Mea »ln g. Urnn. Gedruckt und herausgegeben von ArnoldPu w e u e, in der Süd «ten Straße, Elke der Cherr» Alley, Be h „>' s Wir,l>MuS-H°ft gcgennd. r Jahrg. «, ganze Rum. 2»S. Hed,ngu n g e n. Der ZUberille zzeob.-lckter ericheint jeden Dien,tag auf einen, großen Superial-Bogen mit schonen Vettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist EI n Thaler des Zahrä, welcber in I>albiäkrl,.se. Vorausbezahlung erbeten wird. Wer,n, Laufe des Zahres nicht bezahlt, werden 81 5U angerechnet. Für kürzere Zeit als 0 Monat w.rd kein Unterschreibe.- angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden udanu.nae nommen, wen sie einen Monat vor 'Ablauf des «übfcr.pt,ons-Ter»„ns geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis einaerückt 11 . terfchre.bern in hiesiger «Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Trager, auf Kosten der Unter'schrciber. und Mittheilungen müssen P ostfr e i eingesandt werd^^ Traltgott und Röschen, Am Ostersamstage Nachmittags lang ten Röschen und der Hauptmann in der Residenz an. Das Erste, was sie erfuh ren, und was sie eben nicht erfreuen konn te, war, daß der Herzog nicht anwesend sei, sondern erst am ersten Feiertage Abend zurückkehren werde. Röschens Angst er wachte aufs Neue; auch Räuden wurde unruhig,, denn wenn es ihnen nicht gelang, den Herzog bald nach dessen Ankunft, o der spätestens am Morgen des zweiten Ostertages zu sprechen, so war ihre Hoff nung vernichtet; denn ehe man das ent fernte Kronstein erreichen konnte, hatte ohne Zweifel das Opfer despotischer Will kühr schon geblutet. Doch es blieb dem Hauptmann und seiner Schutzbefohlenen nichts anders übrig, als dem Himmel zu vertrauen, und die Rückkehr des Landes vaters in Geduld zu erwarten. Sie such ten nun Meister Steffens Jugendfreund, denStaats-Kanzlei-Sekretär Lebrecht,auf. Dieser empfing sie mit biederherziger Freundlichkeit und bedauerte, daß es ihm nicht vergönnt sei, seinen alten Spielge fährten aus der frohen Knabenzeit bei sich zu sehn. "Wie hätte sich der gute Stef fen gefreut, sagte er, wenn ich ihm mit der frohen Nachricht entgegengekommen wäre, daß es mir gelungen ist, seinen Pflegesohn vom Militärdienste frei zu machen." Ach, braver Mann ! erwiederte Räu den, es steht sehr zu fürchten, daß Ihr ed les Bemühen ein vergebliches gewesen sein wird, denn der Unglückliche soll nicht nur seines Dienstes, sondern auch seines Lebens quitt werden. Lebrecht erschrak und warfeinen Blick des innigsten Mitleids auf das weinende Mädchen. Wir sind hierher gekommen, fuhr Nauden fort, um den Unglücklichen wo möglich zu retten. Sein Verbrechen ist nach den Gesetzen des des Natur-Rechts kein Verbrechen, nach denen des Civil-Rechts kein allzuschweres, nach den Militär-Gesetzen aber ein großes, auf dem unbedingt die Todesstrafe steht. Doch er ist durch die abscheulichste Behand lung dazu fast gezwungen worden, und wir hoffen von der Gerechtigkeit- und Menschenliebe unsers Fürsten Gnade für den Verurtheilten zu erwirken. Darum sind wir hier. "Und Sie sind zur gelegenen guten Zeit gekommen, erwiederte Lebrecht; und da dies der Fall ist, so theile ich Ihre Hoff nung, was ich noch vor einer Woche nicht gekonnt hätte. Erfahren Sie denn, was Sie noch nicht wissen können, da es für Viele bis jetzt noch ein Geheimniß ist ; der