Meading, Mnn. Gedruckt uud herausgegeben vou Arnold Puwell e, in der Sud kten Strafe, Ecke der Cherry Alley.B ehm' 6 Wml)sl)aus-Hof gegenüber. Aahrgang 6, gan?e 257. Bedingung? N.-Der Alberklle IZrod.iclUcr erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Luperial-Bogen mit schonen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist Ei n Tha l e r des Jahrs, welcher in halbjähriger Voraus, bezahlung erbeten wird. BHr im Lauft des Jahres nicht bezahlt, werden Hi s>» angere.hn.-t. Für kürzere Zeit als li Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subseriptions-TerminS geschehe» und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibern in hie siger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. Briese und Mittheilungen müssen postsrei eingesandt' werden. Hru. Muhleuderg'6 Brief von Europa, An den ältern Herausgeber des "Readim ger Adlers." Wien, den 30- Nov. Id3B Lieber Freund .--Ich höre so sel ten von meinen Freunden in Amerika, daß ich beinahe das Heimweh bekommen habe. Es wäre sanderbar genug, wenn der Ame rikaner im Auslande nicht davon befallen würde. Man sieht freilich Manches zu bewundern, Manches zu loben, und Man ches das nachahmungswürdig ist, aber im Ganzen genommen, ist der Ausschlag in Hinsicht des Glücks im gemeinen Leben, deS moralischen Zustandes und der politi schen Verhältnisse so sehr zum Vortheil unseres eigenen Landes, daß man wohl dar auf stolz sein kann, ein Amerikaner zu sein. Es ist schlechterdings unmöglich für den geborner Amerikaner Europa zu bereise», ohne mit erneuerter Vaterlandsliebe zu rück zu kommen und Gott zu danken, das; er ein Amerikanischer Bürger ist. und daß er und seine Kinder da wohnen dürfen. Doch ich mag hievon jetzt nicht viel reden. Wenn Gott mir das Leben schont und ich den vaterländischen Boden wiederum be treten und küssen darf, werde ich Ihnen ei -ne ausführlichere Schilderung machen. Nach einer nicht sehr angenehmen Fahrt auf der wir beinahe jeden Tag Regen uud konträren Wind hatten, landeten wir am stiften Tag von unserer Abfahrt von Neu> Vork, in Havre, in Frankreich. Mit mei' nein Gepäck hatte ich nicht viele Schmie rigkeiten, aber die übrigen Passagiere nicht wenige, indem man selbst die Handkörbe und RediculS Damen beim Herabstei gen vom Schiffe, durchsuchte und alle Kof fer gleich auf das Zoll-Amt nahm eröffne te und durchwühlte, iu der Absicht verbo tene Artikel zu finden, die auch gleich con fiScirt und die Eigener noch mit Geldstra fen belegt wurden. Nach Taback, Seiden stoffe und Tüchern jeder Art, die noch nicht in Kleidungsstücke verwandelt worden, forschte man besonders scharf, und es gab manche komische Auftritte, die in der Zu kunft zur ZwergfellS-Erschütteruug Ver anlassung geben mögen. In Havre erstaunten wir uns nicht we nig über die Trachten, und daß ganze Aus sehen, besonders der Landleute. Sie sehen unsern rauhen Gebirgs - Bewohnern sehr ähnlich. Die Weiber tragen alle Hzuben, manche anderthalb Fuß hoch und viele ge spitzt, wie ein Zuckerhur. Von Havre fuhren wir auf einem Dampfboot die ne bis nach Ronen, die Hauptstadt der Normandie, hinauf, wo wir einen Tag verweilten, um die Domkirche eine der äl testen und prachtvollsten, nicht allein in Frankreich, sondern in Europa, nebst an dern Sehenswürdigkeiten, zu betrachten. Die Ufer der Seine von Havre bis nach Rouen, sind sehr schön. Man findet viele prächtige Palläste, und schön gelegene Dö rfer, doch sind die Hütten der Landleute sehr armselig, niedrig und fast