Neadl » 11. Vrnn, Gedruckt und herausgegeben von ArII ° l d Pnwcli e, in der Süd «len Smiöe, Ecke der Sherry Alle«. Bei> m' ü WirchSlMS-Hofe gegen»!« Jahrg. 7, stanze Nnm. Bedingungen.- Der ZUlierale MolmrlUer erscheint ,eden Dienstag auf einem grossen mit schonen Lettern gedruckt. Der ist Ein Tl>a l e r des Vorausbezahlung erbeten wird. Wer im Lauft des Jahres nickt bezahlt, werden Hl 5-0 angerechnet. Für kürzere Zeit als tt Monat wird kein Unterschreibe angenommen und etmii.ie < halbjährlicher nommen, weü sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden d nikb ir inu'nomiii'n und kür sen i >! t-rlchr-ib-.n In dich.,,, Stadl w!rd d!. z-l,unc, k°ri°fr« a-schi-lt, Vd.f,ndun.„n Mchchc» durch °i, P°st od.r Träg-r, >„,fK°st<>, d-r Mu.rschmd,,, .md >miss.'„ p°st f. .V"'»g?sa"d! Der Student. Eine Skizze aus den französischen Revo lutions-Feldzügen. Von Max von Oer. Das reichste Feld für den Psychologen ist der Krieg. Das Kriegsleben würfelt Menschen von den verschiedensten Charak' teren zusammen; allein eben diese unge heure Mannichfalligkeit, dieser stete Wech sel stumpfen den Beobachter ab, so daß ihn endlich nur diejenigen interessiren, welche unter Tausenden ganz eigenthüm' lich und sonderbar dastehen. Mancher alte Soldat, der die Rl)ein - Campagnen unter der österreichischen Fahne mitge macht hat, und Gelegenheit hatte, mit den Kroaten und Serbien, zusammen zu ste hen, wird sich des sogenannten „Studen ten" erinnern und seiner fabelhaften Kühnheit. Mich ließ der Zufall diesen Sonderling öfter treffen und näher erken nen. Die Rothmäntel, die Männer von der türkischen Grenze, waren äußerst brauch bare leichte Truppen, aber von der schlech testen Mannszucht, wiewohl sie mit einer Strenge behandelt und >ed,'s Vergehen bei ihnen mit einer Härte bestraft wurde, welche selbst in der österreichischen Armee unerhört war. und das will etwas bedeu ten. Wild wie Wölfe, tückisch wie Hy anen, diebisch und schlau wie Füchse, wur den sie von Freund und Feind gescheut am meisten von den Bauern, in deren Dörfer sie kamen. Die Rothmäntel hiel ten es gerade für keine Schande, zu flie hen, aber Pardon zu geben waren sie noch von den Türkenkriegen her nicht gewohnt, und so verlangten sie auch keinen, wenn sie gefangen wurden, sondern ließen sich mit muselmännischem Gleichmuthe den Strick um den Hals legen, der sie in eine andere Welt beförderte. In den Türken kriegen hatte man ihnen jeden feindlichen Kopf mit einem Kremnitzer Dukaten be zahlt ; sie waren daher so erpicht auf Köpfe gewesen, daß mehr als einmal das Haupt eines ehrlichen Ungarn oder Deut schen für ein türkisches präsentirt worden sein soU. Ihre Fertigkeit im Kopfab schneiden konnte nur mit der der Huronen im Skalpiren verglichen werden; auch hatten sie diesen einträglichen Gebrauch so lieb gewonnen, daß sie selbst in diesem Kriege nicht gänzlich davon abzubringen waren. Ein französischer Kopf ward nicht bezahlt, und doch sah man deren fast jeden Morgen vor dem Lagerplatze der Roth mäntel, zierlich auf Stangen gepflanzt. Das Diebsorgan mußten diese Leute in der vollkommensten Ausbildung besitzen, denn in der Ermangelung von Bauern bestahlen sie ihre eigenen Offiziere und sich selbst. Daher verging auch nicht ein einziger Tag, an welchem man nicht das Vergnügen haben konnte, einige Roth mäntel entweder hängen oder doch wenig stens dergestalt auspeitschen zu sehen, daß die ältesten Korporale der Linientruppcn sich wunderten. Es war natürlich, daß man nicht gern mit ihnen zusammen lagerte oder auf Vorposten war. Nach der Entsetzung von Mainz im Herbste 1795 hatte ich zum ersten Male dieses Glück. Eine Com pagnie Rothmäntel, eine