Kriegsminister, der so lange das un beschränkte Vertrauen des gutmüthigen, nachsichtsollen Fürsten gemißbraucht hat, ist seit vier Tagen gestürzt und mit ihm sein Vertrauter, der President der Krieg s der nahe Verwandte des Oberst von Fersen in Kronstein. Beide sind vor gestern in aller Stille verhaftet und nach der Citadelle Cullmen abgeführt worden. Sie würden vielleicht noch lange die Gei ßel manches braven Mannes gewesen sein, und sich durch ihre List in der Gunst des Fürsten erhalten haben, wenn nicht vor Kurzem dessen Bruder, ein strenger, aber Gerechtigkeit liebender Prinz, aus Italien, wo er einige Jahre gelebt hat, zurückge kehrt wäre. Dieser hat in einem fernen Lande die Klagen der Bedrückten vernom men, die zu dem Ohre des regierenden Fürsten nicht gedrungen sind. ES ist ihm gelungen, seinem getäuschten Bruder die Augen zu öffnen. Die Untersuchung, die erst begonnen, hat schon Resultate gelie fert, die das größte Erstaunen und zugleich den tiefsten Unwillen erregt haben, und man ist darauf gefaßt, daß noch abscheuli chere Dinge an den Tag kommen werden. Der Herzog soll sehr entrüstet sein, und eS möchte leicht Manchem, der heute noch sorglos und fröhlich ist, bald eine böse Stunde schlagen. Wir aber, die wir rei nen Herzens sind, wollen hoffen, eine gu te zu finden, wenn wir vor daß Angesicht des Landesherrn treten." Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. Lebrecht ließ es sich nun nicht nehmen, den Hauptmann und Röschen bei sich zu bewirthen, und bot Alles auf, um die Pfle getochter seinesJugendfreundes einigerma ßen zu zerstreuen und von ihrer Angst u. Unruhe abzuziehen. Er zeigte ihr die vor züglichsten Merkwürdigkeiten der Residenz stadt, Gegenstände, über welche ihr reges, für das Große und Schöne empfängliche Gemüth gewiß lebhafte Freude empfun den haben würde, wenn es hätte ruhiger gestimmt sein können. Obgleich die von Lebrecht ertheilten Nachrichten ihre Hoff nung auf einen günstigen Erfolg ihres Unternehmens geweckt hatten, so stieg doch jetz wieder ihre Bangigkeit von Stunde zu Stunde, als der erste Ostertag beinahe vorüber war, und die Zurückkunft des Her zogs noch immer nicht erfolgt war. End lich um 10 Uhr Abends erfuhren die in ängstlicher Spannung Harrenden, daß der Herzog so eben angekommen sei, sich aber sogleich, von der Reise sehr ermüdet, zur Ruhe begeben habe. Nun mußte der näch ste Morgen erwartet werden; aber dann war es auch die höchste Zeit, denn Trau gott hatte nur noch zwei Tage zu leben, und nur bei der größten Eile konnte bin nen einer solchen Frist der weite u. schlech te Weg zwischen der Residenzstadt und der Festung Kronstein zurückgelegt werden. Kein Wunder also, daß die Freunde des unglücklichen Jünglings, besonders aber Röschen, diese Nacht schlaflos und in stei gender Beklommenheit zubrachten. Schon früh am nächsten Morgen begab sich Lebrecht nach dem Schlosse, um wo möglich seinen Gästen Zutritt bei dem He rzoge zu verschaffen; er kam jedoch mit der betrübenden Nachricht zurück, daß Seine Hoheit an diesem Vormittage Niemanden vor sich lassen werde, da er bis um 9 Uhr ruhen, sich aber dann zur Kirche, von dort nach der Parade und sodann zur Mittags tafel begeben würde. "Und wann wird diese letztere aufgeho ben?" fragte Nauden. Gewöhnlich erst um 5, Uhr, war die Antwort. "O