alle mit Stroh bedeckt, nicht viel besser als die Schweinställe unsrer wohlhabenden Bau crn- Sie sehen romantisch genug, man geln aber an jeder Bequemlichkeit. Wenn man die Bucht, die der Strom an seiner Mündung bildet, verlassen, ist er ziemlich so wie die SchuylkiU. nur etwaS tiefer, bis nach Rouen. dann ist er bis nach Pa ris nicht so breit und auch so seicht, daß er nur mit Mühe für kleinere Böte fahrbar ist. Wir verließen also den Strom und fuhren über Land in einem Eilwagen nach Paris. Das ist eine ungeheure Stadt, mit etwa «>W,NOO Einwohner. Die Häuser sind sehr hoch, die Straßen sehr eng. und äus serst schmutzig. ohneNebenwege(/>llvt-Mc?i7s) für Fußgänger. Alles wimmelte mit Men schen, so daß man sich kaum durchdrängen kann, und Koth, Gedräng. Gestank macht, daß man sich ängstlich nach Gottes freier Luft sehnt. Wie Menschen sich freiwillig eine solche Stadt zur Wohnung wählen können, ist mir unbegreiflich !!! Nur die herrlichen öffentlichen Gärten, die man dort findet, und sie sind in der That sehr schön, können den Ort einigermaßen er träglich machen. Einen Monat kann man wohl hier zubringen, denn die Palläste, die Bilder Gallerten, die Ausstellungen aller erdenklichen Kunstwerke, die öffentlichen Bibliotheken u. s. w. sind wunderschön und haben viel Anziehendes. Der König und die ganze königliche Familie, (und ich hatte die Ehre, bei ihnen eingeführt zu werden) sind sehr freundlich und leutselig. Der König sprach viel mit mir von Ame rika, und erinnerte sich noch an manche Fa milien die er in Philadelphia gekannt hat' Der Liberale Beobachter Und Berks, Montgomcry und SchmMll Cainitics allgemeiner Anzeiger.^ te. Er scheint nicht die allerbeste Gesund heit zu genießen, und nach seinem Hin scheiden möchten wohl wieder Unruhen iu Frankreich entstehen, daß in moralischer Hinsicht äußerst verdorben ist, und weder zu einer republikanischen noch monarchi schen Regiernngsform geschickt scheint. In Paris kaufte ich einen Reisewagen und reiste mit Postpferden über Meaur, Thierry, Epernay, Chalons, Verdun.Metz und Pfalsburg nach Straßburg, eine Strecke vou beinahe 5W Meilen. Verdun, Metz uud Pfalsburg, sowohl als Straß bürg sind starke Festungen uud haben zahl reiche Besatzungen. Zwischen Meaux uud Thierry werden ungeheure Massen von Französischen Burr - Mühlsteinen. auS gegraben. Bei Epernay und Ehalons wächst der edle Ehampagner Wein, und wir ließen ihn unS schmecken. Der Bo den ist arm und kreideartig. Die Reben, so wie überall in Frankreich und Deutsch laud, werden niedrig gehalten, uud die Weingärten sehen unsern Welschkorn Fel dern, wenn sie die Hälfte des Wuchses er halten, sehr ähnlich-ohne jedoch das schöne lebendige Grün dieser Felder zu besitzen. —Von Paris bis nach Metz ist das Land weder schön noch von vorzüglicher Güte, wird aber mit vielem Fleiß gebaut und je der Fuß benutzt. Dörfer giebt es dieMen ge. Sie hab.cn aber selten etwas Anzie hendeS sind im Gegentheil sehr unrein lich. Der Misthaufen ist fast immer ge rade vor der HauSthüre, selten mehr als einige Schritte davon entfernt, und gar oft wohnen Menschen, Pferde, Ochsen, Schweine. Hühner u. s. w.. unter einem Dache. oft ist dieses auch in Deutschland "der FcUl, und die Folge ist, daß mau sich vor Flöhen uud Un geziefer kaum zu sichern weiß. Die vorzüglichste» Gasthäuser sind davon angefüllt u. selbst in deu Pallasten der Könige soll mau davor uicht sicher seiu. Bei Metz kommt man in das Moseler Thal, uud diese Gegend ist wirklich auS gezeichnet