Abtheilung von Latour Dragonern mit einem Offizier und eine andere von unserm Regiment? unter meinem Kommando, hatten die Borposten. Nachdem ich die Feldwachen ausgestellt hatte, kehrte ich mit dem Of' fizier von Latour zum Wachtfeuer zurück. Hier lagerte schon eine Anzahl Serbier, den rothen Mantel unter sich, die lange Flinte zwischen den Beinen, und diese letz teren in die Höhe gezogen, oder unterge. schlagen. Alle diese gelben markirten Räubergesichter waren in Bewegung; die Augen musterten uns ziemlich unver. schämt, und die Zungen wälschten alle durch einander. Ich sah keinen Offizier bei ihnen, aber der sollte sogleich erschei nen. Einer rieft „Kapitän Student!" Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkitl Caunties allgemeiner Anzeiger.^ und die ganze Gesellschaft verstummte augenblicklich. Der Rothmänllerhaupt mann war kaum an das Feuer getreten, als er sich und uns mit Fußtritten Platz machte. Eine Bewegung der Hand schaff te blitzschnell einige Bündel reines Stroh herbei, und dann bat er uns in recht gu tem Deutsch, sie zu benutzen. An seiner Seite mich niederlassend nahm ich die Ge legenheit wahr, während er seine kurze Pfeife ansteckte, ihn genau zu betrachten. Er schien einige dreißig Jahre alt zu sein ; sein Körper war im höchsten Grade kraft voll und wahrhaft athletisch zu nennen, dabei so geschmeidig und beweglich, wie man es bei Leuren, die Tag und Nacht ein unruhiges Leben führen, z. B. bei den baskischen Schmugglern, hänsig findet; sein Gesicht, an sicb schön geformt, bekam durch die zusammengepreßten Lippen, die starken Falten zu beiden Seiten des Mun des und die scharfgebogene Adlernase ei nen wilden, fast raubthierartigen Aus druck, den die dunkeln brennenden Augen bis zum Unheimlichen steigerten. Sein schwarzes Haar war gelockt, sein Schnurr bart bedeckte üppig die Oberlippe, doch war weder Bart noch Haar wohlgepflegt; auch seine Uniform war nichts weniger als sauber, und er schien nicht den minde sten Werth darauf zu legen, dagegen wa ren die Terzerole in seinem Gürtel ausge zeichnet schön, und sein ächt türkischer Säbel, den ich später zu besehen Gele genheit hatte, konnte hundert Dukaten ge kostet haben. Er lächelte, als er bemerkte, daß er der Gegenstand meiner Neugier sei, nnd ich redete ihn mit der Frage an. woher er so guteS Deutsch gelernt habe? „Das ist nicht zu verwundern," sagte er, „ich habe in meiner Jugend drei Jahre lang fast nichts als Deutsch gesprochen, als ich in Jena studirte. Daher heißen mich meine Leute den Studenten, und-- setzte er stolz lächelnd hinzu jetzt kennt man mich bei der rheinischen Armee auch so ziemlich unter diesem Namen." Er hatte Recht, nur ich harte zufällig noch nichts von ihm vernommen, da nnser Regiment noch nicht lauge aus den Nie derlanden an den Rhein beordert wotden war. „Vergebung, Herr Kamerad," nahm ich das Wort, „erzählen Sie uns doch, wie Sie Soldat geworden sind. Wir werden ohnedieß einige Langeweile hier haben." „Ja. rief der gute Rittmeister von Latour Dragonern. „Kamerad Rothman tel soll uns sein Leben erzählen.." „Mein Leben?" fuhr der Nothmantel wild auf. ~Warum nicht gar, Herr Kamerad Dragoner; das würde zu weit läufig sein setzte er mit einem malitiö sen Lächeln hinzu aber wie ich Soldat geworden, das sollen Sie kürzlich erfah ren. Mein Vater war Prediger in Sie benbürgen und ein sehr würdiger Mann. Ich sollte eben so würdig und ebenfalls Pastor werden, aber aus keinem von bei den ist etwas geworden. Ich wurde also nach Jena geschickt, um Theologie zu stu diren. Was ich da alles studirt habe, gehört nicht hierher. Unter andern Mal heurs hatte ich endlich auch das, einen ar men Teufel