Gott, dann ist es zu spät!" rief der Hauptmann, und Röschen brach in einen lauten Jammer aus. Hören Sie meinen Vorschlag sagte der theilnehmende, aber ruhige und beson nene Lebrecht. Wir müssen mit dem Her zoge noch an diesem Vormittage sprechen, und um dies zu können, etwas wagen. Lassen Sie uns alle Drei nach dem Dome gehen. Ich werde mit dem Kammer-La kai ein verständiges Wörtchen reden, daß er uns gestattet, an der Thür der herzog lichen Kirchen-Loge, zu welcher ein beson derer Eingang von außen führt, zu ver weilen. Wenn nun seine Hoheit nach be endigtem Gottesdienste die heiligen Hal len verlassen, so mag Röschen ihm entge gen treten, den Brief des Garnison-Pre digers überreichen und um schleunige Er holung flehen; auch wir wollen dann ein kurzes, aber angemessenes Wort hinzufü gen. Der Herzog wird freilich über die unübliche und unstatthafte Weise, sichGe hör bei ihm zu verschaffen, im ersten Au genblicke erstaunen, und vielleicht auch kein freundliches Gesicht machen; aber hören wird er uns doch, dafür ist mir sein men schenfreundlicher Charakter Bürge, und hat er uns nur erst gehört, dann wird er uns auch nicht zürnen, daß wir, vom Dra nge der Verhältnisse genöthigt, die Schra nken der schuldigen Etikette verletzten, er wird schnell unsere Bitten prüfen, und wir dürfen mit Zuversicht ihrer Gewährung entgegen sehen. Der Hauptmann und Röschen hatten nichts gegen diesen Vorschlag einzuwen den, denn seine Ausführung war, ja der einzige Weg, der sie noch an das gewünsch te Ziel bringen konnte. Röschen zitterte zwar bei dem Gedanken, daß nun der ent scheidende Augenblick nahe sei, in welchem sie ihren Muth bewähren solle; doch sie baute auf den Beistand Gottes und die Kraft ihrer Liebe. Es schlug neun Uhr; die hehren Töne "IVillig ZU loben und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den 2». April, lI8«s. der Glocken riefen die Gemeinde zur Feier des Herrn, auf den Straßen wogten fest lich geschmückte Männer, Frauen u. Kin der zur Kirche; auch Lebrecht und seine Gäste begaben sich, man kann sich denken, mit welchen Empfindungen, auf den Weg. So bewegt, wie sie, betrat wohl heut Nie mand die heilige Stätte. Sie war ge drängt voll, und von mehrern tausend Stimmen ward vom mächtigen Orgeltone begleitet, das Osterlied: "O Tod, wo ist dein Stachel nun" — gesungen. Lebrecht wies seinen Gästen einen Platz an, und machte sich sodann, als er den Herzog be merkt hatte, bis zu dem vor der Loge ste henden Kammer-Lakaien Bahn. Diesen bat er lim die Erlaubniß, sich mit noch zwei Personen, die etwas höchst Wichtiges von Sr. Hoheit zu erbitten hätten, kurz vor Beendigung des Gottesdienstes in die klei ne Vorhalle, die zur Loge fühlte, stellen zu dürfen. Der herzogliche Diener, der übrigens den Geheim - Sekretär sehr gut kannte, machte Einwendungen, indem er bemerkte: der Herzog sehe es nicht gern, wenn er zur ungewöhnlichen Zeit und an einem ungeeigneten Orte von Bittenden gestört und aufgehalten werde, da ja zu gewissen festgesetzten Stunden jedem Ge hör suchenden Unterthan der Zutritt ins Schloß gestattet sei. Doch die Vorstel lung Lebrechts: daß ein außerordentlicher Fall wohl eine Ausnahme zuläßig mache, daß durch den Verlust einiger Stunden ein Menschenleben, so wie dießuhe und Glück seligkeit einer biedern Familie auf dem Spiele