MeSIViNS, Venn. Gedruckt und herausgegeben vonArnold Puwell e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke der Sherry Alley. Beh m' s Wirthshaus s)of gegenüber. 6, ganre Kummer 286. Bedingungen. Der Dlbernle zzrovackter erscheint jeden Dienstag auf einein grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subseriptions-Preis ist si n Tha l e r SeS Jahrs, welcher in halbjähriger Vor. ausbezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahres nicht bezahlt, werden Hl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreibet angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wen sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterschreibe?» in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. Zur Unterhaltung und Belehrung. Traugott und Röschen, Im Dörfchen Erlau, das am AbHan ge einer an malerischen Parthien reichen Bergkette liegt, lebte von den spärlichen Zinsen ihres kleinen, aus dem Nachlaß ih res verstorbenen Mannes ihr zugefallenen Vermögens, die Müllerwittwe Susan na Frenze l. Sie bewohnte ein klei' nes Häuschen in der Nähe der Mühle, wo sie einst in bessern Tagen als Hausfrau geschaltet, die sie aber gleich nach dem To de ihres Eheherrn verkauft hatte, um die Gläubiger des Verstorbenen zu befriedi gen. Die wackre, stets kränkelnde Frau durfte zwar nicht mit Mangel und Noth kämpfen, aber sie mußte sich zu mancher bittern Entbehrung entschließen, die sie nicht gekannt hatte, als der noch lebte, der durch stete Thätigkeit die Nahrungssorgen von sich und den Seinen abgewehrt. A ber die Wittwe murrte nicht über die ihr vom Schicksal auferlegten Prüfungen, und entsagte gern so manchem ihr früher zu Theil gewordenen Lebensgenusse, um ihr kleines Kapital nicht zu schmälern, welches sie dereinst ihrem einzigen Sohne gern un verkürzt hinterlassen wollte. Deser war ihre ganze Freude, ihr Trost, ihre Hoff nung. Aber Traugo tt (so hieß der Sohn der Wittwe,) verdiente auch die gro ße Liebe seiner Mutter, denn er bewies sich schon,' da er noch ein Knabe war, als ein gutes, folgsames Kind, welches die Zärt lichkeit und Milde seiner Erzieherin nicht mißbrauchte, und er blieb sich gleich, als er zum Jünglinge heranwuchs. Er war der Liebling des Dorfschulmeisters, der ihn oft den übrigen Schülern zum nachah mungswürdigen Muster empfahl. Selbst der alte stolze Edelmann, der Besitzer der Herrschaft Erlau, würdigte ihn seiner Aufmerksamkeit und begehrte ihn auf das Schloß, um ihn seinem Sohne, dem Jun ker Ludwig, halb zum Gesellschafter, halb zum Jockei zuzugesellen. Frau Su sanne war zwar über die Ehre, die der gnädige Herr ihr und ihrem Traugott er wies, im Stillen wenig erfreut, denn es schmerzte sie, ihr liebes Kind entbehren zu sollen; doch sie wollte auch den Grund-! Herrn durch eine Weigerung nicht gerade vor den Kopf stoßen, und erwog zugleich, daß ihr Sohn in dem adlichen Hause so Manches lernen könne, was ihm Nutzen für die Zukunft verspreche, und daß der alte Edelmann auch sonst noch viel zum Besten des braven Jungen zu thun ver möge, wenn dieser sich seine Gunst erwer be und erhalte. Aus diesen Rücksichten ließ es sich Frau Susanne gefallen daß ihr Liebling die mütterliche Wohnung mit dem Schlosse vertauschte. Er kam ja auch nicht weit, und schied nicht für immer von ihr, und sie durfte ihn zurückfordern, wenn er sich in seinem neuen Verhältnisse unglück lich fühlen sollte. —Und wirklich fand auch Traug'ott seine schönen Erwartungen bald getäuscht, und sehnte sich schon in den er sten Tagen wieder in die stille Hütte der Mutter zurück. War es dort auch ein sam und einförmig zugegangen die sorgsame Liebe hatte doch da gewaltet; das empfand er erst jetzt, da er sie vermißte. Für ein jugendliches Gemüth hat alles Neue einen unbeschreiblichen Reiz. Wir freuen uns, das Alte, Gewohnte, wenn es uns auch noch so lieb ist, mit etwas Unbe kanntem vertauschen zu können ; aber bald, nachdem der erste Freudenrausch verflogen