuzte sie nach allen Richtungen, um die schöne Ei genthümerin des widereroberten Tuches zu erspähen. Während seiner Kreuzzü ge war er auch gegen den alten Krabb angerannt, der ihm von der verschwunde nen Traurigen keine Kunde zu geben wußte. Er setzte seinen Lauf rastlos fort, musterte bald von der einen bald von der andern Seite die sich vorbewegenden Hau fen, bald durchschnitt er sie in die Quere. Überall wo er einen Bekannten fand, fragte er nach den Mädchen in Trauer, ohne Kunde zu erhalten. So gelangte er, durch die ganze Länge der Stade, bis zum Domplatze, wo der König mit seinem Gefolge vor dem Prinzenhause abstieg. Seine Angst und Ungeduld wuchs mit je der verlornen Sekunde. Und hätten alle Majestäten des Erdballs einen Kongreß auf dem Magdeburger Domplatze gehal- ten, er hätte sie so wenig, als einen Kon greß tanzender Mücken am Sommerabend betrachtet. Er durchlief den weiten Raum vor der großen Domtirche, und noch irrer liefen seine Blicke durch die Tausende der unter tinand«r wandelnden Gestalten. — Wie die nächtlichen Wanderer das Irr licht iin Walde, lockte ihn jeder schwarze Punkt zu einem andern Wege. Aber der Punkt verwandelte sich zuletzt immer bald in einen RathSherrn mit weißgepuderter Parücke, bald in ein Bauernweib, bald in einen ehrwürdigen Pastor, bald in die schwarze Schürze einer Dienst iiagd. Endlich zerfloß die vom geendeten Schauspiel gesattgte Menschenmenge, und der Domplatz war in kurzer Zeit ode. — Der junge Wilmson machte noch einmal den ganzen langen Weg vom Sudenbur ger zum Krötenthor. Keine menschliche Gestalt, kein Fenster sogar, blieb unbe achtet von ihm; Die schöne Trauernde zeigte sich nicht, obwohl er, um ihre Auf merksamkeit aus irgend einem Hause auf sich zu ziehen, ihr schneeweißes Tuch als Wahrzeigen in seiner Hand flattern ließ. Erst, als er sich müde und hoffnungs los nach dem väterlichen Hause zurückbe gab, faltete er daS Tuch auseinander, um den Inhalt zu betrachten, weniger aus Neugier, als mit dem Wunsch, eine Spur zu entdecken, die ihn zu der Eigenthüme rin leiten könnte. Allein in einem der Zwickel des feinen Tuch's fand er nur die Buchstaben E. v. St. eingenäht, die ihm wenig sagten, und auf dem silbernen Dek kel eines neuen, ungewöhnlich großen, seht kostbaren Meerschaumpfeifenkopfs, der in das Tuch eingeschlagen war, las er die in einander zierlich verschlungenen Büchsta ben I. P. v. G. Seine Verlegenheit wegen dieses frem den Gutes ward um so großer, weiter am folgenden Tage Magdeburg auf geraume Zeit verlassen sollte, um die verwittwete Schwester seines VaterS nach der Schweiz zu begleiten, wo sie beträchtliche Güter am Bodensee hatte. Sie war nur nach Magdeburg gekommen, ihren Bruder im Leben noch einmal zu sehen, und hatte ei nige Monate bei ihm gewohnt, in der Hoffnung, sie werde ihn bereden, seine Handlungsgeschäfte aufzugeben und mit ihr in die Schweiz zu ziehen; denn sie liebte ihn sehr. Wie gewohnt, brachte man im Hause des Herrn Wilmson, bei schönem Som merwetter, die letzten Stunden deS Tages in einem Gärtchen am Hause zu, worin er zwischen den Blumenbeeten eine ge schmackvolle Lusthütte hatte bauen lassen. Hierher begab sich Herr Wilmson nach dem Abendessen mit der Frau von Moos, seiner Schwester, und seinem Sohn Fritz. Bisher war nur von der bevorstehenden ! Reise gesprochen worden, und von dem AbschiedöschmauS des folgenden Tages, zn welchem Herr Wilmson seine Freunde und deren Familien eingeladen hatte, in denen seine Schwester mit Liebe aufgenommen worden war. Nun aber trat der alte Invalide Krabb, wie er Abends pflegte, in daS Gärtchen, um seine Abendpfeife in freier Luft zu schmauchen. Er wohnte bei Hrn. Wilm son, der ihn zu lebenslänglicher Verpfle gung zu sich genommen haltez dennKrabb hatte ihm im schwedischen Kriege, nicht ohne die größte Lebensgefahr, den wich ngsten Theil seines Vermögens gegen die Zuchtlosigkeir der Soldaten bei Schwine münde