stehe, und daß der Herzog über die Hülfeflehenden gewiß nicht erzürnt wer de, sobald er sich nur näher unterrichtet haben würde machte den Kammer-La kei schon schwanken, und die Verheißung eines ansehnlichen Geldgeschenks brachten vollends seine Skrupel zum Schweigen. "Freilich, wenn dem so ist, sagte er, wie Sie mir berichten, HcrrGeheim-Sekretär, dann ist es ja Christenpflicht, einmal et was gegen die Dienstpflicht zu wagen. Kommen Sie nur, sobald die Predigt vor ! über sein wird, mit Ihren beiden Supp likanten hierher, ich werde Sie einlassen " Lebrecht drängte sich nun wieder zu sei nen Gästen znrück und flüsterte ihnen das Ergebniß seiner eben stattgehabten Unter redung zu. Die Hoffnung Röschens stieg nun wieder; überhaupt fühlte das Mäd chen, seit sie in das Gotteshaus getreten war, sich beruhigter und gestärkter, und ihr Muth, welcher ängstlichen Zweifeln ge wichen war, erwachte aufs Neue bei der Vorstellung, daß sie hier in den geweih ten Hallen, wo sie die Nähe Gottes leb hafter empfinde, und nicht in den prunk vollen Fürstengemächern, wo das demuth volle Herz beengt und eingeschüchtert wer de, den entscheidenden Schritt wagen solle. Und dieser Muth erstarkte immer mehr in ihrem kindlich frommen, gläubigen Ge müthe, als der ehrwürdige Domprediger mit hinreißender erschütternder Beredsam keit allen guten Menschen die Gnade und unendliche Liebe des ewigen Vaters ver hieß und seine vortreffliche Predigt also endigte: "Baut nur getrost auf ihn, Ihr Jqmmernden, die Ihr die schwere Hand des Unglücks fühlt, er wird Eure Thränen trocknen und herrlich vergelten, Ihr wer det ihn preisen, daß er Euch auf der Bahn des Trübsals zu der wahren Glückselig keit führt." In frommer Begeisterung hatte Röschen dem feurigen Redner zuge hört und jedes seiner Worte war einTrost für ihr bekümmertes Herz gewesen. Sie hatte in der Erhebung ihres Geistes alle Angst vergessen, die sie vorher empfunden, und jetzt, da Lebrecht sie sanft auf die Schulter klopfte und ihr leise zurief : Kom men Sie, es ist Zeit! —da erhob sie sich voll froher Zuversicht, denn sie glaubte ein Pfand himmlischer Verheißung erhalten zu haben. Räuden, der schon befürchtet hatte, daß bei dem Beginn des letzten ent scheidenden Schrittes die Jungfrau von ihrem Muthe und ihrer Kraft verlassen werden möchte, erstaunte über die Freudig keit und Entschlossenheit, mit welcher sie ihm und ihrem Gastfreunde folgte. War er, der beherzte Kriegsmann, der den Do nner der Schlachten scholl gehört hatte, doch selbst nicht frei von einer gewissen Bangigkeit, die ihm die Brust einigerma ßen beengte; um so mehr mußte er das einfache Landmädchen bewundern, das noch nie vor einem Gewaltigen der Erde standen hatte, und doch den verhängniß vollen Gang ohne Zaghaftigkeit antrat. Meister Steffen fühlte sich, nachdem er einen Tag lang vollkommener Ruhe ge nossen halte, bedeutend wohler. Aber es schien, als solle er nur Kräfte sammeln, um einen neuen Schreck ertragen zu kön nen. Eben befand sich der Prediger bei ihm, und Beide berechneten, wie weit wohl jetzt Röschen schon sein könne, als sie, am Fenster sitzend, plötzlich Christian, den Knecht, langsam angefahren kommen sa hen. Eine trübe Ahndung bemächtigte sich ihrer bei diesem unvermutbeten An blicke ; sie ward nur zu sehr bestätigt, als der