schön, eine Tagreise von Metz kommt man von St- Avold an die Voigts (?) Gebirge, die mit unsern Blauen Bcr gen viel AehnlicheS haben. Auf der Hö he findet man Pfalsburg und am andern Fuß wo man vortreffliche Fo relleu, ganz den nnsrigen gleich, in Menge erhält. Von Metz nach Straßburg, die Grenzstadt Frankreichs am Rhein, wird viel Deutsch gesprochen. In Straßburg bürg ist der Münster Thurm u. die damit verbundene Kirche sehr sehenswerth. Der Thurm soll der höchste in der Welt sein, und ist ganz von Steinen gebaut. Auch ist daS Zeughaus, wo man für Ge wehre hat. merkwürdig. Bei Straßburg gingen wir auf einer Booten Brücke über den Rhein nach Kehl, im Großherzogthuin Baden, und besuch teu Bad-Badeu, Rastadt und Earlsruhe, die Residenzstadt. Bad Baden ist ein berühmter Platz für Bädcr uud hat sehr heiße Schwefel.Quellen : die Lage der Ge birge ist sehr schön ziemlich unserm Ro« senthale ähnlich, —nur etwas weitläufiger und den herrlichsten Anlagen geschmückt. Unter dem sogenannten ulken Schloß, sin det man Richtersaal und Gefängnisse der alten berühmten Vehme - Ritter. Ganz auf dem Berge ist eine alte zerfallene Burg von den Zeiten des grauen Alter thumeS übrig geblieben, die man mit Be wunderung betrachten muß. EarlSruhe ist eine neue und deßwegen schöne Stadt, vielleicht eine der schönsten in Europa, und ist mit schönen Anlagen. Baden ist überhaupt eiu sehr schöucö und herrliches Land, im höchsten Stande der Eultur, uud scheint die Mühe des Landarbeiters reich lich zu lohnen. Ich glaube mehr Rein lichkeit da gefunden zu haben, als in an dern Theilen von Deutschland. —DieWoh nuugen der Landleute schienen sehr niedlich und ihre Bewohner znfrieden. DclS Groß Herzogthum ist nicht breit, hat aber eiue große Länge.am Rheinufer. Es hat 1,- Einwohner, davon sind etwa Ä)/ t)tw in der Residenzstadt Earlsruhe. Am Vater Rhein fand ich mich getäuscht. Bei Kehl ist er nicht viel breiter als die bei Reading, fließt aber etwas schneller und tiefer!!! Von Earlsruhe gieng ich über Wilfe» dingen. Pforzheim, Illingen, Bahingen uud Schwieberding nach Stuttgart, wo ich beinahe eine ganje Woche verweilte und die ganze umliegende Gegend in Au genschein nahm. Rosenstein, Eanstadt, das Bären Schlößchen und den damit ver bundenen Park, wo ich zuerst Wildschweine sah, die Solirude, die königlichen Stutereien "TVillig zu lobe« und ohne Furcht zu tadeln." be« 6. 18^. bei Weil wo man Arabische und Englische Pftrde zieht—die Laudwirthschaftliche« In siitutt bei Hohenheim, wo ich die Schweizer Kühe besonders schön fand. Würtemberg Dar l,700.0«u Einwohner, Stuttgart 25,. VOO. Es ist ein schönes, sehr fruchtbares Land und wird mit äußerm Fleiß gebaut—ist aber viel zu klein für die Anzahl der Einwoh »er, und deßwegen nähren sich manche auch sehr kümmerlich. Das Land ist sehr gebro chen, ist »»scrm Washington Caunty ähnlich —nnd selbst die Hügel und Berge sind frucht bar.—Dort findet man die schönsten Wein gärten, die aber mit vieler Mühe gebaut wer den. Einige Sorten von Rheinwein ausge nommen, sind aber, wie alle Deiltschen Wei ne, für den amerikanischen Geschmack viel z» säuerlich- (Ü!) Von Stutgart ging es über Eßlingen, Plöchiugcn, Göppingen, Geißlinge», Butz hausen nach Ulm und dann in das Bayern- Land »ach der ehemaligen freien Reichsstadt Augsburg, wo manches Sehenswürdige mich einige Tage aufhielt. Eine kleine Tagreise von Ansbnrg liegt München, die Hauptstadt Bayerns, nnr einer Bevölkernng von 94,700 Seelen. Augsburg hat SttvNl) und Bayern