gerettet, nämlich, große Niederla gen von fremden Weinen. Krabb setzte das kurze Pfeifchen vom Munde ab, lüpfte grüßend die Pelzkappe und hob dann, mit triumphirenden Tone an -, „Sie thun mir in der Seele leid, Frau von Moos! Sie sind meiner Treu in Magdeburg gewesen, und haben den glorreichen Konig von Preußen nicht ge sehen. Ja, Frau von Moos, mir wird, wie der König so prächtig daher ritt, und weit umher die ganze Welt vor der Ma jestät des Einzigen verstummte und sich beugte, mir ward so grauerlich und wun- bansende Nummer drrlich, als käme der Herrgott selber da her. Gelt, Fiitzchen, gelt, daS war ein Anblick!" Der junge Wilmsoii errölhete ctwaS verlegen, und wußte nicht, waserantwor teil seilte; denn er konnte doch nicht sa gen, das; ihn der schöne Nacken eineö Mädchens vergessen lies,, nach einem Kö nig zu schaue». Frau von MooS dagegen, die selten ei ne Antwort schuldig blieb, erwiederte: „Laßt'S Euch meinetwillen nicht leid sein. Krabb. Ich schätze nicht Pracht und Glanz und Herrlichkeit an den Großen dieser Erde, sondern nur wenn sie mit ho her Weisheit strenge Gerechtigkeit und je de Tugend ausüben." Krabb stand bei diesen Worten etwas verblufft, und sagte endlich, so höflich er konnte: „Ja, daS klingt nun wohl, wie wahr, aber wahrhaftig ein König ist doch kein Mensch wie unser eins, sondern. . „Ein heiliger Engel?" fiel Frau von Moos ein. „Nein doch, sondern ich wollte sagen, ein leibhaftiger und sichtbarer Statthal ter Gottes auf Erden." „Das ist Lästerung! Gott ist allge» genwärtig darum bedarf er nirgends ei nes Statthalters." „Aber er ist König von Gottes Gna den." „Und Ihr seid eben so gewiß Invalid« von Gottes Gnaden, der ohne GotteS Gnaden bei des Königs Gnade verhun gert sein würde, nachdem Ihr Euch in seinem Dienst zum Krüppel schießen lie ßet." „Nun, wer weiß Frau von Mooö, ob'S den König nicht reut, daß er mich so lan ge vergaß. Es ist noch nicht ausgemacht, ob er seine gnädigen Blicke auf Herrn Wilmson oder auf meinen Stelzfuß warf. Lassen Sie sich die Teufelsgeschichte erzäh len." Und nun erzählte Krabb vom König, vom kugelfesten alten Dessauer und vom Kommandanteu. „Ist S war, Bruder, was der Alte da erzählt?" fragte die Frau von MooS mit ängstlicher Stimme. „Vollkommen !" erwiederte Hr.Wilm son. „Doch macht Krabb deS Wesenö zuviel daraus. Ich bin überzeugt, wir beschäftigen die Aufmerksamkeit dieses Monaichen sehr flüchtig. Die Sache ist ohne Bedeutung. „Gebe eö der .Ammel!" rief die Frau von Moos: „Aber ohne Liebe für stren ge Gerechtigkeit und Wahrheit und Tu gend ist schon jede Bewegung des Mäch tigen, der über Wohl und Wehe von Mil lionen entscheidet, bedeutsam; nicht selten ist schon manches unschuldige Leben, Ei genthum und Ehre geopfert worden, wie ich selbst die schmerzlichste Erfahrung ma chen mußte; o, nur der Gedanke und die Erinnerung daran, erfüllt mich mit Ent setzen." „Münichen," sagte der junge Wilm son, „Sie Urtheilen etwas zu strenge.— Die Könige unserer Zeit sind keine Bar barer, wie vor Alters. Sie sind Chri sten, und gebildet geung, um ihre Zufrie denheit im Glück ihrer Unterthanen, wie Bäter im Glück ihrer Kinder zu finden: Frau von Moos lächelte schmerzlich: „Könige sind sie. Ich habe die traurige Erfahrung, die blutige, gemacht! Ein Wink, und mein schuldloser Gatte ward hingeopfert! Väter wollten, könnten sie sein! Aber ein Vater hat über sich daS Gesetz GotteS, die bürgerliche Obrigkeit, und mehr als Alles : ihn binden die Ban de der Natur an seine Kinder.... Fritz, m dem Jahre, da Du geboren wurdest, . ließ ein König meinen unglücklichen Mann ergreifen, fortschleppen und im Kerker sterben, oder hinrichten. Und mein Mann war schuldlos. Der König selbst verhör te ihn, der König in Person vetdammt«? ihn, und doch war Dein Oheim unschul dig. ES war eine bloße Uebereilung, eine bloße Verwechselung der Namen und Per sonen, die daS Unglück brachte. Man erfuhr den Irrthum zu spät, und de«