Herbeigerufene berichtete, daß gestern Abend Röschen auf eine ihm unbegreifli che Weise verschwunden, und er nicht wis se, wohin sie gekommen sei. Er erzählte noch zur Vervollständigung seines Berich tes, daß er in der Straßenherberge von ei nem Offizier ein Glas Wein erhalten, und daß kurze Zeit darauf eine so unwidersteh liche Begierde zum Schlaf sich seiner be mächtigt habe, daß es ihm trotz seiner An strengung unmöglich gewesen wäre, sich wach zu erhalten. Er sei hierauf in einen festen Schlummer gesunken, der wohl meh re Stunden gedauert haben könne. AIS er sich endlich mit Mühe ermuntert habe, sei er nicht wenig erstaunt und erschrocken gewesen, sich allein auf den Wagen zu se hen. Vergebens habe er Röschen geru fen, Niemand habe geantwortet, vergebens sei er in der Finsterniß umhergefahren, u. habe, als er endlich aus dem Walde gekom men, bei Jedem ihm Begegnenden, so wie in jedem Hause nach der Verschwundeuen geforscht, aber Niemand sei im Stande ge wesen, ihm die geringste Auskunft zu ge ben, und so habe er sich zuletzt mit schwe rem Herzen zur Rückkehr entschlossen. Steffen und Paul wußten nicht, was sie von der seltsamen Geschichte denken sollten, und erschöpften sich in beängstigen den Vermuthungen. Der Prediger glaub te zuerst einiges Licht zu finden, als ihm der Umstand auffiel, daß ein Offizier dem Knechte ein Glas Wein gereicht habe, und daß dieser nach genossenem Trünke in je ne Schlafsucht verfallen sei. Er ahnte ein Bubenstück, und meinte, den Urheber desselben errathen zu haben. Doch behielt er aus Vorsicht seine Meinung vor der Hand für sich, und versprach dem jetzt völlig trostlosen Müller nur, seinerseits Alles, was in seinen Kräften stehe, anzu wenden, um die Spur der Verlornen zu entdecken. Er ging nun zuvörderst nach dem Ouartiere deS Lieutenants von Bieb rach ; dort erfuhr er, daß derselbe mit noch einigen Kameraden auf mehrere Tage Ur laub genommen habe und gestern fortge ritten sei; wohin, das wisse man nicht; er habe nur hinterlassen, daß er wahrschein lich erst auf den dritten Feiertag wieder kommen werde. Diese Nachricht bestätig te den Verdacht deS Predigers nur noch mehr, raubte aber auch zugleich dem wak kern Manne zugleich die Hoffnung, etwas Weiteres erfahren und thun zu können. Nun schien sein schöner Entwurf völlig vernichtet, und das Unglück noch größer ge worden zu sein; denn Traugott war nun rettungslos verloren, und auch über dem Haupte seines treuen Mädchens schwebte wahrscheinlich die größte Gefahr. Zum erstenmale in seinem Leben fing der from me Paul an, mit der Vorsehung zu rech ten. "Warum, o Gott! fragte er, mit trübem Blicke gen Himmel schauend, ver eitelst Du alle die redlichen Absichten gu ter Menschen und lässest nur die verruch ten Pläne der Bösen gelingen ?" Er wur de in diesen traurigen Betrachtungen bald durch einen Besuch gestört. Ein Soldat kam zu ihm. Es war Werner, derselbe Laufende Nummer SÄ. Bursche, welcher Traugotts Ankläger hin sichtlich der beabsichtigten Desertion gewe sen war. "Herr Prediger, sagte er mit ängstlicher Hast, und der Ton seiner StiiN' me bebte, so eben binn ich meiner kurzen leidlichen Haft entlassen worden, und ha» be erfahren, was mit dem armen Fränzel vorgegangen ist. Sprechen Sie, ist eö denn wirklich ganz gewiß, daß er am näch sten Mittwoch erschossen