zu erstechen. Derselbe war auch ein Theologe, und gewiß viel würdi ger, Pastor zu werden, als ich, aber so wurde uns beiden die Hoffnung zum Pre digen benommen. Er marschirte in den Himmel und ich zu allen Teufeln. Sein Gesicht war bei diesen letzten Worten so unheimlich geworden, daß der dicke Rittmeister von Latour aufstand und sich schüttelte. Der Rothmantel blies dicke Wolken aus seiner Pfeife und fuhr dann fort: „Wenn ich sage: zu allen Teufeln, so meine ich damit diese braven Leute." Er zeigte auf seine Kopfab schneider. „Und im Türkenkriege stiegen Sie zu Ihrem jetzigen Grade?" sagte ich. "Vpillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstast den 14. Dekoder, IBAS. „Ja, meine Herren," antwortete er, „vom Korporal zum Fähnrich, Lieuten ant und Hauptmanu, Alles ohne Protec tion, denn die ist bei unserm Corps noch nicht eingeführt." Man sieht, er war auch witzig. „Es scheint, Ihre Leute haben 'Attache ment an Sie und Respekt zugleich'' warf ich ein. „O ja," lächelte er; „sie folgen mir wie die Schafe. Das hat seine Gründe. Die Canaillen haben mich lieb, weil ich der Beste unter ihnen bin und weil ich keine Beute für mich nehme, und sie fürchten mich, weil ich ihnen nichts hin gehen lasse. Das heißt, keine Insubor dination setzte er hinzu denn was sie sonst machen, das geht mich nichts an. Dafür ist der Profos da." Unser Schwatzen ward gegen Mitter nacht durch die Meldung von den Vor posten unterbrochen, daß der Feind retiri re. Der Rittmeister, der als Aeltester uns kommandirte, ließ sogleich das Gros der Avantgarde benachrichtigen, und rück te mit uns vor. Wir verfolgten plän kelnd den Feind bis an den Morgen, wo ich zu unserem Regimente stieß. Wäh rend dieser Stunden war ich Augenzeuge der außerordentlichen Thätigkeit und Ge wandtheit des „Studenten." Er war überall zugleich; Trommel - oder Horn signale waren ihm ganz unnöthig, seine stimme versah Alles. Gewöhnlich un ter den Vordersten, focht er wie jeder Ge meine. Ein Nothmantel, der ihm wie sein Schatten folgte, trug seine lange Flinte; gelegentlich sie ergreifend warf er sich hin, knieend, liegend, sitzend, wie das Terrain es begünstigte, und Zeuge bin ich, wie jeder Schuß traf. — In den nächsten Tagen erfuhr ich von einem Szekler Husaren-Offizier noch manches über den „Studenten." Michael Paprath, so hieß er, war der Abgott sei ner Rothmäntel, die in ihm den vollendet ! sten, wenn gleich etwas veredelten Typus ihres eigenthümlichen Wesens erblickten. Im Türkenkriege hatte er sich nach Roth mäntler Wiese ungemein ausgezeichnet. Die Zahl der von ihm amputirten Köpfe und sonst erlegten Feinde war enorm, und er führte, wie man sagte, ein eigenes Ta gebuch, worin er Datum, Ort und An zahl der Erlegten, wie in ein Jagdregister, eintrug. Uebrigens bestätigte der Szekler, das Paprath nie Beute mache, und das Geld im höchsten Grade verachte. Es war bekannt, daß alle Beute, die er jemals an sich genommen, in dem türkischen Sä bel bestand, welcher einem von ihm erschos senen Aga gehört hatte. Die Dukaten für gelieferte Köpfe hatte er, ehe er Of fizier war, zwar in Empfang genommen, aber sogleich unter seine Leute vertheilt. Es war mir gar nicht unlieb, daß ich kurz darauf abermals mit ihm auf Vor posten war, denn er hatte mir mehr als gewöhnliche Interesse eingeflößt. Ich hat te bemerkt, daß das steife und etwas for melle Wesen, welches die Linien-Offiziere in der Regel gegen ihn beobachteten, ihn eben so sehr erbitterte, als seinen Stolz beleidigte; ich brachte daher von vorn her ein, ohne vertraulich zu werden, ein kame radschaftliches, offenes und ungenirtesVer hältniß in den Gang, und überzeugte mich auf der