ist, in welchen uns das Beschauen des Fremdartigen, nach dem wir gehascht ha ben, versetzt, erwacht die Sehnsucht nach dem, was hinter uns liegt. So kam es auch bald, daß Traugott die Zeit als eine glückliche pries, während wel cher er daheim bei der guten Mutter ge lebt hatte. Es lag aber auch in seinem neuen Verhältniß wirklich Vieles, das ihn unangenehm berühren mußte, am drückend sten jedoch war ihm der Stolz und die muthwillige Laune, mit welchen der Jun ker ihn behandelte. Er hatte gehofft, daß diesen ein freundschaftliches Band an ihn Wer Liberale Äeobacliter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caunties allgemeiner Anzeiger. knüpfen werde, denn in seinen Jahren nimmt man es mit dem Standesunterschie de nicht so genau ; auch gab sich Traugott wirklich Mühe, die Zuneigung Ludwigs zu verdienen und zu erwerben, aber dieser war schon viel zu verwöhnt und verzogen, und man hatte ihm von den Vorzügen des Adels schon so viel vorgepredigt, des htö richten Dünkels so viel ihm in den Kopf gesetzt, daß er einen Niedriggebornen als ein Wesen betrachtete, das kaum so viel werth sei, als ein schönes Pferd, und daß ein solcher Mensch nur deshalb geschaffen sei, um der Lust und Wittkühr der Höher gebornen zu fröhnen. Bei solchen Grund sätzen des Junkers konnte es nicht fehlen, daß Traugott sich manche Demüthigung gefallen lassen mußte. Aber er ertrug sie geduldig, denn er wollte-die Mutter nicht durch Klagen betrüben und ihr gern die Erleichterung der Nahrungssorgen, die ihr durch seine Entfernung zu Theil wurde, noch ferner gönnen. Auch hielt ihn ein gewisses Ehrgefühl zurück, das Schloß so bald schon wieder zu verlassen. ES sollte nicht heißen, er sei ein verweichlichter Bu be, ein verzogenes Muttersöhnchen, daS sich nichlö wolle gefallen lassen, nichts thun möge, und dayeim gern gern wieder faul lenzen und den großen Herrn spielen wol le. Alle diese Betrachtungen bewogen den guten Jungen, zu bleiben und sein Leid still und schwelgend zu ertragen, so sauer ihm dieö auch ankam. Denn je geduldi ger und dienstwilliger Traugott war, de sto mehr wuchs der Uebermuth des Jun kers ; ja sein Muthwille artete bisweilen sogar in Mißhandlungen aus. Der arme Müllerknabe wußte zwar, daß er einigen Schutz beim alten Edelherrn finden wür de, wenn er diesem seine Noth klagte; denn Herr von Bibrach war zwar ein stolzer und strenger Mann, doch er haßte Ungerechtigkeiten. Aber Traugott ver schmähte es, diesen Weg einzuschlagen, sein gutes Herz wollte Ludwig keine Stra fe bereiten, auch fürchtete er, dessen Haß noch mehr zu erregen, und so duldete er lie ber die fast unerträglichen Launen des Ue bermüthigen. Sein einziger Trost, seine Freude war, wenn er bisweilen eineStun de bei seiner Mutter zubringen durfte, u. diese ihn ihren lieben Sohn nannte, der die Wonne ihres Alters sei. Sie vertrau te ihm manchmal, daß der gnädige Herr mit ihm zufrieden sei und ihr deßhalb sei ne wohlwollenden Gesinnungen zu erken nen gegeben habe. Da fand nun der gu te Traugott stets einen schönen Lohn für seine Ausdauer, und er ging dann beru higt in seine Sklaverei zurück. Beinahe ein Jahr lang ertrug er dieselbe, ohne durch Klagen sein Herz zu erleichtern? endlich bewirkte ein Vorfall, der ihm zur Ehre gereichte, seine zwar nicht gnädige Entlassung aus dem Herr schaftlichen Dien ste, und wurde zugleich die erste Quelle der traurigen Schicksale, mit denen er in der Folge zu kämpfen hatte. Eines Tages hatte ihn der Junker durch unaufhörliche Quälereien bis zum höchsten Unmuth gereizt, den er nur noch mit äu ßerster Mühe zurückhalten konnte. Abends spielten Beide auf dem Hofe, da ging Frau Susanne, die etwas lahm war, nach dem Schlosse. "Sieh da!" rief Ludwig höhnisch, "da watschelt deine Mutter Hinksuse, der will ich doch einmal einen Possen spielen!" Und bei diesen Worten kugelte er aus seinem Versteck der Müller wittwe einen Stein zwischen die Füße, daß diese, davon getroffen