werden soll?" Wenn er nicht durch ein Wunder Got tes gerettet wird, ja war Paul'ö kurze Antwort. "Ach, allmächtiger Vater! rief Werner außer sich, dann bin ich sein Mörder. Ich habe ihn fälschlich angeklagt; der nant von Biebrach hat mich bestochen und überredet, daß ich den Fränzel der Deser tion bezüchtigen mußte; der brave Junge hat gewiß nicht daran gedacht. Ach, ich glaubte ja nicht, daß es so weit kommen würde; hätt' ich daS gewußt, ich würde mich nicht haben zu einer solchen Nichts würdigkeit verführen lassen. Ich meinte, der Verklagte würde mit ein pal mal Gas senlaufen davon kommen. Ach, ich Unse liger, was hab' ich gethan! Nun werde ich keine Nuhe mehr finden, mein Gewis sen wird mir ewig den Mord vorwerfen!" Siehst Du, Unglücklicher! erwiederte Paul entsetzt, das ist der Fluch einer muth» willig bösen That; wir können ihre Fol gen nicht berechnen. "Ach, was soll ich denn anfangen? frag« te Werner, gibt es denn kein Mittel, den armen Unschuldigen zu retten. Rathen Sie mir, Herr Prediger; soll ich zum O bersten gehen und ihm Alles entdecken ?" Es wird zu nichts helfen; denn nicht wegen beabsichtigter Desertion, sondern wegen eines Subordinations-Vergehens soll Fränzel sterben; seine Unschuld in er sterer Sache wird seine unerbittlichen Rich ter zu keinem milderen Urtheile bewegen. Ich will Dich indessen von Deinen Versu» chen nicht abhalten; sieh zu, was Du thun kannst ; ich rathe Dir aber, zum Obersten zuletzt zu gehen, wenn Du irgend noch et was bezwecken willst; denn Du weißt, er ist des Lieutenants v. Biebrach Onkel, und es könnte leicht kommen, daß er Dich zum Stillschweigen zwänge um seines Neffen Schuld geheim zu halten. Werner versprach, diesen weisen Rath zu befolgen und entfernte sich mit trostlo sem Herzen. Er lief zu allen Hauptleu ten und Majors der Garnison, klagte sich als den schändlichsten Verläumder an, er zählte, wie der Lieutnant von Biebrach ihn zu dem Schurkenstreiche verleitet habe, und bat um seiner Seligkeit willen, das Blut urtheil an dem unglücklichen Fränzel, der so Vieles unschuldig gelitten, nicht zu voll ziehen. Diese Neuigkeit erregte großes Aufsehen und war binnen wenig Stunden in der ganzen Stadt verbreitet. Sie dien« te allerdings dazu, das allgemeine Mitleid für den Deliquenten zu erhöhen; zu sei ner Rettung aber konnte sie nichts beitra gen, denn die Sentenz beruhte auf dem erwiesenen Subordinations - Verbrechen ; die Nichter hatten nach dem todten Buch staben des Gesetzes erkannnt, andere Mo tive mochten oder durften sie in keinen weiteren Betracht ziehen. folgt.) Jn Kordofan treten zwei eifersüchtige Liebhaber mir Peitschen gegeneinander auf und hauen so lange blindlings zu, bis der Eine die Flucht nimmt, weil seine Haut ihm lieber ist, als das Mädchen; in Cey» lon wird die Sache noch viel einfacher ab gemacht. Beide, die auf Eine schwarzäu» gige Geliebte Anspruch machen, gehen inS Wasser, in einen Teich, und einander ge« genüber stehend, werfen sie sich mit beiden Händen einander Wasser ins Gesicht, bis Einer vor Ermüdung nicht mehr weiter kann und so alle Ansprüche aufgibt; den» Hunderte vonZuschauern haben dem Kam pfe zugesehen und ihr Gelächter schallt ihm noch bis in die weiteste Ferne nach. Meist bleibt der Kampf unentschieden. Camp bell, der als Augenzeuge berichtet, sah, wie