Stelle, daß er mein Benehmen mit einer Art von Erkenntlichkeit auf nahm, und nicht ohne Zartgefühl erwie derte. Ich fragte ihn sehr bald ohne Umstän de, ob er ein Jagdregister über die erleg ten Feinde halte. Er bejahete ohne Ziererei und ohne Prahlerei. „Wuck !" rief er seinem Be dienten, der ihn stets begleitete, „den Ka lender." Der alte Rothmantel, der, 'um mit Schiller zu reden, eine consiszirte Gal genphysiognomie besaß, nichts desto weni ger aber das volle Vertrauen seines Herrn zu genießen schien, brachte sogleich ein rothsafsianenes Duodezbändchen zum Vo rschein. Paprath reichte es mir. Auf dem Titel stand: Diarium IVliduiel. I'.isii'ntli kjiicinllam'l^lteoloFi. Darunter ein Vers von Horaz: Huis ne- Auf der ersten Seite war zuerst der Tag seiner Anwerbung angemerkt: .Vlartii 1788 suernmentum llixi. Dann folgten mehrere Seiten hindurch die abgeschnittenen Köpfe, alles in recht gutem Latein. So hieß es gewöhnlich: Knvembris 1788. 2 naetus «um. Oder: 1 caput attuli, u. s. w. Nach seiner Erhebung zum Offizier, welche mit den Worten : 1. 1790 sulieLnt'N'ltt Kletus sum bemerkt war. verschwanden aus dem Register die Köpfe, und es lautete statt dessen : 2 Imstes Ltravi, oder: 3 füre»» oeeicli. —Zu meinem Erstaunen enthielt dieses bis auf die neueste Zeit fortgeführte Register über 109 Köpfe und weit über 299 sonst er legte Feinde. Der Student schien meine Verwunde rung und eine vielleicht unwillkürliche Ge berde des Abscheues, die mir entfuhr, nicht wahrzunehnen, sondern sagte ruhig : Sie sehen, das Todtschlagen ist mien Metier; ich versichere Ihnen aber auch, es ist mei ne Bestimmung. „Dehnen Sie die Pflicht eines Offi ziers, wenn auch eines Rothmäntlers, so weit aus?" fragte ich. „Nein das nicht," antwortete er, ~ich will damit sagen, das Todtschlagen ist meine persönliche und individuelle Bestim mung ; ich muß, ich kann nicht anders le ben." Der Ausdruck seines Gesichtes wurde nachrsinster, dämonisch und schmerz lich zugleich. Nach einer Pause nahm ich wieder das Wort: „Wer sagt Ihnen denn, daß Sie als Mensch diese entsetzliche Bestimmung haben?" „Wer es mir sagt?" fuhr er auf, „Mächte, die über uns sind, himmlische und höllische, haben es mir zugerufen und in meine Seele geschrieben. Ich lese diese Schrift alle Tage, ich höre diese Stimme alle Nächte. Ich weiß, daß ich dazu be zeichnet bin, darum gehorche ich und füge mich. Glauben Sie mir, wenn ich nicht Soldat und zwar Rothmäntler geworden wäre, so hätte ich Räuber werden müssen. Wenn dieser Krieg beendiget und unser Corps entlassen werden sollte, wie es heißt, so muß ich mich todtschießen, oder meine Ehre verlieren, und das mag ich nicht; ich will meine Ehre behalten, ich meine die äußere, . . . von der innern reden wir nicht." Der Gedanke begann allmählig in mir zu dämmern, daß eine fixe Idee den Un glückliche n beherrsche. Und welche Idee! Ich rückte ihm näher, und sagte: „Hören Sie mich, Kamerad. Ich bin kein Geistlicher, verstehe auch nichts von Theologie, sondern ich bin ein schlichter Soldat, aber ein ehrlicher Mann, denke ich. Vielleicht habe ich Rath für Sie. Wollen Sie aufrichtig gegen mich sein? Erzählen Sie mir, wie Sie dahin gekom men sind, an eine so unnatürliche Mission zu glauben." Er brütete eine Weile in sich hinein, legte seine Pfeife weg, und sagte dann, in das Wachtfeuer starrend: „Ich will Ih nen Alles erzählen. Aber hüteu Sie sich; wer in meinen Kreis gezogen wird, der erhascht ein Stück Unglück. Einmal erst habe ich einem Kameraden das erzählt, was Sie jetzt vernehmen sollen, und den Tag darauf wurde er erschossen." folgt.) Advokaten-Siach. Ein Rechtsgelehrter hatte solche Be rühmtheit erlangt, daß es