und verletzt, vor wärts auf den Boden hinschlug. Ihrem Schreckens- und Angstschrei folgte das schallende Gelächter des Thäters. Trau gott flog zu der Gefallenen hin, richtete sie empor, und setzte sie auf eine nicht weit davon befindliche Bank, als er aber den Fuß verwundet und Blut daraus fließen sah, da brach die Wuth gegen seinen Quä ler, die er lange genug mit großer Selbst bekämpfung niedergehalten hatte, unauf haltsam hervor. Die eigene Mißhand lung hatte er mit Engelsgeduld ertragen können, die Kränkung der geliebten Mut- "TVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." Mttttslag öe« 25. Meöruar 1846. ter aber konnte er ungestraft nicht sehen. Er sprang zn dem hohnlachenden Junker zurück, packte ihn bei der Brust und ver setzte ihm einen Fauftschlag ins Gesicht, daß er erschrocken zurücktaumelte und rück lings zu Boden siel. Das Zetergeschrei des Geschlagenen erfüllte nun die Luft und lockte bald die gnädige Fraik Mama nebst einem Theile der Dienerschaft aus dem Schlosse. Alle wurden von Erstaunen und Unwillen ergriffen, als Ludwig, vor Zorn fast schäumend, erzählte, was ihm von sei nem Jockei widerfahren war. Man be griff kaum, wie es im Reiche der Möglich keit liege, daß ein gemeiner Müllerbube es habe wagen können, seine Hand gegen ei nen adelig Gebornen zu erheben. Der boshafte Muthwille, die schlechte That des Junkers kamen in keinen Betracht, man vergaß sie über den unerhörten Frevel des Bedientenjungen. Vergebens waren die Bitten der Frau Susanne; sie konnte von ihrem Lieblinge eine harte Züchtigung nicht abwenden, noch weniger verhüten, daß er am nächsten Tage mit Schimpf und Schande vom Schlosse gejagt wurde. So wenig wurde ihm seine Treue und seine bisher bewiesene Engelsgeduld zu gut ge rechnet. Wie wohl war dem armen Jungen, als er wieder in dem kleinen Häuschen der Mutter schlief. Hierher hatte er sich ja längst zurückgesehnt, nur hätte er ge wünscht, es nicht nach einem so ärgerlichen Vorfalle wieder beziehen zu müssen. Er wußte zwar, daß nur die Bewohner des Schlosses ihn verdammten, daß hingegen der größte Theil der Dorfbewohner ihn gewiß entschuldigen, wo nicht gar rechtfer tigen würde, denn Jedem war des Junkers Bosheit und Muthwille bekannt, und es gab Wenige, die nicht selbst ein Pröbchen davon erfahren hatten. Dennoch hatte der vierzehnjährige Knabe schon Ehrge fühl genug, daß es ihm wehe that, auf keine ehrenvolle Art aus seinem ersten Dienstverhältnisse getreten zu sein. Doch über dieses unangenehme Gefühl tröstete ihn das süße Bewußtsein, daß Kindesliebe ja nur allein die Triebfeder zu jener über eilten, doch nicht ungerechten Handlung gewesen sei, die seine Beschimpfung zur Folge gehabt hatte. Und bald vergaß er auch die auf dem Edelhofs ihm zugefügte Schmach, denn Niemand erinnerte ihn dar an, weil Alle, mit denen er umging, sein gutes Herz kannten. Seine Mutter aber schien ihn seit jenem Vorgange nur noch zärtlicher zu lieben, und hierin fand Trau gott die schönste Rechtfertigung seiner That. So verlebte er wieder ein glückli ches Jahr im kleinen Häuschen. Den E delhof mied er sorgfältig, und wenn er einmal zufällig dem Junker begegnete, so ging er ihm weit aus dem Wege. Es kam nun die Zeit heran, wo er sich zur Wahl seines künftigen Lebenö-Verufs entschließen mußte. Er fühlte große Nei gung, das zu werden, was sein Vater einst gewesen war, und mit Freuden gab Frau Susanne ihre Zustimmung. Der Gedan ke, daß sie einst, wenn ihr Sohn zum Ma nne herangereift sein würde, in eine Müh le werde einziehen, und sich dort noch ein mal die Tage ihres Glückes recht lebhaft werde zurückträumen können, hatte für die Wittwe einen ganz besondern Reiz. Traugott zog nun in das Haus, in wel chem er geboren war und in dem er die ersten Jahre seiner Kindheit verlebt hatte, als Lehrling ein. War gleich jene Zeit die schönere gewesen, so konnte er doch die Gegenwart nicht trüb und unfreundlich nennen; denn er hatte es