überhaupt 4.509,1»y0. Der Theil des Lan des, de» ich durchreiste, gleicht weder au Güte noch an Banart dem Würtembergischen oder dcin Badischc». München liegt in einer große Ebene, wo der Fleiß für den Menschen mehr gethan, als die Natur. Der König hat nnd thut noch immer sehr viel zur Ver schönerung der Residenzstadt. Die Sanim li'.ng von Gemälden und Bildhancr-Arbeiten, sowohl aus der ältern, als nenern Zeit, sind sehr stark. Die königliche Schatzkammer, in die man uns einführte, ist sehr reich an Edel steinen sowohl als Gold »nd Silberzeug nnd hat Manches, das sehr schön nnd bewunde rungswürdig ist. Bayern hat wenig Weine, aber dessen Bier ist überall berühmt. Es ist wirklich das schmackhafteste, scheint mir aber das von Hrn. Lauer uicht zu übertreffe». (!!!) Vou Müttche» hatten wir zwei Tagereisen nach Salzburg, das schon Oestreich angehört- Die letzte Hälfte des Weges ist sehr schön, indem man die Tyroler Alpen meistentheils im Gesichte hat und manche Thäler und An höhen bereist. Salzburg selbst ist mit ho hen Gebirgen ttingeben, welche prachtvolle Aussichten liefern, nnd hat viele sehenswürdi ge Alterthümer. Von Salzburg hatten wir noch zwei Tagereisen nach Linz, auf der Do nau. Auch in diesem Strom fand ich mich getäuscht. Er ist lange nicht so breit als ich erwartet hatte, ihn zu finden. Selbst bei oder vielmehr bet RuSdorf, einige Stunden oberhalb Wie», wo der verbunden, nnd nicht so wie bei Wien dnrch Inseln in viele Aerme getheilt wird, hat er lange nicht die Hälfte der Breite des Delewa res bei Philadelphia.—Salzburg hat 14,000 Einwohner; Linz 26,vtt0. Von Linz hatten wir abermals zwei starke Tagreise» über Mölk, das a» der Doiian -sehr schön liegt, nach Wien, wo wir am Ende des Jnli Mo nats anlangten.—lch werde Ihnen von die ser Stadt in der Zuknnft eine kurze Schilde rung geben. Der Minister der Auswärtigen Angelegen heiten, Fürst Metternich, kam erst einige Ta ge nach meiner Ankunft zurück. Er hatte einige Monate in den Bädcr», wie mir be kannt war, zugebracht, weßwegen ee mit mei ner eignen Reise keine Elle hatte. Er einp steng mich sehr freundschaftlich ; da aber der Kaiser gerade am Punkte stand zur Krönung nach Maistand abzureisen, so mußte die Vor stellung und die Ueberrcichnng meine«; Beglau bigungsschreibens bis »ach seiner Ziirückknnft aufgeschoben werden. Am Aittang dieses Mo. natS ist dieses auf eine förmliche Weife ge schehen. Auch hatte ich die Ehre an verschie denen Tagen der Kaiserin, der Kaiserin Mut ier, der Erzherzog», Gophia, Gemahlin des muthmaßlichen Thronfolgers, sowohl als ih rem Gemahl,dem Erzherzog Franz, dem Bru der des Kaisers, dem Erzherzog Karl, dem Erzherzog tndwig, «. s. w., Brüder seines verdorbenen Vaters, vorgestellt uz werden. Alle empsingen mich sehr freundschaftlich und mir vieler Achlnug, »nd ich habe so weit mit meiner Anfnahme alle Ursache, wohl zufrie den zn fein. Das Resultat der Wahl von Pennsylva iiien habe ,ch erst vor einigen Tagen erfahren. Ich habe mich hoch darüber gefrelit und dan ke Gott, daß er der demokratischen Parthci einen glorreichen Sieg verliehen. Nun ist hoffentlich die gute Sache des Volts auf ei nige Jahre wieder sicher. Doch muß mau unaufhörlich auf der Hut sein, wenn die Frei heit sicher bleiben soll, indem man nicht nnr offenbare sondern auch verborgene Feinde fin det. Besonders freute mick der Ausgang der Wahl in dem gncen alten Berks, das seinen demokratischen Grundsätzen imer tren bleibt, nnd besonders znr Zeit der Roth nie wan