zum Sprichwort geworden war, wer ihn zu Rathe ziehe sei seiner Sache gewiß. Eines Tages ließ sich ein Bauer bei ihm anmelden. Der Advokat reutete auf einen Stuhl, legte die Brille auf den Tisch und fragte, wo mit er dienen könne. Ich habe so viel von Euch sprechen hö- Laufende Nummer 7. Ren, sagte der Bauer, daß ich, nun ich meine Marktgeschäfte beendigt habe, zu Euch komme, damit Ihr mir einen Rath ertheilt. Danke für das Zutrauen, Freund sprach der Advokat. Ihr habt gewiß einen ge richtlichen Prozeß? O Gott bewahre! Ich scheue Prozesse wie die Rasselschlangen. Nein, Peter Bernhart hat noch nie einen Gerichtsstreit mit einem lebenden Menschen gehabt. Ah ihr wünscht vielleicht eine Hinter lassenschaft zu berichten oder einen Nach laß unter der Familie zu theilen? Ne, Squeir; meine Familie und ich ha ben nie etwas unter uns zu vertheilen ge, habt; wir essen, wie man zu sagen pflegt, Alle auS einer Schüssel. Gut, gut.—So wollt ihr vielleicht ei nenContrakt für einen Kauf oderVerkauf? Nein. Ich bin nicht reich genug zum Kaufen, aber auch nicht so arm, daß ich zu verkaufen brauche. Was, zum Henker! wollt ihr denn ei gentlich von mir? fragte der erstaunte Advokat. Was ich will? Ei, ich hab's Euch ja schon gesagt, Ihr sollt mir einen guten Rath geben, und ich will Euch natürli cherweise dafür bezahlen. Ich habe meine Marktsachen verkauft, und da bin ich zu Euch gegangen, um mir die Zeit die ich noch bis zur Heimfahrt übrig habe, zu Nutze zu machen. Der Advokat nahm Feder und Papier und fragte den Bauer um seinen Namen. Peter Bernard, sprach der Bauer, froh darüber, daß er sich nun doch verständlich gemacht. Euer Alter? Dreißig Jahr, oder ungefähr daherum Euer Geschäft? Mein Geschäft ?—O, ah ja—ihr meint was ich treibe. O, ich bin ein Bauer. Der Advokat schrieb zwei Zeilen, falte te sein Papier zusammen und reichte eö seinem Clienten. Schon fertig ? rief Bernard. Gut,das ist recht. Aber nun will ich auf den Heim weg. Was kostet Euer Rath Squeir? Drei Thaler. Der Bauer zahlte die drei Thaler ohne Widerspruch, machte seinen Kratzfuß und verließ die Amtstube, seelenvergnügt, daß er die Gelegenheit benutzt hatte. Zu Hause angelangt fand er sich durch seine Fahrt ermüdet und wollte ausruhen. Es war schon vier Uhr. Da trat einer der Knechte herein, und fragte, ob das GraS, welches nun schon vier Tage drau ßen gelegen und völlig getrocknet sei, ein gebracht werden solle. Der Knecht führte an, daß sich daS Wetter leicht ändern könne; daß alles be reit sei und die Leute nichts zu thun hätten. Frau Bernard dagegen behaup tete, der Wind käme von der guten Wet terseite und daß die Arbeit nicht vor Nacht fertiggeschafft werden könne. Bernard hörte ernsthaft zu und wußte nicht wie er die Sache entscheiden sollte. Da fiel ihm plötzlich etwas ein. Halt ein mal ! rief er, ich habe einen Rath der mir drei Thaler gekostet hat, von dem berühm ten Advokaten bekommen. Der wird die Sache fertig machen. Da, Betse, komm und sag uns was darinn steht; du kannst ja Alles lesen selbst eine Advokaten- Handschrift. Frau Bernard las : Verschiebe nie auf Morgen was du heute thun kannst. Das ists! rief Bernard, als sei ihm plötzlich ein Licht über diesen Gegenstand aufgegangen. Naus mit euch Allen, Bu ben und Mäd müssen helfen, spannt ein! Die Frau wMte noch allerlei einwen den ; aber Bernard erklärte, er wolle ei nem Advokaten nicht 3 Thaler für einen Rath bezahlt haben und dann denselben unbenutzt lassen. So mußte denn Alles hinaus ins Feld, und um 19 Uhr Abends lag das ganze Heu sicher im Trocknen. In der Nacht erhob sich ein fürchterli cher Sturm, wie man ihn nur selten in je ner Gegend erlebt hatte. Der Fluß über-