gut bei seinem Meister, und wurde von diesem nach und nach, jemehr er sich durch Fleiß und sittli ches Betragen beliebt machte, wie ein Ver wandter, ja beinahe wie ein Sohn gehal ten. Wie glücklich fühlte Traugott sich auch hier, wo ihm für seinen redlichen Ei fer aufmunterndes Lob, für ein Versehen höchstens ein sanfter belehrender Verweis, nie aber eine Demüthigung, noch weniger eine Beschimpfung zu Theil wurde. Die se Zufriedenheit mit seinem neuen Ber- Hältnisse sollte aber nach einiger Zeit noch durch einen eigenthümlichen Reiz erhöht werden. Der Müller nämlich, dessen E he Kinderlos war, nahm das Schwester kind seiner Frau, ein vaterloses Mädchen von 15 bis 16 Jahren, zu sich ins Haus, um ihm die Rechte einer Tochter zu geben. Röschen, so hieß die Abkömmlingin, war eine lieblich aufblühende Jungfrau, die an Zartheit und einnehmendem Wesen alle Mädchen des Dorfes Erlau, auch die hübschesten, weit übertraf. Sie hatte zwar bisher in einer nicht unbedeutenden Stadt gelebt, war aber so natürlich, so Anspruch los, so fremd von aller Ziererei und Mo desucht geblieben, alö ob ein stilles Alpthal ihre Heimath gewesen wäre. Bald war das niedliche Müllermädchen der fast aus schließliche Gegenstand des Gesprächs al ler jungen Burschen deö Dorfes, und Je der derselben freute sich schon im Stillen auf das nächste ländliche Fest, um mit dem allerliebsten Kinde einmal zu tanzen oder gar unter vier Augen sprechen zu können ; denn bis jetzt hatte Keiner Gelegenheit gehabt, sich ihr zu nähern, da man sie nur ur der Kirche oder auf dem Kirchwege, und dann nur stets an der Seite ihrer Ver wandten gesehen hatte. Wie glücklich priesen nun alle den Traugott, denn ihm war es vergönnt, das hübsche Röschen al le Tage zu sprechen, vielleicht gar mit ihr zu liebkosen. Ach nein! daS letztere trau ten seine Jugendgefährten dem ehrlichen Jungen nicht zu, der immer einige Schüch ternheit gegen die ländlichen Schönen ge zeigt, nie einem Mädchen tief in die Au gen geschaut hatte. Aber diesmal irrten die Kameraden des ehrlichen Jungen doch. Bisher war nur die Rechte ihm nicht er schienen. Jetzt, da diese gekommen war, guckte er ihr, ach! nur zu rief in die hel len blauen Schelmenaugen, und war in der That glücklich zu preisen, denn Röschen nahm die unerhörte Dreistigkeit des bis her so blöden Jünglings gar nicht übel. Und alö nun das erste ländliche Fejt er schien, da sahen sich Die, welche sich Rech nung gemacht hatten, eine vertraulichere Bekanntschaft mit dem hübschen Müller mädchen anknüpfen zu können, in ihren Erwartungen betrogen, und erkannten, daß der ehrliche Junge Zeit und Gelegen heit wahrgenommen hatte, und ihnen zu vorgekommen war; denn Röschen tanzte größtentheils nur mit dem überglücklichen Traugott, war gegen die Andern zwar nicht unfreundlich und ungefällig, erwie derte aber deren zuvorkommendes Betra gen entweder gar nicht, oder nur leicht hin, und schien überhaupt bloß Aufmerksam keit für ihren Hausgenossen zu haben, so daß die Verschmähten nicht anders schlie» Ben konnten, als daß zwischen dem Sohne der Müllerwittwe und dem Pflegkinde des jetzigen Mühlenmeisters ein recht vertrau liches Verhältniß herrschen müsse. Und dem war auch so. Wie sich das eigeleitet und fortgesponnen hatte, das wußten die jungen Leutchen selbst nicht recht, und doch gehörte es keineswegs zu den Wundern der Zeit, und es war Alles wahrscheinlich ganz natürlich zugegangen. Röschen hätte ja blind sein müssen, wenn sie nicht den schlanken und dabei kräfti gen Jüngling, auf dessen offenem, freund lichem Gesicht die Farbe der Gesundheit blühte, hätte hübsch finden sollen. Sie hätte schon verliebt sein müssen, ehe sie in das Haus ihres Vetters und zweiten Va ters kam, wenn sie nicht den wackern Trau gott bald liebgewonnen hätte, den Jeder lobte, und von dessen Reinheit und Her zensgüte sie sich selbst täglich zu überzeu gen Gelegenheit hatte. Und der Müller bursche hätte auch keine