kend gefunden wird. Grüße» Sie von mir recht freundschaftlich alle alten Freunde uud Nachbar», die sich meiner noch erinnern. Gott gebe, daß ich, menn uicht Alle doch die Meisten wieder gesund sehen möge. Der Tag meiner Rückkunft wird der froheste meines Lebens fein —Wollte, daß er schon da wäre. n. A. M ü hlenbe r g. Zur Unterhaltung und Belehrung. Die Ceder» auf Libanon. Der König Hiram von Tyrus und Salomon, der König von Israel, besuch ten einst gemeinschaftlich den Eedernwald auf dem Gebirge Libanon. Arm in Arm wandelten beide Könige unter den duften den Schatten des hohen Waldes einher, und Hiram freute sich der weisen Rede des Königs von Israel. Unten aber zu ihren Füßen lagen weit umher die Länder und blüheten in Frie den, denn Salomon und Hiram hatten ei nen Bund geschlossen und waren Freunde; so waren auch ihre Völker Freunde unter einander. Und die Könige standen still und schauten in die Ferne. Da ging Hiram, dem Beherrscher von Tyrus, das Herz auf, und er sprach zu Salomon : „o wohl uns daß wir Freunde sind! Stehen wir nicht anch, wie die (Ze dern auf unsern Höhen, und unsere Völ ker um uns her Da antwortete Salomon und sprach: „wohl nennt man die Eeder mit Recht den königlichen Bauin. Er ist der höchste von allen und seine Gestalt ist voll Ma jestät ; er wächst auf der Höhe des Ge birges ; aus den Wolken trinkt er, und be darf nicht des Baches, der seinen Fuß net ze. — Seine Wurzel umfasset die Felsen der Erde, und er tauchet sei» Haupt in die Bläue des Himmels. Jahrhunderte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt; aber er stehet unerschüt tert, frei, wie ein Gott, uud ohne die Be dürfnisse des niedern Thales. Darum heißt er auch ein Baum Gottes, den Je hova gepflanzt hat, und steht, ein Bild den Gesalbten des Höchsten." „Eines nur fehlet ihm," sagte Hiram, „die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht." Da lächelte Salomon und sprach : "re dest du im Scherz, Hiram, oder als Be herrscher des gewinnenden Volkes? Duf tet denn nicht die ganze Eeder » Und wozu der hochragenden Königin des Ge birges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäu menden Wogen? Wölbt sie nicht die Pa läste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Je hova's. Mein Freund, es gibt edlere Früchte, als welche der Gaumen verlangt." Indem sie also redeten, rollte plötzlich ein Gewitter hinauf gen Libanon, und es donnerte gewaltig. Die Könige aber standen im Dickicht des Waldes, schwei gend und voll Ehrfurcht. Da kam ein Strahl aus dem Gewölk und zerriß eine Eeder vom Gipfel bis zur Wurzel, uud, krachend, stürzte sie am Abhang des Ge birges hernieder. Das Gewölk aber zog brausend vorüber. Da traten die Könige zu der gefallenen Eeder uud sprachen unter einander : „was ist alle irdische Größe vor dem Angesichte des Erhabenen? —Er rollet die Himmel zusammen, wie ein Gewand, und die Er de ist vor ihm, wie ein Tropfen am Eimer. Wer mag bestehen vor dem König der Könige?" Nach einem langen stillen Nachdenken, während sie vor der zerschmetterten Eeder standen, sprach Hiram: ~wenn man die Natur in ihrer furchtbaren. Größe gesehen hat, dünkt es beinahe thöricht dem Herrn der Schöpfung einen Tempel bauen zu wollen. Wozu bedürfte er des Tempels von Menschenhänden gemacht?" „Nicht er," antwortete Salomon, „a -ber der Mensch bedarf dessen. Das un ermeßliche Werk der Schöpfung beuget ihn nieder und gesellet ihn zu dem Stau be, aus welchem sein Leib gebildet ward. Sein eigenes Werk, als ob es den Un