Augen im Kopfe haben müssen, wenn sein Herz beim An blicke der schönen Hausgenossin so ruhig geblieben wäre, wie sonst. Es ging al so ga; natürlich und ohne Wunder und abentheuerliche Fügungen des Schicksals zu, daß Traugott und Röschen ein Liebes paar wurden. Ihre gegenseitige Zunei gung war Anfangs noch sehr kindlich, ja fast kindisch; doch auch dann blieb sie rein 26. und unschuldsvoll, als Beide sich ihres G efühls klarer und deutlicher bewußt wurden. Sie schämten sich dieses Gefühls nicht, und maren weit entfernt, es scheu vor den Men schen zu verbergen, denn sie glaubten, das, was sie empfanden und thaten, müsse so sein; und sie thaten auch nichts, worüber sie zu erröthen nöthig gehabt hätten. Meister Steffen der Müller und seine Frau merkten wohl bald, waö sich zwischen den beiden jungen Leutchen zugetragen hatte, aber sie ärgerten sich darüber nicht; ja sie freuten sich im Gegentheil, daß es so gekommen war. "Laß den Jungen das Mädel immer lieb haben,'' sagte der wack re Mühienmeister; "mir ists ganz recht. Schlechte Streiche haben wir von ihm nicht zu fürchten, dazu ist er zu ehrlich und fromm; eine unschuldige Liebe aber be wahrt vor andern Leidenschaften. Wir sind nicht thöricht oder unvorsichtig zu nen nen, wenn wir eine solche Neigung nicht wehren; denn sie kann und soll mit mei nem Willen zu einem guten Ende führen. Röschen wird doch einmal unsere Erbin; denn ich glaube doch nicht, Frau, daß du es der alten Sara, der Stamm-Mutter der Juden, nachmachen wirft. Wem aber möchte ich das Mädel lieber gönnen, als dem fleißigen und treuen Traugott, von dessen Mutter ich diese Mühle unter so billigen Bedingungen gekauft habe, und dem ich, wenn ich es streng und gewissen haft nehme, deshalb noch einigen Ersatz schuldig bin. Nun dieser Ersatz soll dem braven Jungen werden, wenn es Gott nicht etwa wider meine Einsicht anders fügt. (Fortsetzung folgt.) Privat - V e rg nüg e n.—Mehre re Spaßvögel scheinen Individuen in ver schiedenen Theilen des Staates Pennsyl vanien dadurch in den April geschickt zu haben,daß sie ihnen unter dem Namen von Gouvernör Porter Commissionen für die Stelle des General-Adjutanten zuschick« ten, mit der Bemerkung, daß der jetzige Inhaber dieses Amtes resignirt habe. Un« ter andern erhielt ein Herr in Philadel phia eine dieser Commissionen, welcher in seiner trunkenen Freude eine zahlreicheGe sellschaft von Freunden zu einem Schmau» se einlud, um sich mit ihm zu freuen. — Sie verbrachten einen äußerst vergnügten Abend zusammen, während welchem der neue General Adjutant der Gegenstand vieler Toaste war. So weit war AlleS recht schön und herrlich; aber am andern Tage präsentirte sich der neue Adjutant bei dem General Diller mit seiner Com mission. wo er erfuhr, daß derselbe nicht resignirt habe und daß die fragliche Com- Mission eine gefälschte sei. Das Siegel war mit einem Thaler aufgedrückt unv alle Unterschriften waren falsch. Die Ge» fühle des Herren lassen sich leicht denken. Ztg. Tra u rig. Drei junge Männer, Namens Braun, Hodge und Porter, von Tylerville, Neu Vork. unternahmen am vorletzten Donnerstag Morgen eine Jagv- Partie. Als sie Nachmittags 2 Uhr zu rückkehrten und etwa 20 Ruthen von der Wohnung VeöHertn Simon Oak entfernt waren, ging gerade dessen älteste Tochter aus dem Hause in ein Nebengebäude. Braun legte seine mit einer Kugel gelade ne Flinte auf einen Stamm, feuerte, um das Mädchen zu erschrecken, sie nach der Thür des Gcbäudes IoS, unterhielt sich noch einige Zeit mit seinen Kameraden durch Schießen nach dem Ziele, und ging dann heim. Abends 6 Uhr fand matt Hrn. OakS Tochter todt und steif gefro ren auf dem Boden des Nebengebäudes liegen. Die Kugel war ihr durch dieLun» ge gedrungen. Die ganze Nachbarschaft wurde durch den Tod dieses 19jährigen, liebenswürdigen Mädchens in Bestürzung und Trauer versetzt. Braun, der Mör der, wude verhaftet und von RichterCrit» ten unter 81000 Bürgschaft gestellt, (ib.