sichtbaren, Allgegenwärtigen umschlösse und begränzte, soll ihn erheben. Nicht das beinerne und fleischerne Gewöl be der Brust ist der Geist des Menschen; Hiram, auch wir sind göttlichen Geschlech tes!" Manfenbe Attnmer 49. Die Könige schwiegen lange. Darauf sagte der Beherrscher von Tyrus: „ach, unser Königsleben gleichet dieser Ceder vor dem Wetter!" ~Wohl," erwiederte Salomen, „es glei che auch der Ceder nach dem Wetter! Ver nimmst du, Hiram, welchen Wohlgeruch sie jetzt in ihrem Tode über den Wald verbreitet?" Treue. Aus der Treue gegen Menschen erken ne man die Treue zu Gott. Pinehas, der Sohn Jair, ein armer, aber redlicher Mann, wohnte in einer Stadt gegen den Mittag. Es kamen Männer zu ihm, die ihm Getreide aufzuheben ga ben i sie vergaßen es abzuholen und reifs ten weg. Was that PinehaS; Er ließ das Getreide alle Jahre säen und ernten und in die Scheuer sammeln. Nach sie ben lahren kamen die Männer wieder u. forderten ihr Getreide. Pinehas erkann te sie alsbald und sprach zu ihnen: "kommt und nehmet die Schätze, die der Herr euch gesegnet hat; siehe, da habt ihr das Eure.'' Simeon, der Sohn Scherach, kaufte von einem Ismaeliten einen Esel. Sein Sohn ward gewahr, daß am Halse des E sels ein Edelstein hing, und sprach zum Vater: der Segen des Herrn macht reich." —„Nicht also," antwortete Simeon, „den Esel habe ich gekauft, aber den Edelstein nichtund gab ihn dem Ismaeliten wieder. Der Zu seinem Lieblinge sprach einst ein gü tiger König; "bitte von mir, was du willst, es soll dir werden." Und der Jüngling sprach bei sich selbst : "warum soll ich bitten, daß es mich mei nes Wunsches nicht gereuen möge? Ehre und Ansehen habe ich schon; Gold und Silber sind das ungetreueste Geschenk der Erde. Um des Königs Tochter will ich bitten, denn sie liebt mich, wie ich sie liebe; und mit ihr empfange ich alles Andre, vor allen auch das Herz meines gütigen Wohl thäters, denn er wird durch dieses Ge schenk mein Vater." Der Liebling bat, und die Bitte ward ihm gewährt. Als Gott dem Jünglinge Salomon zu erst im Traume erschien, sprach er zu ihm : "bitte, was ich dir geben soll, und ich will dir's geben." Und siehe, der Jüngling bat nicht um Silber und Gold, nicht um Ehre und Ruhm und langes Leben; er bat um die Tochter Gottes, die himmlische Weisheit, und empfing mit ihr, was er je hätte bit ten mögen. Ihr also weihete er seine schönsten Ge sänge und pries sie den Sterblichen an, als die einzige Glückseligkeit der Erde. So lange er sie liebte, besaß er das Herz Gottes und die Liebe der Menschen; ja nur durch sie lebet er auch nach seinem To de noch diesseits des Grabes. Hohes Alter. Im nördlichen Europa leben die meisten alten Leute; im Stift Aggerhaus in Norwegen wurden im Jahre fast 150 Ehepaar gezählt, deren jedes über 8V Jahre verheirathet war. Die meisten Personen, welche ein ho hes Alter erreichten, waren verheirathet und lebten mäßig ; doch nicht immer. Zu Montelemberg starb ein 170 jähriger Greis, der bis in sein LOstes Jahr ein gro ßer Säufer gewesen war. Zu Neapel starb im Jahre 18L5 ein Mann, der 1716 geboren war. Er hatte sich frühe dem Trünke und andern bösen Angewohn heiten so sehr ergeben, daß er nur selten gesund wurde. Der Todesstrafe war er zweimal entwischt. Die zwei ältesten Menschen der letzten tausend Jahre waren ein Schottländer und ein Ungar. Beide wurden 185 Jahre alt. Letzterer konnte noch wenig Tage vor seinem Tode am Stocke herumgehen und betteln. Er hin terließ ein unversorgtes Söhnlein von S 5